Ausheimisch von dem Leib, einheimisch bei dem Herrn
2. Korinther 5,8

R.

© SoundWords, online seit: 03.03.2006, aktualisiert: 16.11.2022

Leitvers: 2. Korinther 5,8

2Kor 5,8: Wir sind aber guten Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein.

Entschlafen oder verwandelt werden

Zwei Dinge sind es, die für den Gläubigen zusammengehen: auf der einen Seite die Gewissheit des Kommens des Herrn und auf der andern Seite die Ungewissheit darüber, ob wir vor seinem Kommen entschlafen werden oder nicht. Gott allein weiß, ob ich mein leibliches Zelt abgelegt habe oder ob ich es noch besitze, wenn Christus in den Wolken kommt. Ich bin aber in der Gewissheit seines Kommens durchaus nicht beunruhigt darüber, dass ich nicht weiß, ob ich dann noch im Leib oder außerhalb des Leibes sein werde.

In beiden Fällen ist uns eine Segnung gewiss, die unsere gegenwärtige Segnung bei weitem überragt. Wir können es Ihm glücklich überlassen, wie Er über unsere irdische Hütte verfügt. Es ist gut, für Ihn hier zu sein. Weit besser ist es, zu entschlafen und zu Ihm zu gehen. Aber am allerbesten ist es doch, in der Gleichförmigkeit mit Ihm zu erwachen, ob ich nun entschlafen bin oder ob ich Ihn bei seinem Kommen sehe, wie Er ist. Das ist am höchsten, und es ist auch das, was der Herr immer wieder als Gegenstand unserer Hoffnung vor uns stellt. Nichts Geringeres als dieses ist der „Kampfpreis“ oder die Vollendung, denn wir warten darauf, dass wir miteinander verherrlicht werden, Er und wir!

Es ist eine Tatsache, dass der Heilige Geist in der Schrift überall das Trachten unserer Herzen mit der Wiederkunft Christi verbindet. Jedem Heiligen Gottes sollte die Gewissheit genügen, dass das Kommen des Herrn die höchste Sache und der Gegenstand der „glückseligen Hoffnung“ ist. Wenn wir dies durch etwas anderes ersetzen, zeigt es, dass wir nicht im Gleichklang mit den Gedanken des Geistes Gottes sind. Das ist unbestreitbar, und man kann nicht genug darauf bestehen.

Es ist aber eine Tatsache, dass so viele Gläubige entschlafen sind, seit die Versammlung Gottes diese „glückselige Hoffnung“ empfangen hat. Auch rings um uns her sind sie in großer Zahl einer nach dem andern in die Ruhe eingegangen. Deshalb drängt es unsere Seelen, mit einem tiefen und stets zunehmenden Interesse über das Wesen ihrer Segnung nachzusinnen.

Im Paradies

Die Gnade wirkte in dem Räuber auf dem Kreuz. Kostbar war der Wunsch, der so plötzlich in seinem Herzen erwachte, und er bekam die Hilfe in drei Punkten, die jeder für sich unendlich wertvoll sind. Seine Bitte war:

  1. Der Herr möge seiner gedenken
  2. bei seinem Kommen
  3. in seinem Reich.

Der Herr berichtigte jede seiner Bitten, und Er übertraf sie, denn Er verhieß ihm:

  1. Er würde mit Ihm sein
  2. heute noch
  3. im Paradies!

Das Entschlafen bringt uns Segnung

Dies unterweist uns völlig über die Segnung derer, die hier ihr Zelt ablegen. Wir können es mit dem Zeugnis des Apostels Paulus verbinden, dass der Gläubige, der „ausheimisch von dem Leib“ ist, „einheimisch bei dem Herrn“ ist – es ist „weit besser, abzuscheiden und bei Christus zu sein“ – „Sterben ist Gewinn“. Hieraus geht klar hervor, dass die befreite Seele Folgendes genießt:

  1. Die Segnung, bei Christus zu sein, ist weit besser als jede Segnung hier auf der Erde.
  2. Es ist Tatsache, dass diese Segnung sofort eintritt.
  3. Die Seele ist im Paradies in der Gegenwart des Herrn selbst. Der Ort wird uns aber nicht näher beschrieben.

