Christus und seine Versammlung (3)
Christus und die verschiedenen Glieder seines Leibes

William John Hocking

© SoundWords, online seit: 01.01.2001, aktualisiert: 29.01.2023

Leitverse: 1. Korinther 12

Einleitung

Diese Schriftstelle (1Kor 12) ist eine von mehreren Stellen im Neuen Testament, die das Thema der Gliedschaft am Leib Christi behandeln.

Wir haben letzte Woche gesehen, dass die Einheit des Leibes Christi symbolisch beim Mahl des Herrn durch das eine Brot dargestellt wird. Da wurde die Tatsache der körpermäßigen Einheit dargestellt in Verbindung mit dem Erinnern an den Herrn Jesus in seinem Tod; aber in 1. Korinther 12 wird die Verschiedenheit, die beim Leib Christi besteht, sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.

Der Leib Christi ist eins und ist in dieser Hinsicht ganz unterschieden von der Einheit des Volkes Israel. Diese Nation bestand, wie wir wissen, aus zwölf Stämmen, und diese zwölf Stämme wurden vor dem Herrn am Schaubrotetisch dargestellt durch zwölf Brote, ein Brot für jeden Stamm. Es wurde eine nationale Einheit ausgedrückt in der Tatsache, dass alle Stämme da waren, und die Nation als Ganzes wurde so vertreten, während die Tatsache, dass sie die gemeinsame Verantwortung der Regierung hatten, dadurch gezeigt wurde, dass es zwölf Brote gab.

Bei der Darstellung der Versammlung Christi gibt es jedoch nur ein Brot. Und diese innigere Einheit besteht trotz der Tatsache, dass der Leib Christi aus gläubigen Juden und Heiden, aus Unfreien und Freien, ja aus allen Klassen und Verhältnissen der Menschen sich zusammensetzt. Sie sind alle zusammengebracht und durch den Heiligen Geist zu einer einzigen Körperschaft verschmolzen: dem Leib Christi.

Aber dann ist die Versammlung nicht eine Gemeinschaft und Zusammenballung von Leuten, die alle genau übereinstimmen, die alle identisch sind in Charakter, Anlagen und Verfassung vor dem Herrn und die sozusagen eine feste Masse gleicher Teilchen bilden. Es besteht Verschiedenheit unter den Gliedern Christi, die notwendig zum Leben ist, zum lebendigen Handeln untereinander und zum Zeugnis für Gott in der Welt. Deshalb gebraucht der Geist Gottes dieses Bild des menschlichen Körpers, um das Verhältnis der Gläubigen untereinander im Leib Christi darzustellen und in ihrem Zusammenhang mit Ihm als ihrem Haupt in der Höhe.

Verbindung mit dem Haupt

Beim Sprechen über den Leib Christi wird oft übersehen, dass der Leib ohne das Haupt bedeutungslos ist. Der enthauptete Leib des Goliath war nur der Beweis seiner endgültigen Niederlage. Der Leib Christi auf Erden ist ohne sein Haupt wirklich undenkbar; und wir können uns leicht der Schönheit und Kraft dieser Wahrheit berauben, indem wir vergessen, dass eine wirkliche und lebendige Verbindung besteht zwischen den Heiligen Gottes als Ganzes und dem Herrn Jesus Christus in der Höhe. Er ist das lebendige Haupt dort, und weil Er das lebendige Haupt dort ist, lebt der Leib Christi auch auf Erden, und er wird leben und muss leben, solange das Haupt unberührt in der Herrlichkeit bleibt.

Diese Tatsache ist eine Quelle des Trostes für die Heiligen Gottes, die wirklich geprüft und beunruhigt werden durch die heutige Verfassung der kirchlichen Dinge, die so verschieden ist von dem, was wir in der Heiligen Schrift finden. Vielleicht werden einige niedergedrückt durch die Verwirrung; sie sagen: Was soll aus uns werden? Was soll aus den Heiligen Gottes werden? Was soll aus der Versammlung Gottes werden? Soll alles zerstört werden? Soll es absolut in Stücke gehen und soll das Zeugnis ganz zerstört werden?' Niemals, und zwar wegen dieser unsichtbaren, aber wirklichen Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus in der Höhe.

Und diese Verbindung – wenn ihr mir erlaubt, bei diesem Punkt einen Augenblick zu verweilen – des „Leibes“ mit Christus hängt genauso wenig von uns selbst ab, wie unsere persönliche Gemeinschaft mit Christus von uns selbst abhängt. Um ein Beispiel zu nennen: Wir wissen sehr gut, dass wir einen ganzen Tag im glücklichen Zwiegespräch mit dem Herrn Jesus Christus verbringen können, aber das ist das Ergebnis irgendeiner bewussten Anstrengung unsererseits. Auf der anderen Seite können wir, weil wir auf unseren Wegen schmachten und Dinge einströmen lassen und zeitliche Angelegenheiten den Hauptplatz in unserem Herzen erobern lassen, ganz und gar das Gefühl der Gemeinschaft verlieren, die wir mit dem Vater und dem Sohn haben und deren wir uns als Kinder Gottes erfreuen sollten. Deshalb hängt die Freude an der persönlichen Gemeinschaft, so betrachtet, von uns ab. Aber die wunderbare Verbindung der Versammlung Gottes mit dem Herrn Jesus Christus hängt nicht von uns selbst ab. Wir sind durch den Heiligen Geist Gottes zu einem Leib getauft, und es ist der Heilige Geist Gottes, der die machtvolle Verbindung ist zwischen den Heiligen Gottes als dem Leib Christi auf Erden und dem verherrlichten Haupt im Himmel. Und solange die Versammlung auf Erden weilt, bleibt der Geist in dieser Behausung Gottes.

Wir können deshalb Zuversicht und Trost schöpfen aus der Erinnerung an diese Tatsache. Aber wir müssen auch behalten, dass die aktive Fürsorge, die der Herr ausübt, uns nicht von jeder Verantwortung befreit hinsichtlich der Versammlung. Dies wird auch durch die Schrift ausdrücklich betont. Wir haben unsere eigene Verantwortung als Glieder des Leibes Christi, und hier in Kapitel 12 werden die Dinge herausgestellt, die unter den Heiligen Gottes geschehen zu ihrer Erbauung, zu ihrer geistlichen Freude, zu ihrem Frieden, zu ihrer Zeugniskraft von der Wahrheit in dieser Welt. Der Geist Gottes zeigt uns hier, dass alle Heiligen Gottes voneinander abhängig sind; dass ihr gemeinsames Wohlergehen und geistliches Wachstum auf der Anstrengung, dem Glauben und der Gemeinschaft des Einzelnen mit dem Herrn Jesus Christus beruht.

