Arbeit für Gott – Die Weihe des Dieners (3)
4. Mose 8,5-12

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 12.03.2006, aktualisiert: 21.10.2022

Leitverse: 4. Mose 8,5-12

Wir beschäftigen uns an diesen drei Abenden mit dem Levitendienst. Gestern Abend haben wir bereits gesehen, dass die Leviten ein Bild der Gläubigen in ihrem Dienst für Gott sind, so wie die Priester ein Bild der Gläubigen sind, die Gott nahen. Ich habe versucht, anhand von 4. Mose 3 auf vier Grundsätze dieses Dienstes hinzuweisen:

  1. Erstens waren die Leviten dem Aaron gegeben, so wie auch heute jeder Diener vom Herrn selbst berufen wird und dem Herrn gegeben ist. Es ist also nicht die Versammlung, die beruft.
  2. Zweitens ist aber der Bereich, in dem der Levit seinen Dienst ausübt, die Versammlung. Er kann nicht unabhängig von der Versammlung seinen Dienst ausüben, als hätte er mit anderen nichts zu tun.
  3. Drittens wird der Dienst dadurch gekennzeichnet, dass immer etwas von der Herrlichkeit des Herrn Jesus und der Wahrheit Gottes im Allgemeinen sichtbar wird. Daran können wir wahren Levitendienst erkennen.
  4. Viertens gereicht wahrer Levitendienst immer zur Förderung des priesterlichen Dienstes.

Die Leviten waren den Priestern gegeben. So hat auch der Dienst an diesen drei Abenden einen Levitencharakter. Ein Levit ist immer geringer als ein Priester. Wenn ich ein Levit sein darf, bedeutet das, dass alle anderen in diesem Raum Priester sind, denn der Levit ist den Priestern gegeben, um ihnen zu helfen, damit sie ihren priesterlichen Dienst der Anbetung besser ausüben können. Es ist meine Bitte zum Herrn, dass diese Vorträge tatsächlich auch dazu beitragen mögen.

Heute Abend nun möchten wir uns mit der Weihe der Leviten beschäftigen. Sie haben eine „Ausbildung“ nötig, und diese Ausbildung finden wir in 4. Mose 8. Sie brauchten nicht, genauso wenig wie Diener heutzutage, eine theologische Ausbildung in einer theologischen Schule oder in einer Bibelschule. Ich sage das nicht herabsetzend. Doch eine derartige Ausbildung hat nichts mit der wahren Ausbildung eines Leviten zu tun. Diese Ausbildung ist geistlich. Das ist sehr wichtig für jeden unter uns, der einen Levitendienst ausüben darf, und das dürfen wir alle, sofern wir Gläubige sind. Doch ich möchte das besonders solchen sagen, die noch jung sind und es im Herzen haben, einmal einen Dienst für den Herrn auszuüben. Hier finden wir die wahre, göttliche Ausbildung. In 4. Mose 8,6 sagt Gott zu Mose:

4Mo 8,6: Nimm die Leviten aus der Mitte der Söhne Israel und reinige sie.

Diese Reinigung ist, genauso wenig wie die Reinigung bei der Weihe der Priester und die Reinigung des Aussätzigen in 3. Mose 14, ein Bild von der Bekehrung. Jeder Levit hier gehörte bereits zum Volk Gottes. Es geht also bei der Weihe nicht darum, wie jemand ein Gläubiger wird, sondern darum, wie ein Gläubiger, der bereits zum Volk Gottes gehört, ein Levit werden kann. Was wir hier finden, müssen wir als Gläubige, die einen Dienst für den Herrn ausüben möchten, zuvor in unseren Herzen und Gewissen verwirklichen und in gewisser Hinsicht immer wieder verwirklichen.

4Mo 8,7a: Und so sollst du mit ihnen tun, um sie zu reinigen: Sprenge Entsündigungswasser auf sie, …

Zuerst wird hier gesagt: „Sprenge Entsündigungswasser auf sie.“ Natürlich gilt für jeden Gläubigen, dass er sich ständig durch das Wort Gottes reinigen lässt und gleichsam dem Herrn immer wieder Gelegenheit gibt, das Wort auf ihn anzuwenden, um alles wegzunehmen, was nicht mit Ihm in Übereinstimmung ist. Doch wie wichtig ist das besonders für solche – und ich hoffe, dass das für uns alle zutrifft –, die das Verlangen haben, einen Dienst für den Herrn auszuüben. Sprengen ist etwas anderes als waschen. Waschen dient dazu, Unreinigkeit wegzunehmen. Sprengen hingegen bedeutet, den Wert einer Sache auf jemand anzuwenden. So ist das auch hier. Das Entsündigungswasser wird erst später in 4. Mose 19 ausführlich beschrieben, und dort sehen wir, dass das Opfer einer roten jungen Kuh nötig war, um aus ihrer Asche dieses Wasser zubereiten zu können. Es wurde auf solche gesprengt, die gereinigt werden mussten.

