Ist Jesus Gott?
Johannes 1,1-3

Andreas Steinmeister

© A. Steinmeister, online seit: 29.12.2011, aktualisiert: 12.11.2023

Leitverse: Johannes 1,1-3

Joh 1,1-3: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist.

Übersetzung von Johannes 1,1-3

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob aus den ersten Versen im Johannesevangelium deutlich hervorgehe, dass Jesus wirklich Gott sei?

So übersetzt die sogenannte Neue-Welt-Übersetzung (NWÜ) Johannes 1,1-3 mit den folgenden Worten:

Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott. Dieser war im Anfang bei GOTT. Alle Dinge kamen durch ihn ins Dasein, und ohne ihn kam auch nicht ein Ding ins Dasein.

In dem von der Watch Tower Bible And Tract Society in New York herausgegebenen Büchlein mit dem Titel Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt wird über diesen Jesus auf Seite 39 gesagt, Jesus hätte seinen Ursprung als Messias „aus früheren Zeiten […], aus den Tagen unabsehbarer Zeit“ (Mich 5,1). Er selbst hätte davon gesprochen, dass Er „von den oberen Bereichen“ gekommen wäre (Joh 8,23; 16,8). Das Johannesevangelium würde Ihn bezeichnen als den „‚einziggezeugten Sohn‘, weil Jehova ihn unmittelbar erschuf (Joh 3,16)“. Weiter heißt es:

Als „der Erstgeborene aller Schöpfung“ wurde er dann von Gott dazu gebraucht, alle anderen Dinge zu erschaffen (Kol 1,15; Off 3,14).

Aus Johannes 1,1 ginge hervor, dass Er in seiner vormenschlichen Existenz „‚im Anfang‘ bei Gott [war]. Das WORT war somit bei Jehova, als ‚die Himmel und die Erde‘ erschaffen wurden.“

Bei der Erschaffung der Erde hätte sich Gott „an das WORT“ gewandt (1Mo 1,26), und dieses „WORT“ wäre „Gottes geliebter ‚Werkmeister‘ gewesen“, der ja in Sprüche 8,22-31 auch als „die personifizierte Weisheit beschrieben“ würde. Und dann heißt es noch:

Nachdem Jehova das WORT gemacht hatte, verbrachte es viele Zeitalter bei Gott im Himmel, bevor es als Mensch auf die Erde kam. Kein Wunder, dass Jesus in Kolosser 1,15 als „das Bild des unsichtbaren Gottes“ bezeichnet wird! Durch die lange Zeit der engen Gemeinschaft wurde der gehorsame Sohn genau wie sein Vater, Jehova.

Die Zeugen Jehovas (in der Folge abgekürzt mit ZJ) lehnen in dem gleichen Büchlein auf Seite 31 das Wort „Dreieinigkeit“ ab und schreiben:

Der wahre Gott ist eine Person für sich, getrennt von Jesus Christus (Joh 14,28; 1Kor 15,28). Gottes heiliger Geist ist keine Person. Dieser ist vielmehr die wirksame Kraft Jehovas, die er als Allmächtiger gebraucht, um seine Vorsätze zu verwirklichen (1Mo 1,2; Apg 2,1-4.32.33; 2Pet 1,20.21).

Wir fassen kurz zusammen:

  1. Die ZJ lehren: Jesus ist ein Geschöpf, das vor sehr langen Zeiträumen von Jehova erschaffen worden ist.
  2. Die ZJ lehren: Jesus ist der „einziggezeugte Sohn“ und wurde dementsprechend irgendwann in der zurückliegenden Vergangenheit – vor Erschaffung der Welt – gezeugt.
  3. Die ZJ lehren: Jesus konnte aufgrund seines Gehorsams im Himmel und seiner langen engen Gemeinschaft mit seinem Vater dort „das Bild des unsichtbaren Gottes“ genannt werden.
  4. Die ZJ lehren: Als „geliebter Werkmeister“ und „personifizierte Weisheit“ wurde Er von Gott gebraucht, um als „Erstgeborener der Schöpfung“ Dinge zu erschaffen.
  5. Die ZJ lehren: Es gibt keinen drei-einen (dreieinigen) Gott.
  6. Die ZJ lehren: Der Heilige Geist ist keine Person, sondern nur eine Kraft.

Damit leugnen die ZJ grundlegende Erkenntnisse von Christen, die ihren Glauben auf das Wort Gottes, die Bibel, stützen.

Aber was ist nun eigentlich richtig?

Wir wollen uns mit dem Text in Johannes 1,1-3 genauer befassen. Es heißt dort in der überarbeiteten Elberfelder Übersetzung (Edition CSV):

Joh 1,1-3: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eins, das geworden ist.

