Das Brandopfer – Eine Anleitung für unsere Anbetung (2)
Der Opfernde und die Priester

Dirk Schürmann

© SoundWords, online seit: 16.04.2008, aktualisiert: 29.11.2023

Leitverse: 3. Mose 1

F. Der Opfernde

1. Die Person des Opfernden

Jetzt kommt die Frage auf: Wer ist der Opfernde? Wenn wir an den vorbildlichen Charakter denken, dann müssen wir sagen, dass wir hier mehrere Aspekte sehen können:

  1. Einerseits können wir Gott gar nichts opfern, denn wir haben nichts, was wir bringen könnten. Der Einzige, der ein Gott wohlgefälliges Opfer bringen konnte, war der Herr Jesus. Und so heißt es auch von Christus in Hebräer 9,14, dass Er „durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat“. Damit ist gemeint: Er stellte sich Gott als Opfer zur Verfügung. Christus ist also in diesem Sinn sowohl der Opfernde als auch das Opfer.

  2. Aber auf der anderen Seite sind auch wir dazu berufen, unsere Leiber als Schlachtopfer Gott darzustellen. So werden wir in Epheser 5,2 ermahnt: „Wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.“ Das heißt also: Das, was Christus getan hat, sollen auch wir tun. So wie Er sich Gott zu einem Schlachtopfer dargebracht hat, so tun auch wir, wenn wir in Liebe wandeln.

  3. Dann aber können wir natürlich auch das Volk Gottes in unseren Tagen betrachten und jeden von diesem Volk sehen, der erlöst ist, der befreit ist, der Gott etwas bringen möchte. Zu diesem sagt Gott, wie und womit er kommen kann und was Ihm angenehm ist. Das gilt eigentlich allgemein für alle Opfer. Wenn wir also zu Gott kommen und Ihm etwas geben möchten, dann sagt uns Gott auch, was wir Ihm bringen können, nämlich etwas, was zu Ihm aufsteigt. Dieses Opfer ist natürlich wieder Christus – das, was wir von Ihm an Herrlichkeit gesehen haben in dem Opfer, das Er nach Hebräer 9,14 selbst gebracht hat. Diese subjektive Seite haben wir hier wohl in erster Linie vor uns. Das beweist zum Beispiel die Tatsache, dass bei dem Opfer der Taube etwas hinweggetan werden musste. Das jedoch konnte bei dem Herrn Jesus nicht sein.

2. Die Tätigkeiten des Opfernden

Seine Opfergabe darbringen

Der Opfernde konnte nicht jedes Opfer darbringen – er musste ein männliches Tier ohne Fehl darbringen. Dass diese beiden Eigenschaften gewährleistet sein mussten, bedeutete: Der Opfernde musste sich mit dem, was er bringen wollte, beschäftigen. Er musste zu Hause auswählen, dann erst konnte er an den Eingang des Zeltes kommen und Gott sein Opfer anbieten.

In 3. Mose 1,5 ist vom Rind die Rede. Im Hebräischen heißt es eigentlich „der Sohn der Rinderherde“ statt „das junge Rind“, wie es bei uns übersetzt ist. Das deutet an, dass es der beste Stier der Herde sein sollte. Das hat für uns zwei Bedeutungen. Die objektive Bedeutung: Der Herr Jesus war der Beste von allen. Etwas Höheres, etwas Besseres als Ihn gab und gibt es nicht. Andererseits bedeutet es, dass der Opfernde es sich etwas kosten lassen sollte, diese Brandopfer zu bringen. So ist es auch in dem subjektiven Sinn heute bei uns: Wir müssen Zeit im Gebet verbringen. Wir müssen Zeit und Mühe investieren, um uns mit Ihm zu beschäftigen und die Kostbarkeit seines Werkes zu erkennen, und dann Anbetung bringen. So müssen wir uns jede Woche neu mit dem Herrn Jesus beschäftigen, um immer neue Herrlichkeiten in Ihm zu entdecken, die wir dem Vater in Anbetung bringen können.

