Der Brief an die Hebräer (6)
Kapitel 6

William Kelly

© SoundWords, online seit: 26.11.2006, aktualisiert: 10.12.2020

Leitverse: Hebräer 6

Es ist von der größten Bedeutung dann, dass der Gläubige aufwachen sollte zu seinem ihm gebührenden Platz entsprechend dem Ruf der Gnade. Christus, wie Er jetzt ist, macht seine Verbindung deutlich. Wir sind gerufen durch Ihn und zu Ihm, wo Er sitzt zur Rechten Gottes. Es ist deshalb im vollsten Sinne eine himmlische Berufung. Alte Dinge, nicht nur böse Dinge, werden beiseitegerückt. Wir sind durch den Glauben verbunden mit dem verherrlichten Christus, der, nachdem Er die Erlösung vollbracht hat, auf jener Grundlage in den Himmel eingegangen ist, um dem Glaubenden eine himmlische Gemeinschaft zu sichern. Alles, was für den Christen bestimmt ist, steht entsprechend im Gegensatz zu dem alten Volk Gottes, dessen Stellung, Verbindungen, Gottesdienst und Hoffnung irdisch waren, wenn auch von Gott verordnet. Die Gefahr für den Christen war deshalb, und besonders für den hebräischen Christen, ein Abgleiten in irdische Dinge; was umso leichter passierte, als das AT nicht weniger göttlich inspiriert war als das NT und deshalb einleuchtend herangezogen werden könnte, um solch eine Rückkehr zu rechtfertigen.

Verse 1-3

Heb 6,1-3: Deshalb, das Wort von dem Anfang des Christus verlassend, lasst uns fortfahren zum vollen Wuchs und nicht wiederum einen Grund legen mit der Buße von toten Werken und mit dem Glauben an Gott, der Lehre von Waschungen und dem Hände-Auflegen und der Toten-Auferstehung und dem ewigen Gericht. Und dies werden wir tun, sofern Gott es erlaubt.

Wir könnten im richtigen Sinn nicht ermahnt werden, die „Anfänge“ der Lehre von Christus zu verlassen. Denn erstens veralten Anfänge niemals. Auch sagt der Text das nicht wirklich hier so, und in Wahrheit spricht er auch nicht geringschätzig von „den Elementen des Anfangs der Aussprüche Gottes“ in Hebräer 5,12. Es ist von größter Bedeutung, die „Anfänge“ oder „Elemente des Anfangs“ des Christentums zu erfassen und festzuhalten; und in der Tat besteht der Brief darauf von Anfang bis Ende. Hierin waren die hebräischen Bekenner Christi schwach. Sie hatten sich nur schwach, wenn überhaupt, die Wahrheit vor Augen gestellt, die verbunden war mit der Person Christi und mit den Tatsachen, auf denen das Evangelium fußt. Sie waren beschäftigt mit irgendwelchen Dingen, die seinen Tod, seine Auferstehung und Himmelfahrt weniger wertvoll machten, und mit einem Messias, der nach dem Fleisch bekannt war. Aber dies waren solche „Anfangsgründe“, die verbunden waren mit Ihm auf Erden, als der Heilige Geist noch nicht gegeben war und die Worte des Herrn, die Er gesprochen hatte, nur vage verstanden worden waren. In der Tat hatte Er noch viele Dinge zu sagen, die sie noch nicht ertragen konnten. Dies war nur „der Anfang der Aussprüche Gottes“; während die Grundsätze der Lehre von Christus besser jene tiefe Verbindung der Wahrheit mit fundamentalen Tatsachen und Christi Person ausdrücken würden, die die Briefe des Paulus und Johannes kennzeichnet. Was hier wirklich gemeint ist, ist „das Wort von dem Anfang des Christus“, das, was in den Tagen seines Fleisches offenbart wurde und zur rechten Zeit wieder in Erinnerung gebracht wurde bei seinem Dienst in den Evangelien. Wenn man die Seele darauf beschränkt, so vollkommen wie es war zu seiner Zeit und in sich selbst, heißt das, zu sein ohne jenen segensvollen Gebrauch seiner Erlösung und himmlischen Führung, die die Apostel durch Inspiration des Heiligen Geistes zu predigen und zu lehren hatten und die wir nun dauerhaft in den apostolischen Schriften haben. Sein Kreuz veränderte den Stand des Gläubigen ganz und gar. Dieses nicht zu kennen, heißt in der Tat, stehen zu bleiben vor dem vollen und eigentlichen Christentum, Kinder zu bleiben, wo der Herr wünschte, dass die Seinen ihren vollen Wuchs erlangten. Lasst uns nicht den Reichtum seiner Gnade vernachlässigen.

„Deshalb, das Wort von dem Anfang des Christus verlassend, lasst uns fortfahren zum vollen Wuchs.“ Der neue Stand des Christen hängt ab von dem gestorbenen und auferstandenen und im Himmel thronenden Christus. Das unendliche Opfer ist schon dargebracht und angenommen; und nur so hat Christus seinen Platz eingenommen zur Rechten der Majestät in der Höhe. Wir können deshalb nicht auf Elemente vor dem Kreuz zurückgreifen für das, was den Christen formt und bildet. Wir brauchen, wenn wir erwachsen sind, das Korn des Landes, jetzt, wo es nicht mehr darum geht, dass das Manna regnet in der Wüste.

