Krankheit und Heilung
Jakobus 5,14-16

Jacob Gerrit Fijnvandraat

© SoundWords, online seit: 28.02.2004, aktualisiert: 29.10.2022

Leitvers: Jakobus 5,14

Jak 5,14: Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Versammlung zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.

Frühere Untersuchung beiseitegesetzt

Ungefähr vor dreißig Jahren habe ich eine Broschüre geschrieben mit dem Titel Die sogenannte Gebetsheilung, geprüft an der Schrift, in der ich eine Anzahl von Behauptungen prüfte, die seinerzeit von Osborn und anderen verbreitet wurden, und die nach meiner Auffassung nicht dem entsprachen, was die Schrift sagt.

Selbstverständlich war diese Schrift ziemlich einseitig, weil ich mich vornehmlich auf die Bekämpfung einer nach meiner Ansicht verkehrten Meinung richtete. Gegenwärtig wird wieder neu, aber jetzt in weiterem Zusammenhang, über Krankheit und Heilung gesprochen und geschrieben. In verschiedenen Broschüren und Blättern wird das ziemlich ausgewogen getan, doch erscheint auch Lektüre, in der wir den gleichen verkehrten Argumenten begegnen, die in der Zeit von Osborn vorgebracht wurden. Wenn ich mich jetzt daran setze, das Thema „Krankheit und Heilung“ wieder unter die Lupe zu nehmen, kann ich dann auch zum Teil aus dem schöpfen, was ich früher geschrieben habe. Daneben wird jedoch das Thema auf eine neue Weise beleuchtet, die mich – ehrlich gesagt – nötigt, meine Auffassung an einigen Stellen beiseitezusetzen, und die mich zwingt, mich nuancierter auszudrücken.

Unzureichende Unterscheidung gemacht

Diesen Artikel will ich damit beginnen, auf eine sehr wichtige Sache hinzuweisen, die zur Verwirrung in der Diskussion führt, und zwar dass viele in ihrem Reden und Schreiben die Gebetsheilung behandeln, aber dabei längst nicht eine ausreichende Unterscheidung machen zwischen:

  1. Heilung aufgrund von Gebet und Heilung aufgrund des Ausübens der Gabe der Heilung.

Ein Beispiel dafür fand ich in der Dezember-Nr. des Jahres 2002 der [holländischen, Anm. d. Üb.] Zeitschrift Koers, die zu einem großen Teil in dem Thema „Krankheit und Heilung“ gewidmet ist. Auf Seite 24 steht dort: „Ein Gebet um Heilung sollte, genau wie andere Gaben des Geistes, einen Platz innerhalb der reformatorischen Kirchen erhalten können, denkt Westerkamp.“ Es kann „ein Ausrutscher der Schreibfeder“ sein, aber so wie es dort steht, würde nach Pfarrer Dick Westerkamp das Gebet um Heilung zu den Gaben gehören, die Gott schenkt. Wie gesagt kann dies zu Verwirrung führen, und das tut es auch.

Gerne will ich versuchen, den Unterschied zwischen diesen beiden Aspekten aus der Bibel zu beleuchten, um hier die notwendige Ordnung hineinzubringen.

Heilung aufgrund von Gebet

Dieser Aspekt wird in Jakobus 5,14-16 deutlich erläutert. Es geht in diesem Text um einen Kranken, der die Ältesten der Gemeinde zu sich bitten soll. Diese Ältesten sollen dann ein Gebet über ihm aussprechen und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. Dieses gläubige Gebet wird den Kranken gesund machen.

Natürlich ist es auch möglich, dass Gläubige sowohl persönlich als auch als Gruppe – zum Beispiel als örtliche Gemeinde – für einen Kranken beten. Dafür finden wir jedoch kein Beispiel im Neuen Testament. Was das Beten für einen Kranken betrifft, sollten wir also handeln nach dem, was wir in Jakobus 5,14-16 finden. Von einer Gabe der Heilung ist dabei überhaupt keine Rede. Eine Auslegung dieses Bibeltextes erfolgt später. Ich will zuerst den zweiten Punkt – das Ausüben der Gabe der Heilung – näher erläutern.