An den Eingang des Zeltes kommen

Diese Opfer mussten an dem Eingang des Zeltes der Zusammenkunft dargebracht werden. Das deutet darauf hin, dass an dem Ort, wo man zusammenkam und mit dem HERRN zusammentraf, die Opfer dargebracht wurden. Dort stellte man dem HERRN die Opfer zur Verfügung, so wie auch der Herr Jesus sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat. Er hat sich Gott dargebracht; Er hat sich Ihm zur Verfügung gestellt. – Die Anbetung geschieht auch heute in höchstem Maße am Tisch des Herrn (im Vorbild der Altar; s. 1Kor 10), wenn wir dort mit unseren Mitgeschwistern zusammenkommen, um gemeinsam mit ihnen in der Gegenwart des Herrn Gott Anbetung zu bringen.

Seine Hand auf den Kopf des Opfers legen

Indem der Opfernde die Hand auf den Kopf des Opfertieres legte, durfte er sich dann einsmachen mit dem Opfer, das zum lieblichen Geruch für Gott sein würde. Dieses Opfer würde diese Wohlgefälligkeit vor Gott auf ihn übergehen lassen: „Es wird wohlgefällig für ihn sein.“

Weil der Herr Jesus sich als Opfer angeboten (dargebracht) hatte, konnte Gott sagen: „Dieser ist es, an dem ich mein Wohlgefallen gefunden habe.“ Diese Hingabe war eine große Freude für Gott. Deswegen sagt der Herr auch: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse“ (Joh 10,17). Aber wenn wir Ihn, den Christus, vor Gott bringen, dann dürfen wir wissen, dass es auch für uns zum Wohlgefallen ist. Wir dürfen bildlich die Hand auf den Kopf dieses Opfers legen, dürfen uns einsmachen mit diesem Opfer. Denn das Handauflegen bedeutet – wie uns dies zum Beispiel 1. Timotheus 5,22 klarmacht –, dass wir an einer Sache teilhaben und uns damit einsmachen. So werden wir als völlig eins mit diesem Opfer angesehen, wenn wir im Bild die Hand auf den Kopf dieses Opfers legen. Dann sieht Gott uns eins mit diesem Opfer; Er findet die Freude, die Er an diesem Opfer findet, auch an uns; Er sieht die Herrlichkeit, die Er an diesem Opfer sieht, auch an uns; und der Wert dieses Opfers ist auch der Wert, den Gott an uns sieht. Indem wir also die Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, geht die ganze Annehmlichkeit des Opfers auf uns über. Wenn es in 3. Mose 1,4 heißt: „Er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein“, so hat Gott also in gleicher Weise Wohlgefallen am Opfernden wie am Opfer. Verstehen können wir das nur, wenn wir die Lehre des Neuen Testaments über unser „In-Christus“-Sein kennen.

Obwohl es sich hier nicht um das Sündopfer handelt, wird doch gesagt, dass das Opfer Sühnung tut. Die Sühnung bedeutet allerdings hier nicht so sehr die Sühnung für die Sünden so wie beim Sündopfer. Es geht hier nicht um die Tiefe oder die unserer Sünden, sondern es geht mehr um die Herrlichkeit dessen, was an uns getan worden ist. Nicht nur ist alles, was irgendwie von Sünde sprach, zugedeckt – „Sühnung“ kommt von „bedecken“ im Hebräischen –, sondern es ist etwas mit uns geschehen. Wir sind mit Annehmlichkeit bedeckt, mit der Herrlichkeit dieses Opfers. Gott sieht an uns keine Sünde mehr, keine Schwachheit, keine Unvollkommenheit; Er sieht nur noch die Willigkeit und Fähigkeit Christi, den Willen Gottes zu erfüllen, und dass Er dieses auch getan hat. Epheser 1,6 drückt dieses so aus: Wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten. So angenehm wie Er ist, so angenehm sind wir vor Gott. Das hat Er mit uns gemacht, die wir Sünder waren. Der ganze Wert seines Opfers geht auf uns über.

