Der Epheserbrief (6)
Kapitel 6

Hamilton Smith

© Beröa-Verlag, online seit: 22.04.2006, aktualisiert: 29.04.2023

Leitverse: Epheser 6

2. Kinder und Eltern

Verse 1-3

Eph 6,1-3: Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, „auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde“.

Es ist schon bemerkt worden, dass die Ermahnungen im Epheserbrief immer bei denen beginnen, denen Unterwürfigkeit zukommt. Den besonderen Ermahnungen ist die allgemeine Aufforderung vorangestellt, einander unterwürfig zu sein (Eph 5,21).

Die Ermahnungen zur Unterwürfigkeit richten sich besonders an Frauen, Kinder und Knechte. Die Frauen werden vor ihren Männern, die Kinder vor den Eltern und die Knechte vor den Herren ermahnt. Diese Ordnung scheint dem Grundsatz der Unterwürfigkeit große Wichtigkeit beizulegen. Jemand hat gesagt: Der Grundsatz der Unterwürfigkeit und des Gehorsams ist der heilende Grundsatz der Menschheit. Sünde ist Ungehorsam, und sie ist durch Ungehorsam in die Welt gekommen. Seither ist das Wesen der Sünde, dass der Mensch seinen eigenen Willen tut und es ablehnt, Gott unterwürfig zu sein. Eine Frau, die sich nicht unterwirft, wird Ursache für ein trauriges Heim sein; ein Kind, das sich nicht unterwirft, wird ein unglückliches Kind sein; und eine Welt, die sich Gott nicht unterwirft, muss eine Welt des Unglücks und Elends sein. Die Leiden der Welt werden nicht eher geheilt sein, als bis sie unter der Herrschaft Christi in Unterwürfigkeit gegenüber Gott gebracht worden ist. Wahres Christentum lehrt diese Unterwürfigkeit, und ein christliches Haus sollte zum Voraus etwas von der Glückseligkeit einer unterwürfigen Welt unter der Herrschaft Christi darstellen.

Der Gehorsam des Kindes soll jedoch „im Herrn“ sein. Das setzt ein Heim voraus, das durch die Furcht des Herrn regiert wird und deshalb dem Herrn entspricht. Die angeführte Stelle aus dem Alten Testament, die die Verheißung des Segens mit dem Gehorsam gegenüber den Eltern verbindet, zeigt, welch einen großen Wert der Gehorsam unter dem Gesetz für Gott hatte. Obwohl im Christentum der Segen einen himmlischen Charakter trägt, bleibt in den Regierungswegen Gottes der Grundsatz doch wahr, dass das Ehren der Eltern Segen mit sich bringt.

Vers 4

Eph 6,4: Und ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.

Eltern sollten ihre Kinder nicht nach dem Grundsatz des Gesetzes erziehen. Er könnte sie dazu führen, zu dem Kind zu sagen: „Wenn du nicht gut tust, wird Gott dich strafen.“ Die Kinder sollten auch nicht nach den Grundsätzen der Welt, die nichts mit Gott zu tun haben, erzogen werden. Wenn die Beweggründe für ihre Ausbildung rein weltlich sind, um sie für die Welt tauglich zu machen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn sie in die Welt abgleiten. Darüber hinaus sollten die Eltern darauf achten, ihre Kinder nicht zu ärgern und abzustoßen, weil sie dadurch ihren Einfluss für das Gute zerstören, indem sie ihre Zuneigungen verlieren. Wir können ihre Zuneigungen nur behalten und sie vor der Welt bewahren, wenn wir sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn erziehen. Wir sollten sie für den Herrn erziehen, und zwar so, wie Er es tun würde.

3. Knechte und Herren

Verse 5-9

Eph 6,5-9: Ihr Knechte, gehorchet euren Herren nach dem Fleische mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut, und mit Gutwilligkeit dienet, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisset, dass, was irgend ein jeder Gutes tun wird, er dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier. Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie und lasset das Drohen, da ihr wisset, dass sowohl ihr als euer Herr in den Himmeln ist und dass bei ihm kein Ansehen der Person ist.

