Nehemia – ein treuer Dienstknecht Gottes (3)
Nehemia 3

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 28.08.2014, aktualisiert: 22.04.2022

Leitverse: Nehemia 3

Nun wird uns der Bau der Mauer mit ihren Toren beschäftigen. Wir werden unterschiedliche Arten und unterschiedliche Personen im Dienst sehen. Außerdem werden wir unterschiedlichen Einsatz und auch Nachlässigkeiten im Dienst finden. Alles in allem wird dieses Kapitel aber die große Einigkeit im Dienst zeigen, denn alle bauten an einer Sache.

Zuerst müssen wir uns klarwerden, warum die Mauer und die Tore so wichtig sind.

Die Bedeutung der Mauer

Welche Funktion hat eine Mauer? Hesekiel 42,20 gibt uns eine Antwort: „Es hatte eine Mauer ringsherum: …, um zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen zu scheiden.“

Alles, was innerhalb ist, sollte für Gott besonders beiseitegestellt sein, und alles, was außerhalb war, war es demnach nicht. Negativ sollte alles Böse aus der Stadt ferngehalten werden, und positiv durften alle innerhalb der Mauern unter dem Rauch des Gott wohlgefälligen Opfers in der Gegenwart Gottes leben. Denn ständig stieg der Wohlgeruch des täglichen Brandopfers vom Altar auf.

So sollte es mit uns auch sein. Wir sollten nicht nur von der Absonderung vom Bösen reden, was sicher richtig und wichtig ist, aber wenn es nicht mehr ist, sind wir auch nur Pharisäer. Wir müssen lernen, dass unser ständiger Aufenthalt in der Gegenwart Gottes ist. Wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, erleben wir die Gegenwart des Herrn Jesus in besonderer Weise, aber das heißt nicht, dass unser Aufenthalt von Montag bis Samstag nicht im Haus Gottes wäre. Der Apostel Paulus schreibt dem jungen Timotheus: „… damit du weißt, wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, das die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1Tim 3,15).

Wenn wir die Gemeindestunden verlassen, dann gehen wir nicht, im Bild gesprochen, aus dem Haus Gottes hinaus. Im Gegenteil, die Gläubigen der Jetztzeit bilden ja gerade das Haus Gottes. Wir sollten unser Leben so einrichten, dass wir in dem ständigen Bewusstsein der Gegenwart Gottes leben – das ist wahre Gottseligkeit, die im ersten Timotheusbrief von so überragender Bedeutung ist.

In der Stadt steht der Altar und der Rauch des täglichen Brandopfers, der vom Altar emporstieg, konnte zu jeder Zeit gesehen werden. So leben auch wir unter dem Rauch des wohlgefälligen Opfers Christi.

Die Mauer ist jedoch auch ein Zeichen für Einheit und Gemeinschaft. Innerhalb dieser Mauern befindet sich eine eigenständige Verwaltungseinheit, mit eigenen Geboten und Satzungen. So ist es auch in der Gemeinde: „Richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott“ (1Kor 5,12). Außerdem bedeutet eine Mauer auch Sicherheit und Schutz vor Feinden. In erster Linie sollte das Heiligtum Gottes geschützt werden.

Die Bedeutung der Tore

Die Funktion der Tore finden wir auch in der Bibel beschrieben. Auch hier gibt es eine positive Seite und eine negative Seite. Tore können geöffnet werden, um das Gute einzulassen oder um das Böse draußen zuhalten bzw. nach draußen zu schaffen:

  • 2Chr 23,19: Und er stellte die Torhüter an die Tore des Hauses des HERRN, damit keiner hineinginge, der irgendwie unrein wäre.

  • Jes 26,2: Öffnet die Tore, dass einziehe eine gerechte Nation, die Treue bewahrt!