Heilung durch Ausübung der Gabe oder Macht der Krankenheilung

Hiervon werden in der Schrift eine ganze Reihe von Beispielen gegeben, kennzeichnend ist dabei, dass von einem Gebet mit oder für den Kranken keine Rede ist. Man kann in diesem Fall nicht von Gebetsheilung sprechen. Lasst uns zunächst ein paar Beispiele ansehen, die mit der Gabe der Krankenheilung zu tun haben.

Eine erste Erwähnung finden wir ihn Markus 6,7-13. Wir lesen dort, dass der Herr seinen Jüngern Macht oder Autorität gab über unreine Geister, um sie auszutreiben. Danach steht in Vers 12, dass sie auszogen und predigten, dass man sich bekehren sollte. Dabei trieben sie in der Tat böse Geister aus, und dann kommt eine Aussage, die für unser Thema wichtig ist, nämlich: „und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“. Wir lesen hier nichts von einem Gebet, der Nachdruck liegt darauf, dass die Jünger eine Macht ausüben, die sie als eine Gabe vom Herrn bekommen haben. Es steht daher nicht da, dass die Kranken geheilt wurden, sondern dass die Jünger – natürlich mittelbar als Knechte Gottes, der ihnen dazu die Macht gegeben hatte – die Kranken heilten.

Es gibt hier ein paar Dinge, die auffallen, und zwar:

  • dass, wie schon gesagt, es hier nicht um die Macht des Gebets geht, sondern um das Ausüben einer Macht, die Christus verliehen hat;
  • dass das Austreiben von bösen Geistern und das Heilen von Kranken in einem Atemzug genannt wird, und das ruft die Frage rauf, wie das Verhältnis zwischen diesen beiden Dingen ist;
  • dass das Ausüben dieser Macht gekoppelt ist an die Predigt, und zwar in der Art, dass wir von Zeichen zur Bestätigung der Predigt sprechen können. Auf diesen Punkt will ich jetzt näher eingehen, die beiden anderen kommen später an die Reihe.

Die Behauptung, dass es in Markus 6 um Zeichen als Bestätigung der Predigt geht, wird unterstützt durch den zweiten Text, auf den ich unsere Aufmerksamkeit jetzt richten möchte, nämlich Markus 16,15-20. Wir finden dort zuerst den Auftrag, zu predigen, darin einbegriffen die Aufgabe zu taufen, und danach nennt der Herr die Zeichen, die der Predigt folgen sollen, unter anderem, dass die Jünger Kranken die Hände auflegen werden und dass diese Kranken Besserung erfahren werden. In Vers 20 steht danach, dass die Jünger ausgingen und überall predigten, während der Herr mitwirkte und das Wort „bestätigte“ durch die Zeichen, die darauf folgten.

Den bestätigenden Charakter der Zeichen und Wunder treffen wir auch in Hebräer 2,3.4 an. Hier wird das Wort „mitzeugen“ genannt. Gott zeugte mit, was die Predigt betrifft, durch Zeichen und Wunder und allerlei Kräfte und Ausgießungen des Heiligen Geistes. Das Wort „Zeichen“ beinhaltet schon, dass von den genannten Dingen eine kräftige Aussage ausging, aber dann in enger Verbindung mit der Predigt.

Von dieser Art von Zeichen bringt das Buch der Apostelgeschichte eine ganze Reihe von Beispielen, auf die wir später zurückkommen, aber zuerst wollen wir die Frage der Heilung durch Gebet näher besehen.

Hat Jakobus 5,14-16 einen Bezug zur christlichen Gemeinde?

