Das Evangelium des Paulus (3)
Der Auftrag der Zwölf

Roy A. Huebner

© SoundWords, online seit: 03.02.2007, aktualisiert: 29.04.2023

Leitverse: Apostelgeschichte 1,15-22

Was war die Mission der Zwölf? Bitte lies Apostelgeschichte 1,15-22.

Apg 1,15-22: In diesen Tagen stand Petrus in der Mitte der Brüder auf und sprach (es war aber eine Menge von etwa hundertzwanzig beisammen): Brüder, die Schrift musste erfüllt werden, die der Heilige Geist durch den Mund Davids über Judas vorhergesagt hat, der denen, die Jesus griffen, ein Wegweiser geworden ist. Denn er war zu uns gezählt und hatte das Los dieses Dienstes empfangen. (Dieser nun hat sich zwar von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben und ist, kopfüber gestürzt, mitten entzwei geborsten, und alle seine Eingeweide sind ausgeschüttet worden. Und es ist allen Bewohnern von Jerusalem kundgeworden, so dass jener Acker in ihrer eigenen Mundart Akeldama, das ist Blutacker, genannt worden ist.) Denn es steht im Buch der Psalmen geschrieben: „Seine Wohnung werde öde, und es sei niemand, der darin wohne“, und: „Sein Aufseheramt empfange ein anderer.“ Es muss nun von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in der der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns weg aufgenommen wurde – von diesen muss einer Zeuge seiner Auferstehung werden.

Vers 22 zeigt, dass die Zwölf[1] solche sein mussten, die von der Taufe des Johannes an bis zu seiner Himmelfahrt mit dem Herrn Jesus gewesen waren, so dass sie Zeuge seiner Auferstehung sein konnten und Ihn gleichzeitig vor seiner Auferstehung sehr eng gekannt hatten (s.a. Joh 15,26.27). Die Tatsache, dass sie von Anfang an bei Ihm waren, war der Grund für die Beauftragung zu ihrer Mission.

In Johannes 17 wird ihnen die gegenwärtige Fülle Christi und seine Wünsche für die Seinen entfaltet, während Er hier bei ihnen auf der Erde war. Nun, das war alles eingeschlossen in ihrer Mission; deswegen sollten sie seine Zeugen sein sowohl in Jerusalem als auch … Diese Mission war … auf die Erde gerichtet, bis Er in die Herrlichkeit aufgenommen war. Aber daneben waren sie auch ermächtigt, von Ihm zu zeugen und zu reden als von dem, der zum Himmel gefahren war, und davon, wie sie Ihn als solchen kannten und wie sie für Ihn hier auf der Erde sein würden durch den Heiligen Geist während seiner Abwesenheit.[2]

In Verbindung mit dem folgenden Zitat lies Apostelgeschichte 1,6; 3,19-22:

Apg 1,6: Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagte: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?

Apg 3,19-22:
So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvorbestimmten Christus Jesus sende, den freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat. Mose hat schon gesagt: „Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir; auf ihn sollt ihr hören in allem, was irgend er zu euch reden mag.“

Das Evangelium, das sie empfangen hatten (s. Apg 1,4), war, dass Jesus auferstanden war und dass Er von Gott sowohl zum Herrn als auch zum Christus gesetzt worden war. Und nun waren sie in der Kraft des Heiligen Geistes in Einheit verbunden, aber immer noch war ihre Hoffnung nicht getrennt von der Erde und sie betrachteten sich auch selbst nicht als getrennt von dieser Beziehung. Doch hielten sie an dieser Beziehung fest im Blick auf ihren auferstandenen Herrn, dessen Rückkehr zur Erde sie verkündigten.[3]

Hierzu listen wir die nachfolgenden Schriftstellen auf, die die Natur des Evangeliums aufzeigen, das die Zwölf – oder in Wirklichkeit hauptsächlich Petrus – verkündeten: Apostelgeschichte 2,32; 3,15.26; 4,2.10.33; 5,30-32; 10,39.41 zeigen die große Treue zu dem, was der Herr ihnen aufgetragen hatte (vgl. Joh 15,27 und Apg 1,8.21.22).

