Der erste Brief des Paulus an Timotheus (6)
Kapitel 6

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online seit: 01.03.2023, aktualisiert: 15.05.2023

Zwölf Beziehungen (Forts.)

Knechte (V. 1.2)

In diesem Kapitel fährt Paulus fort, Dinge anzusprechen, die mit der Gemeinschaft im Haus Gottes zusammenhängen. Er warnt vor allem, was die besonderen Beziehungen, die wir zueinander haben, behindern könnte, und zwar wegen des öffentlichen Zeugnisses des Christentums vor der Welt.

Verse 1.2

1Tim 6,1.2: 1 Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. 2 Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind, die die Wohltat empfangen.

Paulus wendet sich dann an die „Knechte“, die unter der Autorität ihrer Herren stehen. Diese Gläubigen waren Sklaven. Das ist etwas, was nie für den Menschen gedacht war; es wurde von verderbten Menschen für niedere Zwecke eingeführt. Es ist jedoch bezeichnend, dass Paulus diesen gläubigen Sklaven nicht sagt, sie sollten sich aus ihrer Lage befreien. Vielmehr sagt er ihnen, sie sollten sich in ihrer Situation richtig verhalten, damit das Zeugnis der Gnade Gottes nicht verdunkelt wird.

Das zeigt, dass das Christentum keine Instanz ist, um die soziale Ungerechtigkeit in der Welt zu korrigieren. Bei seinem ersten Kommen versuchte der Herr nicht, die Welt zu verbessern und ihre irdischen Missstände zu korrigieren – weder sozial noch politisch. Das wird Er an einem kommenden Tag tun, wenn Er bei seiner Erscheinung zum Gericht eingreift; dann wird alles Krumme in dieser Welt zurechtgerückt werden (Jes 40,3-5 (3) Stimme eines Rufenden: In der Wüste bahnt den Weg des HERRN; ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! (4) Jedes Tal soll erhöht und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden; und das Höckerige soll zur Ebene werden und das Hügelige zur Talebene! (5) Und die Herrlichkeit des HERRN wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird sie sehen; denn der Mund des HERRN hat geredet.“). Christen sollen nicht versuchen, die Welt schon heute in Ordnung zu bringen, sondern sie sollen auf diesen Tag warten (Mt 13,28.29 (28) Er aber sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat dies getan. Die Knechte aber sagen zu ihm: Willst du denn, dass wir hingehen und es zusammenlesen? (29) Er aber spricht: Nein, damit ihr nicht etwa beim Zusammenlesen des Unkrauts zugleich mit diesem den Weizen ausrauft.“). Wir sollen die Welt so lassen, wie sie ist, und das Evangelium verkünden, das die Menschen aus der Welt in den Himmel ruft. Es gibt also in den Briefen keine Aufforderung für Christen, das Unrecht der Sklaverei oder eine andere soziale Ungerechtigkeit in dieser Welt zu beseitigen. Das liegt daran, dass wir „in“ der Welt sind, aber nicht „von“ der Welt (Joh 17,14 „Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin.“). Der Herr sagte, dass seine Diener gekämpft hätten, wenn sein Reich „von dieser Welt“ wäre (Joh 18,36 „Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.“). […] In diesem Zusammenhang schreibt Hamilton Smith:

Trotzdem ist es nicht das große Ziel des Hauses Gottes, die Welt zu verbessern, sondern ein Zeugnis von der Gnade Gottes zu sein, damit noch Menschen aus dieser Welt herausgerettet werden können. Denn diese Welt geht trotz ihrer Zivilisation und so mancher sozialen Verbesserung ihrem Gericht entgegen.[1]

Paulus sieht zwei Szenarien in Bezug auf Knechte (Sklaven): zum einen, wenn der Dienstherr nicht gläubig ist (1Tim 6,1 „Alle, die Knechte unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre würdig achten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.“), und zum anderen, wenn der Dienstherr gläubig ist (1Tim 6,2 „Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht verachten, weil sie Brüder sind, sondern ihnen umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind, die die Wohltat empfangen.Dies lehre und ermahne.“). In beiden Fällen ist es Paulus ein großes Anliegen, dass „der Name Gottes und die Lehre nicht verlästert werde“. Wir sehen hier, wie so oft in diesem Brief, dass der Schwerpunkt darauf liegt, ein gutes Zeugnis vor der Welt abzulegen. Es zeigt uns auch, dass jemand, unabhängig davon, auf welcher sozialen Stufe er in der Gesellschaft steht, immer noch die Möglichkeit hat, für Christus Zeugnis abzulegen.

Beachte: Paulus sagt diesen Knechten nicht, dass sie weglaufen sollen, wie es Onesimus tat, bevor er errettet wurde (Phlm 15 „Denn vielleicht ist er deswegen für eine Zeit von dir getrennt gewesen, damit du ihn für immer besitzen mögest,“). Stattdessen sollten sie in ihrem Stand bleiben und Gott vor ihren Herren verherrlichen, indem sie sie mit „aller Ehre“ behandelten. Damit würden sie vor allen ein gutes Zeugnis ablegen.

