Die himmlischen Segnungen nach 5. Mose (1)
Einleitung

Dirk Schürmann

online seit: 15.05.2010, aktualisiert: 12.03.2021

Leitverse: 5. Mose

Das Volk in Moab

Im fünften Buch Mose befindet sich das Volk Israel im Land Moab. Es hat die Wüste, wo es viele Erfahrungen gemacht hat, zwar hinter sich gelassen, aber es befindet sich noch nicht im Land Kanaan. Der Besitz und der Genuss der Segnungen des Landes sind für sie noch Zukunft, doch schon jetzt werden sie von Mose unterwiesen über die Segnungen des Landes, aber auch über die Verantwortlichkeiten, die mit dem Besitz des Landes verbunden sind.

Geistliche Bedeutung für Christen

Kanaan ist nicht so sehr ein Bild vom Himmel, wohin wir nach unserem Aufenthalt auf der Erde einziehen – auch wenn sich diese Vorstellung bei vielen Christen festgesetzt hat. Kanaan ist vielmehr ein Bild von den himmlischen Örtern, in die wir als Christen jetzt schon versetzt sind (Eph 2,10). Damit sind die Segnungen Kanaans ein Bild von den Segnungen in den himmlischen Örtern, die uns heute schon geschenkt sind (Eph 1,3). Diese Segnungen gehören zu dem ewigen Leben, das wir geerbt haben (Tit 3,7). Das ewige Leben ist nicht einfach eine von vielen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern, sondern das ewige Leben ist diese Segnung.

Alle Segnungen in den himmlischen Örtern stehen mit dem ewigen Leben in Verbindung, denn:

  1. Der Herr Jesus selbst ist „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20b).
  2. Den Vater als den „allein wahren Gott und den er gesandt hat, Jesus Christus“, erkannt zu haben, bedeutet, ewiges Leben zu haben (Joh 17,3).

Wenn wir dies bedenken, verstehen wir auch, warum wir in Epheser 1 weiterhin lesen, dass wir mit dem Heiligen Geist versiegelt worden sind (Eph 1,13). Der Heilige Geist ist ja nicht nur „das Unterpfand unseres Erbes“ (Eph 1,14), sondern Er ist es auch, der uns in Verbindung bringt mit diesem ewigen Leben und mit diesem Menschen im Himmel, der „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ zur Rechten Gottes sitzt (Heb 2,9; Kol 3,1).

Nun könnten wir denken, dass diese Dinge viel zu erhaben sind und mit unserem Leben hier auf der Erde nicht viel zu tun haben. Aber da täuschen wir uns. Auch wenn das ewige Leben zu dem „Himmlischen“ gehört (Joh 3,12), so soll sich dieses Leben doch in unseren täglichen Umständen offenbaren. Das lesen wir zum Beispiel in Johannes 3,14.15: „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe.“ Kurz vor dem Einzug in das verheißene Land mussten die Israeliten durch diese ernste Prüfung mit den Schlangen gehen. Der Herr Jesus verbindet gerade diese Wüstenerfahrungen mit dem ewigen Leben. Das ewige Leben hat nicht nur eine Bedeutung für den Augenblick, wenn wir aus dieser Welt in die Ewigkeit gehen, sondern es soll schon unser Leben auf der Erde bestimmen. Im ersten Kapitel des Epheserbriefes spricht der Apostel Paulus von den himmlischen Segnungen in der Himmelswelt und stellt dann später fest, wie diese Segnungen ausgelebt werden sollen: in den zwischenmenschlichen Beziehungen und im persönlichen Verhalten (Eph 4), in der Ehe (Eph 5), zwischen Eltern und Kindern (Eph 6) sowie Arbeitgebern und Arbeitnehmern (Eph 6).

Obwohl das ewige Leben unsere Segnung in den himmlischen Örtern ausmacht, so wird ihre Bedeutung doch besonders deutlich in Verbindung mit dem täglichen Leben, sprich mit den Umständen in der Wüste. Nicht nur in Verbindung mit dem Land Kanaan (den „himmlischen Örtern“) begegnet uns das ewige Leben, sondern auch in Verbindung mit der Wüste (unseren täglichen Umständen). Das sehen wir nicht nur in der Begebenheit mit der ehernen Schlange (Joh 3), sondern auch bei der Begegnung des Herrn Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4,5-16), wo Er ihr eine Quelle zeigt, die ins ewige Leben quillt. Dieser Brunnen steht in der „Wüste“, und wir trinken aus dieser Quelle, während wir mit beiden Beinen in dieser Welt stehen. Oder denken wir an das wahre Lebensbrot (Manna) in Johannes 6: Das Manna ist unsere Speise in dieser Welt, und auch dieses Lebensbrot wird mit dem ewigen Leben verbunden. Auch die Schafe in Johannes 10, denen ewiges Leben geschenkt wird, befinden sich hier auf der Erde in Wüstenumständen, wo sie durch den guten Hirten bewahrt werden. Wir sehen also, dass die Beschäftigung mit dem ewigen Leben einen sehr lebensnahen Bezug hat.

