Die letzten Worte Davids
2. Samuel 23

Charles Henry Mackintosh

© CSV, online seit: 27.12.2005, aktualisiert: 07.04.2021

Leitverse: 2. Samuel 23

Nachdem David die völlige Unzulänglichkeit aller menschlichen und irdischen Hilfsquellen erfahren hat, bleibt nur Gott allein als seine unfehlbare Hilfe und Zuflucht übrig, wie wir dies bei allen wahren Knechten Gottes finden. Während seines ganzen langen Lebens hatte er an der Wahrheit zu lernen, dass die göttliche Gnade allein seine Bedürfnisse befriedigte; und am Ende seiner irdischen Laufbahn gibt er dieser köstlichen Erfahrung in seinen „letzten Worten“ Ausdruck: Die göttliche Gnade ist reich für alle und alles.

2Sam 23,1-3: Es spricht David, der Sohn Isais, und es spricht der hochgestellte Mann, der Gesalbte des Gottes Jakobs und der Liebliche in Gesängen Israels: Der Geist des HERRN hat durch mich geredet, und sein Wort war auf meiner Zunge. Es hat gesprochen der Gott Israels, der Fels Israels zu mir geredet: Ein Herrscher unter den Menschen, gerecht, ein Herrscher in Gottesfurcht.

Das ist der Maßstab, den Gott an einen Herrscher legt. Aber wo würden wir unter den menschlichen Herrschern einen finden, der diesem Maßstab entspräche oder entsprochen hätte? Wir mögen die alte und neue Geschichte durchforschen und die hervorragendsten Könige und Fürsten an unserem Geist vorbeiziehen lassen, aber nicht einen Einzigen werden wir finden, der wirklich den beiden großen Charakterzügen entspräche, die nach unserem Vers einen Herrscher kennzeichnen sollten. Er muss gerecht sein und in Gottesfurcht herrschen. Aber wo gibt es einen solchen, selbst unter den Besten der Menschen?

Wer ist denn dieser Gerechte, dieser Herrscher in Gottesfurcht, von dem David hier redet? Es ist der wahre David, unser Herr Jesus Christus! Er, von dem es heißt: „Ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches. Gerechtigkeit hast du geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst“ (Ps 45,6.7); und an einer anderen Stelle: „Er wird Recht schaffen den Elenden des Volkes; er wird retten die Kinder des Armen, und den Bedrücker wird er zertreten“ (Ps 72,4). „Er wird sein wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken: Von ihrem Glanze nach dem Regen sprosst das Grün aus der Erde“ (2Sam 23,4).

In allen diesen Stellen wird prophetisch gesprochen von dem Kommen des Sohnes des Menschen und von der Herrlichkeit seines Reiches auf Erden. Mit inniger Freude wendet sich unser Herz von dem finsteren und mit Sünde erfüllten Schauplatz, wo wir uns noch befinden, zu jenem „Morgen ohne Wolken“, der einmal auf dieser Erde anbrechen wird als ein Ergebnis des Sühnungswerkes von Golgatha.

Überall begegnen unseren Blicken jetzt noch Wolken und Finsternis. Eine seufzende Kreatur, eine Gemeinde im Verfall, verderbte Grundsätze, leere Bekenntnisse, Unglaube, Krankheit und Tod – alles dient dazu, unseren Gesichtskreis zu verdunkeln und unseren Blick zu trüben. Wie sehnt sich da das Herz nach der Aussicht auf einen Morgen ohne Wolken! Wohl mochte David diesen Morgen mit „einem Glanz nach dem Regen“ vergleichen. Die Kinder Gottes haben immer gefühlt, dass diese Welt eine Stätte der Wolken, ein Tal der Tränen ist. Aber der Morgen des Tausendjährigen Reiches wird diesem allen ein Ende machen: Die Sonne dieses Morgens wird bei ihrem Aufgang alle Wolken zerstreuen und Gott selbst wird alle Tränen von den Augen der Gläubigen, die in dieses Reich eingehen, abwischen. Gott sei Dank für diese Gnade und Liebe!

Wir haben schon bemerkt, dass kein menschlicher Herrscher jemals dem göttlichen Maßstab entsprochen hat, den David hier in seinen letzten Worten aufstellt. David selbst fühlte das. Darum hören wir ihn auch weiter sagen: „… obwohl mein Haus nicht also ist bei Gott.“ Weder als Mensch noch als König war er, was er hätte sein sollen. Aber gerade deswegen war die Gnade seinem Herzen so köstlich. Wenn er in den Spiegel des vollkommenen Gesetzes Gottes schaute, so sah er nur seine Unvollkommenheit und Mangelhaftigkeit. Aber dann wandte er sich von diesem beschämenden Bild zu dem „ewigen Bund“ Gottes, „geordnet in allem und verwahrt“, und darin ruhte er mit Glaubenseinfalt, ohne jeglichen Zweifel. Obwohl Davids Haus nicht in allem geordnet war, so war es doch der Bund Gottes, und David konnte sagen: „Dies ist all meine Rettung und all mein Begehr.“

Er hatte gelernt, von sich und seinem Haus wegzublicken und sein Auge auf Gott und seinen ewigen Bund zu richten. Und wir dürfen hinzufügen: So wirklich und tief, wie er seinen Mangel als Mensch und König erkannte, so wirklich und tief war sein Bewusstsein von dem, was die Gnade an ihm und für ihn getan hatte. Die Erkenntnis dessen, was Gott war, hatte ihn gedemütigt, aber auch erhoben. Es war seine Freude, als er sein Ende herannahen fühlte, in dem Bund seines Gottes zu ruhen, in dem sein Heil gesichert war.

Wie gesegnet ist es auch für uns zu wissen, dass wir alles in Gott finden und besitzen, nicht nur Ihn als Den zu kennen, der unseren ganzen Mangel und die Unzulänglichkeit alles Irdischen ausfüllt, sondern als Den, der in unseren Augen alles weit übertrifft. Gott muss stets den ersten Platz haben. Er muss über allem stehen, nicht nur im Blick auf die Vergebung unserer Sünden, sondern auch hinsichtlich aller unserer Bedürfnisse. „Ich bin Gott, und keiner sonst.“ – „Wendet euch zu mir!“

Es gibt viele Gläubige, die Gott wohl vertrauen können im Blick auf ihre ewige Errettung, die aber in den kleinen Einzelheiten des täglichen Lebens kein Vertrauen zu Ihm zu haben scheinen. Und doch wird Gott gerade darin so sehr verherrlicht, dass wir Ihn zum Vertrauten aller unserer Sorgen und zum Träger aller unserer Lasten machen. Nichts ist so klein und geringfügig, dass wir es nicht vor Ihn bringen könnten; aber auch nichts so klein, dass es nicht unsere Kraft und Fähigkeit übersteigen könnte. Hätten wir nur ein tieferes Bewusstsein von unserer Unfähigkeit, so würden wir reichere und gesegnetere Erfahrungen von der Macht und liebevollen Fürsorge unseres Gottes und Vaters machen.


Originaltitel: „Die letzten Worte Davids“
aus Ermunterung und Ermahnung, Jg. 45, 1991, S. 308–312

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