Gedankenanstöße zur Orientierung in der Coronapandemie
Zum Impfen, zum Vertrauen und zu G-Regelungen

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© SoundWords, online: 25.01.2022, updated: 12.04.2024

Auch nach zwei Jahren beschäftigt uns 2022 noch immer das Thema Corona und wie wir am besten damit umgehen. Nicht nur in den Medien, sondern auch im persönlichen Umgang ist die Diskussion über das Thema emotional teilweise sehr aufgeheizt. Dabei braucht es dringend eine sachliche Auseinandersetzung mit diesem Thema und ein faires Abwägen der Argumente. Der christlichen Gemeinde und jedem persönlich stellen sich teilweise sehr schwierige Fragen.

Wir geben zu, dass es uns keine besondere Freude macht, der Meinungsvielfalt einen weiteren Artikel hinzuzufügen. Da jedoch viele nach Orientierung suchen im Chaos von immer neuen Verhaltensregeln, widersprüchlichen Informationen, zwischenmenschlichen Konflikten wegen unterschiedlicher Ansichten und Maßnahmen, wie man der Pandemie beikommen will, wollen wir versuchen, mit diesem Artikel Hilfen anzubieten. Natürlich können und wollen wir damit keine letztgültigen Antworten geben, doch wir hoffen, dass unsere Ausführungen bei einer Orientierung hilfreich sein können.

Wie ist das mit der Impfung?

Soll ich mich impfen lassen?

Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Wir sollten die Entscheidung des anderen respektieren, ohne ihn zu „bekämpfen“ oder ihn unbedingt zu unserer Meinung zu „bekehren“ versuchen, wenn seine Entscheidung anders ausfällt als unsere. Wir persönlich haben uns impfen lassen. Dafür gab es Argumente geistlicher, sachlicher und statistischer Art. Was die geistlichen Argumente angeht – die sich unter anderem aus Gebetserfahrungen und der Auslegung von Gottes Wort ergeben –, so kann der Herr durchaus unterschiedlich führen.[1] Entscheidungen sollten wir niemals aufgrund von Druck treffen, sondern immer aus Glauben in Abhängigkeit von Gott. Deshalb sollten wir wie Mose beten: „So lass mich doch deinen Weg wissen“ (2Mo 33,13), und wie David: „Lehre mich, HERR, deinen Weg“ (Ps 27,11; Ps 86,11).

Grundsätzlich sehen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung auch bei der Frage der Impfung. Wir persönlich sehen die Impfung auch als ein Gebot der Nächstenliebe, damit wir unsere Mitmenschen nicht unnötig gefährden. Zurzeit gehen die meisten (anerkannten) wissenschaftlichen Studien davon aus, dass ein Geimpfter andere zwar noch infizieren kann, doch die Viruslast, die er weitergibt, ist (nach aktuellem Kenntnisstand) deutlich vermindert. Demnach ist ein Geimpfter deutlich weniger infektiös. Auch kann er sich zwar selbst noch infizieren, jedoch nicht so schnell wie ein Ungeimpfter. Statistisch gesehen hat er einen deutlich milderen Krankheitsverlauf zu erwarten.[2]

Wenn Ungeimpfte sich selbst und ungewollt auch andere infizieren (manchmal auch gerade deshalb, weil man das Coronavirus auf die leichte Schulter nimmt), steigen jedoch die Infektionszahlen noch mehr und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass andere so schwer erkranken, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden müssen. (Möglicherweise wird die Omikronvariante hier eine Veränderung bringen im Blick auf hohe Infektionszahlen. Dennoch wird man diese neue Situation sehr genau beobachten müssen, weil in Deutschland nicht so viele Menschen über fünfzig Jahre geimpft sind wie zum Beispiel in Großbritannien.) In der Folge besteht die Gefahr, dass die Intensivstationen überfüllt werden, Intensivpfleger wegen Arbeitsüberlastung völlig erschöpft ihren Job aufgeben (und damit die Arbeitsbelastung der verbleibenden Pfleger noch steigern) und notwendige Operationen nicht durchgeführt werden können, weil die Intensivstationen voll sind. Von einer möglichen Triage gar nicht zu reden.

Neben dem gesellschaftlichen Aspekt der Impfung sehen wir auch den persönlichen Aspekt: Wir persönlich sind überzeugt, dass man zunächst sich selbst gefährdet, wenn man sich nicht impfen lässt. Andere fragen daraufhin manchmal kritisch, ob man denn kein Vertrauen auf Gott hätte, wenn man sich impfen lässt. – Unserer Meinung nach hat das eine (die Impfung) nichts mit dem anderen (Gottvertrauen) zu tun. Ja, Gott ist allmächtig und kann uns vor einer Erkrankung bewahren, wenn wir nicht geimpft sind. Doch wir dürfen die Allmacht Gottes nicht gegen die Verantwortung des Menschen ausspielen. Mit anderen Worten: Wenn ich selbst Vorsorge treffe, Vorsicht walten lasse und das in meiner Macht Stehende tue, um Schaden nach Möglichkeit zu verhindern, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht auf Gott vertraue. Beispiel: Einen Deich als Hochwasserschutz zu errichten, wenn ich an der Küste lebe, bedeutet nicht, dass ich kein Gottvertrauen habe.

Wir persönlich sehen keine Alternative als die Impfung, um aus dieser Pandemie herauszukommen. Mit unseren Argumenten wollen wir niemand zur Impfung drängen, sondern lediglich aufzeigen, was unsere persönlichen Beweggründe für eine Impfung waren.

Noch eine Anmerkung: Wer sich für eine Impfung entscheidet, tut dies durchaus nicht immer mit Begeisterung, sondern oft genug mit gemischten Gefühlen, doch er ist bereit, die Folgen seiner Entscheidung (z.B. Impfnebenwirkungen oder bisher nicht bekannte Spätfolgen) zu tragen. Auch wer sich gegen eine Impfung entscheidet, muss ebenfalls bereit sein, die Folgen und Einschränkungen zu tragen, die Ungeimpften von der Regierung auferlegt werden. Diese Einschränkungen mögen nicht immer als klug, weise und gerecht empfunden werden, aber da sie von der Regierung erlassen worden sind, hat ein Christ sie zu akzeptieren, es sei denn, sie widersprechen einem klaren Gebot der Heiligen Schrift (vgl. Röm 13; 1Pet 2,13-15; Apg 5,29). Christen in anderen Ländern haben um ihres Glaubens willen noch ganz andere Dinge zu ertragen; dabei geht es dann um existentielle Glaubensfragen und nicht um Einschränkungen im Alltag (so wie bei uns derzeit).