Der Bau der Mauer und der Tore

Neh 3,1a: Und Eljaschib, der Hohepriester, und seine Brüder, die Priester, machten sich auf und bauten das Schaftor; sie heiligten es und setzten seine Flügel ein. Und sie heiligten es bis an den Turm Mea, bis an den Turm Hananel.

In Nehemia 3 finden wir ca. 45 Gruppen, die bereit waren, am Bau der Mauer mitzuhelfen. Jeder Name wurde aufgezeichnet und sollte nicht in Vergessenheit geraten. So ist das immer, wenn wir uns für Gottes Interessen einsetzen: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt“ (Heb 6,10).

Aus jeder Gesellschaftsschicht finden wir hier Menschen am Werk:

  • Hohepriester und Priester (Neh 3,1)
  • Goldschmiede und Salbenmischer (Neh 3,8)
  • Frauen (Neh 3,12)
  • Leviten (Neh 3,17)
  • Hüter, Wächter (Neh 3,29)
  • Händler (Neh 3,32)

Keiner war sich zu schade und jeder packte mit an. So sollte es auch in der Gemeinde sein („Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch“; 1Kor 14,26). Jeder sollte eine Aufgabe haben. Nicht jeder baute das gleiche Stück, aber alle zusammen bauten an einer Sache. Sie arbeiteten Seite an Seite. So sollten wir auch in der Gemeinde Hand in Hand arbeiten. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen in dem Wissen: Wir arbeiten an einer Sache. Wie oft kocht jeder in der Versammlung sein eigenes Süppchen, anstatt gemeinsam ans Werk zu gehen?

Es gab auch scheinbar keinen Generationskonflikt, denn wir lesen in Nehemia 3,12:

Neh 3,12: Und ihnen zur Seite besserte Schallum aus, der Sohn Hallocheschs, der Oberste des anderen halben Bezirks von Jerusalem, er und seine Töchter.

Wie wohltuend sind Gemeinden, wo Alt und Jung zusammenarbeiten. Mose hatte schon beim Auszug aus Ägypten darauf geachtet, dass die Jungen nicht von den Alten getrennt würden. In unserer Zeit müssen wir darauf achten, dass die ältere Generation sich ein Herz für die Jugend warmhält und dass die jüngere Generation dankbar für die Alten ist.

Es ist im Dienst für den Herrn normal, dass der eine etwas mehr und der andere vielleicht etwas weniger arbeitet, jeder nach seinen Möglichkeiten, Begabungen und Fähigkeiten. Wir müssen akzeptieren, dass es hier sehr große Unterschiede geben kann.

In Nehemia 3,20 lesen wir, dass Baruk besonders eifrig arbeitete. Hanun und die Bewohner von Sanoach bauten scheinbar ein besonders langes Stück (Neh 3,13), und die Tekoiter bauten noch eine zusätzliche Strecke aus (Neh 3,27); jeder nach den Gaben und Fähigkeiten, die er von Gott geschenkt bekommen hatte.

Hast du deinen Dienst innerhalb der Gemeinde bereits gefunden? Oder bist du gar jemand wie die Vornehmen unter den Tekoitern, von denen es in Nehemia 3,5 heißt, dass sie ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn beugten? Bist du zu stolz, um mit anzupacken? Bist du dir vielleicht zu fein, um dir die Hände schmutzig zu machen? Bist du der Meinung, dass deine Karriere wichtiger ist als der Dienst und die Hingabe an Gott und sein Haus? Willst du so, wie die Vornehmen der Tekoiter, in die Geschichte eingehen, als jemand, der dafür bekannt war, das er beim Dienst nicht mit anpackte? Was für eine Beschämung wird das sein, wenn du so am Richterstuhl vor den Herrn treten musst!

Das Kapitel 3 erwähnt nicht nur den Bau der Mauer, sondern auch den Bau der Tore. Es werden uns zehn Tore beschrieben und in der Folge hören wir noch von zwei weiteren Toren (Neh 8,16; 12,39), so dass wir insgesamt auf zwölf Tore kommen, so wie auch das neue Jerusalem in Offenbarung 21 eine Mauer und zwölf Tore haben wird.

