Was tun wir im Himmel?
Unser Zustand und unsere Taten

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 25.11.2005, aktualisiert: 09.10.2021

Als ich einmal vor vielen Jahren eines meiner Kinder ins Bett brachte, sagte es: „Papa, ich habe überhaupt keine Lust, in den Himmel zu gehen!“ – „Warum nicht?“, fragte ich. – „Weil ich keine Lust habe, den ganzen Tag Vorträge …“ Ich habe dem Kind erzählt, dass ich mir das ganz gut vorstellen könnte; man würde davon ja eine ganz raue Kehle bekommen …

Aber zum Glück gibt es noch viele andere Dinge, die wir im Himmel tun werden. Auch wenn du noch jung bist, lohnt es sich, darüber einmal nachzudenken.

Die Bibel berichtet zwar nicht viel über dieses Thema; aber was dort steht, gibt uns doch ein Bild vom Himmel. Wir wollen das Thema einmal ganz kurz in zwölf Aspekten betrachten. Die ersten sechs Aspekte sind mehr von „statischer“ Art, das heißt, sie beschreiben mehr den Zustand, in dem wir uns in der Ewigkeit befinden werden, auch wenn wir sie in der Form von „Tu“-Wörtern wiedergeben. Die zweite Gruppe von sechs Tätigkeitswörtern ist mehr von „dynamischer“ Art; sie berichtet uns davon, was wir im Himmel tun werden.

Unser Zustand

(1) Wohnen

Im Vaterhaus sind viele „Wohnungen“, wo wir unseren ewigen Aufenthaltsort finden werden (Joh 14,1-3) oder, wie es Lukas 16,9 nennt, unsere „ewigen Zelte“ (vgl. 2Kor 5,1: „ein ewiges Haus in den Himmeln“). Der Himmel ist unser ewiges „Zuhause“. Das Wichtigste ist übrigens nicht, wo wir wohnen, sondern bei wem. Wir werden bei Jesus wohnen (Lk 23,43), beim Herrn (2Kor 5,1; 1Thes 4,17), bei Christus (Phil 1,23). Orte haben in der Bibel niemals eine Herrlichkeit in sich selbst, und dies gilt sogar für den Himmel. Die Herrlichkeit des Himmels beinhaltet nichts anderes, als dass der dreieine Gott ihn mit seiner Herrlichkeit erfüllt. Wir werden in der Gegenwart Gottes wohnen; beachte bitte: „wohnen“, nicht „als Gast übernachten“. Weil Gott unser Vater ist, wird der Himmel unser „eigener“ Wohnort sein. Wir werden dort genauso zu Hause sein wie Kinder, die bei ihren Eltern wohnen.

(2) Erben

Die Bibel sagt uns, dass wir Erben Gottes sind (Röm 8,17; Eph 1,11.14; Off 21,7). Das bedeutet nicht nur, dass wir mit Christus das Weltall erben, sondern auch, dass wir ein Erbteil empfangen, das im Himmel für uns aufbewahrt wird (1Pet 1,4). Paulus spricht von unserem „Erbe im Licht“ (Kol 1,12). Weil wir Kinder Gottes sind, werden wir unser eigenes Erbteil im Himmel haben, mit allen geistlichen Segnungen, die dazugehören (vgl. Eph 1,3.18). Dieser Punkt schließt sich an den vorigen an: Wir „erben“ den Himmel (vgl. Heb 9,16.17), weil wir Kinder dessen sind, dem der Himmel gehört.

(3) Ausruhen

Der Himmel ist auch ein Ort, wo die Glückseligen auf ewig „ruhen von ihren Mühen“ (Off 14,13). Wir werden im Himmel nicht träge und untätig sein (siehe vor allem Punkt 10–12), und doch ist der Himmel ein Ort ewiger Ruhe. Wir werden dort dienen (Punkt 11), doch dieser Dienst wird nie mehr mühsam und anstrengend sein. „Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken wie Gott von seinen eigenen“ (Heb 4,9.10). Der „Sabbat“ wird zuallererst das tausendjährige Friedensreich sein (vgl. Ps 92), aber die Sabbatruhe erstreckt sich über alle Ewigkeit.

(4) Genießen

Der Himmel ist ein Ort ewigen, glückseligen Genießens: „Glückselig die Toten, die im Herrn sterben“ (Off 14,13). Er ist der Ort, an dem Tränen, Trauer und Schmerz der Vergangenheit angehören (Off 21,4; vgl. Off 7,17). Der Himmel ist der Ort des Trostes (Lk 16,25), der Freude am Herrn (vgl. Mt 25,21.23; siehe auch Jes 35,10; 51,11: „ewige Freude“). Er ist der Ort einer Herrlichkeit, die „über jedes Maß hinausgeht“ (2Kor 4,17). Paulus zitiert [Jesaja 64,3 u. 52,15]: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1Kor 2,9).

(5) Verstehen

Der Himmel ist der Ort, wo wir viele Dinge verstehen werden, die wir heute auf der Erd noch nicht verstehen. Vielleicht meinte der Herr dies, als Er sagte: „Du wirst es aber nachher verstehen“ (Joh 13,7). Oder meinte Er das Kommen des Heiligen Geistes am Pfingsttag? Auf jeden Fall sagt 1. Korinther 13,10.12 über die Ewigkeit: „Wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden. … Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.“

(6) Leuchten

In Matthäus 13,43 sagt der Herr: „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reich ihres Vaters“ (vgl. Dan 12,3). Auch dies gilt zuallererst für das tausendjährige Friedensreich – aber hören die Gerechtfertigten nach tausend Jahren auf zu „leuchten“? Die Braut des Lammes ist mit der „Herrlichkeit Gottes“ bekleidet, sowohl im Friedensreich als auch in der Ewigkeit (Off 21,9-11). Sie ist eine „strahlende“ Braut, die auch nach tausend Jahren noch aussieht „wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“ (Off 21,2).

