Gedanken über Anbetung (2)
Kennzeichen der Anbetung

aus dem Französischen

© SoundWords, online seit: 17.10.2009, aktualisiert: 14.07.2022

Leitverse: Johannes 4,23.24; Hebräer 10,19-22; Römer 15,6; 1. Petrus 2,5

Die „wahren Anbeter“ sind dazu berufen, „in Geist und Wahrheit“ anzubeten, denn Gott ist Geist, und diejenigen, die Ihn anbeten, müssen Ihn nach seinen Gedanken anbeten (vgl. Phil 3,3).

„Im Geist und in der Wahrheit“ anbeten

Joh 4,23.24: Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn ach der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.

Phil 3,3: Denn wir sind die Beschneidung, die wir durch den Geist Gottes dienen und uns Christi Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen.

Wahre Anbetung ist kein irdischer, formaler Gottesdienst, der durch das Gesetz geprägt und bestimmt wird. Der jüdische Gottesdienst ist zu Ende (Heb 7,12.18.19; 8,13). Die christliche Anbetung muss von den Schriften des Neuen Testaments geleitet sein; sie entspricht dem, was Gott ist; sie setzt also voraus, dass Gott sich völlig offenbart hat.

Im Geist anbeten

Der Gottesdienst Israels war bis ins Kleinste geregelt; der Mensch konnte das bringen, was der Erdboden an Bestem und Edelstem hervorbrachte. Aber darin gab es nichts Geistliches; es handelte sich um einen Gottesdienst eines irdischen Volkes, dargebracht einem Gott, der sich noch nicht völlig offenbart hatte.

Am Kreuz hat Gott dem Menschen in Adam ein Ende bereitet. Diejenigen, die von neuem geboren sind und an den Herrn Jesus glauben, sind mit Christus gestorben (Röm 6,8). Durch die Neugeburt haben sie das neue Leben erhalten, das das Wort Gottes „Geist“ nennt: „Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist" (Joh 3,6; vgl. Röm 8,16). Das bedeutet, dass ein Ungläubiger, der die neue Natur nicht erhalten hat, nicht „im Geist“ anbeten kann so wie der neue Mensch, der im Einklang ist mit dem, was Gott ist. Doch selbst Gläubige können ungeistlich sein. So konnte der Apostel Paulus zum Beispiel zu den Korinthern „nicht reden als zu Geistlichen“, denn sie waren fleischlich (1Kor 3,1.2). Obwohl sie von neuem geboren waren und seit ihrer Bekehrung das neue Leben besaßen, lebten und dachten sie auf fleischliche Art. Anstatt sich dem Heiligen Geist, den sie doch erhalten hatten, unterzuordnen, ließen sie sich von menschlichen Prinzipien leiten. Der Heilige Geist, der im Gläubigen wohnt (Eph 2,22), ist die göttliche Kraft, die den Gläubigen befähigt, „in Neuheit des Lebens zu wandeln“ (Röm 6,4). Die Anbetung solcher muss geistlich sein; dies ist eine moralische Notwendigkeit, von der man nicht entbunden werden kann. Der Herr sagt es in Johannes 4,24 deutlich, dass der Heilige Geist die Kraft jeder wahren christlichen Anbetung ist.

Es gibt keinerlei Form, keine vorgeschriebene Zeremonie für unsere Anbetung; das Neue Testament gibt keinerlei Vorschriften für den Ablauf eines Gottesdienstes, so wie er bei den Israeliten bis ins kleinste Detail vorgeschrieben war. Im Wort Gottes werden uns weder das Gebet des Herrn noch seine Dankesworte bei der Einführung des Abendmahls weitergegeben; auch kein einziges Lied, das in den Tagen der Apostel gesungen wurde, ist im Wort Gottes aufgeschrieben worden. Würden wir bei der christlichen Anbetung zu alttestamentlichen Formen zurückkehren, ginge damit der Charakter der christlichen Anbetung verloren, das heißt der Anbetung durch den Heiligen Geist (Phil 3,3). 

Im Geist anzubeten, bedeutet anzubeten nach der wahren Natur Gottes und in der Kraft der Gemeinschaft, die der Heilige Geist gibt. Die geistliche Anbetung steht also im Gegensatz zu jeglicher zeremoniellen Form und aller Religiosität, die das Fleisch zu erfinden fähig ist. Gott in Wahrheit anzubeten, bedeutet, Ihn anbeten nach dem, was Er selbst offenbart hat. (J.N. Darby)

In Wahrheit anbeten

Die Anbetung soll nicht nur „im Geist“ geschehen, sondern auch in „Wahrheit“. Die Wahrheit ist das, was Gott von sich selbst offenbart hat; es ist der Sohn, der Gott offenbart hat. Pilatus wusste nicht, dass derjenige, der mit Dornen gekrönt vor ihm stand, die Wahrheit ist! Er fragte: „Was ist Wahrheit?“ Jesus war dazu „in die Welt gekommen, dass er der Wahrheit Zeugnis gebe“ (Joh 18,37.38); Er war [und ist es immer noch] „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6).

Der Gottesdienst in Israel basierte auf dem, was Gott den Israeliten offenbart hatte; in gewissem Sinn war er deshalb auch schon „in Wahrheit“. Aber jetzt hat Gott sich völlig offenbart: „Er ist offenbart worden im Fleisch“ (1Tim 3,16). Und wir alle, die geglaubt haben, kennen Ihn: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen“ (1Joh 5,20). Durch die Neugeburt sind wir „Teilhaber der göttlichen Natur“ geworden (2Pet 1,4), durch die wir Gott kennen können. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, bewirkt durch dieses neue Leben die direkte Verbindung mit Gott in uns. Wenn der Apostel Johannes sich in seinem Brief an die „Kinder“ in Christus, an die jungen Gläubigen, wendet, sagt er ihnen: „Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles. Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht wisst, sondern weil ihr sie wisst“ (1Joh 2,20.21). Ohne Zweifel gibt es ein Wachstum in der Erkenntnis der Wahrheit. Aber der Heilige Geist wirkt im Gläubigen, um ihn in die „ganze Wahrheit“ zu führen (Joh 16,13).

Der wahre Ort der Anbetung 

Joh 4,19-24: Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse. Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an und wisst nicht, was; wir beten an und wissen, was; denn das Heil ist aus den Juden. Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.

Heb 10,19-22: Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch, und einen großen Priester haben über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.

Unter dem Gesetz war Jerusalem der Ort der Anbetung, der von Gott ausdrücklich dazu bestimmt wurde. David lernte dies, als der Ewige sein Opfer annahm, das er auf der Tenne Ornans dargebracht hatte (1Chr 21,28). Salomo, der die Wahl Gottes in Bezug auf den Ort der Anbetung kannte, begann, den Tempel auf dem von David vorbereiteten Platz zu bauen, und Gott gab ihm darauf die Zusicherung, dass er gut gehandelt hatte und sein Name auf ewig dort wohnen würde (2Chr 3,1; 7,16).

Die Samariterin, die sich auf die Beziehung zu dem Gott Jakobs berief, kannte die Vorschriften der Heiligen Schrift nicht. Sie berief sich auf das, was ihre Väter während Jahrhunderten praktiziert hatten, als der Tempel auf dem Berg Garizim das Zentrum der Anbetung der Samaritaner gewesen war. Dennoch konnte solch eine Anbetung Gott nicht angenehm sein. Deshalb erklärt der Herr Jesus ihr: „Ihr betet an und wisst nicht, was; wir beten an und wissen was; denn das Heil ist aus den Juden“ (Joh 4,22). Diese Worte widerlegen den Anspruch dieser Frau. Seine eigene Meinung zu haben über etwas, über das Gott seine Gedanken mitgeteilt hat, ist gefährlich. Unsere Aufgabe ist es, unsere Gedanken den Gedanken Gottes unterzuordnen. Jesus spricht nicht mehr von Jerusalem, sondern zeigt jetzt etwas Neues. Der Sohn Gottes ist auf die Welt gekommen, „der offenbart worden ist im Fleisch“ (1Tim 3,16); „der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18).

Wir befinden uns nicht mehr auf jüdischem Boden. Wir besitzen kein irdisches Heiligtum mehr (Heb 9,1), das nach göttlicher Anweisung gebaut worden wäre. Der Herr sagte der Samariterin: „Es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet“ (Joh 4,21). Unser Ort der Anbetung ist die unmittelbare Gegenwart Gottes; der Ort, zu dem wir eingeladen sind einzutreten, ist das Allerheiligste, wovon die Stiftshütte in der Wüste ein Typus war. Christus ist dort als Vorläufer eingegangen (Heb 6,20): Wir haben „Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“ (Heb 10,19); nur dort können wir Gott unsere Anbetung bringen. Wir verstehen nun, dass wir keinen irdischen Ort der Anbetung haben. Obwohl wir noch Pilger und Fremdlinge in dieser Welt sind, können wir durch Jesu Blut in das Allerheiligste eintreten, „auf dem neuen, lebendigen Weg … durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch“ (Heb 10,20). Alle Gläubigen haben dasselbe Vorrecht, in das Allerheiligste einzutreten: als Anbeter.

