Gottes Souveränität bei der Erlösung des Menschen (6)
Gottes Souveränität im Epheserbrief

Roy A. Huebner

© SoundWords, Online începând de la: 17.09.2013, Actualizat: 09.03.2024

Überragende Kraft gegenüber uns, die wir glauben

Am Anfang unserer Betrachtung des Römerbriefes haben wir festgestellt, dass im Römer- und im Epheserbrief der Sünder auf unterschiedliche Art und Weise gesehen wird. Der Römerbrief sieht den Sünder als jemand, der in Sünden lebt und den Tod verdient hat. Wir sind mit Christus gestorben und betrachten uns nun als solche, die für Gott leben. In Epheser 2 dagegen wird der Sünder als tot in Übertretungen und Sünden gesehen und als jemand, der es nötig hat, lebendig gemacht zu werden. Beide Sichtweisen sind richtig und beide Briefe ergänzen einander. Wir dürfen nicht irgendeine Schriftstelle anführen gegen das, was in Epheser 2 dargestellt wird, und einwenden: „Wie kann ein Toter glauben?“ Zugegeben, ein Toter kann nicht glauben, und deshalb benötigt er die lebendig machende Kraft Gottes, der ihm Glauben und eine neue Natur einpflanzt. Im Römerbrief jedoch wird der Sünder gesehen als jemand, der unter der Macht des Gesetzes der Sünde steht und deswegen in den Tod muss. All dies wird durch Gott gewirkt.

Ja, der Sünder kann genauso wenig hören, wie der tote Lazarus hören konnte. Aber durch die Macht des Sohnes wurde Lazarus das Gehör geschenkt. Und so wie Lazarus auf die mächtige Stimme des Sohnes Gottes reagierte und herauskam, so verhält es sich auch mit dem Sünder. Darüber hinaus wird nach Epheser 2 der Sünder nicht nur vom Tod auferweckt, sondern er wird zu einer neuen Schöpfung in Christus Jesus (Eph 2,10). Alles ist durch Gott gewirkt – vom Anfang bis zur Vollendung. In Epheser 2,6 wird der Gläubige als mitsitzend „in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ gesehen. Christi Stellung ist auch die Stellung des Gläubigen, denn er ist „begnadigt … in dem Geliebten“ (Eph 1,6). Weil wir in Ihm, der Gott in allem wohlgefällig ist, begnadigt worden sind, haben wir die gleiche Vorrangstellung wie Er. In dem Geliebten, dem Gegenstand der Liebe des Vaters, sind wir in die Gunst Gottes gebracht worden.

In Epheser 1,19.20 sehen wir, dass die überragende Größe der Kraft Gottes, die sich in Christi Auferweckung entfaltete, auch an uns wirkt. Was überragt diese Kraft? Sie überragt die Schöpfungskraft. Das Moralische übersteigt die physische Schöpfung. Tatsächlich war Christus in dem Augenblick, als Er von den Toten auferstand, das Haupt einer neuen Schöpfung. Diese Kraft ist viel stärker als die Schöpfungskraft. Und in diese neue Schöpfung sind die Heiligen versetzt durch die Versiegelung mit dem Heiligen Geist (Eph 1,13; 2,9).

Diese neue Schöpfung wurde nicht ins Sein gerufen, bevor die Prüfung des gefallenen ersten Menschen und das Werk am Kreuz vollbracht waren. In dieser Prüfung musste zuerst festgestellt werden – um die Menschen zu belehren, nicht Gott –, ob der Mensch wiederherstellbar wäre. Sie gipfelte in der Verwerfung der Offenbarung des Vaters in dem Sohn (Joh 15,23.24). Dann führte Gott durch seine Auferstehungskraft die neue Schöpfung ein. Der tote Sünder wird aus seinem geistlichen Tod Gott gegenüber erweckt durch „die überragende Größe seiner Kraft …, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn setzte zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern)“ (Eph 1,19-21), und ebenso wird er in die himmlischen Örter versetzt. All dies ist das Werk Gottes. Es lässt nicht den geringsten Raum für den menschlichen Willen, der durch die „Sünde im Fleisch“ gebunden ist. Beachten wir, dass Gott nicht die alte Schöpfung verändert, sondern dass Er etwas völlig Neues einführt. Die neue Schöpfung bedurfte der überragenden Größe seiner Kraft.

Es ist bemerkt worden, dass der Römerbrief mit der Verantwortung des Menschen beginnt, der Epheserbrief dagegen vom Ratschluss Gottes handelt:

Ich möchte als Erstes anmerken, dass der Epheserbrief diesen deutlichen Unterschied zum Römerbrief aufweist: Der Epheserbrief beginnt mit den Ratschlüssen Gottes; der Römerbrief beginnt mit dem sündigen Zustand des Menschen und zeigt, wie Gott diesem Zustand durch das Blut Christi begegnete. Die Frage lautete: Wie kann ein Mensch vor Gott gerecht werden? Der Römerbrief zeigt, dass der Mensch ein Sünder ist, und er zeigt auch, wie im Evangelium die Gerechtigkeit Gottes der Sünde des Menschen begegnet. Im Epheserbrief beginnt der Apostel mit den Ratschlüssen Gottes, und daher kann er viel weiter ausführen, welche die Segnungen der Kinder Gottes sind. Was die Lehre betrifft, so behandelt der Römerbrief den Tod und die Auferstehung Christi, kraft derer der Mensch gerechtfertigt wird. Der Epheserbrief behandelt nicht nur die Himmelfahrt Christi, sondern zeigt darüber hinaus auch, dass der Heilige Geist gekommen ist und uns mit Christus zu Gliedern seines Leibes vereinigt. Dies ist im lehrmäßigen Teil des Römerbriefes überhaupt nicht zu finden.

Der Epheserbrief entfaltet die Gedanken Gottes den Menschen gegenüber im Blick auf seine eigene Herrlichkeit, sagt aber nichts über die Rechtfertigung. Der Mensch wird als neue Schöpfung betrachtet und bedarf der Rechtfertigung nicht. Im Römerbrief dagegen wird er gesehen als jemand, der in Sünde lebt und der Rechtfertigung bedarf. Der Epheserbrief betrachtet ihn als „tot in Sünden“ und hebt das Ausmaß und die Fülle des Segens hervor. Es geht nicht so sehr um das, was wir nötig haben, sondern vielmehr um die Größe und Güte Gottes uns gegenüber. Der Epheserbrief beschreibt auf eine wundervolle Weise die Stellung, die uns „in Christus“ gegeben ist.[1]

Es ist wichtig, zu erkennen, dass es im Epheserbrief nicht um die Segnungen des Menschen geht, sondern um die Gnade Gottes, um seinen Ratschluss und um seine Herrlichkeit.

In Ihm auserwählt und zuvorbestimmt. Die Herrlichkeit seiner Gnade

Eph 1,1-14: 1 Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind: 2 Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! 3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, 4 wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe; 5 und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, 6 zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten, 7 in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, 8 die er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht, 9 indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst 10 für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm, 11 in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben , die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, 12 damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben; 13 in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, 14 der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.

Wir werden nun in die Stellung eingeführt, in die Gott den Gläubigen versetzt hat: nämlich in Christus. Wenn Gott den Gläubigen ansieht, sieht Er Christus. Als Mensch hat Christus durch sein Werk am Kreuz, durch das Er Gott verherrlicht hat, das Anrecht, über allem zu sein, im Himmel und auf Erden.[2] Er hat den Vater auf der Erde verherrlicht und das Werk vollendet, das Ihm gegeben war (Joh 17,4); Er wurde durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt (Röm 6,4). Gottes Charakter ist durch und durch Herrlichkeit, und diese Herrlichkeit trat in der Auferweckung Christi in Aktion. Gott hat Ihm Herrlichkeit gegeben und diese Herrlichkeit teilt Christus mit Gottes Erben und seinen Miterben (Röm 8,17). Es gibt selbstverständlich auch etwas, was Er nicht mit uns teilen kann (s. Joh 17,5), denn der Sohn hat seine menschliche Natur in die Herrlichkeit mitgenommen, die Er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war.

Wir wollen hier einführend festhalten, dass Gott uns heilig und untadelig macht in Liebe (Eph 1,4), wie Christus hier auf Erden war und wie Gott selbst ist. Dann stellt Er uns in die Sohnschaft (Eph 1,5). Danach sagt Er uns ein Geheimnis, nämlich wie Er sich in Christus als dem Haupt verherrlichen wird über das, was in den Himmeln, und über das, was auf der Erde ist (Eph 1,9.10). Anschließend zeigt Er, dass auch wir ein Erbteil in Christus haben (Eph 1,11) und dass wir zum Preise seiner Herrlichkeit sein sollen (Eph 1,12). So sind wir Gottes Erben und Miterben Christi.

Was uns hier in Epheser 1,1-14 vor Augen geführt wird, bezieht sich auf den Einzelnen; es ist nicht gemeinschaftlich. Unsere Vereinigung in einem Leib in Christus wird erst herausgestellt, nachdem wir Gottes Natur entsprochen (Eph 1,4) und vom Vater die Sohnschaft empfangen haben (Eph 1,5). Dabei betont Paulus, dass wir beides in Christus erhalten. Ohne das kann es natürlich keine Einheit in einem Leib in Ihm geben. Einheit bzw. Vereinigung hat etwas mit Gemeinschaft zu tun; die anderen Sachverhalte sind individuell. Wir müssen gut verstehen, dass Sohnschaft und Einheit/Vereinigung nicht das Gleiche ist, auch wenn es ohne Sohnschaft keine Einheit gibt. Das trifft auf alle die zu, die in Christus in einem Leib vereinigt sind. Das steht im Gegensatz zu der Vorstellung, die Erwählung der Gläubigen sei nur korporativ/gemeinschaftlich – eine der zahlreichen Vorstellungen, mit der die Ansicht des moralisch freien Willens Gott gegenüber gestützt wird. Der Einzelne wird in Christus erwählt! Im Epheserbrief enthüllt der Heilige Geist daher zuerst die Wahrheit, dass der Einzelne die gleiche Stellung hat, die Christus innehat. Erst danach behandelt Er das, was die Gemeinschaft angeht. Der Abschnitt in Epheser 1,1-14 bezieht sich gänzlich auf den Einzelnen, einschließlich der Versiegelung des Einzelnen in Vers 13. Nehmen wir die Worte „heilig und untadelig“ in Vers 4: Hier wird der Einzelne angesprochen. In Epheser 5,27 finden wir dieselben Worte, dort aber haben sie mit dem zu tun, was korporativ [gemeinschaftlich] ist. Die Reihenfolge ist also: zuerst das, was den Einzelnen betrifft, und dann das Korporative. Wir wollen uns darüber im Klaren sein: Sohnschaft für den Gläubigen ist individuell, ebenso die Erwählung in Christus und die Vorherbestimmung, die zur Sohnschaft führt.[3]

Gepriesen sei …, der uns gesegnet hat

Eph 1,3: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Der Heilige Geist verweist in Vers 3 auf „Gott“ und den „Vater“[4] – dies entspricht jeweils den Versen 4 und 5:

Gott – Natur

Vater Beziehung

wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe (Eph 1,4).

Unser Herr Jesus Christus war vollkommener Mensch vor Gott, heilig und untadelig vor Ihm in Liebe.

und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens (Eph 1,5).

Unser Herr Jesus Christus war (und ist)  Sohn des Vaters.

Wir sind in Ihm, der der vollkommene Ausdruck dieser Dinge war,

wir haben teil an der göttlichen Natur

und wir erhalten die Sohnschaft.


Also sind wir vor unserem Gott und Vater wie unser Herr Jesus Christus war und noch ist. Wir sind in Ihm, aber noch nicht bei Ihm. Die Zeit wird kommen, wenn unser Leib der Niedrigkeit umgestaltet werden wird, um seinem Leib der Herrlichkeit gleich zu sein (Phil 3,21).

Wir werden noch betrachten, wie die Bezeichnung „Gott“ in Epheser 1,4 sich auf die Tatsache bezieht, dass Er uns seiner göttlichen Natur gleich gemacht hat, während „Vater“ sich auf Epheser 1,5 bezieht, wo wir in die Sohnschaft gebracht werden. Der Herr Jesus Christus wies diese Dinge in seinem irdischen Leben auf, und zwar in Wort und Tat.

Unser Segen. Unsere besonderen Segnungen sind im Himmel in Christus. Für die Juden gibt es gewisse irdische Segnungen während Christi tausendjähriger Herrschaft.

Es gibt eine ganze Reihe von Segnungen im Himmel, nicht bloß eine. Es gibt keine einzige himmlische Segnung, die der Gläubige nicht hätte. Nicht  eine der für uns bestimmten Segnungen ist uns vorenthalten worden.[5] Das ist die genaue Bedeutung der Worte „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“. Es gibt keine einzige dieser „himmlischen Segnungen in Christus“, die der Gläubige nicht hätte. Unwissenheit darüber, Unvermögen beim Begreifen derselben, Versagen beim Ausleben derselben ist etwas anderes und gehört nicht zum Thema in diesem Abschnitt.

Christus steht im Mittelpunkt der Offenbarung von Gottes Herrlichkeit. Gott will sich in Christus verherrlichen, und zwar in zwei Bereichen: dem himmlischen und dem irdischen. Die Gläubigen sind verbunden mit der himmlischen Darstellung von Gottes Herrlichkeit in Christus, und Israel ist verbunden mit seiner irdischen Darstellung. Im Epheserbrief wird die himmlische Sphäre behandelt. Zwangsläufig geschieht dies alles in Christus. Dieser Ausdruck betont die Art und Weise auf die Gott seine Herrlichkeit offenbart bezüglich der himmlischen Sphäre und der Erlösung. Alles ist durch Ihn, sei es himmlisch oder irdisch. Was das Himmlische betrifft, so heißt es außerdem: „in ihm“ (Eph 1,4), „in dem [Christus]“ (Epheser 1,7.11.13). Diese Bezeichnung stellt auch unseren Stand heraus. Wir sind in Christus und folglich vor Gott, in jeder Hinsicht.

Er [hat] uns auserwählt … in ihm vor Grundlegung der Welt

Eph 1,4: Er hat uns in ihm auserwählt vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untedelig seine vor ihm in Liebe.

Wann auserwählt? Der in Epheser 1,3 erwähnte Segen war ewig vor Gott.

Wenn Gott jetzt einen Teil der Welt auserwählen würde, wäre das ebenso souverän wie sein Erwählen vor Grundlegung der Welt: Ich weiß, dass Er das in seiner heiligen Weisheit nicht tut, aber es wäre jetzt genauso souverän wie vor Erschaffung der Welt. Jedoch hat Er uns in Christus vor Grundlegung der Welt auserwählt. Folglich hat Er uns für das erwählt, was nicht von der Welt, sondern was viel höher ist als die Welt. Die Erwählung war nicht an Bedingungen geknüpft, sie geschah ungeachtet unseres Versagens. Er erwählte uns zur Sohnschaft – so wie auch Christus sein Sohn ist – nach dem Wohlgefallen seines Willens. Durch souveräne Gnade hat Er uns eine Stellung gemäß seinem Ratschluss gegeben.[6]

Es ist wichtig, im Auge zu behalten, dass die Erwählung vor Grundlegung der Welt[7] (vgl. 2Tim 1,9; Tit 1,2.3[8]) die besondere Stellung betrifft, die der Gläubige in Christus Jesus im Himmel hat (Eph 2,6) – im Gegensatz zu Israels Platz auf Erden. Es betrifft die auf ewig besondere Stellung der Gemeinde (Eph 3,21). Nach der Beschreibung des Epheserbriefs sitzen wir in den himmlischen Örtern (Eph 2,6). Im Hebräerbrief werden wir als in der Wüste wandernd betrachtet, auf unserem Weg nach Hause; wir sind Genossen der himmlischen Berufung (Heb 3,1). Es handelt sich gleichzeitig um eine Berufung nach oben (Phil 3,14) und um eine heilige Berufung (2Tim 1,9). Vom Volk Israel wird nicht gesagt, dass es seine besondere Stellung schon seit vor Grundlegung der Welt hat. Somit sind wir ein unverkennbar himmlisches Volk.

Der Herr sprach vorwegnehmend davon, dass der Gläubige nicht von der Welt ist (Joh 17,14), wie auch Er selbst nicht von der Welt war.[9]

Von Anfang an zur Errettung erwählt

  • 2Thes 2,13.14: Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, wozu er euch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.

J.N. Darby hat bemerkt:

Es gibt Menschen, die dem Evangelium nicht gehorchen; aber ihr, Thessalonicher, ihr habt ihm gehorcht. Doch dies war zuvor von Gott verfügt worden, da Er euch von Anfang an erwählt hat (nach seinem Ratschluss, den Er vor allen Zeitaltern gefasst hat), in der Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, was beides zu seiner Zeit vollbracht wurde.

„Erwählt zur Errettung“ – das sind das Ziel und der Ratschluss Gottes. „In Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit“ – das ist die Auswirkung in den Auserwählten und stimmt überein mit Gottes Vorsatz. „Unser Evangelium“ – ist das Werkzeug, das Gott benutzt, um sein Ziel zu erreichen.[10]

Gottes Erwählung geschah von Anfang an, demselben Anfang wie in Johannes 1,1.[11] Das Wort war ewig da; ebenso war der Vorsatz Gottes da. Es ist Teil seines ewigen Plans (Eph 3,11). Unser zeitgebundener Verstand kann so etwas nicht begreifen. In Epheser 1,4 erfahren wir von unserer Auserwählung vor Grundlegung der Welt in Christus. Bevor die Zeit je begann, ja ewig sozusagen, hatte Gott es geplant. Die Frage, warum Gott gerade dann geschaffen hat, als Er es tat, ist eine zeitgebundene Frage. Sie drückt unsere Begrenztheit [engl. finiteness] aus angesichts des Unendlichen, das sich außerhalb der Zeit befindet. Diese Frage ist einfach bedeutungslos.

Wir sehen hier, dass wir in Ewigkeit auserwählt und zur bestimmten Zeit durch das Evangelium berufen wurden. All dies ist Gottes bedingungsloser Vorsatz, seine Erwählung und Berufung.

Unsere Absonderung für Gott durch den Geist und den Glauben an die Wahrheit werden hier festgestellt. Dies hat mit dem Wirken Gottes zu tun, um seinen Plan auszuführen. Die frohe Botschaft war das Mittel, durch das Gott des Sünders Erlösung besiegelte. Dadurch sollten wir die Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus erlangen. Wir werden zu Miterben seiner Herrlichkeit.

Gottes Erwählen seiner Auserwählten beschränkt sich nicht auf das derzeitige Wirken des Heiligen Geistes und auf die Gemeinde, die zu Pfingsten gebildet wurde. Aber nur den Auserwählten des gegenwärtigen Wirkens des Heiligen Geistes, [d.h. der Gemeinde], verleiht Gott die Herrlichkeit Christi. Wir sehen Auserwählte, den zukünftigen gottesfürchtigen jüdischen Überrest, in der siebzigsten Jahrwoche von Daniel 9 in Markus 13,20, wo von „auserwählt“ [engl. chosen] und „Auserwählten“ [engl. elect] die Rede ist:

  • Mk 13,20: Um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt.

Tatsächlich sind alle Heiligen aller Zeiten berufen und auserwählt:

  • Off 17,14: Die mit ihm [sind], sind Berufene und Auserwählte und Treue.

Das sind die Heiligen, die das Gefolge des Lammes bilden, wenn es in Herrlichkeit erscheint, ungeachtet ihrer jeweiligen Unterschiede in der Herrlichkeit und der Berufung.

Wie schon bezüglich des Begriffs „Berufung“ [engl. call/calling] können die Leser die Verwendung von „erwählt“ [engl. chosen] mit einer geeigneten Konkordanz verfolgen.

Warum auserwählt? Um heilig und tadellos vor Ihm zu sein in Liebe. Man beachte, dass Epheser 1,3 mit den Worten beginnt: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Epheser 1,4 unterstreicht einiges, was die Natur unseres hochgelobten Gottes angeht, während Epheser 1,5 einige Dinge enthüllt, die den Gepriesenen als Vater darstellen. Epheser 1,4 hat also Gottes Natur im Blick. Gott ist Licht, und Gott ist Liebe. So wird seine Natur beschrieben.  Dass Gott Licht und Liebe ist – und zwar in dieser Reihenfolge (wie in 1. Johannes) – findet man in Epheser 1,4:

heilig       und       untadelig

in Liebe

Wesen/Natur         Verhalten

 

Gott ist Licht (1Joh 1,5)

Gott ist Liebe (1Joh 4,8)


Man beachte, dass in 2. Johannes 3 steht: „dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe“. Wenn wir diese Reihenfolge nicht beachten, versagen wir in unserem Wandel als Gläubige.

Gott hat uns heilig und untadelig in Liebe gemacht – und zwar weil wir in Ihm, in Christus, erwählt worden sind. Gott ist heilig in seinem Wesen; sein gesamtes Verhalten ist untadelig. Christus war heilig in seinem Wesen und untadelig in all seinen Wegen, Worten und Werken hier auf Erden. Wir, die wir in Ihm gesehen werden, sind ebenfalls heilig und untadelig. Wir werden zu Teilhabern [der] göttlichen Natur, zu Teilhabern göttlicher Natur (2Pet 1,4). Dass der Artikel „der“ eingeklammert ist, bedeutet, dass er nicht im Grundtext steht. Wir sind in unserer Sprache nicht daran gewöhnt, uns als „Teilhaber göttlicher Natur“ zu bezeichnen, aber das ist seine Bedeutung. Das heißt nicht, dass wir an der Göttlichkeit teilhaben; vielmehr haben wir teil an den moralischen Eigenschaften Gottes: „heilig und untadelig“. Dies hat damit zu tun, dass Gott in seiner Natur Licht ist. Gott reflektiert also in uns seine eigene Natur. Wir sind so wie Er: heilig und untadelig. Wir werden so in diesen Eigenschaften ewig vor Ihm stehen und ewig seine Natur widerspiegeln. Souveräne Gnade hat uns angenommen – trotz unseres gefallenen Zustands und trotz unserer Ablehnung der Einladung zu seinem „großen Abendmahl“. „Gnade ist Gott für uns in allem, was er ist, trotz dem, was wir in uns selbst sind.“ Die Person und das Werk Christi waren nötig, damit Gott dies auf einer gerechten Grundlage tun konnte, denn Er handelt ohne Tadel. Bevor der Herr Jesus ans Kreuz ging, stellte Er Gott dar in seinem heiligen und untadeligen Wandel; Er drückte auf vollkommene Weise Gott aus. Deshalb öffnete sich der Himmel und bezeichnete Gott Ihn als den geliebten Sohn! Er verherrlichte den Vater auf Erden und vollendete das Werk, das Ihm zu tun gegeben war (Joh 17,4).