Sühnung bedeutet zweierlei: 

  • Zorn abwenden:
    Das finden wir zum Beispiel in 4. Mose 17, als Aaron mit dem Räucherwerk Sühnung tut für das Volk, oder in 1. Chronika 21, als David auf der Tenne Ornans die Ochsen schlachtet. Wir finden es auch in 1. Mose 32, als Jakob den Zorn Esaus durch ein Geschenk abwendet. Im Zusammenhang mit dieser Begebenheit kommt dieses Wort zum ersten Mal in der Bibel vor.

  • Zufriedenstellen:
    Bei der Begebenheit mit Jakob und Esau sehen wir, dass es aber auch darum geht, jemand etwas zu geben, womit man ihm eine Freude macht, ihn zufriedenstellt, ihm einen Gefallen tut. (Natürlich ging es hier auch darum, dass Jakob sich Esau gegenüber versündigt hatte.)  Sühnung bedeutet also auch zufriedenstellen.

Schlachten

Dann heißt es: „Er soll das junge Rind schlachten vor dem Herrn“ (3Mo 1,5). Hier werden wir daran erinnert, dass der Herr freiwillig selbst sein Leben dargelegt hat. Er hat sein Leben gelassen – dies ist noch eine Handlung des Opfernden. Der Priester hatte nie etwas mit dem Schlachten zu tun. Auch wenn wir „das Brandopfer“ darbringen, denken daran, dass der Herr Jesus sein Leben dargelegt hat und dass Er sterben musste.

Wir haben gesehen, dass der Ausdruck „das junge Rind“ eigentlich „der Sohn der Rinderherde“ bedeutet. Das erinnert uns auch daran, dass es ein Sohn war, der sich dahingab, der Sohn Gottes war, der Sohn des Vaters, der auch als Mensch in solch einer Beziehung zu seinem Gott stand, sich an Ihn wandte mit den Worten „Abba, Vater“. Der Eingeborene aus dem Schoß des Vaters sollte dieses Opfer werden.

Das junge Rind wird geschlachtet vor dem Angesicht des HERRN. Das bedeutet, es sollte im Blick auf Gott geschehen.

Das Geflügel kann nicht zertrennt werden. Hier werden keine inneren Einzelheiten gesehen. Im Bild finden wir hier, dass es Opfernde gibt, die leider nicht in der Lage sind, die inneren Beweggründe Christi, seine Liebe zu seinem Vater und zu uns Menschen, seine Hingabe an seinen Gott, seinen Willen und seine Energie, den Ratschluss Gottes zur Ausführung zu bringen, zu erkennen und die Vollkommenheit dieser Eigenschaften zu schätzen.

Die Haut abziehen

Das Abziehen der Haut redet davon, dass wir erkennen, wie für das Auge des Glaubens der Herr am Kreuz alle seine inneren Beweggründe völlig offenbart hat.

Wenn man das Brandopfer von außen betrachtet, dann wird die Vollkommenheit und Herrlichkeit des Opfers noch nicht deutlich gesehen; dann wird nur gesehen, dass es äußerlich vollkommen und ein männliches Tier war, ein junger Stier. Aber wenn die Haut abgenommen und alles innerlich bloßgelegt wird, alle Teile des Opfers auseinandergenommen werden, dann wird sichtbar, dass jedes Teil des Opfers vollkommen ist.

In Stücke zerlegen

Die Eingeweide sprechen von den Gefühlen, die Brust von seiner Liebe und die Schenkel von der Kraft und Energie, mit der Er bis zum Äußersten voranging, um Gott am Kreuz zu verherrlichen. Das Fett spricht von der vollen Energie des Willens – im guten Sinn das Allerbeste, im schlechten Sinn das Allerschlechteste. Was für eine Energie trieb den Herrn – wie uns die Evangelien und ganz besonders das Johannesevangelium zeigt –, den Willen Gottes auszuführen. Hier werden die Herrlichkeiten in ihren Unterschieden gesehen.

Waschen

Dann lesen wir, dass die Eingeweide und die Schenkel mit Wasser gewaschen werden sollten. Dies sollte nicht geschehen, weil diese Teile schmutzig gewesen wären, sondern das Waschen sollte zeigen, dass die Eingeweide rein waren. Das Waschen mit Wasser ist ein Anwenden des Wortes Gottes in seiner reinigenden Kraft. Auf uns bezogen bedeutet das, dass immer etwas da ist, was weggetan wird. Aber bei dem Herrn Jesus konnte man nichts finden, was unrein gewesen wäre.

