Ist der neue Bund mit der Kirche geschlossen worden?
Hebräer 8,6-13

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 23.03.2019, aktualisiert: 04.09.2019

Leitverse: Hebräer 8,6-13

Der neue Bund

Heb 8,6: Jetzt aber hat er [Jesus] einen vortrefflicheren Dienst erlangt, insofern er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund besserer Verheißungen gestiftet ist.

So ist der Herr ein Hoherpriester mit einem „vortrefflicheren Dienst“ als die Priester der Ordnung Aarons (Heb 8,1-5 (1) Die Summe dessen aber, was wir sagen, ist: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln, (2) ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, die der Herr errichtet hat, nicht der Mensch. (3) Denn jeder Hohepriester wird dazu bestellt, sowohl Gaben als auch Schlachtopfer darzubringen; daher ist es notwendig, dass auch dieser etwas hat, was er darbringt. (4) Wenn er nun auf der Erde wäre, so wäre er nicht einmal Priester, weil solche da sind, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen (5) (die dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dienen, wie Mose eine göttliche Weisung empfing, als er im Begriff war, die Hütte aufzurichten; denn „sieh zu“, spricht er, „dass du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist“).“). Seine Stellung als Hoherpriester im himmlischen Heiligtum ist dergestalt, dass Er „auch Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund besserer Verheißungen gestiftet ist“ (Heb 8,6; 9,15; 12,24). Wie Mose der Mittler des alten Bundes war (Gal 3,19 „Warum nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt (bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gemacht war), angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers.“), so ist Christus der Mittler des neuen Bundes (Jer 31,31-34 (31) Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; (32) nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, diesen meinen Bund, den sie gebrochen haben; und doch hatte ich mich mit ihnen vermählt, spricht der HERR. (33) Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein. (34) Und sie werden nicht mehr jeder seinen Nächsten und jeder seinen Bruder lehren und sprechen: „Erkennt den HERRN!“, denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.“).[1]

Der neue Bund ist „besser“, weil er auf „besseren Verheißungen“ basiert. Als der alte Bund geschlossen wurde, gab das Volk ein Versprechen. Sie sprachen: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun!“ (2Mo 19,8; 24,3). Als aber der Herr den neuen Bund gründete, gab Er ein Versprechen ab. Und das hat die Dinge auf eine ganz neue Grundlage gestellt, denn Er versagt nie darin, sein Wort zu halten. So ist der erste Bund dadurch gekennzeichnet, dass das Volk verspricht: „Wir werden …“ Auf der anderen Seite ist der neue Bund dadurch gekennzeichnet, dass der Herr verspricht: „Ich werde …“

Die Segnungen unter dem alten Bund waren an Bedingungen geknüpft. Wenn das Volk daran Anteil haben wollte, musste es seinen Teil dazu beitragen (vgl. Lk 10,28 „Er sprach aber zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu dies, und du wirst leben.“). Mit dem Wort „Wir werden …“ stehen zwei andere Worte in Verbindung: „Du sollst …“ (2Mo 20). Auch sie sind charakteristisch für den ersten Bund. Aber das war gerade die Schwäche dieses Bundes. Da die verheißenen Segnungen von der menschlichen Leistung abhingen, brach das Ganze zusammen, weil der Mensch versagte, seinen Teil beizutragen.

Wie unterschiedlich sind die Dinge im Zusammenhang mit dem neuen Bund! Der entscheidende Satz des neuen Bundes ist das Wort des Herrn: „Ich werde …“ Er beinhaltet bedingungslose Verheißungen, die der Herr selbst erfüllen wird. Diese Segnungen sind daher unveränderlich und sicher. Der große Unterschied zwischen den Bündnissen ist also: Der alte Bund legt fest, was der Mensch tun muss, während der neue Bund sagt, was Gott tun wird.

Heb 8,7.8: 7 Denn wenn jener erste Bund untadelig wäre, so wäre kein Raum gesucht worden für einen zweiten. 8 Denn tadelnd spricht er zu ihnen: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich in Bezug auf das Haus Israel und in Bezug auf das Haus Juda einen neuen Bund vollziehen.

Wenn das aaronitische Priestertum vollkommen gewesen wäre, hätte es keine Notwendigkeit gegeben, ein anderes Priestertum einzuführen (Heb 7,11 „Wenn nun die Vollkommenheit durch das levitische Priestertum wäre (denn in Verbindung damit hat das Volk das Gesetz empfangen), welches Bedürfnis wäre noch vorhanden, dass ein anderer Priester nach der Ordnung Melchisedeks aufsteht und nicht nach der Ordnung Aarons genannt wird?“). Worauf der Schreiber in Vers 7 hinauswill, ist: Weil es einen „zweiten“ Bund gebe, sei der Beweis erbracht, dass der erste Bund aufhören müsse. Seine Logik ist einfach und klar: Die Ankündigung, dass der Herr einen neuen Bund aufrichten würde, bedeutet, dass der erste Bund nicht fortgesetzt wird. Wenn das Alte vollkommen gewesen wäre, hätte Gott nicht versprochen, etwas Neues einzuführen. (Es ist wichtig, zu verstehen, dass der neue Bund hier nicht erwähnt wird, um zu lehren, dass er mit Christen geschlossen würde – was häufig irrtümlicherweise gelehrt wird –, sondern um zu beweisen, dass sich der erste Bund erledigen würde.)

