Das Kommen des Herrn
Offenbarung 22,20: Amen; komm, Herr Jesus!

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 23.06.2012, aktualisiert: 30.10.2022

Leitvers:  Offenbarung 22,20

Off 22,20: Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen; komm, Herr Jesus!

Einleitung

Im Verlauf der Offenbarung werden wir vorgewarnt in Bezug auf das Versagen der Gemeinde in ihrer Verantwortung, Christus während der Zeit seiner Abwesenheit zu bezeugen. Wir werden auch vorgewarnt in Bezug auf den vollständigen Zusammenbruch der Welt, da die Regierung im Kampf gegen Gewalt und Korruption versagt hat. Wir werden auch belehrt, dass ungeachtet des Versagens des Menschen dennoch alle Ratschlüsse Gottes – was seine Herrlichkeit, die Erhöhung Christi, den himmlischen Segen der Gemeinde und den irdischen Segen des Menschen angeht – letztendlich erfüllt werden. Zudem lernen wir, dass alle Ratschlüsse Gottes ausgeführt werden durch Christus, der mit all dem Bösen ins Gericht gehen und allen Segen hereinbringen wird. Schlussendlich werden wir immer wieder darauf hingewiesen, dass das Gericht wie auch der Segen erst bei dem Kommen Christi zur Ausführung kommen.

Nachdem wir unsere Gedanken über das Versagen erheben und auf Christus richten – auf den, der kommen wird zum Gericht für die Gottlosen und voll Gnade für die Seinen –, hören wir in den Schlussworten des Neuen Testamentes den endgültigen Appell des Herrn an unsere Herzen, wenn Er sagt: „Ja, ich komme bald.“ Das Nachsinnen über die Herrlichkeiten Christi und der Ernst wie auch die Glückseligkeit der Wahrheiten, die uns in diesen großartigen Visionen vorgestellt werden, zusammen mit diesem rührenden Appell voller Hoffnung und Ermutigung, wird sicherlich aus unseren Herzen, wie auch aus dem des Apostels, die freudige Antwort hervorrufen:
„Amen; komm, Herr Jesus!“

Mögen wir dann kurz einige der großen kommenden Ereignisse, die im Verlauf der Offenbarung vorausgesagt sind, überdenken, wobei wir die Wahrheit des Kommens des Herrn nicht nur beharrlich als Lehre festhalten, sondern wobei auch sein Kommen das sehnsüchtige Verlangen unserer Herzen wird.

1. Der „treue Zeuge“ (Off 1,5.6)

Im Verlauf der Offenbarung sehen wir den vollständigen und endgültigen Zusammenbruch des Menschen in seiner Verantwortlichkeit während der Abwesenheit Christi. Doch bevor wir etwas über das Versagen des Menschen erfahren, wird es uns gestattet, in den eröffnenden Versen eine wunderbare Darstellung Christi in der Vollkommenheit seiner Person und seines Werkes zu erhalten. Die Gemeinde hat als Zeuge versagt; doch Christus ist „der treue Zeuge“. Der dunkle Schatten des Todes liegt über der ganzen Welt; doch Christus hat die Macht des Todes gebrochen, denn Er ist „der Erstgeborene aus den Toten“. Die Könige der Erde haben in der Führung versagt, doch Christus steht über allem, denn Er ist der „Fürst der Könige der Erde“. Darüber hinaus hat Christus sein Volk fähig gemacht, an den Herrlichkeiten seines Königreiches teilzuhaben und als Priester vor seinem Gott und Vater anzubeten. Dadurch dass uns diese Herrlichkeiten Christi vorgestellt werden, können Gläubige augenblicklich antworten, indem sie sagen: Dieser ist der, „der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut“.

Wie gesegnet ist jeder Gläubige – in der Zusicherung, die das Wort Gottes gibt –, fähig zu sein, über den, der der treue Zeuge ist, der über die Macht des Todes triumphierte, der über alle Könige der Erde ist, zu sagen: Er liebt mich und hat mich gewaschen von meinen Sünden in seinem Blut. – Er ist so groß und wir sind so klein, und trotzdem liebt Er uns und starb für uns. So können wir sagen: „Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Doch wegen des Gerichtes über alles Böse, des Erscheinens seiner Herrlichkeit und der Offenbarung seines Königreiches werden wir sofort auf sein Kommen gelenkt, wenn wir lesen: „Siehe, er kommt“ (Off 1,7). Der Glaube, der auf dem vollbrachten Werk Christi ruht und der hinschaut auf das wunderbare Ergebnis im kommenden Königreich, kann erwidern:
„Amen; komm, Herr Jesus!“

