Der Epheserbrief (1)
Kapitel 1

John Nelson Darby

© bibelpraxis.de, online seit: 17.10.2005, aktualisiert: 10.12.2020
Inhalt

Einleitung

Der Brief an die Epheser stellt uns in der ausführlichsten Weise sowohl die persönlichen Segnungen der Heiligen als auch die gemeinschaftlichen Segnungen der Versammlung vor. Zugleich legt uns dieser Brief die Ratschlüsse Gottes im Blick auf die Herrlichkeit Christi dar. Christus Selbst wird als derjenige betrachtet, der als das Haupt der Versammlung alle Dinge in eins zusammenbringen und unter Seiner Hand bewahren wird.

Wir sehen hier, dass die Versammlung in die innigste Beziehung zu Christus gebracht worden ist, genauso wie das auf die einzelnen Glieder, die zusammen die Versammlung bilden, in ihren persönlichen Beziehungen zum Vater Selbst zutrifft. Die Versammlung wird in ihrer himmlischen Stellung gesehen, die ihr durch die souveräne Gnade Gottes geschenkt worden ist.

Verse 1.2

Eph 1,1.2: Paulus, Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, den Heiligen und Treuen in Christo Jesu, die in Ephesus sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Zwei Beziehungen zu Gott: Gott und Vater des Herrn Jesus

Diese Wege der Gnade mit der Versammlung offenbaren zwei verschiedene Charakterzüge Gottes selbst: einmal im Zusammenhang mit Christus, aber auch in Verbindung mit den Christen. Gott ist der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er ist der Gott Christi – dann wird Christus als Mensch gesehen. Er ist aber auch der Vater Christi – dann wird Christus als Sohn Seiner Liebe gesehen. In Verbindung mit dem ersten Charakter – der Beziehung Gottes zu Christus – wird die Natur Gottes offenbart. Der zweite Charakter – die Beziehung Gottes zu den Gläubigen – zeigt die innige Beziehung, die wir mit dem genießen, der Sich als unser Vater offenbart hat. Diese Beziehung ist von der gleichen Würde wie die Beziehung Christi Selbst mit dem Vater.

Diese Beziehungen zum Vater und auch zu Christus – wir sind Sein Leib und Seine Braut – stellen die Quelle des persönlichen Segens der Heiligen und des gemeinsamen Segens der Versammlung Gottes dar. Es ist die Gnade, die uns zu Gliedern der Versammlung zusammengefügt hat.

Der Brief richtet sich an Heilige und Treue – sie bekommen Gnade und Frieden

Schon der Aufbau des Briefes zeigt uns, wie das Herz des Apostels erfüllt war von dem Bewusstsein des Segens, der der Versammlung gehört. Nachdem Paulus den Heiligen und Treuen[1] in Ephesus Gnade und Friede gewünscht hat vonseiten Gottes, des Vaters der wahren Christen, und vonseiten Jesu Christi, ihres Herrn, beginnt er sofort damit, von den Segnungen zu sprechen, an denen alle Glieder Christi Anteil haben. Sein Herz ist erfüllt von dem Reichtum der Gnade. Und tatsächlich machte der Zustand der Gläubigen in Ephesus keine weiteren speziellen, ermahnenden Bemerkungen nötig.

Es ist die Nähe des Herzens zu Gott, die eine Schlichtheit hervorbringt und uns fähig macht, die Segnungen Gottes in aller Einfachheit so zu genießen, wie Gott selbst uns diese Segnungen geschenkt hat. Denn sie fließen in ihrer ganzen Vorzüglichkeit aus Seinem Herzen hervor, damit wir sie in Gemeinschaft mit dem genießen können, der sie uns gegeben hat. Sie werden somit nicht an den Zustand derjenigen angepasst, denen die Segnungen geschenkt worden sind, oder in einer Art und Weise mitgeteilt, die nur einen Teil der Segnungen offenbarte, weil die Seele unfähig wäre, mehr aufzunehmen. Es ist wirklich so, dass ein Leben in der Nähe Gottes voller Schlichtheit ist. Und das ganze Ausmaß Seiner Gnade und unserer Segnungen entfaltet sich, wie es in Ihm gefunden wird.

Gemeinschaft mit Gott – wenn wir Fehler begehen

Es ist mir wichtig, kurz auf zwei Dinge hinzuweisen:

  1. Die moralische Intimität der Seele mit Gott und die Gemeinschaft mit Ihm sind die einzigen Mittel, um wirklich zu wachsen in der Erkenntnis Seiner Wege und der Segnungen, die Er Seinen Kindern geschenkt hat. Denn nur in dieser Haltung können wir sie wirklich verstehen; nur so sind wir moralisch dazu in der Lage. Jedes Verhalten, das nicht dieser Nähe Gottes entspricht, jeder leichtfertige Gedanke, der sich nicht mit Seiner Gegenwart verträgt, führt dazu, dass wir diese Mitteilungen vonseiten Gottes verlieren und unfähig werden, sie wirklich aufzunehmen (vgl. Joh 14,21-23).

  2. Der Herr verlässt uns nicht aufgrund unserer Fehler oder Nachlässigkeiten. Vielmehr verwendet Er Sich für uns und lässt uns so Seine Gnade erfahren. Aber wir genießen dann keine Gemeinschaft mehr mit Gott; es ist auch kein geistliches Wachstum mehr in Bezug auf die Reichtümer der Offenbarung Seiner selbst und der Fülle, die in Christus ist. Es ist dann Gnade, die unseren Bedürfnissen angepasst ist. Sie ist die Antwort auf unser Elend. Jesus reicht uns Seine Hand gemäß dem Bedürfnis, das wir spüren. Es handelt sich dabei um ein Bedürfnis in unseren Herzen, das der Heilige Geist hervorgerufen hat.

Dass Sich Jesus auf eine solche Weise mit uns beschäftigt, ist eine unendlich wertvolle Gnade – die liebliche Erfahrung Seiner Treue und Liebe. Wir lernen dadurch, das Gute und das Böse durch Selbstgericht zu unterscheiden. Aber die Gnade muss sich dann anpassen an unsere Bedürfnisse, die sie stillt. Sie muss uns dahin führen, an uns selbst zu denken.

Der Heilige Geist beschäftigt uns in einem solchen Fall mit uns selbst – zweifellos in Gnaden. Und wenn wir den Genuss der Gemeinschaft mit Gott verloren haben, können wir dieses Nachdenken über uns selbst nicht vernachlässigen, ohne uns zu betrügen und zu verhärten. Leider geht der Umgang vieler Seelen mit Christus kaum weiter als bis zu dieser Rückbesinnung. Und das ist traurigerweise für uns alle viel zu oft der Fall.

Mit einem Wort: Wenn wir einem sündigen Gedanken in unseren Herzen Raum gegeben haben, muss unser Umgang mit dem Herrn – wenn alles echt sein soll – aufgrund dieser traurigen Tatsache stattfinden, dass wir uns haben gehen lassen zu sündigen, zumindest in unseren Gedanken. Es ist allein die Gnade, die es uns erlaubt, noch mit Gott in Verbindung zu treten. Die Tatsache, dass Er uns wiederherstellt, erhöht Seine Gnade in unseren Augen. Gemeinschaft miteinander zu haben ist jedoch etwas ganz anderes.

Gott ist die wahre Quelle unserer Freude

Wenn wir praktisch mit Gott leben, wenn wir in Übereinstimmung mit dem Geist Gottes leben, ohne Ihn zu betrüben, erhält Er uns in der Gemeinschaft und auch in dem Genuss Gottes. Gott ist die wahre Quelle unserer Freude, und zwar einer ewigen Freude. Dann sind wir an allem interessiert, was Ihm wichtig ist und befinden uns in einem Zustand, in dem uns Gott beschäftigen kann mit der ganzen Entfaltung Seiner Ratschlüsse, Seiner Herrlichkeit und Güte in der Person Seines Sohnes. Er ist Jesus: der Christus (Mensch) und zugleich der Sohn Seiner Liebe (Gott). So wird der Blick des Herzens zunehmend weiter, und zwar in dem Maß, wie es sich mit diesen Personen und den Ratschlüssen Gottes beschäftigt. Das ist eigentlich der normale Zustand eines Gläubigen. Und das traf tatsächlich im Wesentlichen auf die Epheser zu.