Wer Coronamaßnahmen als „Apartheid“, „Zeichen eines totalitären Regimes“ oder „Holocaust“ bezeichnet, verharmlost damit die schrecklichen Dinge und Gräueltaten, die gegen Menschen in Südafrika, Nordkorea oder Juden im Dritten Reich verübt wurden und noch werden (wie z.B. in Nordkorea). So eine Sprache wird nicht nur von Extremisten im Munde geführt, sondern leider auch von Christen. Wir möchten ihnen dringend raten, in ihrer Wortwahl abzurüsten.[3]

Ebenso wenig hinnehmbar ist es aber auch, wenn Geimpfte gegen Ungeimpfte hetzen oder sie auf üble Weise beschimpfen.

Soll ich anderen raten, sich impfen bzw. sich nicht impfen zu lassen?

Auch die Frage, ob man jemand zu einer Impfung raten bzw. ihm davon abraten sollte, muss jeder für sich persönlich entscheiden. Doch wir sollten weder jemand im privaten Kreis zu diesem Schritt überreden noch öffentlich gegen das Impfen demonstrieren. Denn wir wissen ebenso wenig wie die Experten, ob nicht doch noch irgendwann Spätfolgen auftreten, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering zu sein scheint. Diese Verantwortung können wir für andere nicht übernehmen, sondern nur für uns selbst. Impfnebenwirkungen scheinen zwar in der Summe vernachlässigbar zu sein, könnten jedoch im Einzelfall sehr unangenehm sein. Was wir allerdings tun können: Wir können mit sinnvollen Argumenten versuchen, dem anderen eine gute Grundlage für seine Entscheidung zu liefern, egal ob wir nun für oder gegen die Impfung sind.

Wer sich gegen eine Impfung entschieden hat, entwickelt häufig einen missionarischen Eifer (seltener auch Geimpfte), der nur schwer zu verstehen ist. Wir sollten es unbedingt unterlassen, jemand, der zum Impfen eine andere Meinung hat als wir, zu bedrängen oder moralisch unter Druck zu setzen. Die Lage ist sehr unübersichtlich: Auf allen Seiten, ob von Befürwortern oder von Gegnern einer Impfung, werden irgendwelche Studien, Statistiken etc. hervorgeholt, auf die dann die jeweilige Meinung aufgebaut wird. Dabei scheinen sich die Informationen zu widersprechen, so dass man anhand solcher Zahlen und Studien sowohl eine Pro-Impfen- als auch eine Contra-Impfen-Meinung stützen kann.

Jemand anders gegen eine Impfung zu mobilisieren, kann eben auch bedeuten, dass man mitschuldig wird, wenn diese Person an Corona stirbt oder durch einen schweren Krankheitsverlauf möglicherweise ein Leben lang geschädigt wird. Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Unsere Empfehlung – ob pro oder kontra – kann für den anderen weitreichende Konsequenzen haben. Bisher sieht es jedenfalls so aus, dass bei einer rechtzeitigen Impfung viele Menschen nicht hätten sterben müssen.

Soll ich für oder gegen eine Impfpflicht sein?

Gott hat die Christen nicht dazu berufen, die Welt zu verbessern. Deshalb brauchen wir auch nicht für oder gegen eine Impfpflicht zu demonstrieren. Zur Zeit Jesu wandten sich die Gläubigen nicht einmal gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten. Die meisten werden wohl zustimmen, dass die Sklaverei nicht von Gott gewollt war, und dennoch stellte Paulus damals diese Sache nicht an den Pranger, sondern sandte den Sklaven Onesimus zu seinem Herrn Philemon zurück (Phlm 10-12). Der Apostel respektierte die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Er selbst hatte von den Hauptleuten in Philippi schreiende Ungerechtigkeit und sogar Grausamkeiten erfahren, dennoch empfiehlt er dem jungen Timotheus, für „alle, die in Hoheit sind“, zu beten (1Tim 2,1.2). Obwohl die Steuern zur Zeit Jesu oft ungerecht oder viel zu hoch eingetrieben wurden, nahm der Herr diese ungerechten Forderungen kommentarlos hin (z.B. Mt 22,21).

Dass eine Impfpflicht nicht der Königsweg ist – darin sind sich wohl alle einig. Falls es dennoch zu einer allgemeinen Impfpflicht kommen sollte, wogegen derzeit viele Dinge sprechen, müssen wir diese akzeptieren, so wie es in Deutschland seit 2020 eine Masern-Impfpflicht für bestimmte Gruppen gibt. Wer der Impfpflicht dann nicht nachkommt, begeht womöglich eine Ordnungswidrigkeit und wird vermutlich eine Geldbuße zahlen müssen. Bei einer Weigerung könnte er, wie bei einer Ordnungswidrigkeit im Straßenverkehr, einen Vollstreckungsbescheid erhalten und ihm könnte evtl. noch eine sogenannte Erzwingungshaft drohen, die dafür sorgen soll, dass er die Geldbuße letztlich doch noch bezahlt. Wenn jemand meint, er müsse „um seines Glaubens willen“ oder wegen anderer Argumente eine Erzwingungshaft in Kauf nehmen, so muss er das für sich selbst entscheiden. Es fällt uns allerdings sehr schwer, ihn in diesem Fall als christlichen Märtyrer anzusehen, der ungerechtfertigterweise im Gefängnis gesessen hätte so wie viele Christen zu allen Zeiten.

Nachtrag: Manche sagen: „Seht, jetzt kommt doch die Impfpflicht; wir haben es ja gleich gewusst. Die da oben haben uns doch nur an der Nase herumgeführt.“ Das erinnert uns an eine self-fulfilling prophecy, eine selbsterfüllende Prophezeiung, das heißt eine Vorhersage, die selbst dafür sorgt, dass sie sich erfüllt. Beispiel: Jemand streut ein Gerücht, ein bestimmtes Geldinstitut werde bald insolvent sein. Tatsächlich geht es der Bank zu diesem Zeitpunkt jedoch noch sehr gut. Doch weil viele Kunden aus Sorge diese Bank verlassen und ihr Erspartes abheben, gerät die Bank in der Folge tatsächlich in große finanzielle Not und muss Insolvenz anmelden. Die Insolvenz ist also nicht aufgrund zum Beispiel schlechten Wirtschaftens entstanden, sondern aufgrund dessen, dass Unwahrheiten über die Finanzsituation der Bank verbreitet wurden. Ähnlich bei der Impfpflicht. Es werden Argumente gegen die Impfung vorgebracht, für die es keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz gibt, und sogar Gerüchte über die Impfstoffe gestreut. Aufgrund solcher Falschinformationen lassen sich nun viele von einer Impfung abhalten und sorgen auf diese Weise selbst dafür, dass die Regierung wegen einer zu geringen Impfbereitschaft in der Bevölkerung keine andere Möglichkeit mehr sieht, als möglicherweise doch eine allgemeine Impfpflicht einzuführen, um die Pandemie einzudämmen. Wir persönlich empfinden diese Diskussion in weiten Teilen als unfair.