2. Die Verheißungen an den Überwinder (Off 2–3)

Wenn auch die Botschaften der sieben Sendschreiben uns einen prophetischen Überblick über die Gemeinde auf ihrem Weg durch die Zeit geben und deren Versagen als Zeugen Christi voraussagen, so ermutigen sie doch jeden einzelnen Gläubigen durch den Hinweis darauf, dass es in jeder Phase der Geschichte ihres Versagens Überwinder geben wird, denen kostbare Verheißungen gemacht wurden.

Wenn wir auch schon einen beachtlichen Vorgeschmack auf den Segen dieser Verheißungen haben, ist es doch klar, dass wir auf den Tag der Herrlichkeit warten müssen, um in ihre Fülle einzutreten. Dann allerdings werden wir uns ernähren von „dem Baum des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist“ und „von dem verborgenen Manna“ essen (Off 2,7.17). Nur dann wird es möglich sein, „Gewalt über die Nationen“ zu haben und „eine Säule … in dem Tempel … Gottes“ zu sein (Off 3,12) und mit Christus auf seinem Thron zu sitzen.

Um in den Genuss dieser Verheißungen zu kommen, stellt uns der Herr die Hoffnung seines Kommens in Aussicht. Er kann sagen: „Haltet fest, bis ich komme“ (Off 2,25); und wieder hören wir Ihn sagen: „Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme“ (Off 3,11). Wenn der Segen und die Wirklichkeit dieser Zusagen vor unseren Seelen auftauchen, werden wir sicher den Worten des Herrn antworten und sagen:
„Amen; komm, Herr Jesus!“

3. Das Öffnen des Buches (Off 5)

Beim Betrachten des vierten und fünften Kapitels der Offenbarung lernen wir, dass Johannes im Geist in den Himmel versetzt wurde, um dort eine großartige Vision von Engeln und Heiligen um den Thron Gottes herum zu sehen. In der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, sah er ein Buch, versiegelt mit sieben Siegeln. Wir wissen aus den folgenden Kapiteln, dass dieses Buch die Wege Gottes darlegt, in denen Er mit dem Bösen abrechnen und durch Christus den umfassenden Segen einbringen wird zu seiner Herrlichkeit.

Das Öffnen des Buches hat die Erfüllung von allem, was darin geschrieben steht, zur Folge. Im Himmel erhebt sich die Frage: Wer kann das tun? Wo ist der Mann im Himmel oder auf der Erde oder unter der Erde, der fähig ist, mit all dem Bösen der Welt ins Gericht zu gehen, um die langen Jahrhunderte von Gewalt und Korruption zu beenden und die weltweiten Segnungen – Gerechtigkeit, Frieden und Freude, die die Herrschaft Christi kennzeichnen werden – einzuführen?

Die Erfüllung dieses großartigen Werkes verlangt nach einem, der „Würdigkeit“ und „Vermögen“ hat. Als die Frage auftauchte: „Wer ist würdig?“, wurde sogleich festgestellt, dass „niemand … vermochte, das Buch zu öffnen“, und dass „niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen“. Von Zeit zu Zeit sind in der Weltgeschichte Menschen hervorgegangen, die in ihrer Eitelkeit dachten, sie könnten durch ihre kümmerlichen Bemühungen die Probleme der Menschheit lösen und eine neue Ordnung universellen Segens einführen. Dann mussten sie entdecken, dass sie das Unheil der Welt vermehrt hatten, indem sie diese mit Gewalt und Korruption füllten.

Da es keinen Menschen mit der nötigen Würdigkeit und dem Vermögen gibt, will es Johannes erscheinen, dass es keinen Hoffnungsstrahl mehr gibt, um das Böse zu bewältigen und den Segen einzuführen. Kein Wunder, dass er dann „sehr weinte“. Doch wenn Johannes auch sehr weinte, es war ihm nicht gestattet, lange zu weinen. Einer der Ältesten, der in himmlischen Dingen unterwiesen war, sagte ihm, dass es nicht nötig sei, zu weinen, denn es wurde Einer gefunden, der „überwunden hat …, das Buch zu öffnen“. Sofort wird sein Blick auf Christus gelenkt, „der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist“. Der Apostel dreht sich um, um den Löwen zu bestaunen, und siehe, er erblickt „ein Lamm … wie geschlachtet“. Er sieht Christus als den Löwen mit all seiner Macht und Christus als Lamm mit all seiner Würdigkeit.