Wir haben schon darauf hingewiesen, dass Paulus von Gott die besondere Gabe verliehen bekommen hatte, Gottes Ratschlüsse und Wege in Christus mitzuteilen. Dagegen hatte Johannes die Gabe, das Wesen Gottes und das Leben darzustellen, wie es sich in Jesus offenbarte. Das Ergebnis der besonderen Gabe, die dem Apostel Paulus gegeben worden war, sehen wir in dem Brief, mit dem wir uns beschäftigen.

Unsere Beziehung zu Gott

Indessen finden wir, die wir ebenfalls in Christus sind, im Epheserbrief die bemerkenswerte Entfaltung unserer Beziehungen mit Gott, der Intimität dieser Beziehungen und des Ergebnisses dieser Vertrautheit. Christus ist die Grundlage, auf der alle unsere Segnungen beruhen. Weil wir in Ihm sind, können wir sie genießen. Wir sind so die gegenwärtigen und eigentlichen Gegenstände der Gunst Gottes, des Vaters, geworden, so wie Christus selbst ihr Gegenstand ist. Der Vater hat uns Ihm geschenkt: Christus ist für uns gestorben, hat uns erkauft und erlöst, gewaschen, lebendig gemacht und stellt uns durch die Wirksamkeit Seines Werkes und in der Annahme Seiner eigenen Person vor Gott.

Das Geheimnis jeder Segnung der Versammlung ist daher, dass sie mit Jesus selbst gesegnet ist. Und so ist sie – genauso wie Christus als Mensch – vor Gott angenommen. Denn die Versammlung ist Sein Leib und genießt in und durch Christus alles, was der Vater Ihm als Mensch geschenkt hat.

Persönlich wird der Gläubige geliebt, wie Jesus von dem Vater hier auf der Erde geliebt wurde. Später wird er vor den Augen der Welt teilhaben an der Herrlichkeit Christi. Das ist dann der Beweis, dass der Gläubige in gleicher Weise geliebt wurde wie Jesus. Und das alles betrifft unsere Verbindung zu dem Vater – das ist der Name, den Gott in dieser Beziehung annimmt (vgl. Joh 17,23-26).

Der Gläubige ist „in Christus“

Das ist der Grund dafür, dass wir den Gläubigen in diesem Brief im Allgemeinen als in Christus sehen – nicht Christus in dem Gläubigen, wie im Kolosserbrief, auch wenn das natürlich genauso wahr ist. Wir werden im Epheserbrief daher mehr dazu geführt, die Vorrechte des Gläubigen und der Versammlung zu überdenken als die Fülle Christi selbst. So finden wir hier auch eher den Unterschied zwischen dieser neuen Stellung und unserem Zustand in der Welt als die Entfaltung des Lebens Christi - ein Gegenstand, der sehr ausführlich im Kolosserbrief behandelt wird, wo wir mehr die Wahrheit finden „Christus in uns“ (Kol 1,27).

Der Epheserbrief dagegen zeigt unsere Stellung in Christus in unserer Beziehung zu Gott, dem Vater (Eph 1,3), und sieht uns als in den himmlischen Örtern mitsitzend in Christus Jesus (Eph 2,6). Das gibt unserem Zeugnis hier auf der Erde den höchsten Charakter, den es überhaupt geben kann.

Wir haben schon gesehen, dass Christus eine doppelte Beziehung zu Gott Seinem Vater hat: Er ist der vollkommene Mensch vor Seinem Gott, und Er ist der Sohn Seines Vaters. Wir Christen dürfen an beiden dieser Beziehungen teilhaben. Christus hat dies Seinen Jüngern vor Seiner Rückkehr in den Himmel angekündigt. Er hat dies in Seiner ganzen Tragweite in den Worten gezeigt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17).

Diese wertvolle und zugleich unschätzbare Wahrheit stellt die Grundlage der Belehrung des Apostels in diesem Brief dar. Er betrachtet Gott unter den zwei Blickwinkeln als Gott unseres Herrn Jesus Christus und als Vater unsers Herrn Jesus Christus (Eph 1,17; 3,14). Auch unsere Segnungen sind mit diesen beiden Titeln Gottes verbunden (Eph 1,3).

Paulus stellt die ursprünglichen Gedanken Gottes vor

Bevor ich versuche, die Gedanken des Apostels in ihren Einzelheiten auszulegen, sollten wir beachten, dass er in diesem Brief allein mit Gott beginnt – mit Gottes Gedanken und Ratschlüssen –, nicht jedoch mit dem, was der Mensch ist. Man kann die Wahrheit von dem einen oder auch dem anderen Endpunkt ausgehend betrachten, wenn ich mich einmal so ausdrücken darf: Man kann von dem Zustand des Sünders ausgehend die Verantwortung des Menschen verfolgen, oder man beginnt bei den ewigen Gedanken und Ratschlüssen Gottes, die Er im Blick auf Seine eigene Herrlichkeit hat.

Diesen letzteren Weg beschreitet der Geist Gottes, wenn Er uns die Wahrheit in dem Epheserbrief vorstellt. Selbst die Erlösung, so herrlich diese Wahrheit in sich selbst ist, bekommt den zweiten Platz zugewiesen, da sie „nur“ das Mittel ist, durch das wir die Ergebnisse der Ratschlüsse Gottes genießen.

Der Epheserbrief betrachtet folglich die Wege Gottes als ausgehend von Gottes selbst. Es geht hierbei nicht (nur) um das Mittel, durch das der Mensch in den Genuss des Segens eingeführt wird. Diese Seite der Wahrheit finden wir im Römerbrief. Dort weist der Apostel nur kurz darauf hin, dass alles Gottes Güte ist, um den eigentlichen Brief mit dem Gericht des Menschen zu beginnen: Der Apostel zeigt den Menschen in seiner Bosheit und stellt dann die Gnade Gottes vor, die diesem Zustand des Menschen begegnet, um ihn daraus zu erretten.

Der Vorsatz Gottes für die Gläubigen (Eph 1,3-14)

Ein Überblick über Kapitel 1

„Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns auserwählt hat in ihm“ (Eph 1,3.4). Epheser 1,4-7 entfaltet diese Segnungen und das Mittel, um an ihnen teilzuhaben. In den Versen Epheser 1,8-10 finden wir den von Gott festgesetzten Vorsatz, der die Verherrlichung Christi zum Inhalt hat. In Christus werden wir auch daran teilhaben. Anschließend werden in den Versen Epheser 1,11-14 das Erbteil und der Heilige Geist vorgestellt, der als Siegel für uns, die Gläubigen, und als Unterpfand unseres Erbes gegeben wurde.

Schließlich finden wir in den Versen Epheser 1,15-23 ein Gebet, in dem der Apostel darum bittet, dass wir, seine geliebten Kinder im Glauben, unsere Vorrechte und die Kraft kennen, die uns in diese Vorrechte einführt. Es ist die gleiche Kraft, die auch Christus aus den Toten auferweckt und zur Rechten Gottes gesetzt hat, damit Er als Mensch diese Vorrechte genießen kann.

Die Berufung und der Ratschluss Gottes

Es geht um Christus als das Haupt der Versammlung, die Sein Leib ist und die zusammen mit Ihm über alle Dinge, die durch Ihn als das göttliche Haupt geschaffen wurden, bestellt werden wird. Und als Mensch erbt Er alle diese Dinge, indem Er sie darüber hinaus durch Seine göttliche und zugleich erlösende Herrlichkeit erfüllt.

