Keine Zeit für Gott?
Stell dir vor, dass Gott keine Zeit für dich hat!

Helmut Blatt

© H. Blatt, online seit: 05.12.2008, aktualisiert: 02.05.2022

Leitverse: Epheser 5,15.16

Eph 5,15.16: Gebt nun acht, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse.

„Was wäre, wenn Gott heute keine Zeit hätte, uns zu segnen, weil wir gestern keine Zeit hatten, Ihn zu suchen und Ihm zu danken?“

Zunehmend stellt sich in manchen Gemeinden eine Lauheit und Trägheit ein, die einen erschrecken lässt.

Die lockeren Sprüche wie „Fußball ist die schönste Nebensache der Welt“ ist für sportbegeisterte Christen wohl nicht mehr zutreffend. In der Wahl zwischen geistlicher Erneuerung einerseits und medialen Events wie Europameisterschaft, Olympiade, Krimis oder privaten Feiern andererseits führt die Attraktivität Gottes und seines Wortes oft ein stiefmütterliches Dasein.

Bei dem Besuch der Bibelabende und des Gottesdienstes am Sonntagvormittag ist man versucht zu denken, dass die Veranstaltungen wohl in zwei Gemeinden stattfinden. Abends kommt etwa ein Drittel bis knapp die Hälfte der Gemeindeglieder wie am Sonntag.

Nun kann man sich natürlich sagen: Schön, dass sie am Sonntag zum Gottesdienst kommen. Man kann sich aber auch fragen, weshalb die Einladung Gottes am Abend zugunsten von Krimis, Sportveranstaltungen oder Geburtstagsfeiern ausgeschlagen wird. Ich empfinde solches Verhalten als eine schallende Ohrfeige für Jesus.

Nicht selten klagen ja die gleichen Leute, die solchen Veranstaltungen fernbleiben, darüber, dass sie keine feste Kost mehr in den Predigten hören, und haben auch sonst an der Gemeinde, den Ältesten etc. nicht weniges auszusetzen.

Wenn dann noch am Sonntagmorgen Lieder gesungen werden wie „Wir versammeln uns zu dir, o großer Gott“ oder das Lobpreisteam, das an den Abenden komplett durch Abwesenheit glänzte, die Gemeinde in die Anbetung Gottes führen will, dann frage ich mich schon, welche Anbetung Gottes hier praktiziert wird. Ganz zu schweigen von der Entmutigung ihrer Geschwister durch ihr Fernbleiben.

Ich stelle mir ab und zu den Teufel vor, wie er sich ins Fäustchen lacht, wenn er unseren „Einsatz“ für Gott sieht, unsere Lieder und Gebete im Kontext unseres Lebens hört. Die meisten aktiven Sportler in einem Verein oder Klub stellen solch ein flaches Engagement weit in den Schatten.

Ich frage mich natürlich, warum das so ist. Liegt es an mir? Das ist eine der bohrenden Fragen, die mich nicht erst seit gestern umtreiben möchte. Nur zu sehr leide ich in Teilbereichen unter mangelnder Vollmacht und bin mir zutiefst meiner Unwürdigkeit bewusst, Gottes Wort überhaupt in meinen Mund zu nehmen.

Wenn ich an Gottes Heiligkeit und seine Liebe denke, die sich in Jesus kristallisierte, dann sehe ich, was Gott es sich kosten ließ, um mir nahezukommen. Er hat kein Opfer gescheut! Er riss sich seinen Sohn vom Herzen – die wohl unbegreiflichste Tat Gottes –, um uns widerspenstige und verlotterte Sünder zu retten.

Und was machen wir? Wir leben ein Christsein nach Lust und Laune. Wir klagen, jammern, stöhnen über Menschen, die uns querliegen. Verzärtelt, verwöhnt und um uns selbst kreisend rennen wir bei jedem Zipperlein zum Arzt, anstatt uns mal zu fragen, ob nicht Gott auch durch manche Krankheit zu uns reden möchte (2. Chronika 16,12 lässt grüßen).

Wenn es mal gilt, wirklich ein kleines Opfer für Gott zu bringen, um seine Gemeinde voranzubringen, dann überlegen wir und wägen ab: Ist es denn wirklich heute Abend nötig, den bequemen Fernsehsessel, das spannende Buch oder die Geburtstagsfeier zu verlassen? – Wir sind in unserem satten, bequemen Westen nicht selten eine Schande für den Namen Jesu.

Angesichts solcher „Hingabe“ für Jesu Sache kommen mir manche Gemeindeaufbauprogramme wie ein Hohn vor. Werden wir weiterhin diesen leidenschaftslosen Lebensstil praktizieren, dann wird uns das Beschäftigungsprogramm des Teufels überrennen und die sündigen Begierden werden uns verzehren und jegliche Kraft nehmen. Nach wie vor sind unsere Sünden der größte Krafträuber. Würden wir solch einen Einsatz unserem Chef im Betrieb anbieten, den wir Jesus anbieten, könnten wir uns irgendwann die Papiere abholen.

Dass Jesus immer noch zu uns steht, auf uns wartet und uns nicht den Laufpass gibt, zeichnet IHN desto mehr aus. Aber wollen wir in dieser Halbheit weiterleben? Wollen wir weiterhin mit unserer Lauheit dem Teufel ein Fest bereiten? Manchmal, so grüble ich, kann der Teufel ruhig in Urlaub gehen, weil wir zu harmlosen Spaziergängern degeneriert sind.

Die einzige Kampfesaktion mancher Geschwister besteht darin, sich in der Gemeinde mit anderen zu bekriegen und sie lahmzulegen.

Woher das alles kommt?

  1. Ich denke, der Hunger nach Gott ist uns verlorengegangen. Wir müssen uns den geistlichen Magen mit anderen Speisen verdorben haben.
  2. Der Horizont der Ewigkeit ist uns aus dem Blickfeld geraten. Es geht in diesem Leben um nicht weniger als um Himmel oder Hölle.
  3. Uns geht es oft darum: „Was tut mir gut? Was bringt mir die Gemeinde?“, anstatt: „Was tut dem Nächsten gut? Wie kann ich die Gemeinde voranbringen?“

Deshalb kann der Teufel in uns und der Gemeinde Jesu Schlüsselpositionen besetzen. Er wird uns alles vom Leib halten, was uns wieder in Gottes Nähe führen könnte. Nicht selten benutzt er dabei unsere Arbeit für „Gott“. Dabei wäre alles so einfach:

Wir müssten nur unseren Bankrott erklären und endlich aufhören, die Schuld bei anderen zu suchen. Treffend sagt die Schrift: „Was beklagt sich der lebende Mensch? Über seine Sünden beklage sich der Mann!“ (Klgl 3,39).

Überlegt doch, ob Ihr diese Erfahrungen und Gedanken nicht einfach mal im Herzen vor Gott bewegen solltet. Und dankt Gott jeden Tag dafür, wenn ihr eine Gemeinde habt, die für Jesus und seine Sache brennt.

Ich habe in diesen Zeilen manches sehr ungeschützt gesagt und einmal bewusst darauf verzichtet, ständig auch noch zu betonen, dass es ja nicht überall so ist und wir auch für vieles dankbar sein können. Ich hoffe, das wissen wir alle!


Dieser Text wurde dem Info- und Gebetsbrief vom Dezember 2008 entnommen
www.helmutblatt.de


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