Der Geist verherrlicht Christus

Ihr werdet sehen, dass der Apostel sich am Anfang dieses Kapitels auf den scharfen Unterschied bezieht, der gesehen werden sollte zwischen der Kraft des Heiligen Geistes Gottes, wenn sie an der Versammlung wirkt, und dem falschen Wirken der Gesandten des Satan – der Dämonen, die durch Abgötter eine zerstörerische Wirkung auf die Menschen ausübten.

1Kor 12,1-3: Was aber die geistlichen Gaben betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unwissend seid. Ihr wisst, dass ihr, als ihr von den Nationen wart, zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, wie ihr irgend geleitet wurdet. Deshalb tue ich euch kund, dass niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus!, und niemand sagen kann: Herr Jesus!, als nur im Heiligen Geist.

Die Korinther waren nach ihrem natürlichen Zustand an geistliche Offenbarungen gewöhnt, und deshalb konnten sie getäuscht werden, wenn solche in der Versammlung Gottes geschahen. Infolgedessen gab der Apostel ihnen einen Test an, durch den sie prüfen könnten, was von dem Heiligen Geist war und was von einem unsauberen Geist war; und dieser Prüfstein war die Herrschaft Christi. Der Geist Gottes verherrlicht unveränderlich den Herrn Jesus Christus und nennt Ihn „Herr“; aber ein unsauberer Geist tut dies niemals. Niemals! Er ist dazu da, wenn möglich, die Person des Herrn Jesus herabzusetzen und Ihn aus dem Gesichtskreis der Heiligen Gottes zu entfernen. Der Apostel schreibt: „Deshalb tue ich euch kund, dass niemand im Geist Gottes (in der Kraft des Geistes Gottes) redend sagt: Fluch über Jesus!, und niemand sagen kann: Herr Jesus!, als nur im Heiligen Geist.“

Göttliche Wirksamkeit und die Gaben

Dann fährt er fort und zeigt in den Versen 4 bis 6, dass die Dinge, die in der Versammlung Gottes zur gegenseitigen Erbauung und Stärkung stattfinden, aus dem Wirken des Geistes Gottes, aus dem Wirken des Herrn Jesus Christus, ja, Gottes selbst, hervorgehen. Er sagt: 

1Kor 12,4-6: Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt.

Hier spricht er die große Tatsache aus, dass, welcher Dienst auch immer würdig ist, unter den Heiligen Gottes da zu sein, er zu uns kommt durch die Kraft Gottes, die in unserer Mitte wirkt. Dies mag eine sehr einfache und elementare Wahrheit zu sein scheinen, aber es ist eine von wirklicher Bedeutung für uns, weil wir uns vielleicht in einer sehr kleinen Gruppe von Menschen befinden, wo uns die Elemente der Schwachheit jedes Mal, wenn wir zusammen sind, ins Auge springen. Und wenn wir annehmen, dass unsere Hilfsquellen ganz in den Händen und Herzen derer liegen, die versammelt sind, werden wir vielleicht deprimiert aufgrund dieser armseligen Verfassung. Verzweiflung packt uns aus dem einfachen Grund heraus, dass wir die Existenz des Geistes Gottes vergessen haben; wir haben die Herrschaft Christi vergessen; wir haben vergessen, dass Gott selbst alles in allem wirkt in der Versammlung. Kurz, wir haben die dreifache Ermutigung dieser Verse übersehen.

Paulus sagt zuerst: Da sind viele Gnadengaben und verschiedene Gnadengaben in der Versammlung, aber da ist ein Geist, der sie gibt. Derselbe Geist teilt seine Gaben in der Versammlung an den einen und anderen aus, wie es Ihm gefällt. Er ist der Herrscher. Er ernennt. Da gibt es keinerlei menschliche Organisation, sondern die verschiedenen Arten der Gnadengaben stammen alle von demselben Geist. Es ist euch bestimmt aufgefallen, wie in diesem Kapitel der Ausdruck „derselbe Geist“ immer und immer wieder auftaucht. Da ist ein Geist, der Eine, der zu Pfingsten herabkam, der Eine, der in der Versammlung wohnt, der Eine, den der Herr uns verheißen hat, dass Er immer bei uns sein soll. Es ist nicht ein menschlicher, nicht ein böser Geist, sondern derselbe Geist Gottes, Er gibt die Gaben.

Aber zweitens kann ein Mensch eine Geistesgabe haben und mag besorgt sein, zu wissen, wie und wann er sie gebrauchen soll. Zur Leitung auf diesem Gebiet hat er zu dem Herrn zu schauen, wie man aus der Lehre im nächsten Vers entnehmen kann. Sie hatten Verschiedenheiten von Diensten, was die Festlegung der Zeit betrifft, wann die Gabe zur Auswirkung kommen sollte. Es gab die Ordnung der Bewegungen der Seele, die jeden Menschen dahin lenkte, wann er sprechen und wann er schweigen sollte; an welcher Stelle er sprechen sollte und welchen Platz er nicht besuchen sollte. All solches Wirken steht unter der Leitung „desselben Herrn“.

Man findet Beispiele dafür in der Apostelgeschichte. Diejenigen, die versuchten, nach Bithynien zu reisen, wurden durch den Geist Jesu daran gehindert (Apg 16,7). Der Herr redete mit Paulus in Korinth und sagte ihm, dass Er ein großes Volk in jener Stadt habe, und der Apostel blieb achtzehn Monate da und lehrte das Wort Gottes (Apg 18,9-11). Und so finden wir, wie der Herr sein Vorrecht der Herrschaft inmitten der Versammlung ausübt. Der Mensch, der vom Heiligen Geist eine Gabe erhalten hat, hat kein Recht, sie zu gebrauchen, außer auf die Anweisungen des Herrn hin. Der Herr wird niemand erlauben, seine Gabe zu seinem eigenen Vergnügen zu gebrauchen, sondern nur so, wie Er ihn handeln sehen will in der Mitte der Versammlung. Wenn es sogar nur darum geht, gemeinsam ein Loblied zu singen in der Versammlung, sagt der Herr Jesus Christus: „Inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen“ (Heb 2,12). Er führt die Seinen in Lob und Dank zu Gott.