So lautet die klare Unterweisung, die der Heilige Geist uns im Wort gibt. Dazu können wir noch sagen, ohne zu befürchten, dass wir uns täuschen: Es gibt verschiedene Seiten der neuen Stellung, in die unser Geist eingeführt wird, wenn er seine irdische Behausung verlässt.

Keine Not mehr

Er ist dann befreit von dem Leib und damit von der Fessel oder dem Widerstand, den der sündige Leib ihm unvermeidlich entgegenbrachte, obwohl dieser Leib auch für die Übungen des Glaubens geeignet war als ein Werkzeug im Dienst des Herrn in einer Welt der Sünde. Mit welcher Freude werden wir sehen, dass wir sein Herz nie mehr betrüben und seinen gesegneten Namen nie mehr verunehren können!

Sünde und Not haben wir dann für immer zurückgelassen, ebenso jede Mühsal und Unruhe und alles, was unsere Liebe und Zuneigung zum Herrn schwächen könnte. Jedes Hindernis in der Hingabe bleibt zurück und auch alles, was an den Sündenfall und den Fluch erinnert! Denke ich an meine Bedürfnisse als menschliches Geschöpf, an die Schwachheit und den Verfall durch Krankheit und Leiden oder an den Eigenwillen, der in der Behausung meines Leibes wirkt – ich werde von allem frei, wenn ich den Leib verlasse.

Ich empfinde keine Armut und Müdigkeit mehr oder Angst und Schmerz. Es ist zu Ende mit der Wirksamkeit eines verderbten Willens, einer fleischlichen Gesinnung oder eines gottfeindlichen Herzens! Wenn ich den Leib verlasse, reißen alle Bande mit dem Fleisch und seiner Wirksamkeit, mit der Welt und ihren Elementen. Ich bin endgültig befreit von dem ersten Menschen und der Schöpfung Adams, von der Welt des Menschen und von dem Gott dieser Welt. Welche Befreiung von Satans Feindschaft und List, von den „Schlingen des Vogelstellers“ und auch von der Welt als dem Herrschaftsbereich, den Satan an sich gerissen hat! Ich bin auch nicht mehr dem Widerstand ausgesetzt, den der Drache dem Christus und den Seinen entgegenbringt.

Die Wüste ist durchschritten mit all ihren schmerzlichen Erfahrungen in Kampf und Schmach. Der Himmel ist erreicht, in den das Böse nicht eindringen kann! Alle Mühsal endet dort in ewiger Ruhe und in seiner erhabenen Nähe.

Die Sicherheit der Auferweckung

Es ist ein beglückender und erfrischender Gedanke, dass mein Leib ein Glied des Christus ist und dass ihm wegen seines in mir wohnenden Geistes die Auferweckung zugesichert ist. Das gibt ihm die Sicherheit im Blick auf jenen Tag. Ich bin gleichzeitig auch „ein Geist mit dem Herrn“ (1Kor 6,17). So bin ich mit Ihm eins in einer lebendigen und ewigen Verbindung. Ob ich in dem Leib oder außerhalb des Leibes bin – mein Geist, der zu Gott zurückkehrt, findet dieses ewige Ziel der Gegenwart des Herrn. Und das gibt ihm die Sicherheit, dass der Leib beim Kommen des Herrn wieder mit ihm vereinigt wird.

