Die Wolke, klein wie die Hand eines Mannes
1. Könige 18,44

John Nelson Darby

© CV Dillenburg, online seit: 14.05.2005, aktualisiert: 17.02.2023

Leitvers: 1. Könige 18,44

1Kön 18,44: Und es geschah beim siebten Mal, da sprach er: Siehe, eine Wolke, klein wie die Hand eines Mannes, steigt aus dem Meer herauf. Da sprach er: Geh hinauf, sprich zu Ahab: Spanne an und fahre hinab, dass der Regen dich nicht aufhalte!

Gott ist ein Gott der Gnade. Seine Gerechtigkeit verlangt, dass Er die Sünde und den Sünder bestraft. Seine Heiligkeit verlangt, dass Er beide von seiner Gegenwart für immer verbannt. Aber Gericht ist Ihm fremd, Er erfreut sich der Barmherzigkeit. Er erweist jedem, der will, Barmherzigkeit, aber Er braucht die Bemühungen seines Volkes als Kanäle für den Fluss seiner Segnungen.

Ein einsamer Mann auf dem Karmel fastet und betet. Elia kannte seinen Gott. Sein Glaube sah die Fülle des Regens voraus. Zuversichtlich kann er den Regen dem König voraussagen. Aber ehe der Regen kam, gab es für den Mann Gottes kein Essen und kein Trinken. Für ihn gab es nur die Einsamkeit des Karmel und das Ringen im Gebet. Alle Zeichen des erhörlichen Gebetes sind dort vertreten: klare Zielsetzung, heilige Einseitigkeit, Selbstverleugnung und das Ausharren, das das Pfand der Erhörung ist.

Elia wartete lange auf Antwort. Als sie kam, gab es keine Anzeichen für die mächtigen Folgen, die sie auslöste. Erst nach dem siebten Blick berichtete der Diener: „Eine kleine Wolke wie die Hand eines Mannes.“ Gott greift ein, aber die Wolke, die sichtbar wird, hat nur die Größe einer Manneshand. Will uns das nicht klarmachen, dass seine Segnungen durch menschliche Kanäle fließen und zum Teil von ihnen abhängig sind?

Die Hand des Menschen weist hin auf das Maß der Verantwortung, die einer hat, um etwas zu tun, und ebenso die Bereitschaft, etwas anzunehmen. Lasst uns die so einfache Lektion betrachten, die hier angedeutet wird! Dass heute eine geistliche Trockenheit herrscht, kann niemand leugnen, und dass man sich deswegen wenig Gedanken macht, ist ebenso offenbar. Abkehr von Gott bringt Hungersnot für Gottes Volk.

Gibt es ein Anzeichen, dass diese Trockenheit bald zu Ende ist? Ist einer da wie Elia, der auf eine Antwort vom Himmel wartet? Er wird sie bekommen in einer Wolke von der Größe eines Mannes Hand. Wir strecken uns alle aus nach dem Spektakulären, dem Wunder und Übernatürlichen. Aber gewöhnlich geht Gott einen anderen Weg. Es ist nicht seine Art, dass eine Zeit der Begeisterung und Belebung nach dem Niedergang kommt. Weder das eine noch das andere ist ein Zeichen geistlicher Gesundheit. Große Erweckungen beginnen mit Wolken, klein wie eines Mannes Hand. Wenn es unter Gottes Volk zu einem Aufwachen kommt und wenn die Gleichgültigkeit sich in ernsten Eifer verwandelt, dann ist das die Wolke.

Wenn wir eine ungewohnte Stimme eines Bruders in der Gebetsstunde hören und er nun sein Herz ausschüttet vor Gott in echter Beugung, dann sehen wir die Wolke. Das ist etwas Kleines, nur so groß wie eines Mannes Hand, aber dahinter öffnet sich der Segen Gottes.

Wenn sich dann andere Lippen öffnen, die vorher stumm waren, dann folgt eine Zeit der Erquickung. Vielleicht ist das dann die Antwort Gottes auf das anhaltende Gebet von Eltern, die um das Heil ihres unerretteten Kindes beten, oder es ist die Zurechtbringung eines abgeirrten Schäfleins von der Herde oder die Bereinigung von Differenzen unter Heiligen. Das mag nichts Besonderes sein, nichts Bemerkenswertes, aber die kleine Wolke ist das Pfand für einen kommenden, gnädigen Regen. Man kann diese Wolke nur sehen, wenn die Augen himmelwärts gerichtet sind. Der fleischlich gesinnte Christ erkennt nicht diese göttlichen Anzeichen, aber der Glaube hält sich an die Zusage für die Segnungen Gottes in der Mitte seines Volkes.

„Was ist in deiner Hand?“, fragte der HERR Mose (2Mo 4,2). Es war nur ein Hirtenstab, aber so wie es mit der Schleuder Davids, der Schnur Rahabs und den fünf Broten in der Hand des Knaben in den Tagen Christi war, so ist es mit der Wolke wie eines Mannes Hand als dem Mittel des Segens für andere.

Liebe Brüder, lasst uns uns prüfen in der Gegenwart Gottes, damit Zeiten der Erquickung kommen mögen für Gottes Volk! Es gibt leider einen erschreckenden Mangel an echter Herzensprüfung bei vielen unter uns. Wie bei den Jüngern, so ist auch bei uns Unglaube und Trägheit des Herzens. Wenn aber einmal die geistliche Faulheit abgeschüttelt wird und unsere Gebete mit Fasten begleitet sind, dann werden wir die Wolke sehen und den Regen haben.


Aus der Zeitschrift Die Wegweisung, 1975–6

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