Die Beschreibung der Tore in Kapitel 3 ist ein Rundgang um die Mauer, und zwar gegen den Uhrzeigersinn. Es beginnt im Nordosten mit dem Schaftor und endet ganz in der Nähe mit dem Wachtor (Tor Miphkad). Dabei ist das Schaftor auch das letzte Tor, das in Kapitel 3 erwähnt wird (Neh 3,32), und so schließt sich der Kreis wieder. Wir sollten uns diese Tore sehr gut anschauen und die geistliche Bedeutung in Betracht ziehen. Jedes Tor zeigt uns eine Seite unseres geistlichen Lebens als Christen.

Schaftor

Neh 3,1b: Und Eljaschib, der Hohepriester, und seine Brüder, die Priester, machten sich auf und bauten das Schaftor; sie heiligten es und setzten seine Flügel ein. Und sie heiligten es bis an den Turm Mea, bis an den Turm Hananel.

Das Schaftor ist das erste Tor, das erwähnt wird, und es ist kein Zufall, dass dies von dem Hohenpriester Eljaschib und den anderen Priestern aufgebaut wurde (Neh 3,1). Denn durch das Schaftor wurden die Schafe zum Opferaltar geführt. Das Schaftor war in der Nähe des Tempels ganz im Norden der Stadt (vgl. Joh 5,2). Das Opfer ist immer der Ausgangspunkt oder die Basis für alles Weitere. Wir sind alle zu Priestern gemacht worden, und wir tun gut daran, dass wir als Priester das Schaftor nicht vernachlässigen. Es ist das erste Tor in der Aufzählung und von überragender Bedeutung für unser Leben als Christ.

Ohne das Opfer Jesu Christi hätten wir nicht gerettet werden können. Unser Ausgangspunkt ist aber nicht nur die Anerkennung des Opfers, sondern auch die Anbetung Gottes. Auf dem Opferaltar musste jeden Morgen und jeden Abend das tägliche Brandopfer gelegt werden – ständig stieg vom Altar der Wohlgeruch des Opfers empor. Gott möchte, dass wir Ihm „stets die Opfer des Lobes“ bringen (Heb 13).

Das Schaftor erinnert uns an den Herrn Jesus, der das Schaf zum Brandopfer und das Lamm geworden ist, dass still und stumm zur Schlachtbank geführt wurde (vgl. Jes 53).

Alles spricht hier von dem Herrn Jesus, denn auch das Schaftor an sich ist ein Hinweis auf den Herrn Jesus, der gesagt hat: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden“ (Joh 10,9).

Es beeindruckt mich immer wieder, wie der Herr Jesus nicht nur das Lamm geworden ist, sondern auch der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe gelassen hat, und dass Er obendrein sogar „die Tür der Schafe“ (Joh 10,7) ist, durch die wir gehen müssen, um gerettet zu werden. Letztlich ist alles Gnade, wovon auch die beiden Türme Mea und Hananel in Nehemia 3,1 sprechen. Mea bedeutet „Hundert“ und Hananel „Gott hat begünstigt“. Die Zahl Hundert steht meist für eine vollständige Sache (vgl. Mk 4,8). So ist die Errettung zu hundert Prozent Gottes Gnade, bei gleichzeitiger hundertprozentiger Verantwortung des Menschen, sich zu bekehren und Buße zu tun.

Innerhalb der Mauer sind also solche, die auf die Stimme des guten Hirten gehört und sich hatten retten lassen. Es sind Priester, die dafür zu sorgen haben, dass zu jederzeit ein Opfer auf dem Altar liegt. Das tägliche Brandopfer, das sowohl am Abend wie am Morgen auf den Altar gelegt wurde, sichert uns die Gegenwart Gottes unter seinem Volk (vgl. 2Mo 29). Hat das für uns oberste Priorität? Der Dienst nach innen, im Tempel, ist der allererste Punkt, nicht das Zeugnis nach außen; das kommt im zweiten Tor zur Sprache. Wenn wir das nicht verstanden haben, brauchen wir nicht zum nächsten Tor zu gehen.