Mit einem Wort: Zunächst haben wir den Ruf Gottes, das heißt das, was die Heiligen vor Ihm in Christus sind. Dann zeigt Paulus uns den ganzen Ratschluss Gottes in Bezug auf Christus, aber auch das Erbe Gottes in den Heiligen. Danach kommt das Gebet, in dem der Apostel bittet, dass wir diese beiden Dinge kennenlernen mögen. Und schließlich finden wir die Kraft, durch die wir in diese beiden Wahrheiten – den Ratschluss und das Erbe – eingeführt werden und durch die wir sie genießen können.

Vers 3

Eph 1,3: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus,

Der Gott und Vater des Herrn Jesus segnet

Wir wollen diese Dinge jedoch noch etwas näher betrachten. Wir haben die beiden Beziehungen zwischen dem Menschen und Gott gesehen, in die der Gläubige eingeführt worden ist und die auch auf Christus selbst zutreffen. Er ist aufgefahren zu Seinem Gott und unserem Gott, zu Seinem Vater und unserem Vater (Joh 20,17). Wir haben Anteil an allen Segnungen, die aus diesen beiden Beziehungen hervorfließen. Gott hat uns „mit jeder geistlichen Segnung gesegnet“ (Eph 1,3). Keine einzige fehlt uns. Und diese Segnungen tragen den höchsten Charakter, den es geben kann: Sie sind nicht zeitlich, wie diejenigen, die den Juden geschenkt worden waren. Da es sich um geistliche Segnungen handelt, genießen wir sie in dem Geist, dem erhabensten Teil des von neuem geborenen Menschen.

So entsprechen die geistlichen Segnungen genau dem Geist des neuen Menschen, also seiner erhabensten Fähigkeit, denn sie sind geistlich. Diese Segnungen gehören zudem zu der höchsten Sphäre, denn sie befinden sich nicht in Kanaan oder im Land Immanuels, sondern in den himmlischen Örtern. Schließlich sind sie uns in einer Art und Weise geschenkt worden, die höher nicht sein könnte und daher unvergleichlich ist: in Christus.

Der Segen kommt aus dem Herzen Gottes selbst

„Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3). Dies alles nun kommt aus dem Herzen Gottes selbst. Es ist ein Gedanke Gottes, unabhängig von den zeitlichen Umständen, in denen Er uns ganz konkret antrifft. Vor Grundlegung der Welt hatten wir diesen Platz in Seinem Herzen. Denn Er wollte uns einen Platz in Christus schenken. Er hat uns auserwählt in Ihm.

Welch ein Segen, welche eine Quelle der Freude, welche Gnade, dass wir auf diese Weise Gegenstände der Gunst Gottes sind gemäß Seiner souveränen Liebe! Wenn wir diese Liebe abmessen wollten, könnten wir es nur versuchen, indem wir Christus als Maßstab benutzten. Zumindest können wir durch Ihn schmecken und spüren, welcher Art diese Liebe ist.

Alles ist uns „in Christus“ geschenkt

Lasst uns an dieser Stelle erkennen, in welcher Weise der Heilige Geist beständig die Tatsache vor unsere Augen stellt, dass wir alles in Christus besitzen. Das machen allein die folgenden Ausdrücke klar: „in den himmlischen Örtern in Christus“; „er hat uns auserwählt in ihm“; „zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus“; „begnadigt in dem Geliebten“. Das ist eines der beiden grundlegenden Prinzipien der Belehrungen des Geistes Gottes in diesem Abschnitt.

Der zweite Grundsatz der Unterweisung liegt darin, dass die Segnungen ihren Ursprung in Gott selbst haben. Er ist ihre Quelle und ihr Schöpfer. Sein eigenes Herz – wenn wir so sagen dürfen – und Sein Gedanke an Christus sind Ursprung und Maßstab dieser Segnungen. Das ist auch der Grund, warum wir allein in Christus einen gewissen Maßstab dessen haben, was an sich nicht messbar ist. Christus besitzt in einer umfassenden und zugleich vollkommen angemessenen Weise das Wohlgefallen Gottes. Das Herz Gottes fließt beim Anblick Christi über, denn es wird in Ihm vollkommen befriedigt. Zu Ihm kann die grenzenlose Liebe des Herzens Gottes vollkommen ausfließen.

Der Segen kommt also von Gott. Aber er kommt nicht nur von Ihm, wir werden auch mit Ihm selbst und vor Ihm zu Seiner eigenen Freude gesegnet. Er segnet, um Seine eigene Liebe zu befriedigen. Er ist es, der uns auserwählt, zuvorbestimmt und gesegnet hat. Aber Er hat es mit dem Ziel getan, uns vor Sich Selbst hinzustellen, adoptiert und bestimmt als Söhne für Sich Selbst. Dieserart sind die großen Fundamente der Gnade Gottes. Und diese ersten Verse zeigen, was der Gnade gefiel, für uns zu tun.

Vers 4

Eph 1,4: … wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe;

Auserwählung vor Grundlegung der Welt

Aber wir müssen noch auf eine andere Sache hinweisen. Wir sind in Christus auserwählt worden vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4). Dieser Ausdruck stellt uns jedoch nicht einfach die Souveränität Gottes vor. Denn wenn Gott heute einige Personen aus der gesamten Menschheit auswählen würde, wäre das eine genauso souveräne Handlung. Aber die Auserwählung vor Grundlegung der Welt zeigt uns, dass wir in den Ratschlüssen Gottes einem System angehören, dass Er in Christus gegründet hat, bevor diese Welt geschaffen wurde. Damit gehört der gläubige Christ zu einem System, das nicht nur vor Grundlegung der Welt begründet wurde, sondern das auch nicht zu dieser Welt gehören kann, während sie existiert. Und es wird folglich weiter bestehen, wenn die jetzige Form der Erde vergangen sein wird.

Das ist eine sehr wichtige Seite des christlichen Systems. Das Prinzip der Verantwortung wurde auf dieser Erde mit der Schöpfung Adams eingeführt (natürlich für den Menschen). Unser Platz in Christus wurde uns dagegen geschenkt, bevor diese Welt zu existieren begann. Die Entwicklung der verschiedenen Seiten dieser Verantwortung begann mit der Schöpfung des Menschen und setzte sich bis zum Kreuz Christi fort, wo sie zugleich ihr Ende fand.

Der Mensch befand sich zunächst in Unschuld, dann als Sünder ohne Gesetz, dann unter dem Gesetz. Und als er sich in jeder Hinsicht als schuldig erwiesen hatte, konnte die Gnade - Gott Selbst – in Güte in dieser Welt der Sünde erscheinen (Tit 2,11; 2Tim 1,10). Diese Gnade erntete für ihre Liebe nichts als Hass (Ps 109,4). Und das Kreuz Christi stellt das Gericht der Welt (Joh 16,8) und das Verlorensein jedes Menschen dar – etwas, das jeder ganz persönlich für sich lernen und annehmen muss.

Das Kreuz: Ort der Verantwortung und der Erlösung

So hat das Kreuz ebenfalls zwei Seiten: Einerseits wurde die Verantwortung des ersten Menschen auf die höchste Probe gestellt – und er versagte vollständig. Zugleich aber wurde die Erlösung vollbracht. Und in Verbindung damit offenbarte Gott Seinen ganzen Plan und Seine Ratschlüsse, und zwar in der neuen Schöpfung in dem auferstandenen Christus, dem letzten Adam: das Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott (Eph 3,9). Diese Belehrung wird in 2. Timotheus 1,9-11 und in Titus 1,2 sehr deutlich ans Licht gestellt.

Diese Verantwortung des Menschen auf der einen Seite und die Gnade Gottes auf der anderen Seite können wir nur in der Person Christi miteinander in Einklang bringen. Diese beiden Grundsätze finden wir zugleich in den beiden Bäumen im Garten Eden – dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (Verantwortung) und dem Baum des Lebens (Gnade). Danach finden wir dann, dass Abraham ein bedingungsloser Segen verheißen wird, damit wir verstehen können, dass der Segen aus reiner Gnade geschenkt wurde. Später bringt das Gesetz aufs Neue die zwei Grundsätze, stellt das Leben jedoch als Folge der Verantwortung dar.