So ist es so, dass der Herr überwacht, was für Dinge vorgehen im Leib Christi zu seiner Erhaltung. Und dann sagt der Apostel: „Es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt.“ Er macht klar, dass es Gott selbst ist, der da wirkt – nicht dass der Geist nicht Gott ist, Er ist Gott; nicht dass der Herr Jesus nicht Gott ist, Er ist Gott. Aber der Apostel fasst die Dreieinigkeit zusammen in einem Wort und zeigt uns, dass Gott selbst innig interessiert ist an allen Angelegenheiten der Versammlung Gottes. Er wirkt alles in allen in der Versammlung. Die Worte sind so gesetzt, dass es kein Schlupfloch gibt aus seinem Wirken hinweg. Da ist kein kleines unbekanntes Glied, dessen Aufgaben da ausgelassen sind. Da wird keine winzige Tat vollbracht, keine Aufgabe wie das Angeben eines Liedes oder irgendeine andere kleine Aufgabe erfüllt von irgendeinem Glied des Leibes Christi, ohne dass Gott selbst der Eine ist, der alles in allen bewirkt. Was verleiht diese Wahrheit doch dem Wirken der Versammlung für einen heiligen Charakter! Und wie wirksam ist es für das Wohl der Versammlung!

Die Offenbarung des Geistes

Wir haben schon davon gesprochen, dass der Geist die Gaben im Allgemeinen verleiht (1Kor 12,4). 

1Kor 12,7-10: Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. Denn dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem anderen aber Glaube in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist, einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen.

Der Apostel spricht deutlicher noch in Vers 7 und den folgenden Versen von der Offenbarung des Geistes! „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ Was sollen wir unter der „Offenbarung des Geistes“ verstehen? Die Offenbarung ist der Akt, wie die Gegenwart des Geistes klar und offen für andere gemacht wird. Was verborgen ist, ist sicherlich nicht offenbar; und der Heilige Geist selbst ist in unsichtbarer Form hier in dieser Welt. Der Herr Jesus Christus, Gott der Sohn, wurde offenbart im Fleisch. Er wurde gesehen von Engeln und von Menschen. Er wurde gesehen und gehört von den Aposteln und von anderen. Er war offenbar in der Welt. Aber der Heilige Geist ist nicht Fleisch geworden, und deshalb ist seine Gegenwart und sein Wirken zum größten Teil im Verborgenen. Die Offenbarung des Geistes geschieht durch die Glieder des Leibes Christi. Die Tatsache, ob dieser oder jener eine Gabe hat, ist nur dem Geist bekannt, außer wenn der Geist sich selbst offenbart, indem Er durch diese Person wirkt und die Gabe zur Ausübung kommt. Deshalb spricht der Apostel hier von der „Offenbarung des Geistes, die einem jeden zum Nutzen gegeben wird“.

Kommen wir zu dem ersten angegebenen Beispiel. Ein gewisser Mann hat das Wort der Weisheit! Es ist da in seiner Seele. Es ist eine Kraft, geistliche Wahrheit zu unterscheiden, die er in sich hat. Der Geist hat sie ihm gegeben, und er erfreut sich selbst daran. Aber was den Rest der Versammlung betrifft, so wissen sie nichts davon, bis der Heilige Geist jenen dahin führt, das Wort der Weisheit zum Trost und zur Stärkung seiner Mitbrüder zu gebrauchen. Dann wird das Wirken des Heiligen Geistes offenbar gemacht. Wenn ein Bruder aufsteht und ein Wort der Weisheit bringt, dann sage ich zu mir selbst: Das ist von dem Geist Gottes. Dieser Mann spricht als von Gott geleitet. Ich weiß, da steckt etwas in diesem Wort, was ich in meinem Leben verwirklichen kann. Ich fühle, dass die Kraft des Geistes der Wahrheit dahinter steht. – So gibt uns der Apostel sozusagen eine Regel an, nach der wir das Wirken des Heiligen Geistes unter den Gliedern des Leibes Christi beurteilen können. Wenn diejenigen, die Geistesgaben besitzen, vom Heiligen Geist Gottes angetrieben werden, tun sie oder sagen sie etwas in der Versammlung, was für die Mitbrüder von Nutzen ist. Solche nutzvolle Ausübung entsteht nicht einfach, weil jemand einen sehr glücklichen Gedanken hat, der ihm während der Woche gekommen ist und wo der Mensch jetzt denkt, dass er ihn wohl gern am Tag des Herrn morgens allen anderen mitteilen möchte. Es ist keineswegs eine logische Folgerung, dass das Wort von Gott, das ihm sehr hilfreich war, bei dieser besonderen Gelegenheit auch ein Wort der Weisheit ist für andere. Wer soll beurteilen können, was passend ist für alle, die versammelt sind in dem Namen des Herrn Jesus? Es ist der Geist Gottes, der seine kontrollierende und beeinflussende Kraft offenbart, indem Er den Dienst in einer für die Heiligen Gottes sehr hilfreichen Art auswählt und leitet.

Und so habt ihr diese Aufstellung der verschiedenen Dienste, die uns die mannigfaltige Offenbarung des Geistes zeigt: das Wort der Weisheit und das Wort der Erkenntnis – beides, sagt der Apostel extra, ist durch denselben Geist. Dann sagt er: „Einem anderen Glauben in demselben Geist; einem anderen Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist.“ Warum finden wir in dieser Aufzählung verschiedener Dinge die Wiederholung: „in demselben Geist“? Weil wir so dazu neigen, nur die besondere Gabe zu billigen, die uns gefällt, wobei wir die große Verschiedenheit in den Wirkungen des Heiligen Geistes vergessen. Einige zum Beispiel finden sehr viel Gefallen an einer Zurschaustellung von Erkenntnis. Jemand, der sehr schnell von 1. Mose bis Offenbarung wandern kann und auf allen Seiten der Schrift dieses und jenes herauspickt, erweckt ihre Bewunderung. Sie sagen: Was hat der für eine Schriftkenntnis! Und das Zeigen der Erkenntnis – die Tatsache, dass er offensichtlich eine innige Vertrautheit mit den Wahrheiten der Schrift besitzt – erscheint ihnen als ein Zeichen geistlicher Fähigkeit.

