Das Johannesevangelium (12)
Kapitel 12

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 27.04.2010, aktualisiert: 08.06.2020

Leitverse: Johannes 12

Einleitung

Die Auferstehung des Lazarus bezeugt die Herrlichkeit Jesu als Sohn Gottes (Joh 12,1-11). Wir haben das Vorrecht, ein weiteres Zeugnis für seine Herrlichkeit zu sehen: als Sohn Davids (Joh 12,12-19) und als Sohn des Menschen (Joh 12,20-36). Das Ergebnis dieses dreifachen Zeugnisses für die Herrlichkeit Christi wird, soweit das Volk betroffen ist, in den abschließenden Versen dieses Kapitels dargelegt (Joh 12,37-50).

Das Zeugnis für die Herrlichkeit Christi als Sohn Gottes wurde vom Volk deutlich verworfen; aber bevor uns die weiteren Zeugnisse seiner Herrlichkeit entfaltet werden, hat der Geist Gottes diesen bewegenden Vorfall in Bethanien eingeschoben, damit wir sehen können, dass es dort Menschen gab – seine eigenen Schafe –, von denen Er geliebt und geschätzt wurde.

Das Zeugnis für seine Herrlichkeit als Sohn Gottes

Verse 1-3

Joh 12,1-3: 1 Jesus nun kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus[, der Gestorbene,] war, den Jesus aus den Toten auferweckt hatte. 2 Sie machten ihm nun dort ein Abendessen, und Martha diente; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen. 3 Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt.

Sechs Tage vor dem Passah kam Jesus nach Bethanien. Wir könnten sagen, dass es der einzige Ort auf Erden war, der Christus besonders am Herzen lag. Es war das „Dorf der Maria“, eine Heilige, die von Christus in hohem Maß empfohlen wurde. Es war der Ort, wo seine Herrlichkeit durch die Auferweckung des Lazarus dargestellt wurde. Und „sie machten ihm nun dort ein Abendessen“, und dort, wie wir bei Lukas lesen, „hob [er] seine Hände auf und segnete sie“ bei seiner Himmelfahrt (Lk 24,50).

Es kam nicht oft vor, dass jemand auf dieser Erde ein Fest für Jesus gab. Die Menschen waren gelegentlich froh, Segnungen von Ihm zu empfangen; wie selten dachten sie daran, dem Segnenden etwas zu geben. Am Anfang seines Dienstes hatte Levi „ihm ein großes Mahl in seinem Haus“ gemacht und „ein große Menge“ Sünder eingeladen, sich zu Ihm zu setzen (Lk 5,29). Nun, nach einiger Zeit, am Ende seines Weges auf der Erde, wird ein Fest für Ihn vorbereitet, bei dem Er sich inmitten seiner Heiligen niederlässt.

Wie groß war das Fest, dass Christus in diese bedürftige Welt gekommen war. Er war gekommen, um

  • den Vater bekanntzumachen (Joh 1,18
  • Freude zu bringen (Joh 2,10.11)
  • uns das Himmlische zu sagen (Joh 3,12)
  • unsere Herzen zu Momenten ewiger Zufriedenheit zu führen (Joh 4,14)
  • uns aus dem Tod ins Leben zu führen (Joh 5,21.24)
  • uns von Bedürfnissen zu befreien (Joh 6,35)
  • den Heiligen Geist zu geben (Joh 7,39
  • und uns zu den Segnungen des Christentums zu führen (Joh 10). 

Auf all diesen gesegneten Wegen war Er ein Geber; aber zuletzt im Haus in Bethanien ist er Empfänger. Schließlich war der Moment gekommen, als einige hingegebene Herzen ein Festmahl für den bereiteten, der ein Festmahl für die ganze Welt bereitet hat:„Sie machten ihm nun dort ein Abendessen.“

Inmitten des immer größer werdenden Hasses der Welt gegenüber Christus ist eine kleine Gruppe, die sich versammelt und Ihm ein Abendessen bereitet. Die Führer dieser Welt mögen ihren Rat halten, um Christus zu töten, und den Befehl erteilen, dass Christus in ihre Hände ausgeliefert wird; aber ungeachtet ihrer bösen Pläne und zwecklosen Befehle und angesichts all dieses Widerstands, machte diese kleine Gruppe „ihm nun dort ein Abendessen“. Sicherlich war dieses Abendessen für Ihn absolut ausreichend, und die Liebe, die es zubereitete, war in seinen Augen sehr kostbar.