Die verschiedenen englischen Fassungen sind enttäuschend. Wyclif scheint aus Versehen in der Vulgata immittentes (= einschickend) gelesen zu haben statt inter-mittentes (= wegschickend), denn er hat den merkwürdigen Fehler, dass er „einbringen“ sagt anstatt „lassend“. Und Tyndale ist in der Tat sehr frei: „Lasst uns die Lehre verlassen, die sich auf den Anfang eines Christen bezieht.“ Im Endergebnis ist dies nichts wesentlich anderes als der allgemeine Sinn, wenn auch untragbar als Übersetzung. Cranmers Bibel und die Genfer Ausgabe folgten Tyndale mehr oder weniger genau. Die Rhemische Fassung ist abgesehen von ihrem sklavischen Hängen an dem Lateinischen genauer als irgendeine andere; denn sogar die AV und die RV, wie wir gesehen haben, können im Text irreführen, wenn sie auch am Rande genau sind. Die Revisoren gaben richtig „erwachsen“ statt „vollkommen“ in Hebräer 5,14; der Zusammenhang würde deshalb „Erwachsensein“ hier verlangen. Denn es ist nicht der ganz Unwissende, dem es leicht nicht gelingt zu verstehen, dass jene „Vollkommenheit“ nur dies bedeutet, den erwachsenen Stand des Christen verglichen mit dem Kindsein nach der Errettung. Aber der Teufel hat Mittel, um die Gläubigen jetzt zurückzuhalten, während der Brief die Hebräer für die gleiche schuldige Trägheit in frühen Tagen schilt.

Die Feststellung im vorigen Kapitel, dass Christus, nachdem Er vollendet worden, allen, die Ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden ist, hilft weitgehend, zu erkennen, was Vollkommenheit oder voller Wuchs hier bedeutet. Bis dahin konnten sich die Heiligen nicht erheben über die Verheißung. Jetzt, was auch immer oder wie viele auch immer die Verheißungen Gottes sind, in Ihm sind sie Ja und in Ihm sind sie Amen zur Verherrlichung Gottes durch uns. Bis zur Erlösung konnte der Geist der Prophetie sagen, dass Gottes Heil nahe war und dass seine Gerechtigkeit offenbart werden würde. Aber das Evangelium erklärt, dass seine Gerechtigkeit offenbart worden ist und dass der Gläubige ewiges Leben hat und das Ende des Glaubens an Ihn, nämlich die Errettung der Seele, davonträgt, wenn wir auch auf die Errettung der Seele noch warten müssen. In der Zwischenzeit werden die, die Christus angehören ein für alle Mal gereinigt und nicht nur geheiligt durch das Opfer Christi, sondern auf immerdar vollkommen gemacht, wie Hebräer 10 uns ohne Bedenken mitteilt. Der Heilige Geist bezeugt, anstatt uns unsere Schuld ständig vorzuhalten, dass durch Christi Werk Gott unserer Sünden und Ungerechtigkeiten nimmermehr gedenken wird. So gibt es für den Christen mit der vollen Vergebung kein weiteres Opfer für Sünden; und deshalb hat er Freimütigkeit, einzugehen in das Heiligtum durch das Blut Jesu. Diejenigen, die dies im Glauben erfassen, die Wahrheit des Evangeliums, sind nicht länger unmündig und geknechtet unter die Elemente der Welt (wie der Apostel anderswo sagt). Durch den Glauben an Ihn, der gestorben und auferstanden ist, empfangen wir die Sohnschaft, und durch seinen Geist rufen wir: Abba, Vater! So nahen wir.

Hierin waren die Hebräer träge, von Gott zu hören und zu lernen. Sie zweifelten nicht daran, dass Jesus der Christus war; aber sie waren träge, sowohl die volle Herrlichkeit seiner Person anzuerkennen als auch die gegenwärtige und ewige Kraft seines Werkes. Dieses Versagen im Glauben hielt sie im Babyzustand, und deswegen wurden sie getadelt; denn Gott konnte nicht deutlicher die Würde Christi offenbaren, auch konnten der Vater und der Sohn und der Heilige Geist nichts hinzufügen zu der Fülle, die sein Kreuz für Gott bedeutet und für den Gläubigen. Der Heilige Geist ist von der Herrlichkeit des Himmels herabgekommen, um zu bezeugen, was Christus dort ist und was sein Werk vollbracht hat für alle die, die an Ihn glauben. Eingehen im Glauben in diesen Anteil, bedeutet voller Wuchs.

Es war wirklich ein Zurückweichen von himmlischer Herrlichkeit und ewiger Erlösung bei allen, die sich weigerten, voranzuschreiten in die vollen Vorrechte des Evangeliums, die damit zufrieden waren, nicht mehr zu wissen, als die Jünger wussten vor dem Kreuz. Alles, was sie damals hatten, gab ihnen keinen Frieden mit Gott, denn es reinigte nicht ihr Gewissen. Die Mittelwand der Teilung stand unzerstört. Es gab für sie keinen Zutritt ins Heiligtum, auch hatten sie nicht den Geist der Sohnschaft. Weder war der Stachel des Todes weg, noch war die Macht der Sünde vernichtet. Voller Wuchs schließt dagegen all diesen Segen ein und noch mehr; und die Hebräer werden hier ermahnt, darin fortzufahren. Es ist nicht ein Talent, sondern der einfache Glaube an das Wort der Wahrheit, das Evangelium unseres Heils, mit einem Wort Christentum. Wie viele, die sich selbst Christen nennen, genauso aufrichtige Gläubige, wie die angesprochenen Hebräer, schauen nicht weniger als sie zurück, anstatt weiterzugehen zur Freude durch den Glauben an den auferstandenen Erlöser und an ihre Nähe zu seinem Gott und Vater!

