Eine vergessene Wahrheit
Was ist eigentlich der Kern, der Inhalt, das Ziel wahren christlichen Lebens?

Stephan Isenberg

© SoundWords, online seit: 06.12.2006, aktualisiert: 27.07.2023

Leitverse: Josua 3; 1. Korinther 10,11

1Kor 10,11: Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist.

Einleitung

Wenn du als Christ gefragt würdest: Was ist eigentlich der Kern, der Inhalt, das Ziel wahren christlichen Lebens? Was ist eigentlich das Besondere an deinem Christsein? Dann wirst du vermutlich sagen, dass du durch Christus Vergebung der Sünden erlangt hast und dass du befreit worden bist von der Macht der Sünde. Vielleicht sagst du auch, dass der Kern des christlichen Lebens deine Hoffnung ist, einmal „bei Jesus“ zu sein. Und wenn du gerade zum Glauben gekommen bist, dann ist diese Sprache völlig normal. Aber wenn du schon seit Jahren Christ bist und den Herrn Jesus schon etwas besser kennengelernt hast, dann solltest du mehr sagen können, als dass dir deine Sünden vergeben sind und dass der Himmel jetzt auf dich wartet.

Die Bildersprache der Bibel

Da sich dieser Artikel an christusgläubige Menschen wendet, gehe ich davon aus, dass dir die Geschichten mit dem Passah, dem Roten Meer und dem Durchzug durch den Jordan bekannt sind. Die Bibel fordert uns auf, diese Geschichten zu kennen, damit wir sie dann auf unser christliches Leben anwenden. So heißt es zum Beispiel in 1. Korinther 10,11: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist.“

Die Wege Gottes mit Israel können uns also ein treffendes Vorbild für unser christliches Leben sein. Israel wurde erlöst durch das Passahlamm. Daraufhin zogen sie in die Wüste und wurden von den Truppen des Pharao verfolgt, bis die Israeliten die völlige Befreiung erlebten, indem die Macht der Feinde im Roten Meer ein jähes Ende gefunden hatte. Die Anwendung auf uns Christen fällt uns nicht schwer, denn es heißt in 1. Korinther 5,7: „Auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet.“ Und der Römerbrief sagt uns, dass wir „freigemacht sind von der Sünde“ (Röm 6,18). So wie die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens befreit wurden, so wurden wir Christen aus der Knechtschaft der Sünde befreit. So weit, so gut. Hört nun aber die Geschichte des Volkes Gottes auf? Nein! Es folgte die vierzigjährige Wüstenwanderung, der Durchzug durch den Jordan und die Inbesitznahme des Landes Kanaans.

Für uns bedeutet dies, dass die Geschichte unseres neuen Lebens nicht aufhörte, als wir errettet wurden. Wenn auch unser „alter Mensch“ mit Christus gestorben ist, so leben wir doch „in Neuheit des Lebens“. Und so wie das Leben der Israeliten eine Geschichte hatte nach der Erfahrung und Befreiung am Roten Meer, so ist es auch mit unserem christlichen Leben. Als wir zum lebendigen Glauben an Christus gekommen sind, da wurde die Welt für uns auf einmal so etwas wie eine Wüste. Viele Dinge, die wir vorher wertgeschätzt hatten, verloren auf einmal an Bedeutung und an Wert.

Es ist nicht immer ganz einfach, diese Feststellung zu machen, und noch weniger schön ist es, wenn man merkt, dass einem die umgebende Welt doch noch ganz schön viel bedeutet, eben weil wir doch verstandesmäßig gelernt haben, welchen Stellenwert die Welt für einen Christen im Normalfall einnehmen sollte. Wenn es um den Christen gut steht, dann fängt er nicht an, sich an die „guten alten Zeiten“ in der Welt zurückzubesinnen. Ja, wenn es gut steht, sieht der Christ, wie der wahre Mose, Christus, uns vorangeht und für alles sorgt, was wir zum Leben in der Welt benötigen. 