Damit ein christlicher Knecht einem irdischen Herrn Gehorsam erweisen kann, muss sein Herz mit Christus in Übereinstimmung sein. Nur als ein Knecht Christi, der von Herzen begehrt, den Willen Gottes zu tun, wird er in der Lage sein, seinem irdischen Herrn mit „Gutwilligkeit“ zu dienen. Was mit Gutwilligkeit „als dem Herrn“ getan wird, wird seine Belohnung finden.

Christliche „Herren“ sollten von den gleichen Grundsätzen wie die christlichen „Knechte“ geleitet werden. In all seinem Handeln mit seinen Knechten muss der Herr sich daran erinnern, dass er einen Herrn im Himmel hat. Er sollte seine Knechte mit der gleichen „Gutwilligkeit“ behandeln, die er von ihnen erwartet. Darüber hinaus sollte er das Drohen unterlassen und seine Stellung der Autorität nicht dazu ausnutzen, Drohungen zu äußern.

Der Kampf (Eph 6,10-20)

Der Brief an die Epheser endet mit einem eindrücklichen Abschnitt, der uns den Kampf des Christen zeigt. Dieser Kampf ist nicht die Übung der Seele, durch die wir gehen mögen, um die Wahrheit zu erfassen. Es wird vorausgesetzt, dass wir die wunderbaren Wahrheiten dieses Briefes kennen und wertschätzen. Der Kampf entsteht dann, wenn wir versuchen, diese Wahrheiten angesichts jeder gegnerischen Macht zu bewahren und aufrechtzuhalten.

Im Verlauf des Briefes enthüllt uns der Apostel unsere himmlische Berufung, das Erbe der Herrlichkeit, zu dem wir zuvorbestimmt sind, das Geheimnis von der Versammlung und das praktische Leben, das mit diesen großen Wahrheiten in Übereinstimmung steht. Wenn wir uns jedoch vornehmen, in unsere himmlischen Segnungen einzugehen und in Übereinstimmung mit ihnen wandeln wollen, werden wir schnell feststellen, dass Satan seine ganze Macht gegen uns aufbietet. In seinem Hass gegen Christus wird der Teufel versuchen, uns die Wahrheit zu rauben, oder wenn ihm dies nicht gelingt, versucht er, Unehre auf den Namen Christi und die Wahrheit in Misskredit zu bringen, indem er diejenigen moralisch zu Fall bringt, die die Wahrheit festhalten. Je besser wir die Wahrheit kennen, umso größer ist die Unehre, die wir auf Christus bringen, wenn wir versagen, indem wir dem Fleisch Raum lassen. Wir müssen deshalb vorbereitet sein, dem Kampf ins Auge zu sehen. Je mehr wir von der Wahrheit wissen, umso heftiger wird der Kampf sein.

Im Blick auf diesen Kampf werden uns drei Dinge vorgestellt: erstens die Quelle unserer Kraft; zweitens der Charakter des Feindes, mit dem wir kämpfen; drittens die Waffenrüstung, mit der wir ausgerüstet sind, um in der Lage zu sein, den Angriffen des Feindes zu widerstehen.

Die Macht des Herrn

Vers 10

Eph 6,10: Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.

Der Apostel lenkt unsere Gedanken zuerst auf die Macht hin, die für uns ist, dann erst beschreibt er die Macht, die uns entgegensteht. Um diesem Kampf ins Auge sehen zu können, müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass alle unsere Kraft in dem Herrn ist. Deshalb kann Paulus sagen: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Unsere Schwierigkeit besteht oft darin, zu erkennen, dass wir keine Kraft in uns selbst haben. Von Natur aus wären wir gern stark an Zahl, stark an Gaben oder stark in der Kraft einiger mächtiger Führer, aber unsere einzige und wahre Kraft ist „in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke“.

Das Gebet des ersten Kapitels stellt uns die Macht der Stärke Gottes vor. Christus ist aus den Toten auferweckt und zur Rechten Gottes in den himmlischen Örtern gesetzt worden, „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen“. Der Apostel sagt: Das ist die „überschwängliche Größe seiner Kraft an uns (oder in Bezug auf uns), den Glaubenden“. Die Macht, die gegen uns ist, ist viel größer als unsere eigene Kraft, aber die Kraft, die an uns wirkt, ist eine unerreichte Kraft; sie übertrifft jede Macht, die uns entgegensteht. Und weiter ist Derjenige, der die höchste Macht hat, der Eine, der „unausforschliche Reichtümer“ besitzt und uns mit einer Liebe liebt, die „die Erkenntnis übersteigt“ (Eph 3,8.19).

