Verschiedene Briefe zum Thema Gemeinde
Speziell: Erwähnung von Sünden in der Gemeinde; Gegenwart des Geistes; Empfang von Gästen beim Abendmahl

James Butler Stoney

© SoundWords, online seit: 07.01.2007, aktualisiert: 12.01.2021

Die Erwähnung von Sünden in der Versammlung

Du hattest gefragt: „Sollten unsere Sünden in den Versammlungsstunden im Gebet erwähnt werden?“ Nun, ich möchte dich fragen, ob du weißt, dass du in der Gegenwart des aus dem Tod auferstandenen Christus bist? Wenn du an diese Auferstehung nicht glaubst und dass Er deiner Rechtfertigung wegen auferstanden ist, kannst du in seiner Gegenwart auch kein Auferstandener sein. Wenn doch, dann gibt es zwischen Gott und dir kein störendes Element. Die Erwähnung von Sünden in der Versammlung entsteht durch die Verwechslung unseres praktischen Zustands mit unserer Stellung im Herzen Gottes. Weder ändert sich der heilige Gott noch geht Er ab von der Annahme, mit der Er uns durch den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus angenommen hat. Leider weichen wir von dem Zustand ab, in dem Gott immer für uns sein kann, wie es in Römer 5,1-11 beschrieben ist. Viele glauben, dass sie, wenn ihnen Sünden bewusst werden, deswegen ihre Annahme durch Gott erneuern müssen. Die Wahrheit ist, dass Gott sich nicht ändert. Seine Augen ruhen auf dem Werk, das für den Gläubigen durch Christus vollbracht wurde. Wenn du nicht im Geist wandelst, bist du im Fleisch: Du bist zu dem alten Menschen zurückgekehrt, der am Kreuz gekreuzigt wurde. Du musst wiederhergestellt werden, und wenn das geschehen ist, erkennst du, dass deine Annahme durch Gott unverändert und unveränderlich ist. Wenn Sünden ins Spiel kommen, besteht die Furcht, dass Gott sich ändern könnte. Er hat sich nicht geändert, sondern du; wenn du sündigst, hast du dich geändert. Du wandelst nicht im Geist, sondern im Fleisch. Du musst dich selbst richten, um wiederhergestellt zu werden. Matthäus 26,28: „Denn dieses ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“, beschreibt die Absicht seines Todes. Durch die Tatsache, dass Er für uns gestorben ist, berührt uns sein Tod noch mehr. Wenn aber unsere Sünden nicht damit bezahlt wurden, womit könnten sie sonst beglichen werden? In Hebräer 10,18 lesen wir: „Wo aber eine Vergebung der Sünden ist, da ist nicht mehr ein Opfer für die Sünde.“ Gott hat die Versöhnung bewirkt; Er bleibt der Wirksamkeit des Werkes Christi für immer treu. Du und ich sind dem leider nicht immer treu! Wir weichen davon ab und neigen dann dazu, zu glauben, der heilige Gott habe sich uns gegenüber geändert. Er wird sicherlich das Fleisch richten, wenn wir es nicht tun, aber Er entfernt sich niemals von der Liebe, die Er dem Verlorenen gegenüber ausgedrückt hat. Und wir werden sehen: Wenn die Wolke, die durch den Wandel im Fleisch entstanden ist, vorbeigezogen ist, hat sich seine Liebe – gepriesen sei sein Name – nie geändert. Wenn du mit mir einig bist, wirst du erkennen, dass wie unpassend die von dir genannten Abschnitte sind, die beim Abendmahl vorgelesen wurden.[1]

 

Die Gegenwart des Geistes

Joh 14,17: … den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr [aber] kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

Johannes 14,17 ist im Original sehr klar. Wörtlich bedeutet es: Der Geist, der „bei euch bleibt“ (der Begleiter) und „in euch sein wird“ – „bei euch bleiben“ im Gegensatz zum Weggang von Christus. „Er wird in euch sein“ ist die Art, auf die Er bleibt. Ich sehe durchaus die Wichtigkeit, den Unterschied zwischen der Gegenwart des Geistes Gottes in dem Einzelnen und in der Versammlung des lebendigen Gottes aufrechtzuerhalten.