Wie es in den letzten Tagen des Judentums für einige wenige, die seine Stimme gehört hatten und durch seine Liebe bewegt waren, dennoch möglich war, Ihm ein Abendessen zuzubereiten, so ist es auch jetzt: In den letzten Tagen des Christentums, inmitten des wachsenden Verfalls, wo sein Name verleugnet und sein Werk verachtet wird, ist es für Einzelne dennoch möglich, Ihm ein Festmahl zuzubereiten. Denn Er kann sagen: „Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und das Abendbrot mit ihm essen und er mit mir“ (Off 3,20).

In dieser zufriedenen Gruppe in Bethanien dürfen wir sehen, dass Dienst, Gemeinschaft und Anbetung ihre Vertreter haben, aber alle zusammen machen Ihm ein Abendessen. Martha dient weiterhin, aber es belastet sie nicht mehr. Es gab Zeiten, in denen ihr Dienst mehr Raum in ihren Gedanken eingenommen hat als Christus; nun nimmt Christus mehr Raum ein als ihr Dienst. Sie diente, um Ihm ein Abendessen zu bereiten. 

Von Lazarus, der Krankheit und Tod durchlebt hatte und auf wunderbare Weise von den Toten auferweckt wurde, lesen wir, dass er „mit ihm zu Tisch“ lag. Er ruht in der Gemeinschaft mit Christus.

Maria, die vorher als Lernende zu seinen Füßen gesessen (Lk 10,39) und erst kürzlich zu seinen Füßen als Trauernde geweint hatte (Joh 11,32), sehen wir nun zu seinen Füßen als Anbetende. Sie salbt seine Füße mit kostbarstem Salböl und trocknet sie mit ihren Haaren. Ihre Handlung zeigt, dass ihrer Meinung nach nichts von ihrem Besitz für Christus gut genug ist. Sie verwendet für Ihn das kostbare Salböl und stellt Ihm die Ehre der Frau zur Verfügung: ihr Haar. Sie dachte in diesem Moment nicht an die Armut oder Segnung anderer; sie war vollkommen mit Christus beschäftigt. Das ist wirklich Anbetung; dennoch wird derjenige, der von Christus eingenommen ist, für andere Segnungen bringen, denn wir lesen: „Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt.“

Verse 4-6

Joh 12,4-6: 4 Es sagt aber Judas, [Simons Sohn,] der Iskariot, einer von seinen Jüngern, der im Begriff stand, ihn zu überliefern: 5 Warum ist dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben worden? 6 Er sagte dies aber, nicht weil er für die Armen besorgt war, sondern weil er ein Dieb war und die Kasse hatte und trug, was eingelegt wurde.

Leider lauert inmitten des Duftes der Liebe die List des Verräters. Jesus ist das Licht und in seiner Gegenwart offenbart sich das wahre Gesicht aller. Der Ausdruck der Liebe einer hingegebenen Heiligen wird zu einer Gelegenheit, die Gier eines herzlosen Sünders offenzulegen. Während Maria darüber erfreut ist, das „sehr Kostbare“ für den Einen zu verwenden, der von unendlichem Wert ist, ermittelt Judas kaltherzig den Preis für das Salböl – dreihundert Denare war der Jahreslohn eines Arbeiters, ein Betrag, der die Bedürfnisse des Hauses eines armen Mannes stillen würde – und unter dem Vorwand, es den Armen zu geben, bedauert er nur, dass er diesen Betrag nicht zu seinen unrechtmäßigen Einkünften hinzufügen konnte. Dieser Mann, der sich weder um Jesus noch um die Armen sorgte, wurde von der Geldliebe gelenkt, um das zu bekommen, wofür er bereit war, aus der Kasse zu stehlen und Christus zu verraten.

