Von Schwachheit zum Sieg (3)
Endgültiger Sieg

John Henry Bosley Menzies

© Soundwords, online seit: 27.07.2016, aktualisiert: 23.09.2020

Als Gideon seine Aufgabe begann, erhielt er viele Momente der Ermutigung. Das Ende wurde ihm bereits versichert, bevor der Kampf überhaupt beginnen konnte. Gott gab Gideon das Vorrecht, etwas für Ihn zu tun, oder, genauer gesagt, Gott zeigte Gideon, wie mächtig Er wirklich ist. Weil Gideon bereit war, die Aufgabe aus Gottes Perspektive zu betrachten, konnte er Gott bei der Arbeit zusehen.

Zuversicht

Als General könnte man sich wirklich ermutigt fühlen, wenn man an einem Tag mehr als 10.000 Freiwillige rekrutieren könnte. Gideon war zuerst zuversichtlich, als er 9.700 Männer aussortiert hatte, die Gott nicht erwählt hatte. Natürlich wurden einige Soldaten wegen ihrer Angst ausgesondert, aber andere wurden aus weniger offensichtlichen Gründen aussortiert. Wichtig war, dass es einen Sieg aus der Hand Gottes geben würde, einen Sieg, der nicht durch die Stärke von Menschen erreicht wurde. Die Männer waren nicht zwangsläufig Übeltäter oder anders unzulänglich, sondern die Israeliten sollten begreifen, dass Gott allmächtig war. Der Bericht aus der Schrift unterstreicht diesen wichtigen Punkt und hebt die unermessliche Größe der Menge der Amalekiter und Midianiter hervor. Sie waren so zahlreich wie Sandkörner am Strand.

Ein Soldat mit mehr Erfahrung als Gideon würde sich seiner Verzagtheit angesichts solcher Kräfteverhältnisse nicht schämen. Da Gideon aber bereit war, Gott bei seinem Wort zu nehmen, erlaubte Gott ihm einen Einblick in das Gemüt seiner Gegner. Gideon belauschte einen Midianiter, als der einen Traum erzählte, in dem ein Gerstenbrot in das Lager rollte und ein Zelt umwarf. Die Deutung eines anderen Midianiters war, dass Gott Midian und seine Horden in die Hand Gideons gegeben hatte.

Kein Raum für Verzweiflung. Sicherlich würde Gideon freudig erregt sein. Der Feind hatte erkannt, was für ein mächtiger Anführer er war. Sicherlich könnte er zuversichtlich sein.

Natürlich hatte Gideon Zuversicht, aber als er diese Unterhaltung belauscht hatte, lobte er Gott. Während er dabei war, seine Soldaten zu organisieren, als er – wie wir annehmen können – mit vollem Recht sehr viel zu verwalten und zu tun hatte, lobte er Gott. Er gab Gott einfach den ersten Platz. Er erkannte Gottes Stärke und Gnade in vollem Umfang an.

Nicht für eine Sekunde glaubte Gideon, seine eigenen Fähigkeiten oder Tugenden könnten eine Rolle spielen. Auch gab er dem Heer Israels keine Möglichkeit, einen falschen Eindruck von ihrem eigenen Vermögen zu bekommen. In ruhiger Zuversicht versicherte er ihnen kühn: „Der Herr hat das Heerlager Midians in eure Hand gegeben.“

Balance – Anbetung und Arbeit

Dennoch musste er zur Tat schreiten. Der Moment der Anbetung war wichtig und der Lobpreis würde in Gideons Herzen nachhallen, aber nun musste er dem Volk den Plan für den Feldzug vorlegen. Jeder Soldat erhielt eine Trompete, eine Fackel und einen Tonkrug. Zum vereinbarten Zeitpunkt mitten in der Nacht umringten die Israeliten das midianitische Lager. Dann riefen sie: „Das Schwert des Herrn und Gideons!“ Bei diesem Signal wurden die Krüge zerbrochen, die Lichter leuchteten auf, die Trompeten schmetterten und die Midianiter flohen voller Schrecken, während sie einander bekämpften, während sie liefen.

Was wäre gewesen, wenn Gideon nichts getan hätte in dem Wissen, dass Gott sich um die Midianiter kümmern würde? Das ist unvorstellbar. Es hätte keine Geschichte gegeben, die erzählt werden könnte. Kann es sein, dass wir keine Geschichten von großartigen Siegen erzählen können, weil wir nichst tun, obwohl wir wissen, dass Gott Satan besiegen wird? Sind wir der Grund dafür, dass nichts zu passieren scheint? Möglicherweise lassen wir uns nicht von Gott gebrauchen.

