Die Offenbarung – der Weg zum Glück?

Ernst Martin Vedder

© Martin Vedder, online seit: 07.01.2010, aktualisiert: 17.11.2022

Leitverse: Offenbarung 1,3; 14,13; 16,15; 19,9; 22,7.14

Wie kommt es eigentlich, dass das letzte Buch der Bibel in den meisten Gemeinden und Kirchen so vernachlässigt wird? Sind es die vielen Gerichte, die uns so verschrecken? Oder meinen wir, das Gottesbild der Offenbarung nicht in Einklang bringen zu können mit den übrigen Aussagen des Neuen Testamentes? Erscheint uns die Symbolik zu schwer und unverständlich, oder ist es ganz einfach der uns allen geläufige Ausdruck, dass die Offenbarung nun eben „ein Buch mit sieben Siegeln“ sei und somit eine nähere Beschäftigung mit seinem Inhalt sich von vornherein verbiete?

Nun, ich für meinen Teil finde dieses Buch geradezu faszinierend und in höchstem Maß zeitnah. Nicht zuletzt auch zutiefst tröstlich und Mut spendend, da seine Botschaft uns wiederholt zuruft: Fasse Mut, halte aus! Gott ist niemals am Ende mit seinen Möglichkeiten. Ihm entgleitet nichts. Er ist und bleibt Herr jeder Lage. Und in Ihm haben wir den Sieg, auch wenn es manchmal anders scheint. So sind auch die sieben in ihr enthaltenen Seligpreisungen ein einzigartiger Zuspruch Gottes für alle, die ihr Vertrauen auf den Herrn setzen, und sie lassen in ihrer Gesamtaussage dieses für uns bisher vielleicht rätselhafte Buch in einem ganz neuen Licht erscheinen. Im Folgenden nun einige kurze Ausführungen dazu.

Off 1,3: Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.

Das ist also der Weg zum vollkommenen Glück: die Offenbarung lesen, ihre Worte zu Herzen nehmen (= hören) und anschließend danach tun (= bewahren), das heißt sich durch ihre Botschaft prägen lassen im Denken und Tun. Und all dies in der größten Dringlichkeitsstufe, denn „die Zeit ist nahe“, wo die prophetische Schau in die Geschichte einmündet.

Off 14,13: Glückselig die Toten, die im Herrn sterben, von nun an! Ja, spricht der Geist, damit sie ruhen von ihren Arbeiten, denn ihre Werke folgen ihnen nach.

Welch eine seltsame Botschaft! Vieles hat sich in der Zwischenzeit ereignet:

  • die großartige Erscheinung des verherrlichten Christus in Kapitel 1, wie Er als der himmlische Seelsorger dem Johannes erscheint
  • die Zusammenschau der Kirchengeschichte von der nachapostolischen Zeit bis zur Entrückung der Gemeinde, ihre geistliche Diagnose und göttliche Therapie des himmlischen Lehrmeisters in den Kapiteln 2 und 3
  • der Thronsaal Gottes mit dem geschlachteten Lamm als dem Mittelpunkt aller Bewunderung und Anbetung (Off 4 und 5)
  • die ersten sechs Siegel, mit denen die Gerichtsperiode eröffnet wird (Off 6)
  • die großartige Schau der 144.000 Versiegelten aus den Stämmen Israels, der göttlichen Missionsmannschaft, die das Zeugnis des lebendigen Gottes und seines Christus aufrechterhalten wird während der großen Drangsalszeit. Und als deren Ergebnis in demselben Kapitel die große Schar, die aus der Drangsal gerettet wird (Off 7)
  • das siebente und letzte Siegel, das die sieben Posaunengerichte enthält und in den Kapiteln 8 bis 10 weitere Gerichte über diese Erde und die von Gott abgefallene Menschheit kommen lässt
  • der endgültige Hinauswurf des Teufels aus dem Himmel, der dann dem Antichristen seinen Thron und seine Macht gibt, um die Zeugen Jesu zu vernichten und die ganze Welt zur Satansanbetung zu bringen (Off 12 und 13)
  • schließlich in Kapitel 14 die Schilderung der Überwinderschar, die dann mit dem zweiten „Glückselig“ der Offenbarung endet. Es gilt für die Zeugen Jesu, die dann auf der Erde in dieser Schreckensherrschaft des Antichristen leben, die Gebote Gottes zu halten und den Glauben Jesu zu bewahren (Off 14,12). Wenn sie dann als Folge ihres Zeugnisses einen vorzeitigen Tod erleiden, werden sie im Hinblick auf die ewige Belohnung nicht zu kurz kommen. Der Herr weiß, was sie alles für Ihn noch tun wollten (und wohl auch getan hätten). Und Er wird keines dieser Werke vergessen. Und all die Mühen im Dienst für Ihn haben jetzt ein Ende. Die Verfolgung ist vorbei und die ewige Ruhe ihr Teil. Welch ein Trost und welch ein Ausblick für alle, die mit ganzem Einsatz für ihren Herrn in ihrem Leben eingestanden haben!
  • der Dienst der beiden Zeugen des Herrn in Jerusalem, der erst durch den kommenden Antichristen (das Tier aus dem Abgrund) ein Ende findet (Off 11)