Dann kam Christus, und Er ist das Leben selbst. Er nimmt für alle, die an Ihn glauben, die Folgen der Verantwortung auf Sich und wird so als Sohn Gottes und zugleich als auferstandenes Haupt die Quelle des Lebens, wobei Er unsere Sünde weggenommen hat.

Wir sind in eine neue Stellung gebracht worden – in den Bereich des Lebens

Wir haben nun als solche, die mit Ihm auferstanden sind, nicht nur das neue Leben geschenkt bekommen, sondern sind mit dem Christus lebendig gemacht worden, um außerhalb des Bereiches des Todes eine neue Stellung einzunehmen. Wir haben nun ein Teil, das in Übereinstimmung mit den Ratschlüssen Gottes ist: Gemäß diesen Ratschlüssen sind alle Dinge in Ihm vor Grundlegung der Welt gegründet worden. Auch sind wir gemäß der Gerechtigkeit und aufgrund der Erlösung zu einer neuen Schöpfung geworden, deren Haupt der zweite Mensch ist. In Kapitel 2 werden wir darüber belehrt, wie wir in diese hohe Stellung gekommen sind.

Ich habe schon geschrieben, dass Sich Gott in zweierlei Hinsicht offenbart, was Seine Beziehungen mit Christus betrifft: Er ist Gott und Er ist Vater. Und unsere Segnungen sind mit diesen beiden Beziehungen verbunden, das heißt mit der vollkommenen Natur Gottes als Gott, und mit der Intimität einer wirklichen Beziehung mit Ihm als Vater. Der Apostel erwähnt an dieser Stelle weder das Erbe noch die Ratschlüsse Gottes in Bezug auf die Fülle der Herrlichkeit, deren Mittelpunkt Christus sein muss. Aber er spricht von unseren Beziehungen mit Gott und von dem, was wir in Bezug auf Gott und vor Ihm sind. Aber Paulus spricht hier noch nicht von unserem Erbe – dazu kommt er später.

Gott hat uns zu Söhnen gemacht

Der Apostel zeigt also hier, wozu Gott uns gemacht hat, nicht das, was Er uns geschenkt hat. Unser persönliches Teil in Christus vor Gott wird in den Versen Epheser 1,4-6 entwickelt. Das, was in Vers 4 genannt wird und unsere Stellung betrifft, hängt vom Namen Gottes ab; das, was in Vers 5 in Verbindung mit der Sohnschaft genannt wird, von dem Namen des Vaters.

Der Charakter Gottes Selbst wird in dem beschrieben, was den Heiligen zugeschrieben wird. Gott könnte kein Wohlgefallen finden außer in dem, was Er selbst ist und was Ihm selbst moralisch gleicht. Tatsächlich ist das ein allgemeiner Grundsatz: Ein anständiger Mensch kann keine Freude an dem Kontakt mit einem Menschen haben, der ihm hinsichtlich des Anstandes nicht ähnlich ist. Und mit viel umfassenderer Berechtigung kann Gott das nicht ertragen, was im Widerspruch zu Seiner Heiligkeit steht. Denn als Folge Seiner Natur kann Er Sich nur mit dem umgeben, was Er liebt und woran Er Freude hat.

Aber vor allem und vor allen anderen ist es Christus, der dieses Wohlgefallen besitzt. Er ist persönlich das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15). Liebe, Heiligkeit, fleckenlose Vollkommenheit in allen Wegen sind in Ihm vereint. Und Gott hat uns in Ihm auserwählt. Im vierten Vers finden wir diese unsere Stellung.

Wir stehen vor Gott – gemäß Seiner göttlichen Natur

Zunächst einmal stehen wir vor Gott. Er führt uns selbst in Seine Gegenwart ein. Die Liebe Gottes muss dies tun, damit Er Sich Selbst zufrieden stellt. Die Liebe, die in unsere Herzen ausgegossen wurde (Röm 5,5) und die sich somit in uns befindet, muss sich auch in dieser Stellung wiederfinden, damit sie ihre vollkommene Erfüllung vor Ihm erhält. Und nur hier ist das vollkommene Glück zu finden. Aber damit dies möglich ist, müssen wir Gott gleichen. Er hätte uns nicht in Seine Gegenwart bringen und uns dort annehmen können, um aus uns Gegenstände Seiner Freude zu machen, wenn wir nicht solche gewesen wären, an denen Er Sein Wohlgefallen hätte finden können.

Er hat uns daher auserwählt in Christus, damit wir heilig und untadelig vor Ihm seien in Liebe. Er selbst ist heilig in Seinem Charakter, untadelig in allen Seinen Wegen und Liebe in Seiner Natur. Es handelt sich um eine Stellung vollkommenen Glücks in der Gegenwart Gottes. Wir gleichen Gott und das in Christus, dem Gegenstand und Maßstab göttlicher Zuneigung. Auf diese Weise findet Gott Seine Freude in uns. Und wir besitzen eine Natur, die der Seinen gleicht, was die moralischen Eigenschaften betrifft. Dadurch sind wir fähig, voll und ganz und ohne Hindernis diese Natur zu genießen – wir genießen sie in ihrer Vollkommenheit in Ihm.

Gott selbst hat uns ausgewählt

Darüber hinaus ist es Seine eigene Wahl, Seine eigene Zuneigung, die uns in diese Stellung gebracht und die uns in diese Stellung in Ihm geführt hat. Er ist ewig die Freude Gottes gewesen und ist daher dieses Platzes würdig. Unser Herz findet Seine Ruhe in dieser Stellung, denn unsere Natur und die Natur Gottes stimmen überein. Zudem ist unsere Auserwählung durch Gott, diesen Platz einzunehmen, ein Beweis der persönlichen Zuneigung, die Er zu uns hat. Auch besitzen wir dort einen vollkommenen, ja den höchsten Gegenstand vor unseren Herzen, mit dem wir beschäftigt sind: Christus.

Wir sollten berücksichtigen, dass der Segen in der Beziehung, über die wir hier sprechen, in Verbindung mit der Natur Gottes selbst steht. Das ist der Grund dafür, dass nicht gesagt wird, wir seien für diese Stellung nach dem Wohlgefallen Seines Willens zuvorbestimmt. Nein, es geht hier noch nicht um die Stellung, sondern um die Personen, die Gläubigen. Wir sind auserwählt worden in Christus, damit wir in der Gegenwart Gottes gesegnet werden. Diese Auswahl ist die Frucht Seiner unendlichen Gnade. Aber die Freude Seiner göttlichen Natur – wie die unsrige in Ihm – kann keine andere sein als die, welche sie ist: nämlich die Freude an göttlichen Charakterzügen. Denn dies entspricht Seiner göttlichen Natur – Heiligkeit und Liebe. Das tiefe Glück kann nirgendwo anders und mit nichts anderem gefunden werden.

Vers 5

Eph 1,5: … und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens,

Zuvorbestimmt zur Sohnschaft

In Vers 5 kommen wir nun zu besonderen Vorrechten: Wir sind zu diesen Vorrechten zuvorbestimmt. „Und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens.“ Dieser Vers stellt uns nicht die Natur Gottes vor, sondern, wie ich schon gesagt habe, die Vertrautheit einer echten Beziehung. Folglich sind wir gemäß dem Wohlgefallen Seines Willens zuvorbestimmt. Gott könnte die Engel als Diener vor Sich stellen; aber Er wollte Söhne besitzen.

Vielleicht sagt jemand, dass es doch wohl kaum denkbar ist, dass wenn wir fähig gemacht worden sind, unsere Freude an der Natur Gottes zu haben, wir nicht zugleich auch in einer intimen Beziehung mit Ihm stehen. Aber die Form und der Charakter dieser Beziehung hängen vollständig von dem souveränen Willen Gottes ab – es gibt hier keinen Automatismus.

