Was bedeutet das „Brotbrechen“ eigentlich?
... und wie hat es zu geschehen?

Hendrik Leendert Heijkoop

© EPV, online seit: 21.12.2005, aktualisiert: 17.11.2022

Leitvers: 1. Korinther 10,16

1Kor 10,16: Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?

Frage

Was verstehen wir unter „Brotbrechen“? Das Brechen des Brotes durch den Bruder, der die Danksagung spricht, oder indem alle an dem gebrochenen Brote teilnehmen oder beides, d.i. die ganze Handlung?

Antwort

Nun, das Brotbrechen, von dem Gottes Wort spricht, ist dies, dass jeder von uns für sich etwas von dem Brot bricht. Dass ein Bruder das Brot bricht, hat eigentlich mit der Zusammenkunft gar nichts zu tun. Die Jünger empfingen das Brot gebrochen aus der Hand des Herrn. Wie wir wissen, stellt das gebrochene Brot den gestorbenen Herrn dar, und wir nehmen so teil an dem gestorbenen Herrn.

Aber 1. Korinther 10 sagt uns auch, dass das Brot ein Bild von dem geistlichen Leib Christi, der Versammlung, ist und dass wir, indem wir von diesem Brot essen, teilnehmen an demselben Brote, der Tatsache Ausdruck geben, dass wir alle mit Ihm verbunden und also Glieder des Leibes Christi sind. Um das ganz klar zum Ausdruck zu bringen, darf das Brot nicht vor der Zusammenkunft gebrochen sein. Darum haben wir es ganz auf dem Tisch stehen. Wenn 1. Korinther 10 uns nicht klarmachte, dass das Brot auch ein Bild von dem geistlichen Leibe des Herrn, der Versammlung, ist, könnte es vor Beginn der Versammlung gebrochen werden. Das Brechen des Brotes in zwei oder mehr Teile ist wirklich ein Bild von dem Sterben des Herrn, davon, dass Er am Kreuz in den Tod gegeben wurde. Ja, Er gab sich selbst. Wir können das nicht tun. Wir nehmen nur ein Stückchen von dem Brote, um damit anzuzeigen, dass wir teilhaben an dem gestorbenen Christus.

Normalerweise bricht der Bruder das Brot, der für Brot und Kelch dankt. Prinzipiell könnte das ein anderer ebenso gut tun, und eigentlich ist es ganz von dem Dienst getrennt. Aber es muss meines Erachtens gebrochen sein, bevor wir dafür danken und davon essen können. Wir danken für das gebrochene Brot und empfangen es aus der Hand des Herrn. Wir danken für das gebrochene Brot, und ich halte das auch für richtig. Viele Brüder aber sagen: Der Herr hat zuerst gedankt und dann das Brot gebrochen; darum machen wir es auch so. Wenn ich auch glaube, dass das nicht richtig ist, so dürfen wir doch nicht vergessen, dass das eine Äußerlichkeit ist, die wir dem Gewissen jedes Einzelnen überlassen müssen. Wenn also ein Bruder denkt, er müsse zuerst danken und dann brechen, können wir das nicht verurteilen; er ist darin dem Herrn verantwortlich. Wir müssen uns in allem, auch was die Form betrifft, nach Gottes Wort richten. Aber wir müssen uns darüber ganz klar sein, dass die Form nicht das Wichtigste ist, sondern die Gesinnung unserer Herzen, dass, wenn wir Brot brechen, es nicht das Entscheidende ist, ob ich nun das Brot vor dem Danken breche oder danke vor dem Brotbrechen – wenn es nicht aus Gleichgültigkeit geschieht. Wichtig ist: Wie steht mein Herz in diesem Augenblick? Ist es mit dem Herrn und mit seinem Leiden und Sterben beschäftigt, mit dem gestorbenen Herrn?

Anbetung, wir können auch sagen unser Dienst, sollte geistlich sein, aber er bedarf doch der stofflichen Formen. Wir brechen das Brot und essen davon. Die Hauptsache dabei aber ist: Was geht in meinem Herzen vor, wenn ich das Brot breche? Esse ich es mit demselben Empfinden, wie wenn ich zu Hause eine Scheibe Brot esse, oder in dem Bewusstsein: Dies spricht von dem Leib des Herrn, der auch für mich gegeben ist, von Ihm, der sich selbst hingab? Bin ich dessen eingedenk, dass ich teilhabe an dem gestorbenen Herrn und seinen Tod verkünde? Ich bekenne hier in der Welt, dass dieser gestorbene, verachtete, verworfene Herr meine einzige Hoffnung ist, die Freude meines Herzens, und dass Er für mich verworfen und gekreuzigt wurde. Das sollten wir nie vergessen.

Wichtig ist der Geist, in dem wir alles tun, die Gesinnung des Herzens. Ich bin überzeugt, dass es für Gott viel kostbarer ist, ein Herz zu sehen, das aus Unwissenheit etwas auf eine unrichtige Weise tut, aber mit Liebe zu Ihm erfüllt ist, als wenn jemand mit kaltem Herzen den Dienst auf eine vollkommene Weise verrichtet. Gott sieht an, was in dem Herzen ist. Formen sind wichtig, aber sie sind bei weitem nicht das Wichtigste. Wir müssen auch dem Heiligen Geist Freiheit lassen, zu führen und zu wirken, wie Er will. Wir können nicht alles bestimmen; der Heilige Geist muss es tun.


Aus Hilfe und Nahrung, 1970, S. 39ff.

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