Das Abendmahl und der Tisch des Herrn
1. Korinther 10,14-22; 11,20-34

Willem Johannes Ouweneel

© EPV/SoundWords, online seit: 30.10.2006, aktualisiert: 17.11.2022

Leitverse: 1. Korinther 10,14-22; 11,20-34

1Kor 10,14-22: Darum meine Geliebten, flieht den Götzendienst. Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage. Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot. Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? Was sage ich nun? Dass ein Götzenopfer etwas sei, oder dass ein Götzenbild etwas sei? Sondern dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches. Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als er?

1Kor 11,20-34: Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Mahl essen. Denn ein jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und der eine ist hungrig, der andere ist trunken. Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Versammlung Gottes und beschämt die, die nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich nicht. Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Wer also irgend das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt in unwürdiger Weise, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein. Ein jeder aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch. Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet. Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen. Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden. Daher, meine Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander. Wenn jemand hungrig ist, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das Übrige aber will ich anordnen, sobald ich komme.

Einleitung

Es ist meine Absicht, heute Nachmittag besonders zu den jungen Leuten über die alten Grundsätze unseres Zusammenkommens zu sprechen. Diese Grundsätze sind für uns so selbstverständlich, dass wir nur wenig darüber sprechen und somit unsere jungen Leute über solche wesentlichen Themen nur wenig hören. Dabei sind diese Grundsätze eigentlich gar nicht so selbstverständlich, denn es gibt viele Missverständnisse darüber. Deshalb möchte ich versuchen, möglichst einfach klarzumachen, welche Bedeutung der Tisch des Herrn und das Abendmahl in der Schrift haben und was sie für uns heutzutage bedeuten.

Das Abendmahl für die Jünger damals und heute

Wir lesen über diese Themen in den drei ersten Evangelien und auch im ersten Korintherbrief. Die Evangelien zeigen uns, wie der Herr Jesus nach dem Passah das Abendmahl einsetzt (Mt 26; Mk 14; Lk 22), und zwar mit den Jüngern als den Gläubigen aus dem Volk Israel, und Er verbindet es unmittelbar mit der Zukunft, wenn Er aufs Neue das Passah mit den Seinen im Tausendjährigen Reich feiern wird. Wenn wir nur die drei Evangelien hätten, könnten wir uns daher fragen, ob wir als Christen, die wir ja eine ganz andere Stellung haben als diese Gläubigen aus Israel und als der gläubige Überrest Israels in der Zukunft, auch das Abendmahl feiern sollten und was es für uns zu bedeuten hat. Nun, darauf gibt uns der erste Korintherbrief eine Antwort. In 1. Korinther 11 haben wir gelesen, dass der Apostel Paulus diese Einsetzung des Abendmahls ausdrücklich von dem Herrn empfangen hat. Paulus hat es also nicht von den Jüngern gehört, auch war er nicht bei der Einsetzung zugegen, sondern er hat es persönlich unmittelbar von dem verherrlichten Herrn aus dem Himmel empfangen. Daher konnte er es in diesem Brief so mitteilen, und deshalb wissen wir, dass auch wir als Christen das Abendmahl feiern sollten und dass wir es, wie wir aus 1. Korinther 10 lernen, am Tisch des Herrn tun sollten.

Das Abendmahl als Feier der Versammlung des lebendigen Gottes

Wir feiern das Abendmahl nicht als gläubige Juden, doch auch nicht als Heiden, sondern als ehemalige Heiden, als solche, die jetzt zur Versammlung des lebendigen Gottes gehören. Zu dieser Versammlung Gottes gehören alle wahren Christen. Ein Christ ist jeder, der aufrichtig zu Gott gekommen ist, seine Sünden bekannt und den Herrn Jesus als seinen Erlöser, der für ihn am Kreuz gestorben ist, angenommen hat.

Die Versammlung des lebendigen Gottes

Ich habe eben auch noch das Wort Versammlung gebraucht.
Was heißt nun die Versammlung? Im Neuen Testament lesen wir über die Versammlung in drei verschiedenen Bedeutungen:

  1. Die Gesamtheit aller Christen

    Erstens ist die Versammlung die Gesamtheit aller Christen vom Pfingsttag an (Apg 2) bis zur Entrückung (1Thes 4). So finden wir die Versammlung zum Beispiel im Epheserbrief. Paulus beschreibt da, wie Gott die Versammlung nach seinen ewigen Ratschlüssen gesehen hat, so wie sie vom Anfang an, vom Pfingsttag an, bis zu ihrer Entrückung auf der Erde besteht.

  2. Die Gesamtheit aller lebenden Christen

    Die zweite Bedeutung ist die, dass die Versammlung auch praktisch alle wahren Gläubigen umfasst, die heute, in diesem Augenblick, auf der Erde leben. Unter diesem Gesichtspunkt gehören solche, die heimgegangen sind, praktischerweise nicht mehr zur Versammlung. Außerdem gibt es noch viele, die vielleicht schon geboren sind und noch keine Christen sind, die aber noch der Versammlung hinzugefügt werden. Denn die Versammlung ist noch nicht vollständig. Das wissen wir, weil der Herr noch nicht gekommen ist. In dieser Bedeutung finden wir die Versammlung unter anderem im ersten Korintherbrief, nämlich als eine Einheit, die wir zum Ausdruck bringen sollten. Dabei geht es also nicht um die Versammlung vom Pfingsttag an (von welcher schon viele Millionen gestorben sind) bis zur Entrückung (es wird vielleicht noch manche geben, die überhaupt noch nicht geboren sind oder noch nicht errettet sind), sondern um die umfassende Einheit aller Gläubigen, die heute auf der Erde leben.

  3. Alle Gläubigen an einem Ort

    Die dritte Bedeutung ist die, dass Gottes Wort auch alle Gläubigen an einem Ort eine Versammlung nennt. So sehen wir, dass der Brief an die Korinther an die Versammlung in Korinth geschrieben ist. In Korinth war eine Versammlung, und im Galaterbrief lesen wir über die Versammlungen von Galatien. Galatien war also eine Gegend, in der es verschiedene Versammlungen gab. In dieser Bedeutung ist also von einer Versammlung an einem bestimmten Ort die Rede. Und so gibt es auch eine Versammlung Gottes in Haspe.

Die örtliche Versammlung

Was ist das eigentlich, die Versammlung in Haspe? Wir müssen zugeben, dass wir den Ausdruck Versammlung häufig überhaupt nicht in der biblischen Bedeutung gebrauchen. Oft meinen wir, dass die Versammlung diejenigen sind, die gewöhnlich in diesem Raum jeden Sonntag zusammenkommen. Sie sind aber nicht die Versammlung in Haspe. Sie gehören zu der Versammlung in Haspe. Die Versammlung Gottes, die in Haspe ist, umfasst alle wahren Gläubigen, wovon es hoffentlich hier an diesem Ort noch sehr viele gibt. Das müssen wir gut im Auge behalten.

Das sind die drei Bedeutungen, in denen das Wort Versammlung in der Schrift vorkommt. Die Versammlung ist also eine Einheit, und diese Einheit muss auch gesehen werden. Wenn wir alle zu Hause blieben, würden wir zwar auch die Versammlung Gottes auf Erden bilden, aber es würde nichts davon gesehen werden. Die Menschen würden vielleicht sehen, dass wir Christen sind, wenn wir, jeder für sich, ausgehen und den Herrn Jesus bezeugen. Wir könnten auch auf der Straße Gemeinschaft üben, wenn wir anderen Christen begegnen. Wir erfahren dann, dass wir eins sind, weil wir dasselbe Leben aus Gott besitzen. Das ist aber die Einheit der Kinder Gottes, nicht unsere Einheit als Versammlung. Die Versammlung Gottes ist nämlich nicht nur die Summe aller Christen, sie ist mehr als das. Sie ist etwas ganz Besonderes: Gottes Wort nennt sie den Leib Christi und das Haus Gottes und die Braut des Lammes. Sie ist als ein Ganzes mehr als nur alle Gläubigen zusammengenommen, und Gott möchte, dass das auf dieser Erde auch sichtbar wird. Das geschieht ganz einfach dadurch, dass alle Gläubigen an einem Ort nach den Gedanken des Herrn zusammenkommen. Wenn sie so zusammenkommen, wird gesehen, dass sie auch zusammengehören und nicht nur einzelne Christen in ihrem Dorf oder ihrer Stadt sind. Sie bilden eine Einheit.