Unsere Taten

(7) Anschauen

Der Himmel wird ein Ort sein, wo die Glückseligen die Herrlichkeit des Herrn anschauen werden. Es war der Wille des Sohnes, dass wir, wie Er sagt, „meine Herrlichkeit anschauen, die du mir gegeben hast“ (Joh 17,24). Dann werden wir „von Angesicht zu Angesicht sehen“ (1Kor 13,12). „Wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1Joh 3,2). „Sie werden sein Angesicht sehen; und sein Name wird an ihren Stirnen sein“ (Off 22,4). „Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8). „Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird“ (Heb 12,14).

(8) Zu Tisch liegen/essen

Der Himmel ist der Ort, wo Gottes großes Fest mit seinem Volk und das der Glückseligen gemeinsam stattfindet. Dies wird in der Bibel oft durch das Bild einer Mahlzeit verdeutlicht (vgl. auch Punkt 4 und 9). Wenn die Bibel von dem „eingeborenen Sohn, der in des Vaters Schoß ist“ (Joh 1,18), spricht, haben wir es hier ebenfalls mit dem Bild einer Mahlzeit zu tun: der Sohn, der von Ewigkeit her „in des Vaters Schoß ist“. So sehen wir auch Lazarus „in Abrahams Schoß“ liegen (Lk 16,22.23). Von den Glückseligen spricht der Herr: „Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen“ (Lk 12,37). Etliche Male finden wir im Zusammenhang mit der ewigen Seligkeit das Bild vom „Essen“. Es ist nicht nur ein Bild für Gemeinschaft, sondern auch für ewigen Genuss: „Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist“ (Off 2,7); „Glückselig, die eingeladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes“ (Off 19,9; vgl. Off 2,17: „das verborgene Manna“; Off 7,17: „weiden“). Der Herr sagt selbst, dass Er „von diesem Gewächs des Weinstocks trinken wird … im Reich seines Vaters“ (Mt 26,29).

(9) Gemeinschaft üben

Der Himmel ist der Ort, wo das „ewige Leben“ von Natur aus zu Hause ist. Dieses Leben ist in der Person des Herrn Jesus zu uns herabgekommen (1Joh 1,1-3; 5,20) und wurde uns geschenkt, aber der Himmel wird der Ort sein, wo wir dies völlig erkennen werden (Mt 25,46; Joh 4,36; 12,25; Röm 6,22; Gal 6,8; Jud 21). Dort werden wir völlig erfahren, was uns mit dem ewigen Leben aufgeschlossen wurde: Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus (vgl. Joh 17,3).

(10) Regieren

Während des messianischen Reiches werden wir mit Christus regieren, aber diese Regentschaft wird nicht auf die tausend Jahre beschränkt bleiben: „Sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Off 22,5; vgl. 2,26). Auch im sogenannten ewigen Zustand, wenn Gott alles in allem sein wird (1Kor 15,28), werden wir mitherrschen über alles Geschaffene, das dann eine neue Schöpfung sein wird.

(11) Dienen

Das Tätigkeitswort „dienen“ drückt im Allgemeinen das aus, was unsere Aufgabe in der Ewigkeit sein wird. Einerseits werden wir, nach „unten“, mitregieren über das Geschaffene; andererseits werden wir, nach „oben“, dem dreieinen Gott unterworfen sein und Ihm dienen: „Und keinerlei Fluch wird mehr sein; und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr [= im neuen Jerusalem] sein; und seine Knechte werden ihm dienen“ (Off 22,3). Die NBG-Übersetzung [die Übersetzung der Niederländischen Bibelgesellschaft von 1951; Anm. d. Übers.] gibt „dienen“ hier als „verehren“ wieder (vgl. Punkt 12). Wir denken hier auch an Johannes 14,1-3, wo das Haus des Vaters unserer Meinung nach auch nicht getrennt gesehen werden kann von dem gleichen Ausdruck wie in Johannes 2,16. Dort bezieht er sich auf den Tempel. Die „vielen Wohnungen“ müssen in diesem Fall im Zusammenhang mit den Priesterwohnungen gesehen werden, die zum Tempel gehören (vgl. Hes 41,6.7). Im himmlischen Tempel gibt es „viele Wohnungen“ für die himmlischen Priester, die dort in alle Ewigkeit ihren „Tempeldienst“ ausüben werden (Off 7,15; 11,19; 14,15.17; 15,5.6.8; 16,1.17).

(12) Anbeten

Besonders im Buch der Offenbarung wird ausführlich über die ewige Anbetung gesprochen, die sowohl die Heiligen als auch die Engel Gott und dem Lamm im Himmel darbringen werden. „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lobpreis. Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an“ (Off 5,8-14; vgl. Off 4,10.11; 11,16-18; 19,1-8; siehe auch Off 7,9-12).


Aus Bode, Nr. 141, April 1998

Übersetzung: Gabriele Naujoks

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