Der geöffnete Himmel und der Sohn des Menschen
Johannes 1,43-51

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© SoundWords, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 24.04.2022

Leitverse: Johannes 1,43-51

Joh 1,43-51: Am folgenden Tag wollte er aufbrechen nach Galiläa; und er findet Philippus; und Jesus spricht zu ihm: Folge mir Nach! Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus. Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose in dem Gesetz geschrieben hat und die Propheten, Jesus, den Sohn des Joseph, den von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! Jesus sah Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich. Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dieses sehen. Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.

Nathanal – ein Bild des gläubigen Überrestes in Israel

Nathanael stellt wohl den gläubigen Überrest aus Israel dar. Er sagt: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.“ Außerdem heißt es von ihm: „ein Israelit, in welchem kein Trug ist“, und dass er unter dem Feigenbaum saß, der ja des Öfteren ein Bild von Israel ist. So wie Nathanael den Herrn als „König Israels“ anerkannte, so wird sich der Herr Jesus auch einmal seinem Volk offenbaren, wenn Er seine Königsherrschaft im Tausendjährigen Reich antritt – wenn Er erscheint „in Macht und großer Herrlichkeit“. Obwohl die Königsherrschaft genau genommen erst durch die Hochzeit zu Kana dargestellt wird.

Der Dienst der Engel

Als der Herr Jesus in diese Welt eintritt, war Er „der vom Volk Verachtete“, und Er hatte „keine Gestalt, dass wir seiner begehrt hätten“. Wer versteht dieses Wunder schon, dass der Herr Jesus sich so tief erniedrigte, dass es in Hebräer 2 sogar heißt: „der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war“.

Normalerweise sind die Engelwesen „dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen“ (Heb 1,14). Umso erstaunlicher, wenn es, in Hebräer 2 heißt: „ein wenig unter die Engel … erniedrigt“. Wir dürfen das nicht so verstehen, dass der Herr Jesus in seinem ganzen Erdenleben „unter die Engel“ erniedrigt war, sondern wir lesen „wegen des Leidens des Todes“. Als Er für uns den Tod schmeckte, da war Er für kurze Zeit „unter die Engel“ erniedrigt. Das führt uns nun zur Beantwortung der Frage.

Im Allgemeinen wird von den Engel erwartet, dass sie die Herrlichkeit des Herrn verkünden (Lk 2,13.14), und in Hebräer 1 wird es ganz deutlich gemacht, um wie viel höher der Herr ist als die Engel. Und eben das sehen wir auch in Johannes 1,51. Die Engel Gottes dienen dem Sohn des Menschen von den Tagen seiner Erniedrigung an bis zur herrlichen Entfaltung im Tausendjährigen Reich, heute in einer eher verborgenen Art und Weise, aber dann, wenn Er erscheint in „Macht und großer Herrlichkeit“, wird dies auch für alle sichtbar werden; dann wird sich „jedes Knie beugen müssen“ (Phil 2,10), und dann werden auch die Engel, die mächtigsten Wesen in der ganzen Schöpfung – die Gewaltigen an Kraft (Ps 103,20) –, dies wieder in sichtbarer Weise tun. Sie werden die alles überragende Größe und Majestät des Sohnes des Menschen verkünden (Heb 1,6; Ps 97,7), und der Sohn des Menschen wird als das administrative Zentrum aller Dinge, als das Bindeglied zwischen Himmel und Erde, offenbar werden und nicht nur eine Leiter zwischen Erde und Himmel sein, wie Jakob es in 1. Mose 28 gesehen hatte.

Weil Er Herr über alles ist (seine Herrschaft wird dann auch nicht auf Israel beschränkt sein als König Israels, sondern die ganze Schöpfung wird Ihm, wie in Psalm 8 beschrieben, unterworfen sein), werden Engel auf- und niedersteigen, so wie Er sie dirigiert, in völliger Unterworfenheit unter Ihn, „denn nicht Engeln hat er unterworfen den zukünftigen Erdkreis“ (Heb 2,5). (Dass die Engel erst auf- und dann niedersteigen, mag vielleicht andeuten, dass sie sich normalerweise da aufhalten, wo die Sphäre ihres Dienstes ist, und dann aufsteigen, um darüber zu berichten, dann Weisungen entgegennehmen und wieder niedersteigen. Möglicherweise kann man Parallelen dazu in Hiob 1,6.7 und 2,1 bzw. in Sacharja 1,10.11 sehen.)