Das Leben Christus – das Sterben Gewinn

Mit Ausnahme des Herrn selbst hat niemand je so über den Umständen gelebt wie der Apostel Paulus. Er konnte sagen: „In jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“ (Phil 4,12.13). Dennoch aber sagt er auch: „Ich habe Lust abzuscheiden.“ Niemand hatte einen wichtigeren Dienst als er, dass er ihn hier festhalten könnte. Niemand war so befähigt wie er oder dem Herrn als Diener völliger geweiht. In bemerkenswerter Weise stimmte er selbst mit den Belangen des Herrn hier auf der Erde überein. Dies findet sich in den Worten zusammengefasst: „Das Leben ist für mich Christus“, aber er fügt auch hinzu: „Das Sterben ist Gewinn!“

Es gibt drei Seiten, von denen man den entschlafenen Gläubigen betrachten kann:

  1. was er verlässt oder wem er entgeht
  2. was er behält und
  3. was er bekommt

Was wir verlassen

Wir haben schon gesehen, wem er entgeht. Was er verlässt, ist ebenso augenscheinlich. Vielleicht erkennt man es aber nicht genügend, denn sonst würden wir die jetzige Zeit mehr wertschätzen und benutzen als eine einzigartige Zeit in der Geschichte der Seele!

Sicher hat jeder von uns einmal in seine Jugendzeit zurückgeschaut, die nie wiederkehrt, und er war betrübt über böse Tage, die nie wieder gutgemacht werden können, oder über Gelegenheiten zum Wohltun, die nie wiederkehren. Wie dieser Frühling des Lebens allen nachfolgenden Jahren sein Gepräge gegeben hat, so ist es wohl sicher, dass der Frühling der Seele die Ewigkeit prägen wird. Jetzt lerne ich, und hier sammle ich, und wenn ich die jetzige Gelegenheit versäume, werde ich es nie mehr lernen und sammeln. Jetzt ist in der Tat die Erziehungszeit der Seele, die Schule, in der sie ihr Diplom bekommt! Das hat alles ein Ende, wenn wir den Leib verlassen. Wenn wir für diese Tatsache empfindsam genug wären, würde es nicht so viele Gläubige geben, die diese kostbare Frühlingszeit versäumen und das Wort vernachlässigen: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ (Eph 5,14).

Wenn ich den Leib verlasse, gebe ich auch die äußere, sichtbare Gemeinschaft der Gläubigen auf, ebenso den Tisch des Herrn mit seinen reichen und gesegneten Verbindungen. Es ist ein Ende mit dem Bemühen, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens. Die Übungen der Bruderliebe hören auf, ebenso Gebet, Mitgefühl, Freigebigkeit, Gastfreundschaft, auch die praktische Absonderung vom Bösen, was Jakobus als „einen reinen und unbefleckten Gottesdienst“ (Jak 1,27) bezeichnet. In ein und demselben Augenblick hört dieses alles auf, eben alles, was unser Verhalten kennzeichnet.

Was wir behalten

Bei der zweiten Seite geht es um das, was wir behalten. Da will ich nur bemerken, dass wir alles behalten, was die göttliche Gnade uns für die Ewigkeit geschenkt hat. Was werde ich also mitnehmen und weiter genießen? Das ewige Leben; die Segnung der neuen Schöpfung; die Vereinigung mit Christus; den Frieden, der allen Verstand übersteigt; die unaussprechliche und verherrlichte Freude und die Beziehungen, in die die Gnade mich gebracht hat und die nicht geschwächt oder aufgehoben werden können.

Was wir bekommen

Und in Bezug auf das, was wir bekommen, ist Folgendes klar: Ich bin endlich in die Ruhe eingegangen, die niemals gestört wird, und sie ist voll und tief und ohne Ende! Wie wird mein Geist aufjubeln, wenn die schwere, drückende Atmosphäre dieser Erde vorüber ist und er dann in der Gegenwart des Herrn ist! Welch eine kostbare Erkenntnis wird es sein, dass ich für immer in dieser gesegneten Gegenwart bin. Dann bin ich in diesem neuen Bereich eines ungestörten Friedens, der von der Gegenwart meines Heilandes und Herrn geprägt ist.

Sein Kommen – die Krönung

Aber obwohl ich mich dann in dem tiefen Frieden der ewigen Ruhe befinde und mit Ihm ein unvermischtes Glück genieße – ich erwarte doch sein Kommen an jenem Morgen ohne Wolken. Dann lässt Er zu seiner eigenen Freude aus dem Grab die Leiber derer hervorkommen, die Er in allen Zeitaltern und in der ganzen Welt entschlafen ließ!