Im Anfang (en archä)

Es ist wichtig, darauf zu achten, dass es nicht heißt: „in dem Anfang“, als ob hier der Schwerpunkt auf einen bestimmten Anfang gelegt werden soll. Es geht nicht um den Anfang der Schöpfung oder einen bestimmten und definierten Anfang in der zurückliegenden Ewigkeit, sondern um etwas, was weit zurückliegt. Johannes gebraucht nicht die von ihm gewöhnlich gebrauchte Ausdrucksweise ap’archä (= „von Anfang“: Joh 6,64; 8,44; 15,27; 16,4; 1Joh 1,1; 2,7.13.14.24; 3,8.11; 2Joh 1,5.6) oder kat’archä wie in Hebräer 1,10 (= „im Anfang“), sondern er macht deutlich, dass es um etwas gehen soll, was mit „Ursprung“ zu tun hat.

Das Wort archä wird an anderen Stellen kontextgerecht mit „Obrigkeit“ (Lk 12,11; 20,20) und „Fürstentümer“ (archai: Röm 8,38; 1Kor 15,24; Eph 1,21; 3,10; 6,12; Kol 1,16.18; 2,10.15; Tit 3,1) übersetzt und meint etwas, was autoritativ über anderen steht, also sozusagen am Anfang steht und vor allen ist. Daher kann Jesus Christus auch in Kolosser 1,18 hos estin archä (= „welcher Anfang ist“) genannt werden und in Offenbarung 3,14 hä archäs täs ktiseos tou theou (= „der Anfang der Schöpfung Gottes“) oder in Offenbarung 21,6; 22,13 hä archä kai to telos (= „der Anfang und das Ende“).

Wenn es wahr wäre, dass Anfang hier „zeitlicher Anfang“ bedeutet, dann gäbe es für Jesus Christus auch ein zeitliches Ende. Das leugnen aber auch die ZJ.

Im Anfang war (en archä än)

Dieses Verb än ist überaus wichtig. än, die 3. Person Singular Präteritum von eimi zeigt an, dass dieses Wort nicht „wurde“, sondern „war“. Wenn es in Johannes 1,14 heißt: „Das Wort wurde Fleisch“, dann steht dort: kai ho logos sarx egeneto (wörtl.: „und das Wort Fleisch wurde“).

Das macht nun alles klar. Selbst wenn der Anfang in Johannes 1 ein bestimmter Anfang wäre, war das Wort doch schon dort. Es war „im Anfang bei Gott“ und „es war Leben“, und damit war es auch „das Licht der Menschen“ (Joh 1,4). Johannes sagt ausdrücklich, dass Johannes der Täufer „nicht das Licht war“, sondern „von dem Licht zeugte“ (Joh 1,8).

  • Joh 1,9: Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet.

Später sagt der Täufer:

  • Joh 1,30: Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der den Vorrang vor mir hat, denn er war vor mir.

Und Jesus Christus selbst sagt:

  • Joh 6,62: Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren seht, wo er zuvor war …

Wir denken auch an

  • Joh 8,58: Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich [prin abraam genästhai ego eimi].

Hier haben wir die Seinsaussage[1], der wir im Johannesevangelium immer wieder begegnen und die wir zum ersten Mal in Verbindung mit Gott in der Septuaginta in 2. Mose 3,14 finden. Dort offenbart sich Jehova (Jahwe) als der „Ich bin“ (ego eimi).

Übrigens, ist es nicht erstaunlich, dass bei diesem ego eimi die Häscher in Johannes 18,6 zu Boden fallen?

So weist also diese Aussage „Im Anfang war“ ganz deutlich auf die Präexistenz des Wortes hin.

Im Anfang war das Wort (en archä än ho logos)

Ist nun der Logos ein Geschöpf, das vor sehr langen Zeiten geschaffen wurde? Bisher sahen wir, dass der Kontext dies auf jeden Fall nicht zulässt, da es hier um einen unbestimmten Anfang geht, der weder durch Zeit noch durch einen Zeitpunkt in der Ewigkeit definiert ist.

Aber was bedeutet nun ho logos?

Aus dem Zusammenhang der ersten 34 Verse (Joh 1,1-34) wird deutlich, dass dem Logos hier bestimmte Aspekte zugeschrieben werden:

  • Präexistenz: Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.
  • Schöpfermacht: „Alles war durch dasselbe.“
  • Himmlisches Leben: Er war Leben und war das Leben (Joh 1,4).
  • Licht: Er war das Licht, das wahrhaftige Licht (Joh 1,5.9).
  • Er wurde weder von der Welt erkannt noch von den Seinen aufgenommen.
  • Menschwerdung: Er wurde Fleisch, das heißt, Er wurde Mensch (Joh 1,14).
  • Er offenbarte Herrlichkeit (Joh 1,14).
  • Er war der Einzigartige vom Vater (Joh 1,14).
  • Er war vor Johannes (Joh 1,15.30).
  • Durch IHN ist „Gnade und Wahrheit geworden“ (Joh 1,17).
  • Er ist das Lamm Gottes (Joh 1,29; „zuvorerkannt vor Grundlegung der Welt“, 1Pet 1,18).
  • Er wird mit Heiligem Geist taufen (Joh 1,33). Könnte das je ein Geschöpf?
  • Er ist der Sohn Gottes (Joh 1,34).

