Vorträge über die Stiftshütte (5)
Die Teppiche aus Ziegenhaar

Samuel Ridout

online seit: 10.05.2023, aktualisiert: 24.03.2024

Leitverse: 2. Mose 36,14-18 (14) Und er machte Teppiche aus Ziegenhaar zum Zelt über der Wohnung; elf solcher Teppiche machte er. (15) Die Länge eines Teppichs war dreißig Ellen, und vier Ellen die Breite eines Teppichs: ein Maß für die elf Teppiche. (16) Und er fügte fünf Teppiche gesondert zusammen und sechs Teppiche gesondert. (17) Und er machte fünfzig Schleifen an den Saum des äußersten Teppichs bei der Zusammenfügung, und fünfzig Schleifen machte er an den Saum des Teppichs der anderen Zusammenfügung. (18) Und er machte fünfzig Klammern aus Kupfer, um das Zelt zusammenzufügen, so dass es ein Ganzes wurde.“

2Mo 36,14-18: 14 Und er machte Teppiche aus Ziegenhaar zum Zelt über der Wohnung; elf solcher Teppiche machte er. 15 Die Länge eines Teppichs war dreißig Ellen, und vier Ellen die Breite eines Teppichs: ein Maß für die elf Teppiche. 16 Und er fügte fünf Teppiche gesondert zusammen und sechs Teppiche gesondert. 17 Und er machte fünfzig Schleifen an den Saum des äußersten Teppichs bei der Zusammenfügung, und fünfzig Schleifen machte er an den Saum des Teppichs der anderen Zusammenfügung. 18 Und er machte fünfzig Klammern aus Kupfer, um das Zelt zusammenzufügen, so dass es ein Ganzes wurde.

Wir kommen nun zur zweiten Teppichlage der Wohnung oder zum „Zelt über der Wohnung“, wie es hier heißt. Die erste Teppichlage, die wir bereits betrachtet haben, bildete die eigentliche Wohnung, über die alle weiteren Teppiche gelegt wurden.

Der Stoff aus Ziegenhaar – der Herr als Prophet und Sündopfer

Die zweite Teppichlage wurde aus Ziegenhaar hergestellt – vermutlich gesponnen, da wir lesen: „Alle verständigen Frauen, die ihr Herz trieb, spannen das Ziegenhaar“ (2Mo 35,26). Dieses Ziegenhaar wurde zu einem rauen, dunklen Stoff gewebt. Bis heute ist es im Nahen Osten üblich, solch ein Material zur Herstellung von Zelten zu benutzen. Die dunkle Farbe des Zeltes wird in den Worten der Braut im Hohelied angedeutet: „Ich bin schwarz, aber anmutig, Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Zeltbehänge Salomos“ (Hld 1,5) – schwarz wie die Zelte Kedars, schön wie die Zeltbehänge Salomos. Die dunkle Farbe der Ziegenhaare ist in diesem Buch ebenfalls zu sehen: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gilead lagern“ (Hld 6,5). Das Haar der Ziegen war also offensichtlich dunkel oder schwarz.[1]

Dass das Wort mit „Ziegenhaar“ wiedergegeben ist, ist zweifellos richtig, auch wenn das Wort für „Haar“ nicht im Originaltext steht.[2] Dies ist jedoch auch an Stellen der Fall, wo sich uns gar nicht die Frage stellt, ob das Haar gemeint ist oder nicht, wie zum Beispiel in 2. Mose 35,26: „Alle verständigen Frauen … spannen das Ziegen[haar].“ Der vorangehende Vers zeigt, dass es im Zusammenhang mit den Teppichen verwendet wurde (2Mo 35,25 „Und alle Frauen, die weisen Herzens waren, spannen mit ihren Händen und brachten das Gespinst: den blauen und den roten Purpur, das Karmesin und den Byssus.“). Tatsächlich lesen wir von keiner anderen Verwendung des Ziegenhaars. Wären Ziegenfelle gemeint gewesen, wäre das entsprechende Wort dafür zweifellos verwendet worden, wie es bei der Beschreibung der beiden äußeren Decken aus Widder- und Seekuhfellen ja der Fall ist (2Mo 26,14 „Und mache für das Zelt eine Decke aus rot gefärbten Widderfellen und eine Decke aus Seekuhfellen oben darüber.“).

Zusätzlich zu seiner Verwendung für Zelte waren diese Stoffe aus Ziegenhaar wahrscheinlich auch das, was als Sacktuch bezeichnet wird: „Die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack“ (Off 6,12). Dies wurde bei Trauer und Buße getragen: „Längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan“ (Mt 11,21). Ähnlich wie hier das Zelt aus Ziegenhaaren bestand das Gewand Johannes’ des Täufers aus Kamelhaaren (Mt 3,4 „Er aber, Johannes, hatte seine Kleidung aus Kamelhaar und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Nahrung aber war Heuschrecken und wilder Honig.“). Auch Elia wird als „ein Mann des Haares“[3] mit einem ledernen Gürtel beschrieben (2Kön 1,8 „Und sie sprachen zu ihm: Es war ein Mann mit einem härenen Gewand und an seinen Lenden gegürtet mit einem ledernen Gürtel. Und er sprach: Es ist Elia, der Tisbiter.“). Vermutlich gab ihm ein behaartes Gewand dieses Aussehen.[4] Die „zwei Zeugen“ in Offenbarung 11,3 „Und ich werde meinen zwei Zeugen Kraft geben, und sie werden 1.260 Tage weissagen, mit Sacktuch bekleidet.“ geben ihr prophetisches Zeugnis „mit Sacktuch bekleidet“. Und Sacharja sagt über die Propheten in Sacharja 13,4 „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Propheten sich schämen, jeder über sein Gesicht, wenn er weissagt; und sie werden nicht mehr einen härenen Mantel anlegen, um zu lügen.“, dass sie keinen „härenen Mantel“ mehr anlegen werden, um zu lügen.

Aus den angeführten Stellen geht hervor, dass Sacktuch das äußerliche Zeichen der Trauer war, das in Zeiten der Trauer, des Unglücks oder der persönlichen und gemeinschaftlichen Buße getragen wurde. Dass es von den Propheten getragen wurde, zeigt zweifellos ihre Übereinstimmung mit der eigenen Trauer einerseits und dem Aufruf zur Buße an das Volk andererseits.