Das wird hier zwar noch nicht erwähnt, ist aber für das Verständnis doch sehr wichtig. Das Sprengen des Entsündigungswassers bedeutet, dass all das, was der Herr Jesus in seinem Sühnungstod zustande gebracht hat, auf uns angewandt wird. Ich wiederhole noch einmal, dass es hier nicht darum geht, dass Menschen zur Bekehrung kommen, sondern dass auf Gläubige, besonders, wenn sie einen Dienst ausüben möchten, immer wieder dieses Wasser angewandt wird. Immer wieder werden die Folgen dieses Werkes des Herrn Jesus auf uns angewandt; nur aufgrund des Wertes dieses Werkes können wir vollkommen vor Gott stehen. Wie oft müssen auch Dinge verurteilt und weggenommen werden, bevor wir einen Dienst ausüben können!

Als Nächstes lesen wir:

4Mo 8,7b: … und sie sollen das Schermesser über ihr ganzes Fleisch gehen lassen und ihre Kleider waschen und sich reinigen.

Die Haare sind ein Bild dessen, was immer wieder aus dem alten Menschen herauswächst. Wir lesen in Kolosser 3,5, dass wir unsere Glieder, die auf der Erde sind, töten sollen. Alles, was noch aus der alten Natur, aus dem Fleisch, hervorkommt, müssen wir unter das Gericht des Todes des Herrn Jesus bringen. Nun, das trifft natürlich für alle Gläubigen zu, aber es trifft ganz besonders für solche zu, die irgendeinen Dienst für den Herrn ausüben möchten, sei es nun ein nach unseren Maßstäben geringer oder ein wichtiger Dienst.

Drittens finden wir hier noch, dass die Leviten ihre Kleider waschen und sich reinigen mussten. Die Kleider sind ein Bild unserer äußeren Gewohnheiten, unseres äußeren Verhaltens, von dem, was in unserem tagtäglichen Leben nach außen sichtbar wird. Wie nötig ist da oft eine Reinigung, und wieder ganz besonders, wenn wir einen Dienst für den Herrn ausüben möchten. Könnte es wohl eine bessere Ausbildung geben als das, was wir hier finden? Alles, was zu dem alten Menschen gehört, muss immer wieder getötet werden, das heißt unter das Gericht gebracht werden, das Gott auf dem Kreuz an dem Herrn Jesus ausgeübt hat. Immer wieder muss alles aus unserem äußeren Verhalten, aus unseren Gewohnheiten weggewaschen werden, was unpassend ist für einen Gläubigen und erst recht im Dienst für den Herrn.

4Mo 8,8: Und sie sollen einen jungen Stier nehmen und sein Speisopfer: Feinmehl, gemengt mit Öl; und einen anderen jungen Stier sollst du nehmen zum Sündopfer.

In 4. Mose 8,8 lesen wir dann, dass zwei Farren herzugebracht werden sollen, ein Farren als Brandopfer (vgl. 4Mo 8,12) mit seinem Speisopfer und ein Farren als Sündopfer. Etwas wird hier nicht erwähnt, was wir wohl bei der Reinigung und Weihe des Priesters in 2. Mose 29 finden, nämlich ein Friedensopfer. Das Friedensopfer hatte dort eine besondere Bedeutung bei der Weihe, weil es ein Bild der Gemeinschaft ist. Die Priester sind ja gerade ein Bild der Gläubigen, die Gott nahen dürfen und darum Gemeinschaft mit Gott haben. Doch hier bei der Weihe der Leviten finden wir diesen Charakter der Gemeinschaft nicht. Hier geht es nicht um die Gemeinschaft mit Gott im Heiligtum, sondern um den Dienst, aber nichtsdestoweniger sollte bei jedem Dienst der Herr Jesus in seinem Werk und in seiner persönlichen Herrlichkeit vor dem Diener stehen.

4Mo 8,12: Und die Leviten sollen ihre Hände auf den Kopf der Stiere legen; und du sollst dem HERRN den einen als Sündopfer und den anderen als Brandopfer opfern, um für die Leviten Sühnung zu tun.

Könnte es eine schönere Ausbildung geben für solche, die dem Herrn dienen möchten, als so den Herrn Jesus vor sich zu haben und sich immer mit Ihm einszumachen? Das geschieht hier im Vorbild, indem die Leviten ihre Hände auf die Köpfe dieser Tiere legen. Das Händeauflegen bedeutet in der Schrift immer: sich einsmachen mit dem, dem man die Hände auflegt. Die Leviten sollen sich also mit dem Sündopfer und auch mit dem Brandopfer einsmachen. Wenn Gott hier eine Beschreibung der Opfer gibt (4Mo 8,8), nennt Er zuerst das, was für Ihn das Kostbare ist, nämlich das Brandopfer. Dann erst folgt das Sündopfer. Wenn die Opfer praktisch auf uns angewandt werden, sehen wir das Gegenteil: zuerst das Sündopfer und dann das Brandopfer (4Mo 8,12).