Aus keinem dieser Aspekte geht hervor, dass Er ein geschaffenes personales Wesen wäre.

Was bedeutet der Ausdruck logos?

Dieses Wort wird sehr häufig im NT gebraucht und hat folgende Bedeutungen:

  1. das gesprochene Wort (Kol 4,6; 1Tim 4,12; 4,15)
  2. die Verkörperung eines Ausdrucks, einer Idee (Mt 22,46; 1Kor 14,9.19)
  3. das geredete und gehörte Wort Jesu oder eines Menschen (Mt 19,22; Mk 5,36)
  4. die Gesamtheit der Überlieferung, des Wortes Gottes (Mk 7,13; Joh 10,38; Röm 9,28; 13,9)
  5. das Wort Gottes oder des Herrn (Joh 15,25; Röm 9,9; Gal 5,14; Heb 4,12) oder das Wort Christi (Mt 24,35; Joh 2,22; 4,41; 14,23), das Wort des Evangeliums (Apg 6,7; 11,22; 12,24; 13,49; 15,35; 16,32; 17,13; 19,10; Röm 9,9; 1Kor 15,2; Phil 1,14)
  6. das Wort, das zur Diskussion steht (Apg 15,6; 19,38)
  7. die Lehre (Apg 18,11.15; 1Tim 4,6; 6,3; 2Tim 1,13; 2,15); die Offenbarung des Geheimnisses (Kol 1,25)
  8. das Wort vom Kreuz (1Kor 1,18); das Wort des Christus (Kol 3,16); das Wort Gottes als paulinische Überlieferung über die Ordnung in der Gemeinde (1Kor 14,36)
  9. in gewisser Hinsicht auch ein Titel der Person Jesu, der „das Wort“ (ho logos, Joh 1,1.14), das „Wort Gottes“ (ho logos tou theou, Off 19,13) und „das Wort des Lebens“ (ho logos tou zoäs, 1Joh 1,1.2) ist

Da Gott ein persönliches Wesen ist und Ihm als Person „Rede, Wort“ eigen ist, kann das Wort niemals geschaffen sein; sondern so wie Gott ewig ist, so ist auch das Wort ewig; es gehört zu Gott genauso wie Licht (1Joh 1,5) und Liebe (1Joh 4,8.16). Aber während Licht, Liebe und Wort als geschriebenes bzw. gesprochenes Wort Wesenszüge bzw. Ausdrucksweisen Gottes sind, ist das Wort (ho logos) ein Titel oder ein Name Gottes.

logos im AT

Im Alten Testament, in der Septuaginta, ist logos die Übersetzung der hebräischen Wörter dabar (Ri 3,20; 2Sam 24,11; 1Kön 12,22; 2Kön 9,36), emär (= „Rede, Wort, Satzung“, Spr 1,2; Ps 119,9; 119,42) und imrah (Ps 119,11; Jes 5,24). Alle diese Wörter werden auch verwendet, um das Reden Gottes zu betonen.

Memra in der jüdischen Literatur, in den Targumim

Später gebrauchen die Juden das Wort Memra, das dem logos entspricht. Sie identifizieren es mit Gott, aber unterscheiden es auch von Gott. Zugleich schuf Gott durch Memra; alles Existierende sei durch Memra, daher kann Memra der und das Wirkende in der Schöpfung sein. Aber Memra bewirkt auch die Errettung und ist zugleich die Offenbarung Gottes, die Schechina, die Herrlichkeit Gottes.

Der messianische Jude A. Fruchtenbaum schreibt:

Die Griechen haben das Wort „Schechinah“ hellenisiert. Das griechische Wort an dieser Stelle ist jetzt skeinei (Joh 1,14) und bedeutet nicht wohnen oder leben, sondern zelten. Das ist genau die Bedeutung, die Johannes meint. Denn dieses Wort geht auf das Buch Exodus zurück. Dort, in Kapitel 40 [2Mo 40], kam die Schechinah-Herrlichkeit in der Form einer Wolke hernieder und ging durch das Allerheiligste und zeltete für die nächsten Jahrhunderte inmitten des Volkes Israel, bis sie schließlich zu den Zeiten Hesekiels Israel verließ (Hes 8–11).

