Das Buch Nehemia (8)
Einheit und das Buch des Gesetzes

Edward Henry Chater

© SoundWords, online: 17.08.2007, updated: 09.09.2023

Leitverse: Nehemia 8

Verse 1-3

Neh 8,1-3: Und als der siebte Monat herankam und die Kinder Israel in ihren Städten waren, da versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platz, der vor dem Wassertor liegt. Und sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, dass er das Buch des Gesetzes Moses bringen sollte, das der HERR Israel geboten hatte. Und am ersten Tag des siebten Monats brachte Esra, der Priester, das Gesetz vor die Versammlung, sowohl vor Männer als Frauen und vor alle, die Verständnis hatten, um zuzuhören. Und er las darin vor dem Platz, der vor dem Wassertor liegt, vom lichten Morgen bis zum Mittag, in Gegenwart der Männer und der Frauen und derer, die Verständnis hatten; und die Ohren des ganzen Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerichtet.

Nun die Mauer vollendet, das Geschlechtsverzeichnis gefunden war und das Volk in seinen Städten wohnte, war das Nächste, das Buch des Gesetzes Moses zu lesen, das der HERR Israel geboten hatte (Neh 8,1). Hierzu versammelte sich die ganze Gemeinde wie ein Mann auf dem Platz, der vor dem Wassertor war, und sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, das Buch des Gesetzes zu bringen. Das war ein schönes Zeugnis der Einheit.

Im Christentum gibt es nicht bloß individuelle, sondern auch korporative Vorrechte und Verantwortlichkeiten. Christus starb, „damit er … die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte“ (Joh 11,52). Christus selbst ist der Mittelpunkt des Zusammenkommens: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,20). Der Kreis, dessen Mittelpunkt Er ist, umfasst die ganze Kirche Gottes; und wenn wir nicht die ganze Kirche Gottes im Auge behalten, sind wir sektiererisch. Christus ist das Haupt des Leibes der Versammlung; da ist ein Leib und ein Geist (Eph 1,22; 4,4), und die Christen werden ermahnt, im Geist die Einheit des Geistes im Band des Friedens festzuhalten (Eph 4,1-3). Wenn Christi Liebe uns in wahrer Zuneigung zu Ihm gezogen hat, befinden wir uns in seiner Gesellschaft in der Versammlung Gottes; und dort ist es sein Wohlgefallen, sich selbst uns kundzutun und uns die Wege Gottes zu offenbaren.

Esra, der Schriftgelehrte, wurde aufgefordert, das Buch des Gesetzes zu bringen, aber Esra, der Priester, brachte es vor die Versammlung, vor die Männer und Frauen samt allen denen, die mit Verständnis zuhören konnten; und er las darin vom lichten Morgen bis zum Mittag, und die Ohren des Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerichtet (Neh 8,1-3). Daraus lernen wir: Das Volk Gottes hatte nicht nur seine bevorrechtigte Stellung zum Herrn an dem Platz wiedererlangt, wo Er seines Namens hatte gedenken lassen und auf dem sein Segen ruhte, sondern das Volk war auch über seinen Abfall vom Gesetz des HERREN geübt und wünschte nun seine Gedanken kennenzulernen, um ihnen zu entsprechen. Die ganze Versammlung nahm Anteil, sowohl Männer und Frauen als auch die in jüngerem Alter standen; alle, die mit Verständnis zuhören konnten (Neh 8,2.3.7.12). Esra, ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz des HERRN (Esra 7,6), war auch ein Priester; und in seiner Eigenschaft als Priester brachte er das Gesetz vor das Volk.

Gleicherweise ist nun unser Herr Jesus Christus, der wahre Esra, in den Gedanken Gottes völlig unterwiesen; Er ist der große Priester, der die Kinder Gottes heutzutage versammelt; seine Gnade hat uns die Wahrheit wiedergebracht und unsere Ohren und Herzen für die Wahrheit gewonnen, so dass wir nun zu Ihm, dem auferstandenen Christus (Gottes gegenwärtigen Mittelpunkt), zurückkehren können, indem wir uns, zwar nicht äußerlich, sondern in Herz und Sinn, zu seinem Namen hin versammeln und uns in Liebe dem Wort Gottes unterwerfen.