Es wird hier gesagt, dass das Wort der Erkenntnis die Offenbarung des Geistes ist; und es hat seinen Platz als ein Mittel der Unterweisung; aber dann sollte ich nicht sagen: Ich liebe das Wort der Erkenntnis und ziehe es allem anderen vor. Der Geist Gottes mag vielleicht sehen, dass ich zuerst ein Wort der Weisheit brauche. Das ist etwas ganz anderes als das Wort der Erkenntnis, weil Weisheit die richtige Anwendung der Wahrheit Gottes auf die wirren und schwierigen Umstände ist, in denen wir uns oft befinden. Jemand gibt uns durch den Heiligen Geist ein Wort, das uns wie ein Blitzlicht aufleuchtend den Weg zeigt. Wir haben vielleicht lange Zeit gebetet und überlegt, was das Richtige für uns war; und am Ende wird einer geleitet, uns das Wort der Weisheit zu geben. Dann wissen wir, was der Wille Gottes ist. Er hat jene Wahrheit der Schrift vor uns gestellt, die wie ein Licht unseren Pfad beleuchtet hat. Fähig zu sein, dieses zu tun, heißt, ein hohes Ziel erreicht zu haben im Dienst an den Heiligen. Ich nehme an, dass nur so jemand die Worte der Weisheit sprechen kann, die in sich selbst demütig und niedrig ist; jemand, der die Furcht Gottes in sich trägt und der in Gemeinschaft mit dem Sohn lebt; denn nur der Geist Gottes kann uns lehren, wie die Wahrheit an die mannigfaltigen Schwierigkeiten angepasst werden kann, die sich Tag für Tag erheben. Aber der weise Mensch ist derjenige, der wie Maria zu den Füßen des Herrn Jesus sitzt und sein Wort hört – jenes Wort, das immer in der Lage ist, uns zu helfen und uns zu bewahren vor den Irrtümern, denen wir unterworfen sind. 

So lernen wir selbst, weise zu sein; und der Heilige Geist gibt uns dann den Wert der Weisheit, das heißt die Fähigkeit, sie so zu handhaben, dass sie anderen nützlich ist. Wir lesen in den Sprüchen: „Die Zunge des Weisen spricht tüchtiges Wissen aus“ (Spr 15,2). Dieser Dienst ist nicht zwingenderweise immer ein Wort, das beim Zusammenkommen der Versammlung gesprochen wird. Ein Wort der Weisheit kann im privaten Leben zwischen zwei Gliedern des Leibes Christi gesprochen werden. Und wenn wir selbst in privaten Dingen ein Wort der Weisheit an eine Person richten können, die in den Dingen des täglichen Lebens ratlos und verwirrt da steht, so ist das von großem Wert; es ist etwas, was das geistliche Wohl des ganzen Leibes Christi fördern wird. Lasst uns daran denken, dass der Geist Gottes all diese Dinge gibt. Wir würden sicherlich gern die Gnadengabe der Heilung besitzen; aber der Geist Gottes setzt das Wort der Weisheit an die erste Stelle; und weder das Wort der Erkenntnis noch das Wort des Glaubens kommen vorher. Glaube ist die Kraft, Gott zu ergreifen, sich an sein Wort zu klammem, auf Ihn zu vertrauen angesichts jeder Schwierigkeit und jedes Feindes. Es gibt solche, die diesen Glauben haben, der ihnen durch Gott den Geist gegeben ist. Wir sind alle Gläubige, aber nicht jeder Gläubige hat den Glauben, von dem hier die Rede ist: den Glauben, der Berge versetzt; den Glauben, der sich Satan widersetzt und alle feurigen Pfeile des Bösen auslöscht; den Glauben, der immer triumphiert; den Glauben, der sogar auf den Wogen des Meeres wandelt.

Neun Gaben, ein Geist

Wie die Frucht des Geistes in Galater 5,22.23 neunfach ist, so sind auch hier neun Geistesgaben aufgezählt zur Hilfe und zum Segen für die Versammlung, aber euch wird auffallen, dass der Apostel in Vers 11 sagt: 

1Kor 12,11: Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will.

So sind die Kraft und Autorität des Geistes Gottes gegenwärtig in der Mitte der Versammlung. Ich meine, wir sollten sehr eifrig bedacht sein auf die Autorität des Geistes Gottes unter den Heiligen, damit sie nicht geringgeachtet wird.

Der Herr Jesus hat den Heiligen Geist in diese Welt herabgesandt, und sein Wohnplatz ist in der Versammlung. Seine Gegenwart wird natürlich von der Welt geleugnet. Ach, sie wird auch weitgehend von der Christenheit geleugnet; und wir, die wir die Herrlichkeit Christi kennen, seine Treue seinem Wort gegenüber und dass Er seinen Heiligen Geist zu Pfingsten gesandt hat und dass Gott der Heilige Geist noch in der Mitte seiner Heiligen weilt – wie oft anerkennen wir seine Gegenwart nicht! Sollten wir uns nicht immer seiner Autorität beugen? Sollten wir nicht auf seine Leitung warten? Sollten wir nicht immer suchen, eine solche Haltung in unserer Seele anzunehmen, dass Er uns gebrauchen kann, wie Er will? 

Diese Notwendigkeit der Abhängigkeit bezieht sich auf Schwestern und auf Brüder, auf das Schweigen und auf das Reden. Denn der Heilige Geist antwortet auf die Erwartung, die in den Herzen derer ist, die zusammen sind; und wir alle müssen auf seine Bewegung warten. Sagte ich: Warten? Ja, in unserer hörbaren Anbetung haben wir zu warten; wir haben immer zu warten auf die Leitung des Geistes Gottes. Aber das Wort „warten“ in diesem Zusammenhang wird manchmal falsch verstanden. Lasst mich versuchen, es ganz deutlich zu machen für die Jüngsten unserer Freunde heute Abend. Wir kommen – sollen wir sagen, um 11 Uhr – zum Brotbrechen zusammen, und wir sitzen vielleicht eine Viertelstunde lang ruhig zusammen; wir warten; aber sind unsere Herzen untätig während dieser Zeit? Geht in unserer Seele nichts Gottgemäßes vor sich? Ist der Geist sozusagen ein Loch, man wartet auf einen Bruder, dass er das Schweigen bricht und laut spricht?

Wenn es so ist, wartest du falsch. Der Geist wirkt in den Herzen derer, die seine Gegenwart anerkennen, und Er möchte in den Herzen aller wirken, die zusammen sind. Um 11 Uhr, zur festgesetzten Zeit, ist der Herr Jesus da. Die Anbetung des Herrn Jesus Christus und die Erinnerung an seinen Tod sollte um 11 Uhr beginnen. Es ist gar nicht so, dass etwas Hörbares das wesentliche Merkmal ist. Warten ist die Haltung der Abhängigkeit, die wir vor dem Herrn Jesus und dem Heiligen Geist einnehmen. Wir sind zusammen, um des Herrn zu gedenken, und Er bringt sein heiliges Wort vor unsere Herzen; der Geist stellt die Herrlichkeit Christi, die Schönheit seiner Person und die Wunder seines Opfers vor unsere Herzen; und wir brechen in Anbetung und Preis für Ihn aus, wenn unsere Herzen dahin gelenkt werden, Ihn zu betrachten, als Er sein Leben für uns dahingab.