Die nächsten Worte geben ein Beispiel für die Dinge, die die beschäftigten, die nicht erwachsen waren, von denen hier ihnen abgeraten wird! „… und nicht wiederum einen Grund legen mit der Buße von toten Werken und mit dem Glauben an Gott.“ Es war sehr gut, einmal solch einen Grund gelegt zu haben; es war kindlich, immer zu lernen und nie zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen. Buße ist unerlässlich für einen sündigen Menschen; Glaube an Gott muss immer in einem Heiligen sein. Aber ewiges Leben wird jetzt verliehen, nachdem Christus gesandt ist als Sühnung und nachdem der Heilige Geist uns gegeben ist. Soll all dies Gläubige dort lassen, wo sie waren? Es werden noch niedrigere Dinge wieder genommen: „der Lehre von Waschungen und dem Hände-Auflegen“. Diese Dinge hatten ihren Platz, wie wir wissen; und viele beachten sie so viel heute wie damals, obwohl sie äußerlich sind und den den Gottesdienst Übenden nicht vollkommen machen, da sie das Gewissen nicht berühren. Die „Waschungen“ können die Taufe des Johannes einschließen oder die der Jünger, obwohl das Wort seiner Form nach etwas anders ist; und das Händeauflegen war gewiss ein altes Zeichen des Segens, das wir in verschiedenen Arten sogar nach dem Evangelium sehen. Aber die, deren Herzen in solchen Zeichen wohnen und die nicht ihren Geist lenken auf Dinge darüber, verraten die Symptome ihrer kindlichen Verfassung. Gott hat etwas Besseres für uns vorgesehen. Sie bewegen sich unter den Dingen, die, was auch immer ihre Lehre sein könnte, das Licht der jetzt in Christus offenbarten Herrlichkeit in den Schatten stellt. So ist es wiederum mit der noch gewichtigeren Lehre „von der Toten-Auferstehung und dem ewigen Gericht“. Kein Christ verleugnet für einen Augenblick eines von beiden, sondern er anerkennt beide Wahrheiten; doch er schaut auf seinen Segen bei dem Kommen Christi, da er von seinen eigenen Lippen her weiß, dass das Gericht nur die erwartet, die Ihn verwerfen, und dass die Gläubigen sich erheben sollen in der dagegen gesetzten Auferstehung des Lebens und dass sie nicht in das Gericht kommen.

Lass die Seelen sich vor der vergeblichen Mühe hüten, die von dem besseren Segen abzieht. „Und dies werden wir tun, sofern Gott es erlaubt.“ Denn noch eine andere dringende Gefahr wird vor die Hebräer gestellt, die kein bisschen im Zusammenhang steht zu dem hartnäckigen Festhalten an alten, wenn auch kindlichen Dingen und auch nicht zu der noch mehr verführenden Rückkehr der Liebe zu ihnen, nachdem sie offensichtlich entwöhnt waren. Gott hatte den Sohn des Menschen geehrt, nicht nur hier unten (Apg 2,23; 10,38), sondern noch mehr, als die Erlösung Ihn gerechtfertigt hatte und Satan überwunden war und als nicht nur Gerechtigkeit, sondern himmlische Herrlichkeit dem Menschen in souveräner Gnade angeboten wurde. Die Folge war ein Hervorleuchten göttlichen Lichtes und ein Offenbaren der Macht des Geistes im Menschen, wie es niemals gewesen war und wie es niemals anders sein könnte. Die Zeit für die öffentliche Befreiung der Welt ist noch nicht gekommen, wenn auch Jesus als Herr aller Herren und König aller Könige zur Rechten Gottes sitzt. In der Tat wird ein anderes und noch wesentlicher gesegnetes Werk getan, die Berufung der himmlischen Heiligen, der Erben Gottes und Miterben Christi, seines Leibes, ja die sogar seine Braut sein sollen, wenn auch die Hochzeit noch nicht gekommen ist. Diese sammelt Er durch den Heiligen Geist, der vom Himmel herabgesandt wurde. In der Zwischenzeit konnte der Geist nur Zeugnis geben von dem Sieg über das Böse, über den Tod und über Satan, der schon vollbracht ist durch den auferstandenen und erhöhten Christus. Von daher die Kraft, die zu Pfingsten wirkte und nachher entsprechend der Verheißung des Herrn, eine Verheißung, die voll erfüllt worden ist.

Denn Er hatte das Recht, nicht nur ewiges Leben zu geben an so viele Menschen, wie der Vater sie Ihm gab, sondern an alles Fleisch. Und der Herr offenbarte seine Kraft nicht nur in den Aposteln, sondern in vielen, vielen anderen auch. Es wurde niemals garantiert, dass es in allen Zeiten bis zum Ende mit seinen Dienern so sein würde, wie seine Gegenwart war. Wenn wir in unseren Tagen nicht davon sprechen können, lass uns wenigstens die Gnade haben, zu fühlen und anzuerkennen, warum dies ist und wie wenig seine Heiligen die Befreiung unterscheiden von dem, was Ihn entehrt und es moralisch in Frage stellt, ob solch eine Offenbarung heute sein könnte, ohne die Wahrheit bloßzustellen.