Der geliebte Sohn hat uns durch seinen heiligen und untadeligen Wandel ein Beispiel hinterlassen, dass wir in seinen Fußstapfen nachfolgen sollten (1Pet 2,21). Wäre es richtig, den Maßstab zu senken, um ihn an unsere Bequemlichkeit anzupassen, so dass der Maßstab kein Abbild der heiligen und untadeligen Natur Gottes mehr wäre?

Dementsprechend wandelt der Gläubige „in dem Licht …, wie er [Gott] in dem Licht ist“ (1Joh 1,7). In diesem Text ist die Frage nicht, wie der Christ wandelt, sondern wo er wandelt. Gott befindet sich im Licht, und der Gläubige ist im Licht bei Ihm, genau wie Gott im Licht ist. Hier geht es um die Stellung, nicht um die Praxis. In der Praxis sollte jedoch unser Wandel diese Dinge aufweisen. Die Natur, die wir von Gott haben, findet Gefallen an Ihm und an dem Sohn; sie ernährt sich von Christus und hat dort Genüge. Und Gott findet Gefallen an uns.

Der Ausdruck „in Liebe“ in Epheser 1,4 hat mit der Natur Gottes zu tun: „Gott ist Liebe.“ In der Schrift erfahren wir, dass Gott Licht ist, bevor wir erfahren, dass Gott Liebe ist. Kann man etwa nichts aus der Art lernen, wie Gott Wahrheiten präsentiert?

„In Liebe“ also sind wir heilig und untadelig. Das trifft auf uns zu, weil wir in Christus sind; in der Praxis ist es aber leider allzu oft nicht so, dass wir „in Liebe“ sind. Viel von dem, was als „Liebe“ durchgeht, geht auf Kosten der Heiligkeit im Wesen und der Untadeligkeit im Verhalten. Gott sei gedankt, dass unsere Stellung in Christus Wirklichkeit wird, wenn wir in der Herrlichkeit droben sein werden!

Das große Abendmahl in Lukas 14 haben wir eine Feier von Gottes Gnade genannt. Es ist sein Abendmahl und drückt seine Gnade aus, sein souveränes Segnen gemäß seinem Wesen. In Epheser 1,6 lesen wir, dass die göttliche Auserwählung und unsere Vorherbestimmung „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“ sind. Aber wir sollen auch „heilig und untadelig [sein] vor ihm in Liebe“ (Eph 1,4). Gott handelt aus Liebe; Er handelt gemäß seiner Natur; Er ist Licht und Er ist Liebe. Dementsprechend möchte Er uns umformen; Er möchte, dass unser Herz und unsere Gedanken, unser Alles, seinem Wesen entsprechen. Er ist der Maßstab und Christus drückte das auf Erden in seinem Wandel aus.

Uns zuvorbestimmt hat …

Eph 1,5: … und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens …

„Uns zuvorbestimmt“ oder „vorherbestimmt“ (W. Kelly) geht in eine zeitlose Ewigkeit vor der Zeit zurück. Alles ist Teil von Gottes ewigem Vorsatz (Eph 3,11) in Christus Jesus. Alles, was mit den Gläubigen und der Gemeinde zu tun hat, ist sozusagen „vorherbestimmt“ seit Urzeiten – besser können wir es in unserer inadäquaten, zeitgebundenen Art nicht ausdrücken. Der Gläubige ist nicht von der Welt (Joh 17,14), wie auch der Herr Jesus nicht von der Welt war. In diesem Sinne ist der Ursprung des Gläubigen von vor der Welt; der Gläubige ist nicht von der Welt. Dementsprechend hat er eine himmlische Berufung (Heb 3,1) und wird er als Pilger auf seinem Weg zur oberen Herrlichkeit betrachtet. Was jedoch seine Stellung anbetrifft, so sitzt er schon jetzt mit Christus Jesus im Himmel (Eph 2,6). Diese Stellung wird sich niemals ändern, selbst wenn er physisch in der Herrlichkeit sein wird. Unsere Stellung wird also Gottes Vorherbestimmung zugeschrieben.

Wozu vorherbestimmt? Zur Sohnschaft. Wie schon gesagt: Bei der Betrachtung von Epheser 1,4 stehen diese Aussagen in Verbindung mit der Natur Gottes: Gott ist Licht und Gott ist Liebe. In Epheser 1,5 wird unsere Sohnschaft herausgestellt, und dies bringt uns zu dem zweiten Punkt, mit dem Epheser 1,3 begann, nämlich zu dem „Vater unseres Herrn Jesus Christus“. In Vers 4 heißt es, „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“, und so war der Herr Jesus Christus hier auf Erden. In Vers 5 werden wir in der Stellung von Adoptierten [wie die englische Bibel es ausdrückt] gesehen[12], das heißt als Söhne. Wir sind vorherbestimmt zu einer Beziehung, nämlich zu der von Söhnen. Auf Erden war der Herr Jesus Christus der Sohn des Vaters. Sohnschaft ist unsere Stellung jetzt und wird sie auf ewig sein.[13] Christi Stellung ist unsere Stellung. Die Unermesslichkeit dieses Segens ist schlicht atemberaubend.

Christus ist selbst der Maßstab unserer Stellung vor unserem Gott und Vater.

Seine Stellung als Sohn und was Ihm als Mensch zusteht, wird dann behandelt. Seine Rechte sind zweifach: Er hat Macht über alles Fleisch, aber mit dem Ziel, denen, die der Vater Ihm gegeben hat, ewiges Leben zu geben. Sein Machtanspruch in Bezug auf den Menschen ist allumfassend. So wie der erste Mensch seiner Natur entsprechend Macht besaß, so hat der menschgewordene Sohn übernatürliche Macht. Aber hier in den Worten des Heilands kommt eine der kostbarsten Wahrheiten für uns ans Licht: Es gibt solche, die der Vater dem Sohn gegeben hat. Dies ist der feste Vorsatz des Vaters. Sie sind dem Sohn gegeben; der Vater hat sie seinen Händen anvertraut, damit Er sie in die Herrlichkeit bringe. Er soll sie für die Gegenwart, die Natur und die Herrlichkeit Gottes tauglich machen, für all das, was mit diesem festen Vorsatz in Verbindung steht. Weil Gott unendliche Liebe ist, soll Er sie in eine Stellung bringen, wo Gott seine Liebe ausüben kann; in eine Stellung, die auch die seines Sohnes ist, der zu diesem Zweck Mensch wurde. Wir können hinzufügen, dass diese Stellung dem Wert und der Wirksamkeit des Werkes des Sohnes entspricht; Er bringt sie in diese Stellung, nicht nur äußerlich (was auch unmöglich wäre), sondern indem Er sie mit einer Natur ausstattet, die für solch eine Stellung passend ist. Wunderbare Gnade, deren Gegenstände wir sind!

Diese Stellung ist ewiges Leben. Das ist ein Wort, dessen Bedeutung wir näher untersuchen müssen. Es ist geistliches und göttliches Leben – ein Leben, das fähig ist, Gott zu kennen und sich an Ihm zu erfreuen, da es moralisch seiner Natur entspricht: „heilig und untadelig vor ihm in Liebe“. Ewiges Leben, das heißt ein Leben, das nicht nur unsterblich ist, sondern ein Leben, das zu einer Welt gehört, die jenseits dessen ist, was man mit den Sinnen wahrnehmen kann; denn „was man nicht sieht, [ist] ewig“ [2Kor 4,18].[14]

Nur im Markusevangelium – das uns Christus als den Diener-Sohn zeigt – wird uns berichtet, dass der Herr Jesus „Abba, Vater“ sagte, und zwar im Garten Gethsemane. Wir stehen dem Vater jetzt so nahe, dass auch wir rufen können: „Abba, Vater.“ Deshalb heißt es, dass „Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt [hat], der da ruft: Abba, Vater!“ (Gal 4,6). Was der Herr Jesus tat und sagte, geschah immer durch den Geist; dies war auch der Fall, als Er den Vater mit „Abba, Vater“ ansprach. Derselbe Geist ist in unserem Herzen, „der Geist seines Sohnes“, und so dürfen auch wir den Vater mit „Abba, Vater“ anreden. So ist unsere Stellung vor Gott.[15] Es ist unaussprechliche, souveräne Gnade, die all dies vollbracht hat. Könnte es im Herzen des Vaters etwas geben, was Er uns vorenthalten hätte?

Man beachte, dass bisher noch kein Wort über das Erbe gefallen ist. Ich möchte dabei verweilen und zeigen, wie die Zuneigungen der Heiligen geformt werden. Wenn ich von dem Erbe spreche, handelt es sich um etwas unter mir. Alle Prophetie betrifft das Erbe. Aber ich blicke auf das, was über mir ist, und darin liegt mein spezieller Segen. Themen, die mit der Gemeinde zusammenhängen, so segensreich sie auch sind, Themen wie Prophetie, sie sind unten. Er wird uns über all diese Dinge belehren, aber ich will zuerst meine Beziehung zu meinem Vater kennen. Rede nicht von mir, von dem, was ich habe, sondern von dem, was Christus ist und was Er hat. Meine Seele muss den Gott der Liebe genießen, der das alles gegeben hat. Die Liebe, die gerettet hat, übersteigt die Gaben. Es ist wichtig, dass die Heiligen die Liebe in der Gegenwart Gottes spüren. Das Wichtigste ist nicht mentale Kraft, sondern die rechte Herzenseinstellung – ein einfältiges, lauteres Auge.

Wenn eine Seele nicht Einsicht und Führung von Gott erhält, versteht sie niemals die Wege und Absichten Gottes. Man muss die Interessen Gottes kennen und schätzen. Wenn ich meinen Platz im Plan meines Vaters nicht kenne, bin ich nicht in der Lage, seine Gedanken und Absichten zu ergründen. Als wir tot in Sünden waren, sorgte sich sein Herz um uns. In Epheser wird der Sünder als tot angesehen – nicht als in Sünde „lebend“ und dafür gezüchtigt usw. wie im Kolosserbrief. Im Epheserbrief wird er als „tot“ beschrieben {Eph 2,1}, ohne einen einzigen Lebensfunken. Und Gott kommt und schafft Neues und segnet nach seinem eigenen Willen. Wenn unsere Seele den Wert des Opfers Christi erkannt hat, das uns zu Gott bringt, dann werden wir überhaupt nicht mehr in uns selbst gesehen, sondern nur in Christus. Dort gibt es dann vollkommene Ruhe.[16]

Durch Jesus Christus für sich selbst. Ausdrücke wie „in ihm“, „in dem“, „in Christus“ und „in Christus Jesus“ sind charakteristisch für den Epheserbrief: Sie beziehen sich auf unsere Stellung, die wir in Ihm als dem droben Verherrlichten vor unserem Gott und Vater haben. Hier ist die Reihenfolge andersherum, es heißt „Jesus Christus“. Vielleicht ist dies so, weil das, was Er für den Vater hier auf Erden war, in den Worten „durch Jesus Christus“ enthalten ist. So redete zum Beispiel „Jesus Christus, der Sohn Gottes“ (Mk 1,1) den Vater mit „Abba, Vater“ an, als Er auf der Erde war; das Markusevangelium ist das Evangelium vom Diener-Sohn.

Nach dem Wohlgefallen seines Willens. Es gefiel dem Vater, dies für Sie zu tun – nicht weil Er vorhersah, dass Sie in Ihrer vermeintlichen Willensfreiheit menschlichen Glauben ausüben würden (und daher weiser und/oder besser wären als Ihr Nachbar, der nicht glauben will) und so nicht vollkommen verloren und verdorben wären. Nein, uns wird gesagt, dass wir in die Sohnschaft vor Ihm eingesetzt wurden nach dem Wohlgefallen seines Willens. Genau das ist der Grund. Wie können wir das verstehen, wenn wir darangehen wollen wie in menschlichen Angelegenheiten?

Das „Wohlgefallen seines Willens“ – das, was Gott große Freude bereitet – ist, uns die Fülle seines Segens zu gewähren. Hier wird die Seele aufgebaut. Natürlich kann die Fülle seiner Güte in keiner Weise an dem gemessen werden, was wir sind oder was wir verdienen, sondern es macht Ihm einfach Freude, zu segnen. Es ist sein gnädiger Wille. Und noch mehr: Während ich zur Stärkung meiner Seele es nötig habe, Ihn kennenzulernen und mich an der Güte Gottes zu erfreuen, trägt es zu meiner Heiligung bei. Wenn ich immer daran denken könnte, was Er ist, wäre ich vollkommen glücklich, und in mir würde sich das widerspiegeln, womit meine Seele beschäftigt ist.[17]

Er hat seinen Plan ausgeführt nach dem Wohlgefallen seines Willens – und dabei müssen wir es belassen. Der Herr Jesus selbst sprach von dem, was dem Vater wohlgefällig war (Mt 11,26). Siehe auch Lukas 12,32; Philipper 2,13; 2. Thessalonicher 1,11; Matthäus 11,27; Lukas 10,22; Galater 1,16; Kolosser 1,19.

Zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade

Eph 1,6: … zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten.

Zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade. Es gibt kein einziges Atom – und wird es auch nicht geben – zum Preise der Herrlichkeit des angeblich moralisch freien Willens Gott gegenüber.

Dieser Ausdruck beinhaltet die in Epheser 1,3-5 dargestellte Gnade. Gottes Gnade ist herrlich; unser Gott und Vater offenbart seine Gnade; das ist des Vaters Herrlichkeit. Er verherrlicht sich, indem Er Gnade erweist. Wie kann man diese Gnade messen? Christus, der Sohn, zeigt das Ausmaß der Gnade Gottes. Er offenbart Gott, offenbart den Vater und vollbringt seinen Willen. Unser Gott und Vater wird in Christus und durch sein Werk am Kreuz offenbart. Auf diese Weise hat Gott sich in seiner Gnade verherrlicht in Verbindung mit der Enthüllung seines Vorsatzes. Wir sind in diesen Plan mit eingeschlossen. Die Stellung, in die Er uns eingesetzt hat, ist zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade. Wir sind in Gottes Gegenwart, wir sind seiner Natur gleichgemacht (Eph 1,4), wir stehen zu dem Vater in einer Beziehung der Sohnschaft (Eph 1,5), und das alles „in Christus“. Unser Gott und Vater ist die Gnadenquelle, und unser Herr Jesus Christus ist derjenige, durch den alles vollbracht wird.

Wir sind versetzt in die gleiche Stellung wie Christus: (1) heilig und untadelig vor Gott und (2) als Söhne (als diejenigen, die Sohnschaft empfangen haben). Folglich sind wir vor Gott in Übereinstimmung mit der Stellung, die Christus dort einnimmt. Deshalb möchte ich es wiederholen: Christi Stellung ist unsere Stellung. Alles ist allein gewirkt durch die Herrlichkeit der Gnade Gottes[18] und übersteigt weit unseren Verstand.

… womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten. Das Wort „womit“ bezieht sich auf die Gnade. Wie A.C. Brown oft sagte: „Gnade ist Gott für uns in allem, was Er ist, trotz allem, was wir in uns selbst sind.“ Das ist mehr als „unverdientes Wohlwollen“, wenngleich unverdientes Wohlwollen im weiten Sinne des Wortes in „Gnade“ enthalten ist.

In Bezug auf das Wort „Wohlwollen“ [favour] gibt es eine Fußnote in J.N. Darbys Übersetzung, die besagt:

ecaritwsen: „uns begnadigt hat“, „taken us into favour“ [engl. Darby-Übersetzung], „uns in eine Stellung der Gnade und des Wohlwollens gestellt hat“. „Uns angenommen hat“ wäre eine zu förmliche Auslegung, nicht so allgemein wie caritow. Andererseits gibt die Übersetzung „uns Gnade oder Wohlwollen erzeigt hat“ nicht die Aussagekraft des Wortes wieder. „In dem Geliebten“ wäre dann nur ein Mittel oder Werkzeug; wohingegen wir tatsächlich in dem Geliebten begnadigt sind. Wenn wir hs annehmen, was die beste Lesart zu sein scheint, sollten wir sagen: „das Wohlwollen oder die Annahme in Gnade, die er uns reichlich verliehen hat“.[19]

Das Wort „Geliebter“ zeigt uns die Freude des Vaters an dem Sohn und die Liebe des Vaters zu dem Sohn. Die Worte „in dem Geliebten“ drücken aus, dass der Vater uns liebt, wie Er den Sohn liebt. Christi Stellung ist unsere Stellung (vgl. Joh 17,23). Alle werden gleichermaßen in dem Geliebten begnadigt. Gott liebt die Seinen alle gleich (auch wenn Ihm das Verhalten von einigen mehr gefallen mag als das von anderen). Seine Liebe zu uns ist dieselbe Liebe, die Er für den „Sohn seiner Liebe“ (Kol 1,13) empfindet. Und diese Liebe zu uns wird ewig bestehen (Eph 3,21). Dies ist Teil der Herrlichkeit seiner Gnade.

Zunehmendes Verständnis der Stellung, in die wir gebracht sind, sollte einhergehen mit einem entsprechenden Erfassen der moralischen Entfernung von Gott, in der wir in unserem Eigenwillen lebten. Sie war größer, als wir je verstehen können – wir waren völlig verloren, völlig verdorben.

Der Reichtum seiner Gnade in der Erlösung

Erlösung und der Reichtum seiner Gnade

Eph 1,7.8: … in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, 8 die er uns gegenüber hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht …

Das Thema hier im Epheserbrief ist nicht die Rechtfertigung des Gläubigen und die Gerechtigkeit Gottes wie im Römerbrief. In diesem Abschnitt geht es nicht um das, was der Sünder braucht. Es geht um Gottes Vorsatz und Ratschluss und Gnade und Herrlichkeit, um Ihn selbst und um Christi Herrlichkeit und Gottes Herrlichkeit in Christus. Möge die Tatsache, dass das große Abendmahl (Lk 14) die Feier von Gottes Gnade ist, unsere Seelen erfassen! Es geht um Gott! Auch hier ist das Thema der Reichtum seiner Gnade. Durch Gottes herrliche Gnade haben erlöste Sünder an seiner Gnade und Herrlichkeit teil und sind Miterben Christi, wenn Er sein Erbe antritt. Jakob ist Teil seines Erbes; wir dagegen teilen als Erben mit Ihm das Erbe, von dem in Epheser 1,11 die Rede ist. Das große Abendmahl ist für die Erlösten; sie sind zur Teilnahme berechtigt allein durch die Gnade dessen, der das große Abendmahl ausgerichtet hatte, und nicht durch ihren eigenen Verdienst oder durch ihre Herkunft. Beschäftigt dies unsere Herzen, während wir darauf warten, bei Christus zu sein?

Die Erlösung im Plan Gottes sollte den Reichtum seiner Gnade[20] aufzeigen und dafür sorgen, dass Christus bei seinem Erbe Miterben hat. In der zwischenzeitlichen Wartezeit haben wir den Heiligen Geist als Unterpfand (Anzahlung) unseres Erbes (Eph 1,14). Daher haben wir ein gesichertes Anwartschaftsrecht, während wir darauf warten, dass Christus sein Erbe antritt.

In Ihm. „In ihm“ bezieht sich auf den „Geliebten“. Wir haben die Erlösung in Ihm – dem Geliebten –, dem Einen, an dem der Vater Gefallen hat. Dies drückt seine Liebe aus. „In ihm“ sagt uns, dass wir Erlösung in Ihm haben. Gott verbindet die Erlösung mit unserer Stellung in Ihm. Erlösung ist mehr als Erkaufung. Die Erkaufung geschah durch Christi Tod und bringt alles in seinen Besitz als Mensch, sogar die Bösen (vgl. 2Pet 2,1). Daher ist alles sein Eigentum; alle Menschen sind in Wirklichkeit seine Sklaven.[21] Aber Erlösung bedeutet mehr: Sie macht uns zu Christi Freigelassenen (vgl. 1Kor 7,22), wenngleich wir nach dem anderen Gesichtspunkt (Kauf) seine Leibeigenen sind. In der biblischen Verwendung der beiden Wörter wird Christi Blut nicht mit Erkaufung verbunden, sondern mit Erlösung. Wenn vom Werk Christi am Kreuz in Verbindung mit erkaufen die Rede ist, wird das Wort Tod verwendet. Er hat alles durch seinen Tod erkauft; seine Erlösten sind durch sein Blut erlöst. In diesem Sinn werden diese Wörter in der Bibel verwendet.[22] Folglich haben wir, wie hier, „Erlösung durch sein Blut“. Überdies werden alle unsere Vergehungen vergeben. Was ist der Maßstab, nach dem Gott so an uns gehandelt hat?

Das Blut. Dieses Blut besitzt den ganzen Wert des Todes Christi und seiner Leiden unter Gottes Gericht während der drei Stunden der Finsternis. Diese Dinge haben den Wert und die Herrlichkeit seiner Person und sind daher unermesslich wertvoll und herrlich. Durch dieses kostbare Blut haben wir die Erlösung.