 

Wie ist das mit dem Vertrauen in Wissenschaft, Regierung und Medien?

Kann ich den Wissenschaftlern vertrauen?

Dies ist keine einfache Frage. In einigen Bereichen vertrauen wir als Christen etlichen Wissenschaftlern nicht, zum Beispiel bei Fragen der Evolution oder Familienethik. Hier muss man jedoch grundsätzliche Dinge unterscheiden. Die Frage nach der Herkunft des Lebens oder auch des zwischenmenschlichen Zusammenlebens ist zum Teil ideologisch geprägt. Die Einstellungen zu diesen Fragen sind abhängig von dem Weltbild des Wissenschaftlers. Vereinfacht ausgedrückt, kann man folgenden Standpunkt einnehmen: (1) Es gibt keinen Gott. Oder: (2) Es gibt einen Gott. Forschen Wissenschaftler von ihrem jeweiligen Standpunkt aus, dann werden sie am Ende selbstverständlich zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das heißt aber nicht, dass Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass es keinen Gott gibt, grundsätzlich unredlich und in ihren Forschungen nicht vertrauenswürdig wären. Und andere kann man auch nicht zwingend als grundsätzlich redlich und vertrauenswürdig betrachten.

Der Einführung bestimmter Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie liegen nach unserem Dafürhalten keinerlei ideologischen Ziele und kein spezielles Weltbild zugrunde (zumindest nicht in dem Maß wie bei der Frage der Herkunft des Lebens und des zwischenmenschlichen Zusammenlebens). Deshalb wäre es nicht fair, wenn wir den Wissenschaftlern grundsätzlich das Vertrauen entziehen, weil sie in manchen ideologischen Fragen zu anderen Ergebnissen kommen als wir.

Viele Wissenschaftler rund um den Erdkreis forschen fieberhaft zum Thema Corona, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Natürlich kommen Wissenschaftler weltweit oft zu unterschiedlichen Sichtweisen. Dann ist das aber gerade ein wichtiger Bestandteil der wissenschaftlichen Tätigkeit, wo an einem Thema von verschiedenen Seiten geforscht wird, bis sich eine Erkenntnis immer mehr verdichtet. Zum größten Teil haben die unterschiedlichen Meinungen von Fachleuten also keine „bösen“ oder egoistischen Beweggründe, sondern sind einfach unterschiedliche Blickwinkel auf ein noch nicht vollständig verstandenes Problem. Deshalb ist der wissenschaftliche Diskurs so wichtig und sollte nicht verhindert werden. Natürlich gibt es auch in diesen Bereichen immer wieder Dinge, die uns aufhorchen lassen, wenn zum Beispiel bestimmte Arbeiten nur dann finanziell unterstützt werden, wenn man in die gewünschte Richtung forscht oder wenn scheinbar wissenschaftliche Studien unter dem Tisch gehalten werden. Wir sagen „scheinbar“, denn die Mitglieder der Regierung können sich zwar persönlich alle möglichen Meinungen anhören und sich darüber Gedanken machen, aber in ihren Entscheidungen sind sie der Vielzahl der anerkannten Institute, Universitäten und allgemeiner wissenschaftlicher Erkenntnis verpflichtet. Wie sollte eine Regierung ihre Entscheidungen und Verhaltensmaßnahmen den Bürgern verständlich machen, wenn sie auf die Meinung einer deutlichen Minderheit hören würde? Es ist bereits heute schwer genug, die Maßnahmen und Entscheidungen mit der Vielzahl anerkannter wissenschaftlicher Erkenntnis den Bürgern gegenüber zu vertreten.[4]

Die Coronapandemie hat die Weltgemeinschaft plötzlich getroffen. Nach unserer Einschätzung gab es überhaupt keine Zeit, eine Ideologie oder eine bestimmte Absicht damit zu verbinden, wie wir das zum Beispiel beim Thema Klimawandel vermuten könnten. Zwar hat die Bundesregierung bereits 2013 einen Pandemieplan[5] aufgestellt, wie man sich im Fall einer Pandemie zu verhalten hat – und über diese Weitsicht sollte man sich eigentlich freuen –, und doch wurden weltweit alle Staaten von der Pandemie mehr oder weniger überrascht. Wachsam muss man sicherlich sein: Denn je länger die Pandemie anhält, umso größer wird auch die Gefahr, dass sie von allen möglichen Ideologen und Politikern benutzt wird, um eigene Interessen und Ziele zu verfolgen. Jedoch sind bestimmte Situationen immer schon ausgenutzt worden; das ist kein Problem erst seit der Corona-Pandemie.

Ebenso sehen wir dieses Problem auch im christlichen Bereich, wo man die Coronapandemie ausnutzt, um Christen in eine bestimmte Richtung zu bewegen und teilweise auch zu verführen (vgl. 2Thes 2). Viele laufen dann bestimmten selbsternannten Endzeitpropheten hinterher, die ihrerseits zum Teil Gewinn[6] oder wenigstens Anerkennung suchen. Davon auszugehen, dass sich weltweit die Wissenschaftler abgesprochen hätten und uns an der Nase herumführen wollen, ist nach unserem Dafürhalten reine Phantasie. Dennoch muss man kritisch bleiben, weil viele wissenschaftliche Erkenntnisse, die vielleicht vor fünfzig Jahren unangefochten galten, heutzutage bekanntermaßen längst überholt sind. Hier wäre Bescheidenheit auf allen Seiten angebracht. Glücklicherweise waren Wissenschaftler, Virologen und auch Politiker in der Pandemie bereit, ihre Meinung zu ändern, wenn neuere Erkenntnisse und Studien vorgelegt wurden.

Wir persönlich sehen keinen Grund, warum man den deutschen Instituten des Bundesministeriums für Gesundheit (RKI[7], PEI[8], STIKO[9] usw.) grundsätzlich das Vertrauen entziehen sollte – auch wenn es leider Pannen und Fehler gab (so wie sie überall passieren) bis dahin, dass Dinge geschehen sind, die von Verschwörungstheoretikern „dankbar“ aufgegriffen wurden.