Verse 7.8

Joh 12,7.8: 7 Da sprach Jesus: Erlaube ihr, es auf den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt zu haben; 8 denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.

Der Herr schützt seine Schafe vor dem Dieb, der kommt, um zu stehlen, zu töten und zu zerstören. Wenn der Hirte aus Liebe sein Leben für die Schafe lässt, wird Er nicht zulassen, dass seine Schafe angerührt werden. Das Wort des Herrn lautet: „Lass sie.“ Maria hatte wahrscheinlich keine klare Vorstellung von dem Tod und der Auferstehung Christi, aber ihr geistlicher Instinkt wurde von Zuneigung bewegt und führte sie zum richtigen Zeitpunkt dazu, das Richtige zu tun. Und der Herr „verlieh ihrer Handlung eine Stimme der Einsicht“, wie einmal gesagt wurde.

Vielleicht hatte sie viele Gelegenheiten, das Salböl zum Wohle der Armen zu verkaufen, bevor sie es für Christus verwendete. Aber, sagt der Herr, sie hat „es auf … aufbewahrt“ für diesen besonderen Moment. Der Herr lässt jeden wissen, dass das Salböl für den Tag seines Begräbnisses aufbewahrt wurde. Es war ein Ausdruck der Liebe für Christus, der Ausdruck der Tatsache wurde, dass der Eine, der gerade einen Mann von den Toten auferweckt hat, selbst kurz vor dem Tod stand. Der Herr lässt aber trotzdem die Armen nicht außer Acht, denn Er sagt, dass die Armen immer bei uns sind, fügt aber mit bewegender Liebe hinzu: „Mich aber habt ihr nicht allezeit.“ Er ist sich seines bevorstehenden Weggangs bewusst und der geistliche Instinkt Marias sagt ihr, dass der Schatten des Todes ihren Herrn umschloss. Lazarus war Zeugnis der Auferstehungsmacht Christi, aber Marias Handlung bezeugte, dass der Eine, der die Kraft des Auferstehungslebens hatte, kurz vor dem Tod stand. Wie so oft eröffnet hingegebene Liebe göttliche Weisheit. Daher scheint sie die Einzige zu sein, die die Gedanken des Herrn verstand und die erkannte, dass sein Tod bevorstand.

Vers 9

Joh 12,9: Eine große Volksmenge von den Juden erfuhr nun, dass er dort war; und sie kamen, nicht um Jesu willen allein, sondern um auch Lazarus zu sehen, den er aus den Toten auferweckt hatte. 

Judas war gekennzeichnet durch einen Geist der Lüge, des Verrats und der Heuchelei. Dort waren auch andere anwesend – viele von den Juden –, die nicht durch solche erbärmlichen Beweggründe ergriffen wurden, und dennoch kamen sie, nicht mit Glauben an Christus, sondern eher von Neugierde getrieben, um einen Mann zu sehen, der von den Toten auferweckt worden war.

Verse 10.11

Joh 12,10.11: 10 Die Hohenpriester aber beratschlagten, auch Lazarus zu töten, 11 weil viele von den Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten.

Wenn auch in Bethanien ein Haus war, gefüllt mit dem Duft der Liebe, die dem Herrn ein Abendessen bereitete, waren außerhalb davon diejenigen, die von Hass und Arglist bewegt wurden und Lazarus zu töten suchten, ebenso auch den Einen, der ihn von den Toten auferweckt hatte. Sie wollten gern Jesus loswerden, aber auch jeden, der ein lebendiges Zeugnis für die Gnade und Macht Jesu ist. Im Grunde ist die Welt immer noch dieselbe, sie möchte weder Christus noch die treuen Zeugen für Ihn. Diejenigen, die gottesfürchtig leben, werden Verfolgung erleiden. Und hinter der Feindschaft religiöser Führer steckt immer der Neid, der es nicht ertragen kann, dass ihre Jünger sie verlassen und Jesus nachfolgen könnten.