Der Herr als Prophet

Wenn wir nun zu den Teppichen zurückkehren und uns daran erinnern, dass sie von der Person unseres Herrn sprechen, stellen wir fest, dass Er uns in den Ziegenhaaren als der Prophet vorgestellt wird.

Von dem Herrn Jesus wird häufig als Prophet gesprochen. Als Er der Frau von Samaria ihre Sünde offenbarte, sagte sie: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist“ (Joh 4,19). Er hatte für und von Gott aus gesprochen. Als Er die Fünftausend gespeist hatte, sagte das Volk: „Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll“ (Joh 6,14). Mose hatte vorausgesagt, dass Gott einen solchen Propheten senden würde: „Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir; auf ihn sollt ihr hören in allem, was irgend er zu euch reden wird. Es wird aber geschehen, jede Seele, die irgend auf jenen Propheten nicht hören wird, wird aus dem Volk ausgerottet werden“ (Apg 3,22.23). Der Mann in Johannes 9, dessen Augen von unserem Herrn geöffnet worden waren, antwortete auf die Frage der Pharisäer, was er von Ihm zu sagen habe: „Er ist ein Prophet“ (Joh 9,17).

Ziegenhaar als Zeichen der Absonderung

Wie wir gesehen haben, wurden die Teppiche nicht aus dem Fell von Ziegen, sondern aus Ziegenhaaren hergestellt. Auf die Bedeutung der Felle werden wir später noch im Zusammenhang mit der nächsten Decke aus rot gefärbten Widderfellen eingehen. Ohne dabei zu phantasievoll zu werden, möchte ich doch ein paar Gedanken in Verbindung mit dem Haar von Tieren vorstellen: Das Haar ist die äußerste Schicht eines Tieres, das sogar noch über der Haut liegt. Dort kommt das Tier mit seiner Umgebung in Kontakt. Zugleich trennt das Haar ein Tier aber auch von der Umgebung. Das Haar schirmt das Tier vor Regen ab und schützt es vor extremer Kälte und Hitze. Es weist also auf Absonderung hin. So ließ der Nasiräer sein Haar als Zeichen seiner Absonderung von allem Verunreinigendem während der Zeit seines Gelübdes durchgehend wachsen (4Mo 6,5 „Alle Tage des Gelübdes seiner Absonderung soll kein Schermesser über sein Haupt gehen; bis die Tage erfüllt sind, die er sich für den HERRN absondert, soll er heilig sein; er soll das Haar seines Hauptes frei wachsen lassen.“). Wenn er sich doch verunreinigte, musste er sich als Zeichen dafür, dass er seine Absonderung verloren hatte, die Haare abrasieren. Eines der Anzeichen von Aussatz war, dass sich die Haare verfärbten, oder manchmal war das Ausfallen der Haare ein Vorläufer dieser Krankheit (3Mo 13,30.42 „und der Priester besieht das Übel, und siehe, es erscheint tiefer als die Haut, und goldgelbes, dünnes Haar ist darin, so soll der Priester ihn für unrein erklären: Es ist Schorf, es ist der Aussatz des Kopfes oder des Bartes.“ „Und wenn an der Hinter- oder an der Vorderglatze ein weiß-rötliches Übel ist, so ist es der Aussatz, der an seiner Hinter- oder an seiner Vorderglatze ausgebrochen ist.“). Wurde die Kraft der Absonderung nicht aufrechterhalten, kam es zu Verunreinigung und Sünde.

Und war es nicht dieser starke Geist der Absonderung von dem sie umgebenden Bösen, der die Propheten des Alten Testaments kennzeichnete? Samuel, der erste der Propheten (Apg 3,24 „Aber auch alle Propheten, von Samuel an und der Reihe nach, so viele geredet haben, haben auch diese Tage verkündigt.“), war durch das Gelübde seiner Mutter Hanna bereits vor seiner Geburt zum Nasiräer bestimmt: „So will ich ihn dem HERRN geben alle Tage seines Lebens; und kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen“ (1Sam 1,11). Sein langes Nasiräerhaar sollte seine Beziehung zu Gott zeigen und ein Zeugnis für Israel von ihrer Entfremdung von Gott sein. Was für eine wunderbare Antwort das Leben Samuels auf dieses Zeichen seines Amtes gab, sehen wir in den weiteren Kapiteln des ersten Buches Samuel.

Wenn wir nun von dem Kennzeichen zu dem kommen, wovon es spricht, finden wir diese Absonderung zwar in den Schriften aller Propheten stark ausgeprägt, vielleicht jedoch bei keinem so sehr wie bei Jeremia: „Ich saß nicht im Kreis der Scherzenden und frohlockte; wegen deiner Hand saß ich allein, weil du mit deinem Grimm mich erfüllt hast“ (Jer 15,17). Jeremia war kein Einzelgänger, der die Gesellschaft anderer per se scheute, weil er mit sich selbst beschäftigt oder krank war. Jeremia hatte eine Quelle der Freude, die seine eigene Seele inmitten der moralischen Wüste um ihn herum frisch erhielt, wie der vorhergehende Vers zeigt: „Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens“ (Jer 15,16).

Bekanntlich begann der Dienst der Propheten erst, als ihn das Versagen des Volkes und des Priestertums notwendig machte. Folgerichtig begann Samuel seine Arbeit im Anschluss an das Versagen Elis und seiner Söhne. Wir stellen fest, dass das Werk des Propheten nicht in erster Linie darin bestand, zukünftige Ereignisse vorherzusagen, sondern als Sprachrohr Gottes zu dienen und das Volk zu wahrer Buße über seine falschen Wege aufzurufen. Und doch ist es auch so, dass wir in ihrem Dienst die wunderbarsten und herrlichsten Vorhersagen finden: die Zukunft der Nationen, die Wiederherstellung Israels und seine zukünftige Herrlichkeit; vor allem auch das Reich Christi, unseres Herrn – wir finden diese Themen in vielen Propheten. Aber der dunkle, düstere Hintergrund, vor dem all diese herrlichen Bilder gemalt werden, ist das vielfache Zeugnis über die Sünde des Volkes und die feierlichen Androhungen des kommenden Gerichts. Und diese überwiegen: „Rufe aus voller Kehle, halte nicht zurück! … Tu meinem Volk seine Übertretung kund“ (Jes 58,1).