Denn wie könnte es folgerichtig solch eine göttliche Kraft geben, ausgegossen über alle Christen, nachdem sie sich alle versammelt hatten, wenn sie sich wiederum zerstreuten zur Schande seines Namens? Wie könnte eine Gemeinschaft ausgezeichnet werden, dass ihr eine solche Ehre verliehen würde, ohne die außerordentlich drohende Gefahr der Selbstzufriedenheit oder der Verachtung gegenüber anderen? Dass die Gnade wirkt durch Gottes Wort und Geist, wo auch immer Christus gepredigt wird, ist ein Beweis für seine treue Güte und seinen unfehlbaren Plan; wie auch, damit der Glaube seinen Willen für die Seinen sehen kann und könnte, nämlich: zusammen zu wandeln entsprechend seinem unveränderlichen Wort und mit sich geziemender Demut, um Ihm zu gefallen; dieses ist immer wahr und verbindlich. Aber es muss anerkannt werden, dass die Gemeinde ihres Zierrats beraubt wird, und das gerechterweise.

Nun hatte dieses System der Kraft und des Vorrechtes natürlich eine große Anziehungskraft in frühen Tagen für die hebräischen Heiligen, wie auch für andere, besonders für die Korinther, wie wir aus dem ersten Brief an die Korinther entnehmen können. Und die, die nicht von Gott geboren waren und die deshalb nicht richtig ihr eigenes Übel und Verderben einschätzen konnten und auch nicht die unendliche Gnade Gottes in Christus und seinem Werk, bestanden natürlich sehr auf dem, was das christliche Bekenntnis auszeichnete. Deshalb führt der Heilige Geist zu einem Aufzeigen einer wirklichen und verhängnisvollen Gefahr für alle, die sichtbare Kraft vergötterten und die weit tieferen Wunder unsichtbarer Dinge übergingen. Alle anderen Offenbarungen, wenn sie auch die Herrlichkeit des Herrn förderten, waren alle der Gnade Gottes untergeordnet, in der Er den Tod schmeckte, Satans Macht vernichtete, die Versöhnung bewirkte und so eine gerechte und ewige Grundlage legte für jeden Segen zur Herrlichkeit Gottes, aber für jeden Plan zur rechten Zeit Gottes und doch für ewig.

Verse 4-8

Heb 6,4-8: Denn es ist unmöglich, solche, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters und abgefallen sind, wiederum zur Buße zu erneuern, da sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen. Denn das Land, welches den häufig über darauf kommenden Regen trinkt und nützliches Kraut hervorbringt für diejenigen, um derentwillen es auch bebaut wird, empfängt Segen von Gott; wenn es aber Dornen und Disteln hervorbringt, so ist es unbewährt und dem Fluch nahe, und sein Ende ist die Verbrennung.

Man kann beobachten, dass wir hier von Erleuchtung sprechen, nicht von Wiedergeburt oder ewigem Leben. Ohne Zweifel kommt die himmlische Gabe vor uns; und so ist dies nicht irdisch wie die Verbindungen des Messias, sondern „himmlisch“ wegen des Gegensatzes zu den Kanaan-Hoffnungen. Welch eine große Gunst, dass Gott jetzt himmlische Gnade offenbart! Weiterhin ist es nicht die alte und wesentliche Wahrheit des Heiligen Geistes, die eine Seele durch das Wort erweckt, noch weniger, dass Er den Gläubigen jetzt versiegelt und für immer in ihm wohnt. Wir dürfen nicht vergessen, dass Er auch herabgesandt wurde, um die Versammlung zu Gottes Wohnstätte zu bereiten; so dass alle, die darin eingeführt waren, auch in einer allgemeinen Weise des Geistes teilhaftig waren. Wer auch immer sich dem Evangelium beugte, schmeckte das Wort Gottes als gut und nahm es mit Freude auf als etwas, was von ganz anderem Geschmack war als das Gesetz, das ein Dienst des Todes und der Verdammnis war. Dann waren die Kräfte, die sich im Austreiben von Dämonen, Krankenheilungen und dergleichen offenbarten, Beispiele für das zukünftige Zeitalter, wem sie sich voll offenbaren werden unter der Herrschaft des Menschensohnes.