Woran kann man nun im Besonderen die Einheit erkennen? Reicht es aus, dass sie sich alle in einem Saal versammeln? Nein, das ist noch zu wenig. Denn wenn in diesem Raum hier am Sonntagmorgen alle Christen aus Haspe zusammenkämen (vorausgesetzt, dass sie alle in diesem Saal Platz fänden), würde man daran erkennen können, dass es sich um die Versammlung handelt? Nein, größtenteils sehen wir so aus wie die Menschen in der Welt. Wir sind vielleicht anständiger gekleidet, aber das ist doch nicht das eigentliche Erkennungszeichen der Versammlung in Haspe. Wie hat Gott es denn möglich gemacht, dass öffentlich sichtbar wird, dass an einem bestimmten Ort, in einem Dorf, in einer Stadt, die Versammlung Gottes zusammenkommt? Die Antwort ist, dass der Herr uns seinen Tisch gegeben hat. Denn in demselben Augenblick, wo alle diese Gläubigen zusammen von dem einen Brot essen, bringen sie sichtbar zum Ausdruck, dass sie eine Einheit bilden.

Eine Einheit – ein Brot auf dem Tisch

Das ist nicht schwierig zu verstehen. Wenn wir hier sonntags morgens das Brot auf dem Tisch liegen sehen, können wir an die erste Bedeutung dieses Brotes denken: das eine Brot ist ein Bild der einen Versammlung. Nicht der einen Versammlung auf der ganzen Erde, denn wir können nicht auf der ganzen Erde an einem Ort zusammenkommen.[1] Es wäre schon nicht möglich, dass alle Gläubigen aus Deutschland an einem Ort zusammenkämen. Dafür sind es glücklicherweise noch zu viele. Das war auch nicht die Absicht des Herrn. Er hat es so eingerichtet, dass alle Gläubigen an einem Ort, in einer Stadt, in einem Dorf, so wie es von Korinth gesagt wird, zusammenkommen sollten (1Kor 11,18.20.33.34; 14,23.26). So war das nach den Gedanken Gottes. Die Gläubigen kamen an einem Ort zusammen und zeigten ganz einfach durch das eine Brot in ihrer Mitte, dass sie eine Einheit bildeten. Dieses eine Brot ist ein Bild von der einen örtlichen Versammlung.[2] Und genauso wie jeder Gläubige ein Stückchen von diesem einen Brot nimmt, so sind sie alle gleichsam ein Stückchen dieser einen Versammlung an diesem Ort.

Ein Brot – ein Leib

Wir wollen jetzt ganz genau lesen, was die Schrift darüber sagt: „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen“ (1Kor 10,17). Das eine Brot ist also ein Bild des einen Leibes, so wie er örtlich dargestellt wird. Der Leib ist eigentlich die ganze Versammlung auf Erden, aber das Wort macht deutlich, dass auch die Gläubigen in Korinth der Leib Christi waren (1Kor 12,27)[3], das heißt, sie waren örtlich die Darstellung dieses einen Leibes. So kamen sie zusammen: „Ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot.“

Heute: Ein Leib, aber viele Gemeinden

Jetzt kommt die praktische Seite dieser Frage. Ein Gläubiger in Haspe äußert den Wunsch: Ich möchte gern am nächsten Sonntag den Ort aufsuchen, wo die Gläubigen zusammenkommen. Er erkundigt sich: Wo versammeln sich hier die Gläubigen? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Nun stellt sich nämlich etwas ganz Trauriges heraus: Die Gläubigen kommen an vielen Orten zusammen. Das ist an sich noch nichts Schlimmes, denn in Jerusalem kamen die Gläubigen auch an verschiedenen Orten zusammen, in mehreren Häusern. Aber in Jerusalem waren alle diese Gläubigen, wie wir es heute ausdrücken würden, in praktischer Gemeinschaft miteinander. Sie konnten ohne weiteres zu anderen Häusern gehen und dort Gemeinschaft haben. Aber heute ist es so, dass viele Gläubige sich in den verschiedensten Gemeinschaften, Kreisen und Kirchen befinden, wo sie einander überhaupt nicht aufsuchen können, um Gemeinschaft zu haben, sondern wo sie innerhalb ihrer eigenen Schranken bleiben und auch gar nicht zu anderen Kreisen gehen wollen. Sie sind durch viele Systeme und Kirchenmauern voneinander getrennt. Was soll nun ein Gläubiger tun, der hier in Haspe gemeinsam mit anderen Gläubigen die Einheit des Leibes zum Ausdruck bringen möchte? Wie ist das möglich, wenn alle diese Gläubigen zerstreut sind? Gibt es in all dieser Verwirrung irgendwo noch Gläubige, die dort zusammenkommen, wo der Herr seinen Tisch aufgerichtet hat?

Wo hat der Herr seinen Tisch aufgerichtet?

Ihr jungen Leute, was denkt ihr, woran kann solch ein Gläubiger jetzt diesen Platz erkennen? Sollte er das nach seinen eigenen Empfindungen und Erfahrungen beurteilen können? Viele Gläubige machen das heute so. Sie gehen zu vielen Gemeinschaften, um herauszufinden, wo es am angenehmsten ist, wo am schönsten gesungen wird, wo am besten gepredigt wird, wo die Leute am liebsten und am fröhlichsten sind. Das sind an sich sehr schöne Dinge. Doch wenn sie wirklich daran interessiert wären, wo der Herr seinen Tisch hat, würden sie nicht nach ihren eigenen Empfindungen diesen Platz aufsuchen, sondern die Schrift befragen: Herr, wie kann ich erkennen, wo Du deinen Tisch hast?

Das ist auch die Frage für euch. Meint ihr, dass die Brüder und Schwestern, die hier zusammenkommen, daran interessiert wären, dass ihr mit ihnen denselben Platz einnehmt, nur weil sie solche liebenswürdigen Leute sind? Das könnte doch nicht der Grund sein. Das möchten die Geschwister ja hier auch gar nicht. Sie möchten, dass ihr ganz klar seht, ob hier in diesem Saal in Haspe die Gläubigen am Tisch des Herrn zusammenkommen oder nicht. Sie möchten gerne sehen, dass ihr diese Frage anhand des Wortes Gottes für euch selbst entscheidet. Kennt ihr die Maßstäbe des Wortes, um das beurteilen zu können? Was sind die Kennzeichen?

Die Kennzeichen des Tisches des Herrn

Das erste Kennzeichen ist sehr einfach. Sie sind eigentlich alle einfach, wenn wir wirklich dem Wort gehorchen möchten. Das erste Kennzeichen des Tisches des Herrn ist, dass alles, was zu dem Herrn im Widerspruch steht, zurückgewiesen wird. Ist das nicht sehr einfach? Wenn es wirklich der Platz sein soll, wo Gläubige ihre Einheit als Versammlung zum Ausdruck bringen möchten, sollte doch alles entfernt und zurückgewiesen werden, das dieser Einheit fremd und nicht mit ihr in Übereinstimmung ist. Nach Epheser 4,3.4 und 1. Korinther 12,13 ist die Einheit des Leibes eine Einheit des Geistes, die im Widerspruch steht zu allem, was aus dem Fleisch hervorkommt. Was heißt das nun? Das heißt, dass Gläubige, die diese Einheit zum Ausdruck bringen möchten, vom Bösen, das heißt von allem, was mit dem Herrn im Widerspruch ist, abgesondert sein müssen.

Was ist nun das Böse? Ich möchte euch drei Kennzeichen des Tisches des Herrn nennen, drei Maßstäbe, die ich persönlich im Wort Gottes gefunden habe.

1. Absonderung vom Bösen

Das erste Kennzeichen ist also Absonderung vom Bösen. Diesen ersten Punkt möchte ich wiederum in vier Punkte unterteilen:

  1. Keine Unbekehrten

    Erstens können sich natürlich keine unbekehrten Personen, die also überhaupt nicht zur Versammlung Gottes gehören, am Brotbrechen am Tisch des Herrn beteiligen. Nun, das scheint selbstverständlich zu sein, aber es gibt leider mehrere Kreise in Deutschland, wo manchmal sogar die Mehrzahl der Menschen ungläubig ist. Solche Menschen können natürlich nicht die Einheit der Versammlung ausdrücken wollen. Das erste Böse wäre also, dass unbekehrte Personen willentlich und wissentlich teilnehmen.