Man könnte nun fragen: Warum positionieren sich immer wieder einzelne Ärzte, Wissenschaftler und Virologen gegen die Vielzahl ihrer Kollegen? Dafür gibt es wohl viele Gründe. Einer davon ist sicherlich der oben erwähnte unterschiedliche Blickwinkel auf eine Sache. Nicht zuletzt ist es auch ein statistisches Problem. Wenn man hundert Ärzte zu einem Thema befragt, bei dem man davon ausgeht, dass sich eigentlich alle einig sein müssten, wird man in der Regel immer mindestens eine Person finden, deren Meinung von der der Mehrzahl abweicht. Manchen gefällt es auch einfach, die Gegenposition einzunehmen; andere suchen dadurch nach Aufmerksamkeit, die sie in der Masse nicht bekommen; andere haben finanzielle Absichten; und wieder andere sind ernsthaft von ihrer Gegenposition überzeugt. In Einzelfällen hat die Geschichte allerdings auch gezeigt, dass eine Einzelmeinung die richtige war.

In geistlichen Fragen ist dieses Phänomen nach unserem Dafürhalten viel ausgeprägter: Hier ist in sehr vielen Fällen die Minderheit im Recht und die Masse liegt daneben. Man kann den geistlichen Bereich jedoch nicht eins zu eins auf den weltlichen Bereich übertragen. Geistliche Dinge müssen geistlich beurteilt werden (vgl. 1Kor 2,12-15). Da der Christ das Fleisch noch in sich hat und dazu neigt, Dinge nach dem natürlichen Menschen und nicht nach dem neuen Menschen in Christus zu beurteilen, liegen auch viele Christen sehr häufig falsch.

Kann ich der Regierung vertrauen?

Wir sehen keinen Grund, der Regierung in Deutschland grundsätzlich das Vertrauen zu entziehen, jedenfalls nicht mehr als in den Jahren zuvor ohne Corona. Auf der einen Seite ist Politik seit eh und je von Kompromissen und sogar Korruption geprägt. Anderseits ist es aber zu einfach, zu sagen, alle Politiker wären korrupt. Als Christen dürfen wir sehr dankbar sein, in einem Land wie Deutschland zu leben. Die ersten Christen und auch die meisten Christen auf der Erde wären dankbar, wenn sie so eine Regierung hätten (bzw. gehabt hätten) wie wir in Deutschland. Leider wird man oft als obrigkeitshörig beschrieben, wenn man solche Dinge äußert. Dabei geht es nicht darum, alles für gut zu befinden, was die Regierung macht; in der Tat gibt es (unabhängig vom Thema Corona) viele Entscheidungen der Regierung, die biblischen Maßstäben nicht entsprechen. Es geht mehr darum, anzuerkennen, dass jede Regierung von Gott eingesetzt ist und wir in Deutschland als Christen bisher noch sehr gut behandelt wurden. Gerade in der Corona-Pandemie haben Christen häufig Sonderrechte erhalten, wenn zum Beispiel für Gottesdienste nicht die gleichen Regeln galten wie für einen Besuch im Restaurant oder in der Diskothek. Während viele Bereiche in den Lockdown gingen, durften sich die meisten Christen in Deutschland (je nach Landkreis) während des Lockdowns 2020/2021 unter bestimmten Auflagen noch versammeln.

Wir leben in einem Land, das zu den reichsten auf der ganzen Welt gehört, wir haben seit über siebzig Jahren Frieden und als Christen Versammlungsfreiheit. Es wurde offensichtlich auch nicht alles falsch gemacht, und als Christen tun wir gut daran, der biblischen Aufforderung zu folgen und für die Regierung zu beten, anstatt uns über sie zu beklagen (1Tim 2,1.2; 1Pet 2,13.14.17; Röm 13; Pred 10,20). Wir Christen tun manchmal so, als hätten wir irgendein Recht in dieser Welt. Wir müssen grundsätzlich erst einmal davon ausgehen, dass es normal ist, als Christen verfolgt zu werden und den Hass der Welt zu spüren zu bekommen (2Tim 3,12). An jedem Tag, wo wir das nicht erfahren oder nur in einem geringen und erträglichen Ausmaß, dürfen wir dem Herrn dafür dankbar sein. Die meisten Christen – weltweit gesehen – haben dieses Privileg zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Kann ich den Medien vertrauen?

Auch wenn diese Frage kaum in ein paar Sätzen zu beantworten ist, möchten wir doch gern einige Gedankenanstöße weitergeben. Wir stellen fest: Man steht den etablierten Medien – oder den sogenannten Mainstream-Medien, wie die etablierten Medien[10]von ihren Kritikern abwertend auch genannt werden[11] –, mehr und mehr argwöhnisch und kritisch gegenüber, während man die Informationen sogenannter alternativer Medien[12] jedoch oft bedenkenlos und erschreckend kritiklos übernimmt.

Auf unsere Frage oben, ob man den Medien vertrauen könne, antworten einige, auch Christen: „Ja, wir können den Medien vertrauen, doch nicht den Mainstream-Medien, denn die werden von der Regierung beeinflusst. Vertrauen können wir nur Medien, die von der Regierung unabhängig sind.“ Dabei unterstellt man, dass die Regierung den Menschen Schaden zufügen möchte und die „Mainstream-Medien“ in ihrer Berichterstattung lenken und kontrollieren. Wir möchten gar nicht in Abrede stellen, dass in den Medien einseitig berichtet wurde und dadurch in gewisser Form Beeinflussung stattfindet, indem zum Beispiel Artikel gefördert werden, die Menschen zum Impfen bewegen sollen, und weniger Artikel gebracht werden, die die Impfung kritisch sehen. Sicherlich hätte man sich oft eine differenziertere Ansprache gewünscht, so wie bei der aktuellen Impfpflichtdiskussion (Stand 9.1.2022) durchaus unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen.[13]