Das Zeugnis für seine Herrlichkeit als Sohn Davids

Verse 12-19

Joh 12,12-19: 12 Am folgenden Tag, als eine große Volksmenge, die zu dem Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem komme, 13 nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen: Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn , der König Israels! 14 Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: 15 „Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfohlen.“ 16 Dies verstanden seine Jünger zuerst nicht; jedoch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich daran, dass dies von ihm geschrieben war und sie ihm dies getan hatten. 17 Die Volksmenge, die bei ihm war, bezeugte nun, dass er Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn aus den Toten auferweckt hatte. 18 Darum ging ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie hörte, dass er dieses Zeichen getan hatte. 19 Da sprachen die Pharisäer zueinander: Ihr seht, dass ihr gar nichts ausrichtet; siehe, die Welt ist ihm nachgegangen.

Gott hat dennoch beschlossen, dass es ein angemessenes Zeugnis für den Einen geben soll, den die Menschen verworfen haben. Ein Zeugnis für seine Herrlichkeit als Sohn Gottes gab es bereits, nun wurde ein weiteres Zeugnis für seine Herrlichkeit als Sohn Davids aufgestellt. Viele Menschen gingen, als sie hörten, dass derjenige, der Lazarus von den Toten auferweckt hatte, nach Jerusalem kommen sollte, mit Palmzweigen hin, um Ihm als Sohn Davids zuzujubeln, dem verheißenen König Israels, der im Namen des Herrn kommen sollte entsprechend ihres eigenen Psalms (Ps 118,26), und auf einem Eselsfüllen reiten würde, wie in den Propheten geschrieben steht (Sach 9,9).

Bis nach der Verherrlichung Jesu begriffen die Jünger nur langsam die Wichtigkeit dieser Dinge. Trotzdem schloss die Menge, beeindruckt durch die Auferweckung von Lazarus, richtig, dass dieser wunderbare Mensch der lang verheißene Sohn Davids war. In der Gegenwart dieses Zeugen für die Herrlichkeit Christi mussten die Pharisäer untereinander zugeben, dass ihr Widerstand ohne Erfolg war. Es war auch für alle Gläubigen gut, um zu erkennen, dass trotz all dieses Auftretens des Widrigen kein Widerstand gegen Christus oder die Wahrheit letztlich siegen kann.

Das Zeugnis für seine Herrlichkeit als Sohn des Menschen

Joh 12,20-23: 20 Es waren aber einige Griechen unter denen, die hinaufgingen, um auf dem Fest anzubeten. 21 Diese nun kamen zu Philippus, dem von Bethsaida in Galiläa, und baten ihn und sagten: Herr, wir möchten Jesus sehen. 22 Philippus kommt und sagt es Andreas, [und wiederum] kommt Andreas mit Philippus, und sie sagen es Jesus. 23 Jesus aber antwortet ihnen und spricht: Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde.

Das Auftreten der Griechen (das waren keine Hellenisten, d.h. griechische Juden, sondern Hellenen, d.h. Heiden) – wirklichen Heiden – mit ihrem Wunsch, Jesus zu sehen, wird zu einer Gelegenheit, das dritte große Zeugnis für die Herrlichkeit als Sohn des Menschen. Ein Heide hatte keinen Anspruch auf Christus als den Messias, deshalb näherten sich diese Griechen Christus richtigerweise durch die jüdischen Jünger, wie zuvor der heidnische Hauptmann durch die jüdischen Ältesten zu Jesus senden ließ. Der Herr spricht sogleich von sich selbst als Sohn des Menschen, ein Titel, unter dem er der Weg der Segnung für alle Menschen wird (Joh 12,32). So führt der Wunsch der Heiden, Jesus zu sehen, den Herrn dazu, seinen Jüngern die Sicht einer völlig neuen Ordnung der Segnung zu eröffnen, die weit über die Grenzen Israels hinausgeht. Er kann sagen: „Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde.“