Jetzt aber war die „Schechinah“ zurückgekehrt. Nicht in der Form von Wolke, Feuer oder Licht, sondern im Fleisch und zeltete wieder inmitten von Israel. Und so wie die Rabbiner, dies ist hier zu beachten, verbindet auch Johannes „Schechinah“ bzw. skeinei mit der Herrlichkeit Gottes: „Und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).[2]

Wenn Gott sich dem Menschen offenbart, so geschah dies durch Memra (Heb 1,1), und wenn Er im AT die acht Bündnisse schloss, so geschah auch dies durch Memra.

An einer Stelle heißt es sogar im Targum Onkelos: „Die Memra des Herrn wird mein Gott sein.“[3]

Der Logos ist also niemals ein geschaffenes Wesen, sondern ist ein persönliches und ewiges Wesen, in Wesen und Natur eins mit dem Gott, bei dem es ist und war. Daher wird der Logos auch „Gott“ genannt.

Eingeborener Sohn

Der eingeborene Sohn, der Seiende in dem Schoß des Vaters (monogenäs hyios ho on eis ton kolpon tou patros ekeinos exägäsato) hat Gott den Vater kundgemacht, hat von Ihm erzählt (Joh 1,18).

Dieser Sohn besitzt eine Herrlichkeit, die „eines Eingeborenen vom Vater“ eigen ist (Joh 1,14), ja Er ist der „eingeborene Sohn im Schoß des Vaters“ (Joh 1,18). Er hat den Vater gesehen und Ihn kundgemacht. Er ist von dem Gott, der die Welt geliebt hat, „gegeben“ (Joh 3,16) bzw. „gesandt“ (1Joh 4,9) worden. Und daher können wir durch den Glauben an Ihn das ewige Leben (Joh 3,18) empfangen und können „durch ihn leben“ (1Joh 4,9).

Heißt nun „eingeborener Sohn“, dass Er der zuerst Gezeugte ist? Nein, absolut nicht. Abraham wird gesagt: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast.“ In der Septuaginta wird nur der Ausdruck ton agapäton hon ägapäsas (= „den Geliebten, den du geliebt hast“) verwendet. Dieser Geliebte wird in Hebräer 11,17 monogenä (= „Eingeborener“) genannt. Ist es nicht erstaunlich, dass diese Liebesbeziehung im NT mit den Worten „er brachte den Eingeborenen dar“ umschrieben wird? Er war nicht der von Abraham zuerst Gezeugte, sondern der „Einzigartige“, der „Geliebte“. Der zuerst Gezeugte war Ismael.

In Richter 11,34 wird die Tochter Jephtas in der Septuaginta als „Eingeborene“ gesehen; in Psalm 22,21; 35,17 redet David von seiner Seele, der Einzigen. Auch hier wird in der Septuaginta der Ausdruck monogenäs verwendet. Natürlich wusste David, dass er nur eine Seele hat und diese auch nicht gezeugt war, aber er empfand sie als „einzigartig“. So ist Jesus als Sohn Gottes einzig in seiner Art. Er ist der göttliche Sohn, den der Vater mit „o Gott“ anredet. Jesus ist Gott.

Doch schauen wir weiter:

„Und das Wort war bei Gott“ (kai ho logos pros ton theon)

Das Wort in seinem Sein im Anfang wird als unterschieden von Gott beschrieben. Das Wort war pros ton theon (= „bei dem Gott, zu dem Gott hin ausgerichtet“). Die Präposition pros mit dem nachfolgenden Akkusativ deutet auf eine bestehende Beziehung, eine Verbindung, hin (Joh 14,12.28; 16,28: „zum Vater gehe“). In 1. Johannes 1,2 lesen wir: „Und das Leben ist offenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist.“ Hier wird das Wort übrigens „das ewige Leben“ genannt und dieses war pros ton patera (= „bei dem Vater“), und in 1. Johannes 2,1 ist das Wort „der Sachwalter bei dem Vater“ (pros ton patera).

Wenn das Wort nichts weiter als ein Geschöpf wäre, dann wäre das ewige Leben ebenfalls ein geschaffenes ewiges Leben – welch ein Widerspruch.

„Und das Wort war Gott“ (kai theos än ho logos)

Und Gott war das Wort. Das Wort war nicht nur göttlich, dann müsste hier theios (= „göttlich“, 2Pet 1,3.4; Apg 17,29) stehen; es wurde auch nicht Gott, dann müsste dort geneto stehen; nein, es war Gott.