Die Versammlung Gottes ist der Wohnort des Geistes. Das kann nicht geleugnet werden. Die Frage ist, ob der Geist außerhalb des Gefäßes dort sein kann, was – nach meinem Urteil, richtigerweise – von dir verneint wird. Ich denke, dass der Heilige Geist sein Wirken in dem Einzelnen und der Versammlung unterscheidet. Ich glaube: Wenn der Geist sich mit deinem persönlichen Zustand bis zum Eintritt in die Zusammenkunft beschäftigt hat, wird Er dich dann aber dort mit deinen Vorrechten und Verantwortlichkeiten in der Versammlung beschäftigen. Im Johannesevangelium wird die Wirkung des Geistes im Einzelnen (Joh 4; 7) von der Wirkung des Geistes in der Gemeinschaft (Joh 14,26; 15,26) unterschieden. Es hat mir geholfen, dass der Herr in Johannes 15,26 sagt: „Der Sachwalter …, den ich euch senden werde“ – den elf Jüngern; Er wurde nicht der Welt gesandt, und deswegen sehe ich, dass jeder, der in der Versammlung war, wie in 1. Korinther 14, und dort gewesen ist, wo der Heilige Geist war, ob unter Zweien oder eine Million, einer ist, der „teilhaftig geworden ist des Heiligen Geistes“, und ein Abtrünniger, wenn er je wieder zum Judaismus zurückkehrt.[2]

 

Gelegentliche Teilnahme von solchen, die sich normalerweise nicht „mit uns“ versammeln

Unsektiererischer Empfang

Meine Bemerkung war: Wenn ein gottesfürchtiger Kirchenmann/Geistlicher am Brotbrechen teilnehmen möchte, würde ich ihn empfangen, auch wenn er zu seinem System zurückkehrt. Ich würde ihn danach sogar noch einmal empfangen, so wie ich ihn vorher auch empfangen habe, nicht als in Gemeinschaft, sondern als jemand, der das Brot zu brechen wünscht. Allerdings habe ich ergänzt, dass er der Zucht der Versammlung untersteht, und wenn er etwas tut, was die Heiligkeit des Hauses Gottes in Lehre oder Praxis kompromittiert, würde entsprechend mit ihm gehandelt – und das auch öffentlich. Nun, das ist sehr zu unterscheiden von der Handlungsweise derer, die den offenen Boden vertreten. Sie empfangen jeden Christen, der im Glauben und in der Moral gesund ist. Das sind ihre erklärten Bedingungen für Gemeinschaft. Sie nehmen keine Notiz von der Herkunft (bzgl. der Gemeinde), woher diese kommen. Sie machen keinen Unterschied zwischen Gläubigen aus den Systemen, Sekten oder von den „Brüdern“. Sie übersehen, das Newtons Irrlehre mitten aus den „Brüdern“ hervorkam, die vorgeben, vernünftig auf dem Boden der Kirche Gottes zu stehen. Deswegen besteht moralisch gesehen ein großer Unterschied zwischen einem Gläubigen aus den Landeskirchen oder Sekten auf der einen Seite und aus Gemeinschaften, die unter Zucht stehen, auf der anderen Seite. Alles, was wir suchen, ist Eifer(sucht) für Christus in seinem eigenen Haus. Wir empfangen einen Gläubigen aus den Landeskirchen oder Sekten, wenn sicher ist, dass dieser im Glauben und in der Moral gesund ist, während wir jemand von den (sogenannten) „Brüdern“ nicht empfangen, bis er sich vollständig von jeder Beziehung zu der verunreinigten Gemeinschaft gereinigt hat.

… Aber in dem Moment, in dem ein Christ zum Abendmahl empfangen wird, identifiziert er sich mit allen Vorrechten und Verantwortlichkeiten der Versammlung und untersteht deswegen auch der Zucht. Wenn ein Geistlicher/Kirchenmann diesen Sonntag empfangen und am nächsten Sonntag zu seiner Kirche zurückkehren würde, kann die Versammlung davon keine Notiz nehmen. Wenn er jedoch in irgendeiner Weise in der Lehre oder der Praxis den Herrn verunehrt – auch wenn er sich von der Gemeinschaft zurückgezogen hat –, muss er als unpassend dafür hinausgetan werden, weil er einmal in Gemeinschaft war.[3]

 

Können wir behaupten, die Versammlung Gottes an einem bestimmten Ort zu sein?

