Der Herr ist mein Hüter
Psalm 121

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 12.01.2008, aktualisiert: 07.11.2022

Leitverse: Psalm 121

In diesem wunderschönen Psalm haben wir die Erfahrungen eines Gläubigen, der inmitten von Versuchungen seine Unterstützung und unfehlbare Hilfsquelle in dem Herrn findet. Der erste Vers ist eine Frage:

Ps 121,1: Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher wird meine Hilfe kommen?

Der Gottesfürchtige sieht sich inmitten von Versuchungen und Schwierigkeiten, aber er merkt, dass er in sich selbst keine Kraft hat, um mit den Umständen fertig zu werden. Er braucht „Hilfe“. Die größte Quelle der Schwachheit in der Zeit der Versuchung ist oft das Selbstbewusstsein, das uns glauben lässt, wir könnten den Versuchungen mit unserer eigenen Kraft oder mit unserer eigenen Weisheit entgegentreten. Wir müssen vielleicht wie Petrus durch harte, bittere Erfahrungen lernen, dass wir in der Zeit von Versuchungen und Verführungen keine Stärke in uns selbst haben. Für jeden Schritt brauchen wir einen Helfer, der uns in den Versuchungen unterstützt und hindurchträgt.

Als der Psalmist bemerkt, dass er Hilfe braucht, kommt in seiner Seele sofort die Frage auf: „Woher wird meine Hilfe kommen?“ Er ist umgeben von Bergen, die stark, imposant und unbeweglich aussehen. Auch wenn es auf der Welt solche gibt, die scheinbar in Macht fest gegründet und von Feinden unangreifbar sind – doch können wir irgendjemand vertrauen? Der Prophet Jeremia sagt uns: „Ja, trügerisch ist von den Hügeln, von den Bergen her das Lärmen; ja, in dem HERRN, unserem Gott, ist die Rettung Israels!“ (Jer 3,23). Er bemerkt, dass er Hilfe braucht und dass die Hilfe von Menschen nutzlos ist. Der Gottesfürchtige wendet sich vom Geschöpf zum Schöpfer und sagt freudig:

Ps 121,2: Meine Hilfe kommt von dem HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

Er fällt nicht zurück auf die Erkenntnis eines allgemeinen Glaubens, dass Hilfe in dem HERRN sei, sondern in einfachem persönlichem Glauben sagt er: „Meine Hilfe kommt von dem HERRN.“

In den übrigen Versen des Psalms antwortet der Geist Gottes diesem einfachen Glauben, indem Er die Segnungen dessen offenlegt, der bei dem Herrn nach Hilfe sucht. Der immer wiederkehrende Gedanke in diesen Versen ist die beständige Fürsorge Gottes. Das Wort „Hüter“ bzw. „hüten“ ist das kennzeichnende Wort in diesem Psalm. Dieses ermunternde Wort taucht sechsmal in den letzten sechs Versen auf.

Ps 121,3: Er wird nicht zulassen, dass dein Fuß wanke …

1. Als Erstes lernt die Seele, dass sie vor allen Gefahren bewahrt bleibt, wenn sie bei dem Herrn nach Hilfe sucht. In Tagen, wo wir vielleicht durch plötzliche Gefahren bedroht werden und wo man dabei ist, uns zu verlassen – wie gut ist es, dann ermutigt zu werden von dem Vers: „Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken noch vor der Verwüstung der Gottlosen, wenn sie kommt; denn der HERR wird deine Zuversicht sein und wird deinen Fuß vor dem Fang bewahren“ (Spr 3,25.26). Wenn wir unsere Augen von dem Herrn abwenden und mit dem vergangenen Erfolg des Bösen beschäftigt sind, müssen wir vielleicht wie der Mann in Psalm 73,2 sagen: „Ich aber – wenig fehlte, so wären meine Füße abgewichen, um nichts wären meine Schritte ausgeglitten.“ Wenn wir zu dem Herrn schauen und uns in Ihm erfreuen, sollten wir in der Lage sein, mit Hanna zu sagen: „Die Füße seiner Frommen bewahrt er …; denn nicht durch Stärke hat der Mensch die Oberhand“ (1Sam 2,9).