Nun, die Grundlage christlicher Vorrechte bleibt und muss bleiben, solange die Gemeinde auf Erden lebt und das Evangelium von der Herrlichkeit Christi gepredigt wird. Es gibt das wirkliche Licht, das Gott in die Seelen scheinen lässt, nicht die Finsternis oder Dämmerung, die es vor dem Evangelium nur geben konnte. Es ist noch eine himmlische Berufung, nicht eine irdische. Wiederum ist es nicht Gottes Wille, sein Gesetz voranzutreiben, wenn sein Geist hier noch mehr wirkt, um Sünde, Gerechtigkeit und Gericht für die Welt zu zeigen. Und sein Wort, das (nicht das Gesetz oder die Verheißung nur, sondern) die Erfüllung in Christus zeigt, ist gewiss „gut“; wie alle Getauften wenigstens schmecken können, dass es gut ist, selbst wenn es nicht mehr die Kräfte des zukünftigen Zeitalters gibt, wie wir sie besonders fehlen sehen bei den sieben Gemeinden der Offenbarung. Aber all dieses aufzugeben, nachdem man einmal sein wunderbares Hervorragen in dem Namen des verherrlichten Jesus genossen hat, ist verhängnisvoll. Denn was kann die Gnade mehr tun oder geben, um an Seelen zu wirken? Wenn die Juden den Messias auf Erden verwarfen, begegnete der Heilige Geist ihnen und konnte ihnen begegnen mit einem Ruf zu Buße und Vergebung in seinem Namen, der erhöht war durch und zu Gottes Rechten. Aber nachdem man Ihn in der Höhe bekannt hat und diese Vorrechte und Kräfte geteilt hat als Glieder der himmlischen Gesellschaft (die die Getauften sind in Vorrecht und Verantwortlichkeit), bedeutet es, wenn man abfällt, dass man alles verwirkt. Ja, es gibt sogar kein neues Zurückgreifen auf die Schätze der Gnade. Gott hatte keinen neuen und höheren Weg, um Christus vorzustellen, um für solch eine Wiederherstellung zu wirken. Deshalb wird hinzugefügt für die, die „abgefallen sind“, dass es „unmöglich ist, solche wiederum zur Buße zu erneuern, da sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen“. Christus war da gewesen in Erniedrigung; Christus ist in Herrlichkeit in der Höhe! Was hat Gott mehr, Tieferes und Höheres, um das Herz dadurch zu gewinnen?

Es gibt nicht solch eine Hoffnung jetzt für einen Messias nach dem Fleisch. Ihn hat das jüdische Volk endgültig verworfen. Wenn irgendwelche Ihn so erkannt hatten, von jetzt an würde Er nicht mehr so erkannt werden. Er ist der Christus, der gestorben und auferstanden und im Himmel verherrlicht ist. Das ist der christliche Glaube. Dahin muss der Gläubige sich ausstrecken, zu Christus nicht auf Erden, sondern in der Höhe mit seinen segensvollen Konsequenzen. Ihn so zu ergreifen, ist „Vollkommenheit“ oder voller Wuchs.

Beachte sorgfältig, wie die Schrift uns davor bewahrt, Licht und Kraft mit Leben zu verwechseln. Nicht ein Wort schließt in sich, dass die, die abgefallen sind, jemals in Christus erweckt waren oder mit dem Geist versiegelt waren oder getauft waren in seiner Kraft zu dem einen Leib. Es geht einfach um Jünger, die nicht mehr mit Christus gehen, die straucheln über die Wahrheit oder ihre Folgen. So war es, als Er hier war; so folgte es auch, als Er in der Höhe saß, mit einer Verschlimmerung der Schuld, wie uns hier gezeigt wird, für die, die dann abgefallen sind. Das Licht schien, die Güte wurde geschmeckt, die Offenbarung war reichlich und unleugbar; und doch fielen sie ab durch (nicht Unwissenheit, sondern) Eigenwille, der Gottes Wille nicht ertragen konnte. Sie schreckten verhängnisvoll und ohne Zweifel zurück vor der Trübsal, durch die wir ins Reich der Himmel eingehen müssen.

Die Erläuterung, die folgt, bestätigt dies voll und ganz. Es war schlechtes Land, fruchtbar nur für Dornen und Disteln anstelle eines guten Ergebnisses für den Regen, den es von oben kommend trank. Nur die Gnade macht in einer bösen Welt das Herz zu einem guten Boden, um Frucht zu bringen, die richtig ist für die, zu deren Wohl er bebaut wird. Der Geist gebraucht das Wort, um an den Gottlosen zu handeln, Er pflügt die Seele und sät den unverderblichen Samen des Wortes Gottes, der lebt und bleibt. Das ist etwas, was ganz anders ist, als dass die Schönheit und Vernünftigkeit des „Heilsplans“ gesehen wird und noch unwiderlegbarere Beweise dem Augenschein nach: von beidem fallen die Leute im Druck ab und können davon abfallen.

So ist es jetzt im Christentum. Was ist es im Allgemeinen anderes als Land, „welches den häufig über dasselbe kommenden Regen trinkt“, aber das anstatt Frucht und Kraut zu bringen, Dornen und Disteln trägt? Durch Gottes Wort ist es deshalb verworfen und dem Fluch nahe (Lk 17,28-37; Röm 11,21.22; 1Kor 10,1-15; 2Thes 2; 2Tim 3,4; Off 17). Ist nicht sein Ende die Verbrennung? Siehe 2. Thessalonicher 1,7-10. Die offenbarte Kraft ist lange bis zum Nichts verschwunden; aber die schreckliche Tatsache ist, dass die Klassen und Massen gleichermaßen abweichen von der Wahrheit des Evangeliums zu einem abergläubischen Nachahmen eines erschöpften und verdammten Judentums oder zu einer noch kühneren Rückkehr zum Heidentum in der Art seiner ungläubigen Philosophie. Und das Zurückschreiten auf beiden Wegen ist in unseren Tagen überraschend schnell und ohne Scham.