Nun kommt der Einwand, dass ja vor Gott kein bestimmter Artikel wie in der Aussage pros ton theon (= „bei dem Gott“) stehe. Das müsse eine Bedeutung haben, und die Aussage könne eben auch mit „ein Gott“ übersetzt werden, also müsse es heißen: „Das Wort war ein Gott.“ In der Tat muss dieser feine Unterschied gewichtet werden, aber nicht in dem Sinne, dass man aus „Gott“ ohne Artikel ein geschaffenes Wesen macht.

Aber warum übersetzen so viele „und Gott war das Wort“ bzw. „und das Wort war Gott“?

Johannes will erklären, wer oder was das Wort ist, und hat uns bisher verdeutlicht, dass es bei dem Gott war. Es war auf den wahren Gott hin ausgerichtet (pros), in einer engen Beziehung zu Ihm. Nun will er dadurch, dass er ho logos („das Wort“) mit bestimmtem Artikel und theos ohne Artikel schreibt, deutlich machen, dass ho logos das Subjekt des Satzes und theos än das Prädikat, das Prädikatsnomen, ist. Johannes will dem Leser ganz klar mitteilen, dass das Wort nicht der Gott ist, denn dann wäre der Heilige Geist zum Beispiel ausgeschlossen, sondern dass „das Wort (ein) Gott“ war.

Es handelt sich hier also nicht um einen reziproken Satz wie etwa: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ ( hamartia estin anomia), oder in Matthäus 6,22: „Die Lampe des Leibes ist das Auge“ (ho lychnos tou somatos estin ho ophthalmos), oder: „Das Brot (des) Gottes ist der Herabkommende aus dem Himmel“ (ho gar artos tou theou estin ho katabainon ek tou ouranou). In diesen Sätzen könnte man das Subjekt und den Gleichsetzungsnominativ einfach austauschen, weil vor beiden Nomen der Artikel steht und beide durch das Hilfsverb „ist“ verbunden sind.

Zurück zu unserem Vers: Der vorher ausgesprochene Gedanke wird fortgeführt und der Unterschied zwischen „dem Gott“ und „dem Wort“ herausgestellt.

Man könnte also grammatisch richtig vor Gott den unbestimmten Artikel „ein“ einsetzen, aber dann nur, um auszudrücken, dass es eine Unterscheidung zwischen „dem“ Gott und „dem Wort“ gibt – eine Unterscheidung, die aber niemals in dem Geschaffensein des Wortes liegt, sondern in der Tatsache, dass so wie der Gott in der Ewigkeit da war, so ist das Wort unterschieden von dem Gott ebenfalls göttlich und ewig da.

Sehr deutlich bringt das dann der folgende Vers zum Ausdruck:

„Dieses war im Anfang bei Gott“ (outos än en archä pros ton theon)

Da sich „dieses“ (outos) hier auf ho logos (= „das [der] Wort“) bezieht und ho maskulin ist, könnte man auch „dieser“ übersetzen. Weil im Deutschen „das Wort“ aber sächlich ist, haben viele Übersetzer eben das Neutrum gewählt. In den folgenden Textstellen, die auf Jesus Christus hinweisen, wird aber das gleiche Demonstrativpronomen mit „dieser“ wiedergegeben, weil es sich auf „den Sohn“ bezieht (Mt 3,17; 17,5; 21,11.42; Joh 1,15.30.33.34).

Das Wort war in (dem) Anfang bei Gott. Es ist ganz deutlich: Hier wird von einem unbestimmten Anfang gesprochen, der durch die Gegenwart, das Sein des Wortes, bestimmt ist. Das Wort wurde nicht zusammen mit dem Anfang, nein, es war im Anfang bezogen auf den Gott, in Verbindung (Gemeinschaft) mit dem Gott.

Auch dieser Text widerspricht jeglicher Vorstellung von einem Gewordensein oder Geschaffensein des Wortes.

„Alles wurde durch dasselbe“ (panta di’ autou egeneto)

„Alles wurde durch dasselbe“ (Elb.) ist eine genaue Übersetzung, denn panta ist zwar eine Pluralform von pas und kann daher auch mit „alle Dinge“ übersetzt werden, wird aber durch die Einzahl egeneto (3. Person Singular Aorist 2 von ginomai) hier eingeschränkt.

Die sehr freie Übersetzung von egeneto (= „kamen ins Dasein“) ist gar nicht nötig, obwohl durchaus sinnentsprechend.

In Apostelgeschichte 17,24; Römer 11,36; 1. Korinther 8,6; Epheser 1,10.22; 3,9; Philipper 3,21; Kolosser 1,16.17.20; Hebräer 1,3 und Offenbarung 4,11 wird panta auf alles Geschaffene bezogen, wobei in den meisten Texten der Sohn im Vordergrund steht. Der Sohn ist also der Schöpfer, „durch den alles ist“ (1Kor 8,6), der alles „durch das Wort seiner Macht trägt“ (Heb 1,3), „durch den und für den alles ist“ (Kol 1,16) und „durch den alles besteht“ (Kol 1,17).

