Beten zum Heiligen Geist
Warum sollen wir nicht zum Heiligen Geist beten?

Christian Briem

© CSV, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 14.09.2022

Frage

Es wird immer wieder gesagt, es entspräche nicht der Heiligen Schrift, zum Heiligen Geist zu beten. Warum eigentlich nicht? Ist der Heilige Geist nicht ebenso Gott wie der Vater und der Sohn?

Antwort

Zweifellos ist der Heilige Geist eine Person der Gottheit, ist Gott. Und wenn wir uns in unseren Gebeten an Gott als solchen wenden, ohne auf eine bestimmte Person in der Gottheit Bezug zu nehmen, ist mit dem Vater und dem Sohn auch der Heilige Geist eingeschlossen. Aber im Neuen Testament wird nicht von einem Beten zum Heiligen Geist gesprochen, wohl aber von einem Beten im Heiligen Geist, das heißt in dessen Kraft (vgl. Eph 6,18; Jud 20; Röm 8,26.27).

Am Tage der Pfingsten in Apostelgeschichte 2 ist der Heilige Geist als Siegel des vollbrachten Erlösungswerkes Christi auf die Erde gekommen. Seitdem sind alle Gläubigen in einem Geist zu einem Leib getauft (1Kor 12,13), so dass sie gemeinsam den Tempel Gottes bilden, in dem der Geist Gottes wohnt (1Kor 3,16-27). Er wohnt darüber hinaus auch in dem Körper jedes einzelnen Gläubigen (1Kor 6,19). Das alles sind unermessliche Vorrechte, die auch unseren Gegenstand berühren. In Epheser 2 wird nämlich gezeigt, dass wir durch diesen (oder: in diesem) einen Geist Zugang zu dem Vater haben (Eph 2,18). Der Geist Gottes befähigt uns also dazu, das Vorrecht, dem Vater praktisch in unseren Gebeten zu nahen, wahrzunehmen. Dieses Vorrecht besitzen wir „durch ihn“, durch den Herrn Jesus, der durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht und uns zu Gott gebracht hat. Aber wir gebrauchen dieses Vorrecht „in einem Geist“, das heißt in der Kraft des einen Geistes. Und wenn wir durch den Geist leben dürfen und durch den Geist wandeln und geleitet werden sollen (Gal 5,16.18.25), dann will Gott auch, dass wir im Geist beten (Jud 20).

Es geht bei dieser Frage nicht darum, dass der Heilige Geist nicht aller Anbetung und Gebete würdig wäre: Er ist Gott. Aber es hat Ihm gefallen, seinen Platz während dieser Zeit der Gnade in dem Gläubigen zu nehmen. So ist Er nicht der Gegenstand unserer Gebete, sondern deren Kraft.

Wir finden eine schöne Parallele hierzu in den Grüßen der neutestamentlichen Briefe. Inspiriert durch den Heiligen Geist, grüßen die Apostel die Heiligen oder die Versammlungen an den entsprechenden Orten. Sie grüßen sie von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Aber sie grüßen sie nicht von dem Heiligen Geist. Und warum nicht? Weil Er, in den Heiligen und in der Versammlung wohnend, diese Grüße bewirkt und sie sendet. Das ist derselbe Grundsatz.

Wenn jemand aus Unwissenheit, aber in Aufrichtigkeit zum Heiligen Geist betet, wird Gott ihm zu Hilfe kommen. Doch das eigentliche Gebet des Christen geschieht in der Kraft des Heiligen Geistes, und das ist ein beglückendes Vorrecht.


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