  2. Niemand, der in moralisch Bösem lebt

    Zweitens dürfen auch nicht unbedingt alle Gläubigen teilnehmen. Das ist schwieriger zu verstehen. Man könnte einwenden: Ja, wenn man ein Gläubiger ist, gehört man doch zu dieser Einheit der Versammlung. Wie ist es dann möglich, dass manche Gläubigen nicht teilnehmen dürfen? Einfach deshalb, weil Gläubige leider manchmal mit Bösem in Verbindung stehen. Sie wissen es, aber wollen sich nicht davon absondern. Sie wollen das Böse nicht verurteilen. Nun, wenn sie das nicht tun wollen, müssen wir uns von solchen Personen absondern. Wir tun das nicht gern, weil grundsätzlich auch diese Gläubigen zur Versammlung gehören. Aber weil sie mit Bösem in Verbindung stehen, müssen wir uns von ihnen absondern. Was kann nun das Böse sein, mit dem solche Menschen in Verbindung stehen? Es kann sein, dass sie in moralisch Bösem leben. Wir haben ein deutliches Beispiel dafür in 1. Korinther 5. Dort lesen wir von einem Mann, der in Hurerei lebte. Das war so schlimm, dass sogar die Heiden übel darüber redeten. Dieser Mann wollte sich nicht davon trennen. So musste die Versammlung sich von ihm trennen. Sie mussten den Bösen aus ihrer Mitte wegtun (1Kor 5,13).

  3. Fundamental böse Lehren

    Drittens müssen wir uns auch von solchen absondern, die eine böse Lehre über die Grundsätze der Wahrheit haben. Die Versammlung ist die Versammlung Gottes. Wenn Gläubige nun böse über Gott sprechen, wie können wir dann mit ihnen Gemeinschaft haben? Die Versammlung ist der Leib Christi. Wenn jemand böse über den Herrn Jesus spricht, über seine Menschheit, über sein Werk, das Er vollbracht hat, wie können wir dann mit ihm das Brot brechen? Wir müssen uns auch von solchen Personen absondern.

  4. Gleichgültigkeit gegenüber bösen Verbindungen

    Nun kommt der vierte Punkt, und der ist der schwierigste. Die Punkte (2) und (3) sind schon schwierig, denn viele Gläubige meinen, dass sie mit dem Bösen anderer nichts zu tun haben und dass jeder für sich selbst verantwortlich ist. Doch sie verstehen nicht, was in 1. Korinther 10,16 steht, dass nämlich der Tisch des Herrn gerade der Ausdruck unserer Einheit und Gemeinschaft ist: „Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?“ Wir haben nicht nur Gemeinschaft mit dem Herrn, sondern auch mit allen Geschwistern. Das bedeutet, dass ich nicht nur verantwortlich für mich selbst bin, sondern dass jeder von uns auch verantwortlich ist für einen jeden, mit dem er am Tisch des Herrn Gemeinschaft hat. Mit diesem vierten Punkt haben viele offensichtlich große Schwierigkeiten: Es kommt manchmal vor, dass Personen sich nicht in moralisch Bösem oder in Irrlehre befinden, aber trotzdem diesen Dingen gleichgültig gegenüberstehen und Gemeinschaft haben mit solchen, die in solchem Bösen leben. Können wir mit solch einer Gleichgültigkeit Gemeinschaft haben? Auch hier entscheiden nicht unsere Empfindungen. 2. Johannes 10.11 sagt ausdrücklich, dass, wenn wir Gemeinschaft haben mit Personen, die Irrlehre bringen, wir teilnehmen an deren bösen Werken. Wir haben nicht nur mit den Personen Gemeinschaft, sondern auch mit ihren bösen Werken, und das macht uns selbst unrein. Wenn das Schmutzige mit dem Reinen in Verbindung gebracht wird, wird das Schmutzige niemals sauber, sondern das Reine wird schmutzig. So ist es auch mit der Gemeinschaft in göttlichen Dingen. Wir müssen uns von dem Bösen absondern. Ich kann nur da den Tisch des Herrn finden, wo diese Grundsätze anerkannt werden und solche Personen, die nach der Schrift zurückgewiesen werden sollten, auch tatsächlich zurückgewiesen werden. Es darf keine Gemeinschaft mit dem Bösen bestehen, damit der Tisch des Herrn nicht verunreinigt wird und letztlich nur noch ein Tisch von Menschen ist.

2. Gemeinschaft aller Heiligen

Nun kommen wir zu dem zweiten Kennzeichen des Tisches des Herrn. Es gibt Kreise, in denen die Absonderung vom Bösen noch praktiziert wird, und trotzdem könnte ich nicht dorthin gehen. Warum nicht? Sie fallen in das andere Extrem. Wir stehen immer in zwei Hinsichten in Gefahr: Entweder weichen wir zu weit nach links oder zu weit nach rechts ab. Auf dieses andere Extrem bezieht sich das zweite Kennzeichen: Am Tisch des Herrn darf es kein Sektierertum geben. Einerseits können wir zu viele Leute zulassen zum Tisch des Herrn, nämlich solche, die entweder unbekehrt oder böse sind oder mit Bösem in Verbindung stehen, aber wir können auch zu wenige zulassen. Viele Christen sagen: Ja, wir wollen uns vom Bösen absondern, aber wir möchten auch keine Gemeinschaft haben mit solchen, die über manche Dinge anders denken als wir, zum Beispiel über die Taufe oder die Entrückung oder das Tausendjährige Reich. – An sich wäre es schön, einen Kreis von Geschwistern zu haben, wo alle über alle Einzelheiten der Wahrheit gleich denken. Aber es ist dann doch die Frage, ob das die Versammlung Gottes wäre. Wenn wir uns von solchen trennen würden, die über manche Einzelheiten der Wahrheit anders denken als wir, dann wären wir eine Sekte. Das ist die andere Gefahr.

Auch diese Gefahr sehen wir in Korinth. Da gab es solche Sekten. Da gab es eine Partei, die sich nach Apollos nannte, eine andere nach Petrus und wieder eine andere – das war meines Erachtens wohl die böseste – nach Christus. Diese machten Christus zum Haupt einer Partei. Das darf doch nicht sein. Heute gibt es zum Beispiel eine Partei rund um die Taufe; das sind die Baptisten. Das Kennzeichen ihres Sektierertums sieht man bereits in dem Namen. Ich sage nichts über die Geschwister, die sich so nennen. Ich kenne viele von ihnen, und ich liebe sie. Es sind Gläubige, die wir einmal im Himmel wiedersehen werden. Ich spreche aber über ihre Lehre, dass sie ein gewisses Thema aus der Bibel, das nicht von grundsätzlicher Bedeutung für den Glauben ist, zum Unterscheidungsmerkmal machen: Es ist nicht von grundsätzlicher Bedeutung für die Errettung, ob jemand der Kindertaufe oder der Gläubigentaufe anhängt; dadurch steht man nicht in Gefahr, verlorenzugehen. Es geht dabei nicht um entscheidende Grundsätze. Wenn das aber der Grund für Trennungen innerhalb der Christenheit ist, steht man in großer Gefahr, eine Sekte zu werden. Wenn ein Kreis nicht grundsätzlich alle wahren Gläubigen zulässt, ist er eine Sekte, mit der wir keine Gemeinschaft haben können. Am Tisch des Herrn drücken wir ja die Einheit aller Gläubigen aus, nicht nur solcher, mit denen wir in allem einig sind. Die Wahrheit Gottes ist immer in der Mitte zwischen den Gefahren von rechts und von links.