Beachten wir: Er sagt nicht, dass der erste Bund ein Fehler war; er sagt: „Denn tadelnd spricht er zu ihnen …“ Der Fehler lag bei den Israeliten, die unter diesem ersten Bund standen; sie versagten darin, die Bedingungen einzuhalten. Das Gesetz war „durch das Fleisch kraftlos“ (Röm 8,3). Nochmals: Das bedeutet nicht, dass mit dem Gesetz etwas nicht stimmte, sondern dass es aus dem Fleisch nichts Gutes hervorbringen konnte, weil das Material insgesamt schlecht war. Daher ist nichts falsch am Gesetz; es ist „heilig, gerecht und gut“ (Röm 7,12); das Problem ist das Fleisch.

Der neue Bund wird mit Israel geschlossen, nicht mit der Kirche

Heb 8,8-12: 8 Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich in Bezug auf das Haus Israel und in Bezug auf das Haus Juda einen neuen Bund vollziehen; 9 nicht nach dem Bund, den ich mit ihren Vätern machte an dem Tag, als ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie blieben nicht in meinem Bund, und ich kümmerte mich nicht um sie, spricht der Herr. 10 Denn dies ist der Bund, den ich dem Haus Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihre Herzen schreiben; und ich werde ihnen zum Gott und sie werden mir zum Volk sein. 11 Und sie werden nicht jeder seinen Mitbürger und jeder seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich erkennen vom Kleinen bis zum Großen unter ihnen. 12 Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.

In Hebräer 8,8-12 (8) Denn tadelnd spricht er zu ihnen: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich in Bezug auf das Haus Israel und in Bezug auf das Haus Juda einen neuen Bund vollziehen; (9) nicht nach dem Bund, den ich mit ihren Vätern machte an dem Tag, als ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie blieben nicht in meinem Bund, und ich kümmerte mich nicht um sie, spricht der Herr. (10) Denn dies ist der Bund, den ich dem Haus Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihre Herzen schreiben; und ich werde ihnen zum Gott und sie werden mir zum Volk sein. (11) Und sie werden nicht jeder seinen Mitbürger und jeder seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich erkennen vom Kleinen bis zum Großen unter ihnen. (12) Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden [und ihrer Gesetzlosigkeiten] werde ich nie mehr gedenken.““ wiederholt der Schreiber die Bedingungen des neuen Bundes in voller Länge. Es ist ein Zitat aus Jeremia 31,31-34 (31) Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde; (32) nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, diesen meinen Bund, den sie gebrochen haben; und doch hatte ich mich mit ihnen vermählt, spricht der HERR. (33) Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein. (34) Und sie werden nicht mehr jeder seinen Nächsten und jeder seinen Bruder lehren und sprechen: „Erkennt den HERRN!“, denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.“. Es beginnt mit: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich in Bezug auf das Haus Israel und in Bezug auf das Haus Juda einen neuen Bund vollziehen“ (Heb 8,8). Das ist wichtig! Der Herr sagt sehr deutlich, dass der Bund „mit“ Israel und „mit“ Juda geschlossen wird. An keiner Stelle in der Heiligen Schrift sagt der Herr, dass der neue Bund mit der Kirche geschlossen wird, dennoch ist das seit Jahrhunderten ein häufiger Irrtum unter den Christen. Es ist ein alter Fehler der reformierten (Bündnis-)Theologie.

Die Tatsache, dass der neue Bund „neu“ genannt wird, zeigt, dass er mit denen geschlossen wird, die den „alten“ Bund hatten (also Israel). Ebenso würden wir nicht davon sprechen, einen „neuen“ Vertrag mit jemand abzuschließen, mit dem wir zuvor noch nie Kontakt hatten. Wir würden nicht zu ihm sagen: „Lass uns einen neuen Vertrag abschließen.“ Das können wir nur zu jemand sagen, mit dem wir bereits einen Vertrag hatten und dem wir einen neuen Vertrag als Ersatz für den alten Vertrag vorschlagen. Ebenso war die Kirche nie unter dem alten Bund. Sie existierte nicht einmal, als der alte Bund geschlossen wurde; sie begann erst am Pfingsttag (Apg 2). Der Herr spricht also nicht davon, einen neuen Bund mit der Kirche zu schließen.