Der Reichtum seiner Gnade. Betrachten wir in Epheser 1,7 den Unterschied zwischen der Herrlichkeit seiner Gnade (Eph 1,6) und dem Reichtum seiner Gnade. Selbstverständlich sind sowohl die Herrlichkeit als auch der Reichtum unerschöpflich, und doch gilt es, einen Unterschied zu beachten. Weil jetzt die Bedürftigkeit des Sünders zum ersten Mal in Epheser 1 berührt wird, ist da die Rede von dem Reichtum der Gnade Gottes, um dieser Not zu begegnen. „Die Herrlichkeit seiner Gnade“ ist die Entfaltung seines Plans, während „der Reichtum seiner Gnade“ mit der Tatsache zu tun hat, dass der Sünder der Erlösung bedarf. Daher geschieht „die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen“ gemäß diesem unerschöpflichen Reichtum.

Und erst in Vers 7 [Eph 1,7] kommt er zu einer Lösung für unser Versagen und Verderben. Nachdem Paulus uns vollständig in die Stellung eingeführt hat, wie sie nach Gottes Ratschluss ist, sagt er: „in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen“. Es heißt hier nicht: „die Herrlichkeit seiner Gnade“, sondern: „nach dem Reichtum seiner Gnade“; [Erlösung und Vergebung] werden uns nach dem Reichtum Gottes gegeben. Wenn wir kommen, um diese Erlösung zu erhalten, müssen wir kommen, weil wir ihrer bedürfen; aber unsere Bedürfnisse sind nicht der Maßstab dessen, was wir durch das Kreuz erhalten haben. Gott gab seinen eigenen Sohn für uns nach dem Reichtum seiner Gnade. Wenn ich dann zu Ihm komme, erhalte ich Vergebung gemäß dem Reichtum Gottes und nicht bloß gemäß dem, was ich nötig hatte. Er begleicht unsere Armut, aber Er begleicht sie nach seinem Reichtum. Es ist bemerkenswert, wie gewichtig jedes Wort in diesem Abschnitt ist. Ich bin „begnadigt in dem Geliebten“; das ist mehr als das einfache Auslöschen meiner Sünden.[23]

Hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht

Eph 1,8: …[Gnade], die er uns gegenüber hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht …

Es ist der „Reichtum seiner Gnade“, den „er uns gegenüber hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht“. Welch unerschöpflicher Vorrat findet sich in dem Wort „überströmen“. Er ist wie das Werk Christi – unendlich wertvoll und herrlich dank des Wertes und der Herrlichkeit seiner Person. Das ist grenzenlos und unergründlich. Die Gnade Gottes ist so reich und überströmend durch die Person und durch das Werk Christi.

In Bezug auf Weisheit und Einsicht schrieb jemand:

Sofi,a („Weisheit“) ist der Geist und Verstand, der sich alle Dinge richtig vorstellt; fro,nhsij („Einsicht“) ist die Betätigung des Geistes und Verstandes im Ergreifen der Dinge, die ihm vorgelegt werden.[24]

Sein Wohlgefallen, das Er sich vorgesetzt hat in sich selbst

Eph 1,9: … indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst …

Wir haben nicht nur die Erlösung und die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade, sondern durch die Reichtümer dieser Gnade hat Er uns auch das Geheimnis seines Willens offenbart. Gott handelt nach seinem Wohlgefallen (und immer als Licht und als Liebe). Er will sich in Christus in zwei Sphären verherrlichen, in der himmlischen und in der irdischen Sphäre (Eph 1,10; vgl. Jes 14,26). Die Gemeinde ist besonders mit der himmlischen Sphäre verbunden und Israel mit der irdischen. Gott handelt nach seinem Wohlgefallen, wie Er will. Es gibt zahlreiche Dinge, die Er seinem Wohlgefallen entsprechend gerne tut – und Er braucht keinem Menschen gegenüber Rechenschaft darüber abzulegen. Siehe Lukas 12,32; Philipper 2,13.14; 2. Thessalonicher 1,11; Psalm 149,4; Jesaja 46,10; 53,10; usw.

Christus muss verherrlicht werden, damit Gott verherrlicht wird.

Das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, zusammengebracht in dem Christus

Eph 1,10: … für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm.

Die Verwaltung der Fülle der Zeiten handelt von dem, was wir das Tausendjährige Reich nennen, die tausend Jahre währende Herrschaft Christi. Dann werden der Himmel und die Erde unter der Befehlsgewalt Christi sein. Das Alte Testament sah voraus, dass die Erde unter der Herrschaft des Sohnes des Menschen sein würde (Ps 8), aber die Herrschaft Christi über die himmlischen Dinge sah es nicht voraus. Deshalb wird diese Herrschaft „das Geheimnis seines Willens“ genannt. Die Geheimnisse des Neuen Testaments wurden im Alten Testament nicht enthüllt, und sie wurden von den Propheten nicht vorhergesehen. Was das Geheimnis ausmacht, ist nicht die irdische tausendjährige Herrschaft, die von den alttestamentlichen Propheten vorausgesehen worden war, sondern die universelle Oberherrschaft des Christus. Die Gemeinde als ein Leib wurde im Alten Testament nicht offenbart und auch nicht von den Propheten vorausgesehen. Dies hat Gott uns bekanntgemacht – das Geheimnis seines Willens.

Zuvorbestimmt … nach seinem Vorsatz

Eph 1,11.12: (Elberfelder 2003) 11 … in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, 12 damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben …

Eph 1,11.12:
(J.N. Darby) 11 … in him, in whom we have also obtained an inheritance, being marked out beforehand according to the purpose of him who works all things according to the counsel of his own will, 12 that we should be to [the] praise of his glory who have pre-trusted in the Christ …

Eph 1,11.12:
(W. Kelly) 11 … in him, in whom we have also obtained an inheritance, being predestinated, according to [the][25] purpose of him that worketh all things according to the counsel of his will, 12 in order that we should be unto [the] praise of his glory, that have fore-trusted in Christ …

In Ihm

Wir haben festgestellt, dass oft solche Formulierungen wie „in Christus“, „in ihm“, „in dem Geliebten“ usw. gebraucht werden. Der Ratschluss Gottes hat seinen Mittelpunkt in Christus, seinen Ursprung aber in sich selbst. In Christus verherrlicht Gott sich selbst. Wer sonst könnte die Herrlichkeit sicherstellen und sie offenbaren?

In dem wir auch ein Erbteil erlangt haben

Ja, „in ihm“ wird das erfüllt, wovon wir in den Versen Epheser 1,9 und 10 lesen – und „in dem“ haben wir außerdem ein Erbteil erlangt. Das bedeutet, dass Gott uns ein Erbteil in Christus geben wollte. Das Erbteil beinhaltet – wie wir schon gesehen haben –, vor unseren Gott und Vater gestellt zu werden, um zum Preis und zur Herrlichkeit seiner Gnade zu sein. Darüber hinaus beinhaltet es, alles zu teilen, was Christus erworben hat, denn wir haben dieses Erbteil in Ihm.

Von dem Erbteil wird erst gesprochen, nachdem von der Erlösung (Eph 1,7) die Rede war. Das Werk der Erlösung macht es möglich, dass noch andere an dem Erbteil teilhaben. Wir haben teil an dem Erbteil; wir sind nicht das Erbteil. Israel wird Teil des Erbes sein, aber die Gemeinde ist nicht Teil des Erbes. Wir sind Miterben Christi. Die Braut, die Ehefrau des Lammes, wird alles mit Ihm teilen.

Die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens

Hier in Epheser 1,11 werden drei Wörter bezüglich Gottes Absicht verwendet.

Das erste der drei Wörter ist „im Voraus ausersehen“[26] [Darby] bzw. „vorherbestimmt“ [Kelly]. Das Wort proorisqe,ntej stellt uns den bestimmenden Willen Gottes vor Augen (s. Apg 4,28; Röm 8,29.30; 1Kor 2,7; Eph 1,5.11). An die Zuvorbestimmung waren keine Bedingungen geknüpft; Gottes Wille und sein Handeln waren nicht abhängig von etwas, was der Sünder in seiner angeblich moralischen Willensfreiheit tun würde und was Gott vorhergesehen hätte. Die Erwählung geschieht einzig und allein nach dem Wohlgefallen seines Willens.

Das zweite und das dritte Wort sind „Vorsatz“ und „Rat“. Diese beiden Wörter unterscheiden sich dahingehend, dass Gott eine bestimmte Absicht hat, das heißt einen Vorsatz (pro,qesin), den Er verwirklichen will, und dass Er dabei nach der Weisheit seines Geistes handelt, das heißt nach seinem Rat (boulh.n).

Kehren wir zur Vorherbestimmung zurück, die „nach seinem Vorsatz“ geschieht, so sehen wir, dass sie sich mit dem bedingungslosen, bestimmenden Willen Gottes deckt. Gott bestimmt sowohl Personen als auch Ereignisse vorher. Wenn von Vorherbestimmung von Menschen die Rede ist, wird das, wozu sie vorherbestimmt sind, mit der Vorherbestimmung verbunden. Ziel und Zweck der Vorherbestimmung ist in unseren Versen ganz klar:

  • Eph 1,11.12: … zuvorbestimmt …, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien.

Beachte besonders die Tatsache, dass es Menschen sind, die vorherbestimmt sind. Menschen werden vorherbestimmt, und sie werden vorherbestimmt, um etwas zu sein – etwas, wodurch Gott verherrlicht wird. Diese Vorherbestimmung ist nicht gemeinschaftlich, sie ist individuell, genau wie in Römer 9. Auch haben wir in Römer 8,29 gesehen, dass Gott Menschen „zuvorerkannt hat“. Diese Tatsache kann sich nicht auf Gottes Allwissenheit und sein Vorherwissen beziehen, sondern sein Zuvorerkennen ist wählerisch und macht Unterschiede.

Man beachte ebenfalls, dass wir „nach Vorsatz berufen sind“ (Röm 8,28). In Epheser 1,11 sehen wir, dass der Eine, der alles wirkt, es „nach dem Ratschluss seines Willens“ tut. Dies schließt den Willen anderer aus (siehe Röm 9,16; Jak 1,18; Joh 1,12.13) und spricht von seinem weisen Plan.

Damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien

Eph 1,12: … damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben …

In Epheser 1,12 lesen wir von denjenigen, die „zuvor auf den Christus gehofft haben“. Dies bezieht sich auf die jüdische Auswahl der Gnade (Röm 11,5). Diese haben auf Christus vertraut bzw. gehofft, bevor es das jüdische Volk als Ganzes tut, das heißt, bevor das neue Israel unter dem neuen Bund als Volk die Sohnschaft erhält (Röm 9,4) – wenn der Erlöser die Gottlosigkeit von Jakob abwenden und ganz Israel gerettet werden wird (Röm 9,26; 11,26; Jes 60,21; vgl. Hes 20). Auch wenn diejenigen, die schon jetzt auf Christus vertraut haben, nicht an der zukünftigen irdischen Herrlichkeit Israels teilhaben werden, so werden sie doch teilhaben an der Herrlichkeit Christi in der Verwaltung der Erfüllung der Zeiten. Dies ist enthalten in dem Erbteil, das wir in Christus erlangt haben. Er ist der Erbe von allem und wir sind seine Miterben als Erben Gottes. Also werden die Erben „zum Preise seiner Herrlichkeit“ sein, denn Gott wird in dem Erben [Christus] und in seinen Miterben verherrlicht.

Und dann in Epheser 1,13 und 14 lesen wir:

Eph 1,13.14: 13 … in dem auch ihr {man beachte den Wechsel von „wir“ in Vers 12 zu „ihr“} [gehofft habt], nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, 14 der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.

Die Nationen werden ebenfalls in diese wunderbare Stellung gebracht. Der Geist wird der „Heilige Geist der Verheißung“ genannt, so dass wir die Versiegelung mit dem verbinden, was der Geist zu Pfingsten tat, der Geist, den der Herr den Seinen verheißen hatte, die in Jerusalem auf sein Kommen warteten. Jeder Versiegelte ist mit dem Geschehen an Pfingsten verbunden, nämlich mit der Bildung des Leibes Christi. Der Geist ist uns als Unterpfand dessen gegeben, was vor uns liegt, bezüglich der Erlösung des erworbenen Besitzes. Christus besitzt alles, denn durch seinen Tod hat Er alles erkauft. Er hat einen Anspruch darauf. Er wird sein Eigentum bald mit Macht einlösen und wir mit Ihm, zum Preise der Herrlichkeit Gottes. Wir werden also zusammen mit Christus als Eigentümer des Erbteils offenbart werden und dies wird zum Preise von Gottes Herrlichkeit sein (vgl. Kol 3,4). Dann wird offenbar werden, dass der Vater uns liebt, wie Er den Sohn liebt.

Wir sind schon jetzt als Erlöste zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade. Später, bei der Erlösung seines erkauften Eigentums, werden wir zum Preise seiner Herrlichkeit sein (wie auch seiner Gnade).

In Epheser 3,16 und in Römer 9,23 lesen wir vom Reichtum seiner Herrlichkeit in Bezug auf die zuvor bereiteten Gefäße der „Begnadigung“. Der Vater wirkt bereits in uns (durch den innewohnenden Geist) nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, während wir das Offenbarwerden Christi und der Söhne Gottes noch erwarten.

Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat beschlossen, erwählt, zuvorbestimmt und zweckbestimmt, ohne den vermeintlich moralisch freien Willen des Menschen Gott gegenüber zu berücksichtigen. Der gefallene Mensch hat keine solche Fähigkeit, die berücksichtigt werden könnte und aufgrund derer Gott möglicherweise handeln müsste. Die Einladung zum großen Abendmahl brachte nur ans Licht, dass die Geladenen anfingen, „alle ohne Ausnahme …, sich zu entschuldigen“ (Lk 14,18). Und so erfahren wir aus der Schrift, dass Gott handeln musste: Die Gäste bei seinem großen Abendmahl sind solche, die Er hereingebracht und zum Kommen genötigt hat. Epheser 1 zeigt uns das Gleiche, was wir auch im Johannesevangelium sowie in der Apostelgeschichte und im Römerbrief gesehen haben. Wir werden nun Epheser 2,1-10 betrachten, wo wir wieder einmal sehen, dass alles von Gott kommt – sogar der Glaube.

Von „tot in Vergehungen und Sünden“ zum Mitsitzen im Himmel in neuer Schöpfung

Eph 2,1-10: … 1 auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, 2 in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams; 3 unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die Übrigen. 4 Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, 5 hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet –, 6 und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus, 7 damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus. 8 Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; 9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. 10 Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.

Jedes Buch des Neuen Testaments hat seinen besonderen Charakter und seine ihm eigene Darstellungsweise der Wahrheit[27] und doch bilden sie ein Ganzes. Welches Werkzeug der Geist auch verwendet hat, Er ist letztendlich der Autor des Ganzen. Wir sollten wieder einige Unterschiede beachten zwischen dem Epheser- und dem Römerbrief hinsichtlich der Tatsache, dass Epheser 2,1 den Sünder sieht als tot in Vergehungen und Sünden.[28] So wird er im Römerbrief nicht dargestellt. Wir haben bereits gesehen, dass im Epheserbrief der Vorsatz Gottes hervorgehoben wird. Mit diesem Vorsatz beginnt nämlich der Epheserbrief. Nicht so der Römerbrief. In Römer 1 finden wir die Abkehr von der Erkenntnis Gottes. Römer 2 spricht zuerst (Röm 2,1-16) vom Zustand des Heiden und danach (Röm 2,17-29) von dem des Juden. Dann wird der völlig verlorene Zustand des Menschen festgestellt und wie der Sünder durch die Gerechtigkeit Gottes gerechtfertigt wird.

Im Römerbrief wird der Sünder als in der Sünde lebend angesehen – nicht als tot wie im Epheserbrief –, und zwar im ersten Hauptabschnitt des Briefes, der mit Römer 5,11 endet. Dann nimmt Römer 5,12 bis Römer 8 das Thema der Sünde im Fleisch auf, das Grundprinzip, das in dem Sünder am Werk ist. Sünden sind die Frucht dieser Wurzel. Sünden sind wie die Früchte an einem Apfelbaum, während die Sünde mit der Wurzel des Apfelbaumes vergleichbar ist. Sünden werden vergeben, aber eine Natur (d.h. die Sünde im Fleisch) wird nicht vergeben. Wie aber ist Gott mit der Sünde im Fleisch verfahren? Diese Frage beantwortet Römer 8,3.

„Unser alter Mensch“[29] (Röm 6,6) ist nicht die „Sünde im Fleisch“ (Röm 8,3) und auch nicht das, was wir „die alte Natur“ nennen. „Unser alter Mensch“ bezieht sich auf den gefallenen Adam, den Gott auf die Probe stellte, um festzustellen, ob er wiederherstellbar wäre. Jeder Mensch steht in Adam vor Gott. „Unser alter Mensch“ ist ein Gattungsbegriff, der sich auf diese Stellung bezieht. Römer 6 stellt heraus, dass wir mit Christus gestorben sind. So gesehen, haben wir eine neue Stellung vor Gott. Da wir von Gott als tot angesehen werden, sollen wir selbst uns auch als der Sünde gestorben (d.h. der Sünde im Fleisch) und als lebend für Gott in Christus Jesus (Röm 6,11) betrachten. Also ist der Sünder, der vorher Gott gegenüber in Sünden lebte, jetzt dem gestorben, was diese Sünden hervorrief, und er lebt nun für Gott in Christus Jesus.

In Römer 7,7-25 haben wir einen Einschub, der sich mit Gottes Befreiung aus dem Gefangensein im Gesetz der Sünde im Fleisch beschäftigt (Röm 7,23.24), das heißt Gottes Befreiung eines Menschen, der den „inneren Menschen“ hat (Röm 7,22). Diese Befreiung ist Teil der Wege Gottes mit den Seelen.[30] Im Epheserbrief lesen wir nichts von den Wegen Gottes, dass Gott sich mit dem Zustand und der Seele des Menschen befasst. Hier wird der Mensch als tot in Vergehungen und Sünden betrachtet, als einer, der der „überragenden Kraft“ bedarf, die Christus von den Toten auferweckt und Ihn zu seiner Rechten im Himmel gesetzt hat (Eph 1,19.20). Epheser 2,1-10 ist eine Erweiterung von Epheser 1,19, in der es um das Wirken dieser Kraft an dem Sünder geht: Sie nimmt ihn aus dem Zustand des geistlichen Todes und versetzt ihn in Christus Jesus in die himmlischen Örter als Teil der neuen Schöpfung. Im Epheserbrief lesen wir nichts über die Wege Gottes mit Sündern, weil es darin um Gottes Vorsatz, seine Erwählung, seine Vorherbestimmung und seine Herrlichkeit geht.

Es ist wichtig für Gottes Heilige, den Unterschied zwischen dem Vorsatz Gottes und den Wegen Gottes zu verstehen. Diese beiden Linien werden durch Gottes Handeln mit dem Volk Israel sehr schön veranschaulicht: Gott brachte das Volk aus Ägypten heraus und führte es nach Kanaan. Kanaan war Gottes Vorsatz und das wird mehrere Male erwähnt (2Mo 6,6-8; dieser Plan wird im Voraus gefeiert, als wäre er schon vollbracht, siehe 2Mo 15,13, auch 2Mo 15,17).[31] Was ist dann mit der Wüste? Die Wüste ist Teil seiner Wege, nicht seines Vorsatzes. Sein Vorsatz war es, das Volk aus Ägypten heraus- und nach Kanaan hineinzubringen. Im Epheserbrief werden wir nicht als in der Wüste befindlich betrachtet (wie zum Beispiel im Hebräerbrief und bei Petrus); wir werden als mit Christus Jesus im Himmel sitzend betrachtet. Der Epheserbrief entspricht dem Buch Josua. Daher sehen wir in Epheser 6,10-20, dass es in den himmlischen Örtern eine geistliche Macht des Bösen gibt, so wie es in Kanaan die Feindesmacht gab.

Der Epheserbrief handelt also vom Vorsatz Gottes. Sein Vorsatz für uns beinhaltet, dass Er uns aus dem geistlichen Tod auferweckt hat (Eph 2,1) und uns mitsitzen lässt in den himmlischen Örtern in Christus Jesus (Eph 2,6); so sind wir „geschaffen in Christus Jesus“ (Eph 2,10) in der neuen Schöpfung.

Epheser 2,1-10, eine Erweiterung von Epheser 1,19, führt uns die „überragende Größe seiner Kraft“ vor Augen, nämlich die, „in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte“ usw. Diese Kraft übersteigt die Schöpfungskraft, die das Universum geschaffen hat. Der Grund dafür ist folgender: Während die Schöpfung Gottes „seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit“ sichtbar macht (Röm 1,20), beweist die neue Schöpfung die „überragende Größe seiner Kraft“. Diese neue Schöpfung begann in dem Augenblick, als Christus von den Toten auferstand, und führte dazu, dass Er nun droben in den himmlischen Örtern sitzt. Möchten wir doch diese „überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“ (Eph 1,19), und diese Kraft, die in Epheser 2,1-10 zur Schau gestellt wird, erfassen! Alles kommt von Gott! Dort ist keinerlei Raum für den menschlichen Willen und menschliches Handeln.

Anhänger der Lehre der Willensfreiheit umgehen die umgehörenden Begriffe „tot“ und „lebendig gemacht“

In Epheser 2,1-5 haben wir zwei zusammengehörende Begriffe[32], das heißt zwei Begriffe, die einander entsprechen, weil sie eine wechselseitige Beziehung haben (sie sind mit kursiver Schrift markiert).

  • Eph 2,1: [Gott hat] auch euch, als ihr in den Vergehungen tot wart, mit dem Christus lebendig gemacht.