Das wird eine herrliche Zeit sein, wenn es diese harmonische Verbindung zwischen Himmel und Erde gibt, wenn nach Hosea 2,21 der Himmel die Erde erhören wird, und „die Erde wird erhören das Korn und den Most und das Öl“. Es wird dann keinen Gegensatz bzw. Widerstreit mehr geben zwischen Himmel und Erde, wie er durch den Sündenfall eingetreten ist. Der Psalm 72 beschreibt diese Zeit. Direkt danach lesen wir dann: „Es sind zu Ende die Gebete Davids des Sohnes Isais“ (Ps 72,20). Hätte er noch um mehr bitten können?

Parallele zu der Himmelsleiter bei Jakob (1Mo 28)

Praktisch könnte man vielleicht noch eine Anwendung anführen. Wenn Engel nach Hebräer 1,14 dienstbare Geister sind, ausgesandt zum Dienst für die Gläubigen, dann dürfen wir in der Geschichte von Jakob sehen, wie Gott seine Engel einem armen, zerschlagenen Jakob erscheinen lässt, um ihm zu dienen und ihm Mut zuzusprechen, ja um ihm zu zeigen, wie nahe der Himmel für ihn war (und Jakob hat den Ort auch erkannt als die Pforte des Himmels). Wie oft hat der Herr dir und mir wohl schon solch einen Engel gesandt, wenn wir dachten, der Himmel sei so weit weg? Vielleicht brauchten wir nur öfter die geöffneten Augen des Dieners von Elisa (2Kön 6,17), um zu sehen, dass die Zahl der Engel, die um uns besorgt sind, größer ist als die der Menschen, die uns vielleicht entgehen sind.

Jakob ist hier ein Bild von Israel, das wegen seiner Untreue vertrieben wird, dann aber dennoch die Fürsorge Gottes erfährt. Wenn auch der Herr nicht wegen seiner eigenen Schuld zerschlagen und ermattet war, so doch wegen der Halsstarrigkeit seines Volkes. Er hat dies alles als wahrer Mensch empfunden. So haben auch die Engel dem Herrn gedient (Mt 4,11) und Ihn erquickt, indem sie seine Herrlichkeiten anerkannten und verkündigten und Ihm dienten. Wir sehen nicht, was in der unsichtbaren Welt (Kol 1,16) alles passiert, aber der Herr hat es gesehen – Er war zu jeder Zeit Gott und Mensch in einer Person!

Gedanken von W.J. Lowe:

Wir haben auch gesehen, dass die wirksame Austeilung des „ewigen Lebens“, des Lebens, das durch den „Heiligen Geist“ charakterisiert wird (Joh 4; 7), dem Grundsatz nach den Tod des Herrn und seinen jetzigen Platz in der Herrlichkeit als Sohn des Menschen im Himmel voraussetzt, wohin der hinaufgestiegen ist, „wo er zuvor war“ (Joh 6,62) …

Wie finden wir in den Schriften, das ewige Leben, wenn es um dessen Austeilung geht, so verbunden mit dem, was nun im Glauben zu sehen ist in der Person des Herrn und dem Ort, wo Er sich jetzt aufhält, dass jemand, der einfältig die Wahrheit aufnimmt, sie auf einen Felsen gesetzt findet, den nichts berühren noch erschüttern kann. Er hat nicht nur eine Lehre aufgenommen. Er sieht sich selbst in die Gegenwart einer göttlichen Tatsache in ihrer ganzen Länge und Breite, Höhe und Tiefe und ihrer ewigen Bedeutung versetzt und eine göttliche Person, in der dies alles realisiert ist. Und so wird er in dieselbe Beziehung wie der Sohn mit seinem Gott und Vater gebracht: „Meinem“ sagt Er, „und eurem“ (Joh 20,17). Und der Geist ist Zeuge, weil der Geist die Wahrheit ist. „Wer den Sohn hat, hat das Leben … Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn.“