Fischtor

Neh 3,3: Und das Fischtor bauten die Söhne Senaas; sie versahen es mit Balken und setzten seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein.

Das Fischtor befand sich mehr im Nordwesten der Stadt. Möglicherweise bekam dieses Tor seinen Namen dadurch, dass die Händler ihre Fische durch dieses Tor in die Stadt brachten (vgl. Neh 13,16), denn ganz in der Nähe war auch der Fischmarkt.

In der geistlichen Anwendung fällt es uns nicht schwer, an den Auftrag des Herrn Jesus zu denken, dass Er seine Jünger zu Menschenfischern machen wollte: „Und Jesus sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Mk 1,17). Und in dem Gleichnis vom Fischfang in Matthäus 13 werden die Jünger aufgerufen, die guten Fische in Gefäße zu sammeln. Ein guter Fischer bringt nicht alles, was er fängt, zum Markt, sondern nur jene Fische, die auch gut sind. So spricht das Fischtor davon, dass wir gute Fische (gute Baumaterialien) zum Haus Gottes bringen.

Nach 2. Timotheus 2 sollen wir nicht nur abstehen von der Ungerechtigkeit und uns von den Gefäßen zur Unehre trennen, sondern wir sollen auch jene aufsuchen, die nach Gerechtigkeit, Glaube, Liebe und Frieden streben und den Herrn aus reinem Herzen anrufen.

Wir müssen diese beiden ersten Tore im Gleichgewicht halten und nicht das eine gegen das andere ausspielen. Die Folge davon, dass wir errettet und zu Anbetern Gottes gemacht wurden, ist, dass wir hinausgehen, um weitere Anbeter Gott zuzuführen. Der Apostel Paulus war nicht damit zufrieden, Menschen allein die frohe Botschaft zu bringen, sondern seine Arbeit war erst getan, bis ein Mensch „vollkommen in Christus dargestellt“ (Kol 1,28) wurde, das heißt, bis er ein erwachsener und mündiger Christ war, fähig Gott als Vater anzubeten.

Tor der alten Mauer

Neh 3,6: Und das Tor der alten Mauer besserten aus Jojada, der Sohn Paseachs, und Meschullam, der Sohn Besodjas; sie versahen es mit Balken und setzten seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein.

Dieses Tor befand sich auf der Westseite der Stadt Jerusalem. Scheinbar waren dieser Teil der Mauer und auch das Tor aus alter Zeit übriggeblieben und es wurde stets auf diesem Fundament aufgebaut.

Wir haben nicht den Auftrag, eine komplett neue Mauer zu bauen, sondern auf dem Vorhandenen aufzusetzen. Wir sind selbst aufgebaut worden „auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus selbst Eckstein ist“ (Eph 2,20). Manche halten nichts davon, von den alten Kirchen- und Glaubensvätern vergangener Tage zu lernen. Dies ist jedoch ein großer Fehler. Denn es gibt die dringende Ermahnung des Apostels Paulus: „Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben“ (Heb 13,7).

Ich kenne niemand, der im Dienst am Wort steht, der nicht von den Glaubensvätern vergangener Tage gelernt und profitiert hätte (vgl. Eph 4,11.12).

Jeremia sagt: „So spricht der HERR: Tretet auf die Wege und seht und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, welches der Weg des Guten sei, und wandelt darauf; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Aber sie sprechen: Wir wollen nicht darauf wandeln“ (Jer 6,16).

