„Herr, du weißt alles“
Johannes 21,17

Arno Clemens Gaebelein

© SoundWords, online: 26.07.2025, updated: 16.08.2025

Der Herr ist allwissend 

„Herr, du weißt alles.“ Das antwortete Petrus, als der Herr Jesus Christus seinen bußfertigen Jünger zum dritten Mal fragte: „Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb?“ (Joh 21,17). Petrus erkannte mit diesen Worten die Allwissenheit des Herrn an und drückte seinen Glauben an die Gottheit Christi aus. Nicht nur bekannte er Ihn in Cäsarea Philippi als den Sohn Gottes (Mt 16,16), sondern er sagte später auch: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,68-69). Während Petrus und die anderen Jünger mit dem Herrn umherzogen, erlebten sie oft genug seine Allwissenheit und fanden reichlich Beweise für seine Gottheit.

Nur Gott besitzt Allwissenheit. Christus, unser Herr, offenbarte seine göttliche Allwissenheit. Er wusste alles:

  • Er kannte die innersten Gedanken seiner Jünger, die manchmal zweifelten und zwiespältig waren (Joh 6,61).
  • Er kannte die geheimen Pläne seiner Feinde (Mt 22,18). 
  • Ihm war nicht verborgen, was in der Stunde seines Sühnungstodes geschehen würde (Joh 18,4).
  • Er hörte das Gespräch zwischen Petrus und dem Zöllner mit, obwohl Er nicht anwesend war (Mt 17,24-25).
  • Er wusste alles über Judas, der Ihn verraten, und über Petrus, der Ihn verleugnen würde (Joh 6,64; Mt 26,34.75).
  • Bevor Nikodemus begann, über das Reich Gottes nachzudenken, wusste der Herr bereits alles über ihn (Joh 3,10).
  • Er deckte die Geheimnisse der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen auf (Joh 4,16-18).
  • Er kannte alle Menschen, mit denen Er in Berührung kam, „und hatte nicht nötig, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen; denn er selbst wusste, was in dem Menschen war“ (Joh 2,24-25).

Psalm 139 beschreibt die Allwissenheit Christi mit den Worten:

  • Ps 139,1-6: HERR, du hast mich erforscht und erkannt! Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Gedanken von fern. Du sichtest mein Wandeln und mein Liegen und bist vertraut mit allen meinen Wegen. Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, HERR, du weißt es ganz. Von hinten und von vorn hast du mich eingeengt und deine Hand auf mich gelegt. Kenntnis, zu wunderbar für mich, zu hoch: Ich vermag sie nicht zu erfassen.

„Herr, du weißt alles.“ Diese Wahrheit ist für uns, sein Volk, von unaussprechlicher Glückseligkeit und Trost. Dass der, der uns liebt, der unser Herr und unser Freund[1] ist, alles weiß, sollte uns täglich Freude, Gewissheit und Frieden schenken und uns lehren, jeden Tag so zu leben, dass es Ihm gefällt.

Er weiß alles über unsere Sünden

Er kannte uns schon, lange bevor wir existierten, und Er hatte unsere Sünden bereits an seinem Leib auf dem Kreuz getragen (1Pet 2,24a), bevor wir sie begingen. Wir alle können mit dem Apostel Paulus sagen: „Christus hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben“ (Gal 2,20). Diese „Kenntnis ist zu wunderbar für uns“ (Ps 139,6)! Sie übersteigt unseren begrenzten Verstand. Und obwohl Er alles über uns wusste – über die Sünden, die wir begehen würden, über die Verdorbenheit unserer gefallenen Natur, über die Verdorbenheit unserer Herzen –, hat Er uns geliebt und erlöst.

Er kennt unser Versagen und unsere Schwachheiten

Er kennt unser Gebilde, ist eingedenk, dass wir Staub sind“ (Ps 103,14). Weil Er unser Versagen kennt, brauchen wir uns nicht zu fürchten, zu Ihm zu kommen und Ihm alles darüber und über unsere Fehler zu sagen. Es gefällt Ihm, wenn wir all das in sein Licht bringen und nichts vor Ihm verbergen, sondern unsere Sünden und unser Versagen bekennen. Und weil Er unsere Schwachheiten kennt, haben wir sein gnädiges Mitleid, denn „er ist in allem versucht worden in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde“ (Heb 4,15).

Er kennt unsere Sorgen und Nöte

Er kannte das Leid Israels vor Tausenden von Jahren, als sie in Ägypten litten. Er erschien im brennenden Dornbusch als der Engel des HERRN, als der „Ich bin“ und sagte: „Ich weiß, wie sehr sie leiden“ (2Mo 3,7; Neue Genfer Übersetzung). Ebenso kennt Er auch heute noch die Not seines Volkes. Er weiß, was wir sind, denn Er selbst war in seinem irdischen Leben „ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut“. Wir wissen, dass „er unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen hat“ (Jes 53,3-4). Deshalb können wir mit unserem Leid und unserem Kummer jederzeit zu Ihm kommen, weil Er alles weiß und uns den Trost geben kann, den wir brauchen, „denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden“ (Heb 2,18).