Bemerke auch, wie der Herr dieses eröffnet, so wie es im Grundsatz in seiner eigenen Person gesehen wird, als Er hier auf dieser Erde war (Joh 1,49-51). Nathanael hatte an Ihn geglaubt und Ihn bekannt gemäß seiner Herrlichkeit im Tausendjährigen Reich (Ps 2) als „Sohn Gottes“ und „König Israels“. Dann sagt der Herr zu ihm: „Weil ich dir sagte, ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dieses sehen. Und dann spricht er zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel geöffnet sehen, und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.“ Der Himmel war über Ihm geöffnet, als der Sohn des Menschen, als das „ewige Leben“, gesehen, angeschaut und betastet werden konnte in seiner gesegneten Person hier auf der Erde von solchen, die Ihn als den Sohn Gottes anerkannten. Er ist für uns geöffnet, wenn Er für uns in ihn (den Himmel) hinaufsteigt als Sohn des Menschen und Sohn Gottes und durch seine Gegenwart dort eine Stätte in den vielen Wohnungen des Hauses seines Vaters für uns bereitet. Wie wunderbar für uns heute, zu wissen, dass unser Platz dort ist, schon zubereitet – gesehen in Ihm selbst, wo Er ist – während wir darauf warten, dass Er kommt, damit wir mit Ihm dort sein können! (W.J. Lowe, Life and Propitiation)

Du wirst Größeres sehen – der „Sohn des Menschen“

„Jesus antwortete und sprach zu ihm: Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dieses sehen.“

Was ist nun das Größere? Nathanael erkennt den Herrn an als „Sohn Gottes“ und „König Israels“. Er sieht dort nichts von der Herrlichkeit des Herrn als des „ewigen Sohnes“. Er erkennt einfach an, was schon in Lukas 1,35 steht: „Darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“, oder er denkt an Psalm 2, wo es heißt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“, und ein Vers vorher: „habe doch ich meinen König gesalbt“. Mehr hat Nathanael nicht gesehen als den Sohn Gottes (geboren in diese Welt) und den König von Israel.

Es ist also weitaus größer, wenn wir den Herrn sehen dürfen als den „Sohn des Menschen“. Warum? Weil seine Herrlichkeit als der „Sohn des Menschen“ weitaus größer und weitreichender ist. Als „Sohn Gottes“ und „König von Israel“ kam Er auf diese Erde (für ein begrenztes Volk) und wurde verworfen. Jesaja 49 sagt: „Umsonst habe ich mich abgemüht“, und Gott sagt darauf: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen; ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde.“ Diese Herrlichkeit bekommt Er „wegen des Leiden des Todes“ und weil Er für kurze Zeit „unter die Engel erniedrigt wurde“. Wenn der Herr von seinen Leiden spricht, dann offenbart Er sich als der „Sohn des Menschen“. Petrus erkennt den Herrn an als den Sohn des lebendigen Gottes (Lk 9,20; Mt 16), aber ein paar Verse weiter spricht der Herr von sich als „Sohn des Menschen“ in Verbindung mit seinem Sterben und seiner Herrlichkeit (siehe auch Mt 26,63; Lk 9,26).

Dies stimmt auch mit Psalm 8 überein, wo von dem Herrn als Menschensohn die Rede ist: „Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt“ (Ps 8,7). Deshalb ist es weitaus größer, den Herrn zu sehen, wie Er für uns Menschen kam, arm wurde, sich erniedrigte, gehorsam war (dem Willen des Vaters gegenüber) und sich selbst zu nichts machte – aber für die vor Ihm liegende Freude (seine Verherrlichung) hat Er das Kreuz erduldet. Das ist mein Herr! Das ist dein Herr!

W.J. Ouweneel schreibt in seiner Betrachtung über den Hebräerbrief noch Folgendes:

Der Grund für die größere Herrlichkeit liegt darin, dass der verworfene Messias, der Sohn Gottes, als Sohn des Menschen gelitten hat und gestorben ist (Heb 2,9!). So kommt Er zu größerer Herrlichkeit, als Er sie jemals besessen hätte, wenn Israel Ihn direkt angenommen hätte. Der Name „Sohn des Menschen“ spricht also von seinen Leiden und von seiner darauffolgenden Verherrlichung … Wenn Er als der Messias in Jerusalem einreitet und sogar die Nationen Ihn sehen wollen, kündigt der Herr an, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werden wird, aber … erst, nachdem Er als Weizenkorn in die Erde gefallen und gestorben sein würde (Joh 12,12-24.34).

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