Im Neuen Testament werden wir an vielen Stellen immer wieder aufgefordert, zu dem zurückzukehren, was von Anfang war (vgl. 1Joh 1,1; 2,7.13.14.24; 3,11; 2Joh 1,5.6), oder es wird auf elementare Grundsätze des Anfangs verwiesen (1Kor 14,34; 1Tim 2,13). Manche meinen, dass grundsätzlich alles gut ist, was alt ist, und alles schlecht ist, was neu ist. Aber so einfach liegt die Sache nicht. Nicht alles, was alt ist, ist auch gut, und alles, was neu ist, ist nicht per Definition schlecht. Die Wahrheit ist per se statisch, das heißt, die Wahrheit des Wortes Gottes verändert sich nicht, und doch ist sie gleichzeitig sehr dynamisch, weil das Wort Gottes lebendig ist, so dass das alte Wort Gottes ebenso in eine moderne Zeit spricht.

Taltor

Neh 3,13: Das Taltor besserten Hanun und die Bewohner von Sanoach aus; sie bauten es und setzten seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein und bauten 1.000 Ellen an der Mauer bis zum Misttor.

Die ersten beiden Tore beschäftigen sich mit dem Dienst nach innen und nach außen. Das zuletzt genannte Tor zeigt uns, auf welcher Grundlage unser Dienst geschehen soll, und nun kommen zwei Tore (Taltor und Mistor), die ebenfalls zusammengehören und uns die innere Einstellung zum Dienst zeigen. Interessanterweise werden diese beiden Tore auch bereits in Kapitel 2 zusammen genannt, wo Nehemia sich mit dem demütigenden Zustand Jerusalems beschäftigen musste.

Wir befinden uns hier an einem sehr tiefen Punkt der Stadt Jerusalem. Und es ist wohl kein Zufall, dass der Dienst von Nehemia gerade hier begann, als er nach Jerusalem kam, um sich einen Eindruck des Zustandes Jerusalems zu machen. Im Dienst für Gott ist eine niedrige Gesinnung, ein demütiges Herz Voraussetzung. Hochmut und Stolz im Dienst für Gott macht deinen Dienst zu Holz, Heu und Stroh.

Wenn du zum Beispiel im Gemeindeaufbau mithelfen willst und glaubst, du würdest nun alles besser machen als die Alten, dann baust du nicht in der Gesinnung Nehemias.

Wenn wir im Epheserbrief aufgefordert werden, die Einheit des Geistes zu bewahren, dann steht dort unmittelbar dabei: „… mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe“ (Eph 4,2). Ob es die Einheit Jerusalems oder die Einheit unter den Christen ist, beides verbietet uns einen Geist von Hochmut und Stolz und gebietet uns den Geist von Sanftmut, Langmut und Demut. Daran will uns das Taltor erinnern.

Das Taltor erinnert uns aber auch daran, dass diese Welt ein „Tal des Todesschattens“ ist. So lesen wir in Psalm 23,4: „Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten ich.“

Das Leben als Christ ist nicht nur eitler Sonnenschein, sondern wir müssen auch durch finstere Täler gehen. Meistens berichten Gläubige, die mal durch solch ein Tal gegangen sind, davon, dass sie die Nähe Gottes ganz besonders erlebt haben. So wie es in Psalm 23,4 auch heißt: „Denn du bist bei mir.“ Wie oft haben wir es schon erlebt, dass ein finsteres Tal in unserem Leben uns schlussendlich zum Segen geführt hat: „Wenn sie durchs Tränental gehen, machen sie es zu einem Quellenort; ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen“ (Ps 84,7).

Misttor

Neh 3,14: Und das Misttor besserte Malkija aus, der Sohn Rekabs, der Oberste des Bezirks von Beth-Kerem; er baute es und setzte seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein.

Das Misttor war ganz im Süden der Stadt. Es lag genau gegenüber dem Schaftor. Der ganze Dreck der Stadt musste hier hinausgebracht werden. Jeder, der ein treuer Dienstknecht des Herrn sein möchte, der muss das Misttor in seinem persönlichen Leben kennen. Alles, was in uns noch aus dem Fleisch (aus dem natürlichen Menschen) kommt, müssen wir verurteilen; dies hat in der Gegenwart Gottes keinen Platz. Der alte Mensch ist mit Christus gekreuzigt. Nicht mehr sollen die Kennzeichen des alten Menschen gesehen werden, sondern Christus in mir (vgl. Gal 2,20).

