Zwei Söhne
Echte Bekehrung und gehorsamer Dienst

Philip Nunn

© SoundWords, online seit: 01.09.2008, aktualisiert: 24.12.2020

Leitverse: Lukas 15,11-31; Matthäus 21,28-32

In den Evangelien finden wir zwei Gleichnisse über einen Vater mit zwei Söhnen. Das erste, das gewöhnlich „Das Gleichnis vom verlorenen Sohn“ genannt wird, wurde von Jesus vor einer gemischten Gruppe von Zöllnern, Sündern, Pharisäern und Gesetzgelehrten erzählt. Jesus wurde kritisiert, weil Er sich in der Umgebung von Sündern aufhielt. Durch dieses Gleichnis zeigte Er, dass seine Handlungsweise in Harmonie mit dem Herzen des Vaters war. Das andere Gleichnis handelt von einem Vater mit zwei Söhnen und einem Weinberg. Jesus erzählte diese kurze Geschichte, während Er das Tempelgelände in Jerusalem besuchte, vor einer gemischten Gruppe, in der sich auch die Hohenpriester und Ältesten des Volkes befanden. Durch dieses Gleichnis machte Jesus etwas ganz deutlich, nämlich dass, während die religiösen Leute nur über Gehorsam sprachen, die Zöllner und Prostituierten tatsächlich Buße taten und gehorchten. Obwohl diese Gleichnisse an eine jüdische Hörerschaft gerichtet waren, illustrieren sie doch sehr schön den Vorgang einer echten Bekehrung und die Notwendigkeit für einen gehorsamen Dienst. Sehen wir sie uns näher an.

1. Zwei Sünder und echte Bekehrung

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-31)

Lk 15,11-31: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne; und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte. Als er aber alles verschwendet hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes; und der schickte ihn auf seine Felder, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Futterpflanzen, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm. Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner. Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Der Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen. Und er rief einen der Knechte herzu und erkundigte sich, was das wohl wäre. Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. Er aber wurde zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und drang in ihn. Er aber antwortete und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre; da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und all das Meine ist dein. Man musste doch fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, und verloren und ist gefunden worden.

Die englische Bezeichnung für den „verlorenen“ Sohn bedeutet „verschwenderisch“. Diese traditionelle Bezeichnung für das Gleichnis wurde gewählt, weil der jüngere Sohn sein Erbe verschwendet hatte. Aber dieses Gleichnis hat neben dem verlorenen Sohn noch weitere wichtige Akteure, und Verschwendung ist auch nicht das zentrale Thema des Gleichnisses. Man hat einige bessere Titel vorgeschlagen, wie „Das Gleichnis vom liebenden Vater“ oder „Das Gleichnis von den verlorenen Söhnen“. Ganz deutlich liebte der Vater in dieser Geschichte seine beiden Söhne, und jeder Sohn hatte sein eigenes spezielles Problem.

(a) Der jüngere Sohn: Der weltliche Sünder

Der jüngere der beiden Söhne hatte die tägliche Routine zu Hause satt. Der Gedanke, „sein eigener Herr zu sein“ ohne irgendwelche von außen auferlegten Einschränkungen, gefiel ihm zu gut. Er forderte seine Rechte ein, und dann reiste er ab, um Erfüllung, Spaß und Selbstverwirklichung zu suchen. Das ist ein trauriges, aber realistisches Bild unseres menschlichen Herzens. Von Natur aus sind wir ganz auf uns selbst bezogen. Wir mögen es nicht, wenn man uns sagt, was wir tun sollen.

Selten erfüllt der Spaß unsere Erwartungen. Manchmal wohl, manchmal übersteigt er sogar unsere Erwartungen, aber nur für eine Zeitlang. Wenn die Begeisterung abkühlt und der Glanz verschwindet, wird uns unser Durst wieder bewusst. Wie der jüngere Sohn rennen wir einer neuen Erfahrung nach oder kaufen uns ein anderes Spielzeug. Manche, weil sie nicht anders können, manche nach eigener Wahl – viele gehen völlig in einer solchen seichten Existenz auf und leben darin bis zu ihrem Todestag! Andere wachen irgendwann auf und beenden dann selbst ihr Leben, weil sie keine lebenswerte Alternative finden.