Oder kann es sein, dass wir einen ruhigen Rückzugsort gewählt haben wie Maria von Bethanien, während wir anderen wie Martha den Dienst überlassen? Das würde ein Ungleichgewicht beinhalten, fürchte ich.[1]

Gideon erfreute sich in seiner Anbetung und an seiner Arbeit. Er war aktiv, weil er in der Kraft ging, die Gott ihm gegeben hatte. Die Geschichte von Gottes Volk in den vergangenen Jahrhunderten scheint voller Momente zu sein, in denen die ein oder andere Tätigkeit auf Kosten von anderen hervorgehoben wurde. Manche Christen scheinen all ihre Zeit auf evangelistische Tätigkeiten zu verwenden. Offenbar gönnen sie sich kaum Pausen, um den Reichtum der Wahrheit zu genießen, der sich in Gottes Wort befindet. Genauso, scheint es, sind andere dazu bereit, all ihre Zeit und Energie in die Auslegung der Briefe von Paulus oder in prophetische Lehre zu investieren. Hören wir mehr über das Tausendjährige Reich als über die Millionen, die in unseren Tagen ohne Christus und ohne Hoffnung sterben?[2]

Endgültige Siege – sogar für uns?

Gideon erhielt den Sieg, weil er die Dinge aus Gottes Sicht sah und aus dieser Perspektive heraus handelte. Die Midianiter sahen nicht seine Schwäche, sondern die Kraft Gottes, die aus ihm herausstrahlte. Gideons Gefühl der Schwäche können wir in unseren Erfahrungen nachvollziehen, aber wenn seine Bereitschaft und seine Anbetung ebenfalls ein Echo in uns finden, dann können wir einen Sieg erwarten.

Wenn wir unsere Grenzen erkennen, wenn wir davon überzeugt sind, dass uns Mut und Erkenntnis fehlen, um mächtige, tapfere Männer und Frauen für den Herrn zu sein, dann müssen wir uns auf Gottes Kraft verlassen. Wenn wir dazu bereit sind, uns voll auf Gott zu verlassen, werden wir erkennen, dass Er „über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken“. Gott erwartet unsere Bereitschaft, bevor Er seine Macht beweist. Es ist Gott, der beides in uns wirkt: den Willen und die Ausführung dessen, was ihm gefällt (s. Eph 3,19; Phil 3). Da wir die Kraft erkennen, die in uns wirkt, erwarten wir, Ströme des Segens für unsere Mitmenschen und großes Lob für Gott zu sehen. Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde durch Christus Jeus.

Dann muss Anbetung in unseren Herzen sein und ein fester Entschluss zum Werk. Während ich dies schreibe, fordere ich mich selbst heraus, das auch in die Praxis umzusetzen. Was für eine Torheit, alles zu wissen und es nicht zu tun!

Gottes Macht kann uns stärken, wenn wir ohnmächtig sind. Seine Kraft erhält uns täglich und wirkt in uns. Das ist gewisslich wahr und doch sind wir nicht erfolgreich. Was machte Gideon so anders? Wir lesen, dass der Geist Gottes auf ihn kam. Da wir mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt sind, sind wir genauso begünstigt wie Gideon. Was wir tun müssen, ist, unsere Ängste, Sorgen, Schwäche, sogar unsere Stärke und sicherlich unsere Vorurteile zur Seite zu legen. Diese könnten auch als „menschliche Schwäche“ oder „das Fleisch“ bezeichnet werden. Wir Christen können täglich in der Kraft leben, die Gott uns gegeben hat. Dafür müssen wir aber Gottes Wort ernst nehmen. Uns wird versichert: „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in euch wohnt.“[3]

Paulus betete für die Kolosser, dass sie „des Herrn würdig wandeln in jedem guten Werk …, gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit“. Zusammenfassend heißt das, dass wir dem Herrn nur gefallen können, wenn wir seine Kraft in uns wirken lassen: Wie die Epheser werden wir dazu angespornt, mit dem Geist erfüllt zu sein.

Leuchten

Als Gideon und seine Leute die Krüge zerbrachen, leuchtete das Licht auf. Wenn wir nur das verschleiernde Erdengut zerbrechen könnten, in dem wir das herrliche Licht Gottes verstecken, dann könnte Gott unter uns wirken. Paulus erinnert uns daran, dass das „irdene Gefäß“ nur ein Behälter für prächtige Schätze ist und dass unser Wissen um unsere Zerbrechlichkeit nur die überschwängliche Kraft, die allein von Gott kommt, ans Licht bringen soll. Wir müssen uns auf die Herrlichkeit Gottes ausrichten und auf den Zweck, für den Er uns Kraft gibt. Wenn Kraft in irgendeiner unserer Tätigkeiten sichtbar wird, dann kommt sie von Gott. Wenn wir keine Kraft feststellen, dann müssen wir uns um das irdene Gefäß kümmern, das im Weg steht.