Das unmittelbare Ergebnis ist, dass der ganze Himmel mit Christus beschäftigt ist und in „ein neues Lied“ ausbricht: „Du bist würdig.“ In diesem Ausbruch des Lobes sehen wir das endgültige Ergebnis der Öffnung des Buches. Sehen wir heute auf die Welt, dann sehen wir die ganze Schöpfung stöhnen und in Geburtswehen liegen, während Gewalt und Korruption wüten. Doch diese großartige Szene gibt uns die Sicherheit und die Hoffnung, dass durch die Würdigkeit und das Vermögen des Lammes all das Böse gerichtet wird und umfassender Segen sicher ist. An diesem großartigen Tag wird „jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist“, einstimmen in: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

Ich weiß nicht, wie all die Länder anbeten werden,
wenn auf sein Gebieten hin jeder Sturm gestillt wird,
oder wer sagen wird, wie groß der Jubel,
wenn alle Herzen der Menschen mit Liebe erfüllt sind.
Doch das weiß ich, die Himmel werden vor Freude beben
und Myriaden, Myriaden menschlicher Stimmen singen,
und die Erde wird dem Himmel und der Himmel der Erde antworten:
Endlich ist der Retter, der Retter der Welt, König.
(„I cannot tell“, Lied von William Young Fullerton (1857–1932), 4. Strophe)

Wir wissen, dass mit dem Kommen Christi dieser große Tag anbricht. Durch Glauben wird diese Erwartung, die sich bald erfüllt, zu einer wunderbaren Wirklichkeit für uns. Wir können deshalb sagen: 
„Amen; komm, Herr Jesus!“

4. Gott rächt die Heiligen (Off 18–19)

Beim Weitergehen zu Offenbarung 18 lernen wir aus Offenbarung 18,20 und ebenso aus Offenbarung 19,5, dass der Tag kommt, wo der Himmel mit all den „Heiligen, Aposteln und Propheten“ aufgefordert wird zu jubeln, weil Gott sein Volk gerächt hat für all die Verfolgungen und Leiden, die sie um Christi willen die Zeitalter hindurch erduldet haben.

Wenn wir zurückschauen über die Jahrhunderte, erinnern wir uns an die Leiden des Volkes Gottes vonseiten eines verdorbenen und korrupten Judentums, die mit der Steinigung seines Knechtes Stephanus begannen. Beim Weitergehen zu den Verfolgungen durch das heidnische Rom lasst uns der Leiden gedenken, die von Millionen von christlichen Märtyrern ertragen wurden, die der Gewalttat und dem Tod in den abscheulichsten Formen, die die menschliche Bosheit erfinden kann, preisgegeben waren. Wir können auch nicht vergessen, dass unter dem päpstlichen Rom viele Millionen aus Gottes Volk gejagt, verfolgt und massakriert wurden und den Gräueln der Inquisition, den Qualen der Folter und den Flammen des Scheiterhaufens übergeben wurden. Beim Übergehen in die Neuzeit lasst uns die amerikanischen Massaker nicht vergessen sowie die Verfolgungen, die viele von Gottes Volk in gerade diesem Moment erdulden durch die Hand derer, die das Bekenntnis zu Gott völlig verwerfen und zurückfallen in die heidnische Finsternis. Sie verhalten sich daher – wie wir gewarnt wurden durch den Apostel Petrus – wie der Hund, der zu seinem Erbrochenen zurückkehrt, und wie die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot (2Pet 2,22).

Lasst uns – angesichts all dieser Leiden des Volkes Gottes die Zeitalter hindurch – daran denken, dass, obwohl es kein direktes Einschreiten von Gottes Seite gab, um die Steine zu stoppen, die auf seine Zeugen geschleudert wurden, und keine übernatürliche Macht erschien, um von den Qualen der Folter zu erlösen oder um die Flammen des Scheiterhaufens zu löschen, es dennoch am kommenden Tag offenbart werden wird, dass Gott kein gleichgültiger Zuschauer der Leiden seines Volkes war noch taub war gegenüber ihren Gebeten und Schreien. Wenn Gott „das Blut von Propheten und Heiligen … und von all denen, die auf der Erde geschlachtet worden sind“, rächt (Off 18,24), dann trifft die Gottlosigkeit der Menschen auf gerechtes Gericht, aber sein leidendes Volk wird einen reichen Lohn erhalten.