Wir haben gesehen, dass unser Herr immer wieder als Prophet bezeichnet wird. Er selbst sprach von Johannes dem Täufer als „einem Propheten …, sogar mehr als einem Propheten“ (Mt 11,9). Und nach der Gefangennahme des Johannes nahm Er dasselbe prophetische Werk auf: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Er war in der Tat mehr – ja, so viel mehr (!) – als ein Prophet. Sein Dienst der Barmherzigkeit und Gnade war jedoch stets mit der ernsten Bezeugung der Sünde des Volkes verbunden, zu dem Er gekommen war. Insbesondere zeigte sein ständiges Bloßstellen der Heuchelei der Pharisäer und Führer des Volkes das Gewand aus Ziegenhaar. Auch für Ihn war es das Gewand der Trauer, denn die strengen Verurteilungen der Sünde und die Warnungen vor dem Gericht kamen aus dem zartesten und stärksten Herzen, das je geschlagen hat – wenn wir den Herrn und Meister einmal mit seinen treuesten Dienern vergleichen dürfen. Auch Jerusalem, das seine Warnungen gehört hatte, war Gegenstand von Tränen und Wehklagen: „Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie“ (Lk 19,41); „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“ (Lk 13,34). Somit sind beide Eigenschaften des Propheten vollkommen in Ihm vereint – die beharrliche und vollständige Verurteilung der Sünde und der Geist der Betrübnis bzw. Trauer. In wie vielen Fällen können wir das deutlich erkennen: Im Umgang mit der Frau von Samaria zeigte sich Gnade – reinste Gnade – und doch wurde ihre Sünde nicht im Geringsten gebilligt.

Im Umgang mit Gott gibt es so etwas wie ein Vertuschen von Sünden nicht. „Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben“, heißt es in Sprüche 28,13 „Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen.“, und Gott handelt mit den Menschen nur auf der Grundlage dessen, was sie sind. Wenn ein Mensch zu Gott kommt und behauptet, rechtschaffen zu sein, muss Gott ihn ablehnen: „Den Hochmütigen erkennt er von fern“ (Ps 138,6). Wir lernen das im Gleichnis des Pharisäers und des Zöllners (Lk 18,9-14). Er wird nur denen in Gnade begegnen, die seine Heiligkeit bereits der Sünde überführt hat. So war unser Herr, der der Welt die Botschaft der Liebe Gottes gebracht hat, stets der vollkommene Prophet. Das Gewand aus Ziegenhaar war nicht etwa unpassend für Ihn, der in göttlicher Gnade kam, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.

Wir brauchen wohl kaum hinzuzufügen, dass bei Ihm der prophetische Dienst stets mit der vollkommenen Trennung von allem Bösen verbunden war, wie sie einen wahren Propheten kennzeichnete. Dies geschah nicht durch seine Kleidung oder dadurch, dass Er sich von den Menschen fernhielt, sondern indem Er in seinem Herzen vollkommen zu Gott hin abgesondert war. Er, der wahre Nasiräer war für Gott allein und „von den Sündern“ abgesondert (Heb 7,26 „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns auch: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden,“). Er aß und trank (Mt 11,19 „Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt, und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern. – Und die Weisheit ist gerechtfertigt worden von ihren Kindern.“). Er saß sowohl mit Zöllnern und Sündern (Lk 5,30 „Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten gegen seine Jünger und sprachen: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?“) am Tisch – wie auch mit Pharisäern (Lk 7,36 „Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu Tisch.“), doch war Er stets abgesondert. Niemand konnte den Herrn Jesus auch nur für einen Augenblick mit denen vermischen, unter denen Er wandelte. Wenn Er am Hochzeitsmahl teilnahm, vergaß Er nie seine „Stunde“ und die Botschaft, die Er weiterzugeben hatte (Joh 2,4 „Und Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“). Wenn Er die kleinen Kinder in die Arme nahm, um sie zu segnen, geschah das verbunden mit der Einladung, zu Ihm selbst zu kommen, dem wahren Weg in das Reich Gottes (Lk 18,16 „Jesus aber rief sie zu sich und sprach: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes.“).

Dies ist die wahre Absonderung, das wahre Gewand aus Ziegenhaar, das Er mit vollkommener Beständigkeit trug, wenn Er unter den Menschen ein- und ausging. Mochten die Menschen Ihn „einen Fresser und Weinsäufer“ (Mt 11,19; Lk 7,34 „Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt, und ihr sagt: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern. –“) nennen; tief in ihrem Herzen wussten sie sehr wohl, dass Er in Wahrheit von allem Bösen getrennt war.