Einfach nur Woche für Woche zusammenzukommen, garantiert uns noch keinen Segen. Wie leicht formen Gewohnheit und Tradition eine irdene Schale um den Schatz, den Gott uns anvertraut hat. Wir müssen Gottes Geist Raum geben, wir dürfen Ihn nicht dämpfen und müssen dringend danach trachten, Ihn nicht zu betrüben. Aber genauso wenig können wir Ihn beschränken. Der siegreiche, auferstandene Herr sagt: „Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“

Nach seiner Auferstehung zeigte Jesus sich seinen Jüngern. Voll Staunen über den Beweis seiner Macht, die Ihn nach seinem öffentlichen Sterben am Kreuz wieder lebendig gemacht hatte, priesen sie Ihn – aber einige zweifelten. Jesus kam zu ihnen und sagte: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.“ Dann beauftragte Er sie, alle Nationen zu lehren und auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. So wie Gott verheißen hatte, mit Gideon zu sein, so hat Jesus versprochen: „Ich bin bei euch alle Tage – bis an das Ende der Zeiten.“

Hat es eine Auswirkung?

Was ist unsere Antwort? Schrecken wir vor der Aufgabe zurück, die uns erwartet? Bedauern wir ohnmächtig, dass unsere Säle nicht gefüllt sind? Schauen wir hilflos zu, wie unsere Zahlen schwinden? Gott wirkt auch in diesen Tagen. Er will uns in sein Werk einbeziehen. Wenn wir es nicht wollen, werden es andere tun. Sollen wir unseren Kinder und Jugendlichen dabei zusehen, wie sie sich anderen Christen anschließen, wo die Zahlen höher sind, Gottes Kraft deutlicher sichtbar, die Aktionen attraktiver? Sollen wir wie der schwache Gideon unser dürftiges Korn im Verborgenen dreschen? Sollen wir unsere kümmerliche Portion beklagen und sie trotzdem im Abseits behalten, weder mit anderen teilen noch aussäen, um eine reichere Ernte zu erhalten?

Lasst uns lieber Teil von Gideons Volk werden. Lasst uns der Verheißung des Herrn vertrauen, lasst uns mutig verkündigen: „Das Schwert des Herrn!“ Lassen wir die klare Trompete der Mobilmachung ohne Menschenfurcht erklingen, lasst uns die irdenen Krüge zerbrechen. Lasst das Licht der Herrlichkeit der Erkenntnis Gottes offenbar werden, dadurch dass die Liebe und das Leben unseres Herrn Jesus in unserer Einstellung und in unserem Handeln sichtbar wird.

Wenn seine Herrlichkeit der Mittelpunkt unserer Pläne wird, dann werden wir uns und die Welt um uns herum durch seine Augen sehen. Wir werden sehen, wie viel es zu tun gibt und wie wenig wir getan haben.

Wir können und sollten unsere Schwäche zugeben. Aber lasst uns den Herrn loben, da Er verheißen hat, bei uns zu sein. Lasst uns willig ausziehen, um zuerst den Kampf gegen die Sünde und die Gleichgültigkeit in uns selbst zu gewinnen. Lasst uns dann in der Kraft, die Er uns verheißen hat, gegen den Satan gewinnen. Es gibt so viele, die man aus dem Feuer reißen muss, wie Judas es ausgedrückt hat. Es gibt viel zu tun, eine offene Tür der Gelegenheiten zu durchqueren, aber der Herr selbst ist mit uns. Wir werden siegen!


Originaltitel: „From Weakness to Winning. 3: Decisive Victory“;
aus Scripture Truth, Jg. 50, 1989–91, S. 41–45

Übersetzung: Johann Gossen

Vorheriger Teil

Anmerkungen

[1] Anm. der Red.: Der Herr beurteilt das Verhalten der Maria so: „Maria hat das gute Teil erwählt.“ Maria saß nicht „nur“ zu den Füßen des Herrn, sondern „auch“. Vgl. Lk 10,39-42.

[2] Anm. der Red.: Wir wollen beachten, dass die Gaben und Dienste sehr unterschiedlich verteilt sein können. Dennoch wird ein Lehrer immer auch ein Herz für die Evangelisation und der Evangelist immer auch ein Herz für die Lehre haben, auch wenn die Schwerpunkte anders gelagert sein können.

[3] Anm. der Red.: Das „Fleisch“ ist hier im Römerbrief nicht gleichzusetzen mit menschlichen Schwächen und Ängsten, sondern mit unserer alten sündigen Natur, die nur danach trachtet, was dem Eigenwillen dient. Betrachten wir Römer 8,9: „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen