Der Prophet Zephanja (0)
Einführung

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 10.04.2018, aktualisiert: 11.05.2019

Einleitung

Der Name Zephanja bedeutet „Jahwe verbirgt“ (vgl. Zeph 2,3) oder „Jahwe bewahrt“ – ein sehr schöner Name, wenn man bedenkt, dass Zephanja in einer schlimmen Zeit unter der Herrschaft des Königs Manasse aufwuchs. Seine Eltern empfanden offensichtlich tief, dass nur der HERR (Jahwe) ihr Kind bewahren kann. Seine Abstammung konnte Zephanja über vier Generationen nachweisen. Das ist bei den Propheten eher ungewöhnlich. Möglicherweise wird die Abstammung bis ins vierte Glied (bis auf Hiskija) deshalb erwähnt, weil dieser der gottesfürchtige König Hiskia von Juda war.

Zephanja prophezeite einige Zeit vor der babylonischen Gefangenschaft (ca. 597–586 v.Chr.) in der Zeit des Königs Josia und wohl auch vor dem Untergang Ninives (der Hauptstadt des assyrischen Reiches) um 612 v.Chr. (vgl. Zeph 2,13). Es ist gut möglich, dass Zephanja in Jerusalem wohnte und Zugang zum Königshof hatte (vgl. Zephanjas Vertrautheit mit der Stadt Jerusalem; Zeph 1,4.10.11).

Möglicherweise war Zephanja daran beteiligt, dass sich König Josia nicht so gottlos entwickelte wie seine Vorgänger Amon und Manasse. Josia wurde bereits mit acht Jahren König. Mit sechzehn Jahren suchte er Gott und mit sechsundzwanzig Jahren begannen seine Reformen. Manche Ausleger sind der Auffassung, dass Zephanjas Dienst erst nach den Reformen Josias begann. Der Dienst Zephanjas liegt jedenfalls in der Regierungszeit Josias zwischen 641–610 v.Chr. (vgl. Zeph 1,1). Die Reformationen unter Josia fanden um das Jahr 622 v.Chr. statt. Die Zeit Josias finden wir beschrieben in 2. Könige 22–23 und 2. Chronika 34–35. Zephanja war wahrscheinlich ein Zeitgenosse von Nahum und Habakuk. 

Das zentrale Thema des Propheten Zephanja ist der Tag des Herrn. Hierbei handelt es sich um einen feststehenden Begriff, der immer mit dem zukünftigen Gericht beim zweiten Kommen des Herrn in diese Welt in Verbindung steht und vor allen Dingen auf das anschließende tausendjährige Friedensreich hinweist. Die heutige Zeit kann sehr gut als der Tag des Menschen beschrieben werden, ein Tag, an dem der Mensch überall das Sagen hat. Doch dieser Tag wird einmal ein Ende finden und vom Tag des HERRN abgelöst, ein Tag, an dem der Herr Jesus König sein und in der Mitte seines Volkes wohnen wird (vgl. Zeph 3,14). Auch dieser Tag wird einmal zu Ende gehen und vom Tag Gottes, dem Tag der Ewigkeit, abgelöst werden (vgl. 2Pet 3,12). An folgenden Stellen redet Zephanja vom Tag des HERRN: Zephanja 1,7-10.14-16.18; 2,2.3; 3,8.11.16.

Übersicht

  • Der Prophet Zephanja beschreibt in Kapitel 1 den Tag des Herrn. Dieser Tag beginnt mit tiefer Finsternis und der Ankündigung von Gericht.
  • Kapitel 2 beschreibt ein Licht am Ende des Tunnels und den Weg, dem Gericht zu entfliehen.
  • Kapitel 3 führt dann aus der Finsternis in das helle Licht der Gegenwart Gottes und hält den größtmöglichen Segen bereit. Gott wohnt bei seinem Volk.