Wenn der Dienstherr gläubig war, konnte der Knecht geneigt sein, ihn zu „verachten“, weil er das weltliche Prinzip der Sklaverei vertrat, obwohl er ein Bruder im Herrn war. In einer solchen Situation wäre es für die Diener doppelt schwer, ihre Herren zu respektieren, da sie wissen, das „sie die Wohltat empfangen“ werden. Die Diener sollten dennoch ihre gläubigen Herren „umso mehr dienen, weil sie Treue und Geliebte sind“.

Wir könnten uns fragen, was wir – die wir heute in der westlichen christlichen Welt leben – daraus lernen können, da die Sklaverei in diesen Ländern schon lange abgeschafft ist. Wenn wir jedoch bei einem Unternehmen beschäftigt sind, arbeiten wir für dieses Unternehmen gegen Bezahlung (Lohn). Während der Zeit, in der wir in diesem Beruf beschäftigt sind, befinden wir uns im Prinzip in der gleichen Lage wie diese Knechte. Daher haben die hier gegebenen Anweisungen eine praktische Anwendung auf uns, wenn wir am Arbeitsplatz sind. Wir müssen unseren Arbeitgebern Ehre und Respekt erweisen, so wie es diesen Knechten befohlen wurde.

Aus der Kirchengeschichte geht hervor, dass dieses Gebot von den christlichen Sklaven im Allgemeinen befolgt wurde, und zwar so sehr, dass es in der Welt der Sklaverei bekannt war, dass ein christlicher Sklave bei einer Versteigerung einen höheren Preis erzielte. Das ist eine hohe Auszeichnung für den christlichen Glauben. So sollte es auch heute sein; jeder Arbeitgeber, der einen christlichen Arbeitnehmer bekommen kann, sollte dankbar sein, denn der Christ sollte sich um das Geschäft seines Arbeitgebers kümmern und es behandeln, als wäre es sein eigenes (Eph 6,5-8 (5) Ihr Knechte, gehorcht den Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; (6) nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut (7) und mit Gutwilligkeit dient, als dem Herrn und nicht den Menschen, (8) da ihr wisst, dass, was irgend ein jeder Gutes tut, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier.“; Kol 3,22-25 (22) Ihr Knechte, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch, nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend. (23) Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, (24) da ihr wisst, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus. (25) Denn wer unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat; und da ist kein Ansehen der Person.“; 1Pet 2,18 „Ihr Hausknechte, ordnet euch den Herren in aller Furcht unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten.“).

Falsche Lehrer (V. 3-8)

Paulus geht nun darauf ein, wie wir falsche Lehrer im Haus Gottes behandeln sollen. Er bezeichnet solche Personen mit dem Satz: „Wenn jemand anders lehrt“. Dass sich Irrlehrer im Haus Gottes erheben, ist in der Tat traurig, aber in 1. Timotheus 4,1 „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen,“ hatte Paulus bereits davor gewarnt, dass dies geschehen würde.

Vers 3

1Tim 6,3: Wenn jemand anders lehrt und nicht beitritt den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist, …

Das Wort „anders lehrt“ bezieht sich speziell auf das, wovon Paulus in den beiden vorangegangenen Versen gesprochen hat, in denen er die Unterwerfung unter die Autorität am Arbeitsplatz lehrt und nicht die Abschaffung des Unrechts der Sklaverei. Aber der Begriff ist weiter gefasst und kann alles einschließen, was nicht der Wahrheit entspricht, die den Gläubigen überliefert worden ist (Jud 3 „Geliebte, während ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“). Ein Dienst, der Christen lehrt, für ihre Rechte in dieser Welt einzutreten und sich an den Bemühungen zu beteiligen, die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft zu reformieren, ist etwas anderes als das, was Paulus lehrte. Hamilton Smith schreibt:

Offensichtlich gab es in jenen frühen Tagen solche, die etwas anderes lehrten. Sie betrachteten das Christentum als bloßes Mittel zur Verbesserung der sozialen Zustände von Männern und Frauen, um dadurch diese Welt besser und freundlicher zu gestalten.[2]

Leider stehen diese Dinge heute in vielen christlichen Kreisen im Mittelpunkt. Mehr und mehr engagieren sich Christen in politischen Angelegenheiten und sozialen Reformen, aber das ist kein echter christlicher Dienst. Er entspricht nicht „den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist“. Solche Dinge hat der Herr in seinem irdischen Dienst (den Evangelien) nicht gelehrt, und sie stimmen auch nicht mit den Lehren der Gnade im Christentum überein, die von den Aposteln (in den Briefen) gelehrt werden.