Um eine Antwort auf deinen Brief bzgl. der Versammlung oder Kirche zu geben: Du musst als Erstes zugeben, dass die Kirche sich heute nicht an irgendeinem Ort, in einer Stadt oder in einem Land befindet, wie es in Korinth der Fall war, worauf du dich beziehst. Wenn du zugibst, dass die Kirche als Gottes Haus ihren ersten Zustand verlassen hat, dass das Haus heute in Unordnung ist – ein „großes Haus“, wo Gefäße zur Ehre und zur Unehre sind –, dann erkennst du, dass du nicht von der Kirche an einem Ort sprechen kannst als von einer Kirche, die alle bekennenden Christen dort mit einbeziehst. Das ist das, worauf Rom abzielt und was durch das kirchliche System gefördert wird, weil sie nicht zugeben wollen, dass die Kirche eine moralische Ruine ist. Alle Sekten des Christentums begannen mit der ausdrücklichen Absicht, den Zustand der Dinge zu verbessern. Ihre Fehler entstanden durch ihre Ansicht, reformieren zu können. Der einzig gangbare Weg für dich oder jeden, der dem Herrn treu sein will, ist: sich zuerst von den Gefäßen zur Unehre reinigen, um dann mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen, nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden zu streben (2Tim 2,22). Wenn dir die Verdorbenheit, mit der du in dem „großen Haus“ verbunden bist, bewusst wird, wirst du dich von den Personen oder Gefäßen zur Unehre distanzieren. Du versuchst nicht, die Kirche zu verbessern, sondern fängst von vorne an. Du kehrst zu den anfänglichen Absichten des Herrn zurück. Wir lernen in Matthäus 14–16, wie der Herr seine Jünger über die Versammlung unterwies. Du beginnst hier: Du siehst zu, zum Überrest zu gehören in Zeiten, in denen alle um dich herum bekennen, das Haus Gottes zu sein, das jedoch im Verfall und in Unordnung ist. Ein Überrest ist durch die Treue zum Herrn gekennzeichnet und ist der hellste Wesenszug des Originals. Der wahre Überrest hat eine „kleine Kraft“, hat „mein Wort bewahrt“ und „meinen Namen nicht verleugnet“; befindet sich vor seinen Augen und seinem Herzen. Er sucht keinen Platz unter den Menschen „gleich der Terebinthe und gleich der Eiche, von denen, wenn sie gefällt sind, ein Wurzelstock bleibt“ (Jes 6,13). Keine Blätter, nichts Erkennbares für das menschliche Auge.

Wenn wir auf diese Weise auf den Herrn geworfen sind, erfreuen wir uns an Ihm in unserer Mitte, und wenn wir das tun, werden wir für jeden, der den Herrn wirklich sucht, eine Hilfe und ein Anziehungspunkt sein. Je abgesonderter wir sind, umso mehr ist der Herr bei uns.[4] Wir sollten wirklich ein moralisches Rettungsboot zwischen all den Wracks um uns her sein. Wir suchen nichts für uns. Unsere Herzen sind auf den Herrn ausgerichtet und warten auf sein Kommen. Ich hoffe, dass du dies alles verstehst. Der Herr segne dich.[5]

 

Wir bekommen, was wir wertschätzen

Wer ist bereit, sich selbst alles zu entledigen und alle aufzurufen, ihren Schmuck wegzuwerfen und nur in Buße auf den Herrn zu warten? Ich glaube, erst wenn sich jeder selbst gerichtet hat und den Balken aus seinem eigenen Auge gezogen hat, wird es heilende Aktion oder Erneuerung/Erweckung geben. Unter uns, wenn ich das so sagen darf, bestimmt die Versammlung häufig, wie der Diener ist, und der Diener häufig, wie die Versammlung ist. Wenn die Versammlung treu und hingegeben ist, dann schenkt Gott auch in passender Weise die notwendige Fürsorge (durch geeignete Diener). Der Herr schenkt die Gabe so, wie sie wertgeschätzt wird, und die Fürsorge und die Gabe geben der Versammlung einen Charakter und eine Färbung. Ich empfinde oft, wenn sich Leute an einem Ort über den Dienst beschweren, dass sie nichts anderes haben, als was sie verdienen, weil es eine gerechte Regierung in der Versammlung gibt, wie wir das auch im persönlichen Bereich kennen. Christus ist mit denen, die mit Christus sind. Er schenkt eine offene Tür.[6]

 