Menschen, die halb tot oder bewusstlos sind, bedürfen nicht des Lebendigmachens, nur die wirklich toten Menschen. Die Toten in Vers 1 und Vers 5 sind Gott gegenüber geistlich tot. Folglich können sie keinen Glauben ausüben. Es ist recht aufschlussreich, dass dieser Zustand des Todes und die Notwendigkeit, lebendig gemacht zu werden, im selben Abschnitt behandelt werden, der auch feststellt, dass Glaube eine Gabe Gottes ist (Eph 2,8). Wir sollten verstehen, dass der von Gott geschenkte Glaube mit der Notwendigkeit zusammenhängt, dass die geistlich Toten lebendig gemacht werden müssen durch die überragende Kraft, mit der Gott Christus von den Toten auferweckt hat. Dadurch pflanzt Gott den Glauben in den Menschen ein. Das Einpflanzen des Glaubens ist eng verbunden mit dem Lebendigmachen. Arminianer und Halb-Arminianer behaupten, der verlorene Mensch habe einen moralisch freien Willen Gott gegenüber und die Fähigkeit, Glauben auszuüben. Daher leugnen sie nicht nur, dass der Glaube eine Gabe Gottes ist, sondern im Endeffekt leugnen sie auch, dass der Mensch, wie hier beschrieben, tot ist – die Ansicht vom moralisch freien Willen erfordert dies implizit. Im Folgenden werden wir das beweisen. Geistlicher Tod ist der Kontext, in dem wir Glauben sehen müssen, der eine Gabe Gottes ist. Selbst die guten Werke hat Gott zuvor bereitet, „damit wir in ihnen wandeln sollen“ (Eph 2,10). Alles ist aus Gott.

Folglich sind wir mit Christus lebendig gemacht (Eph 2,5), mit Ihm auferweckt (Eph 2,6) und sitzen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus (Eph 2,6). Alles entspringt der souveränen Gnade; alles ist Gottes Handeln; es ist der Vorsatz Gottes, nicht seine Wege mit seinem Volk. Somit sind Erlösung, Gnade und Glaube von Gott. Durch die überragende Größe seiner Kraft hat Er uns aus dem geistlichen Tod herausgeholt und uns mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus. In diese Angelegenheit den vermeintlich moralisch freien Willen des Menschen Gott gegenüber hineinzubringen, verschleiert und verschandelt diese überragende Größe seiner Kraft. Es schwächt die Bedeutung der Aussage in Epheser 2,7: „den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns … in Christus Jesus“. Es ist so, als ob man Gott verpflichten wolle, die angebliche Willensfreiheit des Menschen zu würdigen. Es stimmt mich traurig, dass so viele diese Verschandelung nicht erkennen können.

Wir sollten einige Versuche beleuchten, Epheser 2,1 zu umgehen, indem man behauptet, der Mensch sei nicht wirklich geistlich tot. Die meisten Leute erkennen, dass ein geistlich toter Mensch keinen moralisch freien Willen Gott gegenüber hat. Es folgen hier mehrere Methoden, mit der die Tatsache umgangen wird, dass der Sünder tot ist in Vergehungen und Sünden. Erstens: Ein mennonitischer Arminianer führt an, dass es Leute gibt, die an die ewige Sicherheit glauben und die auch glauben, dass ein Toter nicht Buße tun kann. Ungeachtet dessen predigen sie den Sündern, dass sie „glauben“ sollen. Er sagt:

Wir würden gern die Frage stellen: Wie kann ein Toter glauben?[33]

Offensichtlich glaubt er der Aussage in Gottes Wort nicht wirklich. Der Sünder kann nicht glauben, aber der Sünder ist verantwortlich dafür, zu glauben, was Gott gesagt hat. Wenn man vor Sündern predigt, mag es Gott gefallen, durch das gepredigte Wort den Sünder lebendig zu machen. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Der Schreiber des Zitates glaubt nicht, was Gott in Epheser 2,1 sagt – weil es im Widerspruch zu seiner Vorstellung von der moralischen Handlungsfreiheit des Menschen steht. Er erkennt: Wenn Epheser 2,1 wörtlich genommen wird, dann gibt es keine moralische Willensfreiheit Gott gegenüber und dann wird der Glaube tatsächlich von Gott in die Seele einpflanzt. Daher hält er es für nötig, die Aussagekraft des Wortes „tot“ zu umgehen (und in Wirklichkeit auch die des damit zusammenhängenden Begriffs „lebendig machen“).

Henry C. Thiessen, ein bekannter Evangelikaler, ist nicht ganz ein Arminianer. Er hat eine andere Methode, die Theorie von der moralischen Handlungsfreiheit zu stützen und gleichzeitig zuzugeben, dass Epheser 2,1 tatsächlich lehrt, dass der Mensch Gott gegenüber geistlich tot ist. Man beachte, wie er versucht, der Aussagekraft des Wortes „tot“ in Vergehungen und Sünden auszuweichen. Er schreibt:

Obwohl uns nirgendwo gesagt wird, nach welchen Kriterien Gott in seiner Vorkenntnis seine Wahl trifft, lehrt die Schrift doch nachdrücklich, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, die Erlösung anzunehmen oder zu verwerfen. Daher müssen wir Folgendes annehmen: Die Reaktion des Menschen auf die Selbstoffenbarung Gottes ist die Grundlage zu seiner Erwählung. Wir wiederholen: Die Menschheit ist hoffnungslos tot in Übertretungen und Sünden und kann nichts zu ihrer Erlösung tun. Daher stellt Gott gnädigerweise allen Menschen ausreichende Fähigkeit wieder her, damit sie eine Wahl treffen und sich Gott unterwerfen. Dies ist die heilbringende Gnade Gottes, die allen Menschen erschienen ist. In seiner Vorkenntnis erkennt Er, was jeder Einzelne mit dieser wiederhergestellten Fähigkeit tun wird; Er erwählt Menschen zur Erlösung in Übereinstimmung mit seinem Wissen darüber, dass sie Ihn wählen werden. Buswell hat in seiner Allegorie von dem Kapitän, der auf dem Deck seines Schiffes von seiner Mannschaft bewusstlos geschlagen wird, gezeigt: Dieser Kapitän weist kein eigenes Verdienst auf; er erbringt keine eigene Leistung, wenn er durch Stärkungsmittel wiederbelebt wird und dann die Leitung eines anderen Schiffes übernimmt, die ihm der Kapitän jenes Schiffes, der ihm zu Hilfe gekommen war, angeboten hat. (J.O. Buswell, Sin and Atonement, Grand Rapids (Zondervan Brothers) 1937, S. 112–114)[34]

Ist es so, dass „der Glaube aus dem Hören kommt, das Hören aber durch das Postulieren“?[35] Nachdem Dr. Thiessen gesagt hat, dass ein Toter nichts tun kann, erfindet er die Vorstellung, dass „Gott gnädigerweise allen Menschen ausreichende Fähigkeit [wiederherstellt], damit sie eine Wahl treffen und sich Gott unterwerfen“. Also versetzt Gott den geistlich Toten in einen Zustand zurück, der in Wirklichkeit dem, was Er in Epheser 2,1 gesagt hat, widerspricht. Daraus folgt, dass der Mensch nicht wirklich so ist, wie er in Epheser 2,1 beschrieben wird. Dr. Thiessens Mensch ist in Wirklichkeit nicht ganz tot. Er war tot, aber Gott tat ein bisschen Leben in ihn hinein – und so ist er vielleicht beinahe tot, aber nicht völlig. Diese Vorstellungen sind theologische Widersprüche zu Gottes Wort, gezeugt aus dem Festhalten an der Ansicht vom freien moralischen Willen Gott gegenüber. Dr. Buswells Kapitän ist lediglich bewusstlos und nicht tot. Der Fall des Lazarus ist ein Beispiel dafür, dass unser Herr die Auferstehung und auch das Leben ist. Wenn man Lazarus’ Fall mit diesen Erklärungen des Begriffs „tot“ in Beziehung bringt, dann wäre er nicht wirklich tot, sondern eigentlich nur bewusstlos gewesen und der Herr hätte ihn nicht ins Leben zurückgerufen. Tatsächlich glauben im Grunde genommen weder diese beiden evangelikalen Halb-Arminianer noch die Voll-Arminianer, dass der Mensch tatsächlich tot ist in Vergehungen und Sünden. Das zeigt sich darin, wie sie die Aussagekraft von Epheser 2,1 umgehen. Wir verwerfen diese Argumentation, genauso wie wir auch die calvinistische Lehre von der Bestimmung zur Verdammnis ablehnen. Man beachte daher, dass der in Epheser 2,1 beschriebene Zustand einen Akt des Lebendigmachens erfordert (Eph 2,5). Lebendigmachen bedeutet nicht, dass Dr. Buswells bewusstloser Kapitän einen Hauch von Riechsalz schnuppern muss, um wieder wach zu werden.

Wir wollen noch andere Widersprüche beleuchten, und zwar die von Dr. Norman Geisler, der sich selbst als „gemäßigter Calvinist“ betrachtet, während er bestenfalls ein gemäßigter Arminianer ist. Er bezeichnet die Ansicht, die unser Buch über Epheser 2,1-5 vertritt, als „diese extreme calvinistische Auslegung“. Sein erstes Argument lautet:

Es bedeutet nicht die völlige Zerstörung jeglicher Fähigkeit, Gott zu hören und auf Ihn zu reagieren, sondern eine vollständige Trennung der ganzen Person von Gott.[36]

Dieses Argument wird dem Heilmittel nicht gerecht, welches das Lebendigmachen ist. Diese Sicht der Angelegenheit würde bedeuten, dass das Lebendigmachen eine Wiederherstellung der Gemeinschaft mit Gott ist und nicht eine Wiederherstellung des Lebens. Dr. Geisler führt auch Jesaja 59,2 an, der von der Trennung von Gott handelt. Aber in Epheser 2,1 erfahren wir, dass der Mensch tot ist in Vergehungen und Sünden – und außerdem getrennt von Gott. Bei einer Trennung von Gott ist Versöhnung vonnöten (Röm 5,10.11; 2Kor 5,18; Kol 1,22); im Fall des Todes ist Lebendigmachen angesagt.

Dr. Geislers zweiter Einwand ist, dass die geistlich Toten die Wahrheit Gottes erkennen könnten, wie Römer 1,19.20 beweise:

… denn das von Gott Unsichtbare wird von ihnen „geschaut“ …, damit sie „ohne Entschuldigung“ seien (S. 58 [59]).

Weiter oben haben wir herausgestellt, dass der Römerbrief den Menschen als in Sünden lebend und als vor Gott fliehend ansieht. Römer 1,19.20 zeigt die unverzeihliche Schuld des Menschen, denn der Mensch ist selbst von dem abgewichen, was man außerhalb des Wortes Gottes von Gott wissen kann. Dies zeigt nicht, dass der Mensch Gott gegenüber nicht völlig geistlich tot wäre, was Dr. Geisler zu zeigen versucht, sondern das Gegenteil! Er führt außerdem 1. Mose 3,10 an und sagt:

Ihre Reaktion zeigt, dass sie die Bedeutung der Worte verstanden.

Dass ein Sünder die Bedeutung einiger Worte Gottes versteht, beweist also, dass er einen moralisch freien Willen Gott gegenüber hat? Dass er Gott gegenüber nicht geistlich tot ist? Wie einfach ist es doch, zu zeigen, dass tot nicht tot bedeutet und dass Lebendigmachen bedeutet – nun, was auch immer! Ich habe einmal einem Ungläubigen gegenüber Johannes 14,6 zitiert. Er reagierte sehr zornig und drohte, mich zusammenzuschlagen, wenn ich das jemals wieder zu ihm sagen würde. Er meinte, dass das meine Interpretation des Abschnitts wäre. Aber ich hatte ihm nur den Vers zitiert. Er hatte die Bedeutung dieser Worte erkannt, nämlich dass Christus der einzige Weg zu Gott ist; aber er glaubte, dass viele Wege zu Gott führen. Der Mensch im Fleisch versteht die Tatsache – aber er kann nicht im Glauben darauf reagieren, „er kann es nicht erkennen“ (1Kor 2,14). Es ist eine falsche Vorstellung der Anhänger der Lehre von der Willensfreiheit des Menschen, dass dieser Mann, wenn er die Tatsache verstehen kann, deshalb einen moralisch freien Willen Gott gegenüber haben müsse und dem Evangelium gehorchen könne. Darauf gründet sich diese Lehre vom freien Willen. Folglich sollte ich nach Dr. Geisler aus jener Unterhaltung ersehen haben, dass mein Gesprächspartner nicht geistlich vollkommen tot war. Vielleicht war er lebendig-tot. Wir müssen solchen Leuten ihre charakteristische Denkweise lassen.

Drittens vergleicht Dr. Geisler die Sünde mit einer Krankheit, mit Bezugnahme auf Matthäus 9,12 und dieser Schlussfolgerung:

Kurz gesagt, Verderbtheit [engl. depravity] geht einher mit Verderben [engl. corruption] des Lebens, ist aber nicht seine Zerstörung (S. 58 [59]).

Was für ein Leben? Das sagt er nicht. Aber nach seiner Ansicht bedeutet „tot in Vergehungen und Sünden“ Verderben des Leben und nicht, dass der Mensch tatsächlich tot ist. Ist dann der Begriff Lebendigmachen (Eph 2,5) eine andere Art, Beseitigung des Verderbens des Lebens auszudrücken?

Der nächste (vierte) Einwand lautet erstaunlicherweise so:

Viertens: Wenn geistlich „tot“ einer Art geistlicher Auslöschung gleichkäme und nicht Trennung bedeutete, dann wäre der „zweite Tod“ (Off 20,14) auch ewige Auslöschung – eine Lehre, die von extremen Calvinisten abgelehnt wird (S. 58 [59]).

Wir haben bereits gesagt, dass die Trennung von Gott besteht, aber kein Ersatz für die Tatsache ist, Gott gegenüber geistlich tot zu sein – was zeigt, dass es keine geistliche Bewegung zu Gott hin gibt; in der Tat kann es keine Bewegung zu Gott hin geben. Wir verwerfen sein „Entweder-oder“ als einen Trick; es ist keine Tatsache. Es gibt jetzt keine geistliche Bewegung zu Gott hin seitens des Sünders, der tot ist in Vergehungen und Sünden, und es wird auch dann keine solche Bewegung zu Gott hin geben, wenn der Sünder für ewig in der Hölle ist. Dann, wie auch jetzt, bleibt der Mensch nämlich für alle Ewigkeit unveränderlich im geistlichen Tod Gott gegenüber. Wird Gott dem Sünder in der Hölle verbieten, seinen arminianischen moralisch freien Willen auszuüben, um Christus anzunehmen? Selbstverständlich nicht. Darüber hinaus ist die Verwendung des Wortes Auslöschung[37] bloß eine Spielerei mit Worten. Geistlich „tot“ zu sein, kommt nicht einer Auslöschung gleich, sondern bedeutet, Gott gegenüber geistlich „tot“ zu sein. Wenn jemand das nicht verstehen kann (oder will), ist das bemitleidenswert. Es ist das Bestehen auf der unwahren Vorstellung von der moralischen Willensfreiheit Gott gegenüber, das diese Leute zu solchen Behauptungen treibt. In Verbindung mit dem vierten Einwand liefert Dr. Geisler eine Veranschaulichung:

Wie ein Ertrinkender kann ein Gefallener seine Hand ausstrecken und eine Rettungsleine erfassen, auch wenn er sich nicht alleine in Sicherheit bringen kann (S. 58 [59]).

Ein Ertrinkender ist kein Toter. Ein Toter bedarf des Lebendigmachens, er braucht keine ihm zugeworfene Rettungsleine oder eine lebenserhaltende Maßnahme. Nun akzeptiere ich durchaus nicht die calvinistische Vorstellung, dass Christus nicht für alle starb; aber wenn Er für alle starb, dann waren alle Menschen tot:

  • 2Kor 5,14: Die Liebe des Christus drängt uns, indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind.

J.N. Darby hat [in seiner Übersetzung] eine hilfreiche Fußnote zu „sind gestorben“:

Oder „waren gestorben“. Es ist der [griechische] Aorist und bezieht sich auf den Zustand, in dem sie von Natur aus waren und der durch Christi Tod bewiesen wurde. Diesen Zustand als eine Folge von Christi Tod darzustellen, ist meiner Meinung nach ein grober Fehler.

Ja, die Schrift lehrt, dass der Mensch geistlich tot ist vor Gott. Die Vorstellung von einem freien moralischen Willen Gott gegenüber ist eine Weigerung, diese Tatsache zu glauben.

Dann kommen wir zu dem letzten (fünften) Einwand:

Schließlich spricht Paulus in der Parallelstelle (Kol 2,12.13) davon, dass die, die „tot [waren] in den Vergehungen und der Vorhaut [ihres] Fleisches“, fähig sind zu glauben. Denn er sagt: „Mit dem ihr auch mitauferweckt seid durch euren Glauben an die wirksame Kraft Gottes“ (S. 58 [59]).

Wir wollen uns Kolosser 2,13 vor Augen führen:

  • Kol 2,13: Und euch, als ihr tot wart in den Vergehungen und der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm.

Es ist lehrreich, zu sehen, welche Worte Dr. Geisler in der Besprechung ausgelassen hat, nämlich: „hat er mitlebendig gemacht mit ihm“. Hier geht es wieder um diese zwei zusammengehörenden Begriffe: tot und lebendig gemacht. Hier mag dieselbe Antwort gelten wie in der Erwiderung auf seinen ersten Einwand. Er hat nicht gezeigt, dass tot nicht tot bedeutet, und er hat nicht erklärt, wie der Begriff lebendig machen in seine Theorie passt. Dann führt er noch ein Zirkelschlussargument an: Wenn eine Person Glauben hat, belegt dies, dass der Glaube da war aufgrund der Ausübung seines moralisch freien Willens Gott gegenüber. Doch das bloße Vorhandensein des Glaubens beweist nicht, wie er dorthin kam. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? In Wahrheit haben die geistlich Toten niemals solchen Glauben ausgeübt und werden es auch in der Hölle niemals tun. Völlige Verlorenheit ist der unabänderliche Zustand des Menschen. Wenn Gott jetzt nicht gnädig eingreift, wird der Sünder in jenem auf ewig festgelegten schrecklichen Zustand bleiben, wo Heulen und Zähneknirschen herrscht; er wird aufgrund seines finsteren geistlichen Zustandes hinausgeworfen sein in die äußere Finsternis.

In Judas 12 lesen wir von Leuten, die vorgaben, gläubig zu sein, die „zweimal erstorben“ genannt werden. Sie waren tot in Sünden und sie waren auch tot in ihrem angeblichen Christentum. Das einzige Heilmittel für beides ist das Einpflanzen neuen Lebens durch einen Gnadenakt Gottes.

Tatsache ist, dass diejenigen, welche die moralische Willensfreiheit Gott gegenüber vertreten, nicht wirklich glauben, dass der Mensch Gott gegenüber geistlich tot ist. Sie sagen zwar, dass er tot ist, weil die Schrift das lehrt, aber sie erklären das Wort tot so, dass der Tote in Wirklichkeit lebendig ist. „Wie kann ein Toter glauben?“, fragen sie. Ein Toter kann genauso wenig glauben, wie der tote Lazarus hören und dem Befehl des Herrn gehorchen konnte: „Lazarus, komm heraus!“ Aber die lebendigmachende Kraft des Sohnes Gottes ist der Situation gewachsen, sowohl in der materiellen als auch in der geistlichen Sphäre (Joh 5,21-30). Der Sohn Gottes gibt den Toten das Hören.

Zum Schluss: Bei der Betrachtung vom großen Abendmahl sahen wir schon, dass die Verfechter der moralischen Willensfreiheit Gott gegenüber versuchen, die Aussagekraft des Wortes nötigen umzuwerfen. Hier sehen wir, dass sie auch unfähig sind, mit den beiden zusammengehörenden Begriffen tot und lebendig machen umzugehen. Sie veranschaulichen, was „tot“ bedeutet, mit Fällen von Leuten, die nicht tot sind. Angesichts dessen, dass die oben zitierten Autoren – einschließlich Dr. Geisler selbst – die Aussagekraft der beiden zusammengehörenden Begriffe tot und lebendig machen umgehen, hat Dr. Geisler die Unverschämtheit, zu sagen:

Ebenso umgeht das Buch PF [The Potter’s Freedom von James R. White] die Aussagekraft all der vielen Textstellen, die das Gefallensein als Krankheit, Blindheit und Verunreinigung beschreiben (im Gegensatz zu seinem [PFs] falschen Verständnis von „tot“ als Zerstörung der Fähigkeit, positiv auf Gott zu reagieren).[38]

Diejenigen, die auch an die in diesem Buch dargelegte Wahrheit glauben, haben keinerlei Schwierigkeiten, das Gefallensein als Krankheit, Blindheit und Verunreinigung sowie auch als Auswirkung der Sünde zu sehen. Das Problem liegt bei denen, die die Wahrheit umgehen, dass der gefallene Mensch geistlich tot ist und des Lebendigmachens bedarf. Es ist völlig klar, dass diese Wahrheit die Totenglocke für die Vorstellung vom moralisch freien Willen Gott gegenüber ist. Das ist der Grund für die verzweifelten Verzerrungen, die wir oben besprochen haben.

Oft wird nicht begriffen, dass der Römerbrief den Zustand des Menschen darstellt, der Epheserbrief dagegen die Stellung des Menschen. Beide Briefe beschreiben sich ergänzende Wahrheiten. Wir haben bereits herausgestellt, dass der verlorene Mensch im Römerbrief als jemand angesehen wird, der in Sünden lebt und vor Gott davonläuft. Sein „Fleisch“ muss mit Christus sterben, damit er für Gott leben kann in Christus Jesus. Im Epheserbrief ist er tot und bedarf des Lebendigmachens. In diesem Fall lässt das natürlich keinen Raum mehr für die Vorstellung vom moralisch freien Willen Gott gegenüber und dass der Glaube eine Gabe Gottes ist.