Göttliche Natur – Beziehung als Söhne

Darüber hinaus ist natürlich wahr: Weil wir diese Dinge in Christus besitzen, gehören beide Dinge zusammen: die Widerspiegelung der göttlichen Natur und die Beziehung als Söhne. Denn beides finden wir vereint in uns. Dennoch sollten wir uns daran erinnern, dass unsere Teilnahme an diesen Dingen von dem souveränen Willen Gottes, unseres Vaters, abhängt. Sowohl das Mittel, um an diesen Dingen teilzuhaben, als auch die Art und Weise, in der wir daran Anteil nehmen, hängt davon ab, dass wir in Christus sind.

Gott, unser Vater, möchte uns in Seiner souveränen Güte und gemäß Seinen Ratschlüssen der Liebe bei Sich Selbst haben. Dieser Plan, der uns in Gnaden an Christus bindet, wird mit tiefgehenden Worten in Vers 5, aber auch im vorhergehenden Vers vorgestellt. Es ist nicht nur unsere Stellung, die hier charakterisiert wird, sondern der Vater wird in einer ganz besonderen Weise eingeführt, und zwar im Hinblick auf die Beziehung, die durch diesen Namen „Vater“ vorgestellt wird.

Der Heilige Geist gibt Sich nicht damit zufrieden zu sagen: Er „hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus“, sondern Er fügt hinzu: „für sich selbst“. Man könnte vielleicht meinen, dass dieser Hinweis schon in dem Wort "Sohnschaft" enthalten ist. Aber der Geist möchte für unsere Herzen diesen Gedanken betonen, dass der Vater uns in einer intimen Beziehung mit Sich Selbst als Söhne besitzen möchte. Wir sind Söhne „für Ihn selbst“ durch Jesus Christus und das „nach dem Wohlgefallen seines Willens“.

Wenn Christus das Bild des unsichtbaren Gottes ist – und Er ist es (Kol 1,15) –, dann tragen auch wir dieses Bild, die wir in Ihm auserwählt worden sind. Wenn Christus Sohn ist, treten auch wir in dieselbe Beziehung mit dem Vater ein.

Vers 6

Eph 1,6: … zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, worin er uns begnadigt hat {o. womit er uns angenehm gemacht hat} in dem Geliebten,

Die Herrlichkeit der Gnade Gottes

Das sind somit unsere so wertvollen und herrlichen Beziehungen mit Gott, unserem Vater, in Christus. Dies sind die Ratschlüsse Gottes zu unseren Gunsten. Wir finden hier noch keine Erwähnung des vorherigen moralischen Zustandes derjenigen, die dazu berufen werden sollten, diese Segnungen zu genießen. Wir sehen vielmehr ein Volk, eine himmlische Familie gemäß den Plänen und Ratschlüssen Gottes. Diese Familie besteht als Frucht der ewigen Gedanken Gottes und als Ergebnis Seiner Natur der Liebe. Das wird in diesen Versen die „Herrlichkeit seiner Gnade“ genannt.

Man kann Gott nicht verherrlichen, indem man versucht, Ihm noch etwas zu schenken, Ihm etwas hinzuzufügen. Gott verherrlicht Sich Selbst, indem Er Sich offenbart. Alles dies ist „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“, gemäß derer Er mit uns in Christus gehandelt hat. Christus ist der Maßstab dieser Gnade und zugleich die "Erscheinungsform" der Gnade uns gegenüber (vgl. Tit 2,11). In Ihm allein haben wir an dieser Gnade Anteil. Die ganze Fülle dieser Gnade ist in den Wegen Gottes zu unseren Gunsten offenbart worden. Diese Wege sind gewissermaßen die ursprünglichen Gedanken Gottes, die keine andere Quelle haben als Ihn Selbst. In diesen Wegen und durch sie offenbart Sich Gott – und in der Verwirklichung dieser Wege verherrlicht Er Sich.

Beachten wir an dieser Stelle, dass der Geist Gottes am Ende des sechsten Verses nicht von "dem Christus" spricht. Wenn der Geist an dieser Stelle von Christus redet, legt Er die Betonung auf die Gedanken Gottes. Gott hat uns gegenüber in Gnaden in dem Geliebten gehandelt. Der Geliebte ist ganz besonders der Gegenstand der Zuneigungen Gottes. Der Geist hebt diesen Charakterzug von Christus hervor, wenn Er von der Gnade spricht, die uns in Ihm geschenkt worden ist. Gab es einen besonderen Gegenstand der Liebe und der Zuneigungen Gottes? Er hat uns gesegnet in diesem „Gegenstand“ – in dem Geliebten!

Aber wo hat Gott uns gefunden, als Er uns in diese herrliche Stellung einführen wollte? Wen hat Er ausgewählt, um in dieser Weise zu segnen? Arme Sünder, die tot in ihren Vergehungen und Sünden waren, Sklaven Satans und des Fleisches (Eph 2).

Verse 7.8

Eph 1,7.8: … in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, welche er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht,

Erlösung in Christus

Wir haben gesehen, dass wir unsere himmlische Stellung gemäß den Ratschlüssen Gottes in Christus besitzen. Aber nicht nur das. Auch die Erlösung haben wir in Ihm. Und es ist diese Erlösung, die uns in die himmlische Stellung geführt hat: „In dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen“ (Eph 1,7). Diejenigen, die Gott segnen wollte, waren armselig und elend durch die Sünde. Gott hat diesen Menschen gegenüber gemäß dem Reichtum seiner Gnade gehandelt (Eph 1,7).

Ich habe schon darauf hingewiesen, dass der Geist Gottes in diesem Abschnitt die ewigen Ratschlüsse Gottes in Christus zugunsten der Heiligen hervorhebt. Erst später spricht Er von dem Zustand, aus dem Er die Gläubigen befreit hat, als Er ihnen in ihrem Zustand als Sünder hier auf der Erde begegnete. So wird das ganze Herz Gottes zu ihren Gunsten in diesen Ratschlüssen offenbart, durch deren Verwirklichung Er Sich Selbst verherrlicht. Deshalb lesen wir hier, dass das, was Er zugunsten der Heiligen tat, der „Herrlichkeit seiner Gnade“ entspricht. Er offenbart sich in dieser Herrlichkeit.

Der Reichtum der Gnade Gottes

Was Gott zugunsten der armseligen Sünder getan hat, entspricht also dem Reichtum Seiner Gnade. In den Ratschlüssen hat Er Sich Selbst offenbart – Er ist herrlich in Gnaden. In Seinem Werk denkt Er an unser Elend, an unsere Bedürfnisse nach dem Reichtum Seiner Gnade. Wir haben Anteil an diesem Reichtum als solche, die in ihrem Elend und aufgrund ihrer Bedürfnisse Gegenstände Seines Wirkens waren. Gott ist reich an Gnade.

Auf diese Weise ist unsere Stellung bestimmt und bewirkt worden gemäß den Ratschlüssen Gottes und durch die Wirksamkeit Seines Werkes in Christus: Damit meine ich unsere Stellung vor Gott. Wenn wir an dieser Stelle, wo die Gedanken und Ratschlüsse Gottes offenbart werden, darüber nachdenken, ob die Vergebung und die Erlösung aus diesen hervorgehen, dürfen wir nicht unsere Bedürfnisse als Maßstab nehmen, sondern den Reichtum der Gnade Gottes.

Vers 9

Eph 1,9: … indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst …

Die Herrlichkeit Christi

Aber es gibt noch mehr! Nachdem uns Gott in eine solche Vertrautheit mit Sich Selbst gebracht hat, offenbart Er uns Seine Gedanken über die Herrlichkeit Christi selbst. Die gleiche Gnade, die uns errettet hat, hat uns auch zu Trägern des festgesetzten Vorsatzes Seiner Ratschlüsse gemacht, die die universelle Herrlichkeit Christi für die Verwaltung der Fülle der Zeiten, also die Verwaltung im Tausendjährigen Reich, betreffen. Das ist eine unermessliche Gunst, die Gott uns schenkt! Wir sind genauso an der Herrlichkeit Christi interessiert, wie wir in Ihm gesegnet werden. Unsere Nähe zu Gott und unsere vollkommene Stellung vor Ihm machen uns dazu fähig, an den Ratschlüssen Gottes, die Seine Absicht der Verherrlichung Seines Sohnes betreffen, echtes Interesse zu haben. Und das führt uns zu dem Erbteil (vgl. Joh 15,15). In dieser Hinsicht war Abraham – zwar auf einer nicht so erhabenen Ebene – Freund Gottes.