Gerettet für die Kirche – Oft fehlt ein Apollos

Ich denke, dass es nicht zu weit geht, wenn man sagt, dass die Seelen im Hinblick auf die Kirche gerettet werden: „Und der Herr tat täglich zu der Versammlung hinzu, die gerettet werden sollten“ (Apg 2,47). Sie sind nicht nur für den Himmel gerettet, sondern sind für eine Stellung auf Erden für Christus bestimmt. Das schwächste Glied ist erforderlich. Ich möchte zitieren, dass jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Versammlung die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan wird. Ich kann mir vorstellen, dass diese Theologie einem reinen Anhänger der Erweckungspredigt sehr anstößig vorkommt. „Bekehrung der Seelen ist alles und die Kirche nichts“ – das ist das Schlechte, wogegen wir besonders heutzutage zu kämpfen haben. Aufgrund der souveränen Gnade und Weisheit Gottes werden Seelen oft auf dem Sterbebett gerettet. Aber auch wenn dem so ist, sind sie jetzt Teil der Kirche und nichts anderes. Und wenn sie weitergelebt hätten, hätte man sie als solche, die für die Kirche handeln und leben, erkennen müssen – Glieder des Leibes Christi. Ich glaube nicht, dass ein Evangelist seine Arbeit beendet hat, bevor er einer Seele Christus so vorgestellt hat, dass sie durch den Glauben in der Kraft des Geistes für sich selbst weiß, dass sie zu Christus gehört – zu Christus heißt, zu seinem Leib auf der Erde –, auch wenn sie darüber noch kein Verständnis hat. Ohne Zweifel rettet Gott die Seelen jetzt für die Kirche. Wenn nicht für die Kirche, wofür sonst?

Gibt es eine separate oder zu unterscheidende Klasse von Bekehrten, die unabhängig von der Kirche ist? Nichts dergleichen. Jeder Bekehrte ist in Gottes Augen heute ein Glied am Leib Christi, und ein echter Evangelist wird darauf achten, dass er „gepflanzt“ wird und im Haus Gottes eingefügt ist. Paulus sagt: Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen. Es ist, denke ich, eine der schwierigsten Anomalitäten der Gegenwart, dass viele Seelen als errettet bekannt sind, von denen man nichts weiter hört. Obwohl sie gefischt wurden und mit Sicherheit durch Gott aufgrund seiner nicht versagenden Gnade gerettet sind, sind sie nicht als zu Christus gehörend bekannt; und sie haben hier keinen „Vater“ oder keine „Amme“ (s. 1Thes 2). Die Pflicht des Evangelisten ist, den Stein in die Hände des Pastors/Hirten zu übergeben, wie ein Steinhauer den Stein in die Hände des Steinmetz übergibt.

Unter den Gaben in 1. Korinther 12 wird kein Evangelist genannt, weil dort der Leib geschildert wird. Wenn jedoch das Haupt in den Vordergrund tritt, ist der Evangelist eine der Gaben, die Gläubigen zu vervollkommnen (Eph 4,11.12).

Der Weg ist schmal, aber es wird mir täglich klarer und bewusster: Wenn wir die Gegenwart und die Gedanken unseres abwesenden Herrn kennen wollen, dann müssen wir auf der Linie der Märtyrer sein. Die evangelistische Linie könnte dahin führen; die „Kein-System“-Linie könnte dahin führen, aber sie ist das selbst nicht![7]


Übersetzung: Stephan Winterhoff

Anmerkungen

[1] „The Mention of Sins in Assembly“ in Letters of J.B. Stoney, Bd. 1, S. 56–57.

[2] „The Presence of the Spirit“ in Letters of J.B. Stoney, Bd. 1, S. 80.

[3] „Reception unsectarian“ in Letters of J.B. Stoney, Bd. 1, S. 66.

[4] Anm. der Red.: Das heißt: Hier ist damit natürlich „im wahren biblischen Sinn“ gemeint und nicht in einer sektiererischen, pharisäischen Absonderung, die dem Herrn ein Gräuel ist.

[5] „Can we assume to be the Assembly of god in any Place?“ in Letters of J.B. Stoney, Bd. 1, S. 57–58.

[6] „We get what we value“ in Letters of J.B. Stoney, Bd. 1, S. 22.

[7] „Saved for the Church“ in Letters of J.B. Stoney, Bd. 1, S. 15–16.


Hinweis der Redaktion:

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