Oh, liebe Freunde, der Heilige Geist ist wirklich unter den Heiligen gegenwärtig, und Er wirkt, wirkt ganz sicher, bei diesen Gelegenheiten, wenn wir wirklich an seine Gegenwart glauben und das Aufkommen von Ungeduld bei unserem Fleisch niederkämpfen!

„So auch der Christus“

1Kor 12,12-14: Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus. Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.

In den nächsten drei Versen (1Kor 12,12-14) fährt der Apostel fort, über die Einheit des Leibes Christi zu sprechen. Er sagt zuerst: „Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele ein Leib sind, also auch der Christus.“ Der Apostel hat über die Geistesgaben gesprochen – das Wort der Erkenntnis für einen, das Wort der Weisheit für einen anderen, Glauben an einen anderen, Krankenheilung an einen anderen usw. –, aber dann haben alle Menschen Gaben. Der Apostel spricht jetzt von dem ganzen Leib, der aus vielen Gliedern sich zusammensetzt. Sie sind alle eins, wenn sie auch viele sind. Da ist eine Verschiedenheit an dem Leib, denn alle Glieder haben ihre entsprechenden Unterschiede; aber wegen dieser Unterschiede tragen sie alle zum Wohl und zur Kraft des ganzen Leibes Christi bei. Diese Einheit ist nicht etwas, was von uns selbst, den Gliedern, bewirkt werden soll; sie ist nicht das Ergebnis davon, dass jeder seine Individualität verliert und so mit den anderen verschmolzen wird. Das ist nicht die Art, wie der Leib gebildet wird. Wir finden, dass er gebildet wird durch die Verbindung der Glieder mit dem Herrn Jesus Christus. Da steht ein bemerkenswerter Ausdruck hier: „Alle Glieder des Leibes, aber, obgleich viele, sind ein Leib: so auch der Christus.“ Der Apostel spricht offensichtlich von dem Haupt in Herrlichkeit und dem Leib hier auf Erden, was einen geistlichen „Menschen“ darstellt, wobei Christus das Haupt ist und alle Glieder der Leib. Wenn er sagt: „so auch der Christus“, wird jener mystische Mensch mit einem Namen bezeichnet: der Christus.

Wir haben ein analoges Beispiel im Alten Testament, wo wir in 1. Mose 5,2, wo über die Schöpfung des Menschen die Rede ist, lesen: „Mann und Frau schuf er sie, und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch“ (1Mo 5,2). Die beiden, Gatte und Gattin, wurden als ein Fleisch betrachtet, das einen Namen trägt. Beide waren eins, und auf die Einheit im Garten Eden wird in Epheser 5,30-32 angespielt in Verbindung mit Christus und der Versammlung nach dem bräutlichen Aspekt. Hier haben wir dann die innige Einheit bestehen zwischen dem Leib hier auf Erden und Christus in der Herrlichkeit. „So auch der Christus“: Christus und sein Leib werden als eins beschrieben.

„Denn auch in einem Geist“, sagt er, „sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklave oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ Da werden augenscheinlich die beiden christlichen Einrichtungen angedeutet: zuerst die Taufe und das Mahl des Herrn im „Getränktwerden mit einem Geist“. Diese Andeutung schließt natürlich nicht ein, dass die Taufe mit Wasser irgendetwas zu tun hat mit der Bildung des Leibes, sondern der Apostel gebraucht diesen wohlbekannten Begriff, um das Wirken des Heiligen Geistes zu beschreiben, als Er herabkam und jene neue Einheit bildete. Er taufte alle glaubenden Juden und Heiden, Sklaven und Freie, zu jenem Novum, das der Leib Christi genannt wird, in dem sie alle eins sind.

Aber der Apostel gebraucht auch ein zweites Bild: „Wir sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ Und dies erklärt vielleicht oder hilft wenigstens zu erklären, warum in 1. Korinther 10, wo über das Mahl des Herrn gesprochen wird, der Kelch vor dem Brot erwähnt wird, weil es in diesen Versen um die Gemeinschaft geht, um die Verbindung; und das „Trinken des Kelches“ schließt besonders unsere Gemeinschaft mit Christus ein und unsere Gemeinschaft untereinander am Tisch des Herrn. Dementsprechend sagt der Apostel hier, dass „wir alle mit einem Geist getränkt worden sind“, „denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele“. Alle Glieder haben teil an den Wirkungen des einen Geistes. Man wird sich daran erinnern, dass unser Herr den Ausdruck „trinken“ gebraucht in Bezug auf das Herabkommen des Heiligen Geistes zu Pfingsten (Joh 7,37-39).

Der Fuß und die Hand

Paulus zeigt dann anschließend, wie die verschiedenen Glieder, die die Versammlung Gottes bilden, voneinander abhängig sind. Es besteht eine Abhängigkeit untereinander zwischen all denen, die diesen heiligen Leib Christi zusammensetzen. Keine Person, kein Glied, kann sich von dem Leib isolieren und eine Unabhängigkeit bewahren. 

1Kor 12,15: Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht von dem Leib? Ist er deswegen nicht von dem Leib?

Der Ernst solch eines Unabhängigkeitsgeistes liegt in der Anstrengung, von der praktischen Verbindung mit dem Leib Christi wegzukommen. Es ist nicht nur so, dass ein Fuß, der annimmt, keine Verbindung mit der Hand zu haben, der Hand Unrecht tut, sondern der ganze Leib ist betroffen. Der Apostel fragt: „Ist er deswegen nicht von dem Leib?“ Wenn der Fuß oder die Hand oder beide von dem Leib getrennt würden, würden die Beziehungen anders sein, aber beide bilden jeweils einen wesentlichen Teil des Leibes. Was ist der Leib ohne den Fuß? Er ist etwas Unvollständiges. Ein verstümmelter Leib ist unvollkommen und sein Wohlbefinden ist in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb ist es notwendig, dass jedes Glied im Leib da ist und seine Tätigkeit ausübt. Wenn der Fuß seine Funktion nicht ausübt, wozu ist er dann nutze? Wenn er auch als ein Teil des Leibes besteht, ist er doch ein unnützes Glied. Er hilft nicht und alle Glieder werden betroffen. Sie alle leiden, weil er nicht seine Pflicht tut.