Das Taltor sprach über den demütigen und niedriggesinnten Eingang und das Misttor über den Ausgang all dessen, was aus dem Fleisch kommt. Wie sieht es mit unserem eigenen Willen aus? Wollen wir dem Herrn nach unseren Bedienungen dienen oder wollen wir uns nach seinen Bedingungen richten und bei allem nach dem Willen des Herrn fragen? Wenn das Taltor von der Niedriggesinntheit spricht, dann müssen wir bei dem Mistor vielleicht besonders an den geistlichen Hochmut, Eigensinn und Trotz denken, der aus unserem Fleisch kommt und „hinausgeschafft“ werden muss (vgl. Phil 3, wo Paulus seine Verdienste, Stolz und Abstammung für Dreck achtet).

Quelltor

Neh 3,15: Und das Quellentor besserte Schallun aus, der Sohn Kol-Hoses, der Oberste des Bezirks von Mizpa; er baute es und überdachte es und setzte seine Flügel, seine Klammern und seine Riegel ein.

Das Quelltor liegt ebenfalls im Süden der Stadt. Ganz in der Nähe liegt der Teich Siloam, in dem sich der Blindgeborene in Johannes 9 waschen sollte. Das Quelltor spricht von der Kraft des Heiligen Geistes in unserem Leben. Ganz in der Nähe des Quelltores lag die Gihonquelle. Aus dieser Quelle sprudelte das Wasser teilweise bis zu 50.000 Liter pro Stunde heraus. Das griechische Wort für „Quelle“ kann auch mit „Springquelle“ übersetzt werden. Diese finden wir auch in Johannes 4,14: „Wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt (springt).“

Wer aus dieser Quelle trinkt, „aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,38). Wenn wir den Unrat aus unserem Leben durch das Misttor entfernt haben, dann kann der Heilige Geist in uns frei wirken: „Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch durch den Geist wandeln“ (Gal 5,25).

Der Apostel ermahnt die Epheser: „Werdet mit dem Geist erfüllt“ (Eph 5,18). Das neue Leben in uns hat keine Kraft in sich selbst, nur insoweit wir uns von dem Geist Gottes füllen lassen.

In Jerusalem wohnen Menschen, die aus der Quelle des Heiligen Geistes leben. Nur vom Quelltor heißt es, dass es „überdacht“ werden sollte. Es ist wichtig, dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben oder gar auslöschen (bzw. dämpfen); wir müssen sicherstellen, dass die Quelle nicht verstopft oder durch Sünde verdreckt wird: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung“ (Eph 4,30). „Den Geist löscht nicht aus …“ (1Thes 5,19).

Wassertor

Neh 3,26: Und die Nethinim wohnten auf dem Ophel bis gegenüber dem Wassertor nach Osten und dem vorspringenden Turm.

Das Wassertor liegt an der Ostseite der Stadt. Es kommt nach dem Quellentor und sie gehören, wie das Schaftor und Fischtor sowie das Taltor und Misttor, zusammen. Das Wasser spricht in der Bibel nicht nur vom Heiligen Geist, sondern auch von dem Wort Gottes: „…sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ (Eph 5,26).

Es ist sehr interessant und nicht von ungefähr, dass wir beim Wassertor nicht lesen, dass dieses ausgebessert oder gebaut werden müsste wie bei den anderen Toren. Wer sollte auch an dem Wort Gottes etwas zu verbessern haben? „Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17). „In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln“ (Ps 119,89).