In all diesen Schriftabschnitten geht es nicht so sehr um unsere Stellung – dass wir ewiges Leben bekommen, wenn wir an den Herrn Jesus glauben, und dass wir aus seiner Quelle trinken, von dem wahren Manna essen oder bewahrt bleiben –, sondern es geht vielmehr darum, dass wir diese Stellung, in die wir bereits versetzt sind, in unserem Leben verwirklichen. Es geht darum, dass uns bewusst wird, dass wir ewiges Leben haben, und dass wir uns daran erfreuen und es genießen. Doch um die Freude und den Genuss zu erfahren, muss zunächst das Fleisch (die sündige Natur in uns) im Blick auf das Kreuz des Herrn verurteilt werden: zuerst bei der Bekehrung und später immer dann, wenn unsere sündige Natur in unserem Leben wieder die Oberhand gewonnen hat.

Bevor Nikodemus bereit ist, von dem „Himmlischen“ (Joh 3,12) zu hören, erklärt der Herr Jesus ihm zuerst, dass er von neuem geboren werden müsse (Joh 3,3.5.7). Die neue Geburt zählt Er offensichtlich noch zu dem „Irdischen“, und dennoch ist sie ein Türöffner, damit Nikodemus und wir mit ihm danach von dem „Himmlischen“ hören können. Bevor Nikodemus das „Himmlische“ vorgestellt bekommt, nämlich das ewige Leben, muss er also die Belehrungen der ehernen Schlange gut verstehen; dazu sind die Wüstenerfahrungen unumgänglich. Er muss verstehen, dass auch er als Lehrer Israels „von der Schlange gebissen“ wurde, und anerkennen, dass die Sünde in ihm wohnt.

Auch wir müssen zweierlei lernen:

  1. Wir alle wurden „von der Schlange gebissen“, und „das Fleisch nützt nichts“ (Joh 6,63).
  2. Wir müssen auf Christus sehen, der, wie einst die Schlange in der Wüste, auf das Kreuz erhöht wurde.

Damals musste die Schlange als der Ursprung allen Übels (als Urheber der Sünde im Paradies; als Urheber der Not, sowohl des Murrens als auch der giftigen Schlangenbisse, im Wüstenlager der Israeliten) in Form der ehernen Schlange erhöht werden. Es war das Vorbild davon, dass Christus am Kreuz „für uns zur Sünde gemacht [wurde], damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“ (2Kor 5,21).

Die Wüste entspricht bei uns den irdischen Umständen des täglichen Lebens. Sie lehrt uns, was der Charakter der Welt ist, was in unserem eigenen Herzen ist und was Gott für uns in den Umständen des Lebens ist (5Mo 8,2). Gerade durch die Erfahrungen der Wüste lernen wir, was das Fleisch, unsere sündige Natur, wirklich ist. Bevor wir nicht Erfahrungen mit uns selbst in den täglichen Umständen des christlichen Lebens gemacht haben und Ungeduld, Zorn, Verzweiflung, Angst, Neid, Murren usw. kennengelernt haben, können wir das Fleisch kaum richtig verurteilen. Daher finden wir die eherne Schlange auch erst am Ende der Wüstenwanderung des Volkes. Erst wenn wir gelernt haben, uns selbst zu verurteilen, von uns selbst nichts mehr zu erwarten und nur noch auf Christus zu schauen und alles von Ihm zu erwarten, werden wir das ewige Leben erfahren können, denn Er ist das ewige Leben, und in Ihm besitzen wir es. Dann werden wir auch die Brunnen aus 4. Mose 21,10-20 kennenlernen, die auf die Prüfung mit der ehernen Schlange folgten. Diese Brunnen sind ein Bild des Heiligen Geistes, der in uns eine Quelle wird, die ins ewige Leben quillt (Joh 4,14; vgl. Joh 7,38.39). Wir sehen in diesem Abschnitt, wie die Wüstenwanderung für das Volk zu Ende ist und sie in das Land Moab kommen.

Der Jordan, der Todesfluss, ist ein Bild für das, was wir durchschreiten müssen, um die himmlischen Segnungen in Besitz zu nehmen. Es ist die praktische Verwirklichung der Tatsache, dass wir mit Christus gestorben sind. Alles, was zu der Seite diesseits des Todes gehört, wird zurückgelassen: die Welt, das Fleisch und die irdischen Dinge. Auf der anderen Seite des Todes befinden wir uns als solche, die mit Christus auferweckt sind.

Im fünften Buch Mose unterrichtet Mose das Volk über das Land, das sie in Besitz nehmen sollten. Im Vorbild sehen wir in Mose den Herrn Jesus, der uns über unser himmlisches Teil unterrichten möchte.

Einteilung von 5. Mose

Teil 1 
Rückblick auf die Geschichte des Volkes in der Wüste (5Mo 1–11)
    1. Historischer Rückblick (5Mo 1–4,43)
    2. Die Zehn Gebote (5Mo 4,44–5,21):
        Grundlage für die Beziehung zu Gott im Land
    3. Die Notwendigkeit eines Mittlers (5Mo 5,22-33)
    4. Vorausblick auf das Land (5Mo 6–11)
        a) 5. Mose 6
        b) 5. Mose 7
        c) 5. Mose 8
        d) 5. Mose 9,1–10,11
        e) 5. Mose 10,12–11,32
Teil 2
Die Gebote, die im Land gelten, und die Folgen bei Nichteinhaltung (5Mo 12–29)
Teil 3
Gottes Souveränität und Gnade nach dem totalen Versagen des Volkes (5Mo 30–34)

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