In früheren Tagen wurde Gideon dadurch für den Kampf vorbereitet, dass ihm zuerst gesagt wurde: „Der HERR ist mit dir“; dann wurde er ermahnt: „Gehe hin in dieser deiner Kraft.“ Gideons Familie mochte die ärmste im Stamm Manasse sein und er der Geringste im Haus seines Vaters. Aber was machte Gideons Armut oder seine Schwachheit aus, wenn der Herr, der reich und mächtig ist, für ihn und mit ihm war (Ri 6,12-15)? So konnten später Jonathan und sein Waffenträger in der Kraft des Herrn einem großen Heer gegenüberstehen, denn Jonathan sagte: „Für den HERR gibt es kein Hindernis, durch viele zu retten oder durch wenige“ (1Sam 14,6).

So benötigen wir in unsern Tagen, wo so viel Versagen hinter uns, Schwachheit unter uns und Verderben um uns her vorhanden ist, einen frischen Eindruck von der Herrlichkeit des Herrn, der Kraft des Herrn, den Reichtümern des Herrn und der Liebe des Herrn. Und mit dem Herrn vor uns können wir „in der Macht seiner Stärke“ vorangehen.

Außerhalb von Christus haben wir keine Kraft. Der Herr kann sagen: „Außer mir könnt ihr nichts tun“, aber der Apostel sagt: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“ (Phil 4,13). Wir haben also die Macht Christi nur dann zu unserer Verfügung, wenn unsere Herzen in verborgener Gemeinschaft mit Ihm bleiben. Wenn das so ist, wird die ganze Macht Satans darauf gerichtet sein, unsere Seelen von Christus abzuziehen. Satan wird versuchen zu verhindern, dass wir uns von Ihm nähren und in Gemeinschaft mit Ihm vorangehen. Es kann sein, dass er versucht, uns durch die Sorgen und Aufgaben des täglichen Lebens aus der Gemeinschaft mit Christus zu ziehen, vielleicht auch durch Krankheit und Schwachheit des Leibes. Vielleicht benutzt er Schwierigkeiten auf dem Weg, die Streitsüchtigen unter den Kindern Gottes oder die kleinen Beleidigungen, denen wir begegnen, um den Geist niederzudrücken oder die Seele zu kränken. Wenn wir diese Dinge jedoch nicht zwischen uns und den Herrn kommen lassen, sondern sie zu einer Gelegenheit machen, uns enger an den Herrn anzuschließen, werden wir lernen, was es heißt, stark in dem Herrn zu sein, während wir gleichzeitig unsere eigene Schwachheit erkennen. Dann werden wir die Glückseligkeit des Wortes kennenlernen: „Wirf auf den HERRN, was dir auferlegt ist, und er wird dich erhalten“ (Ps 55,22).

Die Macht des Feindes

Eph 6,11.12

Eph 6,11.12: Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.

Zunächst werden wir ermahnt, daran zu denken, dass wir nicht gegen Fleisch und Blut zu kämpfen haben. Der Teufel mag tatsächlich Männer und Frauen benutzen, um dem Christen zu widerstehen und die Wahrheit zu leugnen, aber wir müssen hinter diese Werkzeuge sehen und den einen erkennen, der sie benutzt. Eine Frau von Fleisch und Blut widerstand Paulus in Philippi, aber Paulus erkannte den bösen Geist, der die Frau beeinflusste, und in der Kraft des Namens Jesu Christi ließ er sich in einen Kampf mit der geistlichen Bosheit ein, indem er dem bösen Geist befahl, aus der Frau auszufahren (Apg 16,16-18).

Ein wahrer Jünger aus Fleisch und Blut widerstand dem Herrn, als Petrus angesichts der Leiden des Herrn zu Ihm sagte: „Gott behüte dich, Herr!“ Aber der Herr erkannte die Macht Satans hinter dem Werkzeug und konnte sagen: „Geh hinter mich, Satan!“ (Mt 16,22.23).