Wir freuen uns dann über die Fürsorge des Herrn, der zur rechten Zeit Speise und Führung gibt, eben genauso, wie die Israeliten sowohl aus dem Felsen getränkt, mit dem himmlischen Brot versorgt und durch die Wolken- und Feuersäule geführt wurden. Sie durften das Wunder erleben, dass weder ihre Kleidung abgenutzt noch ihre Füße geschwollen waren. Welch eine Treue Gottes durften die frommen Israeliten erleben, und welch ein Mittler stand ihnen zur Seite, wenn Mose sogar einmal bereit war, sich aus dem Buch des Lebens auslöschen zu lassen, damit er seine Brüder dadurch retten und Gott beschwichtigen könnte. Jeder, der schon ein paar Jahre Christ ist, wird bestätigen können, dass Gott sich immer als der Treue erwiesen hat. Und es ist etwas Großes, wenn wir Gott und den Herrn Jesus in unseren irdischen Umständen kennenlernen. Hört denn hier nun das Leben des Volkes Gottes auf? War das das Ziel, dass Gott Menschen in die Wüste führte? Wollte Er ihnen nicht mehr geben?

Ich hoffe, dass die meisten Leser bis hierher keine Mühe hatten, zu folgen, und dass dies die Erfahrung der meisten Christen wohl sein dürfte. Jetzt nähern wir uns langsam dem Land Kanaan, und je näher wir diesem Land kommen, desto mehr werden wir feststellen, dass manche auf der Strecke bleiben; manche können einfach nicht mehr oder es ist ihnen einfach genug, zu wissen, dass sie erlöst sind und Vergebung der Sünden haben und dass der Himmel auf sie wartet. „Hauptsache gerettet“ ist die Devise vieler Gläubiger. „Schade!“, kann ich da nur sagen; denn wenn du jetzt „schlappmachst“, wirst du das Schönste verpassen.

Bis auf Josua und Kaleb durfte die alte Generation nicht mit in das verheißene Land. Der erste Korintherbrief sagt dazu: „An den meisten derselben aber hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie sind in der Wüste hingestreckt worden.“ – Möge das von keinem der Leser wahr sein!

Die vergessene Wahrheit

Wenn deine christlichen Erfahrungen nicht darüber hinausgehen, dass du errettet bist und Christus in deinen Umständen hier in der Welt kennengelernt hast, dann ist dir der Kern, der wahre Inhalt christlichen Lebens bis heute verborgen geblieben (Vergebung der Sünden hatten die AT-Gläubigen auch!). Um gerettet zu werden, war es nötig, dass ein Passahlamm geschlachtet wurde, und das Rote Meer ist ein Bild von dem Tod und der Auferstehung Christi. Und es stimmt: Ohne den Tod des Herrn, ohne sein leidvolles Sterben am Kreuz war keine Befreiung, keine Erlösung und keine Errettung möglich.

Aber du bist nicht einfach gerettet worden, um dich deiner Errettung zu erfreuen, du solltest nicht nur Christus als Erretter und Erlöser kennenlernen und du solltest auch nicht nur einfach für ewig für den Himmel sichergestellt werden, sondern du solltest auch das Leben im Überfluss kennenlernen, wovon Johannes in Kapitel 10 seines Evangeliums spricht. Und dieses Leben im Überfluss, dieses „ewige Leben“, das finden wir in Christus allein. Davon spricht im Vorbild der Durchzug durch den Jordan und die Inbesitznahme des Landes Kanaans – dort sind für uns geistlicherweise die Segnungen des „ewigen Lebens“ zu finden. Aus dem ersten Johannesbrief wissen wir, dass Christus selbst dieses „ewige Leben“ ist (1Joh 5,20).

Auch der Jordan ist wie das Rote Meer ein Bild des Todes Christi. Der Tod des Herrn Jesus war also nicht nur nötig, damit wir gerettet werden konnten, sondern der Tod Christi ist auch nötig, damit wir das Land in Besitz nehmen können. Und weil die Inbesitznahme des Landes Kanaan mit Kampf verbunden ist, wird schnell klarwerden, dass das Land Kanaan nichts mit dem Himmel in der Weise zu tun hat, dass wir einmal in ferner Zukunft in den Himmel kommen. Denn wenn wir zu Christus in den Himmel gehen, dann ist jeder Kampf beendet, dann ruhen wir bei Ihm aus.

Waren die Israeliten noch am Roten Meer auf der Flucht vor den Feinden, so waren sie nun auf den Weg zu den Feinden. Jetzt als Gerettete können wir kämpfen, und zwar den geistlichen Kampf mit der Waffenrüstung Gottes, den wir in Epheser 6 finden: „Unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ Das ist es! Zuerst erlebten die Israeliten die Befreiung und auf der anderen Seite des Jordan die Beschneidung des Fleisches in Gilgal – wie Johannes es sagt: „Das Fleisch nützt nichts“ –, danach konnte der geistliche Kampf beginnen, so wie der Kampf für die Israeliten begann, als sie das Land Kanaan in Besitz nahmen.