Die Frage ist jedoch: Wollen die Medien mit ihrer Berichterstattung den Menschen absichtlich schaden oder wollen sie größeren Schaden von den Menschen abwenden? Nach unserem Dafürhalten ist es eine ganz normale Reaktion, dass man Dinge nach vorne stellt, von denen man selber überzeugt ist. Das mag man dann zwar keinen guten Journalismus nennen, ist aber zumindest verständlich. Das hat nichts mit einer „Gleichschaltung“ zu tun, wie es manchmal kritisiert wird. Mit diesem Begriff unterstellt man, dass die Berichterstattung der etablierten Medien in einer bestimmten politischen, ideologischen Richtung stattzufinden hätte; die Medien würden von der Politik sogar kontrolliert und die politischen Entscheidungen wiederum würden von geheimen Organisationen beeinflusst. Doch eine übereinstimmende Berichterstattung hat überhaupt nichts mit einer „Gleichschaltung“ zu tun, sondern damit, dass viele Journalisten oft dieselben Überzeugungen teilen und oft ähnlicher Meinung sind.[14] Natürlich heißt das nicht automatisch, dass sie damit auch im Recht sind. Wer jedoch jetzt in diesem Zusammenhang allgemein von einer „Lügenmaschine“ oder „Lügenpresse“ redet, der macht sich unseres Erachtens der Verleumdung schuldig und betreibt selber das, was er anderen vorwirft. Mit dieser Sprache wird den Medien unterstellt, dass sie nicht objektiv berichten, sondern dass sie Sachverhalte verdrehen, bestimmte Tatsachen verheimlichen, kurz: dass der überwiegende Teil ihrer Berichterstattung erfunden und erlogen wäre. Während diese Kritiker die „Mainstream-Medien“ als „Lügenmaschine“ bezeichnen, neigen sie dazu, alles, was sie in alternativen Medien finden, ziemlich kritiklos anzunehmen und für bare Münze zu nehmen.

Die Pandemie hat gezeigt: Wir haben selbst im 21. Jahrhundert noch nicht gelernt, Kritik fair zu verpacken und zu äußern und respektvoll miteinander umzugehen, wenn andere eine unterschiedliche Meinung haben. Hier wird häufig eine Linie überschritten, die nichts mehr mit einer kritischen Meinungsäußerung zu tun hat, die in einer Demokratie ihren Platz hat: Für den Chefredakteur eines rechtsradikalen Magazins, das sich seit etlichen Jahren als Sprachrohr der AfD (Alternative für Deutschland) präsentiert[15], sind Verschwörungsmythen „,Märchen und Allegorien‘, die aber nützlich seien, um politische und gesellschaftliche Veränderungen zu erreichen“, und „ein probates Mittel, um einen ,Regimesturz‘ herbeizuführen“.[16] Von „Märchen und Allegorien“ zu sprechen, ist nach unserem Dafürhalten lediglich ein beschönigendes Wort für Lügen. Diese Art von Artikeln kursieren in den alternativen Medien und auf den Social-Media-Kanälen und werden von einigen Christen ungefiltert und kritiklos angenommen (oft sogar mit einer gewissen ahnungslosen Aufrichtigkeit).

Wer im Internet oder auf allen möglichen Social-Media-Kanälen unterwegs ist oder andere Medien wie Zeitungen oder Magazine für die Informationsgewinnung nutzt, muss sich unbedingt einen wachen und kritischen Geist bewahren. Wer die etablierten Medien ablehnt, berücksichtigt nicht, dass dort nicht einfach jeder Unsinn weiterverbreitet werden kann, sondern dass es dort eine Art Korrektur gibt: Denn in den Redaktionen werden vor der Veröffentlichung von Nachrichten verschiedene Positionen diskutiert. Wer jedoch auf Internetseiten und Social-Media-Kanälen unterwegs ist, wo ungefiltert und ungeprüft[17] jeder Schrott verbreitet werden kann und diese Dinge auch noch leichtfertig konsumiert und geglaubt werden – so jemand wird über kurz oder lang beginnen, Chlordioxidlösungen gegen Corona zu schlucken, Bankkonten in Bargeld umzuwandeln oder seinen Keller für den nächsten Blackout[18] mit Dieselöl, Lebensmitteln und – im Extremfall – sogar mit Waffen zu füllen.

Unser Artikel richtet sich allerdings nicht an solche Leute. Sie sind leider aufgrund eines missbräuchlichen Umgangs mit den Medien nicht mehr erreichbar. Sie sind wie der Geisterfahrer, der unterwegs die Durchsage hört: „Achtung! Auf der A1 ist ein Falschfahrer unterwegs!“, und denkt: „Was, nur einer? Hunderte!“ Von solchen wird uns wegen eines Artikels zum Thema Corona öffentlich im Internet bereits das Heil abgesprochen. Vielmehr wollen wir solche, die verunsichert sind, davor warnen, in diese Kanäle abzutauchen, damit sie sich nicht eines Tages in einer Parallelwelt befinden, aus der sie nur noch schwer oder gar nicht mehr herausfinden. Es wäre gut, wenn wir unseren generellen Internetkonsum einer ernsten Prüfung unterziehen und uns die Frage stellen würden, wie viel Zeit wir mit dem Lesen von Artikeln zum Thema Corona verschwenden und wie viel wir am Tag in der oder über die Bibel lesen.

 

Wie ist das mit den 3G- und 2G-Regelungen?

Was ist mit 3G und 2G in der Gemeinde?

Wir würden hier auf jeden Fall zwischen 3G und 2G unterscheiden. Nach unserem Dafürhalten spricht nichts gegen eine 3G-Regelung in der Gemeinde. Auch ein zusätzliches Testen von Geimpften wäre zu ertragen, wenn die Regierung dies fordern oder Verantwortliche einer Gemeinde diese zusätzliche Maßnahme als erforderlich betrachten, um die Glaubensgeschwister zu schützen.[19] Das gilt zumindest so lange, wie die Tests kostenlos sind. Sollten sie kostenpflichtig werden, kann man Geschwister, die nicht genügend Geld haben, unterstützen oder in der Gemeinde Tests anbieten. Ein Test tut nicht weh und bietet zumindest einen gewissen Schutz für die anderen. Die Geschwister müssen nicht zum Testzentrum, sondern müssen lediglich etwas früher kommen. Es gibt sehr viele Menschen auch unter Ungläubigen, die vorbildlich und freiwillig sich testen lassen oder einen Selbsttest durchführen – auch ohne dass die Regierung dies explizit von ihnen verlangt –, wenn sie sich mit Menschen treffen, die als Risikopatienten gelten. Wir erleben das als sehr rücksichtsvoll und als Beispiel gelebter Nächstenliebe. Diese Testmöglichkeit widerspricht keinem Gebot der Heiligen Schrift und ist grundsätzlich zum Schutz der Mitmenschen eingerichtet worden. Jedenfalls dürfen wir uns als Christen nicht wegducken, wenn es um unsere gesellschaftliche Verantwortung geht.