Ziegenhaar zum Täuschen

Die Ziegenhaare kommen in der Schrift auch in einer ganz anderen, ja gegensätzlichen Art und Weise vor als der, die wir bisher vor uns hatten, wobei sie trotzdem mit den bisherigen Belehrungen verbunden sind. Die Stelle aus Sacharja 13 haben wir bereits zitiert: „Sie werden nicht mehr einen härenen Mantel anlegen, um zu täuschen[5]“ (Sach 13,4). In 1. Mose 27 lesen wir von Jakob, der in dieser betrügerischen Weise versuchte, sich den Segen Esaus anzueignen. Es gibt eine seltsame Vermischung von Glauben und Unglauben bei Rebekka und Jakob. Beide hatten genug Glauben, um den Segen wertzuschätzen, aber nicht genug, um Gott in Bezug auf den Erhalt dieses Segens zu vertrauen. Also versuchen sie, den Segen durch Täuschung sicherzustellen. Jakob macht dabei seinem Namen „Überlister“ alle Ehre. Er muss die bitteren Früchte dieser Saat ernten und wird später in seinem Leben selbst auf sehr ähnliche Weise getäuscht, wobei wieder ein Lieblingssohn eine Rolle spielt, so wie es bei seiner Täuschung seines Vaters Isaak war (1Mo 37,31-35 (31) Und sie nahmen das Ärmelkleid Josephs und schlachteten einen Ziegenbock und tauchten das Ärmelkleid in das Blut; (32) und sie schickten das lange Ärmelkleid hin und ließen es ihrem Vater bringen und sagen: Dies haben wir gefunden; erkenne doch, ob es das Ärmelkleid deines Sohnes ist oder nicht. (33) Und er erkannte es und sprach: Das Ärmelkleid meines Sohnes! Ein böses Tier hat ihn gefressen. Joseph ist gewiss zerrissen worden! (34) Und Jakob zerriss seine Kleider und legte Sacktuch um seine Lenden, und er trug Leid um seinen Sohn viele Tage. (35) Und alle seine Söhne und alle seine Töchter machten sich auf, um ihn zu trösten; aber er weigerte sich, sich trösten zu lassen, und sprach: Denn trauernd werde ich zu meinem Sohn hinabfahren in den Scheol! Und sein Vater beweinte ihn.“). Esau war „ein behaarter Mann“ (1Mo 27,11), daher nahm Rebekka ein Ziegenböckchen und bedeckte Jakobs glatte Hände mit dessen Fell, damit sich diese anfühlten wie Esaus (1Mo 27,16 „und die Felle der Ziegenböckchen zog sie über seine Hände und über die Glätte seines Halses,“). Als Jakobs Söhne ihren Bruder Joseph nach Ägypten verkauften, nahmen sie das Ärmelkleid Josephs, schlachteten einen Ziegenbock, tauchten das Ärmelkleid in das Blut und ließen es ihrem Vater bringen, der daraufhin glaubte, sein geliebter Sohn sei von einem bösen Tier getötet worden (1Mo 37,31-35 (31) Und sie nahmen das Ärmelkleid Josephs und schlachteten einen Ziegenbock und tauchten das Ärmelkleid in das Blut; (32) und sie schickten das lange Ärmelkleid hin und ließen es ihrem Vater bringen und sagen: Dies haben wir gefunden; erkenne doch, ob es das Ärmelkleid deines Sohnes ist oder nicht. (33) Und er erkannte es und sprach: Das Ärmelkleid meines Sohnes! Ein böses Tier hat ihn gefressen. Joseph ist gewiss zerrissen worden! (34) Und Jakob zerriss seine Kleider und legte Sacktuch um seine Lenden, und er trug Leid um seinen Sohn viele Tage. (35) Und alle seine Söhne und alle seine Töchter machten sich auf, um ihn zu trösten; aber er weigerte sich, sich trösten zu lassen, und sprach: Denn trauernd werde ich zu meinem Sohn hinabfahren in den Scheol! Und sein Vater beweinte ihn.“). In beiden Fällen wurde ein Ziegenbock, kein Lamm, für die Täuschung benutzt. Für einen ähnlichen Zweck fand Ziegenhaar auch bei Michal, der Tochter Sauls, Verwendung. Sie versuchte, damit ihren Vater zu täuschen, vor dem David geflohen war (1Sam 19,13 „Und Michal nahm den Teraphim und legte ihn ins Bett und legte das Geflecht aus Ziegenhaar an sein Kopfende und deckte ihn mit dem Tuch zu.“).

Als der Herr Jesus in Matthäus 25,31-40 gleichnishaft von dem Gericht über die Nationen spricht, bezeichnet Er diejenigen, die Ihm und seinem Volk Feindschaft entgegengebracht haben, als Ziegen[6]. Die Schafe stehen für die Seinen, denen Er das ewige Leben gibt. Das dunkle Fell des Ziegenbocks könnte auch auf diese Verbindung mit der Sünde hindeuten, zumindest erscheint das im Licht der betrachteten Stellen nicht abwegig. Es steht durchaus auch im Einklang mit dem härenen Gewand des Propheten, das aus Ziegenhaar besteht. Es war zum einen ein Bekenntnis der Sünde des Volkes, zugleich aber auch ein Zeugnis gegen diese Sünde.

Die Ziege als Sündopfer

Die Ziege weist auf Sünde hin, gleichzeitig aber auch auf das Heilmittel der Sünde. In den Opfervorschriften finden wir sehr häufig Hinweise auf das Sündopfer, und in den meisten Fällen ist die Ziege oder „ein Ziegenbock“ das Tier, das für dieses Opfer verwendet werden sollte. Wenn ein Fürst sündigte, musste er eine männliche Ziege ohne Fehl bringen (3Mo 4,22.23 (22) Wenn ein Fürst sündigt und tut aus Versehen eins von allen Verboten des HERRN, seines Gottes, die nicht getan werden sollen, und verschuldet sich, (23) und seine Sünde ist ihm kundgetan worden, worin er gesündigt hat, so soll er seine Opfergabe bringen, einen Ziegenbock, ein Männchen ohne Fehl.“). Hatte jemand vom Volk des Landes, das heißt ein gewöhnlicher Israelit, gesündigt, musste es eine weibliche Ziege ohne Fehl sein (3Mo 4,27.28 (27) Und wenn jemand vom Volk des Landes aus Versehen sündigt, indem er eins von den Verboten des HERRN tut, die nicht getan werden sollen, und sich verschuldet, (28) und seine Sünde ist ihm kundgetan worden, die er begangen hat, so soll er seine Opfergabe bringen, eine Ziege ohne Fehl, ein Weibchen, für seine Sünde, die er begangen hat.“). Beim Schuldopfer konnte es ein Schaf oder eine Ziege sein (3Mo 5,6 „und er bringe dem HERRN sein Schuldopfer für seine Sünde, die er begangen hat: ein Weibchen vom Kleinvieh, ein Schaf oder eine Ziege zum Sündopfer. Und der Priester soll Sühnung für ihn tun wegen seiner Sünde.“). Auch bei der Priesterweihe sollte das Volk einen Ziegenbock als Sündopfer darbringen (3Mo 9,3.15 „Und zu den Kindern Israel sollst du reden und sprechen: Nehmt einen Ziegenbock zum Sündopfer und ein Kalb und ein Lamm, einjährige, ohne Fehl, zum Brandopfer;“ „Und er brachte die Opfergabe des Volkes herzu und nahm den Bock des Sündopfers, der für das Volk war, und schlachtete ihn und opferte ihn als Sündopfer, wie das vorige.“). Wir wissen, dass am großen Sühnungstag zwei Ziegenböcke den zentralen Platz einnahmen, einer als Sündopfer und der andere als Asasel[7] (3Mo 16,7-10 (7) Und er soll die beiden Böcke nehmen und sie vor den HERRN stellen an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. (8) Und Aaron soll Lose werfen über die beiden Böcke, ein Los für den HERRN und ein Los für Asasel. (9) Und Aaron soll den Bock herzubringen, auf den das Los für den HERRN gefallen ist, und ihn opfern als Sündopfer. (10) Und der Bock, auf den das Los für Asasel gefallen ist, soll lebend vor den HERRN gestellt werden, um auf ihm Sühnung zu tun, um ihn als Asasel fortzuschicken in die Wüste.“). Der eine Ziegenbock wurde als Sündopfer geschlachtet, sein Blut in das Allerheiligste gebracht und auf den Sühndeckel gesprengt. Auf den Kopf des anderen legte Aaron seine Hände und bekannte alle Sünden des Volkes, „indem er sie auf den Kopf des Ziegenbocks legte“, der sie so „in die Wüste“ (wörtlich: „ein abgeschnittenes Land“) wegtrug (3Mo 16,21.22 (21) Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes und bekenne auf ihn alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen nach allen ihren Sünden; und er lege sie auf den Kopf des Bockes und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste, (22) damit der Bock alle ihre Ungerechtigkeiten auf sich trage in ein ödes Land; und er schicke den Bock fort in die Wüste.“). Hier haben wir ein zweifaches Vorbild auf Christus, der zum einen die Strafe für unsere Sünden trug und uns so dazu befähigt, in die Gegenwart des heiligen Gottes einzutreten, der zum anderen aber auch unsere Sünden wegnimmt, so dass ihrer nie mehr gedacht wird.