Eine erste Frage, die sich stellt, ist, ob Jakobus hier eine Vorschrift gibt für Gläubige aus den Heiden oder Nationen. Es gibt Ausleger, die das ablehnen und meinen, dass dieser Abschnitt keine Bedeutung hat für die Kirche oder Gemeinde von Jesus Christus. Sie führen dafür die folgenden Argumente an:

  • Der Brief ist geschrieben an die zwölf Stämme in der Zerstreuung, also an Juden, und nicht an eine christliche Gemeinde oder an Gläubige aus den Nationen.
  • Das Salben mit Öl ist ein jüdischer Brauch, als Christen sind wir mit dem Heiligen Geist gesalbt.
  • Was Jakobus vorschreibt, gilt allein für „die Übergangsperiode“, die wir im Buch Apostelgeschichte beschrieben finden und die mit der Verwerfung des Evangeliums durch die Juden in Rom endet (siehe Apg 28,23-28). Die Juden betrachteten Krankheit als eine Züchtigung von Gott, und Heilung war daher eine Angelegenheit, die einzig auf der geistlichen Ebene lag, von daher also der Nachdruck auf dem Gebet.
  • In den Briefen von Paulus, dem Apostel der Nationen, finden wir nichts, was übereinstimmt mit dem, was Jakobus schreibt.
  • Paulus rät den kranken Gläubigen, die er erwähnt, nirgends, der Heilungsmethode zu folgen, die Jakobus anweist.

Mit dem jüdischen Charakter des Briefes von Jakobus werden wir sicher Rechnung halten müssen, aber die oben erwähnten Behauptungen gehen nach meiner Ansicht viel zu weit und sind einseitig. Wir können das, was Jakobus hier schreibt, ebenso wenig wie das, was er früher in seinem Brief geschrieben hat, für uns als Christen aus den Nationen „auf die Seite schieben“. Wir fahren daher auch fort mit einer näheren Untersuchung dessen, was der Apostel in dem oben zitierten Text schreibt.

Geht es in Jakobus 5,14-16 um Krankheit als Folge von Sünde?

Über die in dieser Überschrift angegebene Frage wird verschieden gedacht. Es gibt Ausleger, die behaupten, dass in bestimmten Fällen zwar eine solche Verbindung bestehen kann, aber dass Jakobus nicht ausschließlich auf diese Fälle abzielt.

Andere gehen doch davon aus, dass der Apostel sich auf Krankheit als Folge von persönlicher Sünde bezieht. Zu diesem Gedanken ist nach meiner Meinung sehr viel zu sagen. Obwohl wir dafür keinen absolut festen Beweis liefern können, gibt es doch eine Anzahl starker Argumente, die sich dafür anführen lassen.

  1. Es fällt auf, dass in diesem Abschnitt über Heilung und Bekennen von Sünden gesprochen wird. In Vers 15 wird in einem Bedingungssatz gesprochen über „und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden“ (Jak 5,15). In Vers 16 ist die Reihenfolge jedoch umgekehrt. Dort steht zuerst: „Bekennt daher einander die Sünden“, und dann folgt: „Betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“ (Jak 5,16). Hier werden diese beiden Dinge sehr stark aneinandergekoppelt.

  2. Dieser Gedanke findet eine Unterstützung in der Tatsache, dass der Mann nicht einfach irgendjemanden bitten soll, für ihn zu beten, sondern dass er die Ältesten der Gemeinde rufen soll. Es sollte dann nämlich nicht allein eine Heilung stattfinden, sondern auch die Wiederherstellung der Beziehung untereinander, die durch die Sünde gestört ist. Gehen wir von dieser Situation aus, dann ist es auch begreiflich, dass Jakobus mit Sicherheit über die Tatsache spricht, dass der Kranke geheilt werden soll. Wenn nämlich die Ursache in der Krankheit weggenommen ist, dann wird Gott Heilung schenken.

  3. Wir müssen bedenken – darauf wurde schon früher hingewiesen –, dass für Juden die Verbindung zwischen Krankheit und Sünde sehr real war, denke nur einmal an die Frage der Jünger in Verbindung mit dem Blindgeborenen (Joh 9,1-3). Ihre Frage war in diesem in Fall zu Unrecht, aber das nimmt nicht weg, dass diese Frage beweist, wie eng für die Jünger die Verbindung zwischen Krankheit und Sünde war.