Betrachtungsweisen

Wir können die kleinen Propheten auf verschiedene Arten und Weisen betrachten. Dazu kann man drei verschiedene Scheinwerfer auf die prophetischen Bücher fallen lassen und sie unter folgenden Gesichtspunkten beleuchten:

  1. Scheinwerfer 1: Die historische Sicht
    Um sich ein Bibelbuch zu erschließen, ist es notwendig, sich die Zeit genauer anzusehen, in die ein Buch hineinspricht. In welchen Umständen waren die Menschen damals, und warum wurde die jeweilige Botschaft nötig? Wir können uns die Frage stellen: Wie reagierten die Menschen damals auf die Botschaft der Propheten?

  2. Scheinwerfer 2: Die prophetische Sicht
    Es ist gut, sich beim Lesen der Propheten immer wieder die Frage zu stellen, welche Prophezeiungen sich bereits erfüllt haben und welche noch auf ihre Erfüllung warten. Da „der Geist der Weissagung [griech. propheteia] das Zeugnis Jesu ist“ (Off 19,10), sollte man sich bei allen Prophezeiungen die Frage stellen, wie man sie mit Christus in Verbindung bringen kann.

  3. Scheinwerfer 3: Die praktische Anwendung
    Hat man sich den Text historisch erschlossen und sich mit den prophetischen Aussagen beschäftigt, können wir uns praktische Anwendungen auf unsere Zeit überlegen und erkennen, dass „alle Schrift von Gott eingegeben und nützlich ist zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt“ (2Tim 3,16; vgl. Röm 15,4).

Das prophetische Wort als Lampe

Können diese alten Schriften noch heute zu Gläubigen einer ganz anderen Zeit sprechen? Der Apostel Petrus war davon überzeugt, dass auch die alttestamentlichen Propheten eine ganz aktuelle Botschaft enthielten. Er war sogar davon überzeugt, dass sie uns in einer dunklen Zeit helles Licht geben könnten: „Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohltut als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen“ (1Pet 1,19). Ähnlich war der Apostel Paulus davon überzeugt, dass die alttestamentlichen Schriften einen großen Nutzen für die neutestamentliche Gemeinde haben (vgl. Röm 15,4; 1Kor 10,6.11; 2Tim 3,16).

Der Apostel Paulus belehrt die Thessalonicher über den Tag des Herrn, der auch in Zephanja eine große Rolle spielt (vgl. Zeph 1,7-18; 2,3.4; 3,11.16). Wenn auch der Tag des Herrn besonders mit dem Volk Israel zu tun hat und auf das kommende Gericht und die kommende Segenszeit hinweist, so findet dieser Tag auch auf Christen seine Anwendung. Denn unser Gericht hat der Herr Jesus bereits getragen. Für uns hat geistlicherweise der Tag des Herrn bereits begonnen. Wir dürfen heute schon die Grundsätze in unserem Leben verwirklichen, die für Israel erst mit dem buchstäblichen Tag des Herrn in Verbindung stehen. In unserem Leben soll die Herrschaft Christi bereits gesehen werden. Er sitzt schon heute auf dem Thron unserer Herzen. Der Apostel schreibt an die Thessalonicher: „Denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, Brüder, ihr seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife; denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis“ (1Thes 5,2-5). Was Israel an dem zukünftigen Tag buchstäblich als Volk erleben wird, nämlich Frieden, Freude und Gerechtigkeit, erleben wir heute in persönlicher und geistlicher Hinsicht: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist“ (Röm 14,7).