Aber der Apostel dachte nicht an solche, die stehen, sei es auch noch so schwach, während andere zurückweichen. Ausdauer im Guten ist von Gott, der niemals die Seinen verlassen hatte ohne andere Zeichen des Lebens. Denn die Bäume sind nicht tot, die ein wenig Frucht tragen. Und darauf werden wir gelenkt in den ermutigenden Worten, die folgen.

Verse 9-12

Heb 6,9-12: Wir aber sind in Bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Errettung verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch so reden. Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient. Wir wünschen aber sehr, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben.

Dass wir jede andere Abhängigkeit außer Christus als unserem Herrn und Heiland aufgeben, ist der Glaube, der die Seele errettet, der einen unveränderlichen Ruheplatz für jeden, der sich seiner Sünden bewusst ist und des Bösen der Natur, das sie hervorbrachte und das so bereit wie immer ist, um hervorzubrechen, wenn wir nicht gehalten werden durch Gottes Gnade in dem Geheimnis, dass wir mit Christus der Sünde gestorben sind und deshalb frei sind, der Gerechtigkeit zu leben. Andere können dies nicht erkennen, aber sie können in dem Christen die Früchte des Geistes sehen und sollten es sehen können; wie hier der Apostel, nachdem er sie so ernst ermahnt hat, die Heiligen ermutigen konnte durch die „besseren Dinge“, von denen er im Hinblick auf sie überzeugt war.

„Nächster“ ist eine häufige Bedeutung des hier gebrauchten Ausdruckes evco,mena. Hier ist er verändert durch den Zusammenhang, wie oft im gewöhnlichen Griechisch, und bedeutet nicht „folgend“, sondern „sich beziehend auf“ oder „verbunden mit“ der Seligkeit. Gott ist Liebe, und „Liebe“ ist von Gott, der mehr Gefallen hat an der Wirklichkeit des „Werkes“ als an den Ideen, die mit dem Menschen beginnen und enden; und wofür soll Er zur Rechenschaft gezogen werden? Lasset ab von dem Menschen, in dessen Nase nur ein Odem ist. Er, der allein hilft, ist nahe allen, die Ihn anrufen. Aber wenn der Glaube der Einlass zu allem ist, das göttlich ist, wirkt er durch Liebe und gibt so anderen Zeugnis. Auch sind es nicht nur die, die glauben und lieben, die jede gute Frucht begrüßen, sondern Gott ist nicht ungerecht, dass Er vergisst, was seine Gnade vollbringt in „eurem Werk und der Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient“. So wird unser Herr, wenn Er auf seinem Thron sitzt als Sohn des Menschen sagen zu den Heiden zur seiner Rechten: „Insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“

Aber es ist falsch und töricht, zu sagen, dass die Liebe ohne Glauben auskommen kann. Doch ist das angenehme Werk das, was sich zeigt gegenüber seinem Namen, und ganz besonders im Dienst an seinen Heiligen. Man mag den ganzen Glauben als Gabe haben, der so groß ist, dass er Berge versetzt; aber ohne Liebe ist man nichts. Ja, wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeilen werde und wenn ich in Mut und Eifer meinen Leib hingebe, auf dass ich verbrannt werde, aber nicht Liebe habe, so ist es mir nichts nütze. Christus ist der wahre Prüfstein. „Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater.“ Denn „jeder, der den liebt, welcher geboren hat, liebt auch den, der aus ihm geboren ist“. Wie es auf der anderen Seite heißt: „Hieran wissen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.“ Das mag keine Logik nach Aristoteles sein; auch ist es keine Wissenschaft; aber es ist die einzige, wahre und göttliche Liebe. Und wie sie bekannt gewesen war bei diesen hebräischen Heiligen, so sieht sie der Apostel fortfahren. Denn die Liebe, die von Gott ist, ist nicht blind, sondern unterscheidet klar, da das Auge einfältig ist.

Und doch gab es eine Lücke, die er gerne ausgefüllt sehen möchte. „Wir wünschen aber sehr, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende.“ Er war weit davon entfernt, über die Hoffnung und den Glauben hinwegzugleiten, weil die Liebe das Größte ist, die in vollster Ausübung bleibt, wenn Glaube und Hoffnung verschwinden in der Klarheit himmlischen und ewigen Genusses. Denn wir sind noch hier unten, wenn auch frei vom Heiligtum durch den Glauben, und wir sind befähigt, den Himmel als unser eigentliches Vaterland zu betrachten; da Christus dort unser Leben ist, und da der Heilige Geist hier ist, um uns gegenwärtige Freude zu schenken, das Pfand des Erbes. Deshalb ist es nötig, dass wir uns von den gegenwärtigen Dingen fernhalten, die man sehen kann, weil unsere Augen gerichtet sein sollen auf die Herrlichkeit, die ewig und unsichtbar ist (2Kor 4). Und wir denken falsch, wenn wir nicht das Gleiche mit dem Apostel denken, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Hoffnung, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn was einer sieht, was hofft er es auch? Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren.