Sehen wir nicht die Anwendung auf uns selbst? Die Funktionen von Fuß und Hand, Wandel und Dienst für Gott in dieser Welt, sollten nicht getrennt werden. Beide sind nötig, weil wir wandeln sollten vor der Welt als solche, die zu Christus gehören, genauso wie wir dienen sollten zur Verherrlichung Christi. Dies bezieht sich gleicherweise auf ein Glied oder mehrere. Jemand, der aktiv und sorgfältig dient, aber nicht in der Furcht des Herrn wandelt, beleidigt den Leib Christi. Er produziert eine große Schau und zeigt viel Aktivität in der Regel, aber da ist keine Folgerichtigkeit im Leben. Es muss den rechten und treuen Wandel geben, genauso wie den ergebenen Dienst. Derselbe Grundsatz bezieht sich auf das Auge und das Ohr und die anderen Glieder.

Fürsorge füreinander

1Kor 12,16-25: Und wenn das Ohr spräche: Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht von dem Leib – ist es deswegen nicht von dem Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat. Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer. Das Auge aber kann nicht zu der Hand sagen: Ich brauche dich nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht; sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; und die wir für die unehrbareren des Leibes halten, diese umgeben wir mit reichlicherer Ehre; und unsere nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit; unsere wohlanständigen aber benötigen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, damit keine Spaltung in dem Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten.

Ich brauche diese Verse nicht einzeln durchzugehen. Der Kern ist, dass alle die verschiedenen Glieder ihre Pflicht und Beziehung zueinander haben und dass sie alle einander Hilfe leisten. Alle die Glieder sollen „dieselbe Sorge füreinander haben“. Wir sind durch die Kraft Gottes und das Wirken des Geistes Gottes zu einer geistlichen Verbindung zusammengefügt; und da das so ist, haben wir eine Verantwortung, nicht nur dem Herrn, unserem Haupt, gegenüber, sondern wir haben Verantwortung untereinander. Wir haben uns gegenseitig durch Liebe zu dienen. Wir haben einander in den Dingen des Herrn zu helfen. Wir haben zur geistlichen Freude und zum geistlichen Frieden gegenseitig beizutragen. Wo irgendetwas getan werden kann, um die Schriftkenntnis und Erkenntnis des Herrn Jesus Christus bei dem anderen zu vertiefen, ist es unsere Pflicht, in dieser Beziehung zu tun, was wir können. Wir vergessen manchmal unsere Verantwortung unseren Mit-Gliedern gegenüber, die uns so nahe sind. Wir denken an Länder und Inseln, die weit weg sind, und an Völker, die weit weg sind, die von uns durch natürliche Neigung und Gewohnheiten etc. getrennt sind; und wir vergessen diejenigen, mit denen wir Woche für Woche Seite an Seite sitzen; deren Gesichter wir sehen und mit deren Stimmen wir uns vereinen beim Loblied des Herrn; mit denen zusammen wir niederknien vor dem Thron der Gnade. Es ist so leicht, zu vergessen, dass wir alle, nah und fern, Glieder des Leibes Christi sind und dass unsere Verantwortung ihnen gegenüber aus diesem Grund größer ist als irgendwelchen anderen Leuten gegenüber auf dem weiten Erdenrund. 

Die Glieder Christi sollten dieselbe Sorge für einander haben. Diese Fürsorge erfordert Nachdenken, sie erfordert weises Handeln, sie erfordert Selbstverleugnung. Sie erfordert eine gewisse Portion persönlicher Einbuße und oftmals Aufopferung, um wirklich einander zu helfen. Manchmal können wir versagen und bestürzt werden, wenn wir versuchen, anderen zu helfen. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, es besteht noch unsere Verantwortung. Wir können gelegentliches Versagen nicht vermeiden, und das ändert nichts an der Tatsache, dass wir verpflichtet sind, einander zu dienen.

Der Strom geistlicher Vitalität in dem Leib strömt herab von dem Haupt im Himmel, und er kommt genauso zu meinem Mitbruder, wie er zu mir kommt. Diese lebendige Kraft bindet uns praktisch zusammen in der Erfüllung unserer gegenseitigen Liebesbezeugungen und Verantwortlichkeiten. Der Apostel sagt in Vers 26: 

1Kor 12,26: Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.

Hier, denke ich, ist die Wirkung dieses unsichtbaren Werkes des Geistes Gottes unter den Heiligen zusammengefasst, das wir oft zu unserem eigenen Schaden übersehen, weil es anders ist als der mündliche Dienst in der Versammlung.

Sehr oft hat das, was wir im privaten Bereich unseres Lebens als die Heiligen Gottes tun und sagen, im Gebet und Bibelstudium, im Ausleben christlicher Tugenden, in dem Bemühen, Christus treuer zu folgen, ohne dass wir es wissen, einen Einfluss auf unsere Mit-Glieder um uns herum. Wir üben aufeinander einen Einfluss aus, ohne zu versuchen, das zu tun. Wir wissen sehr gut, dass, wenn wir manchmal in die Gegenwart gewisser Personen kommen, ein Gefühl uns ergreift, das wir vorher nicht hatten. Ein gewisses Maß an Freude, ein gewisses Maß an Frieden, eine unbeschreibliche Hochstimmung überkommt uns und scheint uns zu helfen und gutzutun. Das Händeschütteln, einfach der Blick in das Gesicht, sind oft, ohne dass ein Wort gesagt wurde, genug, um den mächtigen Einfluss zum Guten zu zeigen, den jedes Glied Christi auf einen Mitbruder verbreiten kann. Dies kann von einem jungen Menschen wahr sein genauso wie für einen älteren. Wir üben den größten heilsamen Einfluss dieser Art auf andere aus, insofern als wir selbst von unserem Haupt in Herrlichkeit das empfangen, was Er allein an Leben und Gemeinschaft, an Heiligkeit und Kraft geben kann. Oh, möchten wir uns doch ausstrecken nach dieser Kraft, von wirklichem geistlichen Nutzen für andere zu sein! Es mögen nur zwei oder drei da um uns herum sein; das spielt gar keine Rolle! Es geht nicht irgendwie um Zahlen. Das ganze Geheimnis ist, für mich selbst mit dem Herrn in Ordnung zu sein und dem Heiligen Geist, der in der Versammlung Gottes wohnt, zu erlauben, mich in meinem Leben und Tun zu beeinflussen. Wenn dies so ist, dann wird derselbe Geist, der in dem Herzen aller Heiligen Gottes wohnt, der seine Frucht in mir hervorbringt, mich gebrauchen, vielleicht in der Stille, zur Hilfe und zum Segen für andere.

