Der Wert des Todes Christi (6)
„Aktiver“ und „passiver“ Gehorsam Christi

Dirk Schürmann

© SoundWords, online seit: 11.11.2003, aktualisiert: 08.11.2022

Leitverse: Hebräer 10

In diesem Artikel wollen wir uns anhand von Hebräer 10 mit der Frage beschäftigen, ob das, was von einigen als „aktiver“ Gehorsam Christi bezeichnet wird – sein Halten des Gesetzes –, einen Beitrag zu unserer Errettung geliefert hat.

Alle Opfer werden in Hebräer 10 als Ganzes betrachtet und dem Opfer Christi gegenübergestellt. Hierbei geht es darum, das Unvermögen jener Opfer zu zeigen, um Sünden wegzunehmen und dem Gewissen Frieden zu bringen. Für diesen Kontrast zitiert der Schreiber Psalm 40. Dieser Psalm zeigt uns prophetisch in der Sprache des Herrn Jesus die Gedanken Gottes über diese Opfer, ihre innewohnende Schwäche und das Angebot und die Handlung des Sohnes, Fleisch zu werden, um den Willen Gottes zu tun, indem Er unsere Errettung bewirkte. Ohne Zweifel gab es Elemente von größter Wichtigkeit, wenn Christus seinen Platz als Mensch in dieser Schöpfung einnahm. Und davon spricht auch dieser Psalm. Dazu gehören seine demütige Unterwerfung als Diener; dass Er sich Ohren graben ließ, um zu gehorchen; und dass Er das Gesetz erfüllte (es war im Inneren seines Herzens).

Alles das war wohl sehr wichtig. Aber es war kein integraler Bestandteil des Werkes der Errettung, was aber der Gegenstand von Hebräer 10 ist. Daher erwähnt der Schreiber diesen Teil von Psalm 40 auch gar nicht. Nicht einmal den hebräischen Text („Ohren hast du mir gegraben“) benutzt der Schreiber, wenn er von der Menschwerdung Christi spricht, der viel mehr von dem Gehorsam während seines Lebens Zeugnis gegeben hätte. Er benutzt dagegen den Text der Septuaginta mit dem weitaus allgemeineren Ausdruck: „Einen Leib hast du mir bereitet.“ Wäre es nicht hier die beste Gelegenheit gewesen, davon zu sprechen, dass Christus in seinem Leben gehorsam war, das Gesetz erfüllte und es während seiner ganzen Lebenszeit im Innern seines Herzens war?

Wenn das Erfüllen des Gesetzes wirklich ein Teil des Werkes Christi für uns gewesen wäre, dann hätte der Schreiber sicherlich noch diesen Vers und andere aus diesem Psalm angeführt. Im Gegenteil verbindet er das Kommen Christi in diese Welt damit, den Willen Gottes zu tun. Und dieser Wille bestand darin – wie uns dieses Kapitel sagt –, uns durch sein Opfer zu heiligen, das heißt durch sein Opfer für Gott beiseitezustellen. Dieser Wille hat seinen Ursprung in der Ewigkeit („in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben“; Heb 10,7) und endet damit, dass wir, die wir durch diesen Willen geheiligt wurden (Heb 10,10), auch „auf immerdar vollkommen gemacht“ sind (Heb 10,14). Hier fällt es auch auf, dass die tierischen Opfer direkt mit dem ganzen System des Gesetzes in Verbindung gebracht werden und es dann von dem Gesetz heißt, dass dadurch eben gerade ein „Vollkommen-gemacht-Werden“ nicht möglich war: „Denn da das Gesetz …, so kann es niemals mit denselben Schlachtopfern … die Hinzunahenden vollkommen machen“ (Heb 10,1). Auch in Hebräer 13,12 wird uns gesagt, dass dieses Heiligen, das ist das Für-Gott-Weihen, durch sein Blut geschah.

Dem Werk Christi in seinem Tod am Kreuz wird in diesem Kapitel der höchstmögliche Platz gegeben und alles wird ihm zugeschrieben. Das, was von einigen als „aktiver Gehorsam“ bezeichnet wird, wird nicht einmal erwähnt, obwohl Psalm 40 viel Anlass dazu bieten würde. Das, was als „passiver Gehorsam“ von ihnen bezeichnet wird, wird uns gezeigt als Ergebnis der höchsten Weihe und der vollkommensten Hingabe aufseiten des Sohnes, um den Willen Gottes zu tun. Ja, es geht sogar so weit, dass dieser ganze Gehorsam darin gesehen wird, dass Er ein für alle Mal das Opfer vollbringt – die Fleischwerdung selber steht ganz unter diesem Aspekt.

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Diese Gedanken gehen zurück auf Schriften vergangener Jahrhunderte.

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