Gemeinsame Anbetung

Joh 11,51.52: Dies aber sagte er nicht von sich selbst aus, sondern da er jenes Jahr Hoherpriester war, weissagte er, dass Jesus für die Nation sterben sollte; und nicht für die Nation allein, sondern damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte.

Röm 15,5.6: Gott … aber gebe euch,  gleich gesinnt zu sein untereinander …, damit ihr einmütig mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht.

Ohne Zweifel kann jeder gläubige Christ Gott als Einzelner dienen und Ihn anbeten, aber wahre Anbetung erfordert die Zusammenkunft einer gewissen Anzahl von Gläubigen. Wir können das Werk des Herrn Jesus und die Liebe des Vaters nicht betrachten, ohne Ihm gemeinsam mit anderen Kindern Gottes Dank und Lob zu bringen. Der Herr ist am Kreuz gestorben, um „die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln“ (Joh 11,52). Der Heilige Geist hat alle Gläubigen „zu einem Leib getauft“ (1Kor 12,13). Die Anbetung ist also grundsätzlich eine gemeinsame Handlung. Die Segnung, in die die wahren Anbeter eingeführt sind, ist ein gemeinsames Teil. Jeder empfindet Freude, die mit den Segnungen verbunden ist, die seine Brüder empfangen. Vereint im selben Lobpreis sind die Herzen auf das Haupt der himmlischen Familie gerichtet, auf Ihn, der gesagt hat: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun; inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen“ (Heb 2,12).

Der Herr allein hat unter den Seinen die Autorität. Er übt sie aus durch den Heiligen Geist, der in der Versammlung wohnt. Was den Ablauf der Anbetungsstunde betrifft, so gibt es keine vorher festgelegte Ordnung für den Ablauf; der Herr hat die Freiheit, den zu gebrauchen, den Er will.

Welch ein schönes Bild der gemeinsamen Freude, die wir empfinden, wenn wir, mit dem Herrn Jesus in unserer Mitte, unter Gottes Augen vereint sind, um uns an unseren anbetungswürdigen Herrn zu erinnern und uns von Ihm zu nähren! Alle Gläubigen sind eingeladen, solch eine Versammlung zu verwirklichen. Aber im weiten Raum der Christenheit gleichen nur wenige Versammlungen diesem Bild. Man hat so sehr vergessen, was oder wie wahre Anbetung ist! Der Name Gottes wird in manchen sogenannten Gottesdiensten, wo oft der Mensch wichtiger ist als Gott selbst, verunehrt! (R.B.)

Der Mittelpunkt der Anbetung

Mt 18,20: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.

Heb 2,12: Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun; inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen.

1Pet 2,5: Werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.

Ist wirklich Christus unser alleiniger Mittelpunkt der Anbetung, so dass wir nichts anderes bedürfen, was uns anzieht? Er ist „ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, die der Herr errichtet hat, nicht der Mensch“ (Heb 8,2). Genügt uns Jesu Name, dass wir uns nach der Verheißung der Schrift zu Ihm versammeln (Mt 18,20)? Die Glieder seines Leibes, die Versammlung, diese lebendigen Steine seines Tempels, genügen sie uns, um Ihn anzubeten? Diese Anbetung findet nicht in einem irdischen Heiligtum statt, sondern in den himmlischen Regionen, in Christus. 

Kein Mensch hat die Autorität, um die Versammlung in der Anbetung zu leiten. Beim Dienst am Wort ist das natürlich schon so, aber niemals bei der Anbetung! „Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat …“ (1Kor 12,14). Es ist wahr, dass im Judentum die Priester sich für das Volk Gott näherten, aber nur Aaron hatte die Vormachtstellung über sie. Im Christentum sind alle Gläubigen Priester (1Pet 2,5.9; Off 1,6); nur Christus hat die Vollmacht über sie. Keine einzige Stelle im Neuen Testament zum Thema Anbetung (wie z.B. Eph 2,18; Heb 9; 10; 1Pet 2,4.5) legt den Gedanken nahe, dass es für die Anbetung ein spezielles Amt geben müsse. Christus wurde gepriesen als Mensch zur Rechten Gottes des Vaters, wo Gott Ihn „als Haupt über alles der Versammlung gegeben“ hat (Eph 1,20.22). Wir, die wir tot waren in unseren „Vergehungen und Sünden“, wir wurden „mit dem Christus lebendig gemacht“, und Gott „hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,1-7). Durch Gnade sind wir errettet; deshalb gibt es jetzt keinen Unterschied mehr zwischen den Gläubigen aus den Juden und aus den Nationen. Die Mauer, die durch das Gesetz und die Gebote dazwischenstand, wurde durch das Kreuz beseitigt. Die Feindschaft zwischen Juden und Heiden (Nationen) ist beendet, und durch die Auferstehung Jesus Christi sind beide zu einem neuen Menschen geschaffen; der Friede ist entstanden durch Christus. Er ist das Haupt im Himmel und durch Ihn haben wir und sie den Zugang zum Vater in einem Geist (Eph 2,8.18).