Ein reines Tier war dadurch gekennzeichnet, dass es gespaltene Hufen hatte und wiederkäute. Die Hufe stehen mit den Schenkeln in Verbindung und das Wiederkäuen (das mit dem Magen geschieht) mit den Eingeweiden. Die Schenkel sprechen von dem Wandel, die Eingeweide von den inneren Beweggründen. Es kam also darauf an, dass diese beiden Punkte – die Schenkel und die Eingeweide – in Ordnung waren. Der pharisäisch korrekte Wandel mit einem kalten Herzen ist Gott genauso zuwider, wie ein Herz für Ihn und sein Wort zu haben, aber trotzdem im Wandel gleichgültig zu sein. Deswegen werden auch hier wohl die Schenkel und die Eingeweide gewaschen; nicht, um irgendwelchen Schmutz wegzuwaschen, sondern um zu zeigen, dass, was diese Reinheit angeht, alles vollkommen war. Der Herr Jesus konnte sagen: „Ich bin durchaus das, was ich auch zu euch rede“ (Joh 8,25).

Der Kopf ist der Sitz des Verstandes. Der Herr wusste alle Gedanken Gottes vollkommen. „Jesus nun, der alles wusste, was über ihn kommen würde …“ (Joh 18,4). In voller Kenntnis ging Er den Weg des Gehorsams bis zum Kreuz in voller Übereinstimmung mit seinem Vater. Vom Kopf und vom Fett heißt es nicht, dass sie mit Wasser gewaschen werden sollten. Sein Entschluss und die Energie seiner Hingabe an Gott gingen zurück bis in die vergangene Ewigkeit. Dort sagt Er: „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun“  (Heb 10,7).

G. Die Priester

1. Die Person des Priesters

Nun kommt der Dienst der Priester. Die Priester hatten die Fähigkeit, im Heiligtum den Dienst vor Gott zu tun, und wussten, wie man diese Dinge vor Gott zu verrichten hatte. Wenn wir den Dienst der Anbetung darbringen als solche, die ebenfalls Priester sind, dann kommt es auf unsere Fähigkeit an, zu wissen, wie Gott etwas dargebracht haben möchte. Aber es ist doch bezeichnend, dass die Priester nichts zu tun gehabt hätten, wenn nicht vorher der Opfernde überhaupt bereit gewesen wäre, ein Opfer zu bringen. So gehört auch zu einem wahren Dienst der Anbetung sowohl eine Bereitwilligkeit des Herzens als auch die Fähigkeit, es gottgemäß zu tun. Hier geht es nicht um Aaron, den Hohenpriester – ein Bild von dem Herrn Jesus –, sondern es geht um die Priester (die priesterliche Familie), die damals zwar nur aus wenigen des Volkes bestand, heute jedoch aus allen Gläubigen besteht. Hier aber geht es nicht um diese objektive Tatsache, dass wir alle der Stellung vor nach Priester sind. Hier geht es – wie überall in den Bildern des Alten Testamentes – um die subjektive Seite, die praktische Verwirklichung unserer Stellung. Die Priester sind somit ein Bild von solchen, die in praktischer Weise geübt sind, vor Gott den Dienst zu verrichten. So ist es auch heute bei uns. Nicht alle haben in praktischer Weise die Fähigkeit, wirklich priesterlichen Dienst der Anbetung darzubringen. Sie sind nicht in der Lage, das passende Lied vorzuschlagen, ein passendes Gebet zu sprechen, einen passenden Text zu lesen oder im stillen Gebet passende Gedanken zu formulieren. Obwohl sie Priester sind, können viele diesen Dienst nicht ausüben. Und von dieser Praxis berichtet uns das Alte Testament.