Wenn man im Alten Testament die Texte studiert, die vom Schöpfer sprechen, so ist es immer El bzw. Elohim, Jahwe usw.:

  • 1Mo 1,1: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.

  • Ps 90,2: Ehe geboren waren die Berge und du die Erde und den Erdkreis erschaffen hattest – ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.

  • Jes 42,5: So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schuf und sie ausspannte, der die Erde ausbreitete mit ihren Gewächsen, der dem Volk auf ihr den Odem gab und den Hauch des Lebens denen, die darauf wandeln.

  • Ps 33,6.9: Durch das Wort des HERRN sind die Himmel gemacht worden, und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes … Denn er sprach, und es war; er gebot, und es stand da.

Im Buch Hiob lesen wir von dem Schöpfer, der mit Gott identifiziert wird (Hiob 32,22; 35,10; 36,3); in Psalm 149,2 soll sich Israel über den Schöpfer, seinen König, freuen; Salomo erinnert jüngere Menschen in Prediger 12,1 an den Schöpfer mit den Worten: „Und gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugendzeit“, und Jesaja ruft aus: „Weißt du es nicht? Oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der HERR, der Schöpfer der Enden der Erde; er ermüdet nicht und ermattet nicht, unergründlich ist sein Verstand“ (Jes 40,28), und: „Ich, der HERR, bin euer Heiliger, ich, der Schöpfer Israels, euer König“ (Jes 43,15), wobei er den Schöpfer mit dem Heiligen und dem König Israels identifiziert.

Dieser Schöpfer im Alten Testament ist Jahwe, Elohim und im Neuen Testament der Sohn Jesus als das Wort.

Niemals wird Jesus in der Bibel als geschaffenes Wesen vorgestellt. Gott sagt in Hebräer 1,8 zu Ihm als Sohn: „Dein Thron, o Gott, ist in die Zeitalter der Zeitalter“ (ho thronos sou ho theos eis ton aiona tou aionos).

Wenn man den Zusammenhang von Hebräer 1,6 und 7 liest, dann wird deutlich, dass Gott Engel als Diener hat, die Ihm willig gehorchen und dienen; aber wenn Er zu seinem Sohn spricht, dann redet Er über dessen Herrschaft und Thron. Daher ist die Übersetzung in der NWÜ „Dein Thron ist Gott“ absolut unangemessen, da estin (= „ist“) im Text nicht steht und es sich zudem hier um einen Vokativ handelt und der Sohn angesprochen wird. In der Septuaginta findet man ähnliche Konstruktionen: in Psalm 25,22; 36,8; 42,2; 43,1; 44,5; 48,10 usw. und eben auch in Psalm 45,7, wo immer die Anrede mit ho theos wiedergegeben wird.

Gott spricht seinen Sohn also mit den Worten „o Gott“ an.

Weitere Textstellen, die auf die Gottheit des Herrn Jesus hinweisen:

  • 2. Thessalonicher 1,12; Titus 2,13; 2. Petrus 1,1: Hier kann man jeweils durch die Genitivkonstruktion und den einen Artikel vor beiden Nomen beide auf Christus beziehen.

  • In Hebräer 1,2 heißt es, dass Gott en hyio (= „in oder als Sohn“) sprach; in Hebräer 1,5 wird durch die Auslassung des Artikels vor Sohn und Vater der Charakter der ewigen Beziehung zwischen beiden verdeutlicht und nicht die Tatsache eines Beginns dieser Beziehung.

  • In Galater 4,6 wird der Ausdruck „gesandt“ sowohl auf den Sohn als auch auf den Heiligen Geist bezogen. So wie der Heilige Geist der „ewige Geist“ ist (Heb 9,14), so ist auch der Sohn der „ewige Sohn“.

  • Johannes 17,4 sagt, dass der Sohn eine Herrlichkeit beim Vater besaß, ehe die Welt war; Er war auch nach Johannes 17,24 der Geliebte vor Grundlegung der Welt; Er war als das Lamm zuvorerkannt vor Grundlegung der Welt (1Pet 1,18); Er war nach 1. Johannes 1,2 das ewige Leben bei dem Vater, ja Er wird in 1. Johannes 5,20 „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ genannt. Daher kann die Schrift auch sagen, dass Er „von Gott ausgegangen“ (Joh 16,27.30), aber auch „vom Vater ausgegangen“ ist (Joh 16,28; 17,8). Er konnte nur von dort „ausgehen“, weil Er dort war (nicht wurde). Deswegen lesen wir auch von Ihm, dass Gott Ihn gesandt hat und Er dadurch die Worte Gottes reden konnte (Joh 3,17.34; 4,34; 6,29) und dass andererseits Ihn auch der Vater gesandt hat (Joh 5,23.37; 6,44.57; 8,16; 12,49; 14,24; 17,8.18.21.23.25). Christus wollte deutlich machen, dass Er als Sohn in voller Gemeinschaft mit Gott dem Vater war – im Himmel und auch als Mensch auf der Erde.