Bevor wir fortfahren, wollen wir betrachten, wie Dave Hunt versucht, der eindeutigen Tatsache auszuweichen, dass der Mensch tot ist. Behalten wir dabei im Hinterkopf, dass sein Gedankengebäude den eben erwähnten Unterschied zwischen der Darlegung des Römer- und der des Epheserbriefes nicht macht. Folglich heißt es, dass der Tote einige Dinge tatsächlich glaubt, und dies wird als Beweis dafür vorgebracht, dass „tot“ nicht gleich „Unfähigkeit zu glauben“ sei. Die Person ist tot, aber nicht ganz tot. Die Person ist verloren, aber nicht ganz verloren. Der natürliche Mensch vernimmt nicht viel (siehe 1Kor 2,14), aber er vernimmt das Evangelium usw. Dave Hunt verwirft die Lehre der Schrift, dass der Mensch geistlich tot ist und nicht antworten kann. Er schreibt:

Wurden die Zehn Gebote nicht der geistlich toten Menschheit gegeben? Und verstehen die geistlich Toten nicht die moralischen Fragen und halten oft einige der Gebote? Paulus sagt, selbst die geistlich toten Gottlosen zeigen, dass das Werk des Gesetzes in ihre Herzen geschrieben ist, „wobei ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen“ (Röm 2,14.15). Appelliert Gott nicht fortwährend an das Gewissen jedes Menschen?[39]

Die vielen rhetorischen Fragen sind charakteristisch für sein Buch, aber wir können den Glauben nicht mit rhetorischen Fragen regeln. Er behauptet selbstverständlich nicht, dass der natürliche Mensch das ganze Gesetz gehalten hat. Allerdings ist für die Anhänger der Willensfreiheit diese Unterlassung verhängnisvoll, denn sie sagen: Wenn Gott Gebote gibt, dann ist der Mensch auch fähig, sie zu befolgen. Gott befahl, das ganze Gesetz zu halten! Worum es bei diesem Einwand geht, hat J.N. Darby kurz und präzise festgestellt, als er schrieb:

Die Lehre vom freien Willen dient der Anmaßung des natürlichen Menschen, nicht gänzlich verloren zu sein, denn genau das ist es, worauf sie hinausläuft.[40]

Man beachte, wie der Einwand aufdeckt, dass der Unterschied in der Beschreibung des Zustandes des Menschen im Römer- und im Epheserbrief nicht erkannt wurde. Eine andere Wahrheit ist ebenfalls betroffen, nämlich die, dass das Gesetz für den Menschen galt, der in der gefallenen adamitischen Verantwortung „im Fleisch“ lebte. Der Zustand des Menschen – so wie er im Johannesevangelium[41] und im Epheserbrief beschrieben wird – ist das Ergebnis der Prüfung des ersten Menschen, durch die festgestellt werden sollte, ob er wiederherstellbar wäre. Angesichts des Ausgangs jener Prüfung wird der Mensch für tot in Vergehungen und Sünden erklärt.

Die Prüfung des Menschen unter dem Gesetz legte seinen Zustand bloß. Manche meinen, der Mensch habe die Macht, die Fähigkeit, Gottes Befehl zu befolgen. Diese Meinung ist absurd. Wenn Gott allen überall befiehlt, Buße zu tun, bedeutet das nicht, dass der Mensch kraft seines moralisch freien Willens Gott gegenüber gehorchen kann. Aber dies ist ein wichtiger Teil des arminianischen Gedankengebäudes, denn wenn Gott sagt: „Tu das“, dann könne der Mensch es tun, weil Gott dem Menschen nicht etwas befehlen würde, was er nicht tun könne. Wenn die Anhänger der Willensfreiheit Recht haben, dann müssen wir schlussfolgern, dass alle Menschen den moralisch freien Willen haben, das Gesetz zu halten. Und dann ist es seltsam, dass Hunt als besten Grund dafür vorbringt:

Und verstehen die geistlich Toten nicht die moralischen Fragen und halten oft einige der Gebote?

Dies ist wieder so eine rhetorische Frage, die lediglich den Sachverhalt vernebelt – dabei anerkennt, dass kein natürlicher Mensch je das Gesetz vollständig hielt.

Bevor wir das Thema verlassen, wollen wir einen weiteren Irrtum aufdecken, der in dieses kurze Zitat hineingedrängt ist, nämlich in Bezug auf Römer 2,14.15. Es veranschaulicht, wie stark die Vorstellung vom moralisch freien Willen die Schrift verzerren kann. Der Irrtum ist, dass der Mensch ein Gewissen habe, an das Gott sich richte, und dass der Mensch deshalb nicht geistlich tot sei – wenigstens nicht derartig tot! Was beweist also die rhetorische Frage: „Appelliert Gott nicht fortwährend an das Gewissen eines jeden Menschen?“? Sie haben recht, wenn Sie sagen: Die Tatsache, dass Gott das Gewissen des Menschen anspricht (die Sicht des Römerbriefes), beweist nicht, dass der Mensch nicht tot ist in Vergehungen und Sünden und nicht des Lebendigmachens bedarf (die Sicht des menschlichen Zustands in Epheser 2,1-5).

Und was zeigt Römer 2 als Ergebnis von Gottes Appell an das Gewissen? Dass der Mensch reagiert? Römer 2,1-16 behandelt die Nationen und Römer 2,17-29 die Juden. Die Schlussfolgerung steht in Römer 3,9-20. Wir empfehlen, als Hilfe zu Römer 2 und 3 W. Kellys Notes on the Epistle to the Romans zu lesen.

Dave Hunts Argumentationsweise in göttlichen Angelegenheiten hat ihn sogar zu dem Punkt geführt, wo er leugnet, dass die alttestamentlichen Heiligen wiedergeboren waren:

Sicherlich war die Wiedergeburt vor dem Pfingsttag unbekannt und doch kannten viele vor dieser Zeit Gott und erwarteten hoffnungsvoll den Messias.[42]

Anscheinend glaubt er, dass Menschen fähig sind, Gott zu kennen und auf das Kommen des Messias zu hoffen, ohne von Gott geboren zu sein. Man sieht also, wie geistlich tote Menschen Gott kennen können, ohne überhaupt von Gott geboren zu sein. Was wir in Wirklichkeit sehen, ist eine Leugnung, dass der Mensch geistlich tot und völlig verloren ist.

Die Leugnung, dass die alttestamentlichen Heiligen wiedergeboren waren, ist erstaunlich. Vor dem Kreuz sollte Nikodemus gewusst haben, dass der Mensch eine solche Veränderung braucht (Joh 3). Alttestamentliche Gläubige werden im Alten Testament „Heilige“ genannt und „Auserwählte“. Das Neue Testament redet von ihnen als „Kinder Gottes“ (Joh 11,52; Röm 9,7.8). Und wir sollen glauben, dass all das möglich ist, ohne wiedergeboren zu sein?

Hunt zitiert Epheser 5,14 verbunden mit unzähligen rhetorischen Fragen und fragt:

Sind sie physisch tot oder geistlich tot? Offensichtlich sind sie nicht physisch tot; aber wenn sie geistlich tot sind, stellt dies ein Problem für den Calvinisten dar. Wie kann der geistlich Tote auch nur angesprochen werden, viel weniger reagieren und von den Toten auferstehen?

Sind die Gläubigen tot und doch ermahnt, sich selbst von den Toten aufzuerwecken – oder benehmen sie sich nur wie Tote? … Oder ist dies metaphorisch gemeint und tot bedeutet nicht wirklich tot, sondern schlafend? Schließlich sagt Paulus: Wache auf, der du schläfst …[43]

Dann beklagt er sich, dass verschiedene calvinistische Schriften, die er zur Hand genommen hat, dies nicht angesprochen haben, und hält das für seltsam. Obwohl wir keine Calvinisten sind, wollen wir uns doch mit diesem einfachen Text befassen, wenngleich Hunt ihn wegen all der rhetorischen Vernebelung nicht wirklich erklärt hat, sondern ihn so lässt, als seien seine Aussagen ein vernichtender Schlag gegen den Calvinismus. Der Text sagt:

  • Eph 5,14: Deshalb sagt er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten.

Mit dem Wunsch, etwas Nützliches für unsere Seelen zu erhalten, indem wir diese Verwirrung durchbrechen, wollen wir einige Worte von J.N. Darby hören:

Daher ist Gewissheit des Heils mit Christus verbunden. In gewissem Sinn ist diese Verbindung das Wesen dieser Gewissheit. Wir sind in die Gegenwart Gottes versetzt. Durch die Auswirkung davon in unserer neuen Natur – da unsere neue, göttliche Natur in Gottes Gegenwart ist – können wir Gutes und Böses unterscheiden, denn wir haben einen Anspruch darauf, alles zu genießen, was bei Gott ist. Wenn ein Mensch mit Gott wandelt, leuchtet das Licht Gottes auf seinen Weg: Kein Teil ist dunkel. Und das ist es, was Lukas selbst uns sagt: „Die Lampe des Leibes ist dein Auge, wenn dein Auge einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht“ [Lk 11,34]. „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten“ [Eph 5,14]. Paulus spricht hier von einem Wiedergeborenen, der eingeschlafen ist und diese Vollkommenheit Christi als Licht auf seinem Weg braucht. Bist du eingeschlafen? Du bist nicht wirklich tot vor Gott, aber du verhältst dich wie ein Toter. Du musst aufwachen, von den Toten auferstehen, und du wirst das vollkommene Licht Christi haben.

Angenommen, ich habe geschlafen; ich wache auf und stelle fest, dass ich unter den Toten gewandelt habe; was ist dann die Wirkung dieses Lichtes? Das Licht Gottes scheint in das Gewissen, vielleicht in dem Maße, dass es alle Freude trübt oder mich sogar für einen Augenblick an meiner Errettung zweifeln lässt. Aber die Seele hält an der Sicherheit des Heils fest, die auf das Wort Gottes gegründet ist. Diese Sicherheit ist die Grundlage des Gläubigen, und kraft dieser Sicherheit bemüht sich die Seele, so zu wandeln, wie Gott es möchte. Die Übungen der Seele sind diese: Der Gläubige betrachtet den geistlichen Zustand seiner Seele und erkennt, dass sein geistliches Leben der Gegenwart Gottes in ihm würdig sein sollte. Dort nämlich finden unsere täglichen Übungen statt. Gott hat uns zu sich selbst gebracht – uns alle –, weil dies die wahre Stellung des Gläubigen ist.[44]

Indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten

Eph 2,2.3: 2 … Söhnen des Ungehorsams; 3 unter denen auch wir einst alle unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die Übrigen.

„Söhne“ spricht von Stellung, „Kinder“ von der Natur. Ein Kind ist nicht unbedingt kindisch in seinen Sünden; es ist durch seine Natur ein Kind des Zorns und beherrscht von der „Sünde im Fleisch“. Der verlorene Mensch hat eine ausgereifte, erwachsene Stellung, was seinen Ungehorsam betrifft. Wir alle führten unser Leben im Ungehorsam gegen Gott. Dies beinhaltete sowohl die „Begierden unseres Fleisches“ als auch die intellektuelle Betätigung, den „Willen der Gedanken“. Wir Verlorene waren Kinder des Zorns. In den Augen Gottes war ein Mensch, der später zum Glauben kommt, vorher nicht anders als jeder andere Sünder. All dies entspricht der Finsternis, dem geistlichen Zustand der Verlorenen, wie wir in Johannes 1 gesehen haben. Im Zusammenhang mit den Söhnen des Ungehorsams sagt Epheser 5,6-17:

Eph 5,6-17: 6 Niemand verführe euch mit eitlen Worten, denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. 7 Seid nun nicht ihre Mitgenossen. 8 Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts. … 17 Darum seid nicht töricht, sondern versteht, was der Wille des Herrn sei.

„Indem wir den Willen … der Gedanken taten“ (Eph 2,3) bedeutet nicht, dem Evangelium glauben zu wollen. Vielmehr offenbarten die Gedanken die alte Natur („die Sünde im Fleisch“, Röm 8,3), die im Fall erworben wurde. Im gefallenen Menschen beherrscht die „Sünde im Fleisch“ den Willen[45], und dieser Willen hat sündige Begierden und Gedanken. Der gefallene Mensch ist ein Sklave der „Sünde im Fleisch“ (Röm 8,1-3).

Wir wollen uns nun dem Glauben zuwenden, der eine Gabe Gottes für diejenigen ist, die Gott gegenüber geistlich tot sind und die des souveränen Lebendigmachens und des souveränen Einpflanzen des Glaubens bedürfen.

Der Glaube, die Gabe Gottes

Wir empfangen alles durch Gottes Gnade

Wir empfangen alles durch Gottes Gnade – das ist mehr, als nur zu sagen, dass Gott gnädig ist; es bedeutet, dass alles, was wir empfangen, durch sein Wirken und göttliches Handeln geschieht – ja, sogar der Glaube. Seine Gnade ist die Grundlage und Ursache jeglichen Segens für uns:

  • den Glaubenden durch die Gnade (Apg 18,27)
  • durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens (Eph 2,8)
  • ein Überrest nach Auswahl der Gnade (Röm 11,5)
  • berufen … nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade (2Tim 1,9)
  • umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade (Röm 3,24; siehe auch Tit 3,7)
  • so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben (Röm 5,21).

Der Glaube ist von Gott gegeben

Die Schrift lehrt klar, dass der Glaube von Gott gegeben wird:

  • Phil 1,29: Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.

  • 2Pet 1,1: … denen, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben.

  • Apg 3,16: … der Glaube, der durch ihn ist.

Selbst für den Gebrauch von „Gaben“ gibt Gott Glauben:

  • Röm 12,3: Gott hat einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt.

Warum das, wenn der Glaube lediglich ein Akt des freien Willens wäre? Ferner soll die Ausübung der „Gabe“ proportional dem zugeteilten Glauben entsprechen (Röm 12,6).

Sogar die Buße wird von Gott gegeben:

  • Apg 11,18: Also hat Gott auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben.

  • 2Tim 2,25: … ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit.

Es wird oft behauptet, dass der Glaube kein Werk sei, obwohl er aus dem menschlichen Willen komme – zweifellos deshalb, weil die Schrift sagt: „nicht aus Werken“. Der Herr Jesus sagte:

  • Joh 6,29: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

Alles, was der Gläubige hat und was uns in Epheser 2,1-10 vor Augen geführt wird, kommt von Gott. Der Glaube ist keine Ausnahme. Die Vorstellung, der Glaube werde von dem angeblich moralisch freien Willen des Menschen Gott gegenüber aktiviert, ist für die Aufrechterhaltung dieser irrigen Vorstellung notwendig. Wenn der Glaube tatsächlich von Gott eingepflanzt wird, dann ist die angeblich moralische Willensfreiheit Gott gegenüber verschwunden. Und das steht dem gesamten Zusammenhang von Epheser 2,1-10 entgegen, wo alles von Gott kommt und durch Ihn gewirkt ist. Dennoch hat Epheser 2,1-10 etwas zu sagen über die Vorstellung, dass der Glaube aus dem menschlichen moralisch freien Willen Gott gegenüber komme.

Der Glaube ist göttlich in Ursprung und Wesen

Viele bezweifeln, dass Epheser 2,8 bedeutet, dass der Glaube eine Gabe Gottes sei. Sie bestehen darauf, dass die Errettung zwar die Gabe Gottes ist, die Er verleiht, aber dass sie selbst den Glauben aufgebracht haben. Dabei geben sie wahrscheinlich zu, dass Gott ihnen in dieser Hinsicht geholfen hat – denn Gott muss ja schließlich irgendeine Anerkennung erhalten, nicht wahr? Zweifellos ist die Errettung eine Gabe Gottes, aber das schließt nicht aus, dass auch der Glaube eine Gabe Gottes ist. Wenn man versucht, die Ansicht von der moralischen Willensfreiheit Gott gegenüber aufrechtzuerhalten, ist man gezwungen abzustreiten, dass der Glaube eine Gabe Gottes ist. Aber das leugnet nicht nur die Tatsache, dass der Mensch völlig verloren ist, es steht auch im krassen Gegensatz zu der Aussage am Anfang dieses Kapitels – nämlich dass der Mensch tot ist in Übertretungen und Sünden und des Lebendigmachens bedarf. Und nicht nur das, sondern auch: „Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken“ (Eph 2,10; siehe Joh 15,16). Lebendigmachen und Schöpfung sind Taten Gottes. Nicht wir sind die Wirkenden, Gott ist es. In dem gesamten Kontext geht es um das Handeln Gottes. So wird uns zum Beispiel gesagt:

  • Eph 2,8-10: enn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind sein Werk … (Siehe Joh 15,16.)

Jemand schrieb:

Göttlicher Glaube ist in besonderer Weise „Gottes Gabe“. Glaube wird von Ihm verliehen, ist das Werk seines Geistes. Der Glaube ist übernatürlich; er ist nicht eine der „natürlichen Gaben“, wie man so sagt. Den Glauben zu besitzen, zeigt sich dadurch, dass man Gott die Ehre dafür gibt und nicht einem Menschen. Der natürliche Verstand glaubt natürliche Tatsachen, aber durch göttlichen Glauben gibt der menschliche Geist Gott die Ehre. […]

Manchmal sagen Lehrer des Evangeliums und andere, dass man Gott und seinem Wort genauso glauben solle, wie Menschen einander glauben oder wie man die Tatsachen der Natur und der Geschichte glaubt. Aber das ist nicht so. Die Arbeitsweise des natürlichen Verstandes ist zweifellos in beiden Fällen die gleiche; aber das Vermögen, die Kraft, ist völlig anders; in dem einen Fall ist es eine natürliche, in dem anderen Fall eine geistliche Kraft, und dies wird nicht nur durch das Wort Gottes bewiesen (1Kor 2,14). […] Keine bloße Anstrengung ihres Verstandes hätte sie dazu befähigen können, die einfachen Aussagen des Evangeliums in Bezug auf den Wert des Werkes Christi zu verstehen, bis der „Glaube kam“. Wenn auch die Tatsachen nicht bestritten wurden, so wurde doch der Wert seines sühnenden Werkes nicht verstanden, obwohl das gleichermaßen in der Schrift dargelegt wird. Es kann auch nicht verstanden werden, es sei denn „durch Glauben“.[46]

Der Schreiber nannte es „göttlichen Glauben“. Ja, es ist göttlicher Glaube und im Gegensatz dazu steht in Wirklichkeit menschlicher Glaube. Gleichgültig, wie viele gnädige Bitten und Ermahnungen des Geistes an die Seele zu menschlichem Glauben dazukommen – sie ändern doch nicht den Ursprung und das Wesen eines solchen Glaubens, nämlich den menschlichen Willen. Diesbezüglich sagte W. Kelly sehr treffend:

Von der Gnade muss nicht gesagt werden, dass sie „nicht aus uns selbst“ ist, denn Gnade bedeutet Gottes unverdientes Wohlwollen uns gegenüber.[47] Aber man könnte argumentieren – wie schon oft geschehen –, dass der Glaube aus uns selbst sei, weil er ein subjektives Werk des Geistes im Herzen ist. Deshalb erklärt der Apostel nachdrücklich, dass der Glaube nicht aus uns ist, sondern dass er Gottes Gabe ist. Damit will Paulus dieser dem Menschen innewohnenden Neigung, sich selbst zu rühmen, zuvorkommen und ihr entgegenwirken.[48]

Das Argument des grammatischen Geschlechts

Und J.N. Darby hat bemerkt:

Eine andere Frage ist die, ob dieser Glaube aus mir kommt oder von Gott – woran ich keineswegs zweifle […] Ich kenne das Argument sehr wohl, dass „das“ [„und das nicht aus euch“, Eph 2,8] grammatikalisch nicht mit „Glauben“ kongruiert [übereinstimmt]. Einverstanden, aber auch nicht mit „Gnade“ – und zu sagen, dass Gnade nicht aus uns selbst ist, ist Unsinn[49], denn die Bedeutung des Begriffes „Gnade“ beinhaltet, dass sie einer Person durch eine andere erwiesen wird. Hingegen könnte man zweifellos sagen, der Glaube käme aus uns, wie es auch gesagt wird; aus diesem Grund erklärt der Apostel nachdrücklich: „und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“.[50]

Ich bin mir dessen wohl bewusst, was die Kritiker hier in Bezug auf das grammatikalische Geschlecht zu sagen haben; aber dies trifft genauso auf die Gnade zu, und zu sagen: „durch die Gnade … und das nicht aus euch“, ist einfach Unsinn; doch da es heißt: „mittels des Glaubens“, könnte man annehmen, der Glaube käme aus uns selbst, wenngleich man das von der Gnade nicht sagen kann. Deshalb fügt der Geist Gottes hinzu: „und das [nicht sie] nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“. Das heißt, der Glaube ist Gottes Gabe und ist nicht aus uns selbst. Und dies wird bestätigt durch das, was folgt: „nicht aus Werken“. Doch der Apostel will zeigen, dass das Ganze aus Gnade und aus Gott ist – Gottes Werk – eine neue Schöpfung. So weit gehören Gnade und Glaube zusammen.[51]

Was nun den Abschnitt in Epheser 2,8 betrifft, er ist sehr einfach zu erklären. Über das Neutrum wird Folgendes gesagt: Die Gegner dieser Wahrheit sagen, dass tou/to („das“) nicht mit „Glauben“ übereinstimmen könne, da Glauben [im Griechischen] feminin ist; aber es könne auch nicht mit „Gnade“ ca,rij übereinstimmen, weil auch „Gnade“ im Griechischen feminin ist. Dann sagen sie, es stimme mit dem Ganzen überein, das heißt mit der Errettung an sich; aber dies ergibt keinen Sinn. „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das [diese Errettung] nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.“ Selbstverständlich ist die Errettung durch Gnade nicht aus uns selbst, andernfalls wäre es keine Gnade – es ist unmöglich, anzunehmen, dass Gnade aus mir selbst sei, so dass in diesem Fall „und das“ keine Bedeutung hätte. Aber es kann sehr wohl angenommen werden, dass der Glaube aus uns selbst ist, wie Sie sagen; daher fügt der Apostel, nachdem er festgestellt hat, dass die Errettung durch Glauben ist, hinzu: „und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“.[52]