In ähnlicher Weise enthielten die Opfergaben der Fürsten Israels bei der Einweihung des Altars einen „Ziegenbock zum Sündopfer“ (4Mo 7,16). Die gleiche Erwähnung finden wir in der Vorschrift für die Opfergaben beim Laubhüttenfest (4Mo 29,16-38).

Erinnern wir uns auch daran, dass die Worte für „Sünde“ und „Sündopfer“ die gleichen sind. So heißt es von unserem anbetungswürdigen Herrn: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde {oder zum Sündopfer} gemacht“ (2Kor 5,21).

Zusammenfassung

Die angeführten Bibelstellen zeigen, dass der Ziegenbock die Sünde, das Zeugnis über die Sünde und auch das Opfer für die Sünde andeutet:

  1. Wir haben betrachtet, wie das Haar der Ziege zur Täuschung verwendet wurde und die vom Herrn erwähnten Ziegen selbst im Gegensatz zu den Schafen standen.
  2. Zweitens haben wir das Haarkleid als Gewand der Propheten verbunden mit dem Zeugnis gegen die Sünde vor uns gehabt.
  3. Drittens haben wir die Ziege als das typische Tier für das Sündopfer betrachtet. So erinnert uns der Ziegenbock an unseren Herrn als Sündenträger, der „in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde [Er selbst ist immer sündlos] und für die Sünde“ gekommen ist (Röm 8,3 „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte,“). Aber die Decken des Zeltes waren aus Ziegenhaar, nicht aus dem Fell der Ziegen. Dies zeigt, dass das Opfer noch nicht gebracht wurde, weist allerdings bereits darauf hin.

Die Decken aus Ziegenhaar sprechen also von dem Herrn Jesus als dem vollkommenen Propheten, der die ganze Sündhaftigkeit des Menschen aufdeckte und somit den wahren Charakter des Menschen offenbarte. Er war der Zeuge der Sünde des Menschen, denn „er selbst wusste, was im Menschen war“ (Joh 2,25), und Er wusste auch, was die vollkommene Natur Gottes erforderte. Inmitten all des Bösen, das Ihn in dieser Welt umgab, befand sich seine eigene Seele in vollkommenem Frieden. Er konnte die Heuchelei anprangern, ein ernstes Zeugnis gegen die Reichen dieser Welt ablegen, über den armen gefallenen Menschen weinen, während die tiefsten Tiefen seiner heiligen Seele immer auf seinen Vater und seinen Willen gerichtet waren. So war Er nie mit seinem Los unzufrieden (Jud 16 „Diese sind Murrende, mit ihrem Los Unzufriedene, die nach ihren Begierden wandeln; und ihr Mund redet stolze Worte, und um des Vorteils willen bewundern sie Personen.“), nie finden wir bei Ihm Eigenwillen, nie war Er auch nur für einen Augenblick bitter oder menschenverachtend. Jeremia wurde von der Bürde, in einem sündigen und ehebrecherischen Zeitalter Gottes Zeuge zu sein, so niedergedrückt, dass er den Tag seiner Geburt verfluchte (Jer 20,14 „Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, da meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet!“). Aber in dem Leben unseres Herrn gab es keine einzige Stunde derartiger Entmutigung. „Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir“ (Mt 11,26), das genügte Ihm. So trug Er das Gewand des Propheten aus Ziegenhaar wie kein anderer. Hierin, wie auch in allem anderen, muss Er den Vorrang haben (Kol 1,18 „Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.“).

Kein Prophet konnte mehr tun, als gegen die Sünde Zeugnis abzulegen und auf den hinzuweisen, der kommen und von der Sünde erlösen würde. Aber bei unserem Herrn war gerade die Verurteilung der Sünde eine Erinnerung daran, dass Er der Sündenträger sein würde. So war seine Aufforderung zur Buße auch eine Aufforderung, an Ihn zu glauben – Er war der, der die Buße gab. Nachdem Er das Böse in all seiner Finsternis offenbart und es in Treue schonungslos angeprangert hatte, ging Er nach Golgatha und trug dort die gerechte Strafe für die Sünde. Der Herr Jesus ist also ein Prophet – und doch so viel mehr als das!

Die Maße der Teppiche – übernommene Verantwortung und der Sieg über die Sünde

Wir kommen nun zu den Maßen der Teppiche. Wie wir gesehen haben, gab es elf Teppiche, die in zwei Felder von fünf bzw. sechs unterteilt waren. Die Breite jedes Teppichs betrug 4 Ellen, was der Breite eines Teppichs der untersten Teppichlage (der „Wohnung“) entsprach. Die Länge der Teppichlage aus Ziegenhaar unterschied sich jedoch und betrug 30 Ellen im Gegensatz zu den 28 Ellen der untersten Lage. Vier ist, wie wir gesehen haben, die Zahl, die von der Erde, der Schöpfung, Schwäche, Abhängigkeit und Prüfung spricht. In Verbindung mit unserem Herrn verweist sie auf seine menschliche Natur in Schwachheit und Abhängigkeit. Er wurde vollkommen erprobt, und seine Vollkommenheit kam völlig zum Vorschein, wie es die 28 Ellen der untersten Teppichlage nahelegen.[8] Aber hier betrug die Länge 30 Ellen, was zweifellos auch eine Bedeutung hat. Finden wir nicht einen Hinweis darauf in der Anzahl der Ziegenhaarteppiche? Es waren elf Teppiche, aufgeteilt in zwei Felder von fünf und sechs Teppichen, den Faktoren der Zahl Dreißig.