Dieser Irrtum rührt von den grundlegenden Missverständnissen der reformierten Theologie (auch bekannt als Bundestheologie) her, die neben anderen Irrtümern lehrt, dass unsere Bemühungen um das Evangelium dazu dienen, die Welt zu bekehren und zu reformieren, was wiederum diese Welt für das Kommen des Herrn und den Beginn seines Tausendjährigen Reiches bereit machen würde. Leider setzen Christen, die unter dem Einfluss dieser falschen Lehre stehen, ihre Energien dafür ein, die Welt mit den gerechten Prinzipien des Reiches Gottes in Einklang zu bringen. Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen! Die Schrift lehrt, dass das Reich Christi nicht durch die Bemühungen der Christen für das Evangelium errichtet wird, sondern durch das Gericht, das Christus bei seiner Erscheinung vollzieht (Jes 26,9 „Mit meiner Seele verlangte ich nach dir in der Nacht; ja, mit meinem Geist in meinem Innern suchte ich dich früh; denn wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.“).

Es ist bezeichnend, dass Paulus die gute „Lehre“ vor der „Gottseligkeit“ erwähnt. Wie oft gesagt, formt unsere Lehre unseren Lebenswandel; wir müssen erst richtig glauben, bevor wir richtig leben können. Eine gesunde Lehre führt zu praktischer Frömmigkeit. Beachte auch, dass Paulus von Irrlehrern in diesem Abschnitt in der Einzahl spricht („wenn jemand“), aber in seinem zweiten Brief spricht er von ihnen in der Mehrzahl (2Tim 1,15; 2,17; 4,3 (1:15) Du weißt dies, dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewandt haben, unter welchen Phygelus ist und Hermogenes.“ „(2:17) und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs; unter welchen Hymenäus ist und Philetus,“ „(4:3) Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt;“). Das zeigt, dass es im Laufe der Zeit immer mehr abweichende Lehrer geben würde.

Vers 4

1Tim 6,4: … so ist er aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken, aus denen entsteht: Neid, Streit, Lästerungen, böse Verdächtigungen, …

Paulus führt weiter aus, dass diese falschen Vorstellungen aus dem Stolz des menschlichen Herzens („aufgeblasen“) und aus der Unwissenheit des menschlichen Verstandes („weiß nichts“) stammen. All diese Anmaßungen fördern nicht die glückliche Gemeinschaft im Haus Gottes, sondern zerstören sie vielmehr. Wo immer eine falsche Lehre auftaucht, folgen Unruhe und Unglück. Es gibt „Streitfragen und Wortgezänke“ und „Neid, Streit, Lästerungen, böse Verdächtigungen“ usw.

Verse 5-8

1Tim 6,5-8: … 5 beständige Zänkereien von Menschen, die an der Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben, die meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn. 6 Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn; 7 denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts hinausbringen können. 8 Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.

Paulus fügt hinzu, dass diese Irrlehrer, „die an der Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben“, ein tiefer liegendes Motiv hatten, nämlich Geld zu begehren – und das kam in ihrer Lehre zum Ausdruck. Er sagt: „Sie meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn.“ Sie glaubten und lehrten, dass Gott einen Menschen mit materiellem Gewinn segnen würde, wenn er ein Gott wohlgefälliges, siegreiches christliches Leben führt. Aus diesem falschen Prinzip erwächst eine falsche Vorstellung: Gott würde einen Menschen wohlhabend und reich machen, wenn er Gottes Willen täte, und dies würde der Welt ein Zeugnis von der Güte Gottes geben  und die Menschen zu Christus ziehen. Dabei wird jedoch die Begierde des Fleisches mit der Gnade Gottes vermischt und dann als die Wahrheit des Evangeliums dargestellt. Die Menschen mögen zwar angezogen werden, aber sie wollen nicht Christus, sondern Geld. Diese Irrlehre ist heute weit verbreitet. Das sogenannte „Wohlstandsevangelium“, das [vielfach] von der „charismatischen Bewegung“ gepredigt wird, ist ein Beispiel für diesen Irrtum. Im Wesentlichen reduzieren sie das Christentum darauf, dass es kaum mehr ist als ein Mittel, um den Status eines Menschen in der Welt zu verbessern. Die englische KJV-Übersetzung fügt hier an: „Von solchen zieh dich zurück.“ Dies hat wenig Autorität in den Handschriften und wird in vielen anderen Übersetzungen weggelassen. Auch wenn dies der Fall sein mag, ist es ein guter Rat in Bezug auf diese Art von Lehrern.