3. Autorität des Herrn an seinem Tisch

Nun das dritte Kennzeichen: Die beiden Kennzeichen, die wir bisher behandelt haben, sind noch nicht ausreichend. Gesetzt den Fall, dass hier in diesem Saal Gläubige zusammenkommen, die vom Bösen abgesondert sind und auch alle wahren Kinder Gottes aus Haspe willkommen heißen. Sie machen also keine sektiererischen Trennungen. Nun besuche ich ihre Zusammenkunft und erwarte, dass diese Gläubigen am Tisch des Herrn zusammenkommen. Doch was tun sie? Sie haben schon im Voraus den Verlauf der Stunde entschieden, als gäbe es keinen Heiligen Geist auf dieser Erde, der alles leiten möchte (es handelt sich ja am Tisch des Herrn um die Einheit des Geistes), und als gäbe es keinen verherrlichten Herrn im Himmel, zu dessen Namen wir zusammenkommen. Sie tun so, als wäre Er nicht der Herr dieses Hauses. Dann würde ich zu solchen Geschwistern sagen: Ich dachte, der Tisch wäre der Tisch des Herrn, doch ihr habt diesen Tisch zu eurem Tisch gemacht. Wenn mich ein Bruder bei mir zu Hause besuchen würde und würde sagen: Heute Abend wollen wir um sechs Uhr essen; du wirst dort sitzen und ich werde dort sitzen, und wir werden das und das essen. Was meint ihr, wem würde dieser Tisch dann gehören? Ist es mein Tisch, oder ist es der Tisch dieses Bruders? Er würde den Charakter meines Tisches verleugnen, indem er ihn zu seinem eigenen Tisch macht. Wenn Gläubige zusammenkommen, sollten sie also die absolute Autorität des Herrn anerkennen, denn wenn es der Tisch des Herrn ist, ist es nicht der Tisch der Brüder, auch nicht der Tisch einer gewissen Gemeinschaft, auch nicht der Tisch der Gläubigen im Allgemeinen, sondern es ist einzig und allein der Tisch des Herrn. Das heißt, dass Er der Gastgeber ist und alle Autorität haben muss. Wenn wir diese Autorität verneinen würden, könnten wir dann noch von diesem Tisch als dem Tisch des Herrn sprechen?

Praktisches Beispiel zur Verdeutlichung der Grundsätze

Diese Grundsätze möchte ich jetzt an einem Beispiel verdeutlichen. Nehmen wir einmal an, ein Ehepaar hat zehn Kinder. Diese Kinder sind alle verheiratet. Wir könnten also sagen, dass dieses Ehepaar zwanzig Kinder hat. Jetzt sagen diese Eltern, bevor sie sterben, zu ihren Kindern: „Liebe Kinder, wir wünschen, dass ihr jedes Jahr einmal zu einer gemeinsamen Familienmahlzeit zum Andenken an eure Eltern zusammenkommt.“ Die zwanzig Kinder erfüllen nun den Wunsch ihrer Eltern und kommen jedes Jahr einmal zusammen. Sie haben ein gemeinsames Essen, genauso wie die Eltern das gewünscht haben, und feiern diese Mahlzeit zu ihrem Andenken. Nun tauchen jedoch einige Probleme auf:

  1. Einige meinen: Es würde gewiss gemütlicher sein, wenn wir alle unsere Freunde einladen. Ja, gemütlicher könnte es werden. Doch entspräche das noch den Gedanken der Eltern? Sie hatten doch gewünscht, dass ihre eigenen Kinder zu ihrem Gedächtnis zusammenkamen. Die anderen sind vielleicht liebe, nette Freunde, aber sie sind nicht Kinder dieser Eltern und kennen dieses Verhältnis also nicht. Wie können sie dann zum Gedächtnis dieser Eltern zusammenkommen?

    Ebenso klar ist auch, dass solche, die nicht zur Versammlung Gottes gehören, also nicht dem Herrn angehören und Ihn nicht angenommen haben, nicht zu seinem Gedächtnis zusammenkommen können.

  2. Nun entsteht ein anderes Problem: Einer von diesen zwanzig ist krank geworden. Er hat eine gefährliche, ansteckende Krankheit. Was meint ihr, werden die anderen neunzehn ihn einladen? Er gehört zur Familie. Er ist noch immer ein Kind dieser Eltern. Doch kann man ihn mit dieser ansteckenden Krankheit einladen? Nein, er würde alle anderen ebenfalls anstecken. Er muss in diesem Jahr leider zu Hause bleiben.
    So ist es manchmal auch bei uns. Sünde ist nach der Schrift eine ansteckende Krankheit. Im 1. Korintherbrief wird das moralisch Böse „Sauerteig“ genannt. So wie Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert, so greift auch das moralisch Böse um sich. Es wird das Zeugnis Gottes verderben. Obwohl es sich um Gläubige handelt, müssen wir es doch ablehnen, dass sie zum Tisch des Herrn kommen.

  3. Es kann auch sein, dass ein Sohn dieser Familie ganz böse Worte über die Mutter gesagt hat. Was sollen die anderen neunzehn nun tun? Sie werden sagen: Er ist zwar immer noch ein Kind unserer Eltern, aber wenn er solche schlechten und bösen Dinge über unsere Mutter gesagt hat, können wir ihn nicht zu dieser Gedächtnismahlzeit einladen.

  4. Jetzt ein Vergleich zu dem vierten Grundsatz. Gesetzt den Fall, dass niemand von diesen zwanzig Kindern krank ist, aber bei einem von ihnen herrscht zu Hause eine ansteckende Krankheit, eine Seuche, durch die schon einige in dieser Familie schwer krank geworden sind. Der Mann selbst ist allerdings nicht krank. Trotzdem würden wir ihn auf keinen Fall einladen. Es ändert nichts daran, dass er zur Familie gehört. Warum darf er denn nicht kommen? Weil er mit einer ansteckenden Krankheit in Verbindung steht.
    Jetzt auf uns angewandt: Gläubige, die sich in solch einer Verbindung befinden, selbst wenn sie persönlich noch rein sind, können wir nicht zulassen, da sie mit dem Bösen Gemeinschaft haben. Vielleicht sind sie persönlich nicht unrein; sie sind aber doch unrein in ihrer Verbindung und sind gleichgültig gegenüber dem Bösen.

  5. Ein anderer Vergleich: Einer aus dieser Familie befindet sich in einem Verein, in dem eines der Mitglieder dieses Vereins ein sehr herabsetzendes Büchlein über die Mutter geschrieben hat. Das Büchlein enthält Verleumdungen und Lästerungen. Was werden die anderen neunzehn tun? Werden sie den Mann, der Mitglied dieses Vereins ist, einladen? Nein. Er selbst hat zwar niemals solche bösen Dinge über seine Mutter gesagt. Er ist natürlich immer noch ein Glied der Familie. Und doch werden sie ihn nicht einladen, solange er die Verbindung mit dem Lästerer nicht abbricht.

    Siehst du, was böse Verbindungen sind? So können auch wir solche, die an sich vielleicht rein sind, nicht zum Tisch des Herrn zulassen, um mit ihnen Gemeinschaft zu haben, solange sie solche Verbindungen nicht aufgegeben und mit der Ungerechtigkeit gebrochen haben, die dort gefunden wird. Dieser Grundsatz ist äußerst wichtig.[4]

  6. Auch die andere Gefahr ist da: Nun sagen diese zwanzig Kinder, dass sie im nächsten Jahr gern wieder zusammenkommen möchten. Einige möchten aber, dass ihr Bruder Fritz nicht mehr eingeladen wird. Sie können zwar nichts Schlechtes über ihn sagen, finden ihn aber unsympathisch oder denken über manches anders als er. Sein Charakter oder sein Gesicht gefällt ihnen nicht. Würde das den Wünschen der Eltern entsprechen? Nein, durchaus nicht. Es gibt keine Gründe, ihn abzuweisen, er gehört doch zur Familie. Er hat keine ansteckende Krankheit, er hat nichts Böses gesagt. Sie können ihn also nicht abweisen aus Gründen, die nichts mit dieser Mahlzeit an sich zu tun haben. Es kann zwar sein, dass er manchmal unangenehm ist oder seltsame Ansichten hat, aber das ist kein Grund, ihn nicht einzuladen.

    Auf uns angewandt: Wir wären eine Sekte, wenn wir jemanden, der über manche Punkte anders denkt als wir, abwiesen. Das ist die Gefahr des Sektierertums.