Wir wissen, dass Christus als Sohn Gottes und König von Israel gemäß Psalm 2 verworfen, laut Psalm 8 über die ganze Erde als Sohn des Menschen herrschen wird. Noch einmal lernen wir vom Propheten Daniel, dass Er als Sohn des Menschen Herrschaft und Ehre und ein Königtum empfangen wird, dass alle Menschen, Nationen und Sprachen Ihm dienen sollen (Dan 7,13.14). Deshalb legt das Alte Testament die allumfassende Herrschaft mehr als deutlich dar, durch die Christus verherrlicht werden wird. Die Stunde für diese Ehre ist noch nicht gekommen; wenn der Herr sagt: „Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde“, hat Er sicherlich nicht das Königreich im Blick, sondern das Kreuz, wo der Sohn des Menschen durch die Verherrlichung des Vaters verherrlicht werden sollte, in Übereinstimmung mit seiner vorherigen Lehre im Obersaal (Joh 13,31).

Vers 24

Joh 12,24: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.

Der Herr spricht deshalb sofort von seinem Tod, der den Weg der Segnung für alle Menschen eröffnen wird. Christus musste sterben. Das war eine Wahrheit von solch gewaltiger Wichtigkeit, dass der Herr sie mit einem „Wahrlich, wahrlich“ einleitet. Wenn Christus, das kostbare Weizenkorn, nicht in die Erde fallen und sterben würde, müsste Er auf ewig allein bleiben. Das Weizenkorn bleibt nur ein einzelnes Korn, wenn es nicht gesät wird: Wenn es gesät wird, bringt es nicht nur viel Frucht, sondern Frucht derselben Art. Deshalb ging der Herr in den Tod, um Samen nach seiner eigenen Ordnung zu sichern. Jahrhunderte vorher konnte Jesaja sagen, indem er auf das Kreuz sah: „Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen“ (Jes 53,10).

Vers 25

Joh 12,25: Wer sein Leben lieb hat, wird es verlieren ; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren. 

Deshalb besteht der Weg der Segnung für den Menschen durch den Tod. Aber die Segnung, in die der Tod Christi den Gläubigen bringt, ist eine völlig neue Ordnung jenseits der Macht des Todes. Daher stellt der Herr die zwei Lebensbereiche gegenüber, das „Leben in dieser Welt“ und das Leben der Freude und Segnung, das „ewige Leben“. Das Leben in dieser Welt ist nur vorübergehend; das Leben, das der Herr gibt, ist „ewig“. Das Leben in dieser Welt zu lieben, heißt, an einem Leben festzuhalten, das wir verlieren müssen, selbst im Streben danach. Das Leben in dieser Welt im Hinblick auf das ewige Leben zu hassen, bedeutet, in die Freude des ewigen Lebens einzutreten, auch jetzt schon. Es ist gut für uns, über die tiefere Bedeutung der Worte des Herrn nachzudenken. Sich der Welt zuzuwenden, indem wir suchen, die Freude in allem zu finden, worin die Welt das Leben findet, wird dem Gläubigen nur Bitterkeit und Kummer bringen, wenn er entdeckt, dass er dem nachjagt, was keine bleibende Zufriedenheit bringen kann und was ihm womöglich mehr und mehr entgleitet, denn es ist ein Leben, das im Tod endet.

Vers 26

Joh 12,26: Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach; und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn jemand mir dient, so wird der Vater ihn ehren.

Darüber hinaus ist dort nicht nur das neue Leben mit seinen bleibenden Freuden, im Gegensatz zum alten Leben, das vergeht, sondern auch das Vorrecht eines Lebens im Dienst für den Herrn. Um diesen Weg des Dienstes einzuschlagen, müssen wir dem Herrn folgen. So folgt kurz auf die Anweisung des Herrn an Petrus, seine Schafe zu weiden, die Ermahnung: „Folge du mir nach“ (Joh 21,17.19). Dadurch erhalten wir einen weiteren Grund für den Tod des gegenwärtigen Lebens; denn dem Prinzip, Christus zu folgen, geschieht durch den Tod gegenüber der Sünde und der Welt. Ein solcher Weg wird prächtige Belohnung erwarten. Christus zu folgen, wird uns dorthin führen, wo Christus ging, um mit Christus in der Wohnung des ewigen Lebens zu sein. Es wird Widerstand und Verfolgung durch Menschen hervorrufen; es wird zweifellos Ehre vom Vater hervorrufen.