Bei 2G im Zusammenhang mit Corona sieht es nach unserem Dafürhalten ganz anders aus. Allerdings gilt eine 2G-Regelung für den Besuch von Gottesdiensten unseres Wissens derzeit in Deutschland in keinem Bundesland. Würde eine Gemeinde eine solche Regelung einführen, so würde sie das tatsächlich zu einer Sekte machen. Wenn wir Gläubigen den Zutritt zum Mahl des Herrn (und auch zu anderen Zusammenkünften) verwehren und sie keine Möglichkeit haben, an den Zusammenkünften teilzunehmen, weil sie sich aus Gewissensgründen oder aus Angst vor einer Impfung nicht haben impfen lassen, dann versammeln wir uns nicht mehr auf der Grundlage des einen Leibes. Diese Grundlage besagt: Grundsätzlich haben alle, die zu dem einen Leib Christi gehören – das heißt alle, die neues Leben aus Gott haben und den Heiligen Geist empfangen haben –, ein Anrecht am Mahl des Herrn und damit an der christlichen Gemeinschaft. Ausnahmen ergeben sich nur dadurch, dass offensichtliches und fundamentales Böses keinen Platz in dieser Gemeinschaft hat. Damit sind nur solche vom Mahl des Herrn ausgeschlossen, die durch moralisch Böses oder fundamental böse Lehren gekennzeichnet sind oder Gemeinschaft mit solchen haben, die derartig Böses vertreten oder darin leben.

Natürlich könnte man sagen: Die Geschwister könnten sich ja impfen lassen. Schließlich ist die Impfung ja unter anderem zum Schutz der Mitmenschen angeboten worden und widerspricht keinem klaren Gebot der Heiligen Schrift (ebenso wie oben erwähnt beim Testen). – Aber nach unserer Einschätzung besteht ein großer Unterschied zwischen einer Impfung, bei der man mögliche Nebenwirkungen oder Spätfolgen in Kauf nehmen muss, und einem Test, bei dem keine negativen gesundheitlichen Folgen zu erwarten sind.

Wir merken, wie schwierig diese Fragen sind und dass hier auch geistliches Fingerspitzengefühl gefragt ist. Es gibt hier keine klaren Grenzen, die wir eindeutig mit dem Wort Gottes benennen könnten. Wenn das Coronavirus zum Beispiel so gefährlich wie das Ebolavirus wäre, müsste man über 2G in der Gemeinde sicher ganz anders nachdenken, als wir es in diesem Artikel in Bezug auf Corona tun.[20] Weil es diese klaren Grenzen eben oft nicht gibt, sollten wir in unseren Gemeinden sehr viel Rücksicht aufeinander nehmen und einander grundsätzlich eine wohlwollende Haltung entgegenbringen, auch wenn der andere eine andere Meinung zu diesem Thema hat als ich.

Wir schreiben diesen Artikel auch nicht, damit der Leser damit zu den Verantwortlichen einer Gemeinde geht und von ihnen fordert, es so zu machen, wie es hier beschrieben wurde. Es sind in erster Linie ein paar Gedanken zur persönlichen Orientierungshilfe.

Widerspricht 3G nicht der Aussage des Herrn „Kommt her zu mir, alle“?

Nein! 3G widerspricht dieser Aussage des Herrn in Matthäus 11,28 nicht. Wer das behauptet, reißt diesen Vers aus seinem Zusammenhang. Jeder Mensch kann jederzeit und an jedem Ort zu Christus kommen. Der Herr spricht in diesem Vers nicht von Gemeindezusammenkünften. Diese dienen nicht vornehmlich der Evangelisation, auch wenn das heutzutage von vielen nahezu als das Höchste für eine Gemeindezusammenkunft angesehen wird. Wenn wir das Neue Testament auf diesen Punkt untersuchen, stellen wir fest: Keine Bibelstelle fordert uns ausdrücklich dazu auf, als Gemeinde zu evangelisieren. Allerdings ist jeder Christ persönlich berufen, Zeugnis von seinem Glauben zu geben, andere vor dem Gericht zu warnen und ihnen den Weg des Heils zu zeigen, unabhängig davon, ob er eine evangelistische Gabe empfangen hat oder nicht. Obwohl also die Gemeindezusammenkünfte an sich keine Evangelisationsveranstaltungen sind, kamen in der frühen christlichen Gemeinde zwar auch Ungläubige zu den Zusammenkünften (vgl. 1Kor 14), doch bei den Zusammenkünften geht es nicht zuerst darum, den Ungläubigen das Evangelium zu verkünden. In der Gemeinde geht es vorrangig darum, dass Gläubige sich zu dem Namen des Herrn Jesus versammeln (Mt 18,20) und zur Auferbauung (1Kor 14), zum Mahl des Herrn (1Kor 10,16.17; 11,23.24) und zum Gebet (Apg 2,42; 12,5) zusammenkommen.

Völlig unabhängig von einer Gemeindezusammenkunft können alle „Mühseligen“ und „Beladenen“ (Mt 11,28) auch während der Pandemie zum Herrn Jesus kommen. Sogar Aussätzige kamen damals zum Herrn Jesus, so wie auch heute jeder an Corona Erkrankte zum Herrn kommen darf, ohne irgendwelche Quarantänevorschriften zu beachten. Doch so wie der Aussätzige damals nicht unter das Volk gehen durfte, und zwar auf die Anordnung Gottes hin (!), so müssen wir auch heute die Quarantänemaßnahmen akzeptieren, die die Regierung uns im Krankheitsfall auferlegt, „denn sie ist Gottes Dienerin“ und „trägt das Schwert [und damit die Autorität] nicht umsonst“ (Röm 13,4). Wer mit Matthäus 11,28 gegen die Einhaltung der 3G-Regel bei den Zusammenkünften der Gemeinde argumentiert, möchte mit der Bibel Dinge begründen, die nicht dem Wort Gottes entspringen, sondern nur seiner eigenen Meinung.

Ist 2G ein Zeichen für die Erfüllung von Offenbarung 13?

Nein! Hier geht es nicht um eine Erfüllung und auch nicht um eine Art Generalprobe für das, was in Offenbarung 13,17 beschrieben wird: „dass niemand kaufen oder verkaufen“ kann, es sei denn, dass er das Malzeichen des Tieres angenommen hat. Zwar kann in Geschäften mit 2G ein Ungeimpfter derzeit tatsächlich „nicht kaufen“, doch das betrifft nicht den täglichen Bedarf. Viele Dinge können außerdem problemlos über das Internet bestellt werden. Es geht nach unserem Dafürhalten nicht darum, Ungeimpften das Einkaufen an sich unmöglich zu machen (so wie in Offenbarung 13,17 beschrieben), sondern darum, mit den 2G-Regeln die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung zu vermindern und Krankenhauseinweisungen zu minimieren (und sicherlich sollen durch sanften Druck Menschen auch zur Impfung bewegt werden). Ob diese Maßnahmen zielführend sind, wollen wir hier nicht beurteilen.