  4. Es ist kennzeichnend, dass Jakobus, direkt nachdem er vorgeschrieben hat, füreinander zu beten, „auf das ihr geheilt werdet“, auf den Effekt eines kräftigen Gebets hinweist und dabei das Beispiel von Elia anführt. Nun hatte das Gebet dieses Propheten mit der Abweichung des Volkes Israel zu tun. Es ist daher überhaupt nicht aus der Luft gegriffen, bei Jakobus 5 an Krankheit als Folge von persönlicher Sünde zu denken.

Noch eine kleine Ergänzung: Dass Krankheit tatsächlich eine Folge von begangener Sünde sein kann, wird aus Johannes 5,14 deutlich, denn der Herr sagte zu dem Mann, der achtunddreißig Jahre krank gewesen war: „Siehe, du bist gesund geworden. Sündige nicht mehr, damit dir nicht Schlimmeres widerfahre!“

Bezeichnend ist auch, dass der Herr dem gelähmten Mann, der von seinen vier Freunden durch das Dach herabgelassen wurde, zuerst sagt: „Kind, deine Sünden sind vergeben“, und ihn danach von seinem Leiden heilt.

Ein typisches Beispiel, dass jemand aufgrund seiner Sünde mit Krankheit bestraft wird, finden wir im Alten Testament im Fall von Gehasi. Der Aussatz von Naaman wird auf ihn und seine Nachkommen gelegt. Eine Züchtigung mit Krankheit kann auch einer Gemeinde auferlegt werden. Das traurige Beispiel dafür finden wir in der Gemeinde in Korinth, wo sehr ernsthafte Missstände bestanden. Man saß dort betrunken bei einer Mahlzeit, die man als das Feiern des Abendmahls betrachtete (1Kor 11,27-32, vgl. auch Off 2,22).

Salbung mit Öl

Die Frage ist, was für eine Bedeutung die Salbung mit Öl hat. Für Juden war dies ein bekanntes Heilmittel bei einer Verletzung, die man erlitten hatte, denke nur an Lukas 10,34. Doch kann hier in Jakobus 5 und auch in Markus 6,13 nur schwer an ein Heilmittel gedacht werden. Es wird nämlich über Krankheit in allgemeinem Sinn gesprochen und nicht über eine erlittene Verletzung. Im Alten Testament finden wir, dass Priester, Könige und Propheten mit Öl gesalbt wurden. Das hatte nichts zu tun mit Krankheit oder etwas in dieser Art, sondern allein mit einem Symbol, das deutlich machte, dass sie von Gottes Seite in eine bestimmte Funktion eingesetzt wurden.

Bei der Salbung eines Kranken mit Öl müssen wir nicht an das Verabreichen eines Heilmittels denken, so wie es in Lukas 10,34 sehr wohl der Fall ist, sondern an eine symbolische Handlung, wobei das Öl ein Bild des Heiligen Geistes ist. Der Sinn kann dann sein, dass symbolisch ausgedrückt wird,

  1. dass der Heilige Geist den Patienten dazu bringt, seine Sünden zu bekennen und/oder
  2. dass der Geist die Kraft gibt für die Heilung.

Das gläubige Gebet betrifft die Fürbitte der Ältesten. Sie müssen Glauben haben, dass Gott den Kranken heilen wird. Selbstverständlich gilt dies auch für den Kranken, aber der Ausdruck „das Gebet des Glaubens“ bezieht sich auf das Gebet, das die Ältesten aussprechen. Für den Fall, dass keine Heilung eintritt, sollen die Ältesten nicht die Schuld dafür auf den Patienten legen, indem sie sagen, dass er nicht genug Glauben hätte, nein, sie müssen sich selbst fragen, ob sie wohl genug Glauben haben.