Verbindung mit Bösem

Ich hoffe, dass den meisten von uns klargeworden ist, warum so viele Gläubige aus Haspe gerade hier in diesem Saal zusammenkommen. Das hat natürlich nichts mit dem Saal zu tun, sondern damit, dass sie zum Ausdruck bringen möchten, dass in diesem Saal hier in Haspe alle wahren Kinder Gottes herzlich willkommen sind. Sie werden nicht nach allen einzelnen Lehren gefragt. Sie brauchen hier kein Examen abzulegen. Es ist nur wichtig, dass sie nicht in Bösem leben, nicht in moralisch Bösem, wie auch, dass sie keine Irrlehre haben, die die Grundsätze des Christentums antastet, oder dass sie nicht bewusst Gemeinschaft mit solchen haben, die im Bösen leben. Dann sind sie hier willkommen. Hier kommen Gläubige zusammen, die in aller Einfachheit zusammen sein möchten, dem Herrn und der Leitung seines Geistes unterwürfig, um von Ihm zu erwarten, wie Er alles leitet. Wo wird das in den christlichen Systemen gefunden? Das sind die Bedenken, die diese Gläubigen gegen die kirchlichen Systeme haben, die wir überall finden. Die Gläubigen, die hier zusammenkommen, haben an sich keine Bedenken gegen die Gläubigen in anderen Kreisen. Es sind Geschwister, genauso wie die Geschwister, die hier zusammenkommen. Wenn es gut steht, lieben wir sie genauso wie die Geschwister, mit denen wir praktische Gemeinschaft am Tisch des Herrn haben. Für mich jedenfalls gibt es keinen Unterschied. Ich kann in diesen dreißig oder fünfzig Jahren keinen Unterschied machen, wenn ich im Himmel in der Ewigkeit alle gleich lieben werde. Praktisch muss ich aber leider von ihnen getrennt sein. Es ist durchaus nicht angenehm, von manchen Gläubigen getrennt zu sein. Es schmerzt uns. Aber wir müssen von ihnen getrennt sein, weil sie sich in Systemen befinden, die solche Kennzeichen tragen, die wir gerade aufgrund der Schrift verurteilen müssen. Sie befinden sich in Systemen, wo Mangel an Zucht und Prüfung vorhanden ist, so dass sie, ohne es vielleicht zu wissen, mit Bösem in Gemeinschaft sind. Das macht sie unrein. Oder sie sind in Systemen, wo vielleicht – oft ist das eindeutig der Fall – grundsätzliche Irrlehren gefunden werden. Manchmal geben sie das zu, doch warum bleiben sie da? Sie sind in Gemeinschaft damit und werden dadurch verunreinigt. Oder sie sind in Systemen, wo oft menschliche Einrichtungen gefunden werden. Es ist nicht immer einfach, nach biblischen Grundsätzen zu leben, aber ist es nicht herrlich? Wird der Herr nicht dort am meisten verherrlicht? Und bereitet es unseren Herzen nicht Freude, wenn wir uns im Haus Gottes nach den biblischen Grundsätzen verhalten (vgl. 1Tim 3)?

Sektiererei

Häufig können wir auch mit diesen Gläubigen keine Gemeinschaft üben, weil sie sich in Sekten befinden, die gerade mit uns keine Gemeinschaft haben wollen, weil wir über gewisse Einzelheiten in der Schrift anders denken. Das sind Sekten. Damit können wir keine Gemeinschaft haben. Wie traurig ist all diese Verwirrung. Hinzu kommt, dass es heute viele Christen gibt, die aus der Kirche austreten, weil sie dort unzufrieden sind. Was machen sie jetzt? Finden sie den Weg zu den Zeugnissen der Einheit des Leibes Christi? Müssen wir uns nicht schämen, dass das so oft nicht der Fall ist? Das ist unsere Schuld. Andererseits haben sie aber auch häufig kein rechtes Verständnis. Was sie sagen, ist: Wir wollen neue Gemeinden gründen. Nach einem Vortrag sprach mich einmal jemand an und sagte: Ich stehe im Begriff, in meinem Heimatdorf eine Gemeinde zu gründen. Ich sagte darauf zu ihm, dass ich dachte, dass es in diesem Dorf schon eine Gemeinde gäbe. Der andere darauf: Wieso, was meinen Sie damit? Ja, antwortete ich, Ihre Gemeinde besteht zwar noch nicht dort, aber die Gemeinde Gottes besteht da schon längst. Ach, sagte er, Sie sind doch immer dieselben.

Wenn wir aber nicht so grundsätzlich darüber reden, können wir aufhören, uns mit der Wahrheit Gottes zu beschäftigen. Wir können keine neuen Gemeinden gründen. Wir können nur anerkennen, was der Herr gegeben hat. Und das ist die Gemeinde oder die Versammlung Gottes an einem Ort. Wir können nur anerkennen, dass die Einheit der Versammlung Gottes schon längst besteht, und können versuchen, nach biblischen Grundsätzen diese Einheit zum Ausdruck zu bringen. Neue Gemeinden gründen – das gibt es nicht. Einerseits müssen wir Anerkennung dafür zollen, dass viele den Mut haben, diese Systeme zu verlassen, weil so viel Ungerechtigkeit dort gefunden wird. Andererseits haben sie leider häufig nicht das richtige Verständnis in dieser Hinsicht, und vielleicht sollten wir uns schämen, dass sie auch durch uns oft dieses Verständnis nicht bekommen haben und daher nicht den Weg zu finden wissen zu dem Ort, wo auch wir das Vorrecht haben, am Tisch des Herrn zusammenzukommen. Ich sage nicht, dass sie den Weg zu uns finden. Das wäre gänzlich falsch. Wir sind nicht interessant. Wir sind selbst nur Gäste. Wir möchten selbst nur dort zusammenkommen, wo der Herr Jesus in der Mitte ist. Wir sind nicht daran interessiert, dass manche zu uns kommen. Vielleicht vermitteln wir manchmal den Eindruck, als wäre das der Fall. Nein, es geht um den Herrn. Er ist der Mittelpunkt, Er ist diese herrliche Person, die uns zu seinem Namen hin versammelt. 

Vielleicht ist jemand hier, der sich in solchen Sekten oder Kirchen oder derartigen Systemen befindet. Es ist unsere Verantwortung, dass wir das Böse hinwegtun. Manche gehen weg, sobald es ihnen unangenehm wird. Das ist nicht biblisch. Das Erste ist, dass wir versuchen sollten, das Böse wegzutun. Das sagt uns 1. Korinther 5. Erst dann, wenn das nicht mehr möglich ist und wenn eine Versammlung im Ganzen nicht mehr bereit ist, das Böse wegzutun, kommt der Punkt, wo der Gläubige aufgefordert wird wegzugehen. Wir müssen uns absondern von der Welt (2Kor 6), vom Judentum (Heb 13) und innerhalb der Christenheit von allen, die sich weigern, mit der Ungerechtigkeit zu brechen (2Tim 2). Das heißt weggehen, sich absondern. Nicht nur negativ vom Bösen, sondern dass wir uns absondern zum Namen des Herrn Jesus hin, um uns an seinem Tisch zu versammeln.

Bedeutungen des Abendmahls

Ich habe zu zeigen versucht, dass das Abendmahl, das heißt, das Brot, das wir sonntags morgens brechen, der Ausdruck unserer Gemeinschaft ist. Wir haben aber auch einige Verse aus 1. Korinther 11 gelesen. Dort finden wir noch einige andere Bedeutungen des Abendmahls:

  1. Ein Brot – ein Leib, als Bild für die ganze Versammlung

    Die erste Bedeutung haben wir in 1. Korinther 10 gesehen: Das Brot ist ein Bild der ganzen Versammlung. Hier an diesem Ort ist das Brot ein Bild der ganzen Versammlung in Haspe, also aller Gläubigen an diesem Ort.

    Die zweite Bedeutung finden wir in 1. Korinther 11: „Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis“ (1Kor 11,24). Das Brot ist also immer ein Bild des Leibes Christi, doch dieses Leibes in seiner zweifachen Bedeutung: Erstens ist damit sein körperlicher Leib gemeint, der Leib, in dem der Herr Jesus hier auf dieser Erde gewandelt ist und den Er für uns in den Tod gegeben hat. Zweitens ist es sein geistiger Leib, so wie er heute auf Erden besteht: Das ist die Versammlung des lebendigen Gottes. Wenn wir sonntags morgens das Brot sehen, denken wir an die Einheit der Versammlung.