Verse 4-6

Neh 8,4-6: Und Esra, der Schriftgelehrte, stand auf einem Gerüst von Holz, das man zu diesem Zweck gemacht hatte. Und neben ihm standen Mattitja und Schema und Anaja und Urija und Hilkija und Maaseja, zu seiner Rechten; und zu seiner Linken Pedaja und Mischael und Malkija und Haschum und Haschbaddana, Lekarja, Meschulllam. Und Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er stand höher als das ganze Volk; und als er es öffnete, stand das ganze Volk auf. Und Esra pries den HERRN, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: Amen, Amen!, wobei sie ihre Hände emporhoben, und sie verneigten sich und sie warfen sich vor dem HERRN nieder, mit dem Gesicht zur Erde.

Das war ein wunderbarer Augenblick in der Geschichte des Volkes Gottes. Er hatte sie aus ihrem niedrigen Zustand der Bedrückung, der eine Folge ihres Abweichens vom Gesetz des HERRN war, befreit und sie im Land ihrer Väter wiederhergestellt, so dass sie ihre lange Zeit verlorengegangenen Vorrechte wieder genossen, und nun hieß sie das Bewusstsein seiner großen Gnade, sich eines Sinnes vor Ihm zu beugen. Mit Freuden hören sie den Worten seines heiligen Gesetzes zu, und Anbetung steigt zu Ihm aus ihren vollen Herzen empor.

Dieselbe Wirkung wird auch heute in den Herzen der Heiligen Gottes hervorgebracht. Der Geist ist zur Wiedererlangung der Wahrheit tätig gewesen, und durch die Befreiung des Volkes Gottes aus der babylonischen Gefangenschaft, in der es sich in sittlicher Hinsicht befand, zog Er ihre Herzen in die Gemeinschaft des Sohnes Gottes auf die andere Seite des Todes, und darin besteht wahres Christentum. Dort, in seinem Kreis, hören wir seine Stimme, da beugen sich unsere Herzen unter die Macht seines kostbaren Wortes, und dort fließen auch unsre Herzen in dem tiefen Bewusstsein seiner vollkommenen Liebe und der Liebe dessen über, der der Urquell jeder Segnung ist, und sie beten durch den Geist den Vater und den Sohn in Geist und Wahrheit an (Joh 4,23.24).

Verse 7.8

Neh 8,7.8: Und Jeschua und Bani und Scherebja; Mamin, Akkub, Schabbetai, Hodija, Maaseja, Kalita, Asarja, Josabad, Hanan, Pelaja und die Leviten belehrten das Volk über das Gesetz; und das Volk stand an seiner Stelle. Und sie lasen in dem Buch, in dem Gesetz Gottes, deutlich und gaben den Sinn an, so dass man das Gelesene verstand.

In diesem gesegneten Kreis eröffnet Er uns auch das Verständnis seines Wortes, so wie Esra in seinen Tagen den Juden. Und an dieser Stätte, die Er uns so klar bezeichnet hat, lernen wir die Heilige Schrift klar erfassen und ihren wahren Sinn verstehen. Wir sehen hier Menschen nicht länger mehr wie Bäume wandeln, sondern sie sind imstande, das Wort der Wahrheit recht zu teilen (Mk 8,24; 2Tim 2,15); das Auge wird einfältig und der ganze Leib voller Licht, und kein dunkler Teil ist vorhanden (Mt 6,22; Lk 11,34-36). „Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist“ (Joh 7,17).

Verse 9-12

Neh 8,9-12: Und Nehemia, das ist der Tirsatha, und Esra, der Priester, der Schriftgelehrte, und die Leviten, die das Volk belehrten, sprachen zu dem ganzen Volk: dieser Tag ist dem HERRN, eurem Gott, heilig; seid nicht traurig und weint nicht! (Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte.) Und er sprach zu ihnen: Geht hin, esst Fettes und trinkt Süßes und sendet Teile denen, für die nichts zubereitet ist; denn der Tag ist unserem Herrn heilig; und betrübt euch nicht, denn die Freude an dem HERRN ist eure Stärke. Und die Leviten beschwichtigten das ganze Volk, indem sie sprachen: Seid still, denn der Tag ist heilig; und betrübt euch nicht! Und das ganze Volk ging hin, um zu essen und zu trinken und Teile zu senden und ein großes Freudenfest zu begehen. Denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte.

Die jüdischen Führer belehrten das Volk, dass dieser Tag, wo sie sich dem Wort des HERRN aufs Neue unterwarfen, ein ihrem Gott heiliger Tag sei und dass sie daher nicht zu weinen, sondern sich zu freuen hatten. Man kann es wohl verstehen, dass sie, wenn sie an ihre Knechtschaft in Babylon dachten, die eine Folge ihres Ungehorsams war, mit Traurigkeit erfüllt wurden und weinten; doch jener Tag lag hinter ihnen, und Gott wollte haben, dass sie sich ihrer gegenwärtigen Befreiung freuten. Und nicht nur das, sie sollten ob seiner reichen Fürsorge ein Freudenfest begehen und auch denen Teile senden, für die nichts bereitet war. Dieser Tag sollte dem Herrn heilig sein, alle Sorge war zu verbannen, und sie wurden daran erinnert, dass fortan die Freude am HERRN ihre Stärke war. Diese Wiederherstellung und Segnung war dem Herzen des HERRN ebenso wie ihrem eigenen eine Freude; und das Bewusstsein der Freude, die Er an seinem Volk hatte, sollte ihrem Herzen eine beständige Quelle der Stärke sein.

Welch ein liebliches Bild ist das alles von dem, was einem befreiten Volk geziemt! Geliebte christliche Brüder, ihr, die ihr einst in der Verwirrung der Christenheit aufgingt, nun aber Genossen Christi und des Herrn Eigentum seid, bedenkt, dass dieser Tag heilig ist: Trauert und weint nicht, vergesst, was dahinten ist, freut euch! (Phil 3,13). „Freut euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!“ (Phil 4,4). Das Verlangen seines Herzens ist, dass eure Freude völlig sei (1Joh 1,4); das ist der Zweck der kostbaren Unterweisungen der Heiligen Schrift. Die Gnade hat für uns ein Mahl von Fettspeisen ausersehen, von markigen Fettspeisen und geläuterten Hefenweinen (Jes 25,6); das gemästete Kalb ist geschlachtet, und Gott will, dass ihr seine Freude an Jesus, dem Sohn seiner Liebe, teilt (Lk 15,23). Wir sind geladen, an der Fettigkeit seines Hauses teilzuhaben (Ps 36,8); und lebendiges Wasser fließt uns in all seiner Lieblichkeit umsonst: Alles ist jetzt bereit (Lk 14,17). Welch ein reiches Teil hat uns unser Gott bereitet! So esst denn das Fette und trinkt das Süße, nährt euch von all dem unerforschlichen Reichtum des Christus: Und eure Seele wird so befriedigt sein, dass ihr denen Teile senden werdet, denen nichts bereitet ist. Wer von Christus erfüllt und von Gott reich gemacht ist und in seiner Liebe wohnt, der ist es, der auch an andere denkt: sein Herz schlägt denen entgegen, die das Teil nie geschmeckt haben, was er jetzt genießt, nämlich das, was Gott bereitet hat denen, die Ihn lieben. Nun, wo er das Herz Gottes kennt und weiß, dass Er nicht will, dass Seelen verlorengehen, sondern dass alle errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, nun freut er sich, anderen etwas davon mitteilen zu können, was Gott ihm gegeben hat.

In Christus ist eine unerschöpfliche Fülle, und alle sind geladen, daran teilzuhaben; sorge dich also nicht, sondern freue dich, halte Festfeier und teile aus! Denke an die Freude des Herrn und nicht nur an deine eigene. Denke an seine Seite der Dinge, an seine Freude an seinem Volk – an seine Freude, seine Geliebten von jedem Lügenpfad der Christenheit, den Er hasst, errettet zu sehen (Ps 119,104.128) und sie nun um sich zu haben, in seinem eignen Kreis, Festfeier haltend, ob des Reichtums seiner Gnade. Dort, ja dort allein, wird deine Seele wirklich Nahrung finden; und im Bewusstsein der Freude seines Herzens wirst du dann stark sein. „Die Freude am HERRN ist eure Stärke“ ist heute noch ebenso wahr für uns wie damals für die Juden.

„Und das ganze Volk tat, was ihnen befohlen war: Sie aßen und tranken und sandten Teile und trauerten nicht, sondern machten ein großes Fest, "denn sie hatten die Worte verstanden“ (Neh 8,11). Möchte auch uns dieselbe Unterwürfigkeit der Liebe kennzeichnen, damit das Volk des Herrn in Wahrheit dem Verlangen seines Herzens entspreche, auf dass nichts ihre Freude trübe und diese Freude in der Tat unsre Stärke sei zur Herrlichkeit seines großen Namens! Möchte uns, die wir das Wort des Herrn verstanden haben, große geistliche Freude erfüllen.

Das Laubhüttenfest

Verse 13-17

Neh 8,13-17: Und am zweiten Tag versammelten sich die Häupter der Väter des ganzen Volkes, die Priester und die Leviten, zu Esra, dem Schriftgelehrten, und zwar um aufmerksam auf die Worte des Gesetzes zu hören. Und sie fanden im Gesetz geschrieben, dass der HERR durch Mose geboten hatte, dass die Kinder Israel am Fest im siebten Monat in Laubhütten wohnen sollten und dass sie verkündigen und einen Ruf ergehen lassen sollten durch alle ihre Städte und durch Jerusalem und sagen sollten: Geht hinaus auf das Gebirge und holt Zweige vom Olivenbaum und Zweige vom wilden Ölbaum und Myrtenzweige und Palmzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen, um Hütten zu machen, wie geschrieben steht! Und das Volk ging hinaus und holte Zweige herbei; und sie machten sich Hütten, jeder auf seinem Dach und in ihren Höfen und in den Höfen des Hauses Gottes und auf dem Platz am Wassertor und auf dem Platz am Tor Ephraim. Und die ganze Versammlung, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, machte Hütten und wohnte in den Hütten. Denn die Kinder Israel hatte nicht so getan seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf jenen Tag. Und es war eine sehr große Freude.

In 3. Mose 23 haben wir die Feste des Herrn, deren letztes war das Laubhüttenfest. Vom fünfzehnten Tag des siebenten Monats an bestimmte der Herr, dass alle wahren Israeliten sieben Tage lang in Hütten wohnen sollten, damit ihre Nachkommen wüssten, dass Er die Kinder Israel hatte in Laubhütten wohnen lassen, als Er sie aus Ägypten herausführte; und Er fügte hinzu: „Ich bin der HERR, euer Gott“ (Neh 8,33-44). Unter anderen Vergehungen gegen das Gesetz Gottes hatte Israel auch dieses Fest vernachlässigt, denn wir erfahren hier, dass sie es seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, nicht in dieser Weise gefeiert hatten (Neh 8,17). Als sie nun auf ihr Fehlen aufmerksam gemacht wurden, ging das ganze Volk hin und machte sich Hütten, „ein jeder auf seinem Dach und in ihren Höfen, und in den Höfen des Hauses Gottes und auf dem Platz am Wassertor und auf dem Platz am Tore Ephraim. Und die ganze Versammlung, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, machte Hütten und wohnte in den Hütten … Und es ward eine sehr große Freude“ (Neh 8,16.17).

Aus dieser Verordnung des HERRN können wir viel lernen. Der Christ hat keinen festen Wohnplatz auf Erden, er ist ein Bürger des Himmels, und deshalb ist er ein Fremdling und Pilger hier auf Erden: seinem inneren Wesen nach wohnt er gleichsam in Hütten. Wenn wir uns zur Höhe der himmlischen Berufung erheben, haben wir das lebendige Bewusstsein, dass diese Welt eine Wüste ist, durch die wir, wie seinerzeit Israel auf seinem Weg von Ägypten nach Kanaan, gehen. Wie Israel, hat auch die Kirche gar bald ihre Fremdlingschaft hier auf der Erde aus den Augen verloren. Als sie ihre erste Liebe verlassen hatte, verlor sie die Wahrheit ihrer himmlischen Berufung und geriet in die babylonische Verwirrung, die die Christenheit kennzeichnet. Gott hat in seiner Gnade viele zu dem Bewusstsein ihres Abweichens und Fehlens erweckt; Er hat sie wiedergewonnen, und ihre Herzen sind von wahrer Zuneigung gegen Christus erfüllt.

Zu unseren Vorrechten wiederhergestellt, werden wir uns auch, in dem Maße, wie wir mit einem himmlischen Christus beschäftigt sind, der Tatsache bewusst, dass wir ein himmlisches Volk sind, und erkennen das wahre Wesen der Welt, durch die wir gehen. Unser Herz und Sinn sind dann auf die Herrlichkeit droben gerichtet, und wir bescheiden uns damit, Pilger auf der Erde zu sein. Während wir auf das bedacht sind, was nützlich (Tit 3,14) und ehrbar ist vor allen Menschen (Röm 12,17; 2Kor 8,22; Phil 4,8), und für unseren eigenen Haushalt sorgen – denn wer das nicht tut, ist schlimmer als ein Ungläubiger (1Tim 5,8) –, ist unser Herz anderswo. Für den Leib muss gesorgt werden, denn er gehört dem Herrn, und ohne diese Fürsorge würde die Seele auch leiden; aber mit der Welt ist der Christ in sittlicher Hinsicht fertig. Er gehört schon einer anderen Welt an und jagt, „das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,13). Und wenn alles in seiner Seele seinen richtigen Platz hat, wird sein ganzes Leben und der Kreis, worin er lebt, bezeugen, dass er diese sichtbare Welt nur gebraucht, aber nicht missbraucht. Er wird davor bewahrt werden, sein Herz auf ein irdisches Heim zu richten, das jeden Augenblick abgebrochen werden kann, und wird in Verbindung mit seinem Familienkreis die Herrlichkeit Christi aufrechtzuerhalten suchen, um Ihm in allem wohlgefällig zu sein. Er wird sich freuen, sich für Christus aufzuopfern, und, was an ihm ist, das Wohl seines Volkes suchen. Wie seinerzeit Abraham, lässt er sich an einem Zelt und einem Altar genügen und ist damit zufrieden, ein Pilger und Anbeter zu sein, bis der Herr kommt.

Manche werden vor der schlichten Art eines solchen Lebens zurückschrecken, da sie durch ihre Umgebung und ihre Ansprüche, die diese Welt stellt, beeinflusst sind; für sie ist das ein unglückliches und trauriges Leben. Doch für die Juden in Nehemias Tagen, die das Laubhüttenfest so feierten, war das „eine sehr große Freude“ (Neh 8,17). Und wir sind überzeugt, dass eine sehr große Freude Herz und Sinn aller Christen füllen wird, die der Berufung Gottes aufrichtig zu entsprechen suchen und darin, wie einst die Heiligen in alter Zeit, deutlich zeigen, dass sie nach einem besseren, d.i. himmlischen Vaterland trachten (Heb 11,16), indem sie den Tag Gottes erwarten, die Zeitalter der Zeitalter, wo seine Hütte oder Wohnstätte bei den Menschen sein wird. Diese seine Hütte aber ist die Kirche Christi, seine Versammlung (2Pet 3,12; Off 21,3).

Vers 18

Neh 8,18: Und man las in dem Buch des Gesetzes Gottes Tag für Tag, vom ersten Tag bis zum letzten Tag. Und sie feierten das Fest sieben Tage lang; und am achten Tag war eine Festversammlung nach der Vorschrift.

Wie groß ist das Vorrecht, das Wort Gottes täglich zu erforschen. Ach, gar viele vernachlässigen es oder tun es nur als eine bloße Form! Wir fürchten, viele sammeln wenig oder nichts für sich selbst; alles, was sie bekommen, empfangen sie durch andere in den Versammlungen, und das ist ein unersetzlicher Verlust für sie. Fern sei uns der Gedanke, dass wir von der Betrachtung des Wortes mit unseren Brüdern oder durch die Predigt keinen Nutzen haben sollten; aber niemand wird ohne Übung und ohne Gottes Wort in Abhängigkeit von Ihm zu erforschen, in einem wahrhaft gesunden Herzenszustand sein. Wie Israel sein Teil Manna Tag für Tag in der Wüste brauchte, so auch wir. Es ist etwas Armseliges, nur ein gelegentliches Fest zu feiern: Israel feierte das Fest sieben Tage, und Esra las ihnen jeden Tag vor; und so sollten auch unsere Seelen jede Woche Tag für Tag Festfeier halten.

„Und am achten Tag war eine Festversammlung nach der Vorschrift“ (Neh 8,18). Der achte Tag redet von der Auferstehung, er erinnert uns an die Auferstehung unseres Herrn. Am Sabbat lag Er im Grab, aber am ersten Tag der Woche oder am achten Tag, stand Er aus den Toten auf. An diesem dem dem Herrn geweihten Tag (Off 1,10) ist es unser Vorrecht, uns zu versammeln; er ist in hervorragendem Maß der Tag einer Fest-Versammlung nach der Vorschrift. In Apostelgeschichte 20,7 heißt es: „Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen …“ Dies ist der Tag, an dem man dem letzten Willen des Herrn entsprechen sollte, den Er, als Er das Abendmahl austeilte, in den Worten aussprach: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ (1Kor 11,24). Das sollte unser vornehmster Gedanke am Tag des Herrn sein. Wir sollten uns versammeln, um Seiner zu gedenken und in seiner Gegenwart seinen Tod mit seinen Heiligen in feierlicher Versammlung zu verkündigen, bis Er kommt (1Kor 11,26). Überall sehen wir, wie dieses ungeheuere Vorrecht mehr oder weniger in den Hintergrund tritt und die Kanzel seine Stelle einnimmt, wo der Mensch sich hören lässt, ob zur Auferbauung oder nicht, sei dahingestellt. Gottes Gedanke ist, dass sein ganzes Volk, gesund in Lehre und Wandel, in heiliger Absonderung vom Bösen, sei es sittlicher oder religiöser Art, am ersten Tag der Woche in feierlicher Versammlung zum Namen des Herrn hin versammelt sein sollte, um an dem Gedenkzeichen seines Todes teilzunehmen; daselbst fließen dann die Herzen derer, die Christus in Wahrheit schätzen, in der Kraft des Geistes vor dem Sohn und dem Vater in Dank, Preis und Anbetung über.

Es ist ferner von ungeheuerer Bedeutung, dass die Festversammlung der Juden nach der Vorschrift gehalten werden sollte. Wir können nicht genau genug darauf achten, dass alles in Verbindung mit der Feier des Abendmahls des Herrn in Übereinstimmung mit den göttlichen Gedanken sein muss, die uns sein Wort darstellt. Die Menschen nehmen oft von seinem Worte etwas weg oder fügen ihm etwas hinzu, Gott aber sagt: „Auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort“ (Jes 66,2). Die ersten Jünger feierten das Abendmahl so, wie es der Herr eingesetzt hatte; der Mensch aber ist in solchem Grad von der göttlichen Anordnung abgewichen, dass es in vieler Hinsicht seiner Vollkommenheit, Schönheit und Einfachheit beraubt und in geheimnisvolles Dunkel und Aberglauben gehüllt ist. Manche wissen kaum, was sie darüber glauben sollen, und andere haben daraus ein Gnadenmittel zur Errettung, ihrer Seelen gemacht, anstatt zu sehen, dass seine Feier einfach das Vorrecht des Volkes des Herrn ist, das heißt solcher, die sich ihrer Errettung als der Frucht seines Todes erfreuen. Wir können daher, wir wiederholen es, nicht genau genug darauf achten, das zu erfassen, was in Bezug auf das Abendmahl im Wort Gottes offenbart ist, um es dann einfach nach der Vorschrift zu feiern.

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Note from the editors:

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