Was bedeutet die Inbesitznahme heute?

Aber was nimmt der Christ denn nun in Besitz? Oder kannst du davon erzählen, wie du bereits damit begonnen hast, dieses Land in Besitz zu nehmen? – Von welchen Erfahrungen kannst du berichten?

Sprach der Römerbrief noch von der Befreiung aus der Knechtschaft der Sünde und im Bild der Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens und sprach die Beschneidung in Gilgal noch von dem, was wir im Kolosserbrief finden – „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind“, und: „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist“ –, so spricht das Land Kanaan von den himmlischen Örtern, die wir im Epheserbrief finden. Zum Beispiel in Epheser 1,3 heißt es: „Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“, oder in Epheser 2,6: „Gott … hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.“ Die himmlischen Örter sind der Bereich, wo Christus heute zur Rechten Gottes sitzt, denn es heißt in Epheser 1,20: „Er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern.

Als die Israeliten in der Wüste waren, wussten sie, dass es nicht ihre wirkliche Bestimmung war, in diesem öden Land zu wohnen; ihre Hoffnung ging aus zu dem Land, das von Milch und Honig fließt. Dies war für sie das verheißene Land Kanaan. So ist es auch nicht die Bestimmung für einen Christen, sich in den Umständen dieser Welt zu arrangieren und allein dort auf Christus zu harren und seine Treue zu erleben, sondern unsere Bestimmung ist, das Land einzunehmen, das uns Christus durch seinen Tod erworben hat. 

Die Rubeniter und Gaditer nahmen das Land Kanaan nie in Besitz. Sie waren zwar durch das Rote Meer gezogen und, im Bild gesprochen, befreit worden, doch sie erachteten es nicht für nötig, das Land der Verheißung auch praktisch in Besitz zu nehmen. Ihnen gehörte dieses verheißene Land zwar „auf dem Papier“, aber sie eigneten es sich nicht praktisch an. 

So besteht auch heute die Gefahr, dass viele Christen zwar durch das Blut des Herrn Jesus aus der Knechtschaft der Sünde befreit sind, es aber bis heute nicht für nötig erachten, auch das Land der Verheißung in Besitz zu nehmen. Diese Gefahr ist sehr relevant, weil diese Welt für uns heute so wenig wie eine Wüste aussieht und es den meisten überdurchschnittlich gut geht. Den meisten geht es in unserem Land sehr gut, und man könnte, wie einst die Rubeniter und Gaditer, denken: „Ach, was soll’s, die Weideplätze sind auch jenseits des Jordan gut, und wir haben genug zu essen für unsere Familien, und für unser Vieh ist genug Platz vorhanden.“ Man kann sehr schnell ganz zufrieden sein mit dem, was man sich hier erworben und durch harte Arbeit erwirtschaftet hat.

Das Leben in Überfluss

Bitte sei nicht mit solch einem einseitigen und ärmlichen Christenleben zufrieden. Christus hat so viel mehr zu geben, als dir die Vergebung zu schenken. Wie groß die Vergebung an sich auch ist, aber das ist nicht das Leben im Überfluss, von dem der Herr Jesus sprach. Es ist ja ein Leben im Überfluss und nicht einfach Vergebung im Überfluss. Aber Er sprach nicht nur davon, was Er bereit war, dir im Überfluss zu geben, sondern auch davon, was du aus deinem Überfluss anderen geben könntest. Denn Er sprach davon, dass aus deinem Leib Ströme lebendigen Wassers fließen sollten. Für diese „Ströme lebendigen Wassers“ und dem „Leben im Überfluss“ musst du aber das Land – die himmlischen Örter – in Besitz nehmen. Es reicht nicht, dass dir das „auf dem Papier“ bereits gehört. Wenn du ein Erbe in Schottland bekommen hast, dann bringt dir dieses Erbe so lange nichts, wie du dich nicht aufmachst, dort hinfährst und dir dein Erbe genau ansiehst. Machst du dich jedoch auf, könnte es sein, dass du etwas kennenlernst, was dir bisher nicht bekannt war und von dem du nicht im Traum gewagt hättest, daran zu denken. Dann besteht die Möglichkeit, dass du davon so sehr begeistert bist, dass du selbst ein Gefäß wirst, aus dem „Ströme lebendigen Wassers“ fließen. Hast du diese Erfahrung schon gemacht? Dann mach dich auf, nimm das Land in Besitz!