Abgesehen von der Frage der Sünde kann jeder Kranke natürlich jeden Gläubigen oder die Gemeinde bitten, für ihn zu beten. Um Fürbitte zu tun, ist nämlich keine Gabe nötig, die besondere Gläubige hätten, sondern der Glaube, den jeder Gläubige besitzen kann. Wenn keine Sünde im Spiel ist, kann man nach meiner Ansicht nicht davon ausgehen, dass der Kranke immer geheilt werden wird. Man sollte daher bitten im Geist von „Nicht unser Wille, sondern der deine geschehe“.

Dann noch eine kritische Bemerkung: Die Schrift spricht nirgends über massenhafte, landesweite oder regionale Gebetszusammenkünfte, um für Kranke zu bitten. Jakobus 5 betrifft das Gebet der Ältesten einer örtlichen Gemeinde. Auch finden wir ein Beispiel einer regelmäßig abgehaltenen Gebetsstunde einer örtlichen Gemeinde in einem Fall von ernster Not. Ich meine Apostelgeschichte 12, wo berichtet wird, dass die Gemeinde in Jerusalem anhaltend für Petrus betete, der gefangen genommen worden war und in Gefahr stand, getötet zu werden. So kann die Gemeinde auch beten um Heilung für die Kranken in ihrer Mitte, aber dann geht es um Fürbitte und nicht um Austreiben von Krankheit durch ein Machtwort, denn dann haben wir es tun mit der Gabe in der Krankenheilung, die jemand in diesem Fall besitzen muss.

Die Gabe der Krankenheilung näher betrachtet

Beim Ausüben der Gabe der Krankenheilung meine ich, dass wir einen Unterschied machen müssen zwischen dem Ausüben dieser Gaben:

  1. in der örtlichen Gemeinde, sozusagen interner Gebrauch, und
  2. das Ausüben dieser Gabe (oder: Macht) als Bestätigung der Predigt des Evangeliums in der Welt, externer Gebrauch.

Interner Gebrauch

In 1. Korinther 12 lesen wir zweimal über die Gabe der Heilung (1Kor 12,9.28). Aus diesem Kapitel zeigt sich deutlich, dass nicht jeder diese Gabe hat. Weiterhin folgt aus 1. Korinther 14, dass die Gaben, also auch die der Heilung, ausgeübt werden sollen zum Aufbau der Gemeinde oder der Gläubigen. Einem Beispiel für einen solchen Gebrauch begegnen wir in Apostelgeschichte 20,7-12, wo Paulus seine Gabe gebraucht, um Eutychus wieder aufzuwecken. Es steht dann, dass alle getröstet wurden. Der interne Gebrauch der Gabe der Heilung ist zur Auferbauung und Tröstung der Gesamtheit da.

Externer Gebrauch

Die Gabe oder Macht zur Heilung beinhaltet, dass ein Zeichen getan wird (siehe Mk 16,17.18). Zeichen begleiteten das Auftreten von Jesus Christus und seinen Jüngern in ihrer Botschaft an die Juden (siehe Mk 6,13; Joh 2,11,23; 6,2; 8,31; 11,47; 20,30 und Apg 2,22), und sie begleiteten das Auftreten der Prediger unter den Heiden (siehe Apg 2,43; 3,7.8; 5,12.15.16; 9,32-43; 19,11.12 sowie 2Kor 12,12).

Von den Zeichen kann noch Folgendes gesagt werden: Sie waren im Alten Testament angekündigt (siehe Jes 61,1.2, vgl. Lk 4,18.19) und durch Jesus Christus erklärt und versprochen. Aufgrund des Alten Testaments konnten die Juden beim Auftreten des Messias und seiner Gesandten Zeichen erwarten. Diese Zeichen sind auch gekommen. Sie dienten als Bestätigung der Evangeliumsbotschaft (siehe nochmals Mk 16,19.20 sowie Heb 2,4).