In diesem Gleichnis wird der Sohn schließlich mitten in einer ernsten Krise wach: Er war pleite, allein und hungrig. Wieder sehen wir darin ein realistisches Bild unseres menschlichen Herzens. Wir brauchen scheinbar oft eine verzweifelte Situation, eine Krise, um aufzuwachen. „Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner. Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr“ (Lk 15,17-20).

Hat der Herr irgendeine Krise in deinem Leben zugelassen? Hast du angefangen, deine eigene Leere, deine eigene Sündhaftigkeit zu fühlen? Bekehrung ist mehr, als ein „Gebet des Glaubens“ zu wiederholen. Echte Bekehrung beginnt mit einem Gefühl der Verzweiflung: mit echter Buße. Wir sind davon überzeugt, dass wir Sünder sind und dass wir den heiligen und allmächtigen Gott beleidigt haben! Das führt uns zur Buße. Wie der jüngere Sohn kehren wir um; wir bekennen unsere Schuld und werfen uns in die Arme des Vaters, um Erbarmen zu bekommen. Und nur dann werden wir erfahren, was dieser junge Mann entdeckte: dass der Vater nicht zornig auf uns ist, obwohl Er alles Recht dazu hätte. Der Vater ruft nur: „Bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein“ (Lk 15,23.24).

Es ist bemerkenswert, dass der zur Buße bereite Sohn allein zurückkam. Er ging nicht nach Hause mit seinen befreundeten Prostituierten noch kam er mit ein paar von seinen Schweinen an. Er versuchte nicht, günstige Umstände auszuhandeln oder persönliche Bedingungen zu stellen, bevor er sich wieder in das Haus seines Vaters eingliederte. Echte Buße führt zu Zerbrochenheit und Demut. Mit der Zeit wird sich Buße auf natürliche Weise durch einen veränderten Lebensstil zeigen.

(b) Der ältere Sohn: Der religiöse Sünder

Als Jesus dieses Gleichnis erzählte, stellte der ältere Sohn die Pharisäer und Gesetzgelehrten dar. Dieser Sohn war damit beschäftigt, auf dem Feld des Vaters zu arbeiten. Heute könnte dieser ältere Bruder die religiösen Leute darstellen, diejenigen, die ständig versuchen, Dinge für Gott zu tun und ihre Mitgläubigen zufriedenzustellen. Natürlich war es positiv, dass er auf dem Feld des Vaters beschäftigt war. Aber genau wie sein jüngerer Bruder hatte er auch ein ernstes inneres Problem: Sein Herz war nicht (auf-)richtig. Der ältere Sohn arbeitete aus einem falschen Grund, er verglich sich selbst mit anderen, und er hatte eine überzogen optimistische Perspektive davon, wie gut er das tat: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein Böcklein gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich wäre“ (Lk 15,29).

Obwohl der Sohn in der Nähe seines Vaters lebte, war er nicht im Einklang mit dem Herzen des Vaters. Sein Traum war es, mit gleichgesinnten „Freunden“ zu feiern und nicht mit seinem Vater. Als sein Vater glücklich und voller Freude war, war der ältere Sohn bitter, sogar zornig. Das ist ein bewegendes Bild eines Christentums ohne Gottes Gnade. Freuen wir uns, du und ich, wenn unser himmlischer Vater sich freut? Immer?