Die örtliche Versammlung 

Der Apostel hat bis zu diesem Punkt über die Versammlung Gottes gesprochen, als Leib Christi in der Einheit gesehen. Er schaut auf die Gesamtheit der Heiligen Gottes auf Erden zu einer bestimmten Zeit. Ich nehme kaum an, dass die Schrift behauptet, dass die Versammlung Gottes – das heißt die Versammlung Gottes, zusammengesetzt aus allen Gläubigen in Christus von Pfingsten bis zum Tag seines Kommens – als der Leib beschrieben wird. Der Leib ist das lebendige Etwas zu irgendeiner gegebenen Zeit hier auf Erden, wenn auch in Verbindung mit Christus im Himmel. Die Heiligen, die eingeschlafen sind und jetzt bei Christus sind, bilden noch einen Teil der Versammlung, die Christus baut, aber der Leib Christi ist die lebende Organisation auf Erden. Der Herr Jesus Christus war hier in dem für Ihn bereiteten Leib, und Er war der treue und wahrhaftige Zeuge Gottes. Als Er zum Himmel auffuhr, bildete Er die Versammlung, die sein Leib ist, damit sie ein Zeugnis sei für seinen Namen, das zu allen in der Welt von dem Christus spricht, der aufgefahren ist.

In 1. Korinther 12,27 wiederholt Paulus nicht das, was wir in 1. Korinther 12,13 haben: „Wir sind alle in einem Geist getauft worden“, oder was wir in 1. Korinther 10,17 haben: „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen“, oder in Römer 12,5: „Wir, die Vielen, sind ein Leib in Christus.“ In diesen Abschnitten spricht er von Christen im Allgemeinen, von dem, was für alle Gläubigen wahr ist, wo auch immer sie sind. Aber hier sagt er: 

1Kor 12,27: Ihr aber seid Christi Leib und Glieder im Einzelnen.

„Ihr aber seid Christi Leib“, das heißt diejenigen, an die er schrieb, die Versammlung in Korinth. Er meint, sie waren das stellvertretend. Sie waren in ihrem Maß verantwortlich, in ihren Grenzen, genauso wie die Heiligen Gottes überall. Sie bildeten nicht in sich selbst den vollständigen Leib, aber sie waren seine örtliche Vertretung. Die Versammlung zu Korinth war stellvertretend für die ganze Versammlung Christi. „Ihr aber seid Christi Leib und Glieder im Einzelnen.“ Sie waren einzeln Glieder des Leibes Christi. Es folgt nicht daraus, dass Korinth dieselbe Verschiedenheit in der Offenbarung des Geistes haben musste, die in der Versammlung als Ganzes war. Wir wissen, dass in einer Versammlung von nur zwei oder drei Personen kaum ein Dutzend Geistesgaben unter so wenigen vertreten sein konnten. Aber die Austeilung von Gaben ist hier nicht das Entscheidende. Sie waren der Leib Christi, soweit als sie ihren gebührenden Anteil an den Segnungen Christi, des Hauptes in der Höhe, empfingen. Zwei oder drei, wer auch immer sie sein mögen, werden genauso ein Maß an Gaben seiner Gnade empfangen wie der ganze Leib. Der Herr Jesus Christus ist nicht gefühllos gegenüber denen, die Ihn hier auf Erden in Schwachheit und Unvollkommenheit vertreten. Er betrachtet sie als seinen Leib und als Glieder seines Leibes. Nicht dass sie deswegen einen Grund zur Zufriedenheit mit sich selbst haben oder irgendetwas, dessen sie sich rühmen können. Die Wahrheit wurde zum Trost und auch zum Vorwurf der Versammlung zu Korinth ausgesprochen, aber wir können jetzt nicht weiter bei dieser interessanten Wahrheit verweilen.

Apostel, Propheten, Lehrer

Der Apostel fährt in Vers 28 fort, von den Gaben zu sprechen, die in der Versammlung im Allgemeinen sind:

1Kor 12,28-30: Und Gott hat einige in der Versammlung gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, Arten von Sprachen. Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle Wunderkräfte? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus?

Solche hat Gott dort normalerweise gesetzt. Paulus bezieht sich hier nicht auf die Heiligen als Leib, sondern als Versammlung. Und so spricht er von den Gaben, die durch Christus verliehen wurden, als Er gen Himmel auffuhr und den Menschen Gaben gab. Die ersten drei, die er in der Reihenfolge ihrer Bedeutung aufzählt, sind Apostel, Propheten und Lehrer; dieses scheinen persönliche Gaben zu sein. So waren die Apostel so viele Personen, wie sie der Versammlung verliehen wurden. Sie hatten keine Nachfolger, da sie zu dem bestimmten Ziel gegeben waren, die Versammlung zu gründen. Sie verschwanden, als dieses Werk geschehen war. Sie legten die Grundlage (Eph 2,20); es wurden ihnen keine mehr hinzugefügt, weil ihr praktischer Dienst nicht fortgesetzt wurde. Die Propheten der Versammlung hatten die Gabe, die Absicht Gottes über die Wahrheiten und Segnungen mitzuteilen, die dem Tod und Auferstehen des Herrn Jesus folgten, während die Apostel die Absicht und den Willen Gottes in neutestamentlicher Ordnung der Dinge für seine neu gegründete Versammlung mitteilten. Die Lehrer folgen diesen beiden als solche, die den Heiligen Gottes die Anweisungen erklärten, die der frühen Gemeinde durch die höheren Gaben gegeben wurden und die auch die alttestamentlichen Schriften im Licht des Neuen Testamentes auslegten.

Und Paulus rückt diese drei Klassen an die erste Stelle, um den außergewöhnlichen und schädlichen Fehler zu verbessern, der in Korinth gemacht worden war. In dieser Versammlung schätzten sie über alles andere die stark nach außen sichtbaren Gaben der Sprachen und Krankenheilungen; und der Apostel tadelt sie ruhig durch gerade diese Ordnung. Die Gabe der Sprachen war sehr gut und nützlich an der richtigen Stelle, aber das Hauptziel in der Ausübung einer Gabe war die Erbauung der Versammlung. Dies war die große Wertprüfung, und deshalb kamen die Apostel, Propheten und Lehrer zuerst. Gott hat sie in der Versammlung als Erste gesetzt, und Paulus, selbst der Oberste der Apostel, hat sie an die erste Stelle gerückt. Wir müssen sie dort lassen, das heißt ihre Schriften. Andere Gaben, wie Hilfeleistungen und Regierungen, bleiben in der Versammlung und werden darin bleiben bis ans Ende. Diese Aufstellung zeigt die große Verschiedenheit der verliehenen Gaben. Aber der Apostel zeigt, dass sie nicht alle Apostel sind und nicht alle Propheten sind. Sie sind angemessen nach Zahl und Wesen verteilt. Es gibt eine große Zahl verschiedener Gaben, um allen Bedürfnissen der Heiligen zu entsprechen, und das Ziel der Absicht Gottes, der Versammlung zu helfen und sie zu segnen, zu erfüllen.