Viele denken, es wäre durchaus akzeptabel, mit Vertretern böser Lehren Gemeinschaft zu haben, auch wenn diese Lehrer Dinge vertreten, die der Wahrheit über die Person und das Werk Christi widersprechen. Sie denken, es wäre in Ordnung, solange sie persönlich diese Dinge nicht vertreten. Aber das ist naiv; früher oder später werden wir von diesen Dingen befleckt. Paulus tadelte die Korinther wegen ihrer falschen Lehre über die Auferstehung, die sie durch ihre Unachtsamkeit in Bezug auf ihre Beziehungen aufgeschnappt hatten. Er sagte: „Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1Kor 15,33). Dieser Vers wird oft im Zusammenhang mit der Gefahr verwendet, dass wir uns schlechte moralische Gewohnheiten aneignen, weil wir unvorsichtig mit unseren Kontakten sind. Aber in Wirklichkeit geht es darum, dass wir durch unsere Kontakte schlechte Lehren aufnehmen. Der Apostel Johannes macht deutlich, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir auf Menschen treffen, die nicht die Wahrheit über die Person Christi vertreten. Er sagt: „Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken“ (2Joh 11). Das bedeutet: Auch wenn wir solche bösen Lehren nicht vertreten, werden wir als Teilhaber an ihnen angesehen, wenn wir mit denen verkehren, die das tun! Da die Verbindung mit dem Bösen verunreinigt, ist die Art und Weise, wie wir mit solchen Irrlehrern im Haus Gottes umgehen, dass wir uns von ihnen „zurückziehen“ (2Tim 2,16-21).

In diesen Versen stellt Paulus zwei Arten von „Gewinn“ gegenüber: materiellen Gewinn (1Tim 6,5 „beständige Zänkereien von Menschen, die an der Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben, die meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn.“) und geistlichen Gewinn (1Tim 6,6 „Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn;“). Falsche Lehrer propagieren oft materiellen Gewinn in ihrem Dienst, aber wahres Christentum fördert geistlichen Gewinn und Zufriedenheit mit dem, was Gott an zeitlichen Dingen gegeben hat. Er sagt: „Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn.“ Er sagt auch: „Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“ Paulus war ein praktisches Beispiel dafür (Phil 4,11-13 (11) Nicht, dass ich dies des Mangels wegen sage, denn ich habe gelernt, worin ich bin, mich zu begnügen. (12) Ich weiß sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiß Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden. (13) Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.“). Wir könnten uns fragen: „Was ist mit einer Wohnung?“ Das griechische Wort für „Bedeckung“ wird hier nicht gesondert spezifiziert. Es wird nicht gesagt, um welche Art von Bedeckung es sich handelt: Es ist also weit genug gefasst, um eine Bedeckung unseres Hauptes in Form einer Wohnung (einer Unterkunft) einzuschließen.

Habgierige (V. 9-16)

Nachdem Paulus von den Irrlehrern gesprochen hat, deren Wirken die Begierde derer fördert, die unter ihrer Lehre stehen, kommt er nun auf die Gruppe derer zu sprechen, die ihre Lehre annehmen. Er bezeichnet sie als „die aber, die reich werden wollen“. Es sind Habgierige, die von der fleischlichen Ausrichtung des Dienstes der Irrlehrer angezogen werden.

Vers 9

1Tim 6,9: Die aber, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang.

Wenn Paulus sagt: „Die aber, die reich werden wollen“, meint er nicht unbedingt reiche Menschen, sondern diejenigen, die reich sein „wollen“. Das Übel, das er anprangert, ist, sich das Ziel zu setzen, reich zu werden. Ein Armer kann dieses böse Verlangen ebenso haben wie ein Reicher. Dies veranlasst Paulus, Timotheus eine ernste Abhandlung über den Gebrauch und den Missbrauch von Reichtum zu geben, die sich durch den Rest des Kapitels zieht. Er gibt einige sehr notwendige Worte der Ermahnung für diejenigen, die in der westlichen Wohlstandsgesellschaft leben, in der der Wohlstand das Christentum fast getötet hat.

Er sagt zu Timotheus, dass diejenigen, die nach Reichtum streben, „in Versuchung und Fallstrick fallen und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang“. Das bedeutet nicht, dass Christen, die nach Reichtum streben, ihr Heil verlieren würden, sondern dass die Sünde des Strebens nach Reichtum so gefährlich und blendend ist, dass sie die Menschen in ihren Sünden davon abhält, zu Christus zu kommen. Das Wissen, dass diese Sünde eine solche Macht über die Seele eines Menschen hat, sollte jeden nüchternen Christen alarmieren und ihn veranlassen, jeden Gedanken an das Verlangen nach Reichtum zu verurteilen und aufzugeben.

Vers 10

Paulus fährt mit seiner Warnung fort und sagt:

1Tim 6,10: Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.

Dieser Vers wird oft falsch zitiert, so als stünde dort: „Geld ist die Wurzel alles Bösen.“ Aber das stimmt nicht; es ist die Liebe zum Geld, die die Wurzel allen Bösens ist. Reichtum an sich wird nicht verurteilt, sondern die „Liebe“ zum Reichtum und der „Wille“ (das Verlangen), reich zu sein. Er will damit sagen, dass ein Mensch, der das Geld übermäßig liebt, sich allen möglichen Übeln aussetzt, die gegen seine Seele kämpfen. Diejenigen, die mit einem bösen Verlangen nach Reichtum streben, denken, dass sie Freude und Glück bekommen würden – aber es bringt nur Schmerz hervor. Sie suchen nach viel Reichtum, aber was sie bekommen, ist „viel Schmerz“. Seien wir gewarnt und denken wir daran, dass die Liebe zum Geld nicht immer damit beginnt, dass man Tausende von Euros hat; sie kann auch damit beginnen, dass man ein paar Cent liebt! Paulus lobt nicht die Armut, er warnt vor der Habgier.