Die Zahl Fünf

Fünf ist dabei, wie wir bereits gesehen haben, die Zahl der Verantwortung. Das passt an dieser Stelle gut und deutet auf unseren Herrn hin, wie Er die volle Verantwortung übernahm, dem Menschen seine Sünde aufzuzeigen. Der ganze Prophetendienst des Herrn betonte dies. Und wie wunderbar ist sein Sündopfer unserer Verantwortung begegnet, indem Er die Folgen unserer Sünden auf sich genommen und sie am Kreuz zu unserer Erlösung getragen hat. Wie wir später sehen werden, spricht die Zahl Fünf zudem von „Gott mit uns“ (Mt 1,23), das heißt von seiner Menschwerdung.

Die Zahl Sechs

Die Bedeutung der Zahl Sechs ergibt sich aus ihrer Verwendung in der Heiligen Schrift. Die sechs Tage sprechen von Mühsal, gleichzeitig aber auch von der Beschränkung dieser Mühsal: „Sechs Tage sollst du arbeiten“ (2Mo 20,9). Sie deuten zudem die Herrschaft des Menschen über die Schöpfung an, da er dazu am sechsten Tag erschaffen wurde. Die Zahl steht häufig in Verbindung mit dem Bemühen des Menschen, von Gott unabhängig zu sein. So finden wir, dass Goliath, der Widersacher Israels, 6 Ellen groß war und das Gewicht der Spitze seines Speeres 600 Sekel Eisen betrug (1Sam 17,4-7 (4) Und der Zwischenkämpfer trat aus den Lagern der Philister hervor, sein Name war Goliath, aus Gat; seine Höhe war sechs Ellen und eine Spanne. (5) Und er hatte einen kupfernen Helm auf seinem Haupt, und er war mit einem Schuppenpanzer bekleidet, und das Gewicht des Panzers war 5.000 Sekel Kupfer. (6) Und er hatte kupferne Schienen an seinen Beinen und einen kupfernen Wurfspieß zwischen seinen Schultern; (7) und der Schaft seines Speeres war wie ein Weberbaum, und die Spitze seines Speeres war 600 Sekel Eisen. Und der Schildträger ging vor ihm her.“). Sechs ist außerdem ein Faktor in dem von Nebukadnezar aufgestellten Götzenbild (Dan 3,1 „Der König Nebukadnezar machte ein Bild aus Gold: seine Höhe sechzig Ellen, seine Breite sechs Ellen; er richtete es auf in der Ebene Dura, in der Landschaft Babel.“), sowohl was die Breite (6 Ellen) als auch was die Höhe (60 Ellen) betrifft. Dies war ein Vorbild auf das Tier, das alle Großen der Menschheit um sich scharen wird, um sich Gott zu widersetzen. Die Zahl des Tieres ist eines Menschen Zahl und beträgt 666 (Off 13,18 „Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666.“). Aber Goliath wurde im Namen des lebendigen Gottes von David besiegt und getötet (1Sam 17,41-54). Das große Standbild Nebukadnezars wurde von Glaubensmännern verachtet, die lieber in den feurigen Ofen gingen, als es anzubeten (Dan 3,13-18). Und das Tier wird in den Feuersee geworfen werden (Off 19,20 „Und das Tier wurde ergriffen und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, womit er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.“). So hat Gott dem Tag des Menschen seine Grenze gesetzt und wird über ihn triumphieren, wenn er seinen Höhepunkt erreicht hat.

Der sechste Abschnitt des Propheten Jesaja[9] enthält das wunderbare Kapitel 53, das sowohl das Böse des natürlichen Herzens zum Vorschein bringt als auch Gottes Sieg über dasselbe im Tod des Herrn Jesus: nicht nur ein Sieg in Gnade über Seelen, die sich vor Ihm beugen und Ihn im Glauben annehmen (so gesegnet und herrlich dieser Triumph ist), sondern zugleich eine Verheißung in Bezug auf den vollen und endgültigen Triumph über alles Böse. „Du hast alles seinen Füßen unterworfen …, damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel“ (Heb 2,8.14), „damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge“ (Phil 2,10). Dieser Triumph kommt im Tausendjährigen Reich, dem sechsten Zeitalter bzw. der sechsten Haushaltung der Wege Gottes mit den Menschen. Die Himmel sind durch dieses wunderbare Opfer gereinigt worden (Heb 9,23 „Es war nun nötig, dass die Abbilder der Dinge in den Himmeln hierdurch gereinigt wurden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese.“) und werden bald durch die Macht dessen gereinigt, der sich durch seinen Gehorsam bis zum Tod das Recht erworben hat, zu regieren und sich alle Dinge zu unterwerfen. So wird Satan aus dem Himmel geworfen werden (Off 12,9 „Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt, geworfen wurde er auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“), und er und alle, die sich für ihn entscheiden, werden ewig in dem Feuersee gepeinigt werden (Off 20,10 „Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.“). Das Lamm wird dieses Gericht ausführen. Die Erlösung, die Er durch seinen Tod gewirkt hat, verleiht Ihm diesen Platz des Siegers über alles Böse. Auf der Grundlage seines Todes nimmt Er das mit sieben Siegeln versehene Buch des Gerichts und des göttlichen Ratschlusses und öffnet es: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut“ (Off 5,9).

Aber vergessen wir nicht, dass das Gericht sein „befremdendes Werk“ ist (Jes 28,21 „Denn der HERR wird sich aufmachen wie beim Berg Perazim, wie im Tal bei Gibeon wird er zürnen: um sein Werk zu tun – befremdend ist sein Werk! – und um seine Arbeit zu verrichten – außergewöhnlich ist seine Arbeit!“) und sein Sieg am Kreuz in erster Linie die Erlösung jedes Glaubenden (Röm 1,16 „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.“) im Blick hat. Dafür ist Er auf diese Erde gekommen: „nicht …, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde“ (Joh 3,17). So spricht die Anzahl Sechs bei den Teppichen vom Sieg dessen, der kam, um das Sündopfer zu stellen.

