Geistliche Trägheit
Brennen wir noch für Christus?

G.F. Barlee

© SoundWords, online: 10.03.2023, updated: 04.06.2023

Träge oder fleißig?

In diesen letzten Tagen werden die Kinder Gottes von einer sehr realen Gefahr bedroht, die sehr heimtückisch und deshalb umso gefährlicher ist: geistliche Trägheit. Diese Gefahr bestand früher kaum, als das Bekenntnis zu Christus bedeuten konnte, dass man seinen gesamten Besitz verlor und möglicherweise sogar sein Leben. Wenn jemand sich zum Glauben bekannte, musste er es todernst meinen, denn das Risiko, Hab und Gut oder sogar sein Leben zu verlieren, war sehr real und groß. Doch heutzutage besteht dieses Risiko im Allgemeinen nicht mehr. Jeder denkt und glaubt, was er will, und niemand nimmt Notiz davon.

Doch wie kommt es, dass heute [dort], wo Verfolgung praktisch aufgehört hat, so wenige Christen bereit sind, wie der Apostel Paulus alles aufzugeben, um „Christus zu gewinnen“ (Phil 3,8)? Viele beginnen ihren Glaubensweg mit großem Eifer und sind sehr darauf bedacht, für Christus zu wirken. Doch nach und nach lässt die erste Liebe nach und allmählich werden sie vom Geist der Trägheit überwältigt. Nun begnügen sie sich damit, äußerlich ein tadelloses Leben zu führen, jedoch ohne ein „Herz für Christus“ zu haben. Der Herr ist nicht mehr das einzige Objekt ihrer Liebe, und manchmal kann man kaum einen Unterschied zwischen ihnen (auch wenn sie wahre Gläubige sind) und den Menschen der Welt erkennen. Könnte die Ursache für diesen traurigen Niedergang „geistliche Trägheit“ sein? Der Geist Gottes hat diese ernste Gefahr in Betracht gezogen, denn allein im Buch der Sprüche ist in zahlreichen Versen die Rede von „Faulheit“ und ihren Folgen; und oft genug wird der Gläubige direkt oder indirekt dazu aufgefordert, „fleißig“ zu sein.

Ursachen für geistliche Trägheit

Wir wollen versuchen herauszufinden, was im christlichen Leben die Hauptursache oder der Keim für diese schreckliche geistliche Krankheit ist, die das Leben des Gläubigen auslaugt und jedes wahre Zeugnis für Christus zerstört.

1. Das Gebet vernachlässigen

Ich glaube, der Niedergang beginnt damit, dass wir das Gebet vernachlässigen. In fast allen Briefen betont der Geist, wie wichtig das Gebet ist: „Im Gebet haltet an“ (Röm 12,12), „Betet zu aller Zeit mit allem Gebet“ (Eph 6,18), „Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung“ (Kol 4,2), „Betet unablässig“ (1Thes 5,17).

Unser Herr war während der dreieinhalb Jahre seines öffentlichen Dienstes ständig im Gebet, und einmal verharrte Er die ganze Nacht im Gebet zu Gott. In der Nacht, als Er verraten wurde, betete Er auf dem Ölberg so lange, bis Er schließlich in Todesangst noch intensiver betete und sein Schweiß wie große Blutstropfen auf die Erde fiel. Wenn dieser sündlose Mensch, unser großes Vorbild, das Gebet so nötig hatte, wie sehr haben dann wir das Gebet nötig!

2. Die Bibel vernachlässigen

Der nächste Schritt auf dem Weg abwärts besteht darin, dass wir die Bibel vernachlässigen. Als der HERR nach Moses Tod Josua anwies, wie er das Volk ins Land führen sollte, sagte Er: „Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst darüber nachsinnen Tag und Nacht“ (Jos 1,8). Außerdem ordnete Gott an, was zu tun war, wenn das Volk später einen König haben wollte wie die anderen Völker um sie herum: Dieser König sollte nur ein von Gott erwählter Mann sein; und „wenn er auf dem Thron seines Königreiches sitzt, so soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben. … Er soll alle Tage seines Lebens darin lesen, damit er den HERRN, seinen Gott, fürchten lerne“ (5Mo 17,18.19).

Das „Wort des HERRN“ wird im Gesetz und in den Propheten immer wieder erwähnt, und die Psalmen erinnern uns wiederholt daran, wie segensreich es für uns ist, Gottes Gebote zu studieren und darüber nachzudenken. Als unser Herr vom Teufel versucht wurde, besiegte Er ihn nur mit dem Schwert des Geistes, dem Wort Gottes. Als Er von den Schriftgelehrten und Pharisäern angefeindet wurde, war seine Antwort stets: „Was sagt die Schrift?“

Deshalb schreibt der Apostel Paulus an Timotheus: „Du kennst von Kind auf die heiligen Schriften, die imstande sind, dich weise zu machen“ (2Tim 3,15). Petrus schreibt in seinem ersten Brief: „Wie neugeborene Kinder seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch diese wachst“ (1Pet 2,2). Später schreibt er an diejenigen, „die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben“ (2Pet 1,1), und warnt sie eindrücklich vor der Gefahr, im christlichen Wandel nachlässig zu werden, damit sie „nicht fruchtleer würden in Bezug auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus“ (2Pet 1,8). Er versucht, sie aufzurütteln, indem er sie an diese Dinge erinnert.

3. Sich an die Welt anpassen

An diesen wenigen Beispielen sehen wir, wie wichtig es ist, die Heilige Schrift, das Wort Gottes, zu lesen und darüber nachzudenken, denn wenn wir das Bibellesen vernachlässigen, gelangt die träge Seele allmählich auf die dritte Stufe des Niedergangs: Sie passt sich an die Welt an und verliert auf diese Weise jene Absonderung, auf die die Heilige Schrift so unbedingt besteht. Als Beweis hierfür könnte man leicht viele Bibelstellen zitieren, aber das ist kaum nötig. Nur zwei Verse aus Johannes 17 möchte ich hier anführen: „Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,14). „Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast“ (Joh 17,11).

„Bleibt in ihm“

Wir befinden uns in den letzten Tagen, und immer deutlicher klingen die Worte unseres Herrn in unseren Ohren: „Ja, ich komme bald“ (Off 22,20). Deshalb wollen wir umso mehr auf das achten, was sein Jünger Johannes sagt: „Bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft“ (1Joh 2,28).


Originaltitel: „Spiritual Slothfulness“ aus An Outline of Sound Words, Jg. 1–10
Quelle: www.stempublishing.com 
Zwischenüberschriften von SoundWords

Übersetzung: Gabriele Naujoks

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