Off 16,15: Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt.

Wir sind mittlerweile am Ende der Drangsalszeit angelangt (der antichristlichen Weltherrschaft). In den Versen vorher wird die Mobilmachung der gesamten wehrfähigen Weltbevölkerung beschrieben, und in dem anschließenden Vers 16 wird auch der Ort dieses gewaltigen Kriegsschauplatzes genannt, an dem die antichristlichen Heere mit dem Heer des Himmels zusammenstoßen werden (Off 19,19): Harmagedon. Immer wieder weist der inspirierte Text an verschiedenen Stellen auf die dramatischen Ereignisse dieser Schreckensperiode hin, von der unser Herr Jesus Christus schon in seiner Ölbergrede sagt, dass die Welt niemals etwas Vergleichbares gesehen hat noch jemals wieder erleben wird. Und das letzte Buch der Bibel macht auch klar, dass die meisten Menschen trotz besseren Wissens – denn mehrmals wird betont, dass sie genau wissen, dass Gott es ist, der sie schlägt, und dass das Lamm seine Herrschaft angetreten hat – in ihrem Starrsinn verharren und nicht bereit sind, Buße zu tun. So wie schon Paulus den Thessalonichern in seinem zweiten Brief in Kapitel 2 mitteilte, dass „diejenigen, die die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen wollten, von Gott einen Geist des Irrwahns bekommen, so dass sie der Lüge glauben werden“ (2Thes 2,10-12). Und so weist der Herr an dieser Stelle noch einmal auf die Dringlichkeit der Bekehrung hin, deren Echtheit sich in einem gottesfürchtigen Lebenswandel zeigt („die Kleider bewahren“). Nur so bin ich recht vorbereitet auf die Ankunft des Herrn und werde nicht von Ihm wie von einem Dieb in der Nacht überrascht.

Off 19,9: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes.

Der Schauplatz wechselt nun. Die Hure Babylon (die falsche Braut) ist gerichtet, und die Hochzeit des Lammes mit seiner himmlischen Braut (alle wahrhaft Erlösten seit Pfingsten bis zur Entrückung) kann stattfinden. Doch wer mag mit den Geladenen gemeint sein? Johannes der Täufer gibt uns darauf die biblische Antwort in Johannes 3,29. Als er auf Christus hingewiesen wird, spricht er die folgenden bemerkenswerten Worte: „Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams, der dasteht und ihn hört, ist hocherfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude ist nun erfüllt.“ Johannes der Täufer macht deutlich: Ich gehöre nicht zur Braut, sondern zu den Freunden des Bräutigams. Und aus dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift über diesen Vorläufer des Herrn wird deutlich, dass Johannes der Täufer der größte aller Propheten war und auch der letzte des Alten Bundes und des irdischen Gottesvolkes, das seit Pfingsten durch das neutestamentliche Gottesvolk, die Gemeinde, abgelöst wurde, die die Braut des Lammes bildet. Somit dürfen wir davon ausgehen, dass bei der Hochzeit des Lammes auch die alttestamentlichen Gläubigen dabei sein werden. Aber wenn sie auch nicht die gleiche Stellung wie die Brautgemeinde haben (das erklärt zum Beispiel den Ausspruch Jesu über Johannes: „Er ist der Größte von Frauen Geborene, doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er“ [Mt 11,11]), so macht das „Glückselig“ doch unmissverständlich klar: Auch sie werden vollkommen glücklich sein und keinerlei Benachteiligung verspüren.