Der Tag Christi (1Kor 1,8; Phil 1,6.10; 2,16), wie er im Neuen Testament verschiedene Male vorkommt, umfasst zwar dieselbe Zeitepoche wie der Tag des Herrn, er weist aber auf einen anderen Charakter hin. Während der Tag des Herrn hauptsächlich mit Israel und den Nationen zu tun hat und sich auf Ereignisse auf der Erde bezieht, zeigt uns der Tag Christi mehr die himmlische Seite und damit die Bedeutung dieses Tages für uns Christen, deren Heimat der Himmel ist. Der Tag des Herrn ist ein Tag der Vergeltung und der Aufrichtung der Herrschaft des Herrn; der Tag Christi dagegen ist ein Tag der Belohnung für die, die sich schon heute seiner Herrschaft unterworfen haben. Es wird die Freude Christi sein, an diesem Tag der Welt diejenigen zu präsentieren, in denen Er während der Zeit seiner Verwerfung zu seiner Freude und Verherrlichung wirken konnte. Sie werden dann, mit ihrem Lohn, zusammen mit ihrem Herrn erscheinen, „wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben“ (2Thes 1,10).

(Selbst-)Gericht und Segen

Bevor wir mit der eigentlichen Betrachtung beginnen, wollen wir uns die Frage vorlegen: Worin könnte denn der geistliche Nutzen liegen, sich mit solchen Kapiteln der Bibel zu beschäftigen, die so viel von Gericht und Niedergang reden. Wir müssen lernen, dass es weltweit keinen Segen und keinen Frieden geben wird, wenn nicht zuvor das Gericht stattgefunden hat. Wir finden das sehr deutlich in den drei Kapiteln von Zephanja beschrieben. Die Erde wird erst dann zur Ruhe kommen, wenn sie durch die Gerichte der Endzeit gegangen ist, die wir in Offenbarung 6–19 finden.

Im persönlichen Leben ist es nicht anders: Ohne Gericht wird es keinen Segen geben. Der Apostel Paulus betont in einer sehr ernsten Situation in Korinth: „Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet“ (1Kor 11,31). Wir müssen lernen, uns selbst zu richten, sonst, so sagt der Apostel Paulus weiter, werden wir „mit der Welt verurteilt“ (1Kor 11,32).

Kinder Gottes sind dadurch gekennzeichnet, dass sie ihre Sünden bekennen (vgl. 1Joh 1,9). Wenn wir im Selbstgericht vorangehen, wird das sehr segensreiche Folgen haben. Warum tun wir uns manchmal so schwer, unsere Sünden zu bekennen? Warum verheimlichen wir Dinge vor Gott, die doch vor Ihm längst offenbar sind? Warum ist es so schwer, in Gottes Gegenwart in seinem Licht unsere Schuld zu bekennen? David konnte sagen: „Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des HERRN gehen!“ (Ps 122,1). Warum freute er sich? Lesen wir Vers 5: „Denn dort stehen die Throne zum Gericht, die Throne des Hauses David“ (Ps 122,5). Er hatte verstanden, dass es zum Segen für ihn ist, wenn er mit den Gedanken Gottes in Übereinstimmung gebracht würde. David war auch deshalb ein Mann nach dem Herzen Gottes, weil er bereit war, seine Schuld einzugestehen und zu bekennen (vgl. Ps 32; 51).

Wir brauchen das Strafgericht Gottes nicht mehr zu fürchten, weil der Herr Jesus unser Gericht bereits auf sich genommen hat. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf Ihm (vgl. Jes 53,5). Es gibt keinen besseren Platz in diesem Kosmos für zerbrochene Sünder, als in das Licht Gottes zu kommen und die Verfehlungen einzugestehen und in seinem Licht zu richten. Unsere Sünden zu verheimlichen, wird immer unangenehme Konsequenzen für unser geistliches Leben haben und manchmal auch auf unser tägliches Wohlergehen: „Als ich schwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag“ (Ps 32,3). Wir werden die Freude am Bibellesen und am Gebet verlieren. Auch die Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern wird nachlassen, und wir fühlen uns in der Gemeinde nicht mehr wohl, weil wir dort das Licht zu stark empfinden. Wenn wir uns aber selbst richten, können wir im Frieden Gottes vorangehen. Gott hat nicht Freude am Gericht, aber ohne (Selbst-)Gericht gibt es keinen Segen.

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