Verse 27.28

Joh 12,27.28: 27 Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. 28 Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum verherrlichen.

Der Herr hat uns ermahnt, den Weg zu nehmen, der Tod gegenüber dieser Welt bedeutet, der aber zum Leben und zur Ehre führt. Aber bevor der Gläubige diesen Weg einschlagen kann, musste Christus dem Tod als Gericht Gottes gegenüber der Sünde gegenübertreten. Indem sich der Herr den Ernst der Verlassenheit von Gott am Kreuz vergegenwärtigte, musste Er sagen: „Jetzt ist meine Seele bestürzt.“ Würde Er dann sagen: „Vater, rette mich aus dieser Stunde“? War es nicht genau aus diesem Grund – verlassen zu werden, damit sein Volk niemals verlassen sein müsste –, dass Er in diese Stunde gekommen war? Deshalb würde Er, koste es, was es wolle, sagen: „Vater, verherrliche deinen Namen!“

Sogleich kommt die Antwort des Vaters aus dem Himmel: „Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn auch wiederum verherrlichen.“ Der Vater hatte seinen Namen bereits bei der Auferweckung des Lazarus verherrlicht; nun würde Er ihn in der Auferweckung Christi zu einer Auferstehung jenseits der Macht des Todes verherrlichen. Die Antwort für die bestürzte Seele des Herrn im Blick auf den Tod unter dem Gericht ist Leben in seiner ganzen Fülle jenseits des Todes für Ihn selbst und sein Volk.

Verse 29.30

Joh 12,29.30: 29 Die Volksmenge nun, die dastand und zuhörte, sagte, es habe gedonnert; andere sagten: Ein Engel hat mit ihm geredet. 30 Jesus antwortete und sprach: Nicht um meinetwillen ist diese Stimme ergangen, sondern um euretwillen. 

Der Vater gab öffentlich Zeugnis, dass der Sohn der Eine war, durch den Er seinen Namen verherrlichte. Die Menschen, die Stimmen aus dem Himmel nicht gewohnt waren, stellten Vermutungen über dieses öffentliche Zeugnis an. Einige sagten, es sei Donner gewesen, andere vermuteten die Stimme eines Engels. Der Herr sagt ihnen geradeheraus, dass es um ihretwillen geschehen war: Er selbst bedurfte eines solch öffentlichen Zeugnisses nicht, da er immer in der Gemeinschaft mit dem Vater wandelte.

Verse 31-33

Joh 12,31-33: Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. 32 Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. 33 (Dies aber sagte er, andeutend, welchen Todes er sterben sollte.) 

Die Stimme war außerdem eine Warnung, dass der Tod und die Auferstehung Christi, die den Vater verherrlichen würde, Gericht über die Welt als solche bringen würde. Wenn die Stunde gekommen war, den Sohn und den Namen des Vaters zu verherrlichen, so war auch die Stunde des Gerichts dieser Welt gekommen und der Verwerfung ihres Fürsten. Die Welt, die Christus verworfen hat, ist verurteilt durch das Kreuz, während die Macht ihres Fürsten gebrochen wurde. Auf der anderen Seite ist das Kreuz die Offenbarung des Erlösers, der das Zentrum der Anziehung für alle Menschen. Auf der Erde war Er in Verbindung mit dem Volk Israel als dessen Messias, also konnte Er sagen: „Ich bin nur zu den Schafen des Hauses Israel gesandt“, aber „wenn [Er] von der Erde erhöht“ ist, ist die Wirksamkeit seiner Person und seines Werkes gleichermaßen offen für Juden und Heiden. Er gab „sich selbst … als Lösegeld für alle“. Wir werden auch nicht zurückgelassen, unsere eigenen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen im Hinblick auf das Kreuz, denn uns wird deutlich gesagt, dass der Herr dies sagte, „andeutend, welchen Todes er sterben sollte“. So bedeutete das Kreuz Leiden für den Herrn (Joh 12,27), Verherrlichung des Vaters (Joh 12,28), Gericht für die Welt (Joh 12,31), die Vernichtung der Macht des Teufels (Joh 12,31) und die Erlösung für alle (Joh 12,32).

