Der Sohn Gottes von Ewigkeit her
Sprüche 8,22-31; Johannes 1,1-18

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online: 17.11.2008, updated: 13.11.2023

Leitverse: Sprüche 8,22-31

Spr 8,22-26: Der HERR besaß mich im Anfang seines Weges, vor seinen Werken von jeher. Ich war eingesetzt von Ewigkeit her, von Anbeginn, vor den Uranfängen der Erde. Ich war geboren, als die Tiefen noch nicht waren, als noch keine Quellen waren, reich an Wasser. Bevor die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln war ich geboren; als er die Erde und die Fluren noch nicht gemacht hatte, und den Beginn der Schollen des Erdkreises.

In Sprüche 8 wird über die Weisheit gesprochen, wie sie seit der Ewigkeit bei Gott war. Wir haben in den Versen 22 bis 26 zum ersten Mal die Weisheit vor Grundlegung der Welt.

„Der HERR besaß mich.“ – Viele bezweifeln, dass das Wort „besaß mich“ hier richtig übersetzt ist. Es ist nicht völlig unmöglich, aber besser könnte man doch „Der HERR bildete mich“ übersetzen. Aber ich verstehe, dass das sogleich eine Gefahr bedeutet. Allerdings ist die Gefahr in Wirklichkeit nicht so groß. Es heißt ja auch in Vers 23: „Ich war eingesetzt“, und in Vers 24 und 26: „Ich war geboren.“ Also, das Problem bleibt doch, und das Problem ist, dass schon in der frühen Kirchengeschichte viele Kirchenväter in diesen Versen zu Recht den ewigen Sohn Gottes sehen wollten und dass andere wiederum sagten: Aber Er kann gar nicht der ewige Sohn sein, denn es heißt ja hier, dass Er geboren, dass Er eingesetzt und in Vers 22 ins Dasein gerufen oder gebildet worden ist. Fazit: Den ewigen Sohn gibt es nicht.

Das ist jedoch ein Fehlschluss! Denn die einfache Frage ist: Wie lange ist Gott denn schon weise? Ist die Weisheit Gottes nicht genauso ewig, wie Gott ewig ist? Hier müsste doch eigentlich jeder verstehen, dass die Weisheit so lange bestanden hat wie Gott. Mal abgesehen davon, ob man den Herrn Jesus hier sehen möchte oder nicht. Deshalb heißt es auch in Vers 23: „Ich war eingesetzt von Ewigkeit her.“ Das heißt, diese Weisheit ist von Ewigkeit her geboren, so wie ein altes Glaubensbekenntnis der frühen Kirche auch von dem Herrn Jesus sagt, dass Er von Ewigkeit her aus dem Vater geboren war. Allerdings haben wir keinen direkten Hinweis in diese Richtung, außer dieser Schriftstelle. Aber jedenfalls bleibt dann die Wahrheit des ewigen Sohnes aufrechterhalten: von Ewigkeit her aus dem Vater geboren, von Ewigkeit ins Dasein gerufen; das ist ja für uns völlig unverständlich, denn von Ewigkeit ins Dasein gerufen heißt, dass Er ewig existiert hat.

„Im Anfang war das Wort.“ Nicht „ist das Wort geworden“, sondern „war es“. Welchen Anfang man hier auch nimmt, das Wort war schon da. Es heißt in Vers 22: „Der HERR besaß mich im Anfang seines Weges“; auch hier ist die Übersetzung, die die Elberfelder Bibel in der Fußnote angibt, besser: „als Anfang seines Weges“, das heißt nicht, dass Er der Erste war, der erschaffen worden wäre, so wie es zum Beispiel die Zeugen Jehovas behaupten. Überhaupt nicht, denn der Herr Jesus ist nicht erschaffen worden, Er ist der Schöpfer selbst.[1] Das Wort „als Anfang“ in Sprüche 8,22 ist aktiv gemeint, so wie in Offenbarung 3,14 der Herr Jesus auch „der Anfang der Schöpfung Gottes“ genannt wird, das heißt nicht, dass Gott mit Ihm angefangen hat, zu schaffen, dass Er also das erste Geschöpf wäre, sondern Anfang heißt dort aktiv, dass Er der Urheber der ganzen Schöpfung ist. Aus Ihm ist die ganze Schöpfung hervorgegangen, und das ist hier so einleuchtend.