Dieses großartige Eingreifen Gottes – die Verurteilung des Gottlosen und der Segen für sein Volk – wird durch das Kommen des Herrn zustande kommen. Wir haben bereits das Zeugnis des Johannes gehört: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes“ (Off 1,7). Während sein Kommen die Verfolger des Volkes Gottes zum Wehklagen bringt, bringt es die, die verfolgt wurden, zum Jubeln. Als Antwort auf diesen Ausruf hört Johannes „eine laute Stimme einer großen Volksmenge in dem Himmel, die sprach: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht unseres Gottes!“ (Off 19,1). Indem wir nach diesem großen Tag Ausschau halten, dürfen wir sagen:
„Amen; komm, Herr Jesus!“

5. Die Hochzeit des Lammes (Off 19,6-9)

Wenn das falsche System, das den Namen Christi bekundet und dennoch durch die Zeiten hindurch sein Volk verfolgt hat, und die verdorbene Christenheit ihr Urteil empfangen haben, ist der Weg bereit für den großen Tag der Hochzeit des Lammes. Dann wird das wahre Volk des Herrn Ihm dargestellt als „die Versammlung …, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen …“ hat, sondern „heilig und untadelig“ ist (Eph 5,27).

Wir wissen, dass die Gemeinde in ihrer frühen Geschichte „verlobt“ wurde „als eine keusche Jungfrau dem Christus“ (2Kor 11,2). Ach! Wie das Israel von einst in der Verantwortung als Zeuge für den HERRN versagte, so hat die Gemeinde als Zeuge für Christus völlig versagt. In beiden Fällen ist das Versagen auf den Verlust der ersten Liebe zurückzuführen. Der HERR musste durch Jeremia zu Israel sagen: „Ich gedenke der Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste …“, doch Er fügt hinzu: „dass sie sich von mir entfernt haben und der Nichtigkeit nachgegangen … sind“ (Jer 2,2.5). So ist auch die Wurzel allen Versagens der Gemeinde , die in der Welt ein Licht für Christus sein sollte, aufgedeckt durch des Herrn eigene Worte: „Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“ (Off 2,4).

Dennoch, auch wenn Israel und die Gemeinde beide in ihrer Liebe versagt haben und folglich als Licht in der Welt an die Seite gesetzt wurden – die Liebe des Herrn versagt nie. Obwohl Israel die erste Liebe verloren hatte, kann der HERR durch den Prophet Jeremia in Bezug auf Israel sagen: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt“ (Jer 31,3). Heute wissen wir, dass nichts in uns die Liebe Christi hervorgerufen hat und kein Versagen von unserer Seite seine Liebe abändern wird. In der Vergangenheit hat „Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben“. In der Gegenwart werden wir geliebt durch die „die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus“, die darin besteht, dass Er seinem Volk dient, indem Er es heiligt und reinigt „durch die Waschung mit Wasser durch das Wort“ in Erwartung des Tages, der bald kommen wird. Dann wird seine Liebe die Gemeinde für sich selbst darstellen, und zwar „heilig und untadelig“ (Eph 5,25-27).

Als ein Ergebnis der unfehlbaren Liebe Christi wird Israel in die Segnungen des Königtums gebracht werden. Die Gemeinde, die Braut, wird Christus vorgestellt werden, wenn der Tag der „Hochzeit des Lammes … gekommen“ ist. An diesem großartigen Tag wird der ganze Himmel sagen: „Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten. Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen“ (Off 19,6b.7).

Die Antwort auf die Liebe Christi, nämlich sein Wort zu halten und seinen Namen nicht zu verleugnen inmitten der Korruption des Christentums, wird uns etwas kosten. Aus dem Lager zu gehen zu Ihm (Heb 13,13), beinhaltet Schande und bedeutet, mit wenigen zu gehen statt mit der Menge. Solch ein Pfad wird dem Fleisch als bloßer Unsinn erscheinen, so wie es einst als große Dummheit erschien, dass Ruth ihrer Verwandtschaft, ihrem Heim und ihrem Land den Rücken zukehrte, um eine alte und einsame Frau auf einer Reise zu einem unbekannten Volk zu begleiten, in ein Land, das sie nie zuvor gesehen hatte. Obwohl diese Entscheidung so schwach und töricht schien, führte sie zu dem großen Tag der Hochzeit, als Ruth in Gegenwart des ganzen Volkes und mit dem Segen des Volkes die Frau von Boas wurde und sie die Ehre hatte, in das Geschlechtsregister des Herrn aufgenommen zu werden.