Nun sagen Sie, er habe Glauben: „Kann es nicht sein, dass er seine Hand öffnet, um zu empfangen?“ Aber die Herzen sind nicht so veranlagt; sie wollen die Hand nicht öffnen. Was das Herz betrifft, ist alles bereits getan, sobald es dazu geneigt ist, Christus zu empfangen. Christus klagt, dass niemand da war, als Er kam. Wohl erkennen Sie an, dass der Mensch erlöst ist, aber wenn jemand geneigt ist, seine Hand zu öffnen, dann käme Bekehrung aus dem Willen des Menschen. Wiederum sagen Sie, Gott erneuere das Herz des Menschen, sobald er glaubt. Aber wenn er glaubt, ist sein Herz bereits erneuert, denn Christus ist ihm kostbar, während er vorher nichts Begehrenswertes in Ihm gesehen hatte. Er weiß dann schon, dass er ein Sünder ist und einen Heiland braucht; er hat Ihn gefunden, sobald er glaubt.
Bemerken Sie bitte, dass Jesus sagt: „Ihr wollt nicht zu mir kommen“ [Joh 5,40]. Ich glaube voll und ganz, dass die Menschen dafür verantwortlich sind; aber wo findet man ein „Ihr wollt“? Gottes Wort sagt ausdrücklich: „Da ist keiner, der Gott sucht“ [Röm 3,11]. Er kam, um sie zu suchen, Gott sei Dank; aber als Er kam, wurde Er verworfen; Er wurde nicht aufgenommen, außer von denen, die aus Gott geboren sind. Dies sagt der Geist in Jesaja 50, durch Johannes den Täufer, durch den Herrn und durch den Apostel Johannes. Gott hindert sicherlich niemand daran, zu kommen, aber das menschliche Herz ist so veranlagt, dass es nicht kommen will. Deshalb ist das Werk Gottes notwendig und deshalb heißt es: „Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht“ [Joh 6,44]. Vielleicht wird man einwenden: Jeder wird gezogen. Nein, denn wer gezogen wird, der kommt, und Jesus wird ihn auferwecken am letzten Tage: Er ist gerettet nach Johannes 6,39. Deshalb heißt es (Joh 6,37): „Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Dann sagt der Herr ausdrücklich das, wovon Sie behaupten, dass Er es nicht sagt: „Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht“ [Joh 6,44], und wiederholt es in Vers 65: „Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, wenn es ihm nicht von dem Vater gegeben ist.“ Ebenso steht geschrieben: „Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen … Meine Schafe hören meine Stimme, … und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit“ [Joh 10,26-28].[53]

Gnade, Erlösung und Glaube – nicht aus uns selbst

Es ist offensichtlich, dass weder Gnade noch Erlösung aus uns selbst sind. Aber der Glaube? Jemand, der vorgibt, nicht völlig verloren zu sein, wird sagen: „Ich habe selbst Glauben ausgeübt, obwohl der Heilige Geist mir geholfen hat.“ Oder: „Ja, ich glaube, dass der Mensch verloren ist, weil die Schrift es so sagt, aber der Mensch ist nicht ganz verloren!“ Oder: „Gott kann niemand zum Glauben zwingen.“ Im Grunde bedeutet diese Behauptung, dass der Mensch nicht ganz verloren sei: Der Mensch sei nicht verloren, und der menschliche Wille sei tatsächlich moralisch frei, um Glauben auszuüben. Die Leute wollen nicht hören und weigern sich ganz sicher, an die wahre Bedeutung dessen zu glauben, was J.N. Darby so gut herausgestellt hat:

Gott … kann aus Respekt vor meiner Freiheit nicht frei handeln! Ich bin frei und Er ist es nicht. Dann bin ich wohl Gott und nicht Er.[54]

Ja, die Tatsache, dass Gott den Glauben einpflanzen muss, bedeutet, dass ich nicht moralisch frei bin. Die Klage des fleischlichen Willens (denn von dort, es sei gesagt, kommt dieser Einwand) ist, dass Gott durch das Einpflanzen des notwendigen Glaubens meine Freiheit verletze. Es wird behauptet, Gott sei nicht frei, das zu tun. Was den Glauben betrifft, sei ich frei und Gott sei es nicht. Wenn man sich mit der Bedeutung einer solchen Ansicht auseinandersetzt, kommt man zu der eben zitierten Schlussfolgerung von J.N. Darby.

C.H. Mackintosh, der nicht an den moralisch freien Willen Gott gegenüber glaubte, schrieb:

Wir glauben fest daran, dass der Glaube eine Gabe Gottes ist und dass er nicht dem Willen des Menschen oder der menschlichen Kraft entspringt. Des Weiteren glauben wir, dass keine einzige Seele jemals zu Christus kommen würde, wenn sie nicht von der göttlichen Gnade gezogen, ja gezwungen würde zu kommen; und deshalb müssen alle, die gerettet sind, der freien und souveränen Gnade Gottes dafür danken; ihr Lied lautet und wird immer lauten: „Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre, um deiner Güte, um deiner Wahrheit willen!“ [Ps 115,1].
Und dies glauben wir, nicht als Teil einer bestimmten Lehrmeinung, sondern als die offenbarte Wahrheit Gottes.[55]

Arthur Pridham hat das Thema sehr schön zusammengefasst:

Aber es bleibt noch eine weitere Frage offen. Der Glaube könnte das Mittel und Werkzeug der Erlösung sein, so dass aber immer noch Raum bliebe für eine völlig falsche Ansicht über die wahre Natur und den wahren Ursprung eines solchen Glaubens. Ist rettender Glaube also, wie oft behauptet wird, eine natürliche und unabhängige Anstrengung des menschlichen Willens? Anders ausgedrückt: Ist das Zeugnis, das Gott von seinem Sohn gegeben hat, glaubwürdig für den natürlichen Menschen? Eine klare und ausdrückliche Verneinung dieser beiden Fragen wird uns im zweiten Halbsatz unseres Verses gegeben: „und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“. Es ist wohl kaum nötig, den gläubigen Leser daran zu erinnern, dass niemand wirklich an Gott glauben kann, wenn er nicht zuvor aus Gott geboren ist. Denn es ist ein feststehendes Axiom der Schrift, dass der natürliche Mensch nicht annimmt, was des Geistes Gottes ist [1Kor 2,14]. Wenn nach dem wahren Ursprung des Gläubigen gefragt wird, lässt er sich folglich in Ausdrücken entdecken, die uns unmittelbar entweder an die erwählende Liebe Gottes, seine Berufung oder an seine lebendig machende Gnade und Kraft verweisen. Daher ist der Glaube seitens des Sünders das einzige Mittel, durch das Errettung erlangt werden kann. Sowohl der Herr selbst in den Tagen seines Fleisches als auch sein Geist später durch das Zeugnis der Apostel haben betont, dass rettender Glaube die unmittelbare Gabe Gottes ist.[56]

Manchmal wird behauptet, rettender Glaube sei etwas Natürliches für den Menschen. Das widerspricht den eindeutigen Worten der Schrift und verfälscht das Zeugnis, das Gott von der gänzlichen Hilflosigkeit wie auch von der Sündhaftigkeit des Menschen abgelegt hat. Das, was von Natur aus tot ist in Sünden, kann sich nicht selbst zu geistlichem Leben erwecken. Und wenn wir uns versucht fühlen, beim Nachdenken über diese Dinge die fast verzweifelte Frage der Jünger nachzusprechen: „Und wer kann dann errettet werden?“, mag die Antwort, die sie empfingen, auch für uns ausreichen: „Bei Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Mk 10,26.27). Von dem HERRN ist die Rettung (Ps 3,9), dem allein die Macht gehört, zu retten oder zu verderben. Auf die wiederholte Frage: „Warum wird dann das Evangelium gepredigt, und zwar nach dem Befehl Gottes, jedem Volk unter dem Himmel?“, gibt es eine doppelte Antwort: Erstens ist das Evangelium das Werkzeug, durch das Gott sein Erlösungswerk tut; und zweitens kann man Gott keine Ungerechtigkeit anlasten, denn Er ist ein Gott der Gnade für die, die Er erwählt hat. Die angeborene Feindschaft des menschlichen Herzens Ihm gegenüber zeigt Er noch umfassender, indem Er es den Menschen freistellt, sein rettendes Evangelium anzunehmen oder zu verwerfen, während Er sie anfleht, die Errettung durch seinen Sohn zu empfangen. Alle, die willig sind, dürfen das Wasser des Lebens daher umsonst nehmen. Aber wer unter uns war willig, das zu tun, bis er dazu getrieben wurde durch den Durst, den allein der Heilige Geist in unserer Seele hervorruft?[57]

Woher kam der Glaube des Mannes, der in Apostelgeschichte 3 geheilt wurde?

  • Apg 3,16: Der Glaube, der durch ihn ist, hat ihm vor euch allen diese vollkommene Gesundheit gegeben.

Der Glaube wurde ihm durch den Knecht Gottes, Jesus, gegeben (Apg 3,13). Genauso wird es uns gegeben, an Christus zu glauben:

  • Phil 1,29: Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.

Das Wort Gottes hat es also klargemacht, dass wir den Glauben empfangen:

  • 2Pet 1,1: Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben …[58]

1. Korinther 2,14, sowie auch andere Schriftstellen, betrifft direkt den Sachverhalt, dass der Glaube von Gott verliehen werden muss und nicht aus dem natürlichen Menschen kommen kann:

  • 1Kor 2,14: Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist; denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.

„Kann es nicht erkennen“ bedeutet Unfähigkeit, Unmöglichkeit, zu erkennen. Folglich muss es eine Einpflanzung der neuen Natur und des Glaubens durch den Geist geben. Der Mensch muss „aus dem Geist geboren werden“ (Joh 3,6). Man empfängt die neue Natur und den Glauben durch das Wirken des Geistes. Gott ist es, der uns willig macht:

  • Phil 2,13: Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen.

Dies ist Teil von Gottes „Wohlgefallen“ (Eph 1,5.9, vgl. 2Thes 1,11), das mit der Auserwählung der Gläubigen zu tun hat.

Ja, der Glaube ist Gottes Gabe, aber daraus folgt nicht, dass „die Wiedergeburt dem Glauben vorausgeht“. Die Wiedergeburt und das Empfangen des Glaubens geschehen gleichzeitig. Die Ansicht, dass „der Glaube der Wiedergeburt vorausgeht“, ist ebenso falsch. Beides geschieht gleichzeitig. Das neue Leben und der Glaube gehen Hand in Hand. Johannes 6,47 („Wer [an mich] glaubt, hat ewiges Leben“) widerlegt dies nicht. Der Glaube und das ewige Leben sind gleichzeitig da. Der Glaube an das Evangelium kommt durch Gnade. Das heißt, der Glaube kommt durch Gnade und nicht durch den menschlichen Willen:

  • Apg 18,27: Als er [Apollos] dort ankam, war er eine große Hilfe für die, welche durch die Gnade gläubig geworden waren. (Nach Schlachter 2000)

  • 1Pet 5,10: Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus …

  • Gal 1,6: Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell von dem, der euch in der Gnade Christi berufen hat …, umwendet.

  • Gal 1,15: Als es aber Gott, der mich von meiner Mutter Leib an abgesondert und durch seine Gnade berufen hat …

Alles ist von Gott

Tatsache ist, dass alles einzig und allein von Gott kommt: Gnade, Erlösung und Glaube. Bezüglich derer, die an seinen Namen glauben, schließt die Schrift alle Handlungsträger außer Einem aus:

  • Joh 1,13: Sie sind nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren.

Die Wiedergeburt geschieht (1) nicht durch Blutsverwandtschaft, (2) nicht durch den Willen des eigenen Fleisches und (3) nicht durch den Willen irgendeines Menschen, sondern aus Gott. Bis auf den göttlichen Willen wird jeder Handlungsursprung ausgeschlossen. Daher heißt es zum Beispiel:

  • 1Kor 4,7: Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?

Die Aussagekraft dieses Satzes muss allerdings gedämpft werden – der „Wille des Fleisches“ und der „Wille des Menschen“ führen Argumente dagegen an, denn „es verletzt die Freiheit des Menschen“, wenn wir alles empfangen, sogar den Glauben. Es kann nicht bedeuten, dass wir alles von Gott empfangen haben (einschließlich des Glaubens), weil das die Freiheit des Menschen verletzen würde. Wie es also einschränken? Nichts ist leichter als das! Man könnte einfach sagen, dass der Vers nicht auf das Empfangen des Glaubens anzuwenden sei, sondern auf die Gaben in 1. Korinther 12,4-11 usw.[59] Die Wahrheit ist indes, dass der Mensch moralisch nicht frei ist. Er ist völlig verloren, völlig verdorben und moralisch gebunden.

C.H. Mackintosh hat bemerkt:

Traurigerweise gibt es in den bekennenden Kirchen furchtbar viel Dunkelheit und Irrtum in Bezug auf diese einfache Wahrheit des Evangeliums. Die völlige Verdorbenheit des Menschen wird geleugnet oder auf die eine oder andere Weise wegargumentiert.[60]

J.N. Darby hat geschrieben:

Christus ist nicht nur mein Leben, ich bin auch mit Ihm gekreuzigt. Ich bin noch dieselbe Person, aber lebe durch das Leben Christi und lebe nicht mehr mein eigenes Leben. Als ein Kind Adams weiß ich, dass ich völlig verloren bin.[61] Gott gibt mir ein neues Leben in Christus. Der ganze Wert des Todes Christi ist für mich verfügbar und so betrachte ich mich als mit Christus gekreuzigt. Ich habe nicht nur ein neues Leben, sondern ich betrachte auch das alte Leben als tot. Ich sage zu dem Fleisch: Du bist am Kreuz gerichtet worden, du bist tot. Ich sollte „allezeit das Sterben Jesu am Leib [umhertragen]“ [2Kor 4,10] und immer danach leben. Ich bin vor Gott nicht im Fleisch, ich bin in Christus, und das weiß ich durch den Heiligen Geist. Kolosser 3,3 enthält Gottes Erklärung über den Tod; Römer 5, dass wir das auch glauben und uns dafür auch halten; 2. Korinther 4, dass wir diesen Tod auch in die Praxis umsetzen.[62]

Ewige Sicherheit

Viele glauben, der Glaube sei nicht eine Gabe Gottes (weil das im Grunde den angeblich freien Willen des Menschen verletzen würde). Sie vertreten aber trotzdem die Ansicht, dass Erlöste nicht wieder verlorengehen könnten. Sie wollen nicht zugeben, dass sie an eine Verletzung ihrer angeblichen Willensfreiheit glauben, wenn sie glauben, dass Erlöste nicht wieder verlorengehen können. Sie wurden durch einen Akt ihres eigenen wankelmütigen Willens erlöst, aber sie können durch einen weiteren Akt dieses wankelmütigen Willens nicht wieder verlorengehen! Sie wurden gerettet durch Ausübung rein menschlichen Glaubens, aber sie können nicht wieder verlorengehen durch irgendein Versagen des menschlichen Glaubens. Es ist offensichtlich, dass sie glauben, was sie glauben wollen.

Dave Hunt zitiert Robert M. Zins und beantwortet die Frage: „Wie kann man sicher sein, dass man nicht irgendwann beschließt, Nein zu Gott zu sagen – vielleicht sogar in der Ewigkeit im Himmel?“

Es klingt paradox, dass viele …, die felsenfest den Standpunkt vertreten, dass Gott niemand zwingt, zu Ihm zu kommen, kein Problem damit haben, zu glauben, dass Gott diejenigen, die zu Ihm gekommen sind, zwingt, bei Ihm zu bleiben. Für die meisten Evangelikalen verschwindet der freie Wille auf geheimnisvolle Weise, nachdem man das Heil gewählt hat … „Gott zwingt dich nicht zu kommen, aber Er zwingt dich zu bleiben“ könnte ihr theologisches Argument sein {Zins}.

Al fragte Jan darüber und ihre Antwort war so einfach wie die Bibel selbst: „Warum sollte ich jemals den Himmel aufgeben wollen? Es würde nichts geben, was mich in Versuchung führen würde, von unserem wunderbaren Herrn wegzugehen!“[63]

Man beachte, dass D. Hunt diese bedeutungslose Antwort auf den Himmel beschränkt – was ohnehin nichts an der Sachlage ändert – und es so vermieden hat, eine Antwort für die Zeit hier auf Erden zu geben, wo es eindeutig Versuchungen gibt. R. Zins hat das gut auf den Punkt gebracht: Wenn man die Vorstellung vom moralisch freien Willen Gott gegenüber und die Lehre von der ewigen Sicherheit miteinander koppelt, läuft das auf das Folgende hinaus: „Gott zwingt dich nicht zu kommen, aber Er zwingt dich zu bleiben.“ Wie wunderbar ist der Vers:

  • Phil 2,13: Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.

Gehorche dem Evangelium

Keine Wahl. Ich war zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, als ich beim Lesen des Wortes Gottes entdeckte, dass das Evangelium nicht als Wahlmöglichkeit kommt, sondern mit einem Gehorsamsanspruch. Insbesondere erkannte ich, dass die Verwendung von Josua 24,15 („Erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt“) beim Predigen des Evangeliums eine Verfälschung der Forderungen des Evangeliums ist. Der Satz wird auf zwei Arten verfälscht: Er ist aus dem direkten Zusammenhang herausgerissen, da es in Josua 24 darum geht, dass die Israeliten wählen sollten, welchen Göttern sie dienen wollten, falls es ihnen nicht gefiele, dem HERRN zu dienen. Am Schluss verkündete Josua:

  • Joh 24,22: Ihr seid Zeugen gegen euch, dass ihr selbst euch den HERRN erwählt habt, um ihm zu dienen.

Leider war es nur eine menschliche Wahl und zeugte nicht für, sondern gegen sie; und so war die Sache auf Treibsand gegründet, wie die Geschichte zeigt.

Was nun den Gehorsam dem Evangelium gegenüber betrifft, so lesen wir:

  • 2Thes 1,8: … in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen.

Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht (Röm 10,16):

  • 1Pet 4,17: Was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen!

  • Röm 1,5: … zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen.

Selbst das Geheimnis ist eine Sache des Gehorsams:

  • Röm 16,25.26: Das Geheimnis ist … jetzt aber offenbart und … zum Glaubensgehorsam an alle Nationen kundgetan worden.

In der Schrift wird das Evangelium vorgestellt als etwas, dem gehorcht werden muss. Es geht auf keinen Fall um eine Wahl. Ein Gläubiger sollte zu Beginn des christlichen Weges lernen: keine Wahl! Man muss Gott gehorchen! Im Einklang damit steht auch Apostelgeschichte 17,30:

  • Apg 17,30: Gott … gebietet … jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen.

Es geht um die Verantwortung des Menschen, zu gehorchen. Unfähigkeit, zu bezahlen, entbindet niemand von der Verantwortung! Sie würden sicher auch nicht zu jemand gehen, der Ihnen 100.000 Euro schuldet und nichts hat, und ihm sagen: „Ist schon in Ordnung. Weil du nicht zahlen kannst, hast du auch keine Verantwortung, zu zahlen!“ Unfähigkeit, zu zahlen, entbindet nicht von der Verantwortung, zu zahlen.

Es ist Gott, der aus souveräner Gnade den Glauben und die neue Natur in die Seele einpflanzt. Auf diese Weise kann die Seele gehorchen. Die jeweilige Funktion der drei göttlichen Personen bei der Erlösung wird in 1. Petrus 1,1.2 wunderbar ausgedrückt:

  • 1Pet 1,1.2: Ihr seid auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, durch Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi.

Der Fall des Lazarus als hilfreiche Veranschaulichung von Tod und Lebendigmachen. Gott benutzt sein Wort in Verbindung mit dem Einpflanzen des Glaubens und der neuen Natur (Röm 10,17). Auf diese Weise empfängt die Seele das Leben von Gott, wie es das Zurückbringen des Lazarus ins Leben veranschaulicht. Zuerst aber müssen wir beachten, was der Sohn Gottes in Johannes 5,25 sagte. Dort lernen wir, dass die Sünder als Tote angesehen werden:

  • Joh 5,25: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.

Die „Stunde“ bezieht sich auf die Epoche, in der das Christentum auf der Erde ist. In diesem Vers werden Sünder ähnlich wie in Epheser 2,1 gesehen. Es ist klar, dass das machtvolle Wort des Sohnes der Seele Leben verleiht. Die geistlich Toten hören nur aufgrund der göttlichen Macht des Wortes des Sohnes, der das Hören, das Leben, den Glauben und die neue Natur gibt. Dies wird durch die Auferweckung des Lazarus veranschaulicht. Der Befehl des Sohnes Gottes war eindeutig:

  • Joh 11,43.44: Lazarus, komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus, an Füßen und Händen mit Grabtüchern gebunden.

Das Leben war sofort in ihm und durch die Macht des Sohnes wurde er in dessen Gegenwart befördert. Wie hörte Lazarus? Man weiß, wie er hörte. Die machtvolle Stimme des Sohnes Gottes gab ihm das Hören und gab ihm das Leben. Und dies veranschaulicht Johannes 5,25.

Es wird behauptet, Buße und Glaube gingen der Wiedergeburt voraus. Anscheinend herrscht diese Meinung bei allen vor, die die bedingungslose Erwählung stillschweigend leugnen. So schrieb jemand in Bezug auf Johannes 5,25:

Man beachte, dass Christus nicht sagte, dass die Wiedergeborenen hören sollen! Sie sind nämlich noch tot, wenn sie hören!

Es ist nicht klar, ob er meint, dass sie tot sind, wenn sie das Evangelium hören. Aber das geht völlig am Ziel vorbei. Lazarus war tot, als er den Befehl hörte. Wie hörte er? Das Hören und die Einpflanzung des Lebens geschahen gleichzeitig. Das ist auch der Fall beim Lebendigmachen. Der Herr sagte über dieses geistliche Thema:

  • Joh 5,25: Es kommt die Stunde …, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.

Das Hören der Stimme des Sohnes Gottes und das Einpflanzen des Lebens gehören zusammen, wie dieser Text zeigt. Das Lebendigmachen geschieht gleichzeitig mit dem Hören der Stimme des Sohnes Gottes. Der Fall des Lazarus veranschaulicht diese Tatsache. Dabei behalte man im Blick, dass die Einpflanzung des Lebens in den toten Sünder die Wiedergeburt ist.

Das Wort „hören“ in Johannes 5,25 kann nicht einfach das Hören des Evangeliums bedeuten, denn es heißt: „Die sie gehört haben, werden leben.“ Nicht jeder, der das Evangelium hört, wird lebendig. „Die Stimme des Sohnes Gottes“ in diesem Vers bezieht sich auf die Befehlsgewalt, die das Leben einpflanzt. Der Mensch tut erst Buße, nachdem er dieses Leben hat, nachdem er die neue Natur hat.

Schluss

C.H. Mackintosh hat zutreffend geschrieben:

In jedem Band der Geschichte des Menschen – der Geschichte der menschlichen Rasse –, in jedem Kapitel, auf jeder Seite, in jedem Absatz und in jeder Zeile lesen wir von seinem völligen Verderben, seiner vollkommenen Entfremdung von Gott. Es wird uns auf die allerdeutlichste Weise gesagt, dass der Mensch sich niemals Gott zuwenden (wenngleich er es ganz sicher tun sollte) und niemals Werke wahrer Buße täte, wenn er sich selbst überlassen bliebe. Und in vollkommener Übereinstimmung mit all dem lernen wir aus dem Gleichnis unseres Herrn vom großen Abendmahl in Lukas 14, dass kein einziger Gast am Tisch gefunden wird, der bloß eingeladen ist. Alle, die dort Platz nehmen, werden „hereingebracht“ oder „genötigt“. Nicht einer würde jemals kommen, wenn er sich selbst überlassen bliebe. Gnade, freie Gnade, muss sie hereinzwingen – und das tut sie. Ewig sei gepriesen der Gott aller Gnade![64]}

  • Joh 3,19: Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

  • Joh 15,24: „Jetzt aber haben sie gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater.

  • Röm 3,11.12: Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.

  • Röm 7,18: Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.

  • Röm 8,8: Die aber, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen.

In Anbetracht von Epheser 4,17-20 handelt Gott außerordentlich gnädig, wenn Er in unsere Seele eine neue Natur mit dem dazugehörigen Glauben einpflanzt.

  • Phil 1,6: „Der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, [wird] es vollenden … bis auf den Tag Jesu Christi.

  • 1Pet 1,5: Ihr werdet durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden.

Dieser von Gott gegebene Glaube ist das Werkzeug, durch das Gott so wirkt.

Der ewige Vorsatz

Eph 3,11: … nach dem ewigen Vorsatz, den er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn.

Der „ewige Vorsatz“ ist der Plan, der seit ewigen Zeiten besteht. Dieser Ausdruck bedeutet nicht, dass Gott beabsichtigt hatte, seinen Erlösungsplan während der verschiedenen Zeitalter zu enthüllen. Dass Er diesen Vorsatz „in Christus Jesus“ gefasst hatte, zeigt, dass dieser Plan ewig ist und sich nicht auf die Erdenzeit Christi bezieht. Gott will sich in Christus verherrlichen, und zwar in zwei Sphären: in der himmlischen und in der irdischen Sphäre. Im Epheserbrief wird die himmlische Seite herausgestellt; sie umfasst die Gemeinde, die mit Christus verbunden ist, wobei wir mitsitzen im Himmel in Christus Jesus (Eph 2,6).

Gottes Herrlichkeit in Christus auf Erden umfasst eine Verbindung Israels mit Christus. Dieser Aspekt seines Vorsatzes wird im Tausendjährigen Reich verwirklicht werden. Davon spricht Jesaja 14,24-27:

  • Jes 14,24-27: Der HERR der Heerscharen hat geschworen und gesprochen: Ja, wie ich es zuvor bedacht habe, so geschieht es; und wie ich es beschlossen habe, so wird es zustande kommen: dass ich Assyrien in meinem Land zerschmettern und es auf meinen Bergen zertreten werde. Und so wird sein Joch von ihnen weichen, und seine Last wird weichen von ihrer Schulter. Das ist der Ratschluss, der beschlossen ist über die ganze Erde; und das ist die Hand, die ausgestreckt ist über alle Nationen. Denn der HERR der Heerscharen hat es beschlossen, und wer wird es vereiteln?

Schließlich wird Gott das Universum von allem Bösen befreien und den neuen Himmel und die neue Erde schaffen. Die Gemeinde wird auf ewig ihre besondere Stellung vor Ihm haben (Eph 3,21), während die irdischen Unterschiede nicht mehr da sein werden. Dies zeigt sich in Offenbarung 21,1-8, wo die „Hütte Gottes“ – die Gemeinde – „bei den Menschen“ ist. Und Gott selbst wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein. Die Hütte Gottes ist die heilige Stadt, das neue Jerusalem, die Braut, die Gemahlin des Lammes (Off 21,9.10).


„Chapter 6: God’s Sovereignty in the Book of Ephesians“
aus God’s Sovereignty and Glory in the Election and Salvation of Lost Men
Present Truth Publishers, Jackson, 2003

Übersetzung: S. Bauer

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Anmerkungen

[1] „In Christ. Ephesians 1“ in Words of Truth, Jg. 5, 1870, S. 61.

[2] Als Schöpfer hat Er Schöpferrechte über alles. Als Mensch hat Er, nachdem Er das Werk am Kreuz vollbracht hat, Anspruch auf alles – selbstverständlich nicht als Mensch getrennt von dem, was Er als Gott ist. Alles, was Er als Mensch tut, hat einen göttlichen Ursprung aufgrund der Einheit von Gottheit und Menschheit in Ihm.

[3] Was auch immer die Segnungen der Gemeinde als solche sind – und sie sind außerordentlich groß –, wir dürfen nicht darüber hinweggehen, dass die individuelle Beziehung zu den Heiligen die erste Stelle einnimmt. Alles, was die Glieder des Leibes tun, dient der Vervollkommnung der einzelnen Heiligen. Ja, wenn wir die Stellung sehen, die Gott haben sollte, und die unaussprechliche Dankesschuld und die besondere Beziehung, in der wir zu Ihm stehen – wir dürfen hinzufügen: sogar die Stellung, die Christus selbst als Mensch bei Gott hat –, könnte dies nicht anders sein, was auch immer die einzigartigen Vorrechte sind, die der Ratschluss Gottes uns in der Einheit mit Christus gegeben hat. Folglich werden im ersten Kapitel des Epheserbriefes die Heiligen in Beziehung zu den Namen [d.h. Gott, Vater] und zu dem Charakter Gottes dargestellt, wie er sich Christus gegenüber offenbart, weil das auch unsere Berufung kennzeichnet und was uns als Heilige charakterisiert – unsere Beziehung zu dem, was droben ist. Und wenn dann alle Dinge in Christus zusammengefasst und Ihm unterstellt sind, werden wir Miterben der glorreichen Stellung, die Gottes Kindern gebührt gegenüber denen, die unter uns sind [d.h. über die wir als Erbteil regieren werden]. Erst am Ende des Kapitels {Epheser 1} – nach der Erhöhung Christi und nach seiner Auferweckung von den Toten –, wo Paulus über die Kraft gegenüber denen spricht, die glauben, erwähnt er das Einssein der Heiligen mit Christus, ihre Einsmachung mit Ihm als Gegenstände des Wirkens derselben Kraft, durch die Christus auferweckt und erhöht wurde. Sie gleichen Ihm nicht nur, was moralische Eigenschaften und Herrlichkeit betrifft; sie werden auch mit Ihm auferweckt, werden sein Leib sein, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.     

Die allgemeine Absicht Gottes wurde in Epheser 1,10 genannt [„alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm“]. Aber der besondere Teil seiner Absicht entfaltet sich von Epheser 1,22 bis Epheser 4,16: nämlich die Einheit des Leibes mit dem Haupt, der Leib selbst und das Aufrichten einer Wohnung Gottes auf Erden durch den Heiligen Geist mit den verschiedenen Folgen, Aspekten und Verpflichtungen, die aus dieser großartigen Tatsache hervorgehen. Dieser Teil kann als eine Art Einschub betrachtet werden, in dem die Lehre von der Gemeinde mitsamt den Ermahnungen, die sich daraus ergeben, ausführlich erläutert wird. Diese Lehre ist selbstverständlich nicht von der Lehre des gesamten Briefes abgetrennt, sondern bildet einen besonderen Block innerhalb des Briefes; wir werden darin nicht als die Frucht von Christi Stellung in Einheit mit Ihm betrachtet. Gleichzeitig ist es bemerkenswert, wie diese Wahrheiten durch das gewaltige Ausmaß des Ratschluss Gottes miteinander verwoben sind („Ephesians“, The Present Testimony, 10:304, 305).

[4] Siehe auch Epheser 1,17; 3,14. Er ist uns auf diese Weise bekannt. Vgl. Johannes 20,17.

[5] Die persönliche Herrlichkeit Christi kann nicht an andere verliehen werden. Der Herr Jesus sagte, das Zukünftige vorwegnehmend: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben“ (Joh 17,22). Und warum? Die Welt muss wissen, dass der Vater uns liebt, wie Er den Sohn liebt.

[6] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 10, S. 272.

[7] Als Er mit dem Vater darüber spricht, dass der Vater sie geliebt hat, wie der Vater Ihn geliebt hat (Joh 17,23) – mit unaussprechlicher Liebe –, sagt Er ebenfalls: „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24). Wir sind mit eingeschlossen in diese ewige Liebe des Vaters zu dem Sohn. In Epheser 1,4 lesen wir: „wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt“. In wem? In Christus, der „zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt“ (1Pet 1,20). Dies alles geht der Grundlegung der Welt voraus (sozusagen). Diese Dinge betreffen die Heiligen von Gottes gegenwärtigem Wirken. Im Gegensatz dazu heißt es von dem Reich, das bereitet ist für diejenigen, die das zukünftige Evangelium vom Reich empfangen, dass es „euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an“ (Mt 25,34). Diese Formulierung taucht auch in Hebräer 4,3 auf, wo es um Israels zukünftige Ruhe im Reich geht. In Hebräer 9,26 wird die irdische Priesterschaft mit dieser Formulierung verbunden. Doch Christi gegenwärtige himmlische Priesterschaft ist von anderer Natur, während sie im Tausendjährigen Reich nach der Ordnung Melchisedeks ist.

Was Offenbarung 13,8 betrifft, so wäre eine bessere Übersetzung: „(jeder), dessen Name nicht geschrieben war von Grundlegung der Welt an in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“. Siehe auch Offenbarung 17,8. Zweifellos stehen alle Heiligen im Buch des Lebens geschrieben (sicherlich bildlich gesprochen), aber es wird nicht gesagt, dass wir von Grundlegung der Welt an im Lebensbuch geschrieben stehen. Damit können wir die Sache auf sich beruhen lassen.

[8] Titus 1,2: „… in der Hoffnung des ewigen Lebens, das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten.“ Es ist ein wichtiger Punkt, dass dies vor der Zeitrechnung verheißen wurde durch den Einen, der nicht lügen kann. Im Gegensatz dazu gibt es auch Verheißungen, die Gott gab, nachdem die Zeit begonnen hatte, wie zum Beispiel die Verheißung an Abraham. Die zeitlichen Verheißungen sind für die Erde; sie stehen im Gegensatz zu denen, die vor der Zeit gemacht wurden – und die für die himmlischen Örter in Christus Jesus gelten. 2. Timotheus 1,1 spricht von diesem verheißenen Leben: „… nach Verheißung des Lebens, das in Christus Jesus ist.“ Siehe auch 1. Johannes 2,25. Aber gleichgültig, welche Verheißungen Gottes es gibt, sie werden alle durch Christus erfüllt (2Kor 1,20). Auf die Frage „Wem gegenüber gab Gott die Verheißung?“ mag dies als Antwort genügen: „dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium“ (Eph 3,6).

Es ist bemerkenswert, wie das Wort „Verheißung“ im Zusammenhang mit dem Kommen des Heiligen Geistes zu Pfingsten verwendet wird, da Er die Kraft dieser himmlischen Verheißungen ist. Siehe Lukas 24,49; Apostelgeschichte 2,23 [Apg 2,38.39]; Galater 3,14; Epheser 1,13.

[9] Es ist ganz und gar falsch, zu sagen:

Durch Gottes souveräne Erwählung wurden die Erlösten auf ewig mit Christus vereint, bevor die Schöpfung stattfand (John MacArthur, Ephesians, Chicago [Moody Bible Institute] 1986, S. 11).

Christus ist Gott und Mensch in einer Person und diese Einheit der beiden Naturen existierte nicht vor der Fleischwerdung. Zu sagen, dass wir mit Ihm von vor der Schöpfung an vereinigt sind, würde bedeuten, dass der Gläubige an der Gottheit teilhat – denn der Sohn war damals noch nicht Gott und Mensch in einer Person. Unsere Einheit mit Christus folgt auf die Versiegelung mit dem Heiligen Geist und ist verbunden mit Christi Menschheit als Auferstandener (Joh 12,24).

[10] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 27, S. 304.

[11] Mit „Von Anfang an“ in 1. Johannes 1,1 ist nicht derselbe Anfang gemeint. Dieser Vers bezieht sich auf den Anfang von Gottes Gnadenwegen mit Christus, der in die Welt gekommen war. Vgl. Johannes 1,17.

[12] Der Begriff Adoption [in englischen Bibeln] könnte zu irrigen Gedanken führen, Gedanken, die (unabsichtlich, meine ich) in der Vorstellung gipfeln könnten, Gott liebe manche Söhne mehr als andere. Das ist nicht der Fall; wir sind alle gleichermaßen geliebt (vgl. Joh 17,26), obwohl ich nicht daran zweifle, dass Gott an den einen mehr Gefallen hat als an den anderen, was ihren Wandel anbetrifft.

Ich habe einmal eine Veranschaulichung von irgendetwas (was immer es war) über zwei Jungen in einem Zuhause gehört. Bei einer Auseinandersetzung sagte einer zu dem anderen: „Du wurdest in diese Familie geboren und sie mussten dich nehmen; aber ich wurde adoptiert und sie haben mich ausgesucht.“ Dieses sentimentale Beispiel hat nichts mit der göttlichen Wahrheit zu tun. Die Anschauung, dass einige Gläubige in die Familie hineingeboren werden, während andere durch Adoption in die Familie gelangen, ist falsch. Verschiedenes ist hier falsch:

  1. Die gesellschaftliche Gepflogenheit, das Kind eines anderen zu adoptieren, wird in den Gebrauch des Wortes Adoption in der Schrift fälschlich hineingelesen. Denn es bezeichnet vielmehr die Anerkennung als Sohn, womit ein Status bezeichnet wird, so ähnlich wie die Juden eine Bar Mizwa für einen Sohn haben, der zwölf Jahre alt wird. Die Bar Mizwa bringt ihn nicht in die Familie, sie verleiht ihm einen Status. Vgl. Römer 8,15 und Galater 4,6.

  2. Was soll diese Geschichte denn veranschaulichen? Dass manche in der Familie mehr als andere geschätzt oder geliebt werden?

  3. Diese Veranschaulichung sagt aus, dass den Adoptierten und den Adoptierenden keine gemeinsame Natur verbindet. Aber wir haben an der göttlichen Natur teil und sind als solche heilig und tadellos vor Ihm in Liebe.

Christi Stellung ist unsere Stellung, und da gibt es nur einen Maßstab: Nur in dem Geliebten erhalten wir Gottes Wohlgefallen. Das ist der einzige Maßstab.

Adoption ist das Teil des zukünftigen, neuen Israels unter dem neuen Bund, wenn der Messias vor seinen Ältesten in Herrlichkeit herrschen wird (Jes 24,23). Es bedeutet eine nationale Adoption (Röm 9,4). Auch bezeichnet Jesaja 43,6 nicht die Sohnschaft, die der Gläubige „in Christus“ hat. Diese ist nämlich himmlisch, während die Worte „Söhne“ und „Töchter“ in Jesaja sich auf eine Stellung auf Erden beziehen. Und dann wird der Begriff Adoption in Römer 8,23 in Verbindung mit der Tatsache verwendet, dass unser Leib einst mit Christi Herrlichkeitsleib gleichgestaltet wird. Dies wird für unseren Leib der Niedrigkeit wahrlich eine neue Stellung sein.

[13] Unsere Leiber werden erlöst werden (Röm 8,23), wenn wir umgestaltet werden, um Christi Leib der Herrlichkeit gleich zu sein (Phil 3,21). Aber das Offenbarwerden dieser Umgestaltung wird erst bei der Erscheinung Christi in Herrlichkeit geschehen (Kol 3,4).

[14] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 33, S. 276.

[15] Paulus spricht sowohl von Kindern als auch von Söhnen. Johannes tut dies nicht. Das Wort, das er in seinem Evangelium und in den Briefen verwendet, sollte immer mit „Kinder“ übersetzt werden. Ein Kind hat eine natürliche Beziehung; Sohn spricht von Status und Würde. Engel werden im Alten Testament als „Söhne Gottes“ bezeichnet, aber selbstverständlich niemals als „Kinder“. Sie haben einen Status in der Hierarchie der Schöpfung, sind aber nicht Kinder Gottes.

[16] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 27, S. 114.

[17] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 27, S. 129.

[18] „Zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“ (Eph 1,6) bezieht sich auf die Verse 4 und 5 und betrifft Gottes Vorsatz in der vergangenen Ewigkeit, wie man es ausdrücken könnte. Die Worte „zum Preise seiner Herrlichkeit“ in den Versen 12 und 14 betreffen jeweils in Vers 12 die Juden der „Auswahl der Gnade“ (Röm 11,5), die „zuvor auf den Christus gehofft haben“ [Eph 1,12]. „Zuvor“ heißt gegenwärtig, vor dem Beginn des Tausendjährigen Reiches, wo das neue Israel unter dem neuen Bund sein wird. In Vers 14 beziehen sich die Worte auf eine Zeit, wenn die jetzt geretteten Juden und Heiden als Erben Gottes und Miterben Christi (Röm 8,17) in der Zukunft das Erbe antreten werden.

[19] Aus der 3. Ausgabe des NT [Übersetzung von Darby], 1884.

[20] Im Epheserbrief steht viel über „Reichtum“. Siehe Epheser 1,18; 2,7; 3,8.16. In Epheser 1 lesen wir von überragender Kraft und in Epheser 2,7 von überragender Gnade, während wir in Kapitel 3 von der Liebe Christi lesen, die alle Erkenntnis übersteigt [Eph 3,19]. Vgl. auch 1. Korinther 12,31; 2. Korinther 3,10; 4,17; Philipper 4,7; 1. Timotheus 1,14. Gott hat uns in so wunderbare Dinge eingeführt!

[21] Die folgenden Bemerkungen von W. Kelly lenken die Aufmerksamkeit auf einen sehr wichtigen und verbreiteten Fehler in der Lehre des Arminianismus und ebenso des Calvinismus, und zwar bezüglich der Unterscheidung zwischen Loskauf (oder „erkauft“) und Erlösung:

Ich weise auf den Unterschied hin zwischen dem schriftgemäßen „Erkauft“-Werden und „Erlöst“-Werden. Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Wörter, die der Geist verwendet, nicht wirklich die gleichen sind, obwohl sie häufig in unserer zu Recht geschätzten englischen Bibel verwechselt werden. Die Übersetzer scheinen nie irgendeinen nennenswerten Unterschied vermutet zu haben und die Mehrheit der Ausleger und Prediger ist ihnen gefolgt.Nehmen wir zum Beispiel Offenbarung 5,9: „hast für Gott erkauft“. Hier steht das Wort für Kauf, nicht für Erlösung; und vergleiche damit Offenbarung 14,3.4. Es muss „erkauft … für Gott“ heißen. In unserem Kapitel {1. Korinther 7} ist es richtig übersetzt, wie auch in 1. Korinther 6,20. Das Wort „erkauft“ bedeutet nicht „erlöst“; aber diese beiden Begriffe waren in den Köpfen der Gläubigen allgemein vollkommen gleichgesetzt worden: Der Unterschied wurde völlig ignoriert von den zwei Parteien, die sich doch so gegensätzlich gegenüberstanden, wie sie das seit 1400 Jahren tun. Ich beziehe mich auf den alten Kampf der Anhänger des Pelagius im 5. Jahrhundert – das heißt zwischen denen, die dafür stritten, dass Gott das Verderben des Sünders gnädig begleiche, und denen, die darauf bestanden, dass der Mensch fähig sei, Gott zu gefallen und Ihm zu dienen, wenn er es wolle – oder auf das, was später gemeinhin die arminianisch-calvinistische Kontroverse genannt wurde. Es ist bemerkenswert, dass beide Seiten diese zwei Wörter übereinstimmend als gleichbedeutend betrachteten, so dass sie nicht daran dachten, zwischen ihnen zu unterscheiden, sondern „erkaufen“ und „erlösen“ gewohnheitsmäßig verwechselten. Die Auswirkung davon ist verheerend: Es verhindert nicht nur die Klärung dieser Frage, sondern auch jegliche klare und fundierte Erkenntnis der offenbarten Wahrheiten. Gerade die Verwechslung dieser beiden Wörter bereitet die Hauptschwierigkeit. Es scheint so, als ob es niemand, der in diesen antiken und modernen Disput verwickelt war, in den Sinn gekommen ist, zwischen den Wahrheiten zu unterscheiden, die diese beiden Wörter vermitteln (The Bible Treasury, Jg. 16, S. 277).