Verse 11.12

1Tim 6,11.12: 11 Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes. 12 Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.

Angesichts der Zunahme von Irrlehren und des Strebens nach materiellem Gewinn bei vielen im Haus Gottes ermahnt Paulus Timotheus zu vier Dingen:

  • Er soll die Habsucht „fliehen“.
  • Er soll in seinem persönlichen Leben den moralischen Charakterzügen des Reiches „nachstreben“.
  • Er soll den guten Kampf des Glaubens „kämpfen“.
  • Und nicht zuletzt soll er „das ewige Leben ergreifen“.

Durch diese Dinge würde Timotheus in der Lage sein, vor allen ein „gutes Bekenntnis“ abzulegen.

Es gibt eine moralische Ordnung für diese Dinge: In dem Maß, wie der Niedergang des christlichen Zeugnisses voranschreitet (1Tim 4,1 „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen,“), wird der Widerstand gegen die christliche Offenbarung der Wahrheit, wie Paulus sie lehrte, wachsen. Daher war es dringend notwendig, dass ein Mann wie Timotheus „den Kampf des Glaubens“  aufnimmt, das heißt für die ganze Wahrheit Gottes eintritt. Timotheus hätte jedoch keine Kraft in diesem „guten Kampf“, wenn er nicht zuerst das Böse fliehen und dem Guten nachstreben würde.

In seinem Appell an Timotheus spricht Paulus ihm ein sehr hohes Lob aus, indem er ihn einen „Mann {od. Mensch} Gottes“ nennt. Dieser Begriff taucht in der Heiligen Schrift nur auf, wenn die Masse des bekennenden Gottesvolkes in ihrer kollektiven Verantwortung versagt hat. Er bezeichnet einen Mann, der treu für Gott eintritt und sich für Ihn einsetzt, wenn diejenigen, die behaupten, Gott zu kennen, sich als untreu erweisen. Der Begriff wird immer in der Einzahl verwendet, was bedeutet, dass die Treue eine rein individuelle Angelegenheit ist. Im ersten Brief wendet Paulus den Begriff auf Timotheus an, aber im zweiten Brief wendet er ihn auf alle an, die an einem bösen Tag treu wandeln wollen (2Tim 3,16.17 (16) Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, (17) damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.“).

Wie bereits erwähnt, musste Timotheus zunächst das Verlangen nach Reichtum „fliehen“. Er sollte nicht vor dem Geld fliehen, sondern vor der Begierde danach. Die „Versuchung und [der] Fallstrick“ (1Tim 6,9), der mit einem solchen bösen Streben einhergeht, hat viele, die sonst im Dienst des Herrn hilfreich gewesen wären, entgleisen lassen. Der Herr selbst warnt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13). Der Mammon war der kanaanäische Gott des Reichtums und des Wohlstandes. Er steht als Symbol für die Gier nach materiellem Wohlstand und Reichtum. Wenn Timotheus sich nach „diesen Dingen“ sehnte, könnte er im geistlichen Kampf nicht erfolgreich sein.

Es genügte nicht, dass Timotheus das Böse mied; er sollte auch nach „Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes“ streben. Diese moralischen Kennzeichen des Reiches Gottes sollten in ihm als ein lebendiger Beweis der Wahrheit sein (Röm 14,17 „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“). Solche Eigenschaften, die für einen Mann Gottes erforderlich sind, werden nicht zufällig Teil einer Person; sie müssen angestrebt werden. Das bedeutet, dass die Seele geübt und das Herz entschlossen sein muss, um solche Eigenschaften zu erwerben.

Nachdem er diese Dinge getan hatte, würde Timotheus die moralische Kraft und den Mut erlangen, „den guten Kampf“ zu kämpfen, das heißt „für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen“ (Jud 3). Die Tatsache, dass es einmal „kämpfe“ und ein anderes Mal „Kampf“ heißt, zeigt, dass ein echter Krieg im Gange ist, um die Wahrheit zunichtezumachen. Es gibt viele Mittel, die gegen das christliche Zeugnis eingesetzt werden, und viele Widersacher (1Kor 16,9 „denn eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan, und die Widersacher sind zahlreich.“; 2Kor 2,11 „damit wir nicht vom Satan übervorteilt werden; denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt.“).