War Mose noch ein Bild von Christus, wie Jesus hier auf der Erde war und sichtbar vor seinen Leuten herging, so ist Josua ein Bild des Geistes Christi. Der Jordan war ein Bild des Todes des Herrn Jesus, aber Er ist nicht in diesem Tod geblieben, sondern Er ist als erster Mensch auferstanden und sitzt nun als Mensch verherrlicht zur Rechten Gottes im Himmel. Einst führte Mose das Volk Israel, nun wurde die Leitung Josua übergeben, von dem 4. Mose 27,18 sagt: „Der HERR sprach zu Mose: Nimm dir Josua, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hand auf ihn.“ Im Land Kanaan wurde nicht nur die Führung des Volkes von einer neuen Person übernommen, sondern auch die Speise im Land wurde verändert. Von dem täglichen Manna in der Wüste lesen wir im Buch Josua nichts mehr. Dort finden wir vielmehr die Früchte des Landes und die gerösteten Körner. So nähren auch wir uns von allen „geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern“.

Wir essen zur gleichen Zeit vom Manna und den Früchten des Landes

An dieser Stelle möchte ich einfügen, dass wir das, was die Israeliten nacheinander erlebten, gleichzeitig erleben. Wir sind versetzt in die himmlischen Örter und doch stehen unsere Füße zur gleichen Zeit noch in dieser Welt. Johannes drückt es so aus: „Nicht von der Welt, aber in der Welt.“ Praktisch bedeutet das, dass wir uns mit dem Herzen in den himmlischen Örtern befinden können und mit dem Körper durch diese irdischen Umstände zu gehen haben. Und so kommt es auch, dass wir Christus zum einen als das Brot vom Himmel (Manna) als Nahrung benötigen und zur selben Zeit auch von den Früchten des Landes und den gerösteten Körnern des Landes Kanaans genießen dürfen. 

Wenn Christus – unser Manna aus dem Himmel – vor unseren Blicken steht, dann beschäftigen wir uns hauptsächlich mit dem, wie Er hier auf der Erde uns ein Beispiel hinterlassen hat. Und wenn wir uns mit dem Herrn Jesus beschäftigen, wie Er jetzt als verherrlichter Mensch im Himmel ist, dann essen wir sozusagen von Früchten des Landes und den gerösteten Körnern. Durch den Geist Jesu werden wir in die himmlische Sphäre gebracht. Wenn wir zur Anbetung zusammenkommen oder allein in unserem „Kämmerlein“ beten, dann sollte dieser im Himmel großgemachte Mensch vor unseren Blicken stehen, so wie es in Josua 3 heißt, dass Josua an jenem Tage großgemacht wurde. Alle Segnungen, die uns zum Beispiel im Epheserbrief vorgestellt werden, haben wir „in Christus“. 

Das Land in Besitz zu nehmen, ist für uns ebenso mit Kampf verbunden wie seinerzeit für das irdische Volk Gottes. Wir kämpfen zwar nicht gegen Fleisch und Blut wie die Israeliten damals, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit (Eph 6), aber Kampf ist es allemal. Da hast du dir gerade ein paar Euro zusammengespart und dann denkst du: Warum sollte ich das Geld für Vortragskassetten, Bibelkommentare oder dergleichen ausgeben? Du liest schon seit einigen Minuten diesen Artikel und denkst: Ich könnte auch gut und gern etwas anderes machen, oder du sagst: Jetzt habe ich gerade mal Zeit, warum sollte ich gerade jetzt mir Zeit für eine Stille Zeit nehmen, in die Gemeinde oder in einen Hauskreis gehen, darf ich nicht auch mal die Beine hochlegen? (Was man übrigens auch mal darf ;-).) Warum sollte ich meine Terminplanung verändern, „nur“ um Christus noch ein bisschen mehr kennenzulernen, schließlich bin ich ja gerettet und mir kann nichts mehr passieren? 

Der Teufel wird dir vielleicht nicht mehr dein Erbe streitig machen können, aber er kann dich um deinen Lohn bringen, und er kann dir einreden, dass die weltlichen und irdischen Dinge doch gar nicht so schlecht sind. Aber was wird von all dem bleiben, wenn heute der Herr Jesus wiederkommt? Wenn wir bedenken, was der Herr Jesus uns durch seinen Tod erworben hat, dass Er uns die Tür zu seinem Thronsaal geöffnet hat, wo Er sein Erbe mit uns teilen möchte, wo wir sehen, dass Er uns in die Gemeinschaft mit sich und seinem Vater einführen wollte, wenn Er uns durch seinen Tod die Versicherung geben wollte, dass der Vater uns so sehr liebt, wie Er seinen Sohn geliebt hat – wollen wir dann nicht immer wieder den Kampf von vorne beginnen, auch wenn wir schon so manche Niederlage einstecken mussten? Wenn wir die Israeliten im Land Kanaan weiter verfolgen würden, sähen wir, dass es dort nicht nur Siege gab, sondern auch bittere Niederlagen. Doch sie machten sich immer wieder neu auf.