Vers 34

Joh 12,34: Die Volksmenge nun antwortete ihm: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus bleibe in Ewigkeit, und wie sagst du, dass der Sohn des Menschen erhöht werden müsse? Wer ist dieser, der Sohn des Menschen? 

In den folgenden Versen sehen wir die Finsternis der Menschen im Gegensatz zum Licht der Person Christi, indem der Gegensatz zwischen Unglaube und der Wahrheit sichtbar wird. Die Menschen deuteten die Erhöhung völlig richtig in Bezug auf das Kreuz, aber in ihrem Unglauben verwendeten sie Schriftstellen, die von Christi ewigem Königtum handeln, um die Worte des Herrn zu widerlegen. Indem sie andere Schriftstellen übergingen, die von den Leiden des Christus sprechen, die zur Verherrlichung führen, fragen sie: „Wie sagst du, dass der Sohn des Menschen erhöht werden müsse? Wer ist dieser, der Sohn des Menschen?“

Verse 35.36

Joh 12,35.36: 35 Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht unter euch. Wandelt, während ihr das Licht habt, damit nicht Finsternis euch ergreife! Und wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. 36 Während ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichts werdet. Dieses redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.

Ihre Fragen ließen die Finsternis ihrer Seelen erkennen. Ohne direkte Antwort auf ihre Fragen, ging der Herr auf den Zustand der Seele ein, der der Anlass ihrer Fragen war. Er war das Licht der Welt; noch eine kleine Weile und das Licht würde weggenommen werden. Es wäre weise von ihnen, das Licht zu nutzen, damit sie nicht, wenn es zu spät wäre, von der Finsternis ergriffen würden. Das Licht war dort in der Person Christi, aber nur diejenigen, die an das Licht glaubten, besaßen die Einsicht, dass das Licht gibt, und waren als Kinder des Lichts deshalb durch das Licht gekennzeichnet. Derjenige, der das Licht Christi verwirft, wird in die Finsternis seines eigenen Verstandes fallen und seinen Weg verlassen, nicht wissend, wohin er geht. So erging es dem Volk der Juden, die Christus verwarfen; und so wird es dem abtrünnigen Christentum ergehen, das wiederum das Licht verwirft und seinen Weg in der Finsternis des Modernismus und der Untreue verliert. Erneut spricht der Herr in unseren Tagen von außen die geistlich Blinden in der Christenheit an, wenn Er sagt: „… die Augen zu salben, damit du sehen kannst“ (Off 3,18).

Nachdem Er diese ernsten Warnungen gesagt hatte, ging der Herr weg und verbarg sich vor denen, die jedes Zeugnis für seine Person verwarfen und alle Warnungen verschmähten.

Das Ergebnis des dreifachen Zeugnisses

Verse 37-41

Joh 12,37-41: 37 Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn, 38 damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt würde, das er sprach: „Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn offenbart worden?“ 39 Darum konnten sie nicht glauben, weil Jesaja wiederum gesagt hat: 40 „Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verhärtet, damit sie nicht sehen mit den Augen und verstehen mit dem Herzen und sich bekehren und ich sie heile.“ 41 Dies sprach Jesaja, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete. 

Die abschließenden Verse dieses Kapitels zeigen die bedenkliche Stellung des Volkes, das sich weigert, an Christus zu glauben, trotz der vielen Zeichen, die Er vor ihnen getan hatte.