Timotheus sollte „den guten Kampf kämpfen“ (1Tim 1,18), aber nicht, indem er sich in fleischliche Auseinandersetzungen um die Wahrheit verwickelte. Er sollte die Wahrheit aus der Position heraus darlegen, in der er sie gegenwärtig genießt. Deshalb fügt Paulus noch etwas Viertes hinzu: die Notwendigkeit, „das ewige Leben zu ergreifen“. Was ist damit gemeint? Das ewige Leben gehört uns von dem Augenblick an, seitdem wir an das Evangelium glauben (Joh 3,15.16 (15) damit jeder, der an ihn glaubt, [nicht verloren gehe, sondern] ewiges Leben habe. (16) Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“), aber wir werden ermahnt, es in einem praktischen Sinn zu „ergreifen“. Jeder Christ besitzt das ewige Leben als Gabe Gottes (Röm 6,23 „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“), aber dieses Leben praktisch zu ergreifen, ist eine andere Sache. Das Wesen des ewigen Lebens ist die bewusste Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn (Joh 17,3 „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“; 1Joh 1,3 „was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“) in der Kraft des innewohnenden Geistes Gottes (Joh 4,14 „wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“). Dieses Leben zu ergreifen, bedeutet also, in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn zu leben. Darin liegt das Geheimnis der Kraft, „das gute Bekenntnis“ zu bezeugen.

Der habgierige Christ kämpft um seinen Reichtum, der treue Christ aber kämpft um die Wahrheit. Die Ergebnisse dieses unterschiedlichen Strebens liegen weit auseinander; der habgierige Christ „irrt vom Glauben ab“ (1Tim 6,10), aber der treue Christ steht fest im „Kampf des Glaubens“ (1Tim 6,12).

Vers 13

1Tim 6,13: Ich gebiete dir vor Gott, der alles am Leben erhält, und vor Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis bezeugt hat, …

Wenn wir das gute Bekenntnis bezeugen, werden wir sicherlich auf Widerstand stoßen. Paulus verharmlost das nicht. Die Verfolgung würde kommen (2Tim 3,12 „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“), doch er erinnert Timotheus daran, dass er „vor Gott, der alles am Leben erhält“, lebte. Er erwähnt dies, um Timotheus’ Vertrauen  in den Herrn zu stärken, so dass er furchtlos in seinem Zeugnis für die Wahrheit stünde. Um ihn weiter zu ermutigen, stellt Paulus ihm den Herrn Jesus als das vollkommene Beispiel der Treue vor Augen.

Es ist angebracht, dass dieser Brief, der sich mit denen beschäftigt, die das Haus Gottes bilden und die das Wesen Gottes in angemessener Weise offenbaren, mit der letzten Offenbarung Gottes in der Person Christi schließt. Als Christus hier auf der Erde war, war Er der große Bekenner der Wahrheit und der vollkommene Repräsentant Gottes. Er „bezeugte das gute Bekenntnis vor Pontius Pilatus“, indem Er Gott im Angesicht unvorstellbarer Widerstände vollkommen offenbarte. Er ging vor Pilatus keine Kompromisse ein, sondern blieb unbeugsam in seinem Bekenntnis, auch wenn Er nur wenig Worte machte.

Vers 14

1Tim 6,14: … dass du das Gebot unbefleckt, unsträflich bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus, …

Paulus erwähnt nicht, dass das gute Bekenntnis unseres Herrn mit seinem Märtyrertod durch böse Menschen endete – was für Timotheus eine reale Möglichkeit war. Stattdessen weist er ihn auf „die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus“ hin. Um Timotheus in seinem Eintreten für die Wahrheit weiter zu ermutigen, erinnert Paulus ihn daran, dass Treue an jenem zukünftigen Tag ihren Lohn finden wird. Wenn er das Gebot (der Auftrag) „unbefleckt, unsträflich“ bewahrte, gäbe es eine Belohnung, und sie würde bei der Erscheinung Christi offenbart werden. Auch wenn jedes Bekenntnis wegen des Unglaubens der Menschen nutzlos zu sein scheint, werden die Ergebnisse einer solchen Treue bei der Erscheinung Christi vor allen sichtbar werden.

Verse 15.16

1Tim 6,15.16: … 15 die zu seiner Zeit zeigen wird der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren, 16 der allein Unsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann, dem Ehre sei und ewige Macht! Amen.

Im Zusammenhang mit der Belohnung, die wir am kommenden Tag für unser heutiges Bekenntnis erhalten, weist Paulus auf die große Belohnung hin, die Christus bei seiner Erscheinung erhalten wird. „Zu seiner Zeit“ (bei der Erscheinung) wird „der gesegnete und alleinige Machthaber“ (Gott) allen „den König der Könige und den Herrn der Herren“ (Christus) „zeigen“. (Es ist schwer, zu unterscheiden, ob sich die Pronomen in diesen Versen auf Gott, den Vater, oder auf den Herrn Jesus Christus beziehen; doch das, was wir gesagt haben, scheint die allgemein akzeptierte Aussage des Textes zu sein.)