Diese Zeichen wurden ausgeführt, um die Heiden zu überzeugen, dass die Botschaft des Evangeliums eine Botschaft von Gott, dem Schöpfer von Himmel und Erde, ist (im Gegensatz zu den Götzen), die sich bezieht auf seinen Sohn, Jesus Christus, und das Erlösungswerk, das Er vollbracht hat.

Misslingen eines Versuchs der Heilung

Wenn jemand jedoch in einem solchen Fall die Gabe der Heilung ausübt und es tritt keine Heilung ein, darf er (genau wie im Fall der Gebetsheilung, siehe oben) die Schuld nicht auf den Patienten legen und behaupten, dass dieser nicht genug Glauben hat.

Als die Jünger nämlich den mondsüchtigen Jungen nicht heilen konnten, liegt das nach Aussage des Herrn Jesus nicht an dem Un- oder Kleinglauben des Vaters, sondern an der Ohnmacht der Jünger (siehe Mt 17,19.20). Man mag einen einzigen Text als eine zu schmale Basis empfinden für die angeführte Behauptung, aber dann müssen wir wohl bedenken, dass im Neuen Testament kein anderes Beispiel zu finden ist für einen Versuch der Heilung, der misslingt. Manche meinen, in Markus 6,5.6 ein zweites Beispiel zu finden für das Misslingen eines Versuchs der Heilung, und führen an, dass der Unglaube des Patienten auch ein Grund sein kann, dass eine Heilung nicht stattfindet. Dies ist jedoch nicht richtig. Dieser Text lässt sehen, dass Jesus tatsächlich bei einigen Kranken eine Heilung bewirkte, die Masse jedoch mit Unglauben erfüllt war, und das hinderte den Herrn, „Kräfte“ stattfinden zu lassen. In diesen Abschnitt wird mit keinem einzigen Wort gesagt, dass der Herr einen Versuch der Heilung unternahm, aber dass dieser wegen des Unglaubens des Patienten misslang.

Diejenigen, die die Gabe haben, Kranke zu heilen, sind abhängig von der Frage, ob Kraft des Herrn da ist, um zu heilen (siehe Lk 5,17), und ob der Patient den Glauben hat, gesund zu werden (Apg 14,9).

Natürlich werden nicht alle Kranken geheilt, das war auch im Dienst Herrn Jesus und der Apostel nicht der Fall. Am Teich von Bethesda (Joh 5,1-18) heilte der Herr, soweit wir wissen, nur den 38-jährigen Kranken, aber es geht darum, dass wir niemals lesen von einem Versuch der Heilung, der dann misslingt, außer wie schon gesagt im Fall der Jünger und des mondsüchtigen Jungen, aber das geschah also aufgrund ihres Unglaubens.

Ergänzende korrigierende Bemerkungen

  1. Manchmal wird gesagt, dass Gott keine Krankheit schickt und dass Er keine Absicht mit Krankheit hat; Krankheit wäre immer ein Werk von Satan.

    Dass Gott einem Gläubigen keine Krankheit und kein Unglück schickt, steht im Widerspruch zu 2. Mose 4,11. Als Mose sich seiner Sendung entziehen will, zum Pharao zu gehen, und sich dabei auf die Tatsache beruft: „Unbeholfen ist mein Mund und unbeholfen meine Zunge“, antwortet Gott ihm: „Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm oder taub, sehend oder blind? Nicht ich, der Herr?“ Das nimmt nicht weg, dass Satan in bestimmten Fällen der Verursacher von Krankheit genannt wird. Wir lesen das in Hiob 2,7, aber das ging nicht an Gott vorbei, wie aus Vers 3b dieses Kapitels deutlich wird (Hiob 2,3b). Hiob drückt aus, dass der Herr gegeben hat, und sagt dann nicht: „Der Satan hat genommen“, sondern: „Der Herr hat genommen“ (Hiob 1,21).

    Ein besseres Beispiel ist Lukas 13,16, wo wir lesen: „Diese aber, die eine Tochter Abrahams ist, die der Satan gebunden hat, siehe achtzehn Jahre lang, sollte sie nicht von dieser Fessel gelöst werden am Tag des Sabbats?“ Aus diesem Text dürfen wir jedoch nicht den Schluss ziehen, dass Satan immer der Verursacher von Krankheit ist, denn das steht im Widerspruch zu 2. Mose 4,11, oder dass Gott in solchen Fällen keine Rolle spielt. Vielmehr müssen wir den Schluss ziehen, dass Satan bei einer Krankheit ein Instrument Gottes sein kann.

  2. Die Aussage „Ich bin der Herr, der ich heilt“ (2Mo 15,26) bezieht sich nicht auf die Heilung von „gewöhnlichen“ Krankheiten, sondern auf die Tatsache, dass Gott Israel nicht die Leiden Ägyptens auferlegen würde, nämlich dann, wenn sie ständig in seinen Wegen wandelten. Wenn das nicht der Fall war, züchtigte der Herrn sie sehr wohl mit Krankheiten oder Epidemien, denke zum Beispiel an 2. Samuel 24,1.15.

  3. Aus 2. Chronika 16,12 kann nicht abgeleitet werden, dass wir keinen Arzt aufsuchen dürften. Der Fehler von Asa war, dass er seine Heilung am Herrn vorbei suchte. Obendrein waren die „Heiler“ vermutlich heidnische Medizinmänner (vgl. 2Kön 1,2). Wir wissen dagegen, dass Lukas ein geliebter Arzt genannt wurde (Kol 4,14), und können uns schwer vorstellen, dass Paulus ihn so nennen würde, wenn der Beruf eines Arztes gegen Gottes Willen wäre (vgl. auch Mt 9,12).

  4. Jesaja 53,4 wird oft angeführt, um zu behaupten, dass die Heilung in der Versöhnung inbegriffen ist und ein Gläubiger daher nicht krank zu sein braucht. Nach Matthäus 8,16 ist dieser Text jedoch während des Lebens von Jesus erfüllt, als Er Kranke heilte. Auch wird aus 1. Petrus 2,25 deutlich, dass Jesaja 53,4 auf das Heilwerden von innerlicher Verirrung oder auf Bekehrung abzielt. Siehe für diese Bedeutung von Heilung auch: Jeremia 14,19; 6,14; 3,22.

  5. Oft wird Hebräer 13,8 angeführt, und man leitet daraus ab, dass Jesus Christus will, dass alle Gläubigen geheilt werden, und das auch in unserer Zeit. Es steht jedoch nicht da: „Jesus Christus tut immer dasselbe“, sondern: „Jesus Christus ist immer derselbe.“ Dass Christus nicht alle Gläubigen gleich behandelt, wird aus Apostelgeschichte 12,2 im Vergleich mit Vers 8 deutlich. Jakobus wurde nämlich mit dem Schwert getötet, aber Petrus wurde befreit. Sehr stark spricht auch Hebräer 11,32-38. Bis Vers 36 geht es um Gläubige, die auf eine wunderbare Weise gerettet wurden, danach geht es jedoch um Gläubige, die schreckliche Prüfungen durchzumachen hatten und daraus nicht gerettet wurden.

  6. Zum Schluss will ich noch hinweisen auf verschiedene Gläubige, die in der Schrift erwähnt werden und von denen bezeugt wird, dass sie krank waren und dass Gott damit offensichtlich eine bestimmte Absicht hatte: der kleine Sohn Abia von Jerobeam (1Kön 14); Elisa (2Kön 13,14); Jakob (1Mo 48,1); Hiskia (Jes 8,1-8); Daniel (Dan 8,27); Epaphroditus (Phil 2,27.30); Trophimus (2Tim 4,20); Timotheus (1Tim 5,23).

Es wäre mehr über dieses Thema zu sagen, aber dies mag ausreichend sein, um dem Denken über dieses Thema etwas Ordnung zu verleihen.


Originaltitel: „Ziekte en genezing“
Quelle: http://www.jaapfijnvandraat.nl

Übersetzung: Frank Schönbach

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