  • Aber gerade weil Jesus als Sohn Gott seinen Vater nannte (Joh 5,18), wollte man Ihn töten, denn die Juden erkannten in dieser Aussage, dass Er Gott „seinen eigenen Vater nannte“ und damit „sich selbst Gott gleichmachte“. Auch wenn Er später betonte: „Ich und der Vater sind eins“, empfanden die Juden nicht nur, dass Er in herrlicher Gemeinschaft mit dem Vater war, sondern dass Er sich „zu Gott machte“ (Joh 10,30-36).

  • Jesus wird auch „Erretter“ (Heiland) genannt. Dieser Ausdruck wird in der Septuaginta in Jesaja 43,3.11; 45,15; 49,26; 60,16; 63,8 auf Jahwe und im NT in Lukas 2,11; Apostelgeschichte 13,23; Römer 11,26 auf Jesus Christus bezogen (vgl. auch Joh 4,42; Eph 5,23; 1Tim 4,10, wo ebenfalls das Wort sotär gebraucht wird). In 1. Timotheus 1,1; 2,3; Titus 1,3; 2,10; Judas 25 wird sotär (= „Erretter“) auf „Gott“ bezogen und in 2. Timotheus 1,10; Titus 1,4; 2. Petrus 2,20; 3,2.18 auf „Christus“.

  • Es ist weiter interessant, dass in Römer 11,26 der Ausdruck „Erretter“ aus Jesaja 59,20.21 stammt, wo das hebräische Wort goel (= „Löser, Erlöser“) gebraucht wird. Dieses Wort wird als Partizip von gahal in Jesaja ausschließlich für Jahwe (41,14; 43,14; 44,6.24; 47,4; 48,17; 49,7.26; 54,5.8; 59,20; 60,16; 63,16) benutzt. Jahwe als Erlöser ist der präexistente Christus.

  • In Matthäus 22,41-46 heißt es: „Als aber die Pharisäer versammelt waren, fragte sie Jesus und sprach: Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagen zu ihm: Davids. Er spricht zu ihnen: Wie nennt David ihn denn im Geist Herr, wenn er sagt: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege unter deine Füße. Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn ferner zu befragen.“ Hier erklärt Christus, dass Davids Sohn zwar der Christus ist, aber zugleich Adonai (= „Herr“). Adonai ist aber auch Jahwe.

  • In 1. Petrus 3,15 heißt es: „Heiligt Christus, den Herrn, in euren Herzen.“ Dieser Text ist Jesaja 8,13 entnommen: „Jahwe der Heerscharen, den sollt ihr heiligen.“ Demnach ist Christus Jahwe.

Weitere Textstellen aus dem AT und dem NT zeigen, dass der Jahwe des AT der Jesus des NT ist:

  • Jesaja 40,10; 63,1; Daniel 7,13; Micha 2,12.13; Sacharja 9,9.10; 12,10; 14,3-5; vgl. Matthäus 24,30; 25,31; Markus 13,26; 14,62; Lukas 21,27; 1. Thessalonicher 3,13
  • Psalm 102,25-27; vgl. Hebräer 1,12; 13,8. „Derselbe“ ist ein Name Gottes (5Mo 32,39)
  • Jesaja 6,3-5 – Johannes 12,37-43

Christus, der Erstgeborene

In Matthäus 1,25 und Lukas 2,7 wird von Christus als Marias „erstgeborenem Sohn“ gesprochen. Tatsächlich war Er der zuerst geborene Sohn und zugleich der Sohn, der einen himmlischen Vater hatte. In diesem Sinn war Er auch derjenige, der nicht nur der zeitlich zuerst geborene Sohn war, sondern auch der Prototypus aller Erstgeborenen, deren Namen im Himmel angeschrieben sind (Heb 12). Das hier verwendete Wort prototokos ist ein Würdetitel, der auch in einer Rangfolge den obersten Rang angibt.