Die Aussage des Textes ist folgende: Da der Herr Jesus bei seinem ersten Kommen Gott treu offenbart hat, wird Ihn Gott bei seinem zweiten Kommen offenbaren. Es wird eine herrliche Offenbarung sein, aber nicht von Christus in seiner wesenhaften Gottheit, denn diese liegt jenseits der Erkenntnis der Geschöpfe, und Er wohnt in einem unzugänglichen Licht. In seinem eigentlichen Wesen hat Gott „allein“ Unsterblichkeit und wohnt in einem unzugänglichen Licht, das kein Mensch gesehen hat und auch nicht zu sehen vermag. Gott, in seinem abstrakten Wesen, wird an jenem Tag nicht zu sehen sein, aber Christus, als verherrlichter Mensch, wird der Mittelpunkt aller sichtbaren Herrlichkeit sein. John N. Darby sagt:

Es ist Gott in der Absonderung seines Wesens, in der Ihm eigenen Unwandelbarkeit seines Seins, in den Rechten seiner Majestät und vor allen Menschen verhüllt.[3]

Nachdem er von der Größe Gottes und der Herrlichkeit Christi gesprochen hat, kann Paulus nicht umhin, eine kleine Doxologie [Lobpreisung] hinzuzufügen: „dem Ehre sei und ewige Macht! Amen.“

Wohlhabende Geschwister (V. 17-19)

Verse 17.18

1Tim 6,17.18: 17 Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss; 18 Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam, …

Nachdem Paulus in diesem Kapitel von materiellem Reichtum und solchen, die danach streben, gesprochen hat, kommt er auf eine letzte Gruppe von Personen im Haus Gottes zu sprechen: reiche Glaubensgeschwister. Er bezeichnet sie als die „Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf“. Der weltliche Verstand hätte sie an die erste Stelle der langen Liste von Personen gesetzt, die genannt werden, aber Paulus setzt sie an die letzte Stelle. Das ist kein Zufall; er zeigt uns, dass wir vor Menschen keinen Respekt haben sollten, weil sie eine bestimmte gesellschaftliche Stellung im Leben haben (Jak 2,1-4 (1) Meine Brüder, habt den Glauben unseres Herrn Jesus Christus, des Herrn der Herrlichkeit, nicht mit Ansehen der Person. (2) Denn wenn in eure Synagoge ein Mann kommt mit goldenem Ring, in prächtiger Kleidung, es kommt aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung herein, (3) ihr seht aber auf den, der die prächtige Kleidung trägt, und sprecht: Setze du dich bequem hierher, und zu dem Armen sprecht ihr: Stelle du dich [dorthin], oder setze dich [hier] unter meinen Fußschemel; (4) und habt ihr nicht unter euch selbst einen Unterschied gemacht und seid Richter mit bösen Gedanken geworden?“).

Timotheus sollte den Brüdern, die in dieser Welt reich waren, „gebieten“, dass sie sich nicht mit ihrem Reichtum beschäftigen sollten. Paulus möchte, dass sie nicht auf ihren Reichtum „ihre Hoffnung setzen“, sondern auf „den lebendigen Gott“, denn Reichtum kann Flügel bekommen und wegfliegen (Spr 23,4.5 (4) Bemühe dich nicht, reich zu werden, lass ab von deiner Klugheit. (5) Willst du deine Augen darauf hinfliegen lassen, und siehe, fort ist es? Denn sicherlich verschafft es sich Flügel wie ein Adler und fliegt zum Himmel.“). In Psalm 62,11 „Vertraut nicht auf Erpressung, und setzt nicht eitle Hoffnung auf Raub. Wenn der Reichtum wächst, so setzt euer Herz nicht darauf!“ heißt es: „Wenn der Reichtum wächst, so setzt euer Herz nicht darauf!“

Paulus geht auf drei große Gefahren ein, vor denen sich die Reichen hüten müssen:

  • Arroganz („hochmütig“)  – die Einstellung, dass sie eine bevorzugte Behandlung verdienen, weil sie anderen Gläubigen überlegen wären (1Tim 6,17a „Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss;“)
  • Unabhängigkeit („auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen“) – sich nicht auf Gott verlassen, wenn es um die täglichen Bedürfnisse im Leben geht (1Tim 6,17b „Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss;“)
  • Egoismus („freigebig zu sein“ und „mitteilsam“) – materiellen Reichtum anhäufen, während andere in Not sind (1Tim 6,18 „Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam,“)

Vers 19

1Tim 6,19: … indem sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, damit sie das wirkliche Leben ergreifen.

Alle, die auf ihren Reichtum verzichten, legen sich eine Belohnung „für die Zukunft“ an, und sie gewinnen auch eine gegenwärtige Belohnung, nämlich den Genuss des ewigen „wirklichen Lebens“ in dieser Zeit. Dies bezieht sich auf die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Alle, die dieses Vorrecht genießen, haben das Geheimnis des Lebens gefunden. Diejenigen, die diese geistliche Dimension in ihrem Leben nicht kennen, leben nicht wirklich, denn das Leben, das Substanz hat, ist nicht in Geld zu finden oder in dem, was man mit Geld kaufen kann.