Was für einen kostbaren Mittelpunkt der Anbetung haben wir doch! Wenn die Heiligen ihre Berufung wirklich kennen würden, könnten sie eine andere Grundlage oder einen anderen Ort der Anbetung wünschen als Christus? Er ist die Vollendung des Leibes, Er ist das Leben der Versammlung. Die Glieder sind eins mit Ihm und durch den Heiligen Geist, der jedes Glied zu Christus zieht, auch untereinander verbunden.

In Hebräer 9 und 10 wird uns der Gegensatz zwischen dem Judentum und dem Christentum aufgezeigt; wir benötigen außer Christus niemand, der zwischen uns und Gott vermittelt. Im Judentum unter dem Gesetz war es dem Volk nicht erlaubt, sich Gott zu nähern. Die Priester konnten jederzeit in das Heilige des Tempels eintreten, um für das Volk den Dienst zu verrichten (Heb 9,1.6). Aber diese Priester durften nicht ins Allerheiligste eintreten; ein Vorhang trennte sie von Gott. Nur der Hohepriester durfte einmal im Jahr ins Allerheiligste eintreten. Es war ein System, das das Volk von Gott fernhielt; der Weg ins Allerheiligste war noch nicht offen (3Mo 16; Heb 9,7.8). Die dargebrachten Opfer konnten das Gewissen nicht vollkommen reinigen. Es gab keinen Zugang zu Gott und kein Gewissen war gereinigt. Ein unvollkommener Hohepriester war im Zentrum der Anbetung. Er musste für sich selbst und für das Volk opfern. Aber jetzt, gelobt sei Gott, wissen wir, dass das vollkommene Opfer Jesu die Sünde ein für alle Mal hinweggetan hat, und sein Blut wäscht immerfort die Gewissen rein (Heb 10,12-14). Christus ist durch seinen Tod, seine Auferstehung und Himmelfahrt der offene Weg zum Ort der Anbetung. Der Vorhang ist durch seinen Tod zerrissen; dank seines vergossenen Blutes haben wir „Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum“ und finden in Ihm unseren großen Hohenpriester. Er ist der vollkommene Mittelpunkt unserer Anbetung und in Ihm haben wir völlige Genüge für unsere Anbetung; durch Ihn nähern wir uns ohne Furcht Gott (Heb 10,19-22).

Christus ist der lebendige Eckstein des Baues, in den wir eingebaut sind. Er wurde von denen verworfen, die im Judentum bauten; aber durch seinen Tod und Auferstehung ist Er das Fundament geworden. Er, der Eckstein des Hauses, ist in den Himmel gestiegen, um so den Himmel und die Erde zu vereinen. Wir kommen zu Ihm „als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar“, und wir werden „selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Opfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (1Pet 2,4.5).

Finden wir in diesem Abschnitt etwa ein spezielles Priesteramt? Zuerst finden wir das Bild des Leibes, der mit dem Haupt verbunden ist. Das ist die Versammlung; Christus als Haupt des Leibes ist als Zentrum der Anbetung vollkommen genügend. Zweitens finden wir das Bild eines großen Hohenpriesters inmitten einer Familie von Priestern, die sich alle auf der gleichen Ebene befinden und die sich alle auf derselben Grundlage Gott nähern dürfen, nämlich durch das Blut Jesu. Drittens gibt es das Bild eines Baues, in dem Christus das Fundament und der Eckstein ist und in dem alle lebendigen Steine sowie Himmel und Erde vereint sind. Seitdem der Vorhang, der die Priester von Gott trennte, zerrissen ist, beten der wahre Aaron und seine Söhne (Christus und die Gläubigen) im Heiligtum an und opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus.