Allerdings „kam“ es J.N. Darby schon „in den Sinn“, denn er hat diesen Unterschied herausgestellt.

[22] Diese Dinge werden detailliert betrachtet in dem Buch The Work of Christ on the Cross and Some of Its Results, das bei Present Truth Publishers erhältlich ist.

[23] J.N. Darby in The Christian Friend, 1882, S. 215–216.

[24] The Bible Treasury, Jg. 10, S. 15.

[25] Merke, dass W. Kelly das Wort the [= „dem“; nach (dem) Vorsatz] eingeklammert hat. Ich weiß nicht, warum J.N. Darby das Wort nicht eingeklammert hat, wo doch das folgende Zitat von ihm darauf hindeutet, dass es eingeklammert hätte werden sollen:

Vers 11 [Eph 1,11]. Wieder haben wir die ungewöhnliche Form kata. pro,qesin tou/. Aber kata. pro,qesin bezeichnet die Natur der Vorherbestimmung und ist verbunden mit „vorherbestimmt“. Wir sind vorherbestimmt nach Vorsatz (nicht nach dem besonderen Vorsatz) dessen, der usw. Und dann haben wir wiederum den Artikel, assoziiert mit diesem Werk in Gott, wo es seinen Ursprung hat, und es wird als etwas Positives in seinem Plan [kata. th.n boulh.n] präsentiert. Von uns wird nur gesagt, dass wir nach Vorsatz vorherbestimmt sind. Unsere Vorherbestimmung geschah nicht diV e;rga, sondern kata. pro,qesin, dessen, der usw. (Collected Writings of J.N. Darby, 13:49).

[26] In der 2. überarbeiteten Ausgabe von J.N. Darbys Übersetzung des Neuen Testaments (London [Morrish] kein Datum) erklärt eine Fußnote, warum er marked out = „ausersehen, zuvorbestimmt“ verwendet hat:

„zuvorbestimmt, vorherbestimmt“ bezieht sich nur auf die Absicht bezüglich der Person; ich habe aber das Wort marked out gebraucht, denn es betont mehr das, wozu sie vorherbestimmt sind, das heißt Ziel und Zweck der Vorherbestimmung.

Die 3. überarbeitete Ausgabe trägt das Datum 1884 und lässt diese Fußnote aus. Jedoch enthält diese Ausgabe die folgende hilfreiche Fußnote zu „zuvor-[bestimmt]“ in Epheser 1,5:

Proori,saj beinhaltet Vorsatz. Es ist nicht bou,lomai = „Ratschluss“, wenngleich es kata ist, also „nach dem Ratschluss boulh, seines Willens“. Das Passiv von orizw ist „ausersehen, bestimmt“, wie in Römer 1,4; hier wird die Vorsilbe pro = „im Voraus“ vorangestellt. Das Wort bezieht sich im Allgemeinen auf Personen, wird aber wie in 1. Korinther 2,7 auf Dinge angewendet. Wenn es aber auf Personen bezogen wird, denke ich, wird immer das hinzugefügt, wozu diese bestimmt sind.

[27] Im Epheserbrief wird das Kommen Christi noch nicht einmal erwähnt, weil die Heiligen schon „mitsitzend“ im Himmel sind, und daher geht es bei allem, was ihnen gesagt wird, um das Erbteil. Was uns vor Augen gestellt wird, ist das Erbteil, der Besitz im Himmel und nicht die Herrlichkeit oder die Entrückung. In Kolosserbrief ist es die „Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln“ (Kol 1,5). Warum? Weil die Kolosser das Haupt nicht festhielten [Kol 2,19], sondern Engel [Kol 2,18] und alle möglichen Dinge verehrten. Sie waren von dem vollen Besitz ihrer Stellung herabgerutscht und Paulus holt sie zurück: „Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist“ (Kol 3,1). Die Epheser wandelten untadelig und er konnte ihnen in seinem Brief an sie alles entfalten. Im Petrusbrief heißt es: „zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, … bereit …, offenbart zu werden“ (1Pet 1,4.5). Im Petrusbrief werden die Gläubigen als Wiedergeborene gesehen, die kraft der Auferstehung zum Himmel unterwegs sind, und daher werden sie „als Fremdlinge auf Erden und Pilger“ bezeichnet. Wenn das Fleisch nicht gekreuzigt ist, kann man nicht durchhalten. Das Kommen des Herrn ist die Hoffnung, nach der die Seele sich ausstrecken sollte, so wie es im Thessalonicherbrief heißt: „… und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten“ (1Thes 1,10).

Es ist von höchster Wichtigkeit, die Bedeutung der Gemeinde sowie ihre Einsmachung mit dem Herrn Jesus gründlich zu begreifen. Wie wichtig diese Wahrheit ist, kann man unschwer an den unzähligen und verschiedenartigen Versuchen des Feindes erkennen, diese Wahrheit anzugreifen. Sie ist immer anfällig dafür, einem durch die Finger zu gleiten, da sie sehr leicht verlorengeht. Diese eine Wahrheit – nämlich dass ich in Christus und mit Ihm verbunden bin, einsgemacht bin – zuoberst in meinen Gedanken zu behalten, ist äußerst schwierig, weil es eine Sache des Geistes Gottes ist; die Natur wird die Seele immer dazu herunterziehen, so dass sie meint, Gott zufriedenstellen zu müssen. Ich muss mir bewusst werden, dass die Macht Gottes in meiner Seele wirkt „nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern …)“ (Eph 1,19.20). Es reicht nicht aus, wenn die Seele ihre Stellung bei Christus nicht wirklich eingenommen hat. Man muss nicht von Heuchelei sprechen, aber Aufrichtigkeit allein reicht nicht aus. Ich soll der Welt [den weltlichen Vergnügen] absagen … [Gal 6,14] (Collected Writings of J.N. Darby, Bd. 21, S. 238–239).

[28] W. Kelly hat geschrieben:

Der Calvinismus blockiert und verdunkelt das Evangelium durch seine Lehre, dass Christus gelitten habe, um seinen Vater mit uns zu versöhnen, und auch durch seine Lehre von der Bestimmung zur Verdammnis. Denn Gott liebte die Welt so sehr, dass Er seinen eigenen Sohn gab, nicht nur damit der Gläubige ewiges Leben habe, sondern damit seine Sünden durch sein Opfer ausgelöscht würden. Und Römer 9,22.23 ist da eindeutig: Während Gott Gefäße der Begnadigung zuvor zur Herrlichkeit bereitete, ertrug Er mit großer Geduld Gefäße des Zorns, die zum Verderben bereitet waren. Diese Gefäße des Zorns wurden durch ihre eigenen Sünden und ihren Unglauben zum Verderben bereitet bzw. geeignet gemacht, nicht von Gott, der nicht der Urheber des Bösen ist und in seinem Urteil gerecht ist.Die arminianische Vorstellung versagt zwangsläufig dadurch, dass sie den schuldigen und sündigen Menschen zum Partner Gottes bei seiner eigenen Erlösung macht. Aber wenn es wahr ist, wie die Schrift deutlich verkündet, dass der Mensch wirklich tot ist in Übertretungen und Sünden – nicht nur der Heide, sondern auch der begünstigte Jude –, dann ist die Frage entschieden. Der Arminianismus ist weiter von der Wahrheit entfernt als der Calvinismus (W. Kelly, The Gospel of God).

[29] Eine Ausdrucksweise wie „mein alter Mensch“ oder „mein neuer Mensch“ ist falsch. Der „alte Mensch“ und der „neue Mensch“ sind Gattungsbegriffe und beziehen sich auf den (gefallenen) Adam beziehungsweise auf Christus und haben mit der Stellung des Menschen vor Gott zu tun.

[30] Römer 7 und viele andere Themen werden detailliert betrachtet in dem Buch From New Birth to New Creation, das bei Present Truth Publishers erhältlich ist.

[31] Psalm 78 wie auch Psalm 106 betrachten rückblickend Gottes Handeln mit ihnen in der Wüste; Psalm 105,39-41 erwähnt nur kurz seine Wege mit ihnen, und das nur unter dem Gesichtspunkt der Fürsorge für die Israeliten zur Verwirklichung seines Vorsatzes.

[32] Bei der Betrachtung von Johannes 5,24.25 haben wir ebenfalls die beiden zusammengehörenden Begriffe „tot“ und „lebendig machen“ gesehen.

[33] J.L. Stauffer, The Eternal Security Teaching, Harrisonburg (Christian Light Publ., Inc.).

[34] Lectures in Systematic Theology, Grand Rapids (Eerdmans) 1949, S. 344–345.

[35] Anm. d. Übers.: Vergleiche Römer 10,17!

[36] Aus dem zitierten Werk, S. 57 [S. 58]. D.A. Waite definiert die Tatsache, dass der Sünder tot ist, wie folgt: „Wir sind tot in dem Sinne, dass wir nichts tun können, um uns zu retten“ (Ephesians, Collingswood [The Bible for Today Press] 2002, S. 39). Statt den Calvinisten ihre Formulierung „völlige Verdorbenheit“ [engl.: total depravity] zu lassen, verzerrt er dessen traditionelle Bedeutung: „Ich glaube an die völlige Verdorbenheit des Menschen, aber ich glaube nicht an die völlige Unfähigkeit des Menschen“ (ibid.). Dies ist wirklich Vernebelung, obwohl vielleicht für Klugheit gehalten, ist aber kein nüchternes Umgehen mit der Angelegenheit. Die Wahrheit ist: Wir sind Gott gegenüber geistlich tot, völlig verloren; wir sind völlig unfähig, an den Sohn Gottes zu glauben, da der Wille unter dem „Gesetz der Sünde“ in unsern Gliedern versklavt ist. Der Glaube ist ein Werk, wie wir in Johannes 6,29 lesen, wo der Herr denen antwortet, die wissen wollen, wie sie die Werke Gottes tun können: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat“ (Joh 6,29). Natürlich konnten sie dieses Werk nicht tun, ohne die neue Natur zu besitzen. Dennoch ist der Mensch Gott gegenüber verantwortlich. Unfähigkeit, eine Schuld zu bezahlen, hebt die Schuld nicht auf. Also pflanzt Gott den Glauben und die neue Natur gleichzeitig ein. Dr. Waite glaubt nicht, dass der Sünder völlig verloren ist, völlig geistlich tot Gott gegenüber. Der tote Lazarus dient als Beispiel dafür, dass die „Auferstehung und das Leben“ das Wort in die Seele spricht und den Menschen in seine Gegenwart holt. So stark ist die lebendigmachende Kraft des Sohnes in Bezug auf die Gott gegenüber geistlich Toten.

[37] Auf Seite 227 schreibt er: „Tot sein bedeutet: Trennung von Gott, nicht Auslöschung.“ In der Hölle wird der Sünder auf ewig von Gott getrennt sein. Er wird keinen moralisch freien Willen Gott gegenüber haben, der ihm ermöglichen würde, das Evangelium anzunehmen – genau wie er jetzt keinen hat. Das Wort „Auslöschung“ führt lediglich zur Vernebelung.

[38] Aus dem zitierten Werk, 2. Auflage, 2001, S. 261.

[39] What Love Is This? [im Deutschen erschienen unter dem Titel Eine Frage der Liebe, Heidelberg (European Missionary Press) 2011], S. 319. Das Gesetz ist dazu da, um das Gewissen und das Herz von Sünde und von Versagen zu überführen. Alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes. „Halten oft einige der Gebote“ ist nicht gut genug. Warum wurden nicht alle gehalten, immer? Befähigt das Appellieren Gottes an das Gewissen jedes Menschen diesen dazu, das Gesetz zu halten? Nein! Wenn Gott etwas gebietet, heißt das nicht, dass der Mensch fähig ist zu gehorchen. Das wäre eine haarsträubende Auffassung. Gottes Appelle stellen die Verantwortung des Menschen heraus, seine Sturheit und Unverbesserlichkeit.

[40] J.N. Darby, Letters, Bd. 3, S. 314.

[41] Das Johannesevangelium zeichnet sich dadurch aus, dass die Verwerfung Christi in Johannes 1,10.11 vorausgesetzt wird. Die dann dargestellte Wahrheit ist im Zusammenhang mit der Errichtung der neuen Ordnung zu sehen, die als Folge des Todes und der Auferstehung Christi eingeführt wurde.

[42] D. Hunt, What Love Is This?, S. 321.

[43] D. Hunt, What Love Is This?, S. 321.

[44] J.N: Darby, Collected Writings, Bd. 16, S. 381.

[45] Die menschliche Natur, die von der „Sünde im Fleisch“ beherrscht wird, wird im Neuen Testament oft als „das Fleisch“ bezeichnet.

[46] G., „Thoughts on Faith“ in The Present Testimony, New Series, Jg. 2, 1869–70, S. 96–97.

[47] A.C. Brown sagte zu mir: „Gnade ist Gott für uns in allem, was Er ist, trotz dessen, was wir in uns selbst sind.“

[48] W. Kelly, The Bible Treasury, New Series, Bd. 4, S. 192.

[49] Es ist ebenfalls Unsinn, zu meinen, dies bedeute, dass die Errettung nicht aus uns selbst sei.

[50] J.N. Darby, Letters, Bd. 2, S. 146.

[51] J.N. Darby, Synopsis, Bd. 4, S. 301, Notiz.

[52] J.N. Darby, Letters, Bd. 2, S. 480. Dr. D.A. Waite vermeidet zu sagen, dass Glaube eine Gabe Gottes ist, wie folgt:

Zuerst einmal haben sowohl „Gnade“ als auch „Glaube“ im Griechischen weibliches Geschlecht … In einer griechischen grammatikalischen Konstruktion muss die Geschlechtsendung eines Wortes mit der eines anderen Wortes, die es näher bestimmt, übereinstimmen. Im Allgemeinen gehören Feminina zu Feminina und Maskulina zu Maskulina. Das Wort „das“ ist ein Demonstrativpronomen. Als solches muss es sich auf ein vorhergehendes Nomen desselben Geschlechts beziehen. Es ist selbst vom Geschlecht her ein Neutrum. Daher kann es sich weder auf „Glaube“ noch auf „Gnade“ beziehen, weil beide vom Geschlecht her weiblich sind. Worauf bezieht es sich dann? Es bezieht sich auf das gesamte Konzept der „Erlösung“. „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das – [nämlich die gesamte Vorstellung vom Gerettetwerden] – nicht aus euch.“ Das Wort für „gerettet“, sesosmenoi, ist ein Partizip Perfekt Passiv. So ist es verständlich. Errettung ist „nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“ (Ephesians, Collingswood [The Bible for Today Press] 2002, S. 49).

Er sagt also, dass uns hier nicht mitgeteilt wird, dass Gnade „nicht aus euch“ ist. Ja natürlich ist sie ganz sicher nicht aus uns. Es handelt sich also nur um eine Taktik, um zu vermeiden, dass Glaube nicht von uns selbst ist.

Dies ähnelt dem Argument von N. Geisler aus dem zitierten Werk, S. 182 [S. 189]. Abgesehen von dem Einwand zum grammatikalischen Geschlecht ist das nächste Argument, das er anbringt, die Formulierung „nicht aus Werken“ bedeute, dass Errettung nicht aus Werken sei. Darum geht es aber in dem Text nicht. Dr. Geislers Argument war, dass Glaube, wenngleich aus uns selbst, nicht aus Werken sei. Tatsache ist aber, dass Glaube ein Werk ist, und zwar das Werk Gottes: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat“ (Joh 6,29).

Glaube an den Sohn Gottes ist also ein Werk, aber es ist ein Werk Gottes und nicht unser eigenes. Und dies, so stellen wir fest, sagt uns auch Epheser 2,8. Vier-Punkte-Arminianer stimmen selbstverständlich mit Voll-Arminianern darin überein, dass der Glaube kein Werk ist – ansonsten käme das einem Werk gleich, um die Erlösung zu verdienen. Johannes 6,29 und Epheser 2,8 zeigen, dass der Glaube kein menschliches Werk ist – er ist „nicht aus euch“, sondern aus Gott!

Für einen Überblick über mehrere Ansichten zu dem Thema und mit einer speziellen Verwerfung der Vorstellung von A.T. Robertson, Word Pictures in the New Testament, 4:525, siehe W. Hendriksen, Galatians and Ephesians, Baker: Grand Rapids, 1990, S. 120–123. Für einen noch ausführlicheren Überblick siehe John Eadie, Ephesians, Grand Rapids (Baker) 1979, Nachdruck, in loco.

[53] J.N. Darby, Letters, Bd. 2, S. 479.

[54] J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 9, S. 163.

[55] Dies ist der zweite Absatz in Mackintoshs Schrift One Sided Theology.

[56] Johannes 1,12.13. Vergleiche zum Zweck einer weiteren Bestätigung der Lehre der Apostel, dass der Glaube Gottes Gabe ist, Johannes 6,65; Apostelgeschichte 27,24; Philipper 1,29 und 1. Korinther 4,7.

[57] Arthur Pridham, Notes and Reflections on the Epistle to the Ephesians, London (Yapp), 2. überarb. Auflage, 1862, S. 118–119.

[58] Dass wir den Glauben empfangen haben, ist so klar, dass es aufschlussreich ist, N. Geislers Versuch zu lesen, diese Tatsache zu umgehen. Er hat geschrieben:

Petrus behauptet nur, dass sie ihren Glauben „empfangen“ oder „erlangt“ haben, informiert uns aber nicht genau darüber, wie sie ihn bekommen haben (aus dem zitierten Werk, S. 187 [S. 195]).

Vielleicht denkt er, dass sie ihn von sich selbst empfangen haben (?). Warum sagt er das nicht so, da er doch glaubt, dass der Glaube den menschlichen Willen zum Ursprung hat? Da wir aber wissen, dass der Glaube eine Gabe Gottes ist, wissen wir auch, „wie sie ihn bekommen haben“ und warum die Schrift sagt, dass sie den Glauben empfangen haben.

[59] N. Geisler, aus dem zitierten Werk, S. 184 [S. 190].

[60] C.H. Mackintosh, Short Papers.

[61] Siehe auch Letters of J.N. Darby, Bd. 1, S. 315; Collected Writings of J.N. Darby, Bd. 34, S. 264; Bd. 10, S. 186.

[62] J.N. Darby, „Peace, Grace, and Glory. Rom 5,1-11“ in Helps in Things Concerning Himself, Jg. 2, 1892, S. 124–132.

[63] D. Hunt, What Love Is This?, S. 411.

[64] C.H. Mackinstosh, „Responsibility and Power“ in Short Papers on Scripture Subjects, Bd. 2, Beamsville (Believers’ Bookshelf) 21995.

Es ist schwierig, den Leuten zu helfen, die die Sünde im Fleisch mit einer Krankheit vergleichen, so dass der Sünder Gott bitten könne, ihn zu „heilen“ oder „gesund zu machen“. Solche Leute verstehen nicht, dass man Gott um Hilfe bittet, weil Gott zuvor eine neue Natur mit dem dazugehörigen Glauben eingepflanzt hat. Die meisten sind noch nicht einmal willens, diese großartige und Gott ehrende Tatsache zu sehen.

Die Sünde ist keine Krankheit, die von Gott geheilt wird. In den Erlösten bleibt die „Sünde im Fleisch“ genau wie vorher, wie Römer 7,25 zeigt. Die zwei Naturen sind beide vorhanden in ihrem jeweiligen festgelegten moralischen Wesen. Hat Gott vergessen, sie zu heilen? Die Errettung mäßigt in keiner Weise die „Sünde im Fleisch“. Die Vorstellung, der Zustand des geistlich toten Verlorenen sei eine Krankheit, ist nichts als ein weiterer Versuch, die Wahrheit von der bedingungslosen Erwählung und von der Tatsache, dass der Wille des Menschen durch die alte Natur moralisch gebunden ist, zu Fall zu bringen.

Die Sünde bewirkt moralischen Verfall in der Seele. In uns ist das „Gesetz der Sünde“ (Röm 7,23), und es hält den Menschen gefangen, wie in Römer 7 beschrieben ist. Ein „Gesetz“ ist ein festes Wirkungsprinzip. Mit „fest“ ist der unveränderliche Charakter des Wirkens gemeint, worum es bei einem „Gesetz“ geht. Der Grund dafür, dass der Mensch in Römer 7 sich nach Erlösung sehnt (Röm 7,24), ist der, dass er den „inwendigen Menschen“ hat (Röm 7,22), das heißt, dass er die neue Natur hat. Er muss durch den Blick auf den wahren Charakter des vollendeten Werkes befreit werden, obwohl er auf die Person sieht, die das Werk getan hat. Wenn er auf dem vollendeten Werk ruht, wird er versiegelt und gelangt in die Freude von Römer 8,1-3. Somit ist er frei von dem Gesetz der Sünde und des Todes – das heißt, er ist frei von der Herrschaft des Gesetzes über ihn (wie in Römer 7). Das bedeutet nicht, dass das Gesetz der Sünde und des Todes beseitigt worden wäre, es ist auch in keiner Weise abgemildert worden. Wir sind in Gottes Augen vollkommen kraft des Wertes und der Macht des Blutes Christi, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir hier auf Erden weiterhin die „Sünde im Fleisch“ in uns haben.

Die meisten Gläubigen verstehen nicht, dass Gott eine neue Natur mit dem dazugehörigen Glauben einpflanzt, und wenn sie diese Lehre hören, verwerfen sie sie. Siehe From New Birth to New Creation, wo viel mehr über diese Dinge steht.

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