  2. Tut dies zu meinem Gedächtnis

    Zugleich sehen wir in dem Brot auch ein Bild des Herrn Jesus als Mensch. Das Brot spricht von Ihm in seiner menschlichen Natur. Das Brot ist eine Frucht der Erde (vgl. Jes 4,2), so wie der Herr Jesus hier als Mensch auf dieser Erde geboren wurde, wie Er hier gelebt hat und schließlich sich selbst in den Tod hingegeben hat. „Dies ist mein Leib“, sagt der Herr Jesus, doch Er fügt noch hinzu, „der für euch ist.“ Er hat seinen Leib für uns hingegeben in den Tod. Und Er bittet uns: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Wie schön ist das.

    Ich habe an dem Bild mit den Eltern und ihren Kindern klarzumachen versucht, was es heißt, ein Gedächtnismahl zu feiern. An solche, die gestorben sind und die wir geliebt haben, denken wir gern und oft zurück. Wir schätzen und lieben dieses Gedächtnis. So hat auch der Herr Jesus gesagt: Kommt zusammen, nehmt das Brot, verteilt es unter euch, nehmt und esst, und tut dies zu meinem Gedächtnis. Ist das nicht wunderbar? Das Abendmahl ist eine Einheitsfeier, es ist aber auch eine Gedächtnisfeier. Wir kommen zusammen, um an Ihn zu denken. Ich sprach voriges Jahr in Amerika fast eine ganze Nacht mit einem Mann, der sich schon zehn oder zwanzig Jahre sonntags nachmittags mit den Brüdern versammelte, um das Wort zu hören. Doch sonntags morgens ging er immer in seine Kirche: Er versuchte noch nach so vielen Jahren, mir klarzumachen, dass es keinen Unterschied gebe zwischen dem, was seine Kirche tat, und dem, was die Brüder sonntags morgens taten. Ich fragte ihn: Was glauben Sie, wo morgen früh in dieser großen Stadt – es war Samstagabend – Gläubige zusammenkommen, nicht, um eine schöne Predigt zu hören, geschweige denn das Evangelium zu hören? (Er ging zu einer Kirche, wo jeden Sonntag nicht für die Gläubigen das Wort verkündigt wurde, sondern das Evangelium, das sie schon längst angenommen hatten.) Wo glauben Sie, kommen Gläubige zusammen, um nur dieses eine zu tun: an den Herrn Jesus zu denken, daran zu denken, was Er für sie getan hat und aufgrund dessen Ihn zu loben, zu preisen und Ihm und dem Vater ihre Anbetung darzubringen?

    Seht ihr, liebe junge Geschwister, wie wichtig das ist? In vielen Kreisen wird das Abendmahl gefeiert. Es dient jedoch nach den offiziellen kirchlichen Lehren nur zur Erbauung des Glaubens. Nun, erstens ist das durchaus nicht schriftgemäß, und zweitens lenkt das die Gedanken auf uns. Der Herr Jesus hat nicht gesagt, dass wir zusammenkommen sollen, um an uns zu denken. Sogar bei uns gibt es manchmal Gläubige, die sonntags morgens eigentlich hauptsächlich ihre eigene Bekehrung feiern und vor dem Herrn nur zum Ausdruck bringen, wie glücklich sie sind, dass ihre Sünden vergeben sind. Das ist jedoch nicht der Zweck des Abendmahls. Es geschieht zu seinem Gedächtnis; wir sollten nicht an uns denken und auch nicht so sehr an unsere Erlösung, sondern an seine Person. Feiern wir das Abendmahl, um an Ihn zu denken, tun wir es zu seinem Gedächtnis? Könnte es etwas Höheres geben, als das zu tun? Der Herr Jesus hat uns diese einfachen Bilder gegeben, damit wir an Ihn denken, wenn wir das Brot unter uns teilen und aus dem Kelch trinken. Wir dürfen dann daran denken, dass Er sein Blut auf dem Kreuz vergossen hat. Er hat seinen Leib gegeben, Er ist für uns gestorben, damit wir mit Ihm sterben konnten, der alte Mensch sein Ende finden konnte auf dem Kreuz. Er hat sein Blut zur Vergebung unserer Sünden hingegeben, wie der Herr Jesus besonders im Matthäusevangelium sagt (Mt 26,28). Das hat Er alles getan, und jetzt sagt Er: Kommt zu mir und nehmt das Brot, trinkt aus dem Kelch, um an mich zu denken.

    Wie groß ist das! Das ist ein Vorrecht. Wir können dankbar sein, dass es im vorigen Jahrhundert Gläubige gegeben hat, denen bewusst wurde, dass der Herr und der Vater im Himmel gerne etwas von uns empfangen möchten, wenn wir zusammenkommen. Ich habe erlebt, dass Gläubige unsere Zusammenkünfte besuchten und anschließend sagten: Wir haben bedauert, dass keine Predigt gehalten wurde. Wir haben nichts empfangen. Ja, habe ich dann manchmal gesagt, wir waren auch überhaupt nicht zusammen, um etwas zu empfangen, sondern um etwas zu geben. Hast du etwas gegeben? Nein, du hast nichts gegeben. Du hast nur gewartet, ob du etwas empfangen würdest. Ist es nicht großartig, zu sehen, dass Gott etwas von uns empfangen möchte? Habt ihr das schon einmal bedacht, ihr lieben jungen Geschwister, die ihr schon längst den Herrn angenommen habt, aber immer noch nicht diesen Schritt getan habt, am Brotbrechen teilzunehmen? Habt ihr schon bedacht, dass es nicht nur ein Vorrecht für euch ist, diesen Platz am Tisch des Herrn einzunehmen, sondern dass der Herr selbst gerne etwas von euch empfangen möchte?

  3. Den Tod des Herrn verkündigen

    Die dritte Bedeutung des Abendmahls finden wir in 1. Korinther 11,26: „Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ Das Abendmahl ist also auch eine öffentliche Verkündigung, eine Verkündigung der ganzen Welt, den Dämonen und den Engeln gegenüber. Es ist ein öffentliches Zeugnis an alle Menschen. Wenn sie es auch nicht sehen, so ist das Zeugnis doch da. Es ist ein Zeugnis der herrlichen Folgen des Todes des Herrn Jesus. Wie wunderbar ist es, diesen Tod zu verkündigen, den Tod eines Menschen, der persönlich lebendig in der Mitte anwesend ist. Das Abendmahl ist eine ganz merkwürdige Trauerfeier. Wir denken an einen Gestorbenen, der im selben Augenblick lebendig in der Mitte anwesend ist. Das ist eine wunderbare Trauerfeier: den Tod dessen zu verkündigen, der da persönlich bei uns ist und persönlich inmitten der Versammlung den Lobgesang anstimmt. Wie gesegnet ist es, an diesem Platz zusammen zu sein und das gemeinsam zu erleben!

  4. Gemeinschaft am Tisch des Herrn und priesterlicher Dienst

    Nun kommen wir zu der vierten Bedeutung des Abendmahls. Wir feiern das Abendmahl am Tisch des Herrn. Das ist ein bekannter Ausdruck aus dem Alten Testament. In Maleachi 1,7.12 und in Hesekiel 44,16 wird der Altar der Tisch des Herrn genannt. So spricht auch Paulus in 1. Korinther 10,18 im Blick auf den Altar vom Tisch des Herrn: „Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar?“ Und dann verbindet er den Altar in Vers 21 mit dem Tisch des Herrn: „Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches“ (1Kor 10,21). So wie es früher bei dem Volk Israel einerseits einen Unterschied zwischen dem ehernen Altar vor der Stiftshütte und andererseits dem Altar der Heiden gab, so gibt es auch heute einen Unterschied zwischen dem Tisch des Herrn und dem Tisch der Dämonen, das heißt dem Tisch in Verbindung mit Götzendienst. Der Tisch des Herrn ist also auch ein Altar, wo wir als Priester zusammenkommen, also als solche, die Opfer darbringen (denn das ist das Kennzeichen eines Priesters). Glaubt ihr, dass es möglich sein könnte, am Tisch des Herrn zusammen zu sein, zum Gedächtnis des Herrn, ohne dass wir Ihn loben und preisen? Ist es möglich, an den Herrn zu denken, ohne dass Opfer von Lob und Dank, Preis, Ruhm und Anbetung bei uns aufkommen und wir Ihm das darbringen? Deshalb ist eben der Tisch des Herrn auch ein Altar. Und der Altar ist der Ort, wo Priester zusammenkommen, um Opfer darzubringen. Aus 1. Petrus 2 und Hebräer 13 wissen wir, was diese Opfer sind: Es sind Opfer des Lobes und des Dankes, wodurch wir Gott den Vater und den Herrn Jesus preisen.