Der Weg, den wir gehen, ist vielleicht manchmal rau; der Feind stellt sich uns mit seiner List entgegen; Verführungen werden sichtbar und Schwierigkeiten kommen auf – all diese Versuchungen mag der Herr zulassen –, aber es gibt eine Sache, die Er nicht erlauben wird: Er wird nicht zulassen, dass die Füße derer, die Ihm vertrauen, von dem Pfad abkommen, der zur Herrlichkeit führt. Daher kann der Gottesfürchtige mit äußerster Zuversicht als Antwort auf das Wort des Herrn „Er wird nicht zulassen, dass dein Fuß wanke“ im nächsten Psalm sagen: „Unsere Füße werden in deinen Toren stehen, Jerusalem!“ (Ps 122,2). Die letzten Worte des Herrn an Petrus waren: „Folge mir nach!“ (Joh 21,19). Er hat den Weg für die Christen gekennzeichnet, und wenn wir, mit unseren Augen auf Christus als unsere unerschöpfliche Hilfe gerichtet, Ihm folgen, dann wird uns das weit in die Tiefen der Herrlichkeit führen, in die Er eingegangen ist.

Ps 121,3b.4: … dein Hüter schlummert nicht. Siehe, der Hüter Israels, er schlummert nicht und schläft nicht.

2. Zweitens wird der, der in einfachem Glauben zu dem Herrn schaut, lernen, dass seine Fürsorge nicht aufhört. Ein Apostel wird vielleicht auf dem Berg in Gegenwart einer Herrlichkeit, die zu hell ist für die Natur, schlafen; und wieder schlafen in dem Garten in Gegenwart eines Leids, das zu tief ist, als dass wir es aushalten könnten; aber der Eine, der unser Hüter ist, wird weder schlummern noch schlafen. Ein zurückgleitender Gläubiger, wie zum Beispiel Jona, wird vielleicht „in tiefen Schlaf sinken“ (Jona 1,5), auch wenn der Herr am Arbeiten ist, der Wind aufkommt, die See tobt, das Schiff sinkt und die Menschen der Welt zittern; aber da ist Einer, der die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hat und sie bis ans Ende mit einer Liebe liebt (Joh 13,1), die niemals aufhört, für die Seinen zu sorgen inmitten aller Stürme des Lebens.

Ps 121,5: Der HERR ist dein Hüter, der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand.

3. Wenn sie bei dem Herrn nach Hilfe sucht, wird die Seele gewiss, dass die Hilfe des Herrn immer da ist. Ein Freund an unserer rechten Hand ist ein Freund an unserer Seite, an den wir uns immer wenden können. So kann David sagen: „Ich habe den HERRN stets vor mich gestellt; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken“ (Ps 16,8). Während der böse Mensch, auf sich selbst vertrauend, sagt: „Ich werde nicht wanken“ (Ps 10,6), nur um unter das Gericht des Herrn zu kommen, kann der Gottesfürchtige, auf den Herrn an seiner Rechten vertrauend, sagen: „Ich werde nicht wanken.“ Außerdem kann er es mit äußerster Zuversicht sagen, denn der Herr sagt: „Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“, so dass wir kühn sagen können: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“ (Heb 13,5.6). Wie gut zu erkennen, dass da ein Freund neben mir ist, an den ich mich wenden kann – einer mit aller Weisheit, um mich in jeder Schwierigkeit zu führen; mit aller Macht, um jeden Widerstand zu überwinden; mit aller Zuneigung in jedem Leid und aller Gnade für jede Schwachheit und Barmherzigkeit für jede Notlage.

Ps 121,6: Nicht wird die Sonne dich stechen am Tag noch der Mond bei Nacht.

4. Der Gläubige, der bei dem Herrn nach Hilfe sucht, ist sicher, dass er zu jeder Zeit bewahrt wird. In einer Welt von kriegführenden Nationen müssen wir stets mit Gefahren rechnen „am Tag“ und „bei Nacht“. Der Herr sagt nicht zu dem Gläubigen: „Dir werden diese Schrecken nicht begegnen“, sondern Er sagt: „Wenn du mich zu deiner Zuflucht machst und dein Vertrauen in mich setzt, ,wirst du dich nicht fürchten vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tag fliegt, vor der Pest, die im Finstern umgeht, vor der Seuche, die am Mittag verwüstet‘ (Ps 91,5.6).“

Ps 121,7: Der HERR wird dich behüten vor allem Bösen, er wird behüten deine Seele.

5. Der Gläubige, der bei dem Herrn nach Hilfe sucht, wird vor allem Bösen bewahrt bleiben. In einer Zeit, in der die Welt, wie in den Tagen von Noah, zunehmend gekennzeichnet ist von Verdorbenheit und Gewalt, wird das Böse vielfältig sein. Die Schrift spricht von bösen Gedanken, bösen Worten, bösen Taten und bösen Handlungen. Der Christ, gesegnet mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern (Eph 1,3), wird auf besondere Weise mit den „geistlichen Mächten der Bosheit in den himmlischen Örtern“ zu tun bekommen, die hinter den Kulissen arbeiten. Nichtsdestoweniger wird der Gläubige, auf den Herrn schauend, „in der Macht deiner Stärke“ in der Lage sein, jeder Attacke des Feindes „an dem bösen Tag“ zu widerstehen und so vor dem Bösen bewahrt zu bleiben (Eph 6,10-13.19).

In einer Welt, in der wir nicht wissen, was der nächste Tag bringen wird, wie gut ist es dann auch, dass von dem, der bei dem Herrn nach Hilfe sucht, gesagt werden kann: „Er wird sich nicht fürchten vor schlechter Nachricht; fest ist sein Herz, es vertraut auf den HERRN“ (Ps 112,7). Der Apostel Paulus warnt uns, dass wir in einer Zeit leben, in der „böse Menschen aber und Betrüger zu Schlimmerem fortschreiten werden, indem sie verführen und verführt werden“ (2Tim 3,13). Zu seiner Zeit musste er solchen, die ihm „viel Böses“ taten, begegnen, aber auf den Herrn vertrauend, konnte er sagen: „Der Herr wird mich retten vor jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich“ (2Tim 4,14.18).

Ps 121,8a: Der HERR wird behüten deinen Ausgang und deinen Eingang …

6. Die Seele, die bei dem Herrn nach Hilfe sucht, kann auf die unerschöpfliche Fürsorge des Herrn zählen in allen Umständen. „Ausgang“ und „Eingang“ sprechen von den sich ändernden Umständen, die eine Welt voll Unruhe kennzeichnet. In den Evangelien konnte der Herr eines Tages zu seinen Jüngern sagen: „Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen“ (Mk 6,31). In seiner mitfühlenden Fürsorge wird der Herr uns Zeit geben, damit wir uns abseits von der geschäftigen Welt ausruhen; aber hier unten wird es nur eine Rast für eine kurze Zeit sein – das zeigt uns, dass wir wieder in Aktion treten müssen. Für die ewige Ruhe müssen wir aufschauen: „Also bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig“ (Heb 4,9). Von dem, der in diese gesegnete Ruhe eingeht, lesen wir: „Er wird nie mehr hinausgehen“ (Off 3,12). In der Zwischenzeit, in der Tretmühle des Lebens in einer Welt der Not, kann der, der bei dem Herrn nach Hilfe sucht, auf den Herrn zählen, der ihn in allen Umständen bewahren wird.

Ps 121,8b: … von nun an bis in Ewigkeit.

7. Zuletzt lernen wir, dass der, der bei dem Herrn nach Hilfe sucht, sicher sein kann, dass er durch alle Zeit bewahrt werden wird, ja auf immer. Der Psalmist hat zweifellos das Tausendjährige Reich im Blick; der Christ kann eine breitere Anwendung von diesen Worten machen, weil er auf eine frohe Ewigkeit sieht, die er für immer mit Christus und Ihm gleich in dem Vaterhaus verbringen wird, wo Er hingegangen ist, um eine Wohnung für sein himmlisches Volk zu bereiten. Der Herr kann von seinen Schafen sagen: „Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28). In dem schönen Bild in Lukas 15 findet der Herr sein verlorenes Schaf, legt es auf seine Schulter und kommt nach Hause. Nichts Geringeres als sein Zuhause genügt für seine Schafe. Wir wundern uns vielleicht, aber Er findet seine Schafe, Er birgt sie in seiner Stärke auf ihrer Reise durch die Zeit, und zuletzt wird Er alle seine umherwandernden Schafe nach Hause bringen, damit sie „allezeit bei dem Herrn“ sind (1Thes 4,17).

Wir lernen also aus diesem wunderschönen Psalm, dass wir, wenn wir auf den Herrn vertrauen und bei ihm nach Hilfe suchen, erkennen werden:

  • Er wird uns vor aller Gefahr bewahren.
  • Seine Fürsorge wird unaufhörlich sein.
  • Seine Hilfe ist immer da.
  • Er wird uns zu jeder Zeit bewahren.
  • Er wird uns vor allem Bösem bewahren.
  • Er wird uns in allen Umständen bewahren.
  • Er wird uns durch alle Zeit hindurch bewahren, für immer.

Aus “The Lord Is My Shepherd” and other Papers, S. 85ff.


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