Mit Johannes im Paradies
Das Glück, in die heilige Stadt einzugehen

Hugo Bouter

© Daniel-Verlag, online seit: 28.03.2006, aktualisiert: 17.10.2018

Leitvers: Offenbarung 22,14

Off 22,14: Glückselig die, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Recht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen!

Das Glück, in die heilige Stadt einzugehen

Dies ist die allerletzte „Glückseligpreisung“ im Buch der Offenbarung (insgesamt sind es sieben in diesem Buch). Sie bezieht sich darauf, in das neue Jerusalem, die himmlische Hauptstadt des Friedensreiches, einzugehen (vgl. Heb 12,22-24). Wir sehen hier, dass es eine wichtige Voraussetzung gibt, in die Stadt eingehen zu können – das Waschen der Kleider –, und wir vernehmen auch, was das Bürgerrecht der Himmelsstadt beinhaltet. Es geht um

  1. das Recht auf den Genuss vom Baum des Lebens und
  2. um das Eingehen durch die Tore der Stadt. Diese beiden Vorrechte werden uns durch den Glauben geschenkt: das Teilhaben an Christus und das Wohnen innerhalb der Tore der Stadt Gottes, der verherrlichten Gemeinde.

Danach finden wir auch die Kehrseite im Blick auf die Übrigen: die, die draußen sind. Der Kontrast ist groß: „Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut“ (Off 22,15). Die göttliche Heiligkeit wird in der himmlischen Stadt also streng gehandhabt. Es gibt ein deutliches „Drinnen“ und „Draußen“, und dies hat einen endgültigen Charakter. Dieser Wortlaut erinnert an das, was Paulus von den Grenzen der Gemeinde Gottes bereits hier auf der Erde schreibt (1Kor 5,12.13).

Im Buch Nehemia finden wir einen Abschnitt, wo das Volk alle Männer pries, die freiwillig in Jerusalem wohnen wollten. Denn die Stadt war nun geräumig und groß, aber die Einwohnerzahl gering (Neh 7,4; 11,1.2). Im himmlischen Jerusalem ist die Situation völlig anders. Die Zeit, eine Entscheidung zu treffen, ist dann vorbei. Es ist auch eine unzählbare Menge, die die Stadt bevölkern wird. Darüber hinaus ist es der Herr, der hier die Einwohner lobt. Er ist es, der persönlich in diesen Versen spricht – und zwar ab Offenbarung 22,6. Beide „Glückseligpreisungen“ in diesem Kapitel werden von Ihm selbst ausgesprochen.

Die Voraussetzung, um das Bürgerrecht des himmlischen Zion empfangen zu dürfen, ist das Waschen unserer Kleider. Dies spricht von der Reinigung durch das Blut Christi und von der völligen Veränderung unseres Lebenswandels, die die entsprechende Folge ist. Im Lobpreis in Offenbarung 1 lesen wir, dass Er uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst hat (1,5). Manche Handschriften lesen hier, dass Er uns in seinem Blut aus unseren Sünden gewaschen hat. Ersteres weist auf das Mittel hin, das für unsere Reinigung notwendig war, letzteres auf den Preis, der für unsere Erlösung bezahlt werden musste. Das Blut Christi war nötig, um uns loszukaufen (wie auch in Offenbarung 5,9 bestätigt wird), zugleich aber, um uns zu waschen und zu reinigen.

Von den Gläubigen, die aus der Großen Drangsal kommen, wird gesagt: „Sie haben ihre Gewänder gewaschen und haben sie weiß gemacht in dem Blut des Lammes“ (Off 7,14). Sie waschen also selbst ihre Gewänder, um sie im Blut des Lammes weiß zu machen. Das unterstreicht unsere eigene Verantwortung, durch Bekenntnis der Schuld und in einer Haltung des Selbstgerichts Gott zu nahen, aber auch mit einem aufrichtigen Glauben an das Rettungsmittel, das Gott gegeben hat. Ein anderes Mittel zur Reinigung und Vergebung von Sünden gibt es nicht: Das Blut Jesu, des Sohnes Gottes, reinigt uns von aller Sünde (1Joh 1,7). Der Abschnitt in Offenbarung 22 benutzt ebenfalls diese aktive Form: „Glückselig die, die ihre Kleider waschen“ (Off 22,14).