    Unser Lob gebührt also nicht nur dem Herrn, sondern auch Gott. Das erinnert mich an etwas anderes. Das Abendmahl folgte, als der Herr Jesus es einsetzte, unmittelbar auf das Passah. Das Passah hat an sich eine etwas andere Bedeutung. Wenn wir sonntags morgens – ich sage das nur kurz nebenbei – zusammenkommen, feiern wir auch das Passah. Das Passahfest war nicht eine Erinnerung an das Lamm, sondern eine Erinnerung an Gott, der das Volk Israel aus Ägypten erlöst hatte. Das ist die Bedeutung des Passahfestes: Israel sollte jedes Jahr dieses Fest feiern, um sich dadurch zu erinnern, wie Gott das Volk aus Ägypten erlöst hatte. Es war ein Fest, durch das sie Gott stets neu preisen sollten.

    Nun, das tun wir sonntags morgens auch. Wir feiern ebenfalls das Passahfest: Wir denken daran, dass Gott seinen Sohn gegeben hat und alles getan hat, damit wir erlöst werden konnten, damit der Zerstörer an dem Erstgeborenen vorübergehen konnte (Heb 11,28). Wir denken daran, dass alles von Gott ausgegangen ist, dass Er diese Erlösung bereitet hat und dass wir als ein erlöstes Volk, ja mehr noch, als Kinder des Vaters zusammenkommen dürfen, um Ihm unsere Anbetung darzubringen.

    Aber das Abendmahl geht noch einen Schritt weiter. Israel wurde nicht aufgefordert, jedes Jahr zusammenzukommen, um an das Lamm zurückzudenken. Doch bei uns ist das wohl der Fall. Wir denken nicht nur an Gott, sondern auch an das Lamm. Für Israel war das auch kaum angebracht. Das Lamm war nur ein Tier, wenn es auch ein Bild des kommenden Herrn war, aber für uns ist der Herr Jesus selbst gestorben, und wenn wir zusammenkommen, feiern wir nicht nur das Passah und erinnern uns, dass Gott uns erlöst hat und uns zu seinen Kindern gemacht hat. Wir bringen nicht nur Ihm unsere Anbetung dar, sondern denken auch daran, durch wen Er das getan hat. Er hat seinen eigenen Sohn gegeben, es war sein Sohn, der für uns das Passahlamm geworden ist. So dürfen wir jetzt zusätzlich zum Passah auch zum Abendmahl zusammenkommen.

    Seht ihr jetzt, warum das Abendmahl dem Passah hinzugefügt wurde? Wir feiern jetzt geistlicherweise das Passah, doch wir dürfen auch das Abendmahl feiern. Wir denken daran, dass Gott uns das Lamm gegeben hat, damit wir erlöst werden konnten. Wir denken aber auch an den Herrn Jesus, versammeln uns zu seinem Gedächtnis, um Ihn in seiner Hingabe zu bewundern und Ihm an diesem Altar unsere Anbetung zu bringen.

Das sind also diese vier Kennzeichen des Abendmahls: Es ist

  1. eine Einheitsfeier,
  2. eine Gedächtnisfeier,
  3. eine Verkündigung des Todes des Herrn, und
  4. der Tisch des Herrn ist ein Altar, wo wir als Priester unsere Anbetung Gott und dem Lamm darbringen.

Dürfen Kinder am Tisch des Herrn teilnehmen?

Nun möchte ich abschließend noch auf einige praktische Fragen eingehen. Wer darf am Tisch des Herrn teilnehmen?

Vielleicht sind hier solche, die diese Frage haben. Die Antwort ist: wahre Gläubige, die sich vom Bösen abgesondert haben, nicht in Sünden leben und keine Irrlehren haben, die die Grundsätze des Christentums antasten. Nun muss ich noch etwas hinzufügen: Meine Kinder bekennen auch, dass sie den Herrn Jesus lieben. Trotzdem würde ich ihnen nicht vorschlagen, dass sie sich überlegen, ob sie nicht diesen Platz einnehmen wollen. Warum denn nicht? Weil es nötig ist, und das ist wohl besonders so in Zeiten des Verfalls, dass wir uns dessen bewusst sind, welch eine Verantwortung damit verbunden ist. Wir haben sowohl in 1. Korinther 10 als auch in 1. Korinther 11 etwas davon gelesen. In 1. Korinther 10,14 sagt Paulus: „Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst. Ich rede als zu Verständigen; beurteilet ihr, was ich sage.“ 

Kinder, die den Herrn Jesus lieben, gehören grundsätzlich, wenn sie Frieden mit Gott gefunden haben, zur Versammlung Gottes. Sie können jedoch noch so jung sein, dass sie nicht genügend beurteilen können, was wir hier tun. Sie können noch nicht diese Verantwortung tragen. Es sei fern von mir, ein Alter vorzuschlagen. Bei dem einen ist dieses Verständnis schon sehr früh vorhanden, bei anderen erst viel später. Das müssen die Brüder als die Torhüter beurteilen. Wir finden diesen Grundsatz auch in 1. Korinther 11,29: „Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet.“ Um teilnehmen zu können, muss jemand also wissen, was das Brot bedeutet. Ich sage das, um klarzumachen, dass kleine Kinder nicht teilnehmen können. Aber, liebe junge Geschwister, ich sage das nicht, um den Eindruck zu erwecken, dass man erst eine große Kenntnis der Lehre haben muss, erst ein Examen ablegen muss, bevor man am Brotbrechen teilnehmen kann. Man sollte wissen, was man tut, wissen, was Brot und Kelch bedeuten. Es muss auch für die anderen, die diesen Platz bereits einnehmen, deutlich sein, dass du ein Kind Gottes bist, dass du den Herrn Jesus liebst und auch gerne mit Ihm, abgesondert vom Bösen, deinen Weg gehen möchtest, aber weiter nichts. Wenn du gern mit den Geschwistern diesen Platz einnehmen möchtest und weißt, was dieser Platz grundsätzlich bedeutet, gehörst du auch dazu. Wenn du diese Voraussetzungen erfüllst und diesen Platz immer noch nicht eingenommen hast, können wir das nur bedauern.

Wann feiern wir das Abendmahl?

Eine andere Frage ist noch: Wie oft kommen wir zum Brotbrechen zusammen? Auch dazu gibt die Schrift eine Antwort. Im Anfang sehen wir, dass die Gläubigen so erfüllt waren von diesen Dingen, sich so im Herrn freuten, dass sie jeden Tag zusammenkamen in den Häusern, um Brot zu brechen (Apg 2,46). Einige Jahre später war es offensichtlich bei den Gläubigen in Troas die Gewohnheit, am ersten Tag der Woche zusammenzukommen, um das Abendmahl zu feiern (Apg 20,7). Das können wir gut verstehen. Der erste Tag der Woche ist der Auferstehungstag. Das ist unser christlicher Feiertag. Andere Feiertage gibt es für uns nicht. An diesem einzigen Feiertag kommen wir zusammen, und da ist es angebracht, dass wir bei unserer ersten Zusammenkunft in jeder Woche die Gelegenheit benutzen, das Abendmahl zu feiern. Das taten offensichtlich auch die Gläubigen in Troas und auch die Gläubigen in Korinth, denn Paulus sagt, dass sie jeden ersten Tag der Woche etwas für die Sammlungen beiseitelegen sollten (1Kor 16,2).