Zudem sollten wir bedenken: Diese Maßnahmen wurden zum Schutz der Bürger erlassen und nicht – wie in Offenbarung 13 –, damit die Menschen dadurch die Autorität eines grausamen Herrschers des wiedererstandenen Römischen Reiches anerkennen und anbeten. Wer heute bei den 2G-Regeln mit Offenbarung 13 argumentiert, verharmlost die Schrecklichkeit, von der in der Offenbarung berichtet wird.

Es wird behauptet, man würde an diesem Beispiel (2G) testen, wie weit man gehen könne, und dies wäre eine Vorbereitung für das, was nach der Beschreibung in Offenbarung 13 in der letzten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche geschieht. Wir sollten mit solchen Aussagen sehr vorsichtig sein und Menschen nicht böse Dinge unterstellen, die wir nicht beweisen können und die nicht „aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werden“ (2Kor 13,1). Die Heilige Schrift nennt dies Verleumdung, und das ist eine schwere Sünde. Wir empfinden es zum Teil als erschreckend, wie schnell Christen die Stimme gegen anerkannte Virologen, Wissenschaftler und Politiker erheben, ohne wirklich Beweise zu haben, dass diese aus niederträchtigen Motiven heraus handeln. Oft werden bestimmte Dinge miteinander verbunden, die überhaupt nicht zusammengehören müssen, und daraus werden dann die weitreichendsten Schlussfolgerungen gezogen und einer möglichst breiten Masse als Wahrheit verkauft.

Alle Dinge in der Welt wirken zu diesem großen Finale von Offenbarung 6–18 hin, und das nicht erst seit Corona. Die Digitalisierung und der bargeldlose Zahlungsverkehr zum Beispiel, der für uns viele Vorteile und Vereinfachungen gebracht hat, wird in der Hand eines bösen Menschen in der Vollendung des Zeitalters missbraucht werden. Wenn man also von einer „Generalprobe“ sprechen möchte, dann ist die längst im Gange, und das nicht erst seit Corona. Deshalb verstehen wir die Aufregung nicht, die jetzt so plötzlich losbricht. Ausgerechnet jetzt soll das große Ende gekommen sein, weil Dinge scheinbar so ähnlich aussehen, wie es in der Heiligen Schrift prophezeit wird? (Bei genauem Hinsehen sieht es allerdings überhaupt nicht so ähnlich aus.)

Schon viele Generationen vor uns dachten, sie wären die letzte Generation, weil sich scheinbar biblische Prophetie vor ihren Augen erfüllte, und doch drehte sich die Welt immer weiter. Deshalb wollen wir hier sehr vorsichtig sein und die Gläubigen nicht so sehr mit Endzeitszenarien belasten, sondern sie ermutigen, ihrer himmlischen Berufung gemäß zu leben (Phil 3,20; Heb 3,1; Eph 4,1) – egal, wie die Zeiten auch sind. In allen Lebensumständen sollen wir als Himmelsbürger himmlisches Licht verbreiten, verzagten Menschen Mut machen, sie zur Umkehr aufrufen und Glaubensgeschwister mit gesunder Lehre versorgen.

Was sind unsere Prioritäten? Machen wir uns in dieser Zeit tagtäglich mehr Sorgen darum, ob jemand geimpft oder ungeimpft ist, und darüber, wie man andere von irgendetwas abhält oder sie zu irgendetwas ermutigt, während unsere Nachbarn, Arbeitskollegen, Schul- und Studienkollegen verlorengehen und unsere Mitgeschwister weder belehrt noch getröstet noch ermuntert oder ermahnt werden? Wenn das auf uns zutrifft, dann sollten wir unser Denken einmal gründlich vor dem Herrn prüfen. Unsere Berufung ist es nicht, als selbsternannte Endzeitapostel durch das Land zu ziehen und Dinge zu verkündigen, die der Herr nicht in unsere Hand gelegt hat. Manche Christen lassen sich durch solche Prediger derart verunsichern, dass sie Angst und Sorge haben, dass sie doch durch die große Drangsal gehen müssen oder quasi schon darin leben. Aus diesem Grund lagern viele in ihren Kellern für Wochen im Voraus Nahrungsmittel oder Diesel ein, kaufen sich Waffen, denken darüber nach, das Land zu verlassen, oder heben ihr Erspartes vom Bankkonto ab, weil sie von den sogenannten „Endzeitpropheten“ verrückt gemacht worden sind.

In unserer Zeit kann eine gewisse Vorsorge durchaus nützlich sein. Sogar die Bundesregierung rät zu einer gewissen Vorsorge für Katastrophenfälle, und wir tun gut daran, zu versuchen, unserer menschlichen Verantwortung zu entsprechen. Aber was manche Christen derzeit aufhäufen, geht weit über eine gesunde Vorsorge hinaus. Sie tun das nur, weil sie durch verschiedene Social-Media-Kanäle und Prediger aufgeheizt worden sind. Man fragt sich unwillkürlich, wo das Vertrauen zum Herrn ist, das sie bei der Frage der Impfung bzw. der Nichtimpfung gern für sich beanspruchen möchten (siehe oben). Der Herr Jesus hat uns sogar gesagt, dass wir „nicht für den morgigen Tag besorgt sein“ sollen (Mt 6,34).[21] Wir wollen übrigens nicht sagen, dass für uns Christen nicht noch schwerere Zeiten anbrechen könnten, aber wir versuchen klarzumachen, dass wir auch dann einen großen Herrn haben, dem wir uns anvertrauen können und der uns auch durch schwere Zeiten führen wird.

Unabhängig von irgendwelchen scheinbaren Erfüllungen prophetischer Voraussagen dürfen wir als Christen den Herrn jederzeit erwarten. Es muss sich keine spezielle Prophezeiung erfüllen, bevor Er für seine Gemeinde zur Entrückung wiederkommen kann. Wie tröstlich ist es, zu wissen, dass die Gemeinde längst entrückt sein wird, wenn die Dinge von Offenbarung 13 anfangen zu geschehen. Als Christen haben wir die „glückselige Hoffnung“ (Tit 2,13), dass der Herr uns vor der großen Drangsal entrücken wird, „denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt“ (1Thes 5,9).