Der Gläubige heute muss, wenn er dem Herrn treu ist, auf Tadel und Verachtung vorbereitet sein. Möglicherweise muss er Verfolgung und Einsamkeit erdulden, genauso wie Paulus sich im Gefängnis wiederfand und von allen Menschen verlassen war und Johannes auf die Insel Patmos in die Verbannung geschickt wurde. Doch „es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden“ (1Joh 3,2). Trotz allem, was so schwach und verachtenswert in den Augen der Menschen erscheint, kann der Glaube sagen: „Wir wissen, dass wir, wenn es offenbar wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1Joh 3,2). Wenn dieses herrliche Ende am großen Tag der Hochzeit des Lammes erreicht ist, wird es offenbart werden, dass jedes kleine Leid, jeder Tadel oder Beleidigungen, die wir auf der Reise himmelwärts ertragen mussten, nur „Leichtes“ ist verglichen mit dem „ewigen Gewicht von Herrlichkeit“, zu dem sie führen (2Kor 4,17.18).

An diesem großen Tag erwarten wir die Erfüllung der Worte des Herrn: „So komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet“ (Joh 14,3). So wie dieser Tag der kommenden Herrlichkeit vor unseren Seelen aufgeht und wir die letzten Worte des Herrn hören: „Ja, ich komme bald“, können wir auch erwidern: 
„Amen; komm, Herr Jesus!“

6. Der ewige Zustand (Off 21,1-9)

In den Anfangsversen von Offenbarung 21 werden wir jenseits der Zeit in die Ewigkeit befördert, wenn vor unser Glaubensauge „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ gebracht wird. Dort gibt es kein Meer mehr wie in dieser Welt, das unser Herz bricht durch die Trennung von unseren Lieben. Die Glückseligkeit des ewigen Zustandes besteht darin, dass Gott dort wohnt mit Menschen, die durch das Werk Christi „heilig und untadelig sind vor ihm in Liebe“ (Eph 1,4) und dadurch geeignet, „sein Volk“ zu sein (Off 21,3). Die Geschichte der jetzigen Welt kann zusammengefasst werden als eine Geschichte von „Tränen“, „Tod“, „Trauer“, „Geschrei“ und „Schmerz“. Wenn wir durch dieses Tränental gehen, wird Gott uns in seiner unendlichen Barmherzigkeit in unseren Sorgen helfen und unsere Tränen trocknen. Doch werden wir immer wieder auf unserem Weg neuen Sorgen begegnen und mehr Tränen vergießen. Doch zuletzt an diesem ewigen Tag wird Gott „jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Off 21,4).

In Anbetracht der Herbeiführung „neuer Himmel und einer neuen Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“, kann der Apostel Petrus sagen: „Der Herr zögert die Verheißung nicht hinaus“ – die Verheißung seines Kommens, um „den Tag des Herrn“ zu bringen. Lasst uns also auf die Ermahnung von Petrus hören, wenn er sagt: „Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, so befleißigt euch, ohne Flecken und untadelig von ihm erfunden zu werden in Frieden“ (2Pet 3,9-14). Wenn diese herrliche Vision der ewigen Glückseligkeit vor unseren Seelen erscheint und wir den Herr sagen hören: „Ja, ich komme bald“, können wir erwidern: 
„Amen; komm, Herr Jesus!“

7. Die Heilige Stadt, Jerusalem (Off 21,9–22,5)

Wir haben bereits gelernt, dass die Gemeinde auf der Erde in ihrer Liebe zu Christus versagt hat. Trotzdem wird sie dank seiner unfehlbaren Liebe am Tag der Hochzeit des Lammes Christus dargestellt als „heilig und untadelig“ zum Wohlgefallen seines Herzens. „Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen“ (Jes 53,11). Nun lernen wir, dass, obwohl die Gemeinde auch versagt hat, ein Licht für die Welt zu sein, sie dennoch vor den Nationen dargestellt wird zur Verherrlichung Christi im kommenden Königreich.

