Immanuel – Gott ist mit uns
Wenn Hoffnungen sich nicht erfüllen

Gerd Pohl

© G. Pohl, online seit: 19.12.2020, aktualisiert: 30.10.2022

Die Ankündigung und Erwartung des Messiaskönigs

Nur im Matthäusevangelium wird Joseph die Geburt des Sohnes Davids (Mt 1,1 „Buch des Geschlechts Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“), des Messiaskönigs (Mt 1,16.17 (16) Jakob aber zeugte Joseph, den Mann der Maria, von der Jesus geboren wurde, der Christus genannt wird. (17) So sind nun alle Geschlechter von Abraham bis auf David vierzehn Geschlechter, und von David bis zu der Wegführung nach Babylon vierzehn Geschlechter, und von der Wegführung nach Babylon bis auf den Christus vierzehn Geschlechter.“), mit dem Hinweis angekündigt, dass sich nun Jesaja 7,14 „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“ erfüllt (Mt 1,18-25). Als Ahas sich weigerte, ein Zeichen dafür auszuwählen, dass Gott das Volk Israel von seinen Feinden retten würde, lesen wir in Jesaja 7,14 „Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen.“, dass „der Herr selbst ein Zeichen geben“ würde. Das Zeichen war ein Kind mit dem Namen Immanuel, was bedeutet: Gott ist mit uns. Schon damals war Gott in seiner Gnade mit seinem Volk, ungeachtet der Tatsache, dass sie ihren Gott immer wieder durch Götzendienst und Fehlverhalten reizten.

Außer in Jesaja kommt dieser Name im Neuen Testament nur einmal vor, und zwar in Matthäus 1,23 „„Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen“, was übersetzt ist: Gott mit uns.“; dort bezieht er sich auf den Herrn Jesus. „Gott mit uns“ – das sollte das Leben Jesu, des Retters, charakterisieren und die Verheißungen des Alten Testamentes wahr werden lassen. Viele redeten nämlich vom Kommen des Messiaskönigs. Seine Ankunft wird oft mit dem Königreich und der Königsherrschaft verbunden (z.B. 2Sam 7,12-16 (12) Wenn deine Tage erfüllt sein werden und du bei deinen Vätern liegen wirst, so werde ich deinen Nachkommen nach dir erwecken, der aus deinem Leib kommen soll, und werde sein Königtum befestigen. (13) Der wird meinem Namen ein Haus bauen; und ich werde den Thron seines Königtums befestigen in Ewigkeit. (14) Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein, so dass, wenn er verkehrt handelt, ich ihn züchtigen werde mit einer Menschenrute und mit Schlägen der Menschenkinder; (15) aber meine Güte soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul weichen ließ, den ich vor dir weggetan habe. (16) Und dein Haus und dein Königtum sollen vor dir beständig sein in Ewigkeit, dein Thron soll fest sein in Ewigkeit.“; Jes 9,1-6; Dan 7,13.14 (13) Ich schaute in Gesichten der Nacht: Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn; und er kam zu dem Alten an Tagen und wurde vor ihn gebracht. (14) Und ihm wurde Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum gegeben, und alle Völker, Völkerschaften und Sprachen dienten ihm; seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird.“; Lk 1,32.33 (32) Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; (33) und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“). Deshalb war die Erwartung der gläubigen Juden zur Zeit des Herrn, dass sie durch den Messias endlich von der Fremdherrschaft der Römer befreit würden und die Zeit des verheißenen Königreichs anbräche (Mk 15,43 „kam Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, der auch selbst das Reich Gottes erwartete, und ging kühn zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu.“; Lk 19,11 „Als sie aber dies hörten, fügte er noch ein Gleichnis hinzu, weil er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte.“). Der Herr Jesus selbst sprach davon (Mt 4,17 „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“; Lk 22,30 „damit ihr esst und trinkt an meinem Tisch in meinem Reich und auf Thronen sitzt, um die zwölf Stämme Israels zu richten.“). Die Jünger erhofften sich sogar besondere Plätze in diesem Reich (Mt 20,21 „Er aber sprach zu ihr: Was willst du? Sie sagt zu ihm: Sprich, dass diese meine zwei Söhne einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen sollen in deinem Reich.“).

Warum sich die Erwartungen nicht erfüllten

Die Hoffnung und Erwartung des Reiches wurde aber vollständig zerstört. Jesus wurde nach drei Jahren öffentlichen Dienstes von den Obersten seines Volkes gefangen genommen und zum Tod verurteilt, obwohl Er unschuldig war. Der römische Statthalter vollzog die Todesstrafe durch Kreuzigung. Die Jünger, die nach Emmaus unterwegs waren, sagten: „Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle“ (Lk 24,21).

Freilich hatte der Herr es vorher angedeutet. Zuerst indirekt, als Er in Gleichnissen vom Königreich der Himmel[1] zu den Jüngern davon sprach, dass das Reich erst einmal in einer anderen, besonderen Form kommen würde (z.B. Mt 13). Dann auch sehr direkt zum Beispiel in Matthäus 16,21; 17,22.23; 20,17-19 (16:21) Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse.“ „(17:22) Als sie sich aber in Galiläa aufhielten, sprach Jesus zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen überliefert werden, (17:23) und sie werden ihn töten, und am dritten Tag wird er auferweckt werden. Und sie wurden sehr betrübt.“ „(20:17) Und als Jesus nach Jerusalem hinaufging, nahm er die zwölf Jünger für sich allein zu sich und sprach auf dem Weg zu ihnen: (20:18) Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden; und sie werden ihn zum Tod verurteilen (20:19) und werden ihn den Nationen überliefern, damit sie ihn verspotten und geißeln und kreuzigen; und am dritten Tag wird er auferstehen.“. Aber die Jünger hatten die Hoffnung auf das Reich bis zuletzt nicht aufgegeben.