Der Herr lehrt, dass man dem ungerechten Mammon nicht dienen sollte, sondern ihn im Hinblick auf die Zukunft nutzen sollte. Er sagt: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch aufnehme in die ewigen Hütten“ (Lk 16,9). Der irdische Reichtum wird sicherlich „zu Ende gehen“ in dem Sinne, dass er nicht bis in die Ewigkeit reichen wird. Aber während das Geld nicht bleiben wird, wird die Art und Weise, wie wir es benutzt haben, bleiben.

Schlussworte (V. 20.21)

Verse 20.21

1Tim 6,20.21: 20 O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich sogenannten Kenntnis wegwendest, 21 zu der sich bekennend einige von dem Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit dir!

Paulus schließt den Brief mit der herzlichen Bitte an Timotheus, das ihm „anvertraute Gut“ der Wahrheit zu bewahren. Er sollte sich von jeder Vermischung von Wahrheit und „ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich sogenannten Kenntnis wegwenden“; solche Dinge würden die Wahrheit nur verderben. Diese Dinge entstammen dem philosophischen Denken des Menschen. Diejenigen, die solche Gedanken annehmen und sie mit dem christlichen Dienst vermischen, sind „vom Glauben abgeirrt“. Timotheus sollte sich davor hüten, eine solche Vermischung in seinem Dienst zuzulassen.

Paulus erinnert ihn an den Zustrom von „Gnade“, den Gott ihm schenken würde, um ihn zu dem Werk zu befähigen, das er tun sollte.

Obwohl Paulus lange vor dem Aufkommen und der Entwicklung der Irrlehren schrieb, die man heute in der Christenheit leicht erkennen kann, ist es doch erstaunlich, dass er in diesem Brief an Timotheus das Wesen dieser Irrlehren aufdeckt. Es ist eine Bestätigung dafür, dass er unter Inspiration geschrieben hat:

  • 1. Timotheus 4,1-5 (1) Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen, (2) durch die Heuchelei von Lügenrednern, die betreffs des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet sind, (3) verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen. (4) Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; (5) denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.“ hat eine Anwendung auf den Katholizismus – das Verbot, zu heiraten und am Freitag kein Fleisch zu essen.
  • 1. Timotheus 6,3.4 (3) Wenn jemand anders lehrt und nicht beitritt den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist, (4) so ist er aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken, aus denen entsteht: Neid, Streit, Lästerungen, böse Verdächtigungen,“ findet Anwendung auf die protestantische (Bundes-)Theologie, die dazu ermutigt, sich in irdischen Angelegenheiten zu engagieren, um die Welt zu verbessern.
  • 1. Timotheus 6,5-8 (5) beständige Zänkereien von Menschen, die an der Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben, die meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn. (6) Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn; (7) denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, [ so ist es offenbar,] dass wir auch nichts hinausbringen können. (8) Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“ findet Anwendung auf die moderne evangelikale charismatische Bewegung, deren „Wohlstandsevangelium“ zur Geldgier ermutigt.
  • 1. Timotheus 6,20 „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis wegwendest,“ bezieht sich auf die Vermischung von Philosophie und Wahrheit, die heute im christlichen Dienst an der Tagesordnung ist.

Zusammenfassung der verschiedenen Beziehungen im Haus Gottes und wie ein angemessenes Verhalten aussieht:

  • gegenüber älteren Männern: mit Respekt
  • gegenüber jüngeren Männern: mit brüderlicher Liebe
  • gegenüber älteren Frauen: mit Höflichkeit
  • gegenüber jüngeren Frauen: mit aller Keuschheit [Reinheit]
  • gegenüber Witwen (ältere und jüngere): in unterschiedlicher Weise
  • gegenüber Vorstehern: mit doppelter Ehre
  • gegenüber irrenden Geschwistern: mit Zurechtweisung
  • neuen Bekanntschaften: mit Vorsicht
  • gegenüber Dienern (Knechte): mit der Ermahnung, sich ihren Herren zu unterwerfen
  • gegenüber irrenden Lehrern: mit Trennung
  • gegenüber Habsüchtigen: mit dem Fliehen der Liebe zum Geld
  • gegenüber Wohlhabenden: ohne Parteilichkeit

Quelle: The First Epistle of Paul to Timothy: The Order of God’s House
E-Book Version 1.5 (März 2019)

Übersetzung: Stephan Isenberg

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Anmerkungen

[1] H. Smith, Der erste Brief an Timotheus, Kommentar zu 1. Timotheus 6,3 „Wenn jemand anders lehrt und nicht beitritt den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist,“. Quelle: bibelkommentare.de.

[2] H. Smith, Der erste Brief an Timotheus, Kommentar zu 1. Timotheus 6,3 „Wenn jemand anders lehrt und nicht beitritt den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist,“. Quelle: bibelkommentare.de

[3] J.N. Darby,  Betrachtung über 1. Timotheus (Synopsis), zu Kapitel 6. Quelle: bibelkommentare.de.

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