Auch hier wurde ein Versagen festgestellt, wenn es auch mit der Zartheit der Liebe aufgedeckt wurde, damit sie dieselbe Sorgfalt zeigen sollten, die anzuerkennen er sich freute. So sehnt er sich hier danach: „zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende“. So nur übt die Hoffnung ihre Kraft aus. Irdische Hoffnungen, denen man sich widmet, sind so zerstörend für die göttliche Hoffnung, die Gott gibt, wie andere Dinge, auf die man vertraut, unvereinbart sind mit dem lebendigen Glauben. Nichts weniger als die volle Gewissheit der Hoffnung konnte das Herz des Apostels für die Heiligen befriedigen; wie er hinzufügt: „damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben“. Wir brauchen alles, wodurch der Heilige Geist an unseren Seelen wirkt; und darin, wie Er das geschriebene Wort Gottes gebraucht, so verherrlicht Er immer Christus und macht Ihn unseren Herzen teuer. Wir können es uns nicht leisten, unsere Seelen abzuwenden von dem, was offenbart ist, ja nicht einmal, einen Teil von dem, was offenbart ist, zu begünstigen, um den Rest beiseitezulassen. Und sicherlich ist die Herrlichkeit, die Christus gibt, klar genug, um zur vollen Gewissheit der Hoffnung zu rufen und das gesegnete Ende voll im Blickfeld zu halten. Andernfalls werden wir träge, wo wir ernst und äußerst wach sein sollten. „Nachahmer“ der alten Heiligen, „derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben“. Die Gegenwartsform, wie oft anderswo, ist nicht die rein historische Seite, sondern die ethische oder abstrakte Kraft. Die Erben der Verheißungen haben ihren Glauben, der auf die Probe gestellt wurde, und ihr Ausharren in gewohnheitsmäßiger Ausübung. „Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche er denen verheißen hat, die ihn lieben.“

Der Wunsch, dass die Heiligen die nachahmen sollen, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben, bringt sofort den Vater der Gläubigen in Erinnerung in einer Art, die beabsichtigt ist, um ihre Zuversicht zu stärken.

Verse 13-20

Heb 6,13-20: Denn als Gott dem Abraham Verheißung gab, schwor er, weil er bei keinem Größeren zu schwören hatte, bei sich selbst und sprach: „Wahrlich, reichlich werde ich dich segnen, und sehr werde ich dich mehren.“ Und nachdem er so ausgeharrt hatte, erlangte er die Verheißung. Denn Menschen schwören bei einem Größeren, und der Eid ist ihnen ein Ende allen Widerspruchs zur Bestätigung; worin Gott, da er den Erben der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses überreichlicher beweisen wollte, mit einem Eid verbürgt hat, damit wir durch zwei unwandelbare Dinge – wobei es unmöglich war, dass Gott lügen würde – einen starken Trost hätten, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung, die wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der Hoherpriester geworden in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.

Wenn der Glaube dunkel wird, nehmen irdische Dinge den Platz der himmlischen Ziele ein, die einmal das Herz füllten. Die Gefahr dieser gläubigen Juden bleibt für andere und ist in der Tat eine dringende Gefahr im gegenwärtigen Stand des Christentums. Eine Religion der Altertümlichkeit hat eine große Anziehungskraft für einige; die gleiche Anziehungskraft hat soziale Stellung für andere. Beides ist irdisch und unvereinbar mit Dem, der gekreuzigt wurde durch Priester und Statthalter (das Höchste, was die Menschheit damals kannte), aber Er ist jetzt gekrönt im Himmel mit Herrlichkeit. Der Glaube an Ihn, der sich so zeigt (und das ist das Wesen des Evangeliums), soll das Herz und Leben von all denen formen, die seinen Namen tragen. Wenn die Wahrheit innen hell leuchtet entsprechend dem Wort, macht der Heilige Geist es klar und kraftvoll; und die Welt wird gerichtet zugleich in ihrer religiösen Anmaßung und in ihrem äußeren Wohlstand und ihren äußeren Ehren. Ohne Zweifel wird in und durch den Heiland viel mehr offenbart, als die Patriarchen es jemals wussten. Und doch war im Wesentlichen das Bild von Abraham als Pilger, wie die Schrift es aufzeigt, ein Appell von nicht geringer Kraft, um auf die Seele eines gläubigen Juden zu wirken, der in Gefahr war, zurückzuweichen zu dem, dessen er sich einst gerühmt hatte, dadurch dass er Christus in seiner himmlischen Herrlichkeit und die Hoffnung, alles mit Ihm zu teilen, aus den Augen verlor. Abraham besaß nichts in Kanaan, er musste sogar ein Grab kaufen; er hing an der Verheißung Gottes. Die Judenchristen waren so weit in einer ähnlichen Stellung; sie warteten darauf, dass sie die Verheißungen ererbten. Abraham und sein Sohn und Enkel (nach allgemeiner Schätzung der Geehrteste der Väter und sicherlich alt genug, um auch den zu befriedigen, der von allen, die das Altertum lieben, am meisten danach brennt), alle starben im Glauben, nicht im Besitz. Sie sahen und begrüßten die Verheißungen von ferne und bekannten, dass sie Fremdlinge auf der Erde seien. Warum sollten Christen murren, wenn sie zu einem ähnlichen Pfad berufen werden? Es ist Unglaube, der die Hoffnung verachtet und um irgendeine gegenwärtige Freude eines Erdenloses bittet.