Das Ergebnis unserer Reinigung

Das Waschen der Kleider hat zwei Folgen: Die Reinigung durch das Blut des Lammes gibt uns das Recht

  1. auf das ewige Leben (mittels des Essens vom Baum des Lebens) und
  2. auf das Hineingehen in das neue Jerusalem. Wir empfangen Vollmacht über oder das Recht auf [das Ernähren vom] Baum des Lebens sowie die Befugnis, durch die Tore in die Stadt hineinzugehen.

Den Ungläubigen werden diese beiden Vorrechte eben verweigert (Off 22,19).

In der Vision von der heiligen Stadt, die hier vorausgeht, wird das eine oder andere deutlich beschrieben. Es war das Vorrecht des Apostels Johannes, in den Himmel entrückt zu werden und schließlich die Braut, die Frau des Lammes – das himmlische Jerusalem –, in ihrer ganzen strahlenden Schönheit zu sehen (Off 4,1.2; 21,9-22,5). Der Himmel öffnete sich für ihn, und er stieg dorthin hinauf – in Verzückung des Geistes, wörtl. „im Geist“ – und sah einen Thron im Himmel. Dieser Thron spricht von Gottes gerechter Regierung und von der Herrschaft des Lammes.

Am Ende des Buches der Offenbarung zeigt sich, dass der Thron auch der Ursprung des Glückes und des Segens ist. Dem Thron Gottes und des Lammes entspringt der Strom des Wassers des Lebens, und mitten in der Straße der Stadt und an den beiden Seiten des Stromes steht der Baum des Lebens, der jeden Monat Frucht trägt; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.

Die Bildersprache bezüglich des Baumes des Lebens ist den ersten Kapiteln des ersten Buches Mose entnommen. Sie kommt auch in der Verheißung vor, die den Überwindern in Ephesus gegeben ist (Off 2,7). Das Essen von der Frucht des Baumes des Lebens ist – wie auch das Essen vom Brot des Lebens – ein Bild davon, dass jemand an Christus Anteil hat. Wir dürfen uns (bildlich gesprochen) von Ihm ernähren, um das wahre Leben von Gott zu bekommen und es auch zu erhalten (siehe Joh 6).

Das Bild von den Toren der Stadt, durch die wir in die Stadt Gottes eingehen dürfen, ist dem Buch Jesaja entnommen. Das Tor ist Ort der Rechtsprechung. Die Tore bilden den einzigen Zugang zur Stadt; nur die Gerechten werden dadurch eingehen (vgl. Jes 26,1.2; 60,1-22). Unser gesetzlich verbürgter Platz als Gläubige ist innerhalb der sicheren Mauern der Stadt, die Gott bereitet hat. Seine Macht beschützt die Seinen. So werden wir für immer beim Herrn sein und vor dem Thron Gottes und des Lammes verkehren, um Ihm zu dienen und Ihn zu verehren. Wirst du auch dieses Glück teilen?

Der Baum des Lebens in der Mitte

Das Erste, was Johannes im Himmel sah (nachdem er im Geist dorthin weggeführt war), war der Thron und der, der auf dem Thron saß (Off 4,2). Es war der Thron Gottes und des Lammes, das ist Christus (Off 22,1). In Offenbarung 5,6 steht das Lamm in der Mitte des Thrones. Hier in Offenbarung 22 sieht Johannes den Strom des Wassers des Lebens, glänzend wie Kristall, der dem Thron Gottes und des Lammes entspringt. Das Lamm ist die Lebensquelle: Das Leben fließt als ein erquickender Strom aus Ihm hervor. Christus ist unser Leben (Kol 3,4).