Er kennt unsere Lasten und Sorgen

Er kennt all unsere Ängste und all unsere Furcht. Er ist daran interessiert und fordert uns in seinem Wort auf: „Wirf auf den HERRN, was dir auferlegt ist, und er wird dich erhalten“ (Ps 55,23). Er kennt unsere Sorgen und Ihm liegt an uns, „denn er ist besorgt für uns“ (1Pet 5,7). Wenn wir immer daran denken, brauchen wir uns um nichts zu sorgen, sondern können „in allem durch Gebet und Flehen mit Danksagung unsere Anliegen vor Gott kundwerden lassen“ (Phil 4,6).

Er kennt unsere Versuchungen

Satan kam, um Petrus wie den Weizen zu sichten, aber der Herr sah den Versucher kommen. Bevor Satan seinen Plan ausführen konnte, hatte der Herr für Petrus gebetet [Lk 22,31-32]; daher versagte Petrusʼ Glaube nicht. Und obwohl Petrus sündigte, konnte Satan ihn nicht von seinem Herrn trennen. Der Herr weiß alles, was der Verkläger der Brüder tut [Off 12,10]; Er kennt seine List und vermag diejenigen, die Ihm vertrauen, zu beschützen und sie aus der Falle zu befreien. „Keine Versuchung hat euch ergriffen als nur eine menschliche; Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt“ (1Kor 10,13).

„Herr, du weißt alles“

Er kennt unsere Motive; Er weiß, wenn andere uns missverstehen oder falsch beurteilen; Er weiß um jedes Unrecht, das einem Glied seines Leibes angetan wird; Er kennt unsere Gebete im Verborgenen; Er kennt unsere Tränen und sammelt sie, wie David sagte, „in seinem Krug“ (Ps 56,9; Luther 2017). Er kennt jeden kleinen Dienst, den wir in seinem Namen und um seinetwillen tun, ebenso wenn wir uns selbst aufopfern und um seines Namens willen leiden.

„Der HERR kennt den Weg der Gerechten“ (Ps 1,6). Er „kennt die Tage der Vollkommenen“ (Ps 37,18); Er kennt den Weg und hat verheißen: „Ich will … dich den Weg lehren, den du wandeln sollst“ (Ps 32,8). „Er kennt die Geheimnisse des Herzens“ (Ps 44,22), und Er „hat Kenntnis genommen von den Bedrängnissen meiner Seele“ (Ps 31,8).

Was für ein Segen ist es doch, zu Ihm aufzublicken und mit dem Apostel Petrus zu sagen: „Herr, du weißt alles.“ Welche Ruhe bringt das dem Herzen, das auf den Herrn vertraut! Welche Zuversicht und Sicherheit gibt uns das!

So lasst uns Ihm auch dementsprechend vertrauen! In jeder Prüfung kann der Glaube sagen: „Der Herr weiß alles darüber.“ In jedem Leid und jeder Bedrängnis können wir den Trost beanspruchen, dass „der Herr weiß“. Was auch immer uns niederdrückt, selbst wenn wir noch so ratlos sind und Gottes Führung rätselhaft erscheint – wir können allem getrost entgegensehen und sagen: „Er weiß es.“ Dann werden wir unser Leben so gestalten, dass es Ihm gefällt und seinen würdigen Namen ehrt. „Herr, du weißt alles.“


Originaltitel: „Lord, Thou knowest all Things“, 1927, 
in Foundation, Jg, 39, Nr. 1, 2018, S. 20–22.

Übersetzung: Gabriele Naujoks

Anmerkungen

[1] Anm. d. SW-Red.: Das Neue Testament spricht nicht davon, dass der Herr Jesus „unser Freund“ ist. Vielmehr heißt es, dass Er uns seine Freunde nennt, wenn wir tun, was Er uns gebietet, und dass Er seinen Freunden all das offenbart, was Er von seinem Vater gehört hat: „Größere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe“ (Joh 15,13-15). Ebenso heißt es über Abraham, dass er „Freund Gottes genannt wurde“ (Jak 2,23; vgl. 2Chr 20,7; 2Mo 33,11), ja Gott selbst nannte ihn so (Jes 41,8) und wollte vor ihm nichts verbergen: „Der HERR sprach: Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?“ (1Mo 18,17). (Siehe auch den Artikel „Abraham, der Freund Gottes“ in Folge mir nach, 04/2022, S. 24–27.) Nicht wir haben unseren Herrn Jesus Christus als Freund erwählt, sondern Er hat uns erwählt, und es ist ein besonderes Vorrecht und eine besondere Ehre, dass Er uns seine Freunde nennt. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir Ihn auf unsere Ebene herabziehen und wie unseresgleichen behandeln dürften. Er ist unser Herr. Gleichwohl dürfen wir eine enge, vertraute Beziehung zu Ihm haben; denn Er ist kein ferner Gott. (Siehe auch den Artikel „Freunde“ in Folge mir nach, 03/2012, S. 30–32.)

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