Das Markusevangelium (13)
Kapitel 13

William Kelly

© J. Das, online seit: 20.04.2003, aktualisiert: 11.01.2018

Leitverse: Markus 13

Einführende Gedanken zum Verständnis des 13. Kapitels

Danach belehrte unser Herr die Jünger über die Zukunft in einer Weise, die vollkommen mit dem Charakter des Markusevangeliums übereinstimmt. Darum wird allein hier, wo wir den Dienst des Herrn finden, die Kraft, wodurch die Jünger in Zeiten der Schwierigkeiten antworten können, in diese Predigt eingeführt. Demgemäß ließ auch unser Herr jeden besonderen Hinweis auf das Ende des Zeitalters – ein Ausdruck, der in diesem Kapitel überhaupt nicht erscheint – weg. Es ist dieselbe Prophezeiung, die im Matthäusevangelium bis zum Ende des Zeitalters reicht (Mt 24), aber sie wird durch den Heiligen Geist nicht so bezeichnet. Das hat einen einfachen Grund. Wenn die Prophetie die Apostel für ihren Dienst bilden sollte, dann entschied diese Absicht darüber, was im Vergleich zum Matthäusevangelium ausgelassen bzw. herausgestellt werden musste. Noch etwas sollte von uns beachtet werden. Ausschließlich in dieser Darstellung sagt der Herr, dass nicht nur die Engel, sondern auch der Sohn jenen Tag nicht kennen (Mk 13,32). Der Anlass für diese einzigartige und auf dem ersten Blick verwirrende Aussage scheint mir zu sein, dass Christus völlig den Platz eines Menschen einnahm, der sich auf das beschränkte, was Gott Ihm gegeben hatte. Er war so vollkommen der Diener – und unter diesem Gesichtspunkt nicht der Herr –, dass Er in Bezug auf die Zukunft lediglich das wusste und an andere weitergab, was Gott Ihm zu diesen Zweck gewährt hatte. Da Gott nichts über den Tag oder die Stunde sagt, so weiß Jesus nichts darüber.

Beachte auch, wie kennzeichnend unser Herr sowohl sich selbst als auch die Knechte und ihr Werk darstellt! Hier soll keine Haushaltung beschrieben werden wie im Gleichnis von den Talenten in Matthäus 25. Wir lesen einfach: „Gleichwie ein Mensch, der außer Landes reiste, sein Haus verließ und seinen Knechten die Gewalt gab und einem jeden sein Werk, und dem Türhüter einschärfte, dass er wache“ (Mt 25,34). Die andersartigen Gesichtspunkte im Matthäusevangelium sind klar. Dort ist alles viel erhabener. Der Herr, der für lange Zeit außer Landes reiste, sorgte für Seine Abwesenheit vor. Zweifellos verreist Er auch bei Markus, doch gibt Er „seinen Knechten die Gewalt“. Wer sieht nicht, wie sehr der Ausdruck der Absicht unseres Evangeliums entspricht? Außerdem gab Er „einem jeden sein Werk“. Müssen wir nicht fragen, weswegen wir diese Worte hier finden? Sicherlich deshalb, weil im ganzen Markusevangelium der Dienst der Hauptgegenstand ist. Sogar in der Weissagung verließ der Herr nie den großen Gedanken des Dienstes. Es geht nicht so sehr um Gaben oder Güter als vielmehr um das Werk, das getan werden muss. Seinen Knechten wird Autorität gegeben. Sie benötigten sie. Sie nahmen sie nicht, ohne ein Recht dafür zu haben. Es geht um das Ausführen Seines Willens und nicht um das Handeln mit Seinen Gaben. Letzteres finden wir passenderweise im Matthäusevangelium. Der besondere Gesichtspunkt im ersten Evangelium liegt nämlich darin, dass ein einzigartiger Wechsel erfolgte, nachdem der Herr die Erde und die jüdischen Hoffnungen als Messias aufgegeben und einen neuen Platz nach Seiner Himmelfahrt eingenommen hatte. Bei Matthäus verteilt Er Gaben. Das entspricht dem Charakter nach nicht den herkömmlichen Grundsätzen des Judentums. Die Menschen handeln mit den Gaben; und die Guten und Treuen gehen zuletzt in die Freude ihres Herrn ein. Im Markusevangelium hingegen geht es einfach um den Dienst Christi, des wahren Knechtes.

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Aus Lectures Introductory to the Study of the Gospels
Heijkoop, Winschoten, NL, 1970
(im Deutschen herausgegeben und übersetzt von J. Das)
Die Zwischenüberschriften stammen von SoundWords

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