Müssen wir das Gesetz halten?
Matthäus 23,3a

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Frage

Wenn wir Matthäus 23,1-12 lesen, so sehen wir die Heuchelei der Pharisäer und Schriftgelehrten. Doch ihre Aufgabe war ja wohl, das Gesetz zu lehren und zu leben. Nun meine Frage: Gilt dann für uns (Heiden im Zeitalter der Gnade, Abschnitt „Gemeinde“) Matthäus 23,3a: „Alles nun, was sie euch sagen, tut“?

  • Wenn wir sagen: Nein, wir brauchen das Gesetz nicht zu halten, so stellen wir uns doch gegen die Aussage, dass das Gesetz (im Römerbrief) eine Rechtsforderung, offensichtlich auch an die Nichtjuden, hat.
  • Wenn wir sagen: Das Gesetz gilt für uns auch, so missachten wir, dass das Gesetz nur für die Ungläubigen, nicht aber für die Gläubigen gegeben ist?

Wie kann man das erklären?
G. Pf.

Antwort

Liebe G.,

vielen Dank für deine Frage. Wir möchten versuchen, darauf eine Antwort zu geben.

Vielleicht ist es gut, dass wir zunächst die Situation damals betrachten. Es gab die Pharisäer. Sie achteten das Wort Gottes (das, was wir als das Alte Testament kennen) – und das war gut. Sie lehrten aus der Schrift – und das war auch gut. Aber sie taten es in verkehrter Weise aus folgenden Gründen: Das Wort Gottes, das sie lehrten, nahmen sie nicht als eigenen Maßstab und deshalb waren sie Heuchler. Und zweitens achteten sie sich als Lehrer und „Wortbewahrer“ höher als andere – das ist sektiererisch. Hinzu kam noch, dass sie dann noch andere Überlieferungen über das Wort Gottes stellten. In ähnlicher Weise taten es auch die Schriftgelehrten, die vielleicht nicht so weit gingen und eine eigene Sekte bildeten.

Von beiden Gruppen wurde also (mehr oder weniger) das Wort Gottes verkündigt. So wie Mose dem Volk das Wort Gottes und seine Anwendung brachte, so wollten es die Pharisäer und Schriftgelehrten nachmachen. Sie hatten sich auf „Moses Stuhl gesetzt“. Das Wort wurde verkündigt und das registriert der Herr. Es ist so ähnlich, wie wir das in Philipper 1,15-18 finden. Deshalb ermuntert Er seine Jünger, zu hören und das Wort zu tun, ohne dabei die heuchlerischen Taten der Pharisäer nachzuahmen.

Nun zu dem Gesetz. Das Gesetz ist von Gott dem Volk Israel gegeben. Wir wissen, dass dieses Volk das Gesetz nicht hielt und es auch nicht halten konnte. Wir als Gläubige aus den Nationen waren nie unter diesem Gesetz und werden auch nie unter dieses Gesetz gestellt. Wir dürfen wissen, dass wir nicht unter Gesetz stehen und uns die gerechten Forderungen des Gesetzes nicht treffen, weil Christus den Fluch des Gesetzes getragen hat (Gal 3,13).

Das Gesetz ist nicht für die Ungläubigen, um sie unter Gesetz zu bringen; das Gesetz ist auch nicht für die Gläubigen, um sie unter dieses Gesetz zu bringen. Das Gesetz war und ist einzig und allein für Israel bestimmt.

Das Matthäusevangelium ist das Evangelium für die Juden; der erste Teil von Kapitel 23 sieht die Jünger als Teil des jüdischen Volkes, denen das Gesetz gegeben war. Erst mit dem Tod Christi hat sich da eine Änderung ergeben, allerdings wird es nach der Entrückung in Israel wieder Gesetzeslehrer geben – dann wird diese Stelle wohl wieder Anwendung finden. Wir als Christen haben jedoch heute niemand als auf Moses Stuhl sitzend zu achten, und wir stehen ganz klar nicht unter Gesetz. Das Gesetz hat auch keinen Rechtsanspruch an uns, denn Christus ist des Gesetzes Ende und wir sind in Christus.

Wenn heute Menschen leider meinen, ohne die Gnade Gottes in Anspruch zu nehmen und sich unter dieses Gesetz stellen, so müssen sie, wenn sie ehrlich sind, genau wie Israel erkennen, dass sie das Gesetz nicht halten und es auch nicht halten können – dann haben sie sich aber vor Gott doppelt schuldig gemacht. Denn sie haben die Gnade verachtet und das Gesetz nicht gehalten.

Wir wollen noch einmal betonen: Es ist Gottes Gesetz. Er legt hierin seine Maßstäbe und Grenzen in jeder moralischen und sittlichen Hinsicht fest, und dabei sind es sicherlich nur Minimalanforderungen.

Mit der Hoffnung, deine Fragen in der rechten Weise beantwortet zu haben, grüßen wir dich herzlich, verbunden in unserem Herrn Jesus.

Die SoundWords-Redaktion

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