  • Erstens hatten sie entsprechend dem Propheten Jesaja sowohl die „Verkündigung“ des Herrn als auch den „Arm des Herrn“ verworfen. In den wunderbaren Worten des Herrn hatten sie die Verkündigung gehört, in den vielen Zeichen hatten sie den Arm des Herrn gesehen. Sie hatten die Verkündigung vollkommen verworfen, dass sie von Gott kam, indem sie die Worte des Herrn dem Teufel zuschrieben (Joh 8,49.52). Sie hatten den Arm des Herrn verworfen, indem sie seine Werke der Macht des Teufels zuschrieben (Joh 10,20.21).

  • Zweitens kam die Zeit, nachdem sie nicht glauben wollten, wo „sie nicht glauben“ konnten. Sie wurden als Gericht verhärtet. Jesaja, der ihre bewusste Verwerfung prophezeite, weissagt auch das Gericht, das das Ergebnis ihrer Verwerfung Christi ist. Sie hatten ihre Herzen gegenüber seinen Worten verhärtet und ihre Ohren vor seinen mächtigen Werken verschlossen. Als Folge gab Gott sie der Blindheit und Verhärtung hin, die sie selbst gewählt hatten.

Diese Dinge hatte Jesaja geäußert, als er die Herrlichkeit des Herrn gesehen hatte. Wenn er sie außerhalb dieser Herrlichkeit gesehen hätte, hätte er ein wenig Hoffnung für diese Menschen haben können. In der Gegenwart der Herrlichkeit sah er ihren ernsten und hoffnungslosen Zustand.

Verse 42.43

Joh 12,42.43: 42 Dennoch aber glaubten auch von den Obersten viele an ihn; doch wegen der Pharisäer bekannten sie ihn nicht, um nicht aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden; 43 denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.

Es gab tatsächlich solche, die durch die überwältigenden Belege der Werke des Herrn überzeugt wurden, dass Er wirklich der Christus war. Offensichtlich war es die einzige Einsicht; ihre Herzen blieben unberührt und unverändert. Weil sie lieber Menschen vor sich hatten als Gott und in der religiösen Welt gut dazustehen wünschten, waren sie nicht bereit, dem Tadel Christi gegenüberzutreten; darum würden sie Ihn nicht anerkennen, damit sie nicht von den Menschen verworfen würden.

Verse 44-50

Joh 12,44-50: 44 Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; 45 und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. 46 Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe; 47 und wenn jemand meine Worte hört und nicht bewahrt , so richte ich ihn nicht, denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu erretten. 48 Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet: das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag. 49 Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll; 50 und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.

Die folgenden Verse legen noch ein letztes öffentliches Zeugnis für den Herrn ab: 

  • Zuerst werden uns von der zwangsläufigen Segnung berichtet, wenn man an Ihn selbst glaubt. Glaube an Ihn ermöglicht dem Gläubigen die völlige Offenbarung des Herzens Gottes. Den Sohn zu sehen, bedeutet, den Vater im Sohn offenbart zu sehen. Der Vater und der Sohn sind eins.

  • Zweitens wird uns gesagt, dass dieses „Licht“ – die Wahrheit bezüglich Gott – jedem gilt. Er ist als Licht in diese Welt gekommen, damit wer auch immer an Ihn glaubt, ob Jude oder Heide, nicht in der Finsternis oder Unkenntnis Gottes verloren gehe.

  • Drittens werden wir vor dem Gericht gewarnt, das denjenigen ereilt, der nicht hört und glaubt. Es ist wahr, dass der Herr nicht kam, um zu richten, sondern um die Welt zu retten. Dennoch werden seine Worte, wenn sie verworfen werden, als Zeugnis gegen den Verwerfenden am Jüngsten Tag auftreten, und umso mehr, als es die Worte waren, die der Vater ihm zu reden gegeben hat – Worte, die eigentlich zum Leben und Segen gegeben wurden, aber zu Worten der Verdammnis werden, wenn sie verworfen werden.

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Übersetzung: SM


Hinweis der Redaktion:

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