Auf dem Schauplatz seiner Verwerfung habe ich einst sein Kommen erwartet. Dann ist über meinen Leib der Schlaf gekommen. Mein Herz aber blieb wach, und mein Geist ist in seine Gegenwart eingegangen. Meine Erwartung aber blieb, und sie ist der seinen gleich geworden. Ich habe mit Ihm gewacht. Es genügte mir nicht, in seiner Gegenwart zu sein, sondern ich wünschte, Ihn zu sehen, wie Er ist. Es war nicht genug, bei Ihm zu sein, sondern ich verlangte danach, Ihm gleich zu sein, denn das wird auch für Ihn eine besondere Freude sein. Dafür muss ich aber einen verherrlichten Leib haben, und darauf habe ich gewartet!

Es genügte mir nicht, dass Er auf dem Thron des Vaters mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist, sondern ich sehnte mich auch nach der Offenbarung seiner Herrlichkeit im Himmel und auf der Erde. Ich wollte sehen, dass sein Haupt mit vielen Diademen geschmückt ist und mich mit der Harmonie des neuen Liedes einsmachen, das seine Vortrefflichkeiten rühmen wird. Ich wollte Ihn im Haus des Vaters sehen und dort bei Ihm sein. Ich wollte hören, was Er nur dort zum Ausdruck bringen kann, nämlich seine inbrünstige, treue Liebe zu seiner Braut und die unaussprechliche Freude und das Glück seines Herzens, wenn alle Dinge so sind, wie Er sie haben will. Alles, was Ihn dann im Himmel als Gegenstand für sein Herz umgibt, wird Ihm in alle Ewigkeit dienen!

Jetzt schon kann ich mich ungehindert und ungestört diesen kostbaren Wünschen des Geistes überlassen, und Er selbst ist der Gegenstand darin. In geistlicher Kraft kann ich die höchste Sache, nämlich die Herrlichkeit selbst, glücklich vorwegnehmen. Wenn ich aber ausheimisch vom Leib bin, wird mein Herz dieses alles umso inniger ersehnen und es mit dem Ausharren des Christus erwarten. Und die Verwirklichung wird mir erst die volle Befriedigung geben. Jetzt verlangt mein Herz danach in den irdischen Umständen, bald wird es droben in den zukünftigen sein. Und nur sein Kommen in den Wolken kann dem Verlangen meines Herzens die rechte Antwort geben!

Dann werden wir den Dienst der Anbetung wieder aufnehmen in der Haltung, die sich dafür allein geziemt. Dann werden wir lobsingen, wie es nur Erlöste in einem Leib tun können. Erst dann wird der Herr die volle Frucht der Mühsal seiner Seele sehen und sich sättigen. Erst dann wird Er uns vor seiner Herrlichkeit tadellos darstellen mit überströmender Freude. Erst dann wird Er uns zu Tisch liegen lassen und uns bedienen. Erst dann wird Er uns jeden Wunsch erfüllen, der in unseren Herzen erwacht, weil wir Ihn dann völlig kennen.

Sein eigenes Herz ist auf dieses allerhöchste Ziel gerichtet, aber auch das Herz des Geistes und der Braut, die sagen: „Komm!“ Und Er, der diesen Ruf so gern hört, antwortet willig: „Ich komme bald“, und Er fügt sein eigenes „Amen“ hinzu.

Und wenn wir unser Haupt an seiner Brust ruhen lassen wie der Jünger, den Jesus liebte, wenn auch in anderer Weise – dann antworten wir gern, ob wir noch im Leib oder außerhalb des Leibes sind:

„Amen, komm, Herr Jesus!“


Originaltitel: „Absent from the Body—present with the Lord“
aus Bible Treasury, Jg. 12, 1878, S. 39–44

Übersetzung: E.L.

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