Ihr werdet sehen, dass der ganze Tenor des Kapitels dahin geht, zu zeigen, wie Gott unter den Heiligen wirkt zu ihrem Trost und ihrer Auferbauung, ja damit sie auferbaut werden auf ihren allerheiligen Glauben. Gott tut sein Werk noch heute. Die Gefahr ist die, dass wir es verpassen, durch jenes Werk gesegnet zu werden. Wir sind vielleicht in solch einer Gemütsverfassung oder solchen Umständen, dass das göttliche Werk und das göttliche Ziel von uns unbeachtet an uns vorübergehen wird, und wir empfangen deshalb keine Hilfe durch das, was Gott tut, um seine Heiligen zu erbauen und zu ermutigen. Ich spiele jetzt nicht auf das an, was der Herr für uns im Einzelnen tut, sondern mehr auf das, was für die Versammlungen der Heiligen und ihre Beziehungen untereinander wahr ist. Wir können einen vollen Anteil an diesen Segnungen erlangen, wenn wir wollen. Die Liebe Gottes ist tätig; wir wissen, der Heilige Geist ist nicht müßig. Der Herr Jesus schlummert oder schläft nicht. Er tut sein Werk. Wie kommt es, dass wir nicht mehr gesegnet werden, als es wirklich der Fall ist? Wo ist das Hindernis? Wo ist der Fehler? Was ist falsch? Ist da irgendetwas falsch an Gott, falsch an dem Geist Gottes, an dem Haupt der Versammlung? Nein, liebe Freunde, der Fehler liegt bei uns selbst. Wir bringen uns nicht selbst in jene Haltung, in jenen Rahmen der Seele, um die Segnungen des Wirkens des Geistes Gottes zu empfangen.

Das Eifern um die besten Gaben

Der Apostel sagt:

1Kor 12,31: Eifert aber nach den größeren Gnadengaben; und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch.

Späht nicht nach Sprachen aus. Ich denke, diese Ermahnung kann auf zwei Arten aufgefasst werden. Manchmal wird sie so betrachtet, dass sie bedeutet, dass eine Person ermutigt wird, einen heiligen Ehrgeiz zu haben, eine große Gabe in der Versammlung zu besitzen, und ohne Zweifel ist dieser Gesichtspunkt richtig, wenn auch sehr wenige solcher ehrgeizigen Vorstellungen verwirklicht werden. Aber meint nicht der Apostel mehr als das? Meint er nicht, dass alle Heiligen wünschen sollten, dass Gott in ihrer Mitte wirkt durch größere Gaben, das heißt durch die Gabe zur Auferbauung?

Nehmen wir an, wenn es möglich wäre, eine Person redete heute Abend in unserer Mitte in Sprachen und es wäre keine Auslegung da und deshalb keine Erbauung. Was würde der Nutzen für die Heiligen sein, wie der Apostel etwas weiter fragt? Da wäre überhaupt kein Nutzen. Es wäre keine Erbauung da, keine Förderung der Liebe, Heiligkeit, Weisheit oder Erkenntnis. So etwas wäre nicht zur Verherrlichung des Herrn. Es wäre nicht durch den Geist Gottes. Aber was für die Auferbauung der Heiligen und für die Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus ist, ist das Zeichen für die größere Gabe. Lasst uns um sie eifern! Oh, diese armselige Verfassung, in der wir sind! Seid ihr denn oft auf euren Knien und bittet Gott, durch seine Diener zu reden, um sein Wort in Kraft vor eure Seelen zu stellen? Bittet ihr Ihn, zu euch durch den Mund anderer zu reden? Es mag durch einen einfachen Bruder sein; denn der Herr kann zu eurer Seele durch jeden reden.

Aber angenommen, da sind keine Gaben, was dann? Der Apostel sagt: „Einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch.“ Aber das tut er im nächsten Kapitel. Weissagungen versagen, Sprachen mögen aufhören, Erkenntnis mag schwinden, aber da ist etwas, was immer bleiben wird, während die Versammlung auf Erden ist; und das ist die Liebe, die Liebe Gottes und die Liebe der Heiligen. Und wir sollten begehren, die Liebe in uns zu hegen und die Liebe an uns ihr Werk tun zu lassen; denn, wie der Apostel an anderer Stelle sagt, es ist die Liebe, die erbaut. Eine Person mag in der Versammlung aufstehen und eine sehr ansprechende und bewegende Rede halten, aber wenn keine Liebe dabei ist, wenn der Geist Gottes nicht die Liebe Christi zu mir bringt durch sein Wort, wird es meiner Seele nichts nützen, es wird mich nicht im Wandel dem Herrn Jesus Christus näherbringen.

Diese Mahnung lasse ich euch zurück: „Eifert aber nach den größeren Gnadengaben“ und streckt euch aus nach dem vortrefflicheren Weg der Liebe, der für jeden von uns in Reichweite ist. Lasst uns untereinander lieben, weil Christus uns geliebt hat und sich selbst für uns gegeben hat. Er hat uns das Beispiel gegeben. Er hat uns einen Anreiz gegeben. Er hat uns geliebt, als es nichts Liebenswertes an uns gab. Er starb für uns, als wir Sünder waren. Diese Selbstlosigkeit sollte das Wesen unserer Liebe sein. Lieben wir gerade nur diejenigen, die uns angenehm und sympathisch sind? Was ist mit den Rechthaberischen? Was ist mit den Personen, mit denen wir kaum Kontakt bekommen können? Lieben wir sie und beten wir für sie? „Eifert aber nach den größeren Gnadengaben“ und prüft jenen vortrefflicheren Weg, der uns in 1. Korinther 13 gezeigt wird.

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Dritter Vortrag „Christ and the Various Members of His Body“ aus der Vortragsreihe Christ and His Church,
gehalten 1929 in Wildfell Hall, Catford, London


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