Unser religiöses Herz ist sehr betrügerisch. Die Tatsache, dass wir hart auf dem Feld des Vaters arbeiten, uns selbst unsere Freiheiten einschränken und ernsthafte Opfer bringen, beruhigt unser Gewissen. Wir beginnen vielleicht zu fühlen, dass uns der Vater jetzt ein bisschen mehr lieben sollte als diejenigen, die nicht so hart arbeiten. Wir können sogar ein wenig kritisch werden gegenüber solchen Christen, die irgendwie entspannter wirken oder auf eine andere Weise auf dem Feld arbeiten. Während die Jahre so vorbeigehen, geschieht ganz unbemerkt etwas: Nachdem wir lange Zeit auf dem Feld tätig waren, fangen wir an zu denken, dass wir wissen, wie die Dinge laufen sollten. Zum Nutzen für den Vater und das Feld stellen wir ein paar kleine „Regeln“ auf und zwingen sie den Leuten in unserer Umgebung auf. Wir lassen den Vater strenger erscheinen, als er wirklich ist, und schon bald sind wir da angekommen, dass wir uns nicht mehr freuen, wenn der Vater sich freut! Der ältere Sohn weigerte sich, in das Haus einzutreten und mit seinem Bruder und seinem Vater zu feiern. Warum? Der ältere Sohn wollte Gerechtigkeit und keine Gnade. Der jüngere Sohn sollte zuerst bestraft und dann wieder aufgenommen werden. Man sollte ihm nicht trauen, bis er greifbare Früchte der Buße gezeigt hatte. Wenn er das Haus des Vaters betreten und an der Feier teilnehmen würde, dann würde das seinem jüngeren Bruder eine falsche Botschaft vermitteln. Er selbst würde sich mit etwas verbinden, das er als Unrecht verurteilte. Sogar die Bitte seines Vaters hat seine Einstellung nicht verändert. Diejenigen, die keine echte Notwendigkeit für Gottes Gnade gespürt haben, deuten die Handlungen des Vaters leicht falsch. Sie sehen zu billig, zu leicht aus. Wenn wir mit der Art, wie Gott wirkt, nicht einverstanden sind, wird es schwierig, seine Freude zu teilen, wenn jemand Buße tut, um Vergebung bittet, zurückkommt oder seinen Wunsch ausdrückt, wieder aufgenommen zu werden.

Ich habe angefangen zu lernen, dass unser himmlischer Vater seine großzügigen Segnungen wie mit einer Dusche auf viele Personen, Projekte und Situationen ausgießt …, sogar auf solche, mit denen Er nicht völlig einverstanden ist! Wenn Er auf Vollkommenheit warten würde, bevor Er segnet, könnte Er keinen von uns jemals segnen! Unser Vater sieht und hört wahre Buße. Er weiß, wann unser Herz aufrichtig ist. Die Gnade unseres Vaters ist so groß, dass Er nicht nur segnet, sondern sich sogar gedrängt fühlt, mit uns zu feiern, obwohl Er doch weiß, dass es bei uns noch viel Anlass für Verbesserungen gibt! „Man musste doch fröhlich sein und sich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, und verloren und ist gefunden worden“ Lk 15,32).

Das ist kein Aufruf zur Selbstgefälligkeit. Wir wollen auf die Bibel gegründete, heilige und gehorsame Christen sein. Aber lass das, was noch fehlt, dich nicht davon abhalten, das zu feiern, was der Herr tut. Schließ dich dem Vater an und lerne, dich mitzufreuen, selbst wenn du Versagen und mögliche Schwierigkeiten sehen kannst.

2. Zwei Gläubige und gehorsamer Dienst

Das Gleichnis von den zwei Söhnen (Matthäus 21,28-32)

Mt 21,28-32: Was meint ihr aber? Ein Mensch hatte zwei Kinder; und er trat hin zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh heute hin, arbeite im Weinberg. Er aber antwortete und sprach: Ich will nicht. Danach aber reute es ihn, und er ging hin. Und er trat hin zu dem zweiten und sprach ebenso. Der aber antwortete und sprach: Ich gehe, Herr, und ging nicht. Wer von den beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sagen: Der Erste. Jesus spricht zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, dass die Zöllner und die Huren euch vorangehen in das Reich Gottes. Denn Johannes kam zu euch auf dem Weg der Gerechtigkeit, und ihr glaubtet ihm nicht; die Zöllner aber und die Huren glaubten ihm; euch aber, als ihr es saht, reute es auch danach nicht, so dass ihr ihm geglaubt hättet.

Die Errettung ist ein Geschenk. Wenn wir Buße tun und unser Leben dem Herrn übergeben, erhalten wir die Vergebung und werden sofort zu Kindern Gottes verwandelt. Wir können durch unsere Werke nichts zu dieser Errettung beitragen; wir können nur einfach und demütig glauben und empfangen. Aber dann, nach unserer Bekehrung, gibt es Arbeit, Werke, die getan werden müssen! „Was meint ihr aber? Ein Mensch hatte zwei Kinder; und er trat hin zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh heute hin, arbeite im Weinberg“ (Mt 21,28).

Diese Aufforderung war in einer Beziehung begründet: Ein Vater forderte seinen Sohn auf. Es war ein Befehl und nicht nur ein Vorschlag. Er bedeutete Arbeit und beinhaltete ein gewisses Maß an Dringlichkeit: heute. Die Lehren aus diesem Gleichnis lassen sich sehr gut auf jeden Christen heute anwenden.