Bei den Priestern lesen wir nichts von Handauflegen. Von dem Priester, der hier das Opfer bringt, heißt es auch nicht, dass das Opfer für ihn wohlgefällig ist. Denn für den Priester spielt das keine Rolle. Ein Priester, der gewohnt ist, in der Gegenwart des Heiligtums zu verkehren, ist schon von selbst wohlgefällig. Er ist wohlgefällig geworden in dem Moment, wo er zum Priester geweiht wurde durch die Opfer, die bei seiner Weihung gebracht wurden. Der Priester beschäftigt sich ausschließlich mit dem Opfer selbst. Die Priester sind gewohnt, in geistlichen Dingen zu verkehren, gewohnt, in der Gegenwart Gottes zu sein, können die tiefen Gedanken, die wir in dem Brandopfer finden, in Worte fassen, wo wir manchmal als Opfernde nach Worten suchen. Es gibt unter uns auch Töchter Aarons, die wohl zu der priesterlichen Familie, zur Versammlung, gehören, die aber nicht als Söhne Aarons gewohnt sind, in geistlicher Kraft in das Heiligtum einzugehen. Damit sind übrigens nicht die Schwestern gemeint, die in den Versammlungen schweigen sollen. Sie können, wenn sie sich viel mit dem Herrn und seinem Werk beschäftigt haben, sehr wohl in der Lage sein, Priesterdienst auch praktisch auszuüben. Sie werden nur ihre Worte in der Stille vor Gott bringen. Daneben gibt es auch solche Priestersöhne, die noch zu jung sind, um Priesterdienst ausüben zu können, und es gibt solche, die ein Gebrechen haben. Auch diese können keinen Priesterdienst ausüben.

Wenn wir die Söhne Aarons als „die Priester“ sehen, so sehen wir sie in ihrer eigenen persönlichen Fähigkeit, den Dienst tun; wenn wir sie als Söhne „des Priesters“ sehen, sehen wir sie mehr in ihrer Abhängigkeit von dem Hohenpriester. So können auch wir nur durch Ihn – das heißt durch den Hohenpriester Jesus Christus – Gott Opfer des Lobes darbringen. 

2. Die Tätigkeiten des Priesters

Der Priester hatte andere Aufgaben als der Opfernde. Er war normalerweise mit all jenen Tätigkeiten beschäftigt, die mit dem Altar in Verbindung stehen: das Blut an den Altar sprengen, das Feuer auf dem Altar mit dem Holz zurichten, die Stücke auf den Altar legen und das Ganze auf dem Altar räuchern. Diese Tätigkeiten stehen damit in Verbindung, dass man gewohnheitsmäßig im Heiligtum verkehrt und Kenntnis hat von dem, was mit Gottes Gedanken in Übereinstimmung ist und was für Gott Wert hat. Wie bereits gesagt: Der Stellung nach sind wir heute alle Priester, aber die praktische Ausübung unseres Priesterdienstes hängt von unserer geistlichen Übung in der Nähe des Herrn ab. Der Opfernde ist ein Gläubiger, der zwar Gott auch Anbetung bringt – das heißt (um bei dem Fall des Brandopfers zu bleiben), dass er Gott gegenüber seine Freude darüber zum Ausdruck bringt, dass Christus Ihn am Kreuz so geehrt und verherrlicht hat –, der aber verschiedene Dinge in diesem Dienst doch nicht so gut versteht. In der Praxis heute sind „Opfernde“ und „Priester“ Gläubige mit unterschiedlichem Verständnis und/oder vielleicht auch unterschiedlicher praktischer Nähe zum Herrn.

Den Kopf einkneipen

Bei der Taube musste der Priester sogar dem Opfernden das Töten abnehmen. Manch ein Opfernder sieht nicht die Herrlichkeit des Todes des Herrn Jesus.

Das Blut herzubringen und sprengen

Nach 4. Mose 17,11 ist im Blut die Seele. Die Seele ist das Leben. Aber das Blut ist nur so lange Grundsatz des Lebens, wie es im Körper ist. Wenn es vergossen ist, ist das Blut ein Bild des eingetretenen Todes.

Die Priester sollten das Blut herzubringen und es ringsum an den Altar sprengen. Dass hier von Sühnung und von Tod die Rede ist, zeigt, dass in Bezug auf die Sünde gehandelt werden musste. Auch wenn es hier nicht um den Gedanken des Sündopfers geht, so werden wir doch daran erinnert, dass Sünde da war. Und so wurde auch der Herr Jesus an dem Platz der Sünde – auf dieser Erde, wo die Sünde eingetreten war – und auf dem Kreuz, wo die Sünde ihren Höhepunkt erreichte, das Brandopfer. Dort am Kreuz floss auch sein Blut. Dieses Blut ist das Zeichen dafür, dass der Tod eingetreten, die Sühnung geschehen und Gott in Bezug auf die Sünde zufriedengestellt ist. Das Blut musste ringsum gesprengt werden, damit man von allen Seiten sehen konnte, dass in Bezug auf die Sünde alles in Ordnung gebracht war. So lernen wir, wie dieses Zelt auch ein Zelt der Zusammenkunft sein kann, wo man mit Gott und den anderen Mitgläubigen zusammenkommen kann.

Holz und Feuer zurichten

Die Priester beschäftigen sich dann auch mit dem Holz und dem Feuer. Das Feuer spricht in der Bildersprache des Alten Testamentes immer von der prüfenden Heiligkeit Gottes im Gericht oder in der Läuterung oder es erbringt den Beweis, dass ein Metall rein ist. Der Herr Jesus ließ vieles über sich ergehen, indem Er seine Reinheit und seine Hingabe bewies, und Er kam in das Gericht Gottes. So sehen die Priester alle Phasen und den ganzen Inhalt der Prüfungen des Herrn Jesus vonseiten Gottes.

Die Stücke auf dem Altar zurichten

Die Priester präsentieren nun die einzelnen Stücke des Opfers auf dem Altar. Sie können alles in einer Weise vor Gott anrichten, dass Ihm alles wohlgefällig ist. Priester in der Praxis heute können sehen, wie der Herr Jesus alle seine Fähigkeiten und Eigenschaften Gott zur Verfügung gestellt hat, und können das auch vor Gott kundwerden lassen. Gibt es nicht Geschwister, die besonders ein Gespür dafür haben, wie einige Bibelstellen, die von dem Herrn reden, besonders diese Fähigkeiten und herrlichen Eigenschaften des Herrn zeigen? Solche haben vielleicht auch die Fähigkeit, diese Dinge im Gebet in Worte zu fassen, was bei anderen nur als unbestimmtes Empfinden zu Gott emporsteigt.

Den Kropf abtrennen

Der Kropf der Taube musste hinweggetan werden. Es kann sein, dass wir über die Person des Herrn Jesus oder über sein Werk verkehrte Gedanken haben. Dann ist es der Dienst des Priesters, diese wegzunehmen, damit sie nicht auf den Altar kommen. Zudem ist es möglich, dass wir selbst verunreinigt kommen. Auch da müssen die Priester als Mittler wirksam werden. Diese Vermittlung hat nichts mit unserer Stellung zu tun. Als solche sind wir grundsätzlich alle in der gleichen Nähe Gottes und brauchen keinen Mittler mehr. In der Praxis aber ist es so, dass es Geschwister gibt, die in der Anbetung Gedanken haben, die nicht mit der Schrift übereinstimmen. Es ist dann wichtig, dass dies korrigiert wird. Es gibt vielleicht Geschwister, die näher beim Herrn sind und so etwas korrigieren können. Davon sind „die Priester“ im Alten Testament ein Bild. In der Praxis zeigt sich das vielleicht beispielsweise einmal darin, dass die Gedanken mit ihren Irrtümern, die sich Bruder A macht, plötzlich in korrigierter Weise durch Bruder B im Gebet laut vor Gott gebracht werden.

An den Flügeln einreißen

Das ist das sichtbare Zeichen, dass die Tauben nicht mehr die Fähigkeit zum Fliegen haben. Vielleicht deutet es an, dass der Herr Jesus darauf verzichtete, in den Himmel zurückzukehren, ohne das Werk vollbracht zu haben.