Wo sollen wir das Abendmahl feiern? Nun, darüber habe ich schon ausführlich gesprochen. Ganz kurz gesagt: Dort, wo Gläubige zusammenkommen als solche, die der Versammlung des lebendigen Gottes angehören, nicht als solche, die einer bestimmten Kirche oder Sekte angehören, sondern wo sie nur als Brüder und Schwestern an einem Ort zusammen sind. Dort, wo der Herr Jesus alle Rechte hat, wo Er alleinige Autorität ausübt und wo diese Autorität auch völlig anerkannt wird, wenn auch unsererseits oft viel Schwachheit vorhanden ist.

Wie feiern wir das Abendmahl?

Zum Schluss noch eine letzte Frage: Wie tun wir es? Diese Frage gilt auch denjenigen, die schon längere Zeit den Platz einnehmen. Wir haben sehr ernste Dinge darüber gelesen. Es kann sein, wenn wir schon länger am Brotbrechen teilnehmen – ich tue es jetzt genau die Hälfte meines Lebens –, dass wir es leicht aus Gewohnheit tun und uns nicht immer so ganz bewusst ist, was wir tun. Wie wichtig ist es, dass wir uns selbst immer wieder prüfen. Wir sind vielleicht manchmal eilig, andere zu prüfen, und das ist auch unsere Verantwortung. Doch 1. Korinther 11,27.28 sagt, dass wir uns vor allem selbst prüfen sollten: „Wer also irgend das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt in unwürdiger Weise, wird des Leibes und des Blutes des Herrn schuldig sein. Ein jeder aber prüfe sich selbst.“ Und was folgt dann? „Und so esse er.“ Das füge ich hinzu, denn Paulus selbst tut das auch ausdrücklich. Manche haben nämlich gesagt: Wenn ich mich prüfe, spüre ich, dass ich nicht passend, sondern unwürdig bin. Ich habe mich geprüft, und ich bleibe heute zu Hause. Hier steht aber durchaus nicht, dass jemand das tun soll. Das Wort sagt, dass wir uns prüfen und also essen sollen. Was heißt das? Wir sollen uns prüfen, ob etwas vorhanden ist, was uns hindert. Wenn wir nun aber etwas entdecken, sollen wir nicht zu Hause bleiben, sondern das Hindernis beseitigen. Wie tun wir das? Indem wir, wenn Sünde vorhanden ist, die Sünde dem Herrn gegenüber bekennen. Und wenn etwas in meinem Verhältnis zu einem Bruder oder einer Schwester nicht in Ordnung ist, muss ich, bevor ich zur Zusammenkunft gehe, das mit dem Bruder oder der Schwester in Ordnung bringen; nicht nur, wenn ich ihm oder ihr gegenüber gesündigt habe, auch wenn mein Bruder oder meine Schwester etwas gegen mich hat, so sagt es der Herr Jesus in Matthäus 5, muss ich zu ihm hingehen und die Sache in Ordnung bringen. Dann darf ich nicht sagen: Ja, wenn etwas vorliegt, soll der Bruder oder die Schwester einmal zu mir kommen. Das sagen wir häufig. Nein, was sagt das Wort? „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bringe deine Gabe dar“ (Mt 5, 23.24).

Wir prüfen uns also: Wie stehe ich dem Herrn gegenüber, wie stehe ich Gott gegenüber, und wie stehe ich meinen Brüdern gegenüber? Wenn alles in Ordnung ist, können wir zur Zusammenkunft gehen. Sollte das nicht eine Gewohnheit bei uns werden, liebe Geschwister, uns so zu prüfen? Nicht erst sonntags morgens um 9 Uhr. Dann reicht die Zeit unter Umständen nicht mehr aus, etwas mit den Geschwistern in Ordnung zu bringen. Dieses Prüfen sollte eigentlich schon nach der Morgenversammlung beginnen. Wir brauchen eine ganze Woche, um uns vor dem Angesicht des Herrn zu prüfen und alles in Ordnung zu bringen, was in Ordnung gebracht werden sollte, so dass wir am Anfang der neuen Woche gereinigt vor dem Herrn erscheinen können.

Schlussgedanken

Wie schön und wunderbar sind dann die Vorrechte, die wir dort erleben können. Ist es nicht wunderbar, dass das Brot noch immer, auch in Zeiten der Verwirrung, von dem einen Leib spricht? Vielleicht kommen in Haspe nur einige Prozente aller Gläubigen an diesem Ort zusammen, um die Einheit des Leibes zum Ausdruck zu bringen. Der Herr Jesus hat das vorausgesehen, als Er in Matthäus 18,20 sagte: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Wo zwei oder drei auf dieser Grundlage zusammenkommen, bilden sie praktischerweise die Versammlung. Wenn ich in einer Sache mit meinen Brüdern nicht übereinkomme, sagt der Herr, dass ich zur Versammlung gehen sollte. Was ist die Versammlung heute für mich? Wo soll ich hingehen? Die Antwort des Herrn Jesus lautet: Wo zwei oder drei auf dieser Grundlage der ganzen Versammlung zusammenkommen (sollte es auch weiter Tausende von anderen Gläubigen in Haspe geben), so ist da für mich die Versammlung; dort, wo diese zwei oder drei sich zu seinem Namen hin versammeln, in der völligen Anerkennung seiner Autorität. Natürlich gehören alle Gläubigen zu dieser einen Versammlung. Doch für mich finde ich dort den einzigen, wahren Ausdruck der ganzen Versammlung.

So kommen wir zusammen. Wir sind betrübt – sind wir es noch immer, liebe Geschwister? –, dass so viele nicht kommen, dass die anderen Tausende weggeblieben sind. Bemühen wir uns, dass die anderen den Weg finden? Oder bleiben sie vielleicht durch unser Verhalten, durch unsere Schuld weg? Wenn wir so zusammen sind, freuen wir uns immer wieder, dass wir den Herrn in unserer Mitte wissen und um Ihn versammelt sein dürfen, um Ihm und dem Vater Lob, Dank und Anbetung darzubringen? 

Und ihr, liebe junge Geschwister, die ihr diesen Platz noch nicht eingenommen habt, was hält euch zurück? Der Herr zwingt uns nicht. Er fragt dich: Willst nicht auch du diesen Platz einnehmen zu meinem Gedächtnis? Es ist sein Wunsch. Willst du diesem Wunsch der Liebe nicht entsprechen? Warum zögerst du denn noch? Wegen der Brüder? Ja, vielleicht machen sie es dir ein wenig schwierig; aber sieh nicht auf die Brüder; wir kommen nicht zu den Brüdern zusammen, sondern zu Ihm. Es ist doch sein Wunsch: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Willst du es nicht mit uns erleben? Welch ein Vorrecht es ist, um Ihn versammelt zu sein und so in besonderer Weise diese Gemeinschaft mit Ihm und miteinander zu erleben, zu unserem Segen und vor allem zu seiner Ehre!


Nach einem Vortrag in Hagen-Haspe am 6. Mai 1978

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Die Redaktion sieht das anders. Auch wenn wir nicht alle an einem Ort zusammenkommen können, dürfen wir doch in dem einen Brot alle wahren Gläubigen sehen. Der Apostel Paulus spricht davon: „Denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot“; da schließt er sich und die Korinther mit ein, obwohl sie weit entfernt von einander lebten.

[2] Anm. d. Red.: Nach Meinung der Redaktion ist das Brot ein Bild der weltweiten Versammlung, die örtlich zum Ausdruck gebracht wird.

[3] Beachte, dass es wörtlich in dieser Stelle heißt: „Ihr aber seid Christi Leib“, nicht: „der Leib Christi“, also ohne Artikel. Das heißt: Die Versammlung In Korinth hatte den Charakter des einen Leibes. Stünde dort „der Leib Christi“, würden allein die Korinther der Leib Christi gewesen sein.

[4] Anm. d. Red.: Es Ist allerdings zu beachten, dass Unwissenheit vorliegen kann und dass In diesem Fall oft Gnade erwiesen werden muss gegenüber solchen, die sich In ihrem Gewissen auch nach einem Gespräch einer unreinen Verbindung nicht bewusst sind. Es ist auch notwendig, dass solche bösen Verbindungen nachgewiesen werden und nicht auf unendliche Ketten verwiesen wird, die keiner mehr nachvollziehen kann.

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