Der Kampf geht also gegen Satan und seine Heere, unabhängig von den Werkzeugen, die er benutzen mag. Fürstentümer und Gewalten sind geistige Wesen, in einer herrschenden Stellung und mit Macht bekleidet, um ihren Willen auszuführen. Es gibt sowohl gute als auch böse Wesen; hier geht es um böse Mächte, und ihre Bosheit scheint sich in zweifacher Hinsicht auszubreiten. In Bezug auf die Weit sind sie die Weltbeherrscher dieser Finsternis, in Bezug auf die Christen sind sie die „geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“. Die Welt befindet sich in Finsternis und in Unkenntnis über Gott, und diese geistigen Wesen regieren und lenken die Finsternis des Heidentums, der Philosophie, der fälschlich sogenannten Wissenschaft, sowie die Treulosigkeit, den Aberglauben, das Verderben und die modernen Ansichten des Christentums. Der Christ ist ins Licht gebracht und mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet worden. Der Widerstand gegen den Christen nimmt durch die geistlichen Mächte einen religiösen Charakter an, mit dem Ziel, ihm die Wahrheit seiner himmlischen Berufung zu rauben, ihn auf einen Weg zu verleiten, auf dem die Wahrheit verleugnet wird, oder ihn in seinem Wandel in Gegensatz zur Wahrheit zu bringen.

Weiter werden wir über den Charakter des Widerstandes belehrt. Dieser ist nicht einfach Verfolgung oder ein direktes Verleugnen der Wahrheit, sondern der viel feinere und gefährlichere Widerstand, der als „die Listen des Teufels“ beschrieben wird. Eine List ist etwas, das schön und unschuldig aussieht und doch die Seele von dem Weg des Gehorsams abzieht. Wie oft versucht der Teufel in diesen Tagen der Verwirrung diejenigen, die die Wahrheit erkannt haben, auf Abwege zu führen, die am Anfang so wenig vom wahren Pfad abweichen, dass es übertrieben scheint, dagegen Einspruch zu erheben. Es gibt eine einfache Frage, die sich jeder persönlich stellen kann und durch die jede List aufgedeckt wird: Wenn ich diesen Weg verfolge, wohin wird er mich führen ?

Als der Teufel dem Herrn vorschlug, aus den Steinen Brot zu machen, um seinen Hunger zu stillen, schien eine solche Tat sehr harmlos. Dennoch war es eine List, die vom Pfad des Gehorsams gegenüber Gott weggeführt hätte und eine Verleugnung des Wortes gewesen wäre, das da sagt: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht.“

Um die gläubigen Galater von der Wahrheit des Evangeliums abzuziehen, benutzte der Teufel das Gesetz als List, um sie in eine gesetzliche Selbstgerechtigkeit zu verstricken. Um die Gläubigen in Korinth von der Wahrheit über die Versammlung abzuziehen, benutzte der Teufel die Welt als List, um sie in eine fleischliche Selbstgefälligkeit zu führen. Um die gläubigen Kolosser von der Wahrheit des Geheimnisses abzulenken, benutzte der Teufel die List der „eitlen Worte“, der „Philosophie“ und des Aberglaubens, um sie in eine religiöse Selbsterhebung zu verstricken. Das sind immer noch die Listen, mit denen wir heute konfrontiert werden.

Die Waffenrüstung Gottes

Vers 13

Eph 6,13: Deshalb nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermöget.

In diesem Kampf nützen menschliche Waffen nichts. Wir können dem Teufel nur mit der „Waffenrüstung Gottes“ widerstehen. Menschliche Hilfsquellen, wie zum Beispiel natürliche Fähigkeiten oder natürliche Charakterstärken, sind in diesem Kampf nutzlos. Das Vertrauen auf solche Waffen könnte uns dazu verleiten, uns mit dem Feind einzulassen, aber nur um eine Niederlage zu erleiden. Der Apostel Petrus musste dies erfahren, als er sich im Vertrauen auf seine eigene Kraft in den Kampf einließ, um dann vor einer Magd zu versagen. Gott kann zwar menschliche Fähigkeit und Gelehrsamkeit in seinem Dienst benutzen. Hier aber geht es nicht um die Frage, was Gott in seinem Dienst gebraucht, sondern vielmehr um das, was Gott uns im Kampf gegen die Listen des Feindes zur Verfügung gestellt hat. Der Feind, dem wir zu begegnen haben, besteht nicht aus Fleisch und Blut, und die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich (2Kor 10,4).

Wir benötigen in diesem Kampf die „ganze Waffenrüstung Gottes“. Wenn ein Stück fehlt, wird Satan schnell genug sein, den Mangel zu entdecken, um uns an der verwundbaren Stelle anzugreifen.

Weiter muss die Waffenrüstung „angezogen“ werden. Aus der Tatsache, dass wir Christen sind, folgt keineswegs, dass wir die Waffenrüstung auch „genommen“ haben. Die Waffenrüstung steht uns Christen zur Verfügung, aber es liegt an uns, sie anzuziehen. Es genügt nicht, sie zu betrachten oder zu bewundern oder in der Lage zu sein, sie zu beschreiben; wir müssen die ganze Waffenrüstung Gottes nehmen oder ergreifen.

Dann lernen wir, dass die Waffenrüstung im Blick auf den „bösen Tag“ benötigt wird. Im allgemeinen Sinn ist die ganze Zeitperiode der Abwesenheit Christi für den Gläubigen ein „böser Tag“. Es gibt jedoch Gelegenheiten, wo der Feind das Volk Gottes in besonderer Weise angreift und versucht, ihm besondere Wahrheiten zu rauben. Solche Angriffe bilden für das Volk Gottes einen „bösen Tag“. Um dann bestehen zu können, müssen wir die ganze Waffenrüstung Gottes tragen. Es ist zu spät, die Rüstung erst im Kampf anziehen zu wollen.

Wir benötigen die Waffenrüstung, um zu „widerstehen“ und zu „stehen“. Wenn wir irgendeinem besonderen Angriff des Feindes erfolgreich widerstanden haben, benötigen wir die Waffenrüstung immer noch, um auch in der Verteidigungsbereitschaft stehen bleiben zu können. Wenn wir „alles ausgerichtet haben“, brauchen wir die Waffenrüstung immer noch, um zu „stehen“. Es ist oft so, dass, nachdem wir einen wichtigen Sieg errungen haben, wir in der größten Gefahr stehen; denn es ist einfacher, eine Stellung zu erobern, als sie zu halten. Die einmal angezogene Waffenrüstung kann, solange sich noch geistliche Bosheit in den himmlischen Örtern aufhält und wir uns noch im Bereich der Listen Satans befinden, nicht gefahrlos abgelegt werden.

Wenn wir das Gebet als ein Stück der Waffenrüstung miteinbeziehen, können wir sieben verschiedene Teile der Waffenrüstung unterscheiden.

1. Der Gürtel der Wahrheit

Vers 14a

Eph 6,14a: Stehet nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit,

Wir sollen stehen, unsere Lenden mit Wahrheit umgürtet. Geistlicherweise spricht das von den Gedanken und Zuneigungen, die durch die Wahrheit in Ordnung gehalten werden. Indem wir die Wahrheit auf uns selbst anwenden und so alle Gedanken und Regungen des Herzens durch die Wahrheit richten, werden wir nicht nur von der inneren Wirkung des Fleisches befreit, sondern auch unsere Zuneigungen werden der Wahrheit entsprechend gebildet, damit unsere demütige Gesinnung und unsere Zuneigungen auf die Dinge im Himmel gerichtet sind.

Das erste Stück der Waffenrüstung stärkt also den inneren Menschen und regelt mehr unsere Gedanken und Zuneigungen als unser Benehmen, unser Reden und unsere Wege. Oft unternehmen wir große Anstrengungen, um untereinander ein korrektes äußeres Verhalten zu bewahren, während wir zur gleichen Zeit unsern Gedanken und Zuneigungen gegenüber sorglos sind. Wenn wir den Listen des Feindes widerstehen wollen, müssen wir damit beginnen, innerlich richtig zu stehen.

Salomo, der Prediger, warnt uns hinsichtlich dessen, was wir mit unsern Lippen reden, worauf unsere Augen blicken, weiche Wege unsere Füße gehen, aber als Erstes sagt er: „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist“ (Spr 4,23-27). Jakobus warnt uns: „Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit“ (Jak 3,14). Streit unter Brüdern beginnt im Herzen und hat seine Wurzel im „bitteren Neid“. Wenn die Zuneigungen unter der Herrschaft der Wahrheit stehen, werden Streit, bitterer Neid und andere Übel des Fleisches gerichtet werden; und wenn sie gerichtet sind, werden wir fähig sein, den Listen des Teufels an dem bösen Tag zu widerstehen.

Leider sind wir zu oft nicht vorbereitet auf den bösen Tag. Wir haben es versäumt, uns zu umgürten und handeln deshalb bei einer plötzlichen Herausforderung fleischlich. Wenn wir geschmäht werden, schmähen auch wir, und anstatt geduldig zu leiden, drohen wir. Lasst uns danach trachten, umgürtet zu sein, das heißt so zu wandeln, dass unsere Gedanken und Zuneigungen gewohnheitsmäßig von der Wahrheit im Zaum gehalten werden.

2. Der Brustharnisch der Gerechtigkeit

Vers 14b

Eph 6,14b: … und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit,

Mit dem zweiten Stück der Waffenrüstung kommen wir zu unserem praktischen Verhalten. Praktische Gerechtigkeit drückt sich bei dem Christen durch einen Wandel aus, der in Übereinstimmung steht mit der Stellung und den Beziehungen, in die er gebracht ist. Wir können vor dem Feind nicht mit einem Gewissen bestehen, das uns über ungerichtetes Böses in unseren Wegen und Verbindungen anklagt. Wir können nicht für die Wahrheit einstehen, die wir in der Praxis verleugnen. Wenn wir den Brustharnisch angezogen haben und somit in praktischer Gerechtigkeit wandeln, werden wir ohne Furcht sein, wenn wir am bösen Tag dem Feind begegnen müssen.

3. Die Füße beschuht

Vers 15

Eph 6,15: … und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens,

Praktische Gerechtigkeit führt zu einem Wandel in Frieden. Das Evangelium des Friedens, das wir empfangen haben, macht uns bereit, inmitten der Unruhe der Weit in Frieden zu wandeln. Wenn das Herz durch die Wahrheit regiert wird und unsere Wege praktisch mit der Wahrheit übereinstimmen, werden wir unsern Weg durch diese Welt mit Frieden in der Seele gehen und fähig sein, dem bösen Tag in einem Geist der Ruhe und des Friedens zu begegnen. Wir werden dem Aufruhr in der Welt gegenüber nicht gleichgültig sein, aber wir werden uns durch die vorbeigehenden Ereignisse auch nicht aufregen oder mit Furcht erfüllen lassen. Von den natürlichen Menschen sagt die Schrift: „Den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt“ (Röm 3,17), aber diejenigen, deren Füße mit Frieden beschuht sind, zeichnen sich auch im Kampf durch Frieden aus.

4. Der Schild des Glaubens

Vers 16

Eph 6,16: … indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit welchem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen.

So wichtig und nötig es ist, die Gedanken und Zuneigungen durch den Gürtel der Wahrheit in Ordnung zu halten, unser Verhalten durch den Brustharnisch in Gerechtigkeit zu bewahren und in Frieden durch diese Welt zu gehen, so wird doch noch etwas anderes für den Kampf gebraucht. Wir benötigen „über das alles“ den Schild des Glaubens, um uns vor den feurigen Pfeilen des Feindes zu schützen. Hier bedeutet der Glaube nicht die Annahme des Zeugnisses Gottes über Christus, wodurch wir gerettet sind. Es geht hier um den täglichen Glauben und das Vertrauen in Gott, die uns die Zusicherung geben, dass Gott für uns ist. Unter dem Druck der vielfältigen Prüfungen, die über uns kommen, sei es durch die Umstände, durch Krankheit, durch Trauer oder in Verbindung mit den vielen Schwierigkeiten, die ständig unter den Kindern Gottes aufkommen, mag der Feind versuchen, unsere Seelen durch die schreckliche Vorstellung zu verdunkeln, dass Gott nach allem doch gleichgültig und nicht für uns sei. In jener dunklen Nacht, als die Jünger auf dem See mit dem Sturm zu kämpfen hatten und die Wellen in das Schiff schlugen, war der Herr Jesus bei ihnen, doch Er schlief wie einer, dem ihre Gefahr gleichgültig ist. Das war eine Prüfung für den Glauben. Leider waren sie nicht geschützt durch den Schild des Glaubens, so dass ein feuriger Pfeil ihre Rüstung durchdrang und der schreckliche Gedanke aufkam, der Herr würde sich nach allem doch nicht um sie kümmern. So weckten sie Ihn auf und sagten: „Liegt dir nichts daran, dass wir umkommen?“ (Mk 4,37.38).

Ein feuriger Pfeil ist nicht ein plötzlicher Wunsch, eine Lust zu befriedigen, die aus unserem Fleisch, also von innen, kommt. Es ist vielmehr eine teuflische Einflüsterung von außen, die Zweifel an der Güte Gottes aufkommen lassen will. Satan schoss einen feurigen Pfeil auf Hiob ab, als seine Frau ihm in seiner furchtbaren Prüfung vorschlug: „Sage dich los von Gott und stirb!“ Hiob löschte diesen Pfeil mit dem Schild des Glaubens aus, denn er sagte: „Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,9.10). Der Feind benutzt in seinen Bemühungen, unser Vertrauen in Gott zu erschüttern und uns von Ihm abzuziehen, immer noch die schwierigen Umstände des Lebens. Der Glaube benutzt die gleichen Umstände, um sich näher an Gott zu halten und so über den Teufel zu triumphieren. Weiter mag Satan versuchen, gewisse abscheuliche Gedanken in unsern Sinn einzuflößen, gewisse Eingebungen des Unglaubens, die sich in die Seele brennen und den Geist verdunkeln. Solche Gedanken werden nicht durch menschliche Beweisführungen ausgelöscht oder indem wir zurückfallen in „Gefühle“ oder „Erfahrungen“, sondern durch den einfachen Glauben an Gott und sein Wort.

5. Der Helm des Heils

Vers 17a

Eph 6,17a: Nehmet auch den Helm des Heils

Wenn der Gläubige den Helm aufgesetzt hat, ist er in der Lage, in der Gegenwart des Feindes sein Haupt kühn zu erheben. Indem wir durch den Glauben den feurigen Pfeilen des Teufels widerstehen, erfahren wir in den schwierigen Umständen, dass Gott für uns ist. Er rettet uns nicht nur vor Prüfungen, sondern wie die Jünger im Sturm auch durch die Prüfungen hindurch. So sind wir fähig, mit Mut und Energie voranzugehen, in dem Bewusstsein, dass, obwohl wir in uns selbst schwach sind, Gott der Gott unseres Heils ist und Christus uns völlig zu erretten vermag (Heb 7,25).

6. Das Schwert des Geistes

Vers 17b

Eph 6,17b: … und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist;

Es wird uns ausdrücklich gesagt, dass dieses Stück der Waffenrüstung das Wort Gottes ist und nicht einfach das Wort, sondern das Wort angewendet in der Kraft des Geistes. Das ist die eine große Angriffswaffe. Bevor wir nicht die Waffenrüstung angezogen haben, die unsere inneren Gedanken, unseren nach außen sichtbaren Wandel regelt und unser Vertrauen in Gott befestigt, werden wir nicht im richtigen Zustand sein, um das Schwert des Geistes zu führen. Wenn das Wort Gottes in der Kraft des Geistes gegen den Feind angewendet wird, kann ihm nicht widerstanden werden. Als der Herr durch die Listen des Teufels versucht wurde, widerstand Er dem Feind jedes Mal mit dem Wort Gottes, das Er in der Kraft des Geistes gebrauchte. „Es steht geschrieben“, stellte den Teufel bloß und besiegte ihn. Das Wort Gottes, das in uns bleibt, ist unsere Stärke, denn der Apostel Johannes kann den Jünglingen schreiben: „Ihr seid stark und das Wort Gottes bleibt in euch und ihr habt den Bösen überwunden“ (1Joh 2,14).

Jemand hat gesagt: Unsere Sache ist es, gemäß dem Wort zu handeln, komme was wolle; das Ergebnis wird zeigen, dass die Weisheit Gottes darin liegt. Derjenige, der das Wort benutzt, mag schwach sein und wenig natürliche Intelligenz besitzen, aber er wird feststellen, dass das Wort Gottes lebendig und wirksam ist und dass es jede List des Feindes bloßstellt.

7. Das Gebet

Verse 18-20

Eph 6,18-20: … zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geiste, und eben hierzu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen, und für mich, auf dass mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums, (für welches ich ein Gesandter bin in Ketten), damit ich in demselben freimütig rede, wie ich reden soll.

Nachdem der Apostel die Waffenrüstung beschrieben und uns ermahnt hat, sie anzuziehen, schließt er mit der Ermahnung zum Gebet. Die Waffenrüstung, so vollkommen sie auch ist, darf uns nicht von Gott unabhängig machen. Sie kann nur richtig eingesetzt werden in einem Geist der Abhängigkeit gegenüber dem, der sie bereitgestellt hat.

Der Herr ermahnt uns, „allezeit zu beten und nicht zu ermatten“ (Lk 18,1); und Paulus ermahnt, „dass die Männer an jedem Orte beten“ sollen (1Tim 2,8). Hier werden wir ermahnt, „zu aller Zeit“ zu beten. Das Gebet ist eine ständige Haltung der Abhängigkeit von Gott. Wir sollen in allen Umständen, an allen Orten und zu allen Zeiten beten. Das Gebet kann jedoch zu einem rein formalen Ausdruck unserer Bedürfnisse werden. Deshalb ist es hier mit „Flehen“ verbunden. Flehen ist der ernste Schrei der Seele, die sich ihrer Bedürfnisse bewusst ist. Weiter soll das Gebet unter der Leitung des Geistes stehen und von dem Glauben begleitet sein, der auf die Antwort Gottes wartet. Als Petrus im Gefängnis war, „geschah ein anhaltendes Gebet für ihn zu Gott“. Aber offensichtlich versagte die Versammlung ein wenig in der „Wachsamkeit“, denn als Gott ihr Gebet erhörte, fiel es ihnen schwer, zu glauben, dass Petrus frei war. Weiter wird das Gebet im Geist „alle Heiligen“ umfassen und doch die besonderen Bedürfnisse eines einzelnen Dieners nicht vergessen. So ermahnt der Apostel die Gläubigen in Ephesus, nicht nur für „alle Heiligen“, sondern auch für ihn persönlich zu beten.

Durch alle Jahrhunderte hindurch haben die Gläubigen die Waffenrüstung Gottes nötig gehabt, aber in diesen letzten Tagen, da die Finsternis dieser Welt wächst, die Listen des Teufels zunehmen und das Christentum zum Heidentum und zur Philosophie zurückkehrt; wie überaus wichtig ist es da, die ganze Waffenrüstung Gottes zu tragen, damit wir „an dem bösen Tage zu widerstehen und nachdem wir alles ausgerichtet haben, zu stehen vermögen“.

Lasst uns also stehen:

  • unsere Lenden umgürtet mit Wahrheit, um innerlich in unseren Gedanken und Zuneigungen richtig zu stehen;
  • angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit, so dass wir in unserer ganzen Praxis glaubwürdig sind;
  • beschuht an den Füssen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens, so dass wir inmitten einer Welt von Uneinigkeit, Streit und Verwirrung in Frieden vorangehen können;
  • den Schild des Glaubens in unserer Hand, um in täglichem Vertrauen auf Gott zu wandeln;
  • mit dem Heim des Heils, mit dem wir verwirklichen, dass Gott alle Dinge zu unserem Guten und zu unserem Heil mitwirken lässt;
  • mit dem Schwert des Geistes, womit wir jedem noch so raffinierten Angriff des Feindes begegnen können;
  • und schließlich „zu aller Zeit betend“, damit wir die Waffenrüstung in einem Geist ständiger Abhängigkeit von Gott gebrauchen können.

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Zuerst erschienen in Halte fest – www.haltefest.com
und als Buch erschienen in Christus und seine Versammlung
erhältlich bei www.beroea.ch
Bibelverse eingefügt von der SoundWords-Redaktion


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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