Was war denn nun noch übrig von dem „Gott mit uns“? Wir wissen es, und die Jünger begriffen es nach der Auferstehung so nach und nach: nämlich dass Christus vor seiner Verherrlichung zuerst leiden musste (Lk 24,26 „Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“; Heb 2,9 „Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte.“). Wie hätte der Herr Jesus sonst der Retter für alle Menschen, für Juden und Heiden, werden können (Jes 49,6 „ja, er spricht: Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.“; Apg 13,47 „Denn so hat uns der Herr geboten: „Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, damit du zum Heil seiest bis an das Ende der Erde.““; Eph 2,11-22)? Wie hätte Er dein und mein Erlöser werden können? Wie hätte die Gemeinde, deren Bau der Herr Jesus in Matthäus 16,18 „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus; und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ ankündigte, gebildet werden können? „Gott ist mit uns“ in einer viel höheren Weise, als wir das je denken und erahnen können.

Gottes Versprechen erfüllen sich immer

Was ist nun mit dem Königreich? Hat es sich erledigt? Nein, es kommt genau so, wie es angekündigt worden ist. Keine der Verheißungen Gottes geht deshalb verloren. Der Herr kündigte bereits als Gefangener vor dem Synedrium an: „Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ (Mt 26,64). Er wird das Gericht ausführen (Mt 25,31-46) und das Königreich des Friedens kann beginnen. Es wird kein Ende haben, wie Jesaja 9,6 „Die Mehrung der Herrschaft und der Frieden werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun.“ sagt. In der Erfüllung der Verheißungen zeigt sich der „Gott mit uns“.

Wenn sich in unserem Leben Hoffnungen nicht erfüllen

Obwohl man ohne Frage schon sagen muss, dass die allermeisten Erwartungen in unserem Leben tatsächlich auch so wahr werden, kann es manchmal sein, dass sich auf der Erde Ziele, Wünsche, Hoffnungen nicht oder nicht so erfüllen, wie wir uns das vorgestellt haben. Vielleicht müssen wir zum Beispiel Absagen auf Bewerbungen oder nicht bestandene Prüfungen, vielleicht eine Zurückweisung beim Werben um einen Ehepartner in Kauf nehmen. Womöglich treffen uns plötzliche Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Bisweilen kann das sogar hart und traurig sein, wenn es dabei um Leben und Tod geht und man einen geliebten Menschen abgibt. Meistens haben wir sogar eindringlich gebetet und viele andere mit uns. Aber es ist trotzdem anders gekommen. Es ist kein Wunder geschehen, das wir erbeten hatten. Ganz schnell könnten wir jetzt verzweifeln und fragen: Wo war denn Gott? Hört Er uns nicht? Bestraft uns Gott für irgendetwas in unserem Leben? Ist Gott gegen uns?

In solchen Situationen ist der in unsere Welt hineingeborene Immanuel („Gott mit uns“) und sein scheinbar sinnloser Tod ein ganz starker Trost. Wieso? Nicht durch die Geburt, sondern erst durch sein Sterben und Auferstehen konnten wir gerettet werden und ewiges Leben erhalten, das jetzt für uns einen Sinn und ein ewiges Ziel hat. Auch wenn uns Fragen nach dem „Warum“ zermürben wollen, zeigt uns der „Gott mit uns“, dass Gott viel höhere Gedanken hat, als wir je vermuten könnten, und dass alles nur zu unserem Besten dient.

Auf dem Weg zur Herrlichkeit müssen wir manches ertragen und erdulden, aber die Zukunft im Vaterhaus ist uns ganz sicher. Zum anderen hat gerade der Herr Jesus alles selbst durchlebt und kann uns daher besonders gut verstehen (Heb 2,18; 4,15.16 (2:18) denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden.“ „(4:15) denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. (4:16) Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe.“) und uns deswegen auch wirklich helfen und trösten. Trost bedeutet ja gerade, dass jemand ganz nah bei uns ist, der uns versteht. Niemals kann Gott in irgendeiner Weise gegen uns sein. Gott ist immer für uns, denn Er hat ja nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern für unsere Rettung hingegeben (Röm 8,31.32 (31) Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns? (32) Er , der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“).

Nicht von ungefähr endet das Matthäusevangelium mit der Zusicherung unseres Herrn Jesus: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Mt 28,20). Möchten wir gern den Herrn Jesus, den Immanuel„Gott ist mit uns“, als Gottes Versprechen in unserem täglichen Leben kennenlernen, besonders wenn sich Hoffnungen nicht erfüllt haben und es durch schwierige Lebensabschnitte geht, indem wir mit Ihm leben und seine Nähe erfahren?


Veröffentlicht in komm & sieh, 2017/2, Daniel-Verlag

Anmerkungen

[1] Dieser Begriff kommt 32-mal im Matthäusevangelium vor, und auch nur hier. Siehe auch Gerd Pohl, „Besonderheiten im Matthäusevangelium, auf http://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/2015/06/Matthaeus-Besonderheiten-GPohl.pdf.

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