Dieses Gesicht erinnert an den Tempelfluss, der im kommenden Friedensreich dem Tempelgebäude, das ist der Ort des Thrones des Gottes Israels, entspringen wird (Hes 47,1-12). Auch andere Einzelheiten in Offenbarung 22 sind daraus entnommen. Die himmlische Wirklichkeit, die unser Denken und unsere Erkenntnis übersteigt, wird im irdischen Segen während des Tausendjährigen Reiches widergespiegelt.

An den beiden Seiten des Stromes, aber auch mitten in der Straße der heiligen Stadt, sieht Johannes den Baum [o. die Bäume] des Lebens. Der Strom und die Bäume, die ihn umsäumen, werden hier mit der Straße (Einzahl!) der himmlischen Stadt in Verbindung gebracht. Offenbar fließt der Strom an der Straße aus reinem Gold entlang.

Bei der Straße können wir an Christus als den Weg denken. Beim Strom steht der Gedanke an Reinigung und Erquickung im Vordergrund. Das geschlachtete Lamm ist die Quelle des Wassers des Lebens, des Wassers, das uns dadurch reinigt, dass es uns neues Leben schenkt (vgl. Joh 3,5). Doch eng damit verbunden sehen wir den Baum des Lebens in der Mitte der Straße und an beiden Seiten des Stromes (Off 22,2). Hier geht es mehr um Leben, das Frucht bringt, Leben, das sich anderen mitteilt.

Ein Baum ist in der Schrift oft das Symbol einer großen menschlichen Macht auf der Erde (siehe z.B. Dan 4). Doch Christus ist der Baum des Lebens im Jerusalem, das droben ist. Er ist der mächtige Lebensfürst, der das Leben schenkt, wem Er will (Joh 5,21; 17,2). Und das Leben, das Er gibt, ist passend für den Himmel. Wenn wir Ihn durch den Glauben kennen, besitzen wir in Ihm das ewige Leben und sind auch vollkommen passend, um in der Gegenwart Gottes erscheinen zu können.

Christus ist selbst das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist (1Joh 1,2). Er gab sich selbst für uns in den Tod, um uns das Leben geben zu können: Leben einer neuen Ordnung, Leben, das den Tod besiegt hat und das den Himmel eingenommen hat. Dieses Leben ist uns durch den Glauben an seinen Namen geschenkt. So ist Christus das Haupt eines neuen Geschlechts von Menschen geworden: Wie der Himmlische ist, sind auch die Himmlischen (1Kor 15,48).

Im himmlischen Jerusalem sehen wir nur den Baum des Lebens; der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen wird nirgendwo im letzten Bibelbuch erwähnt. Wie der Baum des Lebens in die Mitte des Gartens Eden gepflanzt war, so ist Christus der Mittelpunkt des Paradieses Gottes (Off 2,7). Christus ist hier für all die Seinen das Zentrum des Segens, des Lebens und der Anbetung. Keine Sünde mehr, kein Versagen, kein anklagendes Gewissen, keine Verurteilung, kein Tod, kein Entfernen aus der Gegenwart Gottes – das alles gibt es hier nicht mehr. Christus nahm sozusagen alle negativen Folgen aufgrund des Essens vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen auf sich, und so ist Er „der Baum des Lebens“ für alle geworden, die Ihm angehören. Jesus in der Mitte, Jesus allein!

In der heiligen Stadt mit den Straßen aus Gold,
fließt der Strom des Wassers des Lebens;
dort ist herrliches Licht, was keiner gesehen,
aber das Herrlichste ist: Dort sehen wir Jesus.


aus Im Paradies
von Hugo Bouter
48 Seiten,
Taschenbuch
Preis: 2,95 €
Daniel-Verlag

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