(a) Der erste Sohn: Der arbeitende Christ

Wie reagierte der erste Sohn auf die Aufforderung des Vaters? „Er aber antwortete und sprach: Ich will nicht. Danach aber reute es ihn, und er ging hin“ (Mt 21,29).

Was für mögliche Gründe konnte dieser Sohn haben, um „Nein“ zu sagen? Warum weigern wir uns manchmal, uns im Werk des Herrn zu engagieren?

  • Autorität: Er mochte es nicht, dass ihm irgendjemand sagte, was er zu tun hatte. Er hatte da seine eigenen Vorstellungen.
  • Aufgabe: Er mochte nicht gern in Weinbergen arbeiten. Er zog angesehenere Jobs vor.
  • Beziehung: Vielleicht verstand er sich gerade nicht so gut mit seinem Vater, und ohne echte Gemeinschaft entsteht nicht der Wunsch, zu gehorchen.
  • Zeitplanung: Er war viel zu beschäftigt, um im Weinberg seines Vaters zu arbeiten. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.
  • Andere Mitarbeiter: Er mochte die anderen Leute nicht, die im Weinberg arbeiteten. Vielleicht teilten sie nicht seine eigenen Ideen. Vielleicht hatte ihn jemand einmal kritisiert.
  • Zweifel: Wenn dieser Sohn eine gewisse intellektuelle und philosophische Neigung hatte, könnte er vielleicht gezweifelt haben, ob dies wirklich die Worte seines Vaters waren. Hatten seine Worte vielleicht noch eine versteckte andere Bedeutung? Um ganz sicherzugehen, dachte er, ist es das Beste, Nein zu sagen!

Was auch seine Gründe gewesen sein mögen, er sagte „Nein“ und ging weg. Vielleicht ging er am Weinberg seines Vaters vorbei und sah dort die viele Arbeit, die dringend getan werden musste. Oder vielleicht brachte ihn die Enttäuschung in den Augen seines Vaters dazu, die Sache noch einmal zu überdenken. Hier wird gesagt, dass er „später“, nachdem er Zeit zum Überlegen gehabt hatte, seine Einstellung änderte und doch hinging. Hast du dich einem Ruf widersetzt, in einem Bereich seines Weinbergs zu arbeiten? Ruft dein Vater dich, in einem Sommerferien-Camp zu helfen, christliche Literatur zu verteilen oder den neuen Nachbarn einmal zu besuchen? Christlicher Dienst hat mit Gehorsam zu tun, mit einem Aufgeben unserer eigenen Geschmäcker, Vorstellungen und Meinungen. Wenn wir unseren Vater sagen hören: „Sohn, geh hin …“, sollten wir einfach „gehen“. Wenn Er sagt: „Arbeite … im Weinberg“, sagen wir demütig: „Ja, Herr!“ Und wenn Er sagt: „Heute“, dann hören wir auf, irgendetwas zu versprechen und von der Zukunft zu träumen, dann handeln wir!

(b) Der zweite Sohn: Der Christ, der nur redet

Der Vater kam zu seinem zweiten Sohn mit der gleichen Aufforderung. Seine sofortige Antwort muss eine große Freude für die Ohren des Vaters gewesen sein. „Und er trat hin zu dem zweiten und sprach ebenso. Der aber antwortete und sprach: Ich gehe, Herr, und ging nicht“ (Mt 21,30).

Kannst du dir vorstellen, wie das Gesicht des Vaters langsam immer trauriger wurde, bis er ganz enttäuscht aussah, als der Tag vorbeigegangen war?

Das Verhalten dieses zweiten Sohnes spricht von dieser Sorte von spontanen, impulsiven Christen oder, um es näher zur Realität auszudrücken, es spricht von dir und mir in diesen Augenblicken, wo wir ganz schnell Ja sagen, wenn wir den Ruf zu einem Dienst hören, aber es scheinbar nicht auf die Reihe bekommen, diesen Dienst dann auch wirklich zu tun. Vielleicht erinnerst du dich an diese glücklichen und emotional geladenen Augenblicke, als du im Lied ein ernsthaftes Versprechen gesungen hast, zu gehorchen und Ihm zu folgen, egal wohin, egal zu welchem Preis, bis zum Ende deines Lebens! Warum sagte der zweite Sohn Ja, aber setzte es dann nicht in die Tat um? Wir wollen uns einige Möglichkeiten ansehen:

  • Ernsthaftigkeit: Er sagte Ja, um seinen Vater glücklich zu machen, aber er meinte es nicht wirklich so.
  • Eindruck/Image: Es gab andere Leute, die zuhörten, deshalb sagte er Ja, damit sie denken konnten, dass er ein guter, gehorsamer und arbeitswilliger Sohn war.
  • Opfer: Er dachte zuerst, dass es ein leichter Job würde dort im Weinberg, aber als er hörte, dass die Aufgabe hart und schwierig war, änderte sich seine Einstellung.
  • Sozial: Später hörte er, dass sein anderer Bruder nicht in den Weinberg ging. Ohne ihn würde die Arbeit nicht so viel Spaß machen. So entschied er sich, nicht zu gehen.
  • Gerechtigkeit: Es erschien ihm nicht fair, wenn er ohne seinen Bruder arbeiten sollte.

Identifizierst du dich manchmal mit einer von diesen Begründungen? Es ist bemerkenswert, dass wir, anders als bei dem ersten Sohn, nichts davon hören, dass der zweite Sohn „es bedauerte“, „Buße tat“ oder „seine Einstellung änderte“ (Mt 21,29). Wir hören nur, dass er „nicht ging“ (Mt 21,30). Wenn dieses Weglassen eine Bedeutung hat, dann könnten einige Gründe dafür sein, nicht in den Weinberg zu gehen:

  • Prioritäten: Er war ein vielbeschäftigter Mann. Er versuchte, auf dem Weg zum Weinberg eine Reihe von anderen wichtigen Dingen zu tun, und hatte dann keine Zeit und Energie mehr.
  • Der richtige Zeitpunkt: Vielleicht wartete er, bis ein drohendes Regenwetter vorbeigezogen war! Der „ideale Augenblick“ kam nie. Aber er denkt immer noch ernsthaft über die Möglichkeit nach, später einmal zu helfen!
  • Vergesslichkeit: Er wurde abgelenkt und vergaß dadurch seinen Vater und den Weinberg.
  • Persönliche Konsequenz: Wie die meisten von uns kämpfte er ehrlich darum, das zu tun, von dem er sagte, er würde es tun. Es ist immer leichter zu reden, als zu arbeiten.

Vielleicht sind das die häufigsten Gründe, die uns zurückhalten, dem Aufruf unseres Vaters zu gehorchen, in seinem Weinberg zu arbeiten. Danach drehte sich Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten um und fragte sie: „Wer von den beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sagen: Der Erste. Jesus spricht zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, dass die Zöllner und die Huren euch vorangehen in das Reich Gottes“ (Mt 21,31).

Am Richterstuhl des Christus wird jeder von uns „empfangen, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses“ (2Kor 5,10). Solange du noch lebst, gibt es immer noch Arbeit für dich zu tun in seinem Weinberg. Was könntest du „heute“ tun?

Schluss

Diese beiden Gleichnisse handeln von zwei Söhnen mit gleichen Möglichkeiten, die in unterschiedlicher Weise reagierten. Der eine, mit einem demütigen Herzen, genießt die Vergebung und die Güte des Vaters. Der andere, mit einem selbstgerechten Herzen, protestiert gegen die Gnade, die der Vater zum Ausdruck bringt. Der eine arbeitet, nach einigem Überlegen, schließlich im Weinberg seines Vaters. Der andere wartet immer noch auf den richtigen Augenblick, um hinzugehen! Erkennst du dich in einem dieser vier Söhne wieder? Denk daran, dass unser himmlischer Vater immer noch mehr Gnade hat, die Er über diejenigen ausgießen möchte, die in ihrer Not zu Ihm kommen. Vergiss nicht, dass du ein Kind Gottes bist; sein Ruf gilt auch dir: „Sohn, geh hin und arbeite heute in meinem Weinberg.“

Philip Nunn
Eindhoven, NL
Februar 2008
www.philipnunn.com


Originaltitel: „Two Sons“; 2008
Quelle: www.philipnunn.com

Übersetzung: Frank Schönbach

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