Außerdem ist der neue Bund mit Israel noch nicht geschlossen; er ist zukünftig. Der Zusammenhang von Jeremia 31 zeigt das deutlich. Die Bedingungen und Segnungen des Bundes werden am Ende dieses Kapitels aufgeführt; sie werden in Kraft treten, nachdem der Überrest Israels Buße getan hat und zum Herrn zurückgebracht worden ist. Das ist noch nicht passiert.

Es wird argumentiert, dass der neue Bund mit Christen geschlossen worden sei, weil das Trinken des Kelches beim Abendmahl die Gemeinschaft mit dem Blut Christi symbolisiert und der Kelch als „das Blut des neuen Bundes“ bezeichnet wird (1Kor 11,25 „Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.“); deshalb schließen sie, dass der Bund mit Christen geschlossen worden sei. Sie sagen: „Warum sollte der Herr die Christen bitten, Gemeinschaft mit etwas zu haben, was nicht für sie bestimmt ist?“ Als weiteren Beweis weisen sie auf die Aussage von Paulus hin, dass er und seine Mitarbeiter „Diener des neuen Bundes“ genannt werden (2Kor 3,6 „der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“). Diese Diener des Herrn waren Christen! In ihren Augen ist das Beweis genug, dass der neue Bund tatsächlich mit den Christen geschlossen worden sei.

Wenn man aber Matthäus 26,28 „Denn dies ist mein Blut, das des [neuen] Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ und 1. Korinther 11,25 „Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ genauer betrachtet, zeigt sich: Die Betonung beim Abendmahl liegt auf der Gemeinschaft mit dem „Blut“ und nicht auf dem „neuen Bund“. Der neue Bund wird mit Israel geschlossen und er wird ihnen an einem zukünftigen Tag zugutekommen, aber die Segnungen, die das Blut gebracht hat, werden jetzt von uns Christen genossen, ohne dass der Bund mit uns geschlossen worden ist. Man kann fragen: „Warum wird der Bund beim Abendmahl überhaupt erwähnt, wenn er für Christen keine Gültigkeit hat?“ Die Antwort ist: Weil er am Tag des Passahfestes eingeführt wurde, was eindeutig jüdisch ist.

Was 2. Korinther 3,6 „der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“ betrifft: Es ist wahr, Paulus nennt sich und diejenigen, die mit ihm gearbeitet hatten, „Diener des neuen Bundes“. Aber beachten wir: Paulus macht schnell deutlich, was er sagt, indem er hinzufügt: „nicht des Buchstabens, sondern des Geistes“. Der „Buchstabe“ des neuen Bundes bezieht sich auf die buchstäbliche Erfüllung an einem kommenden Tag, an dem ein Überrest Israels gerettet und in das Königreich gebracht wird (Röm 11,26.27 (26) und so wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: „Aus Zion wird der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden; (27) und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.““). Es dem „Buchstaben“ nach auf die Kirche anzuwenden, würde bedeuten, dass der Bund mit der Kirche geschlossen wurde, was jedoch nicht wahr ist.

Paulus bediente den „Geist“ des neuen Bundes, nämlich Gnade. Er lehrte die Christen, dass die geistlichen Segnungen des Bundes durch die Gnade ihnen gehörten, auch wenn sie nicht formell damit verbunden waren – und das ist so aufgrund der Kraft des Blutes. Hamilton Smith schrieb:

Wenn auch der Buchstabe des neuen Bundes auf Israel beschränkt ist, so kann doch der Geist des neuen Bundes auf Christen angewandt werden.[2]

In 2. Korinther 3,6 „der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“ geht Paulus weiter, indem er sagt: „Der Buchstabe tötet.“ Das heißt: Wenn er (oder wir) den neuen Bund auf die Gemeinde gemäß dem Buchstaben anwenden würde, so würde dies den himmlischen Charakter der Berufung des Christen zerstören und den Unterschied zwischen Israel und der Gemeinde zerstören.