Wir wenden den Faktor Sechs auch auf das Leben des Herr Jesus hier auf der Erde als Prophet Gottes an. Das Böse begegnete Ihm auf Schritt und Tritt, überwand Ihn jedoch keinen einzigen Augenblick. Dabei geht es weniger um seine persönliche Makellosigkeit, die nicht beschmutzt werden konnte, als vielmehr um die Bemühungen der Menschen, Ihn zu Fall zu bringen. Vergeblich versuchten sie, Ihn in seiner Rede zu fangen (Mt 22,15 „Dann gingen die Pharisäer hin und hielten Rat, wie sie ihn in seiner Rede in eine Falle locken könnten.“), Ihn dazu zu bringen, die Ansprüche des Kaisers auf die Steuern zu leugnen oder die unendlich höheren Ansprüche Gottes auf das Herz (Mt 22,21 „Sie sagen zu ihm: Des Kaisers. Da spricht er zu ihnen: Gebt denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“). Weder in Bezug auf die göttliche Heiligkeit noch auf die göttliche Liebe finden wir bei Ihm Kompromisse. Er ließ sich weder durch Schmeicheleien beeinflussen noch durch Drohungen unter Druck setzen noch ließ Er sich auch nur für einen Augenblick von seinem Zeugnis und dem Ziel seines Auftrags abbringen. Und all dies geschah im Geist der Abhängigkeit und des Gehorsams. Die Breite des Teppichs – 4 Ellen, die Zahl der Schwäche und des Menschseins – fand sich stets in Ihm, gleichermaßen jedoch auch das Zeichen des Sieges über das Böse. Wir sehen bei Ihm keine Stunden der Entmutigung oder des Murrens. Er konnte die Städte, die seine Botschaft verachteten und ignorierten, schelten und tat dies auch, doch bestand seine Hilfsquelle darin, sich an seinen Vater zu wenden (Mt 11,20-24 (20) Dann fing er an, die Städte zu schelten, in denen seine meisten Wunderwerke geschehen waren, weil sie nicht Buße getan hatten: (21) Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan. (22) Doch ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als euch. (23) Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden; denn wenn in Sodom die Wunderwerke geschehen wären, die in dir geschehen sind, es wäre geblieben bis auf den heutigen Tag. (24) Doch ich sage euch: Dem Land von Sodom wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als dir.“), und aus dieser Gegenwart wiederum gingen die wärmsten Worte der Liebe und Barmherzigkeit als Einladung aus, die durch die Gnade in den Herzen der unzähligen Erretteten wertgeschätzt werden.

Wir wollen dieses vollkommene Leben und Werk des Propheten hervorheben, indem wir es dem seines Volkes gegenüberstellen – aus dem niemand dem vollkommenen Maßstab jemals gerecht werden kann. Was die Zahl Vier bedeutet, erkennen wir nur allzu deutlich in uns selbst. Denn in den Situationen der Abhängigkeit und der Prüfung, in denen wir uns befinden, stehen auch wir allzu oft im Gegensatz zu dem Unfehlbaren. Wir haben auch die Zahl Fünf, die an unsere Verantwortung erinnert, absoluten Gehorsam zu leisten. Aber wo sehen wir bei uns den anderen Faktor, der von Sieg in diesem Verantwortungsbereich spricht? Wir finden es bei uns nur dort und nur in dem Maß, wie wir vom Herrn aufrechtgehalten und geführt werden.

Aber unser Herr hat den Sieg für sein geliebtes Volk errungen – am Kreuz, „in seinem Sieg getötet“, wie es in einem unserer Lieder heißt[10]. Er hat über die Sünde, über Satan und seine Macht triumphiert. Der „Starke“ wurde gebunden und seiner Waffenrüstung und seiner Beute beraubt (Lk 11,21.22 (21) Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, ist seine Habe in Frieden; (22) wenn aber ein Stärkerer als er über ihn kommt und ihn besiegt, nimmt er seine ganze Waffenrüstung weg, auf die er vertraute, und seine Beute teilt er aus.“). Die Sünde wurde ihrer Herrschaft beraubt und – o Wunder aller Wunder – die harten, rebellischen Herzen der gläubigen Sünder wurden gewonnen, erobert durch göttliche Liebe. Was sind das für kostbare Themen! Welch ein Anlass zum Jubel und zur Anbetung, wenn wir über sie nachdenken!

Der sechste Teppich aus Ziegenhaar

Der sechste Teppich aus Ziegenhaar stellte sicher, dass die vielfarbigen Teppiche der untersten Lage vollständig bedeckt waren. Das eine Teppichfeld hing über dem hinteren Teil der Stiftshütte und das andere wurde doppelt gelegt bzw. nach vorne hin umgedreht (2Mo 26,9.12 „Und füge fünf Teppiche gesondert zusammen und sechs Teppiche gesondert, und den sechsten Teppich an der Vorderseite des Zeltes lege doppelt.“ „Und das Überhängende, das übrig ist an den Teppichen des Zeltes, der halbe Teppich, der übrig ist, soll über der Hinterseite der Wohnung hängen.“). Man hat angenommen, dass es auf diese Weise mehr ins Auge fiel und für alle sichtbar war, die sich der Stiftshütte näherten. Diese Gedanken scheinen mit der Bedeutung des Teppichs in der Tat wunderbar übereinzustimmen. Dieser Teppich wirkte so als ein Hinweisschild oder Erkennungszeichen für das ganze Haus Gottes. Er diente dazu, das wunderbare Ziel deutlich zu machen, für das Gott einen Wohnort bei den Menschen errichtet hatte. Warf der arme, müde und sündenbeladene Israelit seinen Blick auf die Stiftshütte, sah er nicht den Glanz des Goldes oder die prächtigen Farben darin, sondern das Ziegenhaar, das ihn daran erinnerte, dass derjenige, der seine Sünden kannte, auch bereit war, diese zu vergeben.