„Der HERR besaß mich als Anfang seines Weges“, das heißt, Er war bei dem HERRN (Jahwe), die Weisheit war bei Ihm als Urheber all seiner Werke, das heißt, alle Werke des HERRN sind aus der Weisheit hervorgegangen oder sind durch seine Weisheit erschaffen worden.[2] Man kann auch sagen: „eingesetzt von Ewigkeit“ vor Grundlegung der Welt, so können wir all diese Verse zusammenfassen in Sprüche 8,22-26. Wenn irgendetwas erschaffen war oder wurde, da war schon längst die Weisheit vorhanden. Was der Geist Gottes hier klarmacht, ist, dass durch die Weisheit Gottes, das ist durch den Herrn Jesus, alles erschaffen worden ist, aber dass diese Weisheit selbst von Ewigkeit bei Gott war. Nun, ich glaube sehr, dass Johannes genau daran gedacht hat, als er Johannes 1 schrieb.[3]

Was steht nun in Johannes 1? Johannes gebraucht nicht das Wort „Weisheit“ und auch nicht „Torah“, sondern „Logos“: das Wort. Aber er meint genau dasselbe. „Im Anfang war das Wort“, das heißt, im Anfang der Schöpfung war das Wort schon längst da. Welchen Anfang man auch nimmt: Wenn man auch noch weiter zurückgeht, das Wort war schon immer da. In einigen wenigen Worten fasst Johannes alle diese Worte aus Sprüche 8 zusammen. Dann sagt er: „Das Wort war bei Gott“, so wie in Sprüche 8 die Weisheit als Person gesehen wird, die „bei Gott“ war, sogar als Schoßkind bei Ihm, und so wie Johannes 1,18 sagt: „… der eingeborene Sohn, der in dem Schoß des Vaters ist.“

Und dann sagt Johannes: „Und das Wort war Gott.“ Denn wie könnte man Gottes Weisheit von Ihm selbst trennen? Wenn die Weisheit hier personifiziert wird, dann müssen wir doch immer bedenken, dass es die göttliche Weisheit ist, dass es Gott selbst ist, der sich in dieser Weisheit offenbart. Das Wort war bei Gott, Schoßkind in seinem Schoß und zur gleichen Zeit: „Das Wort war Gott.“ Denn in der Weisheit Gottes ist es Gott selbst, der sich offenbart, es ist seine Weisheit, und die Person, die hier in dieser Weisheit dargestellt wird, der Herr Jesus, ist genauso Gott, wie der Vater Gott und wie der Heilige Geist Gott ist. Das ist die Weisheit, das ist die Torah, das ist der Logos (das Wort). Der Ausdruck „Wort“ ist eine unglückliche Übersetzung, wie könnte das deutsche Wort zum Ausdruck bringen, was alles in dem Wort Logos enthalten ist? Das Wort Logos beinhaltet kurz gesagt alles, was im Wort Weisheit und Torah steckt. Ich möchte das jetzt nicht sprachlich alles erklären. Jedenfalls ist das der Reichtum des Wortes in Johannes 1,1: „Im Anfang war der Logos“, oder: „war die Weisheit, die Torah, als Schoßkind bei dem Vater.“

Spr 8,27-31: Als er die Himmel feststellte, war ich da, als er einen Kreis abmaß über der Fläche der Tiefe; als er die Wolken droben befestigte, als er Festigkeit gab den Quellen der Tiefe; als er dem Meer seine Schranke setzte, dass die Wasser seinen Befehl nicht überschritten, als er die Grundfesten der Erde feststellte – da war ich Werkmeister bei ihm und war Tag für Tag seine Wonne, vor ihm mich ergötzend allezeit, mich ergötzend auf dem bewohnten Teil seiner Erde; und meine Wonne war bei den Menschenkindern.

In den Versen 22 bis 26 geht es also darum, dass die Weisheit ewig ist. In den Versen 27 bis 31 geht es jetzt um einen anderen Gedanken, nämlich dass die Weisheit da war, als Gott schuf. In den Versen 22 bis 26 geht es um das, was vor Grundlegung der Welt war; Verse 22 bis 31: bei der Grundlegung der Welt. „Als er die Himmel feststellte, war ich da“ – natürlich war Er da, Er ist ja der Anfang der Wege Gottes in der Schöpfung. „Als Gott die Himmel feststellte“ – wie tat Er das? Gott ist der große Architekt, aber wer war der Baumeister? Der, der die Pläne des Architekten ausgeführt hat? Das ist die Weisheit. Das Wort Schoßkind in Sprüche 8 kann auch mit „Künstler/Werkmeister“ übersetzt werden. Die Meinungen sind verschieden, beides ist möglich, und was man bevorzugen möchte, das hängt von den Auslegern ab, aber vielleicht neige ich eher dazu, das Wort Künstler oder Werkmeister hier zu bevorzugen. Das heißt, Gott ist hier der große Architekt, aber Er hat alles gebaut durch die Weisheit.