Räuchern

Der Herr Jesus wurde das Brandopfer auf genau dem Platz vor Gott, wo dieser auch das Urteil der Sünde auf Ihn herniederkommen ließ. Auch hier beim Brandopfer werden wir an das Problem der Sünde erinnert. Das Tier zum Brandopfer musste sterben. Christus nahm die Sünde zum Anlass, um Gott zu verherrlichen. Gott verherrlichen heißt: die wunderbaren Herrlichkeiten und Schönheiten der Eigenschaften Gottes darstellen bzw. zum Ausdruck bringen: 

  • Denn Er hat Gottes Heiligkeit verherrlicht, dadurch dass Er aufgrund der Sünde von Gott verlassen werden würde.
  • Ebenso hat Er auch Gottes Gerechtigkeit verherrlicht, dadurch dass Er die volle Strafe der Sünde auf sich nehmen musste und auf sich genommen hat, obwohl Er Sohn war.
  • Er hat auch Gottes Liebe verherrlicht, dadurch dass Er gezeigt hat, dass Gott das Urteil nicht über uns, die wir eigentlich die Strafe verdient hatten, gebracht hat, sondern dass Er sie auf seinen reinen, unschuldigen Sohn gebracht und Ihn nicht geschont hat.
  • Da sehen wir auch die Gnade Gottes verherrlicht, dadurch dass Gott sich herabgelassen hat zu schuldigen Sündern, die vollkommen abhängig von seiner unverdienten Gunst waren;
  • und auch die Barmherzigkeit Gottes, dass Gott sich herniedergeneigt hat zu solch armen, elenden Geschöpfen, wie wir waren.

Dadurch dass der Herr Jesus die Sünde zum Anlass nahm, um Gott zu verherrlichen, ist es jetzt möglich, dass Gott uns die Wohlgefälligkeit, die Er an dem Opfer gefunden hat, zurechnen kann.

Das Opfer war ein Opfer duftenden Wohlgeruchs dem HERRN. Das gilt übrigens für alle Grade dieses Opfers. Selbst das schwächste Opfer war ein Opfer lieblichen Geruchs dem HERRN. Die Wertschätzung Gottes ist dieselbe, auch wenn die Wertschätzung des Opfernden nicht dieselbe ist. Was für ein Trost!

Das Sündopfer wurde ebenfalls ganz vom Feuer verzehrt. Es wurde aber nicht geräuchert, sondern verbrannt. Es war kein Opfer lieblichen Geruchs für Gott. Es wurde außerhalb des Lagers verbrannt und nicht auf dem Altar wie das Brandopfer.

Vom Brandopfer musste alles in Rauch aufsteigen, alles verzehrt werden. Es blieb nichts übrig, alle Kostbarkeiten gingen vollkommen in Rauch auf; alles wurde verzehrt durch das Feuer. Das Feuer spricht, wie schon oben gesagt, von der prüfenden Heiligkeit Gottes, von Gericht oder Läuterung, oder es bringt den Beweis, dass ein Metall rein ist. Auf Golgatha erfuhr der Herr Jesus das Gericht Gottes. Doch gerade diese schwersten Stunden dienten dazu, seine Vollkommenheit zu offenbaren. Das war der Wohlgeruch, der von dem Kreuz zu Gott emporstieg. Seine Hingabe, sein Gehorsam, seine Liebe, seine Heiligkeit – alles wurde aufs Höchste ans Licht gebracht. Wenn wir die einzelnen Teile des Brandopfers bewundern und sie waschen, um die Reinheit zu sehen, so kommt doch noch immer kein lieblicher Geruch daraus hervor. Den lieblichen Geruch sehen wir in dem Augenblick, als der Herr Jesus in den Tod ging und alles zu Gottes Verherrlichung darbietet. Alle Eigenschaften Gottes sind durch Ihn in ihrer Schönheit vollkommen ans Licht gebracht. Denn jetzt wurden auch die Liebe, die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit und die Majestät Gottes offenbar. Um es noch einmal zu wiederholen:

  • Gott hat die Welt so geliebt, dass Er seinen Eingeborenen gab und nicht geschont hat.
  • Gott war so gerecht, dass Er, wenn es um Sünde ging, keine Ausnahme machte, selbst wenn es sich um seinen Sohn handelte, nachdem dieser sich mit unseren Sünden hatte beladen und zur Sünde machen lassen.
  • Gottes Barmherzigkeit kam ans Licht: dass Er sich selbst über solche erbarmte, die seine Feinde waren, und für sie Rettung brachte.
  • Gottes Majestät wurde sichtbar, dadurch dass offenbar wurde, dass das Gericht in seiner ganzen Macht ausgeübt wurde.

Das Brandopfer war ein Feueropfer, nichts davon durfte gekocht werden. Beim Kochen kann das Wasser nicht über 100 Grad Celsius erhitzt werden. Der Herr Jesus musste die vollste Prüfung erfahren und nichts wurde abgeschwächt. Wichtig ist auch, dass es hier heißt: „Er soll das Ganze auf dem Altar opfern“ (3Mo 1,9.13). Es ist ein Ganzopfer Christi für Gott. Christus hielt nichts zurück. Als Ergebnis dieses Opfers wird die Sünde durch dieses Opfer vor den Augen Gottes auf ewig hinweggetan werden (Joh 1,29; Heb 9,26).

J.N. Darby schreibt in seiner Synopsis zu 3. Mose 1 unter anderem:

Gerade am Platz der Sünde war sein Gehorsam vollkommen und wurde Gott in allem, was Er ist, vollkommen verherrlicht. […]

Christus, der sich Gott vollständig für den vollen Ausdruck seiner Herrlichkeit hingibt, erleidet also hier die volle Prüfung des Gerichts. Das Feuer prüft, was Er ist. Er ist mit Feuer gesalzen. Die vollkommene Heiligkeit Gottes prüft in der Kraft seines Gerichtes alles aufs Äußerste, was in Ihm ist. Der blutige Schweiß, das ergreifende Flehen im Garten, das tiefe Leid des Kreuzes, in dem rührenden Bewusstsein der {persönlichen} Gerechtigkeit: „Warum hast du mich verlassen?“ – ein unbeachteter Schrei, was irgendeine Erleichterung der Prüfung anbelangt […] Alle Wogen und Wellen des HERRN gingen über Ihn. Da Er sich aber vollkommen der gründlichen Prüfung hingegeben hatte, so konnten dieses verzehrende Feuer und die Prüfung seiner innersten Gedanken nichts anderes erzeugen (taten es auch nicht) als nur einen lieblichen Wohlgeruch vor Gott. […]

Kein Gedanke, kein Wollen, die nicht auf die Probe gestellt wurden – sein Leben wurde darin verzehrt, alles wurde Gott hingegeben […] Der Tod war aber das erste Element des Brandopfers, der Tod kam aber durch Sünde. Dort, wo der Mensch war (für ihn konnte es nicht anders sein), wo die Sünde war, wo die Macht Satans als der Tod war, wo das unumstößliche Gericht Gottes war, dort hatte Christus Gott zu verherrlichen, und es war eine Herrlichkeit, die anders nicht entfaltet werden konnte: Liebe, Gerechtigkeit und Majestät am Ort der Sünde und des Todes, Christus, der die Sünde nicht kannte, wurde für uns zur Sünde gemacht, und in vollkommenem Gehorsam und vollkommener Liebe zu seinem Vater ging Er in den Tod, dort ist Gott verherrlicht, Satans Todesmacht ist vernichtet, Gott ist im Menschen gemäß allem, was Er ist, verherrlicht (indem die Sünde hereingekommen war), und zwar in Gehorsam und Liebe. Er war am Ort der Sünde, und Gott wurde so verherrlicht, wie keine Schöpfung und keine Sündlosigkeit es tun konnten. […]

Die Prüfung des Gehorsams und die Verherrlichung Gottes bestand gerade darin, dass mit Ihm wie mit der Sünde verfahren wurde.[1]

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Anmerkungen

[1] J.N. Darby, Synopsis. Quelle: bibelkommentare.de/kommentare.

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Hinweis der Redaktion:

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