Was sind die geistlichen Segnungen?

Ich muss vielleicht noch ein Wort dazu sagen, was unsere geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern eigentlich sind. Zum einen finden wir natürlich einige dieser Segnungen in Epheser 1. Vielleicht kann man sagen, dass es vor allen Dingen Segnungen („Früchte des Landes“) sind, die mit dem auferstandenen und im Himmel großgemachten Menschen Jesus Christus in Verbindung stehen. Die Versiegelung mit dem Heiligen Geist, wie wir in Epheser 1 lesen, gehört sicher auch dazu, denn es war ja der auferstandene Herr, der den Heiligen Geist vom Himmel auf die Erde gesandt hat. Doch ist es nicht allein die Tatsache an sich, sondern auch die Auswirkungen dieser Tatsache. Wie macht es sich bemerkbar, dass der Heilige Geist als bleibende Person in mir lebt, dass ich sogar der Tempel des Heiligen Geistes sein kann? Wir merken, dass jede Segnung auch ganz praktische Fragen nach sich zieht. 

Oder denken wir an die Bildung der Gemeinde. Nachdem der Herr Jesus in den Himmel aufgefahren ist, sendet Er die Verheißung des Vaters zu Pfingsten auf die Erde, und wir lesen in 1. Korinther 12,13: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ Die Gemeinde oder Versammlung Gottes ist besonders mit dem verherrlichten Herrn im Himmel verbunden, denn der Herr Jesus ist das Haupt des Leibes der Versammlung, wobei das Haupt im Himmel ist und der Leib auf der Erde. Wenn wir uns über diesen geistlichen Bereich über die Position und das Wesen der Versammlung oder Gemeinde Gottes Gedanken machen in Beziehung zu dem im Himmel großgemachten Herrn, dann wird diese Inbesitznahme wiederum ganz praktische Auswirkungen haben in Bezug auf diese Gemeinde: Ich werde die Gemeinde und auch die Glaubensgeschwister mit anderen Augen sehen. Wir merken, dass die Inbesitznahme des Landes vielleicht mehr geistlichen Charakters ist, die aber nicht ohne praktische Auswirkung bleiben kann, wenn wir es recht ausgewogen betrachten.

Ziel wahren geistlichen Lebens

Der Artikel sollte uns neu vor Augen stellen, was für ein gewaltiges Land vor uns liegt, das nur darauf wartet, in Besitz genommen zu werden. Er sollte mich selbst herausfordern, mich selbst anfeuern, nicht müde zu werden, sondern weiterzukämpfen, und er sollte dasselbe mit dir tun. Andeutungsweise haben wir nun (hoffentlich) einen kleinen Eindruck von dem Land (den „himmlischen Örtern“) bekommen. Nimm es in Besitz, unterhalte dich mit anderen Christen über diese Dinge, besuche die Gemeinde, Hauskreise und wo immer du etwas von diesem Land in Besitz nehmen kannst, und lebe in diesem geistlichen Land Kanaan mit beiden Beinen auf dem Boden stehend. Teile deine Erfahrung mit anderen. Es geht hierbei nicht darum, einfach Wissen anzuhäufen, sondern darum, dass du alles, was du dir zu eigen machst, auf den im Himmel großgemachten Herrn anwendest und zu Ihm in Beziehung bringst. Suche immer und immer wieder Christus, wenn du dich mit der Bibel beschäftigst – sonst bleibt dein Bibelstudium und deine Inbesitznahme eine kalte und theologische Sache. Wenn du hingegen immer wieder Christus suchst, dann wird sich dein Leben verändern; du wirst merken, wie du dich, ohne es selbst zu merken, langsam, aber sicher mehr und mehr in das Bild Christi verwandelst. Das ist das wahre Ziel geistlichen Lebens: dass wir in das Bild des gestorbenen und auferstandenen und im Himmel großgemachten Jesus verwandelt werden; dazu hat Gott uns zuvorbestimmt:

„Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29).

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