Die Titel, mit dem sie sich in Apostelgeschichte 2,36; 4,26; 8,5.12 auf den Herrn beziehen, sind Titel, die mit dem Reich verbunden sind … Wir erwähnen das, weil es Paulus (Apg 9,20) ist, der Jesus als Sohn Gottes predigt. Während Petrus Ihn natürlich als solchen anerkennt (Mt 16,16), ist es Paulus vorbehalten,[4] Ihn auch als Erstes ganz besonders so zu predigen, weil Christus in diesem Charakter die Grundlage der Kirche ist (Mt 16,18). Wie wunderbar ist die Harmonie des Wortes Gottes!

Wir haben bereits festgestellt, dass die Buße ein Teil der Botschaft war, die in dem Evangelium des Reiches gepredigt wurde. Als Folge auf die Erhöhung Christi wird die Buße immer noch gepredigt, aber die „Vergebung der Sünden“, die nicht Teil der Botschaft des Evangeliums des Reiches war, wird ebenfalls in den Vordergrund gebracht. „Buße“ und „Vergebung der Sünden“ sind Worte, die die erste Predigt nach der Erhöhung Christi am Tag der Pfingsten charakterisieren (Apg 2,38; 3,19.26; 5,31; 8,22; 10,43; 11,18; 13,38).

Nicht nur hat sich der Charakter der Predigt, verglichen mit der vor Pfingsten, geändert, sondern auch die Konsequenzen für diejenigen, die glaubten. Diese Veränderung lässt sich an der Tatsache erkennen, dass nach Pfingsten die Gläubigen mit dem Geist versiegelt wurden, etwas, was zuvor unbekannt war. (Vergleiche Epheser 1,13.14 mit Apostelgeschichte 19,1-9, und sieh, dass die Jünger, die Paulus in Ephesus traf – wahrscheinlich jüdische Proselyten –, glaubten, was Johannes der Täufer gepredigt hatte. Aber sie waren folglich nicht mit dem Geist versiegelt. Paulus predigte ihnen dann das Evangelium ihres Heils [Eph 1,13.14] und sie wurden mit dem Geist versiegelt.)

Eine ähnliche Situation gab es bei Kornelius (Apg 10), außer dass das Auflegen der Hände hier fehlt, da Cornelius aus den Nationen war. Aber er war ein Kind Gottes: Er war „fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus … und betete allezeit zu Gott“. Sein Gebet stieg auf als ein Gedächtnis vor Gott (Apg 10,3.4); er war in der Tat ein Kind Gottes; er war wiedergeboren. Dennoch musste er das Wort empfangen, wodurch er „gerettet“ werden würde (Apg 11,14). Es ist klar, dass Kornelius etwas davon wusste, dass „Frieden verkündet wurde durch Jesus Christus …, [der] … durch ganz Judäa hin ausgebreitet worden ist“ usw. (Apg 10,34-39). Aber er musste noch etwas anderes hören: Er musste hören, dass die Anwendung des Werkes Christi für jeden ist, der glaubt. Er glaubte dem Evangelium seines Heils und empfing als Folge die Versiegelung mit dem Geist (Eph 1,12.13). Er war wiedergeboren, aber jetzt war er „gerettet“. Als er wiedergeboren war, war er sicher vor dem Gericht des großen weißen Thrones, so wie alle Kinder Gottes es waren und sein werden; aber jetzt ruhte er für sich selbst auf der Person und dem vollendeten Werk Christi zur Vergebung der Sünden. Er hatte nun diese Kenntnis durch eine öffentliche Verkündigung von Gott und deswegen konnte er all die großen Resultate des Werkes Christi auf sich anwenden und konnte öffentlich den Platz eines Kindes Gottes einnehmen (Joh 1,12). All dies mindestens ist eingeschlossen in dem Wort „gerettet“, das in Apostelgeschichte 11,14 benutzt wird.