Wenn auch die Gemeinde als Vertreter Christi auf Erden moralisch nicht vollkommen war, wird sie doch am kommenden Tag der tausendjährigen Herrlichkeit in Vollkommenheit gesehen werden, wie es das Abbild in dieser himmlischen Stadt zeigt. In unserem Gang durch die Zeit wurden wir zurückgelassen, um in einer dunklen Welt zu „scheinen wie Lichter“ und um in einer Welt des Todes „das Wort des Lebens“ zu verkünden (Phil 2,15.16). Ach! Die bekennende Christenheit hat aufgehört, ein Licht für Christus zu sein, und hat versagt, das Wort des Lebens den Menschen zu verkünden. Doch trotz all unseres Versagens sehen wir hin zu der Herrlichkeit und wissen, dass einst in dieser Stadt die Nationen im Licht der Gemeinde in Herrlichkeit wandeln werden. In dieser Stadt wird der Strom des Wassers des Lebens sein und der Baum des Lebens zur Heilung der Nationen. Außerdem wird es in der verherrlichten Gemeinde nichts geben, was das Licht trübt, „denn Nacht wird dort nicht sein“ noch wird dort irgendein böser Einfluss sein, der das Leben verdirbt, denn „in sie wird nicht eingehen irgendetwas Gemeines und was Gräuel und Lüge tut“ (Off 21,26.27).

Wie gut ist es dann, „die Worte der Weissagung dieses Buches“ zu bewahren und wertzuschätzen, während wir für deren Erfüllung das Kommen des Herrn erwarten (Off 22,7). Während die Vision der Stadt vor unseren Seelen auftaucht und wir im Glauben den Herrn sagen hören: „Ja, ich komme bald“, können wir von ganzem Herzen erwidern:
„Amen; komm, Herr Jesus!“

Wenn wir heute auf die Welt schauen, sehen wir, dass sie zunehmend von Gewalt und Korruption gezeichnet ist, dass die bekennende Christenheit dem Abfall vom Glauben zueilt und dass das wahre Volk Gottes gespalten und getrennt ist. Doch wenn wir „die Worte der Weissagung dieses Buches“ bewahren, wird sich die kommende Herrlichkeit in wunderbarer Weise vor uns entfalten. Das bluterkaufte Volk des Herrn, das so lange getrennt war, wird zusammen singen, denn sie werden Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen; jede Verheißung an die Überwinder wird erfüllt; das Buch, das uns zu dem vereinten Lob von Himmel und Erde führt, wird geöffnet; all das Unrecht, das sein Volk durch die Zeiten erlitten hat, wird gerächt werden; der Herr wird nicht länger sein Kommen für die Braut hinauszögern, sondern Er wird die Braut für sich selbst darstellen am großen Tag der Hochzeit des Lammes; der Welt wird die verherrlichte Gemeinde als Licht für Christus und als Heilung für all ihre Krankheiten gezeigt; zuletzt werden dann ein neuer Himmel und eine neue Erde erscheinen, worin Gott mit den Menschen wohnen wird, und „sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott“. Um diese Segnungen herbeizuführen, werden wir immer wieder daran erinnert, dass der Herr kommt und dass Er schnell kommt.

Im Schlusskapitel hören wir den Herrn sagen: „Siehe, ich komme bald. Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!“ (Off 22,7). Tatsächlich glückselig ist der, der die Worte bewahrt – doch ruft das keine Antwort von seinem Volk hervor. Wieder hören wir den Herrn sagen: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist“ (Off 22,12). Wie ermutigend ist es, zu wissen, dass jedes Werk für den Herrn seinen Lohn haben wird, sei es auch nur ein Becher mit kaltem Wasser, der in seinem Namen gegeben wurde. Doch wieder ruft das keine Antwort von den Heiligen hervor. Schlussendlich hören wir die Stimme des Herrn ein drittes Mal, als Er das Buch der Heiligen Schrift schließt, wobei Er sagt: „Ja, ich komme bald.“ Kein [anderes] Wort wird hinzugefügt, so wie zum Beispiel „Worte der Weissagung“ oder „Lohn“. Er selbst, Er allein, steht vor unseren Herzen – der, „der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut“ (Off 1,5). Sogleich erwidern die Seinen, die jetzt mit Ihm vereint sind:
„Amen; komm, Herr Jesus.“


Originaltitel: „The Coming of the Lord“
aus An Outline of Sound Words, Bde. 11–20
Quelle: www.stempublishing.com

Übersetzung: Simone Storek


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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