Off 20,6: Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung.

Die erste Auferstehung findet hier ihren Abschluss. Die Gläubigen des Alten Bundes, die Gemeinde, die beiden Zeugen, die Märtyrer der großen Drangsal, sie alle haben nun den neuen Leib empfangen und werden mit Christus herrschen tausend Jahre. Alle, die ihr Vertrauen auf den Heiland setzten, auf das Lamm Gottes, auf den Stellvertreter, der das Gericht getragen hat, das sie hätte treffen müssen, ja sie alle sind dabei. Niemand ist vergessen und niemand sehnt sich mehr zurück. Nur die Übrigen, die meinten, ihr Leben ohne den von Gott gesandten Retter leben zu können, die auf die Hilfe von oben dankend verzichteten, sie bleiben auch weiterhin im Grab. Eine allgemeine Auferweckung aller Menschen zur gleichen Zeit kennt die Heilige Schrift nicht. Die zweite Auferweckung findet über eintausend Jahre später statt als die erste (Off 20,7-15). Während die erste Auferstehung auch die „Auferstehung aus den Toten“, die „Auferstehung der Gerechten“ oder die „Auferstehung zum Leben“ genannt werden kann, handelt es sich bei der zweiten Auferstehung um die „Auferstehung der Toten“ oder die „Auferstehung zum Gericht“. Jeder Leser dieser Zeilen wird bei der einen oder der anderen Auferstehung dabei sein. Nur wer in Christus geborgen ist, braucht den zweiten Tod nicht zu fürchten und kann sich von Herzen auf die Zukunft freuen!

Off 22,7: Und siehe, ich komme bald. Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt.

Wir sind wieder am Ausgangspunkt angelangt. Die Botschaft ist vernommen. Nun gilt es, zu bewahren. Die Praxis ist gefordert. Wie sagte doch schon unser treuer Herr: „Wenn ihr nun dies alles wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!“ (Joh 13,17). Wir haben nicht mehr viel Zeit. Unser Herr kommt bald. Lasst uns die Zeit auskaufen und für Ihn wirken. Die Hauptsache muss wieder zur Hauptsache werden. Wir müssen Prioritäten setzen. Was fördert am meisten die Sache Christi? Wo bin ich persönlich gemeint? Wo sind die Werke, die Gott schon im Voraus bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen? (Vgl. Eph 2,10.) Das bleibt natürlich klar: nicht gute Werke tun, um gerettet zu werden, aber sehr wohl gute Werke tun, weil wir gerettet sind. Gerettetsein gibt Rettersinn! Denn – die Nacht kommt, da niemand wirken kann (Röm 14).

Off 22,14: Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Recht haben an dem Baum des Lebens.

Ist das nicht großartig? Am Ende der Bibel, im letzten Kapitel der Heiligen Schrift, gleich zwei Seligpreisungen! Gott will es uns immer wieder wissen lassen: Ich liebe dich. Ich will dein Bestes. Du sollst nicht verlorengehen. Es gibt einen Weg zurück zum Baum des Lebens, der dem Menschen im Paradies noch verwehrt war. – Ist nicht der ein Narr, der ein solches Angebot achtlos beiseiteschiebt? Ja, wahrlich glückselig alle, die die Botschaft dieses Buches ernst nehmen und ihr Leben danach ausrichten. Freude ohne Ende ist ihr Teil, ewige Ruhe, engste Gemeinschaft mit Gott dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Ja, Ihm, dem alleinseligen Gott, sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.


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