Die Weisheit ist hier der Anfang der Schöpfung Gottes (Off 3,14). Sie ist der Urheber dieser Schöpfung, durch die Weisheit hat Gott erschaffen, durch den Sohn hat Gott die Welt erschaffen, durch den Logos, auch das haben wir ja in Johannes 1, das hatte ich fast vergessen. In Johannes 1,3 heißt es: „Alle Dinge sind durch das Wort geworden“, das ist genau das, was wir hier in Sprüche 8 finden. Sprüche 8 wird in Johannes 1 Zeile für Zeile erklärt. Durch Ihn sind alle Dinge geworden, und derselbe Johannes hat Offenbarung 3,14 geschrieben und schreibt in Offenbarung 19 von dem Herrn Jesus: „Und auf ihm steht geschrieben: der Logos Gottes“ – die Weisheit Gottes, die Torah Gottes. Denn durch Ihn hat Gott alles erschaffen, aber durch Ihn wird Gott alles neu erschaffen, denn das ist ja die Bedeutung von Offenbarung 3,14, es handelt sich dort um die neue Schöpfung. Ist der Herr Jesus der Werkmeister, der Künstler der alten Schöpfung, der künstlerisch die Pläne Gottes alle ausgeführt hat? So ist Er auch der Künstler der neuen Schöpfung. Wenn wir schon an dieser neuen Schöpfung teilhaben, dann ist Er der Künstler, der uns neu erschaffen hat und auch tagtäglich mit uns beschäftigt ist, damit wir immer besser ausgestattet werden, um die Absichten Gottes zu beantworten oder dem Zweck Gottes zu entsprechen. Das ist seine Absicht. Die Absicht des großen Künstlers, der sich jeden Tag mit uns beschäftigt, damit wir nach den Gedanken Gottes auf dieser Erde sein würden.

Er ist der Anfang der alten Schöpfung, Er ist der Künstler und der Werkmeister der neuen Schöpfung. Er hat alles erschaffen, die Wolken, die Fläche der Tiefe, als Er Festigkeit gab der Quellen der Tiefe, als Er dem Meer seine Schranken setzte, als die Wasser seinen Befehl nicht überschritten, als Er die Grundfesten der Erde feststellte: Alles, was Gott gemacht hat, geschah durch Ihn. Und in dieser Hinsicht ist vielleicht das Wort Künstler oder Werkmeister etwas zu bevorzugen, weil es deutlicher zum Ausdruck bringt, dass Gott alles durch die Weisheit erschaffen hat; und weil die Weisheit hier als Person dargestellt wird, kann man sagen, dass durch diese Person, durch diesen Werkmeister, der große Architekt alles ausgeführt hat. Er ist Künstler und Werkmeister.

Aber auch diese Übersetzung, die wir hier finden, ist durchaus möglich und aus sprachlichen Gründen nach anderen Auslegern etwas zu bevorzugen, obwohl beide möglich sind. „Da war ich Schoßkind bei ihm“ oder „Pflegekind/Liebling“. Die Frage ist natürlich, was hätte der Jude sich dabei denken können? Das sind Fragen, die sich nur beantworten lassen im Licht des Neuen Testamentes. Ich habe gesagt, dass hier die Weisheit so sehr die Weisheit Gottes ist, man kann sie ja nicht von Gott trennen, und trotzdem wird sie hier als eine Person, die von Gott geliebt wird, dargestellt. Kann man sagen, dass Gott seine eigene Weisheit liebt? Das scheint wohl sinnlos, das zu sagen. Aber hier ist die Weisheit eine Person, die im Schoß Gottes sitzt und von Ihm geliebt wird. Schoßkind heißt ja „Liebling“ oder „Pflegekind“ – tagtäglich seine Wonne. Wie ist das zu verstehen? Das ist außerhalb des Lichtes des Neuen Testamentes nicht zu verstehen. Das Wort war bei Ihm und das Wort war Gott: Das kann man auch kaum verstehen, obwohl es schon das Neue Testament ist, da bleibt man vor Tiefen stehen, die man nicht ergründen kann. Das Wort war bei Gott, der Sohn war im Schoß des Vaters, zur gleichen Zeit war der Sohn Gott, so wie der Vater Gott ist und war.

Schoßkind bei Gott, durch Ihn, oder eigentlich ganz buchstäblich müsste man ständig sagen, durch sie. Denn die Juden sagten auch, dass die Torah eine Tochter Gottes ist. Durch sie, Frau Weisheit, hat Gott alles erschaffen, und sie war Tag für Tag seine Wonne. Das Wort „seine“ steht nicht da, man kann das auch im Text der Elberfelder Übersetzung sehen. Persönlich glaube ich, dass die Bemerkung es richtiger hat. Die Weisheit sagt, als ich alles erschuf, „war ich lauter Wonne“. Es geht nicht so sehr darum, dass Er die Wonne Gottes war, das wird schon in dem Wort Schoßkind genügend zum Ausdruck gebracht.

Aber hier sehen wir den Werkmeister, der Freude an seiner Arbeit hat, so wie der Baumeister sieht, wie das Werk unter seinen Händen wächst. Er freut sich an der Arbeit. Er war lauter Wonne, sein ganzes Herz war entzückt über das, was da heranwuchs unter seinen Händen, als Er die Welten erschuf. Tag für Tag – man könnte fast an die sechs Schöpfungstage denken – war ich lauter Wonne, habe ich mich ergötzt, so wie es hier heißt, vor Ihm, also in Bezug auf Ihn; buchstäblich so sagt es das Hebräische: spielend. Es ist ein Kind, ein Schoßkind, es ist ein spielendes Kind vor seinem Vater, das sich ganz wohl fühlt in der Nähe des Vaters und das lauter Wonne ist in seinem Spiel. Ist das nicht herrlich? Wir hätten das nie ersonnen, aber die Weisheit selbst spricht so, so wie ein Kind spielt und sich ein Häuschen baut und daran Freude erlebt, so war der Sohn im Schoß des Vaters. Vor Ihm spielend, dieses ernste, aber freudevolle Spielen der Schöpfung, wie hat Gott und wie hat der Herr Jesus Freude gehabt, in diesem Spiel der Schöpfung, bauend an dem großen Haus des Weltalls, mich ergötzend spielend vor seinem Angesicht. „Allezeit mich ergötzend auf“ – und auch hier möchte ich lieber lesen: „mich ergötzend an dem bewohnten Teil seiner Erde“, an dem Erdreich, mich ergötzend an allem, was Er baute, was aus seinen Händen hervorging.

Aber wenn ich gesagt habe, dass wir hier noch eine größere Tiefe haben, wenn wir an die neue Schöpfung denken, dann wird auch dieses Ergötzen noch viel tiefer. Denn buchstäblich hat Er sich nur ergötzt an der Schöpfung bis zu dem Sündenfall und nachher? Hat Er sich dann noch ergötzen können an der Schöpfung? Ja! Indem Er von dem Sündenfall an in dem Menschen einen neuen Grund zur Freude sah. Er sah sie als die möglichen Gegenstände der Erlösung. Hätte doch dieses Sich-Ergötzen bei dem Sündenfall aufgehört, wo wären wir geblieben? Wenn der Herr Jesus in diese Welt geboren wird, da sagen die Engel, dass Gott ein Wohlgefallen an den Menschen hat. Nicht weil sie so vollkommene Geschöpfe sind (sie sind in die Sünde gefallen), und doch Wohlgefallen, doch Wonne, wie es hier heißt: „Meine Wonne war bei den Menschenkindern.“ Das Wort „war“ steht nicht da, man kann auch sagen „sind“ oder „ist“ mit den Menschenkindern. Das hat nicht bei dem Sündenfall aufgehört. Seine Wonne ist immer noch mit den Menschenkindern. Seine Wonne wird immer mit den Menschenkindern sein, das haben die Engel sozusagen in Lukas 2,14 versprochen.

Und dann habe ich gesagt, dass wir hinter der alten Schöpfung dann schon den Schatten der neuen Schöpfung sehen. Hinter der alten Schöpfung sehen wir das, was wir in 1. Korinther 2,6-8 haben, diese Weisheit Gottes vor Grundlegung der Welt. Denn nicht nur die Weisheit der ersten Schöpfung ist eine Sache von vor Grundlegung der Welt, auch die Weisheit für die neue Schöpfung bestand schon dort. Deshalb habe ich gesagt, wir haben einen doppelten Boden, die Weisheit vor Grundlegung der Welt beschäftigte sich auch schon mit der neuen Schöpfung, obwohl das in Sprüche 8 nicht geschrieben werden konnte. Das ist die Weisheit, die die Welt nicht verstanden hat, denn sonst hätten die Menschen den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Aber jetzt nach dem Kreuz, nach der Auferstehung, nach der Himmelfahrt hat sich diese Weisheit offenbart. Und die Engel und die Obrigkeiten und die Mächte und Gewalten in den himmlischen Örtern schauen jetzt die mannigfaltige Weisheit Gottes (Eph 3,10). Epheser 3,11 sagt, dass sich das auf den Vorsatz der Ewigkeiten bezieht, das ist die ewige Weisheit vor Grundlegung der Welt, die sich zuerst manifestierte in der alten Schöpfung. Schon damals haben die Engel gejubelt (Hiob 38,7), aber jetzt schauen die Engel auf die gar mannigfaltige Weisheit Gottes, als der Herr Jesus anfing, zum zweiten Mal als Künstler, als Werkmeister Gottes aufzutreten.

1. Korinther 8 sagt uns, dass alles aus Gott ist. Er ist der Architekt und Er hat alles erschaffen durch den Herrn Jesus, durch den Sohn, durch unseren Herrn. Er ist der Baumeister auch der neuen Schöpfung. Und wir, die wir an Ihn glauben, sind schon die Erstlinge der neuen Schöpfung, die ersten Werke aus seinen Händen. Und aufs Neue ergötzt Er sich an diesem Werk, so wie Er sich einmal ergötzen wird an der ganzen neuen Schöpfung, wenn es einen neuen Himmel und eine neuen Erde geben wird. Darauf geht es hin, denn Epheser 1 sagt uns, dass Gott uns dieses Geheimnis schon anvertraut hat. Wir dürfen es wissen, wir erzählen es nicht weiter, wir behalten es unter uns Gläubigen, denn die anderen verstehen es doch nicht; wir können es ruhig weiterzählen, aber keiner versteht es, es bleibt ein Geheimnis: das Geheimnis seines Willens, das wir in Weisheit und Einsicht verstehen können (Eph 1,8).

Und was ist diese große Weisheit? Es ist nicht nur die Versammlung/Gemeinde, sondern auch diese Tatsache, dass einmal in der Fülle der Zeiten alles unter seine Füße zusammengebracht wird. Dann werden wir als Erben mit Ihm regieren, das ist ein Geheimnis. Da wird die Weisheit Gottes auf das Herrlichste offenbart. Wenn dann die Versammlung Gottes mit Ihm verbunden sein wird, mit dem Herrn Jesus, die ganze Kirche, alle wahren Gläubigen, vom Pfingsttag bis zur Wiederkunft des Herrn, dann werden sie alle mit Ihm herrschen über das Weltall. Dann wird Er nicht nur alles erschaffen haben, alles neu erschaffen haben, sondern Er wird über alles herrschen, alles wird unter seine Füße gebracht werden, dann wird er herrschen als die Weisheit Gottes und die Kraft Gottes, und dann werden wir mit Ihm verbunden sein und ewig die Gegenstände seiner Wonne sein.


Auszug aus einem Vortrag

Anmerkungen

[1] Das geht auch aus Johannes 1,3 deutlich hervor: „Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist.“

[2] In Wirklichkeit heißt es hier Frau Weisheit, denn die Weisheit ist weiblich, das macht natürlich die Anwendung für uns etwas schwierig, aber es ist Frau Weisheit, das heißt, Gott hat durch Frau Weisheit, durch diese Weisheit alle Dinge erschaffen.

[3] Besonders weil die jüdische Überlieferung von dieser Schriftstelle in Sprüche 8 sagt, dass die Torah, also das Gesetz, vor Grundlegung der Welt, also noch vor dem Sinai, im Schoße Gottes war. Das Wort „Gesetz“ ist eigentlich keine gute Übersetzung. Die Übersetzung von Martin Buber ist sehr schön: Die Torah wird bei ihm mit Weisung übersetzt. Das deutsche Wort Weisung hängt ja mit Weisheit zusammen. Die Torah war Schoßkind bei Gott. Die Torah ist ja die alttestamentliche Offenbarung der Weisheit Gottes an den Menschen. Es ist das ganze Gesetz, und ich habe schon öfters gesagt, das ist der Grund, dass wir in diesem Buch der Sprüche so viele Gebote behandelt finden, besonders in den ersten neun Kapiteln. Das Gesetz ist der Ausdruck des Willens Gottes im Alten Bund. Und die Juden sagten, bevor die Torah in die Hände Israels gegeben wurde, war sie Schoßkind bei Gott, aufgrund dieser Schriftstelle.

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