Ein Diener des Herrn sollte sich in seinem Herzen und Gewissen immer wieder einsmachen mit dem Herrn Jesus als dem Sündopfer, aber auch als dem Brandopfer. Dieses Einssein mit dem Herrn Jesus als Sündopfer bedeutet, dass ich mir bewusst bin, dass all meine Sünde, all meine Schlechtigkeit und die Verderbtheit meiner Natur auf Ihn übergegangen sind. Doch ich weiß auch, dass ich eins mit Ihm bin als dem Brandopfer und dass all sein Wohlgefallen vor Gott auf mich übergeht. Ich stehe in der Wohlannehmlichkeit Christi vor Gott (vgl. Eph 1,6). Welch ein Trost ist das für den Diener! Wer von uns würde wagen, einen Dienst für den Herrn auszuüben, wenn er an seine alte Natur denkt, an das, was er in seinem Fleisch ist, und wie sich das Fleisch häufig offenbart? Doch Gott hat am Kreuz alle meine Sünden auf den Herrn Jesus gelegt und an Ihm auch meine Sündigkeit gerichtet. Hier finden wir nun nicht nur diese negative Seite, sondern auch die positive Seite des Brandopfers. Das Brandopfer wurde ganz Gott dargebracht und zeigt uns im Vorbild, wie Gott an dem Opfer des Herrn Jesus sein völliges Wohlgefallen fand, indem Christus sich vollkommen Gott hingegeben hat. Auch darin darf ich mich eins mit Ihm wissen. Das ganze Wohlgefallen Gottes an dem Herrn Jesus auf dem Kreuz ist jetzt auf mich übergegangen. Dieses Bewusstsein ist wahre Ausbildung für den Levitendienst. Was würde mir die schönste theologische Ausbildung der Welt nützen, wenn ich diese Ausbildung nicht hätte und nicht wüsste, dass durch diese Einsmachung die Gunst Gottes auf mir ruht und ich angenehm gemacht bin in dem Geliebten? Diese Vorbereitung für den Dienst wird uns hier vorbildlich dargestellt.

Nun finden wir noch eine weitere Einsmachung in 4. Mose 8,9 und 10:

4Mo 8,9.10: Und du sollst die Leviten vor das Zelt der Begegnung herzutreten lassen und die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammeln. Und du sollst die Leviten vor den HERRN herzutreten lassen, und die Kinder Israel sollen ihre Hände auf die Leviten legen.

Also nicht nur die Leviten sollten vor den HERRN herzutreten, sondern es sollte sich auch die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammeln und ihre Hände auf die Leviten legen. Wir haben gestern über den wichtigen Grundsatz nachgedacht, dass die Leviten von dem Herrn berufen werden und dass sie Ihm gehorchen müssen. Doch es ist auch wichtig, die Gemeinschaft aller Geschwister in unserem Dienst zu haben. Wie schön ist es, wenn Brüder und Schwestern einen Dienst für den Herrn inmitten der Versammlung ausüben und die ganze Versammlung sich darüber freuen kann. Unabhängigkeit im Dienst ist immer eine traurige Sache. Es kann sein, dass die Geschwister ungeistlich sind und deshalb den Dienst nicht anerkennen, doch sicherlich wird es in den meisten Fällen so sein, dass die Diener ungeistlich sind und besser auf die Versammlung hören würden. Nach Gottes Gedanken ist es so, dass der Dienst in Gemeinschaft mit der ganzen Versammlung ausgeübt werden soll. Denn es ist ja ein Dienst, der für die ganze Versammlung ausgeübt wird. Das drückten auch hier die Kinder Israel durch das Auflegen der Hände aus. Die Leviten traten ja an die Stelle ihrer Erstgeborenen. Wie schön ist es, hier zu sehen, dass die ganze Gemeinde der Kinder Israel mit einbezogen war. Lasst uns ruhig an die ganze Versammlung in der biblischen Bedeutung dieses Wortes denken. Wenn jemand einen Dienst vom Herrn empfangen hat, ist das immer ein Dienst für die ganze Versammlung, das heißt grundsätzlich für alle Geschwister auf der ganzen Erde. Leider gibt es nicht immer die Gelegenheit, unseren Geschwistern, die nicht denselben Weg mit uns gehen, zu dienen. Doch wo sich die Gelegenheit ergibt, sollten wir Gebrauch davon machen, ob durch Vorträge, durch Schriften oder wie auch immer. Wir haben gestern Abend gesehen, dass die Gaben in Epheser 4 der ganzen Versammlung gegeben sind. Dieser Grundsatz wird hier sehr deutlich bestätigt.

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Nach Vorträgen, gehalten in Hagen-Haspe; zweiter Vortrag (6. Mai 1978)

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