Gott, unser Vater, hat es uns geschenkt, alle Segnungen in den himmlischen Örtern genießen zu können. Aber Sein großes Ziel ist es, alle Dinge in den Himmeln und auf der Erde unter Christus als Haupt zusammenzubringen. Und von unserer Stellung in Ihm hängten unsere Beziehung mit allem ab, was Christus untergeordnet ist, aber auch unsere Beziehungen mit Gott, Seinem Vater. Auch unser Erbteil besitzen wir in Ihm.

Vers 10

Eph 1,10: … für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in ihm,

Alles unter ein Haupt zusammenbringen – in dem Christus

Es war das Wohlgefallen Gottes, alles unter der Hand Christi zusammenzubringen – alles das, was erschaffen worden ist. Das ist der Vorsatz für die Verwaltung der Zeiten, wenn das Ergebnis Seiner Wege offenbar werden wird.[2] In Christus werden wir unser Teil erben als Erben Gottes und Miterben Christi (Röm 8,17). Hier jedoch zeigt uns der Geist Gottes mehr die Stellung, durch die wir das Erbteil erhalten haben und nicht so sehr das Erbe als solches. Zudem schreibt Er dieses Erbteil dem souveränen Willen Gottes zu, genauso wie Er vorher gezeigt hat, dass unsere besondere Beziehung mit Gott als Söhne das Ergebnis dieses Willens Gottes ist.

Beachten wir auch: Hier wird deutlich gemacht, dass wir das Erbe zum Preise Seiner Herrlichkeit besitzen. In unserer Beziehung mit Gott sind wir dagegen zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade. Wenn offenbar werden wird, dass wir das Erbe besitzen, werden wir die Entfaltung Seiner Herrlichkeit sein, die in uns sichtbar werden wird. Aber unsere Beziehungen mit Gott Selbst sind die Frucht für unsere eigenen Seelen, mit Ihm und vor Ihm. Sie sind das Ergebnis der unendlichen Gnade, die uns zu diesen Beziehungen geführt und zu ihrem Genuss fähig gemacht hat.

Vers 11

Eph 1,11: … in welchem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rate seines Willens,

Das Erbteil besitzen wir in Christus

Das sind also die Ratschlüsse Gottes, unseres Vaters, im Hinblick auf Christus, betrachtet unter dem Blickwinkel der Herrlichkeit, die Christus als Mensch verliehen ist. Gott bringt alle Dinge in Ihm zusammen, der das Haupt aller Dinge ist.

Und so wie wir in Ihm unsere wahre Stellung besitzen, was unsere Beziehung zu Gott betrifft, so ist es auch in Bezug auf das Erbteil wahr, das uns geschenkt worden ist. Wir sind mit Christus verbunden in Bezug auf die Dinge, die über uns stehen. Aber wir sind es auch im Hinblick auf die Dinge, die unter uns stehen.

Vers 12

Eph 1,12: … damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben;

Hoffnung vor der herrlichen Erscheinung – Christen jüdischer Abstammung

Der Apostel spricht hier zunächst von den Christen jüdischer Abstammung, die an Christus glaubten. Sie glaubten an Christus in einer Zeit, in der Er der Verworfene ist, während die eigentliche jüdische Hoffnung sich auf Seine sichtbare Erscheinung richtet, die im Tausendjährigen Reich stattfinden wird. Die jüdischen Christen, von denen Paulus schreibt und zu denen er selbst gehörte, hatten aber „zuvor“ geglaubt, bevor Er offenbart werden wird. Das ist die Bedeutung dieses schwierigen Ausdruckes, „die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“. Das heißt, sie hatten auf Ihn gehofft, bevor Er wieder auf diese Erde kommen und erscheinen wird.

Der jüdische Überrest der letzten Tage wird wie Thomas glauben, wenn er Christus sehen wird. „Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!“ (Joh 20,29). Der Apostel spricht somit von denen, die aus den Juden bereits an den Herrn Jesus geglaubt hatten.

Verse 13.14

Eph 1,13.14: … auf welchen auch ihr gehofft {o. in welchem auch ihr ein Erbteil erlangt habt, od. in welchem auch ihr seid} nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, in welchem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise sriner Herrlichkeit.

Segen auch für Christen heidnischer Abstammung

In Vers 13 erweitert Paulus denselben Segen auch auf Gläubige heidnischer Abstammung. Das führt ihn zu einer weiteren wertvollen Wahrheit, die besonders uns betrifft, die wir heidnischer Abstammung sind. Diese Sache ist wahr für jeden Gläubigen. Aber sie hat eine besondere Bedeutung für Menschen, die aus den Nationen kommen und nicht jüdischer Abstammung sind: Gott hat Sein Siegel auf sie gesetzt durch die Gabe des Heiligen Geistes.

Diese Menschen waren von ihrer Abstammung her – also dem Fleisch nach – nicht Erben der Verheißungen, die allein für Israeliten und Juden galten. Aber als sie zum Glauben kamen, hat Gott sie mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt.

Der Heilige Geist als das Unterpfand

Der Geist Gottes ist das Unterpfand des Erbes für jeden Gläubigen – sei er jüdischer oder heidnischer Abstammung –, bis Christus das Erbteil, das Er sich durch Seinen Tod erworben hat, tatsächlich übergeben wird – der erworbene Besitz erlöst wird. Dann nämlich, wenn Christus dieses Erbe tatsächlich durch Seine Kraft in Besitz nehmen wird – eine Macht, die keinen Feind vor Ihm bestehen lässt. Wir sollten beachten, dass es sich hier nicht um die Wiedergeburt handelt (Tit 3,5), sondern um ein Siegel, das auf die Gläubigen gesetzt wird.

Dieses Siegel ist ein Beweis und zugleich das Unterpfand ihrer vollständigen, künftigen Teilhaberschaft am Erbe, das Christus gehört. Er hat sich das Recht an diesem Erbe durch die Erlösung erwirkt, durch die Er sich alle Dinge erworben hat. Dieses Recht wird Er aber erst dann durch Seine Macht ausüben, wenn Er alle Miterben zu Sich versammelt haben wird, um das Erbe gemeinsam mit ihnen zu genießen.

Die Liebe besitzen wir heute – vom Erbteil nur das Unterpfand des Geistes

Der Heilige Geist ist nicht das Unterpfand der Liebe. „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist“ (Röm 5,5). Gott liebt uns heute, wie Er uns im Himmel lieben wird. Aber von dem Erbteil haben wir nur den Heiligen Geist als Unterpfand, sonst nichts. Wir besitzen noch nichts von dem Erbteil. Dann, wenn wir es in Besitz genommen haben, werden wir „zum Preise seiner Herrlichkeit“ sein. Die Herrlichkeit Seiner Gnade dagegen ist bereits heute offenbart.

Zusammenfassend haben wir folgende herrlichen Dinge gefunden:

  1. die Gnade, die uns in die Stellung von Kindern Gottes gebracht hat (Eph 1,5.6)
  2. die Ratschlüsse Gottes hinsichtlich der Herrlichkeit Christi – gesetzt als Haupt über alle Dinge (Eph 1,9.10)
  3. das Teil, das wir in Ihm als Erben besitzen (Eph 1,11)
  4. die Gabe des Heiligen Geistes an die Gläubigen – als Unterpfand und Siegel des Erbteils, das Christus für die Gläubigen erworben hat, bis sie zusammen mit Ihm in den Besitz dieses Erbes kommen werden.