Hebräer 1,5 zitiert 1. Chronika 17,13; 2. Samuel 7,14 und bezieht sich auf Salomo. In Hebräer 1,6 wird aber davon gesprochen, dass Gott „den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt“. Nun, dieser Ausdruck „Erstgeborener“ (prototokos) wird in Psalm 89,28 durch Ethan, den Esrachiter, auf den „Höchsten der Könige der Erde“ bezogen: „So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten der Könige der Erde.“ Hier ist deutlich von dem Messias die Rede. Er wird zum Erstgeborenen gemacht, zum Höchsten der Könige der Erde. Er ist nicht der zuerst Geborene, sondern der im höchsten Rang Stehende. So muss man Hebräer 1,5 denn auch verstehen, dass hier der Sohn in einer absolut einmaligen Beziehung zu Gott, seinem Vater, steht und der Sohn als Mensch in Hebräer 1,6 „Erstgeborener“ genannt wird.

Gleiches gilt auch für den Ausdruck „Erstgeborener unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29): Er hat den absoluten Vorrang, Er, der sich nicht schämt, die Gläubigen „Brüder“ zu nennen.

Als der „Erstgeborene aller Schöpfung“ (Kol 1,15) ist Er derjenige, der alles erschaffen hat, so wie Kolosser 1,16.17 es andeutet: „Denn durch ihn [en auto = „in ihm“, d.h. in der Kraft seiner Person] sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn [di’ autou = „durch ihn“, d.h., Er war das Mittel, durch das erschaffen wurde] und für ihn [eis auton = „zu ihm hin, in Richtung auf ihn“] geschaffen. Und er ist vor [pro] allen, und alle Dinge bestehen durch ihn [en auto].“ Kolosser 1,15 sagt also nicht, dass Christus das zuerst erschaffene Geschöpf ist, sondern dass Er der Schöpfer ist – existent vor allem und als der vollkommene Mensch erhaben über alles.

Und Christus ist auch „der Erstgeborene aus den Toten“ (Kol 1,18) und „der Erstgeborene der Toten“ (Off 1,5). Als solcher ist Er der einzige Auferstandene, der immerdar lebt und nicht wieder gestorben ist und zugleich das Oberhaupt über alle Toten ist.

Christi Werke erweisen Ihn als Gott

In der Tat: Christus konnte Sünden vergeben (Mt 9,5.6); unreine Aussätzige anrühren, ohne verunreinigt zu werden, und sie heilen (Mt 8,3); Naturgewalten beherrschen (Mt 8,26.27; 14,32.33); Tote auferwecken (Mk 5,22; Lk 7,11; Joh 11); Brote vermehren (Mk 6,41; 8,6-9); aus Wasser Wein machen (Joh 2,1-11) und Blindgeborenen das Augenlicht schenken (Joh 9,1-17) – das alles macht deutlich: Er ist Gott.

Der Herr Jesus Christus spricht im Johannesevangelium sehr deutlich von der innigen Beziehung zwischen Ihm und dem himmlischen Vater. Er kann in Johannes 5,17 sagen: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke“, in Johannes 5,20: „Der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch verwundert“, in Johannes 5,21: „Wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will“, in Johannes 5,23: „Der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“, in Johannes 14,13: „Um was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohn.“ In den folgenden Textstellen macht der Herr Jesus deutlich, dass Er in dem Vater und der Vater in Ihm ist: Johannes 14,10.11.20; 17,21. Daher konnte Er auch sagen: „Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird“ (Joh 16,15), und: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9).

Dieser wunderbare Herr nahm Knechtsgestalt an und erniedrigte sich selbst, indem Er gehorsam wurde bis zum Tod am Kreuz. Er starb für mich und machte mich zu einem Kind Gottes, das Ihn immer besser zu verstehen lernt und bald bei Ihm sein darf, um Ihn zu sehen, wie Er ist, Ihn, der das „Bild des unsichtbaren Gottes“ ist (Kol 1,15); in dem „die Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt“ (Kol 2,9); der die „Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und der Abdruck seines Wesens“ ist (Heb 1,3), ja der es „nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein“ (Phil 2,6).

Ihm sei Ehre, Anbetung und Lob für das, was Er ist und auf Golgatha für mich getan hat.

Anmerkungen

[1] ego eimi in Verbindung mit anschließenden Nominalaussagen lesen wir in Johannes 6,35.48 (das Brot des Lebens), Johannes 8,12 (das Licht der Welt), Johannes 10,7 (die Tür der Schafe), Johannes 10,11 (der gute Hirte), Johannes 11,25 (die Auferstehung und das Leben), Johannes 14,6 (der Weg die Wahrheit und das Leben), Johannes 15,1 (der wahre Weinstock).

[2] A. Fruchtenbaum, aus Das Leben des Messias. Zentrale Ereignisse aus jüdischer Perspektive, Hünfeld (Christlicher  Mediendienst) 2007.

[3] Zitiert aus Risto Santala, Der Messias im AT, Neuhausen (Hänssler) 1997, S. 131.


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