Und wenn wir die Evangelien lesen, seien es die Wunder unseres heiligen Herrn, seine Lehren oder seine Wege, sehen wir dann nicht diesen sechsten Teppich, der vom Sieg über die Sünde für sündige, verlorene Seelen spricht? Wenn wir Ihn sehen, wie Er Aussätzige reinigt, Kranke heilt und Tote auferweckt, oder wenn wir die Worte der Gnade und Wahrheit aus seinem Mund hören, wie sie nie ein Mensch geredet hat (Joh 7,46 „Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet [wie dieser Mensch].“), sehen wir über all diesem den wunderbaren Schriftzug: „Dieser nimmt Sünder auf“ (Lk 15,2). Wir hören Ihn sagen: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28). Damit niemand seine Sünden zu groß oder zu zahlreich findet, um auf Vergebung oder Gnade von Gott zu hoffen, weht dieses Abzeichen des Sündenträgers wie ein Banner des Sieges über das Böse. Es winkt allen, zu kommen und die gesegneten Worte hören: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37).

Ist diese Gnade nicht anziehend? Können Menschen vor jemand zurückschrecken, der zwar die Sünde verurteilt, aber zugleich auch das Heilmittel zur Verfügung stellt? Können wir vor der Hand zurückweichen, die für unsere Sünden durchbohrt wurde? Können wir vor Durst umkommen, wenn Er ruft: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke!“ (Joh 7,37)?

Klammern aus Kupfer – Sühne durch den Sündenträger

Beachten wir eine letzte Besonderheit: Im Gegensatz zu den goldenen Klammern der Teppichfelder der untersten Lage wurden die beiden Teppichfelder aus Ziegenhaar durch fünfzig Klammern aus Kupfer miteinander verbunden. Wenn wir dazu kommen, die Bedeutung des Kupfers zu betrachten, werden wir feststellen, dass es von der unnachgiebigen Wahrheit Gottes und von Gericht spricht. Es war das Metall, mit dem der Brandopferaltar überzogen war, der von der Sühne durch Sündenträger spricht. So werden hier die beiden großen Gedanken der Sünde und des Sündentragens in diesen kupfernen Klammern wiederholt, die damit der ganzen Teppichlage Festigkeit verleiht: der Sieg über das Böse in dem Bereich der Verantwortung.

Wir schließen unsere Betrachtung der Teppiche aus Ziegenhaar mit den Worten Johannes des Täufers – der selbst ein härenes Gewand trug –, der gewissermaßen sagte: „Ich bin nur ein Tadler der Sünde. Ich stelle nur teilweise das Gewand dar, das ich trage. Ihr müsst von mir wegschauen, um seine volle Bedeutung in dem zu sehen, dessen Weg zu bereiten ich gekommen bin: ‚Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!‘ (Joh 1,29 „Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“).“


Originaltitel: „The Covering of Goats' Hair“
Vortrag 5 aus Lectures on the Tabernacle, 1914

Übersetzung: Stephan Keune

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Übers.: Vergleiche auch Hohelied 5,11 „Sein Haupt ist gediegenes, feines Gold, seine Locken sind herabwallend, schwarz wie der Rabe;“, wo von dem Haar des Bräutigams gesagt wird, dass es „schwarz wie der Rabe“ war. Es ist wohl so, dass die Ziegen in Israel und generell im Nahen Osten überwiegend schwarz sind. Weidet nun eine große Herde Ziegen in diesen Gebieten an einem Hang, dann sieht es tatsächlich so aus, als wäre der gesamte Abhang schwarz.

[2] Im Englischen wird das Wort für Ziegenhaar nur mit „Ziegen“ übersetzt, wofür es drei mögliche Gründe gibt. Erstens, um unsere Aufmerksamkeit dadurch stärker auf die Ziege und die Bedeutung des Tieres zu lenken. Zweitens stammt das Hauptwort für „Haar“ von derselben Wurzel wie das Wort für Ziege und ist eng mit diesem verwandt, obwohl es sogar zwei Wörter für „Ziege“ gibt: Das eine meint eine „haarige“ und das andere eine „starke“ Ziege. Werden beide verwendet, ist die Bedeutung „Ziegenbock“, wie es auch in 1. Mose 37,31 „Und sie nahmen das Ärmelkleid Josephs und schlachteten einen Ziegenbock und tauchten das Ärmelkleid in das Blut;“; 3. Mose 4,23 „und seine Sünde ist ihm kundgetan worden, worin er gesündigt hat, so soll er seine Opfergabe bringen, einen Ziegenbock, ein Männchen ohne Fehl.“ etc. wiedergegeben wurde. Drittens, und das hängt stark mit dem ersten Grund zusammen, weil die Ziege so lebendig vor uns steht, dass wir auch ihr Haar sehen.

[3] Anm. d. Übers.: Vgl. die Fußnote in der Elberfelder Bibelübersetzung Edition CSV.

[4] Anm. d. Übers.: So auch in der Elberfelder Übersetzung, Edition CSV, interpretiert: „ein Mann mit einem härenen Gewand“.

[5] Anm. d. Übers.: In der Elberfelder Übersetzung, Edition CSV: „um zu lügen“.

[6] Anm. d. Übers.: In der Elberfelder, Edition CSV, wird „Böcke“ übersetzt, in der Anmerkung aber darauf hingewiesen, dass das Wort eigentlich „Ziegenböckchen“ bedeutet.

[7] Anm. d. Übers.: Asasel bedeutet „Abwendung“, vgl. die Fußnote zu 3. Mose 16,8 „Und Aaron soll Lose werfen über die beiden Böcke, ein Los für den HERRN und ein Los für Asasel.“.

[8] Anm. d. Übers.: 28 = 4 ∙ 7. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit, daher zeugen die 28 Ellen davon, dass seine Vollkommenheit in seiner Menschheit völlig zum Vorschein kam.

[9] Anm. d. Übers.: Samuel Ridout teilt den Propheten Jesaja in sieben Abschnitte ein (vgl. den dritten Vortrag seines Buches: „From Genesis to Revelation“): (1) Kapitel 1–12; (2) Kapitel 13–26; (3) Kapitel 27–35; (4) Kapitel 36–39; (5) Kapitel 40–48; (6) Kapitel 49–59; (7) Kapitel 60–66.

[10] „Slain in His victory“, Lied 24 der Spiritual Songs.


Hinweis der Redaktion:

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