Das erste Gebet des Apostels Paulus (Eph 1,15-23)

Einleitende Bemerkungen zum ersten Gebet des Apostels Paulus

In Epheser 1,15-23 finden wir nun das erste Gebet des Apostels Paulus für die Heiligen, die Epheser (das zweite finden wir in Epheser 3,14-21). Dieses Gebet geht aus der Offenbarung der Dinge hervor, die der Apostel in den vorherigen Versen behandelt hat. Es gründet sich auf der Art und Weise, in der die Kinder Gottes in ihre Segnungen in Christus gebracht worden sind.

Dieses Gebet führt uns sowohl zu der ganzen Wahrheit über die Vereinigung von Christus mit der Versammlung als auch zu dem Platz, den Christus in dem Universum einnehmen wird, das Er Selbst als Sohn Gottes erschaffen hat. So wird Er hier als Mensch gesehen, der die Herrschaft über dieses Universum wieder in die Hand nehmen wird. Das Gebet von Paulus ist zugleich gegründet auf die Macht, die sich darin zeigt, dass wir – genauso wie Christus – in diese hohe Stellung versetzt worden sind, die Gott uns in Seinen Ratschlüssen zugedacht hat.

Das Gebet richtet sich an den Gott des Herrn Jesus Christus

Das Gebet ist darüber hinaus durch den Titel Gottes charakterisiert, der hier „der Gott unseres Herrn Jesus Christus“ genannt wird (Eph 1,17), während die Bitten im zweiten Gebet in Epheser 3 auf einem anderen Titel Gottes beruhen, der dort der „Vater unseres Herrn Jesus Christus“ genannt wird (Eph 1,14). Dort geht es mehr um die Gemeinschaft als um die Ratschlüsse.

Gott wird im ersten Gebet der „Vater der Herrlichkeit“ (Eph 1,17) genannt, als ihr Urheber und Autor. Aber Gott wird nicht nur in Seiner Allmacht der Gott unseres Herrn Jesus Christus genannt. Wir sehen zugleich, dass Christus in Seiner Beziehung zu Gott (hier nicht zum Vater) als Mensch gesehen wird. Gott hat in dem Christus gewirkt (Eph 1,20). Er hat Christus aus den Toten auferweckt und Ihn zu Seiner Rechten gesetzt. Alles, was in Bezug auf Christus bewirkt worden ist, wird somit als Ergebnis der Macht Gottes betrachtet, der Selbst dies alles vollbracht hat.

Gott ist der Wirkende – mit Kraft

Christus konnte zwar sagen: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten“ (Joh 2,19), denn Er war Gott. Aber hier wird Er als Mensch gesehen; und so ist es Gott, der Ihn auferweckt (Eph 1,20).

Dieses Gebet in den Versen Epheser 1,15-23 lässt sich in zwei Teile gliedern. Der Apostel bittet darum, dass die Epheser mit allen Heiligen verstehen:

  1. Was ist die Berufung und das Erbe Gottes (Eph 1,15-18)?
  2. Welcher Art ist die Kraft, die die Heiligen in den Besitz dessen bringt, was die Berufung Gottes ihnen geschenkt hat? – Es ist dieselbe Kraft, die Christus zur Rechten Gottes gesetzt hat, nachdem sie Ihn aus den Toten auferweckt hat (Eph 1,19-23).

Verse 15-18

Eph 1,15-18: Weshalb auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, nicht aufhöre, für euch zu danken, [euer] erwähnend in meinen Gebeten, auf dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst, damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisset, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, [und] welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen,

1. Verständnis über die Dinge, die den Heiligen geschenkt worden sind

Der Apostel erbittet zunächst für die Heiligen, dass sie wissen mögen, was ihnen geschenkt worden ist. Wir finden hier, wie mir scheint, die beiden Dinge wieder, von denen wir schon in dem ersten Teil des Kapitels gesehen haben, dass sie das Teil der Heiligen sind:

a. Die Hoffnung der Berufung Gottes

Das wird verbunden mit den Versen 3 bis 5 unseres Kapitels, nämlich mit unserer Berufung (Eph 1,3-5). Sie spricht von der Gnade, die wir gefunden haben – das heißt, dass Gott zu unseren Gunsten tätig ist, weil Er Liebe ist.

Gott hat uns berufen, vor Ihm heilig und untadelig in Liebe zu sein. Und zugleich dazu, Seine Söhne zu sein. Und außerdem besitzen wir die Herrlichkeit Seines Erbteils. Beachten wir, dass der Apostel nicht von „unserer“ Berufung spricht, auch wenn wir es sind, die berufen werden. Er charakterisiert diese Berufung dadurch, dass er sie mit dem verbindet, der beruft. Dadurch verstehen wir die Dinge seiner Vorzüglichkeit und ihrem wahren Charakter entsprechend. Diese Berufung ist in Übereinstimmung mit Gott Selbst. Der ganze Segen und das Wesen dieser Berufung entsprechen der Fülle Seiner Gnade – sie sind Seiner würdig. Das ist es, worauf wir warten!

b. Die Herrlichkeit des Erbes Christi in den Heiligen

Das wird verbunden mit Vers 11, nämlich mit dem Erbteil (Eph 1,11). Dieses Erbteil spricht von Herrlichkeit – der vollkommene Mensch ist offenbart als einer, der in seiner Person und in seinem Erbteil die Früchte der Kraft und der Ratschlüsse Gottes genießt.

Das Erbteil ist ebenfalls Sein Erbteil. Genauso wie das Land Kanaan Gott gehörte, so wie Er es auch in dem Gesetz gesagt hatte und Gott es dennoch auch durch Israel als Erbteil besaß: Genauso gehört das Erbe des ganzen Universums Ihm, wenn es von der Herrlichkeit Gottes erfüllt sein wird im Tausendjährigen Reich. Aber Er nimmt dieses Erbteil in den Heiligen in Besitz. Er erfüllt alle Dinge mit Seiner Herrlichkeit. Aber Er erbt diese Dinge in den Heiligen.

Das sind also die beiden Teile der ersten Bitte des Apostels, für die die Augen der Heiligen geöffnet werden sollten. Durch die Berufung Gottes werden wir aufgerufen, den Segen Seiner persönlichen Gegenwart bei Ihm Selbst zu genießen – dessen, was über uns steht. Das Erbe Gottes bezieht sich auf das, was unter uns steht, auf die geschaffenen Dinge, die alle Christus unterworfen sind. Mit und in Ihm genießen wir das Licht der Gegenwart Gottes - in Seiner Nähe. Der Wunsch des Apostels ist es, dass die Epheser diese beiden Dinge verstehen.

Verse 19-23

Eph 1,19-23: … und welches die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in welcher er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt);

2. Kenntnis der Kraft Gottes

Das Zweite, das der Apostel für die Epheser erbittet, ist, dass sie die Kraft erkennen, die bereits offenbart worden war. Diese Kraft war bereits wirksam geworden, damit die Heiligen Teil an dieser gesegneten und herrlichen Stellung hätten.

Dieselbe Kraft, die Christus aus den Toten auferweckte, ist es auch, die die Gläubigen durch die souveräne Gnade Gottes in die Stellung Christi vor Gott, Seinem Vater, gebracht hat. Und auch die Offenbarung der Stärke Gottes, die sichtbar wurde in der Erhebung Christi aus dem Grab bis zur Rechten Gottes, des Vaters, über jeden Namen, der genannt wird, zeigt uns diese Kraft Gottes. Sie ist der Ausdruck und das Beispiel des Handelns Gottes, der mit derselben Kraft in uns Gläubigen wirkt und uns aus unserem Zustand des Todes in unseren Sünden herausgeholt hat, um uns Teilhaber der Herrlichkeit dieses Christus zu machen.

Diese Kraft ist die Grundlage der Stellung der Versammlung in ihrer Vereinigung mit Christus. Sie stellt darüber hinaus auch die Basis für die Entwicklung des Geheimnisses gemäß den Ratschlüssen Gottes dar. Christus ist persönlich aus den Toten auferweckt und an die rechte Seite Gottes gesetzt worden. Dort thront Er – erhaben über jede Gewalt, Herrschaft und über jeden Namen, der unter den geistlichen Fürstentümern genannt werden kann, durch die Gott die jetzt existierende Welt, aber auch die zukünftige Welt regiert.

Diese Überlegenheit bezieht sich nicht nur auf Seine göttliche Natur, deren Herrlichkeit unveränderbar ist. Nein, sie bezieht sich hier auf den Platz, der Ihm als Mensch gegeben worden ist, denn wir sprechen jetzt von dem Gott unseres Herrn Jesus Christus, wie wir gesehen haben. Es ist Gott, der Ihn aus den Toten auferweckt und Ihm die Herrlichkeit und einen Platz über allem gegeben hat. Zweifellos ist Er dieses Platzes persönlich würdig. Aber Er hat diesen Platz als Mensch erhalten bzw. wird ihn noch bekommen, und zwar aus den Händen Gottes, der Ihn als Haupt (Kopf) über alle Dinge setzte.

Gott fügte Ihm, dem Haupt, die Versammlung als Leib hinzu, indem Er die Glieder dieses Leibes aus ihrem Tod in ihren Sünden auferweckt. Dazu benutzt Er dieselbe Kraft, die auch das Haupt auferweckte und verherrlichte. Nicht genug damit, Gott macht diese Glieder auch lebendig mit dem Christus und lässt sie in den himmlischen Örtern in Ihm mit sitzen. Und das alles geschieht mit derselben Kraft, die auch Ihn erhöht hat. So ist die Versammlung Sein Leib, sogar Seine Fülle.

Christus erfüllt alles – der Leib ergänzt das Haupt

Er, Christus, ist es in der Tat, der alles in allem erfüllt! Aber der Leib ist die Ergänzung des Hauptes. Christus ist es – denn Er ist genauso Gott, wie Er Mensch ist –, der alle Dinge erfüllt und der alles erfüllt: Denn Er ist Mensch in Übereinstimmung mit der Kraft der Erlösung, die Er vollbracht hat und in Übereinstimmung mit der Herrlichkeit, die Er Sich erworben hat. Das ganze Universum, das Er mit Seiner Herrlichkeit erfüllen wird, genießt diesen Glanz in Übereinstimmung mit der Sicherheit der Erlösung, deren Stärke und Wirkung von nichts geschmälert werden kann.[3]

Gerne wiederhole ich es noch einmal: Er ist es, der das Universum mit Seiner Herrlichkeit erfüllt. Aber das Haupt bleibt nicht isoliert, sozusagen als solches unvollständig ohne den Körper. Nein, der Leib vervollständigt das Haupt in Seiner Herrlichkeit – nicht, um selbst Haupt zu sein oder zu regieren, sondern um der Leib des Hauptes zu sein, damit das Haupt auch wirklich das Haupt „seines Leibes“ sei.

Seit der Verherrlichung ist Christus das Haupt des Leibes

Christus ist das Haupt (oder der Kopf) des Leibes, gesetzt über alle Dinge. Er erfüllt alles in allem, und die Versammlung ist Seine Fülle. Genau das ist das Geheimnis in allen seinen Teilen. Daher können wir feststellen, dass Christus genau in dem Augenblick den Platz als Haupt des Leibes einnimmt, indem Er nach vollbrachter Erlösung auf den Platz zur Rechten Gottes erhöht worden ist.

Wunderbares Teil für die Heiligen! Sie besitzen es aufgrund ihrer Erlösung und der göttlichen Macht[4], die in der Auferstehung Christi gewirkt hat. Denn es ist diese Macht, die Ihn auferweckte, nachdem Er aufgrund unserer Vergehungen und Sünden gestorben war, und die Ihn zur Rechten Gottes gesetzt hat. Und dieses, Sein Teil, ist auch unser Teil – wenn wir von Seinem persönlichen Vorrecht absehen, zur Rechten des Vaters zu thronen –, und zwar durch unsere Vereinigung mit Christus.


Übersetzung aus dem Französischen und Englischen sowie Zwischenüberschriften von: www.bibelpraxis.de

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Anmerkungen

[1] Das griechische Wort, das hier (Eph 1,1) mit „Treuen“ wiedergegeben worden ist, könnte man auch mit „Gläubigen“ übersetzen. Es wird hier und im Brief an die Kolosser als Überschrift benutzt, um die Empfänger der Schreiben an beiden Orten zu kennzeichnen. Es ist in diesem Zusammenhang nötig, sich daran zu erinnern, dass der Apostel diese beiden Briefe aus dem Gefängnis geschrieben hat. Das Christentum bestand zu dieser Zeit schon einige Jahre und war Gegenstand aller Art von Angriffen. Wenn man nun sagte, dass man wie zu Beginn glaubte, bedeutete das auch, dass man treu war. Das von Paulus benutzte Wort bedeutet somit nicht einfach, dass man glaubte oder dass jeder Einzelne einen treuen Lebenswandel führte. Der Apostel wendet sich an solche, die durch Gnade den Glauben treu bewahrten, den sie verkündigt bekommen und aufgenommen hatten.

[2] Es wird ein herrlicher Anblick sein, wenn wir als Ergebnis der Wege Gottes alle Dinge in vollkommenem Frieden und in völliger Einheit unter die Autorität des Menschen, des letzten Adam und zugleich Sohnes Gottes, zusammengebracht sehen werden. Wir selbst sind dann mit Ihm verbunden in derselben Herrlichkeit; wir selbst sind dann seine Gefährten in der himmlischen Herrlichkeit – als Gegenstände der ewigen Ratschlüsse Gottes. Ich möchte mich an dieser Stelle nicht über diese Szene weiter auslassen, da unser Kapitel das Augenmerk auf die Verkündigung der Ratschlüsse Gottes hinsichtlich dieses Zusammenbringens aller Dinge in dem Christus lenkt, nicht aber diese Szene selbst beschreibt. Der ewige Zustand, in dem Gott alles in allem sein wird (1Kor 15,28), ist wieder eine andere Sache.

Die Verwaltung der Fülle der Zeiten ist das Ergebnis der Regierungswege Gottes. Der ewige Zustand ist das Ergebnis der Vollkommenheit Seiner Natur. Aber selbst unter dem niedrigeren Blickwinkel Seiner Regierung betrachtet sind wir Seiner Natur entsprechend als Söhne angenommen und eingeführt worden. Welch ein wunderbares Vorrecht!

[3] Vgl. Epheser 4,9.10. Diese Einführung der Erlösung und des Platzes, den Christus als Erlöser eingenommen hat, indem Er alles in allem erfüllt, ist von größtem Interesse.

[4] Das ist die Macht, die die Heiligen mit Christus aus dem Tod als Folge der Sünde auferweckt und sie mit Ihm, dem Haupt, verbindet. Und diese Macht formt zugleich ihre Beziehung mit Christus als Sein Leib. Der erste Teil des ersten Kapitels stellt uns unsere persönliche Beziehung mit dem Vater vor. Darin ist Christus der Erstgeborene unter vielen Brüdern (Röm 8,29). Hier nun sind wir zu einer gemeinsamen Beziehung der Gläubigen gekommen als Leib verbunden mit Christus, dem zweiten und auferstandenen Menschen. Bis zum zweiten Teil des Gebetes haben wir die Ratschlüsse Gottes. Und von dem zweiten Teil an finden wir die Wirkungen der Kraft, um diese Ratschlüsse auszuführen. Und genau an dieser Stelle wird unsere Vereinigung mit Christus zum ersten Mal eingeführt. Wenn auch die Ratschlüsse Gottes, die diese Einheit betreffen, bereits offenbart sind, so wird diese Vereinigung doch geistlicherweise jetzt bewirkt, wie wir weiter im zweiten Kapitel sehen werden.

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