Wenn wir aus der Quelle geschöpft haben, von der wir beim Quelltor gehört haben, dann wird uns das immer mehr zum Wort Gottes führen. Der Heilige Geist kann uns nicht leiten, wenn wir das Wort Gottes nicht kennen. Der Heilige Geist kann nur das in uns groß machen, was wir aus dem Wort gelernt haben. Er wird uns stets Christus groß machen: „Er [der Heilige Geist] wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen“ (Joh 16,14).

Rosstor

Neh 3,28: Oberhalb des Rosstores besserten die Priester aus, jeder seinem Haus gegenüber.

Es gibt einige Tore, die nach Tieren benannt wurden. Das Schaftor diente dazu, um Schafe für den Opferdienst hereinzubringen. Das Fischtor diente dazu, um Fische hineinzubringen bzw. als Menschenfischer hinauszugehen. Und das Rosstor brachte Streitrosse hinein. Sie dienten dem König und seinen Streitern zum Ausziehen in den Kampf (vgl. 5Mo 17,16). Das christliche Leben ist kein Abenteuerprogramm mit Eventcharakter, sondern es bedeutet auch Kampf, Kampf für die Sache Gottes. Ein Ross steht aber auch für Stärke, Mut, Einsatzbereitschaft, Schnelligkeit und Ausdauer. Ein Ross jagt einem Ziel entgegen und so heißt es im Brief an die Philipper (was übrigens so viel wie „Pferdeliebhaber“ bedeutet): „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei; ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, indem ich auch von Christus Jesus ergriffen bin. Brüder, ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben; eins aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,12-14).

Der Apostel Paulus konnte am Ende seines Lebens sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet“ (2Tim 4,7), und fordert uns auf: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist“ (1Tim 6,12).

Osttor

Neh 3,29: Nächst ihnen besserte Zadok aus, der Sohn Immers, seinem Haus gegenüber. Und nächst ihm besserte Schemaja aus, der Sohn Schekanjas, der Hüter des Osttores.

Das Osttor ist nicht nur an der Ostseite der Stadt, sondern der Osten ist auch die Himmelsrichtung der aufgehenden Sonne. Das Osttor spricht von dem Wiederkommen des Herrn. Alle Erwartungen in Israel sind seit jeher nach Osten gerichtet. In den letzten Versen des Alten Testamentes heißt es: „Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber“ (Mal 3,20).

Als in Hesekiel 11,23 die Herrlichkeit Gottes den Tempel verließ, stellte sie sich auf den Berg gegen Osten, auf den Ölberg: „Und die Herrlichkeit des HERRN erhob sich aus der Mitte der Stadt und stellte sich auf den Berg, der im Osten der Stadt ist.“

Der Engel sagte später bei der Himmelfahrt des Herrn Jesus auf dem Ölberg (der im Osten lag): „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel“ (Apg 1,11).

Wachtor / Tor Miphkad

Neh 3,31: Nächst ihm besserte Malkija aus, von den Goldschmieden, bis an das Haus der Nethinim und der Händler, dem Tor Miphkad gegenüber und bis an das Obergemach der Ecke.

Am Ende steht das Wachtor, und es ist nicht ganz sicher, ob es so übersetzt werden muss. Andere schlagen vor, dass es auch Musterung oder Zuteilung heißen kann (Tor Miphkad). Beides ergibt einen Sinn. Wir müssen über die oben beschriebenen Dinge wachen. Das Neue Testament fordert uns zu erhöhter Wachsamkeit auf. Der Feind will uns entweder einseitig belehren oder gar geistliche Dinge rauben.

Das Wachtor spricht auch von Zucht und Beurteilung (die Herstellung von Recht).

Wenn uns das Wort Tor Miphkad mehr an eine Art Musterung oder Zuteilung erinnern will, dann denken wir an den Richterstuhl Christi, wo jedem von uns sein Lob werden wird: „So urteilt nicht irgendetwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott“ (1Kor 4,5).

Vorheriger Teil Nächster Teil

Weitere Artikel des Autors Stephan Isenberg (118)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen