Der Prophet Nahum (3)
Kapitel 3

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online: 16.11.2018, updated: 29.11.2018

Keine Heilung

Wir haben von dem Untergang Ninives gelesen. Das zweite Kapitel setzt dieses Thema fort und stellt fest, dass der Untergang endgültig war. Aber noch mehr: Die ersten vier Verse des dritten Kapitels zeigen uns die schreckliche Anklage des HERRN und warum ein schonungsloses Gericht auf die Stadt fallen musste.

Verse 1-6

Nah 3,1-6: 1 Wehe der Blutstadt, ganz erfüllt mit Lüge und Gewalttat! Das Rauben hört nicht auf. 2 Peitschenknall und Getöse des Rädergerassels und jagende Pferde und aufspringende Wagen; 3 heransprengende Reiter und flammendes Schwert und blitzender Speer und Mengen Erschlagener und Haufen von Toten und Leichen ohne Ende; man fällt über ihre Leichen! – 4 wegen der vielen Hurereien der anmutigen Hure, der Zauberkundigen, die Nationen mit ihren Hurereien und Familien mit ihrer Magie verkaufte. 5 Siehe, ich will an dich, spricht der HERR der Heerscharen; und ich werde deine Säume aufdecken über dein Angesicht und die Nationen deine Blöße sehen lassen und die Königreiche deine Schande. 6 Und ich werde Unrat auf dich werfen und dich verächtlich machen und dich zur Schau stellen.

Eine Stadt voller Blut, voller Lügen und Raub! Das ist die göttliche Beschreibung. Ihre ganze Herrlichkeit wurde durch die Ungerechtigkeit ihres Volkes befleckt. Ihre hochmütigen Bewohner erfreuten sich an grausamer Kriegsführung und blutigem Gemetzel. Der Anblick der Heere, die in der Schlacht zusammenstürmten, war ihre Freude.[1] Darum sollen andere über sie jubeln, wenn sie unter die Macht ihrer siegreichen Feinde fallen. Unreinheit war im Übermaß vorhanden; die Unreinheit des Fleisches und des Geistes, nämlich Prostitution und Zauberei, wurde offen betrieben und mit der Anbetung ihrer Dämonengötter verbunden. Darum war das Angesicht des HERRN gegen sie, und Er hatte beschlossen, sie zur Schau zu stellen und zu einer Warnung zu machen für alle, die ihren schändlichen Wegen folgen würden.

Verse 7-10

Nah 3,7-10: 7 Und es wird geschehen, jeder, der dich sieht, wird von dir fliehen und sprechen: Ninive ist verwüstet! Wer wird ihr Beileid bezeigen? Woher soll ich dir Tröster suchen? 8 Bist du vorzüglicher als No-Amon, die an den Strömen wohnte, Wasser rings um sie her? Das Meer war ihr Bollwerk, aus Meer bestand ihre Mauer. 9 Äthiopien war ihre Stärke, und Ägypter in zahlloser Menge; Put und Libyen waren zu ihrer Hilfe. 10 Auch sie ist in die Verbannung, in die Gefangenschaft gezogen; auch ihre Kinder wurden zerschmettert an allen Straßenecken; und über ihre Vornehmen warf man das Los, und alle ihre Großen wurden mit Ketten gefesselt.

Erst kurz zuvor soll ihr großer König, Sargon, No-Amon[2] zerstört und ihr Volk in Gefangenschaft geführt haben. Aber auch Ninive war schuldig und musste selbst zur Beute werden. An jenem Tag würden die umliegenden Völker die Stadt verspotten und ausrufen: „Ninive ist verwüstet! Wer wird ihr Beileid bezeigen?“ Am Tag des Zorns des HERRN war sie ohne Freunde und ganz allein. Herrisch und rachsüchtig, wie sie war, suchte sie nur ihre eigene Erhöhung und in keiner Weise das Wohlergehen der unterworfenen Städte und Provinzen. So musste sie lernen, dass „Gerechtigkeit eine Nation erhöht, aber Sünde die Schande der Völker ist“ (Spr 14,34). Menschliche Macht, die fortwährend Korruption und Gewalt praktiziert und fördert, kann nicht lange existieren. Der Allerhöchste herrscht in den Königreichen der Menschen, ob sie Ihn als Gott anerkennen oder nicht; und Er erniedrigt ein Volk und erhöht ein anderes nach seinem Belieben, indem Er alle ihre Wege berücksichtigt.

Vers 11

Nah 3,11: Auch du sollst trunken werden, sollst verborgen sein; auch du wirst eine Zuflucht suchen vor dem Feind.

Vers 11 scheint sich wieder auf das letzte ausschweifende Gelage in der Nacht ihres schrecklichen Untergangs zu beziehen, als die Stadt dahingegeben wurde.

Verse 12-15

Nah 3,12-15: 12 Alle deine Festungen sind Feigenbäume mit Frühfeigen: Wenn sie geschüttelt werden, so fallen sie den Essenden in den Mund. 13 Siehe, dein Volk ist zu Weibern geworden in deiner Mitte; deinen Feinden sind die Tore deines Landes weit geöffnet, Feuer verzehrt deine Riegel. 14 Schöpfe dir Wasser für die Belagerung; bessere deine Festungswerke aus! Tritt den Ton und stampfe den Lehm, stelle den Ziegelofen wieder her! 15 Dort wird das Feuer dich verzehren, das Schwert dich ausrotten, dich verzehren wie der Abfresser. Vermehre dich wie der Abfresser, vermehre dich wie die Heuschrecke!

Da die Festungen den einfallenden Horden nicht widerstehen konnten, waren sie wie Feigenbäume: So wie der Feigenbaum seine ersten reifen Früchte in den Mund des Essers wirft, so gossen die Festungen ihre betrunkenen Gastgeber zur Zerstörung aus. So war der Niedergang der Stadt an dem Tag vollständig, als das Feuer ihre Paläste verschlang.

Verse 16.17

Nah 3,16.17: 16 Du hast deine Kaufleute zahlreicher gemacht als die Sterne des Himmels. Der Abfresser fällt raubend ein und fliegt davon. 17 Deine Auserlesenen sind wie die Heuschrecken und deine Kriegsobersten wie Heuschreckenschwärme, die sich an den Zäunen lagern am Tag des Frostes; geht die Sonne auf, so entfliehen sie, und man weiß ihre Stätte nicht – wo sind sie?

So wie grüne Blätter von den Heuschrecken aufgefressen und vertilgt werden, so musste Ninives Pracht ein Ende gesetzt werden. Und falls jemand das Bild der Heuschrecke auf die Assyrer selbst anwenden möchte: Sie waren wie ein vor Kälte steifer Insektenschwarm geworden, der nicht in der Lage ist, seiner Beute nachzujagen, und der flieht, wenn er von den Sonnenstrahlen erwärmt wird, „und man weiß ihre Stätte nicht – wo sind sie“?

Verse 18.19

Nah 3,18.19: 18 Deine Hirten schlafen, König von Assyrien, deine Edlen liegen da; dein Volk ist auf den Bergen zerstreut, und niemand sammelt es. 19 Keine Linderung für deine Wunde, dein Schlag ist tödlich! Alle, die die Nachricht von dir hören, klatschen über dich in die Hände; denn über wen ist nicht deine Bosheit beständig ergangen?

So sollte Sarakus, der Enkel des berühmten Esar-Haddon, des letzten Königs Assyriens, zusammen mit all seinen Adligen und seinem Volk umkommen; denn der Gott, den er nicht kannte und den zu kennen er sich nicht bemühte, hatte feierlich erklärt: „Keine Linderung für deine Wunde, dein Schlag ist tödlich! Alle, die die Nachricht von dir hören, klatschen über dich in die Hände; denn über wen ist nicht deine Bosheit beständig ergangen?“

Ninive ist gefallen und wird niemals mehr aufstehen. Ihre mächtigen Männer sind mit all ihrer Schuld und ihren Sünden von der Bildfläche verschwunden und werden nie mehr unter den Lebenden zu finden sein, bis zu jenem Tag, „wenn die Sonne kalt ist und die Sterne alt sind und die Blätter des Gerichtsbuchs aufgetan sind“.[3]

Aber in der Krise der letzten Tage wird eine erbitterte und ruchlose Macht das Land besetzen, das einst von der am Tigris gelegenen Stadt Huzzab [Ninive] beherrscht worden war (Nah 2,7). Diese Macht wird die Merkmale und den bitteren Hass auf Gott und sein Volk haben, die einst für Assyrien charakteristisch waren. Da sie in Assurs Geist und Macht erscheinen wird, wird sie ausdrücklich „der Assyrer“ oder „der König des Nordens“ genannt. Dessen endgültiger Untergang wird in Nahums Prophezeiung über den Fall Ninives vorausgesagt.

So hat dieses Buch für uns einen zweifachen Wert: Es teilt uns mit, wie sich inspirierte Prophezeiung in der Vergangenheit erfüllt hat, und versichert uns auf diese Weise, dass alles geschehen wird, was Gott seine von Ihm inspirierten Propheten hat voraussagen lassen. Möge es unser Teil sein, „das Buch zu essen“, bis unser ganzes Wesen von seiner Wahrheit durchdrungen ist, damit wir als Fremde und Pilger über diesen Schauplatz gehen können, über den der Allerhöchste das schreckliche Wort TEKEL geschrieben hat! (Dan 5,27: „Tekel – du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden.“)


Originaltitel: „Notes on the Prophecy of Nahum“
aus Notes on the Minor Prophets, 1909
Quelle: http://www.plymouthbrethren.org/article/4847

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] Die Stadt Ninive scheint den Geist ihres Gründers Nimrod, des Kuschiters, geerbt zu haben: „Er war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN“ (1Mo 10,8.9), der sich an der mutwilligen Jagd der Nationen nach Beute erfreute. Anm. d. am. Hrsg.

[2] No Amon wird in der Authorized Version „Volk Nein“ genannt.

[3] Anm. d. Red.: Till the sun grows cold, and the stars are old, and the leaves of the Judgement Book unfold! Aus dem Gedicht Bedouin Song, geschrieben im Jahr 1853 von Bayard Taylor (1825–1878), einem amerikanischen Dichter und Schriftsteller.


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