So sind die Christen nach den Grundsätzen des neuen Bundes gesegnet worden, ohne formell unter dem neuen Bund zu stehen. Das Evangelium, das im Christentum gepredigt wird, ist nicht der neue Bund, sondern ist nach der Ordnung des neuen Bundes: die Gnade. Die drei großen geistlichen Segnungen des neuen Bundes sind:

  • der Besitz des göttlichen Lebens durch die neue Geburt (Heb 8,10 „Denn dies ist der Bund, den ich dem Haus Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihre Herzen schreiben; und ich werde ihnen zum Gott und sie werden mir zum Volk sein.“)
  • eine durch Erkenntnis geprägte Beziehung zum Herrn (Heb 8,11 „Und sie werden nicht jeder seinen Mitbürger und jeder seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich erkennen vom Kleinen bis zum Großen unter ihnen.“)
  • das Wissen um die Vergebung der Sünden (Heb 8,12 „Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden [und ihrer Gesetzlosigkeiten] werde ich nie mehr gedenken.““)

Diese Segnungen des neuen Bundes sind die elementaren geistlichen Segnungen, die die Gläubigen haben. Sie werden das Teil aller Kinder Gottes sein. In den Briefen an die Römer, Kolosser und Epheser allerdings entfaltet Paulus die Fülle unserer Segnungen, die eindeutig christlich sind. Die Reichweite dieser Segnungen ist viel höher im Wesen und in der Substanz als das, was Israel unter dem neuen Bund besitzen wird, und all das ist „in Christus“, der zur Rechten Gottes ist.

Der Schreiber schließt mit den Worten:

Heb 8,13: Indem er sagt: „einen neuen“, hat er den ersten alt gemacht; was aber alt wird und veraltet, ist dem Verschwinden nahe.

Somit wird der erste Bund als alt beschrieben, aber als der Brief geschrieben wurde, war das mit dem alten Bund verbundene irdische System noch nicht verschwunden. Der Tempel in Jerusalem und sein Dienst waren noch in Kraft, auch wenn es nicht mehr von Gott anerkannt wurde (vgl. Mt 23,38 „Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen;“). „Die Feste des HERRN“ (3Mo 23,4) wurden nicht mehr als solche angesehen, sondern als Feste der „Juden“ (Joh 2,3; 5,1; 6,4; 7,2 usw.). Dieses ganze irdische System war „dem Verschwinden nahe“, denn in wenigen Jahren würden die Stadt und der Tempel von den Römern zerstört werden (Ps 69,25.26 (25) Schütte deinen Grimm über sie aus, und die Glut deines Zorns erreiche sie! (26) Verwüstet sei ihr Zeltlager, in ihren Zelten sei kein Bewohner!“; Dan 9,26 „Und nach den 62 Wochen wird der Messias weggetan werden und nichts haben. Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein; und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen.“; Mt 22,7 „Der König aber wurde zornig und sandte seine Heere aus, brachte jene Mörder um und setzte ihre Stadt in Brand.“; Lk 21,21-24 (21) Dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge fliehen, und die, die in ihrer Mitte sind, sollen hinausziehen, und die, die auf dem Land sind, sollen nicht in sie hineingehen. (22) Denn dies sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht. (23) Wehe den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn große Not wird in dem Land sein und Zorn über dieses Volk. (24) Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen; und Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind.“). Dies geschah im Jahr 70 nach Christus.

Nochmals: Der Zweck des Schreibers mit der Einführung des Themas des neuen Bundes ist es nicht, zu lehren, dass der neue Bund mit Christen geschlossen wurde, sondern zu zeigen, dass der alte Bund hinfällig geworden ist.

Fassen wir das Kapitel 8 zusammen: Der Schreiber hat gezeigt, dass das Amt Christi als Hoherpriester dem von Aaron überlegen ist:

  • Christus ist Diener im wahren Heiligtum – im Himmel selbst (Heb 8,1-5 (1) Die Summe dessen aber, was wir sagen, ist: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln, (2) ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, die der Herr errichtet hat, nicht der Mensch. (3) Denn jeder Hohepriester wird dazu bestellt, sowohl Gaben als auch Schlachtopfer darzubringen; daher ist es notwendig, dass auch dieser etwas hat, was er darbringt. (4) Wenn er nun auf der Erde wäre, so wäre er nicht einmal Priester, weil solche da sind, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen (5) (die dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dienen, wie Mose eine göttliche Weisung empfing, als er im Begriff war, die Hütte aufzurichten; denn „sieh zu“, spricht er, „dass du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist“).“).
  • Er dient im Zusammenhang mit einem besseren Bund, der auf besseren Verheißungen beruht (Heb 8,6-13).

Aus The Epistle to the Hebrews, Christian Truth Publishing, 2017, S. 110–115

Übersetzung: Stephan Isenberg

Anmerkungen

[1] Die Rolle eines Mittlers ist es, zu versöhnen; die Rolle eines Anwalts ist es, wiederherzustellen; und die Rolle eines Priesters ist es, zu stärken. Christus wird im Neuen Testament in allen drei Funktionen gesehen: 1. Timotheus 2,5 „Denn Gott ist einer, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus,“; 1. Johannes 2,1 „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“; Hebräer 4,14.15 (14) Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten; (15) denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde.“.

[2] H. Smith, Jesus Christus ist derselbe. Eine Auslegung des Hebräerbriefes, Hückeswagen (CSV) 1987, S. 67.

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