Anmerkungen

[1] So kennen wir eine Schwester, die sich auch unsicher war und ihre Zweifel dem Herrn vorlegte: „Herr, was soll ich tun? Einerseits will ich mich zwar ungern impfen lassen, aber wenn es dein Wille ist, will ich mich auch nicht dagegen sträuben. Was soll ich tun?“ Daraufhin bekam sie noch in derselben Woche eine leichte Coronainfektion ohne größere Probleme und aktuell ohne Langzeitfolgen.

[2] Quelle: RKI, 21.12.2021, „Können Personen, die vollständig geimpft sind, das Virus weiterhin übertragen?“ auf https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Transmission.html [Zugriff: 7.1.2022]. R. Häffner, 30.11.2021, „SARS-CoV-2. Wie ansteckend sind Geimpfte wirklich?“ auf „https://www.geo.de/wissen/gesundheit/corona--wie-ansteckend-sind-geimpfte--30947868.html [Zugriff: 16.1.2022].

[3] Wer die Corona-Politik mit Naziverbrechen vergleicht, kann wegen Volksverhetzung belangt werden: R. Steinke, 25.7.2021, „Grenze überschritten“ auf https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-impfgegner-rechtsextreme-antisemitismus-1.5362745 [Zugriff: 20.1.2022].

[4] Quelle: WDR 5, 10.1.2022, „Keine Testpflicht für Geboosterte – gute Idee?“ auf https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/tagesgespraech/zehnter-januar-104.html [Zugriff: 21.1.2022].

[5] Bundestag – Drucksache 17/12051, 3.1.2013 auf https://dserver.bundestag.de/btd/17/120/1712051.pdf.

[6] In Form von verkauften Büchern, Werbeeinnahmen durch Klickzahlen auf Videos usw.

[7] RKI = Robert-Koch-Institut. Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten.

[8] PEI = Paul-Ehrlich-Institut. Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel.

[9] STIKO = Ständige Impfkommission. Eine ehrenamtliche und politisch unabhängige Gruppe von Experten am Robert-Koch-Institut.

[10] „Etablierte“ bzw. „traditionelle Medien“ werden sie genannt, weil sie schon seit langem einen festen Platz in der Gesellschaft haben und anerkannt sind. Auch wenn manche dieser Medien öffentlich-rechtlich sind, bedeutet das nicht, dass sie zugleich auch „staatliche Medien“ wären, die von einer staatlichen Behörde koordiniert würden und unter ihrer Aufsicht stünden, so wie das vor allem in Afrika, Asien und Südamerika der Fall ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Staatlicher_Rundfunk).

[11] Ihrer Ansicht nach berichten die „Mainstream-Medien“ vor allem entsprechend dem allgemeinen „Mainstream“ = vorherrschende gesellschaftspolitische, kulturelle o.ä. Richtung. „Mainstream“ in Bezug auf die Medien sind die öffentlich-rechtlichen Medien und die auflagenstarken Medien (Definition nach Duden).

[12] Alternative Medien sind Medien, die sich von den etablierten Medien zum Beispiel in Bezug auf den Inhalt unterscheiden. Sie bieten mit oft reißerischen Schlagzeilen und polarisierenden Themen eine scheinbar alternative Sicht auf die Dinge. Um ihre Gedanken zu verbreiten, nutzen sie verstärkt Social-Media-Kanäle.

[13] Die Problematik der Mainstream-Medien wird ganz gut im folgenden Artikel dargestellt, der bereits 2018 vor Corona erschien. Er beantwortet natürlich nicht alle Fragen, umreißt aber gut die Problematik: I. Hülsen, 25.2.2018, „Misstrauen gegen Medien. „… dass ich ständig belehrt werde, was ich zu denken habe“ auf https://www.spiegel.de/spiegel/journalismuskrise-warum-viele-leser-den-medien-misstrauen-a-1195175.html [Zugriff: 16.1.2022].

[14] Siehe auch M. Lehming, 17.1.2021, „Stecken Politik und Medien unter einer Decke? Wider die Mär von einer Kumpanei in der Coronabekämpfung“: „Wenn in derart existenziellen gesellschaftlichen Situationen [wie der Coronakrise] das Gros der deutschen Journalisten moralisch ähnlich empfindet wie das Gros der Parlamentarier, dann hat das nichts mit freiwillig vollzogener Gleichschaltung zu tun, sondern ist Ausdruck einer Wertegemeinschaft.“ Auf https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/stecken-politik-und-medien-unter-einer-decke-wider-die-maer-von-einer-kumpanei-in-der-corona-bekaempfung/26820500.html [Zugriff: 23.3.2022].

[16] S. Duwe, S. Kleine, D. Laufer, M. Pohl, rbb, 4.11.2021, „Verschwörungsmythen. Falschnachrichten für den Volkszorn“ auf https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/elsaesser-corona-leugner-101.html [Zugriff: 8.1.2022].

[17] Damit wollen wir nicht sagen, dass unter den vielen ungefilterten Artikeln und Videos nicht einmal etwas dabei sein könnte, was bedenkenswert wäre.

[18] Blackout = ein Strom- und Infrastrukturausfall. Extreme Kreise unterstellen, dass die Mächtigen einen Blackout planen, um die Macht an sich zu reißen. Vgl.: M. Sulzbacher, 1.11.2021, „Warum Rechtsextreme Ängste vor einem Blackout schüren“ auf https://www.derstandard.de/story/2000130762418/warum-rechtsextreme-aengste-vor-einem-blackout-schueren [Zugriff: 22.1.2022].

[19] Wir persönlich wollen diese Maßnahmen nicht fördern, doch es gibt verschiedene Szenarien, wo wir uns überlegen müssen, ob wir uns darunterstellen oder nicht. Manchmal muss man auch Entscheidungen und Maßnahmen akzeptieren und befolgen, die man selbst als nicht verhältnismäßig ansieht.

[20] In diesem Fall wäre 2G eben keine Sektiererei, weil es dann eindeutig um die Frage von Leben und Tod geht. Wer hier leichtfertig damit umgeht und das Leben seiner Mitgeschwister mit hoher Sicherheit in Gefahr bringt, kommt nicht mit einem reinen Herzen.

[21] Hier werden sich natürlich viele Christen in westlichen Ländern die Frage stellen müssen, inwieweit ihre Vorsorge und ihre Versicherungen mit diesem Vertrauen zusammenpassen.

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Note from the editors:

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