Wenn wir so die Predigt der Zwölf betrachten, dann ist es wichtig, die entscheidende Veränderung zu sehen, die folgte, nachdem Jesus – der Mensch nach dem Vorsatz Gottes – erhöht worden war: Es hatte niemals den Leib Christi, die Versammlung, gegeben, bis jener Mensch im Himmel als Haupt erhöht worden war (Kol 1,18). Erst als Verherrlichter ist Er das Haupt des Leibes und dieser Leib wurde zu Pfingsten in Jerusalem gebildet (Joh 7,37-39; 14,17.26; 16,7; Lk 24,49; Apg 1,4.5; 2,1-4.32.33; 1Kor 12,13). Als die Zwölf nach Pfingsten predigten, empfingen Menschen den Geist Gottes (Apg 2,38; 8,20; 10,45; 11,17), das heißt, sie wurden mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt (Lk 24,49; Eph 1,13.14), jenem Geist, der vor Pfingsten verheißen worden war. So wurden sie mit dem Herrn verbunden (1Kor 6,17) und so zu einem Leib verbunden, der ein für alle Mal zu Pfingsten in Jerusalem gebildet worden war. Die Gabe des Geistes folgte weder auf die Predigt Johannes des Täufers noch auf die des Herrn noch auf die der Siebzig noch auf die der Zwölf vor Pfingsten. Erst nach der Erhöhung Christi wurde der Geist ausgegossen (Apg 2,32.33). Daher gab es nach Pfingsten eine Veränderung sowohl in der Botschaft als auch in dem Ergebnis.

Ich will damit nicht sagen, dass die Wahrheit „Da ist ein Leib“ (Eph 4,4) verstanden wurde, bevor es dem Paulus offenbart wurde. Das war nicht der Fall (Röm 16,25.26; Eph 3,1-12; Kol 1,24-29). Dennoch gab es eine Veränderung im Zeugnis als Folge der Erhöhung Christi und des Kommens des Geistes.

Diese Zeitspanne, während der die Zwölf so mächtig der Nation Israel als solche zeugten, wird hervorgehoben in einem Gleichnis, das wir in Lukas 13,6-9 finden:

Lk 13,6-9: Er sagte aber dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen Feigenbaum, der in seinem Weinberg gepflanzt war; und er kam und suchte Frucht daran und fand keine. Er sprach aber zu dem Weingärtner: Siehe, seit drei Jahren komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine; hau ihn ab, wozu macht er auch das Land unnütz? Er aber antwortet und sagt zu ihm: Herr, lass ich noch dieses Jahr, bis ich um ihn herum gegraben und Dünger gelegt habe; und wenn er etwa Frucht bringt, gut, wenn aber nicht, so kannst du ihn künftig abhauen.

Der Mann in diesem Gleichnis ist der Herr; der Weingärtner repräsentiert den Heiligen Geist. Aber der Herr fand keine Frucht und sagte, dass der Baum (Israel) abgehauen werden sollte. Der Weingärtner meinte daraufhin, dass er dem Baum noch ein ganzes Jahr alles geben wolle, was für die Fruchtbarkeit nötig sei; wenn dann keine Früchte da wären, dann sollte er abgehauen werden. Das bezieht sich auf das Jahr nach den drei Jahren des Dienstes des Herrn; das heißt, es bezieht sich auf das Jahr, nachdem Er zu dem Vater gegangen war.