Nun hatte Gott sogar damals Abraham einen guten Grund der Zuversicht gegeben, der den Weg führte. Er hatte seinen Eid seiner Verheißung hinzugefügt: eine segensvolle Bestätigung für die Versuchten, obwohl sie weit davon entfernt waren abzuleugnen. Nur Theoretiker würden gering denken von solch einer gnädigen Vorsehung; nur die, die von Pilgerschaft in einem Palast träumen und nicht die Absicht im Herzen haben, die Wahrheit auszuleben. Wenn das Gewissen im Vordergrund steht, fühlt man die eigene Schwäche, und der Weg Christi erscheint schwierig, gefährlich und abstoßend. Deshalb gab die gnädige Weisheit Gottes seinen Eid hinzu zu seiner Verheißung, wie wir es in 1. Mose 22,17.18 lesen: ein wertvoller Beifall für den, der gerade zu dieser Zeit seinen Sohn im Gleichnis wie von den Toten zurückerhalten hatte.

Auch gab Gott nicht, einfach nur wegen Abraham oder wegen derer, die kurz nachher folgten, diese zweifache feierliche Garantie. Er wollte so reichlicher den Erben der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses zeigen. Darum verbürgte Er sich mit einem Eid, um die Augen all derer zu erheben, die glauben, von gegenwärtigen und sichtbaren Dingen zu jener Hoffnung, die auf seinem Wort ruht, das durch seinen Eid bestätigt wurde. Welch eine liebende Herablassung für die, die durch feindliches Land wandern! So sind klar die „zwei unwandelbare Dinge, wobei es unmöglich war, dass Gott lügen würde“; dies wird angewandt, nicht auf die Väter alter Zeit, sondern jetzt auf die Kinder, „damit wir einen starken Trost hätten, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung“.

So beginnt das Kapitel mit einer sehr ernsten Warnung. Auf der einen Seite sind das hellste Licht, das höchste Zeugnis, das Teilhaben am Heiligen Geist, die Süßigkeit des Evangeliums, die Kräfte des zukünftigen Zeitalters im Zeichen des Triumphes Christi die äußeren Hauptvorrechte der Christenheit. Doch könnten Menschen sie alle haben und doch ganz abfallen, so dass keine Erneuerung zur Buße möglich wäre. Sie sind nicht Leben, äußeres Leben in Christus; sie schließen nicht die Liebe Gottes ein, die in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde. Weder Erleuchtung noch Kraft ist dasselbe wie wiedergeboren sein, was hier nicht gesagt und vermutet wird. Auf der anderen Seite, wenn der Beifall für die göttliche Gnade folgt, zeigen diese abschließenden Verse den einfachsten Glauben auf, der jemals in den Tagen des Evangeliums beschrieben worden ist, „die wir Zuflucht genommen haben“ (eine Anspielung auf das schöne Bild des Totschlägers, der gerade gerettet worden ist vor seinen Verfolgern), waren fähig, „die vor uns liegende Hoffnung zu ergreifen“: ein wahrhaft „starker Trost“ für die schwachen und zitternden Gläubigen.

Auch ist dies nicht alles. Die Hoffnung, die dem Gläubigen vorgesetzt wird, übersteigt alles bei weitem, was es für die Heiligen in den Zeiten des Alten Testaments geben konnte. Wir haben sie als „einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der Hoherpriester geworden in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks“. Hier wird die Gewissheit erhöht und gekrönt durch Einen, der Gott nicht weniger als Mensch ist, Jehova-Messias, der Heiland, der in den Himmel zurückgegangen ist für uns, nachdem Er die Reinigung der Sünden gemacht hat und eine ewige Erlösung erfunden hat.

In Ihm und seinem Werk ist alles sicher gemacht. Die Rechte Gottes sind erworben mit seiner Gnade. Die Sünde ist so gerichtet worden, dass sie die schönste Achtung für die beleidigte Majestät und Heiligkeit rechtfertigt. Die Gnade kann frei strömen, aber auf der Grundlage der Gerechtigkeit; sie wird nicht mehr vergeblich gesucht vom Fleisch und vom schuldigen Menschen, aber sie ist errichtet von Gott als durch Christus (Joh 12) und wird dargereicht durch den Geist im Evangelium (2Kor 3). Er, der im Himmel erhöht ist, ist der verheißene Messias, das Ziel, der Bewahrer und Geber aller Verheißungen Gottes. So wird die Erde am besten gesegnet werden zur rechten Zeit: Aber in der Zwischenzeit sind die, die an Ihn glauben, bevor Er erscheint, verbunden mit Ihm in einer himmlischen Beziehung, auch wenn sie hier unten sind, damit sie auch auf einem klareren und schöneren Grund, als Mose es konnte, die Schmach Christi für größeren Reichtum halten können als die Schätze Ägyptens. Er, als Vorläufer für uns, ist hineingegangen in das Innere des Vorhangs – des Himmels selbst: was niemand wissen oder fordern konnte, bis Er gekommen war, für die Sünden gelitten hatte und aufgenommen worden war in Herrlichkeit. Wenn dies den Gläubigen nicht gewinnt vom irdischen Sinn und von einem Heiligtum der Welt, kann es nichts anderes. Er, der uns geliebt hat, unser Vorläufer im Himmel, wenn Er auch von den Menschen verworfen war, zieht und bindet unsere Herzen an Ihn sich, wo Er ist; und Gott offenbart Ihn uns zu diesem ausdrücklichen Ziel.

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Übersetzt aus An Exposition of the Epistle to the Hebrews with a new version, 1905

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