Praktische Lehren aus dem Buch Hiob (9)
Gott selbst gibt die Antwort

William Kelly

© CSV, online seit: 15.11.2005, aktualisiert: 18.12.2018

Leitverse: Hiob 38

Schon mehrmals haben wir früher darauf hingewiesen, dass es Gott selbst war, der am Ende des Buches Hiob die Lösung der Frage geben würde, die alle beschäftigte. Aber beachten wir wohl, auf welche Weise Er das tut. Gewiss nicht – wie man menschlicherweise erwarten sollte – so, dass Er sich nun zum Schluss in die Debatte mischt, dass Er zeigt, wo Hiob, wo die Freunde gefehlt haben, um dann am Ende auf die Kernfrage des Buches Warum leiden Gottes Kinder in dieser Welt? eine klar formulierte Antwort zu geben! Wenn wir die Sache so betrachten, müssen wir vielmehr sagen, dass die Lösung ganz ausbleibt. Leider ist das auch vonseiten kritischer Schriftausleger getan worden.

Manche von ihnen sind sogar so weit gegangen, die Echtheit dieses Teiles des Buches Hiob zu verneinen. Sie betrachten ihn als eine spätere Änderung und nehmen an, dass der HERR ursprünglich ganz anders gesprochen hat. Hier zeigt sich die merkwürdige Einstellung des Kritikers zur Schrift: Was er nicht begreift, verwirft er, um das anzunehmen, was allein der eigenen Fantasie entsprungen ist und wofür niemals auch nur die Spur eines Beweises gefunden worden ist. Lasst uns vielmehr der Schrift gegenüberstehen wie der Gläubige aus Psalm 1, der seine Lust hatte am Gesetz des HERRN und über Sein Gesetz sann Tag und Nacht. Solch ein Ausdruck deutet ja auch an, dass Gottes Wort unmöglich auf den ersten Blick in seiner ganzen Tiefe verstanden wird. Aber wenn Schwierigkeiten da sind, lasst uns dann nicht unser Vertrauen auf Studium, Wissenschaft, Verstand allein setzen. Die Resultate sind sonst oft so, dass wir die Schrift verlieren und die größte »wissenschaftliche« Ungewissheit übrig behalten. Sondern Gottes Wort muss überdacht werden, und zwar Tag und Nacht!

So auch die Antwort des Herrn an Hiob. Musste Hiob etwas ausgelegt werden? Sollte Gott anfangen, mit ihm zu disputieren, wie die Freunde es getan hatten? Ach, Hiob hatte etwas ganz anderes nötig. Seine Seele musste in das rechte Verhältnis zu Gott zurückgebracht, sein Herz auf den rechten Platz gestellt werden. Dieser Platz war der Platz der Reue in Staub und Asche. Einmal in den rechten Zustand vor Gott gebracht, würde er ja von selbst alles begreifen. Gerade weil Gott in allen Seinen Wegen und in all Seinem Tun der Vollkommene war, brauchte Er Hiob nichts zu beweisen. Hiob sah dies sofort mit vollkommener Deutlichkeit ein, sobald er die Worte der Reue ausgesprochen hatte. Vorher würde – mit Ehrerbietung gesprochen – selbst göttliche Redekunst nichts bei ihm vermocht haben.

Beobachten wir nur einmal, wie es in unserer Zeit mit Gläubigen geht, die von Gott abgewichen sind. Sie besitzen die offenbarte Wahrheit Gottes in der Schrift, aber sie verstehen sie nicht. Irrlehre kommt nicht aus einer Unzulänglichkeit des Verstandes hervor, sondern aus einer Abweichung des Herzens. So ist es denn auch in erster Linie Gottes Absicht, Hiobs Hochmut dadurch zu brechen, dass Er sich selbst ihm vorstellt in all Seiner Kraft und Majestät als Schöpfer. Dabei werden wir dann sehen, wie gleichzeitig manche Frage, die im Buch Hiob aufgekommen ist, ihre Antwort findet.

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Originaltitel: „Praktische Lehren aus dem Buch Hiob. (10) Gott selbst gibt die Antwort“
aus Ermunterung und Ermahnung, Jg. 48, 1994, S. 333ff.

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