Nun lasst uns zu Lukas 19,12-27 gehen:

Lk 19,12-15: Er sprach nun: Ein gewisser hochgeborener Mann zog in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen. Er rief aber seine zehn Knecht und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt, bis ich komme. Seine Bürger aber hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche …

Der hochgeborene Mann repräsentiert den Herrn, und das ferne Land ist der Ort, wo er nun ist. Bevor er wegging, übertrug er die Verantwortlichkeiten seinen Dienern (seien es nun solche, die wahres Leben besitzen oder falsche Bekenner). Dann ging er weg, um ein Reich zu empfangen. Er ist nun zur Rechten Gottes und wartet, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht worden sind (Ps 110,1). Aber nachdem er weggegangen war, schickten die Bürger, die ihn hassten, „eine Gesandtschaft hinter ihm her … und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Was bedeutet das? Wann geschah das? Es geschah ein Jahr nach den drei Jahren des Dienstes des Herrn. Nach diesen Schriftstellen gab es ein Jahr zwischen dem Zeitpunkt, als Er in das ferne Land wegging, und dem Zeitpunkt, als seine Bürger (die Juden) eine Gesandtschaft hinter Ihm her sandten. Wer war der Gesandte? Es war Stephanus!

Die Juden hörten den Worten Stephanus zu, bis er sagte, dass er den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen sähe. Was war ihre Reaktion? In der Tat sandten sie Stephanus hinauf zu dem Herrn mit der Botschaft: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ So sehen wir die Anwendung dieser zwei Gleichnisse. Aber was passierte während jenes Jahres, während dem der Weingärtner versuchte, alles Notwendige zu tun, um die Fruchtbarkeit des Baumes hervorzubringen, das heißt während des Jahres, nachdem der Mensch, der die Frucht gesucht hatte, weggegangen war? Die Zwölf, hauptsächlich Petrus, wurden durch den Geist benutzt, um Israel das Wort Gottes zu bringen. Der Geist suchte immer noch Frucht hervorzubringen, wenngleich die Juden den Messias gekreuzigt hatten. Als Nation wollte Israel nicht hören und es wurde keine Frucht hervorgebracht. Tatsächlich ermordeten sie Stephanus und besiegelten damit ihren unveränderlichen Hass auf Christus. Sie wollten Ihn nicht haben, als Er hier war, und sie wollten Ihn auch nicht als Sohn des Menschen zur Rechten Gottes haben.

Als Folge dessen, dass das Zeugnis des Stephanus verworfen worden war, gab es eine Änderung in den Wegen Gottes. Bis zu diesem Punkt hatten die Zwölf mit Macht Zeugnis von der Auferweckung des Herrn Jesus Christus gegeben. Israel hatte als Nation dieses Zeugnis zurückgewiesen. Sie sandten die Gesandtschaft (Stephanus; Apg 7) mit der Botschaft der Verwerfung. Und so finden wir im nächsten Kapitel (Apg 8), dass das Evangelium sich zu einem erweiterten Bereich ausstreckt. In Apostelgeschichte 9 finden wir die Bekehrung des Apostels der Nationen.


Originaltitel: „The Commission of the Twelve“
aus Paul’s Gospel: The Gospel of the Glory and Grace
Present Truth Publishers, 1972

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Anmerkungen

[1] Aus Apostelgeschichte 2,14 sollte klar ersichtlich sein, dass Paulus Judas nicht ersetzte, da er noch nicht errettet war und hier von Petrus und den Elf die Rede ist. Wenn Paulus Judas ersetzt hätte, dann würde es in an dieser Stelle heißen: Paulus und die Zehn. In Apostelgeschichte 1,26 wurde Matthias erwählt, Judas zu ersetzen: „Er [Matthias] wurde den elf Aposteln zugezählt.“ Lies auch Apostelgeschichte 6,2 und ebenfalls Paulus’ eigene Erklärung dazu in 1. Korinther 15,5.8 sowie die Qualifikationen des Matthias in Apostelgeschichte 1,21.22.

[2] „The Mission of the Twelve“ in A Voice to the Faithful, Jg. 3, 1869, S. 161–173 (hier: S. 165–166).

[3] The Present Testimony, Jg. 1, 1849, S. 65.

[4] Was Apostelgeschichte 13,33 betrifft, so zitiert Petrus dort aus dem Alten Testament. Nicht dass Jesus der Sohn Gottes ist, charakterisiert seine Predigt, sondern Buße.


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