Betrachten wir Christus in seinen verschiedenen Eigenschaften. Wir sehen Ihn als auferstandenen und in den Himmel gefahrenen Menschen, den Gott gesetzt hat „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen“ (Eph 1,21). Gott „hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung geben, die sein Leib ist“ (Eph 1,22). Christus ist der Mensch nach dem Ratschluss Gottes, ausgesondert von Ewigkeit her, vor der Erschaffung der Welt (Spr 8,23). Er wurde zur festgesetzten Zeit in diese Welt geboren. In Ihm hat Gott „uns kundgetan das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist – in ihm“ (Eph 1,9.10). In dieser Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches wird der ganze Himmel um Ihn versammelt sein, um auszurufen: „Würdig ist das Lamm!“ (Off 5,12). Ebenso wird es auf der ganzen Erde sein, denn der Herr wird König sein und Israel wird der Mittelpunkt dieses Königreiches sein (Sach 14,9.16.17).

Sind wir eingetreten in den Gedanken des Planes Gottes, so wie er uns in Bezug auf Christus offenbart ist? Wenn es der Ratschluss Gottes ist, Christus als Haupt über alles im Himmel und auf der Erde einzusetzen, so hat Gott Ihn im Himmel schon jetzt eingesetzt als „Haupt über alles der Versammlung, die sein Leib ist“ (Eph 1,22.23); jetzt ist es der Platz jedes Gläubigen, Glied an seinem Leib zu sein, von Ihm, der das Haupt ist. Der Gläubige wird zu Ihm, dem Haupt, hingezogen und findet in Ihm den Ursprung, „aus dem der ganze Leib, durch die Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengefügt, das Wachstum Gottes wächst“ (Kol 2,19).

Betrachten wir Ihn auch als den Sohn des lebendigen Gottes: Er ist der Grundstein und der Eckstein des geistlichen Hauses Gottes, das von den Pforten des Hades nicht überwältigt werden kann. In Matthäus 16,18 sagt Jesus: „Auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ Wer ist diese wunderbare Person? Er ist „die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens“ (Heb 3,1); Er ist der, den die Engel anbeteten, als Er in die Welt kam. Von Ihm wurde gesagt: „Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände. Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht vergehen“ (Heb 1,3.6.10-12). Ja, vor Grundlegung der Welt, von Ewigkeit her war Er da. Der Apostel konnte bei solch einer Person gut Zuflucht finden, wenn die Kirche äußerlich zerfiel: „Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt, die sein sind“ (2Tim 2,19).

Er ist „der Apostel und Hohepriester unseres Bekenntnisses“ (Heb 3,1). In 2. Mose 28 ist der Hohepriester, der mit herrlichen und schönen Kleidern angetan war, nur ein schwaches Abbild dessen, der „sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln“. Angetan mit Kleidern der Gerechtigkeit und des Heils, trägt Er die Seinen auf seinen starken Schultern und auf seinem Herzen voll Liebe. Er ist der „Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, die der Herr errichtet hat, nicht der Mensch“ (Heb 8,1.2).

Ist Er wirklich das Fundament und der Mittelpunkt unserer Anbetung? Sind wir uns bewusst, dass, wenn wir zum Namen des Herrn Jesus versammelt sind, Er allein der Mittelpunkt der Versammlung ist und das Band, das alle Glieder am Leib verbinden kann (Mt 18,20)? Wir sind in Liebe verbunden mit allen anderen Gliedern dieses einen Leibes: „Da ist ein Leib und ein Geist“ (Eph 4,4). Wir haben in unserer Mitte den, der das Haupt des Leibes ist, und wir sind [beim Abendmahl] unter den Blicken des Vaters versammelt, in Gegenwart der Zeichen des Todes unseres Herrn und Retters. Indem wir daran teilnehmen, erinnern wir uns an Ihn und verkündigen wir seinen Tod, bis dass Er kommt (1Kor 11,26). Mit Liedern und Danksagung begleiten wir unseren Gottesdienst, aber das Abendmahl – als Ausdruck dessen, was das fundamentale Zentrum ist – ist der Grund unseres Lobes. Jeder Anbeter erinnert sich dessen, was in den Augen Gottes das Kostbarste ist: nämlich der Tod seines geliebten Sohnes.

Ist es unser Wunsch, Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus „ein Opfer des Lobes, das ist die Frucht der Lippen“ (Heb 13,15), darzubringen, sowohl in unseren Häusern als auch in unseren Versammlungen, wenn wir zum Tisch des Herrn versammelt sind? Dann werden wir einen Vorgeschmack dessen erhalten, woran wir uns in der zukünftigen Herrlichkeit der Vollendung erfreuen dürfen. Hier auf der Erde beginnt der ewige Lobgesang derjenigen, die der Herr erkauft hat.

Vorheriger Teil Nächster Teil


Originaltitel: „Pensées sur l’adoration (2)“
Mit freundlicher Genehmigung: http://www.bible-notes.org

Übersetzung: H. Seitzinger

Weitere Artikel des Autors aus dem Französischen (1)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen