Göttliche Liebe im Matthäusevangelium
Der Geliebte des Vaters und von uns

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online seit: 04.02.2006, aktualisiert: 30.10.2022

Ich habe große Mühe gehabt, einen richtigen Titel für diese Vorträge zu finden – einen Titel, der wirklich wiedergeben würde, was ich hier eigentlich mit euch behandeln möchte. Manchmal sind Themen sehr schwierig, und der Titel ist ganz einfach. Manchmal ist es sehr schwierig, den richtigen Titel zu finden, während das Thema vielleicht gar nicht so schwierig ist. Jedenfalls ist es nicht meine Absicht, so wie der Titel vielleicht den Eindruck geben kann, eine abstrakte Ausführung über die göttliche Liebe zu geben, sondern ich möchte versuchen, sehr konkret aufzuzeigen, wie in diesem Evangelium zuerst – und dann auch in den anderen, besonders im Johannesevangelium – uns die göttliche Liebe dargestellt wird; so wie diese Liebe zuerst von Ewigkeit vor Grundlegung der Welt und in der Zeit zwischen den göttlichen Personen, zwischen dem Vater und dem Sohn, bestanden hat.

Und dann möchte ich zweitens zeigen, wie menschliche Wesen in diese Liebe, in diese göttliche Liebe mit einbezogen werden, nicht nur als Gegenstände dieser Liebe, sondern auch darin, dass diese Liebe in sie ausgeschüttet wird, so dass auch sie lieben, dass sie Wiederliebe Gott gegenüber haben und auch in Liebe andern gegenüber tätig sind. Ganz besonders aber geht es mir um die Liebe Gott gegenüber. Durch seine Liebe lernen sie, Ihn selbst zu lieben.

Vielleicht würden wir denken, dass diese göttliche Liebe nicht direkt im Matthäusevangelium zu erwarten sei. Wir wissen, dass jedes Evangelium uns den Herrn Jesus Christus in einem ganz besonderen Charakter darstellt. Und wir haben hier den Herrn Jesus als den Messias Israels, als den König der Juden – verworfen von seinem Volk –, der dann der Gegenstand des Glaubens für alle Nationen wird und unter den Nationen sein Reich gründet, in welchem sie zu Untertanen werden und Er jetzt schon seine Autorität in ihren Herzen gründet.

Nun, wo passt da die Liebe hinein? Man würde tatsächlich, wenn man an die göttliche Liebe denkt, zuerst an das Johannesevangelium denken. Und doch werden wir auch in diesem Evangelium so vieles finden. Vielleicht darf ich als Überschrift über dieses Evangelium ein Wort aus den Briefen des Paulus schreiben, wodurch das vielleicht sofort deutlich wird. Es ist ein Wort aus Kolosser 1,13, wo wir lesen, dass wir versetzt worden sind in das „Reich des Sohnes seiner Liebe“, das ist der Liebe des Vaters. Da haben wir diese beiden Dinge zusammen. Ein Reich, es ist das Reich Gottes, so wie wir das im Matthäusevangelium so oft finden, aber auch in den Briefen des Paulus, und wir haben in demselben Vers den Gedanken der göttlichen Liebe. Er ist der Sohn der Liebe des Vaters, das ist der Gegenstand der väterlichen Liebe. Da sehen wir, dass diese beiden zusammenpassen. Und wie passen sie zusammen? Nun, wer wird Interesse daran haben, in dieser Welt sich dem Herrn Jesus Christus vollkommen zu unterwerfen, sein Untertan zu werden, sein Jünger, sein Sklave, wenn man diese Person, den König, nicht zur gleichen Zeit als den Geliebten kennen würde? Aus dem Alten Testament ist das ein ganz bekannter Gedanke.

In Psalm 45 haben wir den König, den Messias, und wie wird Er uns dort beschrieben? Als der Geliebte, der Bräutigam seines Volkes, ganz besonders der Bräutigam der Stadt Jerusalem. Sie ist die Braut. Aber abgesehen davon, der König ist dort der Bräutigam des Volkes im Allgemeinen. Es besteht eine Liebesbeziehung zwischen dem König und seinem Volk. Er ist nicht nur Herrscher, sie sind nicht nur Untertanen, es besteht eine Liebesbeziehung. Und die Juden selbst haben von alters her auch das Hohelied so verstanden. Da haben wir diese Beziehung zwischen dem König – das ist er ausdrücklich, er ist der König –, aber in der Verbindung mit seiner Braut. Israel hat es immer so verstanden, und mit Recht, dass diese Braut Israel selbst ist; der König in einer Liebesbeziehung zu seinem Volk.

Nun ich möchte später darauf weiter eingehen, aber zuerst die Liebe zwischen göttlichen Personen unterstreichen. Denn dieser König – dieser Tatsache kann auch Matthäus nicht entgehen – ist der Sohn des lebendigen Gottes, so wie wir es in Matthäus 16 aus dem Mund des Petrus gehört haben. Der König ist nicht irgendeiner aus dem Hause Davids. Er ist Sohn Davids, so wird Er hier genannt, in diesem Evangelium. Aber Er ist zuerst Sohn Gottes und im Lichte von Kolosser 1,13 möchte ich sagen: „Sohn der Liebe des Vaters“. Und dreimal in den verschiedenen Schriftstellen, die wir gelesen haben, haben wir es aus dem Mund Gottes selbst gehört, dass Gott selbst von diesem König, von diesem Menschen sagt, dass der Mensch Jesus zu gleicher Zeit der Sohn des lebendigen Gottes ist. Und ich füge hinzu, weil das ja unser Thema ist, der geliebte Sohn.

Mt 3,16.17: Als Jesus getauft war, stieg er alsbald von dem Wasser herauf und siehe die Himmel wurden Ihm aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen. Und siehe eine Stimme kommt aus den Himmeln, welche spricht: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.

Wir haben das zuerst in Kapitel 3. Und es ist gut, kurz den Zusammenhang zu sehen, in welchem wir diese Aussage Gottes hören. Da haben wir eine Gesellschaft von Menschen, die sich von Johannes dem Täufer, hatte taufen lassen. Es war eine Taufe der Buße zur Vergebung der Sünde. Wer sich taufen ließ, brachte dadurch zum Ausdruck, dass er Sünder war, dass er Buße nötig hatte, dass er Vergebung brauchte und dass er seinem Messias nie begegnen könnte ohne diese Buße und diese Vergebung. Und jetzt kommt der Herr Jesus, der Messias selbst, zu ihnen, und Er bekennt sich zu ihnen, sagt: Ich möchte zu ihnen gehören. Ich möchte bei ihnen sein. Ich möchte meinen Platz unter ihnen einnehmen, einer von ihnen sein. Und ich möchte mich durch diese Taufe so zu ihnen fügen, so wie sie selbst zu dieser Gesellschaft hinzugetreten sind. Er, der ohne Sünde war, der die Sünde nicht kannte, der die Sünde nicht hatte, der die Sünde nicht tat, Er wollte sich so erniedrigen, dass Er auf diese Art und Weise zu dieser Gesellschaft hinzu trat. Johannes konnte das nicht verstehen, aber der Herr Jesus sagt: „Wir müssen alle Gerechtigkeit erfüllen.“

Aber dann das Großartige: Johannes konnte zu dieser Tatsache nicht schweigen, aber der Himmel konnte es auch nicht! In dem Augenblick, dass der Herr Jesus in seiner Demut, in seiner Erniedrigung fast den Eindruck vermittelte, als ob Er selbst jemand war, der Sünde hatte und Vergebung brauchte, öffnet sich der Himmel und Gott sagt selbst gleichsam: „Aber nein, dieser Mensch ist ganz anders als alle anderen, die so Buße getan haben und so Vergebung der Sünden empfangen haben, denn dieser Mensch ist nicht irgendeiner, dieser ist mein geliebter Sohn.“ Oh, das hatte Gott schon in Ewigkeit sagen können, denn dieser Sohn war von Ewigkeit im Schoß des Vaters gewesen. Aber Gott sagt es jetzt auf neue Weise. Denn dieser Sohn war Mensch geworden und hatte dreißig Jahre in vollkommenen Gehorsam vor Gott gelebt. Sein Wunsch, seine Speise war, nur den Willen Gottes zu vollbringen. Und nach einem Leben von dreißig Jahren, das so vollkommen gewesen war vor Gott, solch ein Wohlgefallen für Gott gewesen war, konnte Gott jetzt auf neue Weise sagen, nicht nur von dem, der von Ewigkeit her in seinem Schoß gewesen war, sondern von diesem Menschen auf der Erde konnte Gott sagen: „Dieser Mensch ist der Gegenstand meines Wohlgefallens. Dieser ist mein geliebter Sohn.“ Das erste herrliche Zeugnis Gottes, dass Er diesen Menschen, diesen König, dieses Haupt jener Gesellschaft von bußfertigen Untertanen, dass Er diesen König liebte, als seinen eigenen Sohn, und dass Er sein Wohlgefallen an Ihm gefunden hatte, unter allen Menschen auf dieser Erde.

Mt 12,17.18: … damit erfüllt würde was durch Jesaja, den Propheten, geredet ist, welcher spricht: „Siehe mein Knecht welchen ich erwählt habe, mein Geliebter, an welchem meine Seele Wohlgefallen gefunden hat. Ich werde meinen Geist auf ihn legen und er wird den Nationen Gericht ankündigen.“

Dann haben wir ein zweites Zeugnis in Kapitel 12 gelesen. Dort ist es zwar eine Anführung aus dem AT, aus dem Propheten Jesaja. Aber doch, es ist ein Zeugnis Gottes. Gott sagt in Vers 18: „Siehe mein Knecht, den ich erwählt habe.“ Das hatte Gott auch bei der Taufe des Herrn Jesus bewiesen durch diese Salbung. Eine Salbung hat zwei Bedeutungen: Zuerst ist es Auszeichnung, man bringt dadurch seine Wertschätzung für eine Person zum Ausdruck, wenn einer über alle anderen gesalbt wird. Das haben wir hier zuerst: diese Auszeichnung. Er war der Einzige in der ganzen Gesellschaft von bußfertigen Sündern, der so von Gott gesalbt wurde mit seinem Heiligen Geist, wie es in der Apostelgeschichte 10,38 gesagt wird. Der Herr Jesus wurde gesalbt mit dem Heiligen Geist. Das ist diese Auszeichnung. Gott sagt hier: „Mein Knecht, den ich erwählt habe, auserwählt aus allen Menschen, mein Geliebter, an welchem meine Seele Wohlgefallen gefunden hat.“

Dann folgt ein weiterer Gedanke der Salbung. „Ich werde meinen Geist auf ihn legen.“ Das war inzwischen schon erfüllt worden. „Und er wird den Nationen Gericht ankündigen.“ Gott sagt: „Weil Er mein Auserwählter ist, weil Er mein Geliebter ist, an welchem meine Seele Wohlgefallen gefunden hat, werde Ich meinen Geist auf Ihn legen.“

Wir haben einen ähnlichen Gedanken, nur so nebenbei gesagt, in Psalm 89,19: „Hilfe habe ich auf einen Mächtigen gelegt, ich habe einen Auserwählten erhöht, aus dem Volk.“ Dort wird es auf David angewandt, aber auf den großen David, den Sohn Davids, den Messias. Er sagt: „Ich habe David gefunden, meinen Knecht. Mit meinem heiligen Öl habe ich ihn gesalbt“, weil er der Auserwählte, der Geliebte ist, der Mann nach dem Herzen Gottes, so wie es von David gesagt wurde. Auf diesen Mann legt Gott das heilige Öl, das heißt, seinen Heiligen Geist. Der Knecht Gottes, der Knecht Jahwes, aus dem Buch Jesaja, ist der König Israels. Der Knecht Gottes, der geliebte, auserwählte Knecht ist zur gleichen Zeit der Sohn des lebendigen Gottes und der König seines Volkes.

Mt 17,5.8: Während er noch redete, siehe da überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe eine Stimme kam aus der Wolke welche sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe, ihn höret. Und als die Jünger es hörten fielen sie auf ihr Angesicht … Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemanden als Jesus allein.

Und dann haben wir das dritte Zeugnis, in Matthäus 17, auf dem Berg der Verklärung. Dort haben wir in gewisser Hinsicht eine ähnliche Lage wie in Matthäus 3. Wieder haben wir eine Situation, in welcher der Eindruck bestehen könnte, als ob der Herr Jesus so war wie andere Menschen. In anderer Hinsicht sind die Umstände völlig anders. Der Herr Jesus erniedrigt sich hier nicht, indem Er sich taufen lässt, sondern Er ist hier gerade verklärt, verherrlicht auf dem Berge der Verklärung. Und so steht Er da mit seinem Angesicht leuchtend wie die Sonne, seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Er ist da verherrlicht, verklärt, erhöht, und da kommt ein Mensch, gerade dieser Petrus, der dieses herrliche Zeugnis in Kapitel 16 gegeben hat, auf welches ich noch zurückkommen werde. Und Petrus sagt hier: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind; wenn du willst, lass uns hier drei Hütten machen: dir eine, Moses eine und Elia eine.“

Verstehen wir, wenn man das so menschlich sagen darf, was das für ein Kompliment hätte sein können? Wenn man in den Tagen des Petrus einen Israelit auf dieselbe Ebene stellte wie Mose und Elia, dann war das wohl das höchste Kompliment, das man einem machen könnte, denn Mose ist, menschlich gesprochen, der Urheber des Volkes Gottes. Er hatte dem Volk das Gesetz Gottes gegeben. Er hatte sein Volk aus Ägypten geführt zum verheißenen Land. Wer war wohl größer als Mose im ganzen AT? Mose, der Gesetzgeber, und Elia, der Wiederhersteller des Gesetzes. Elia, der auch zu den größten Propheten des AT gehörte und von dem Gott auf der letzten Seite im AT sagte, dass einer wie Elia sogar in der Zukunft wiederkommen würde, um sein Volk wiederherzustellen. Gewaltige Männer, zu welchen jeder Israelit in tiefster Bewunderung und Dankbarkeit emporschaute. Menschlicherweise gesprochen ist es genauso wie in Kapitel 16, wo die Menschen sagen, dass der Herr Jesus Johannes der Täufer war oder Elias oder Jeremia oder einer der Propheten. Das waren hohe Komplimente. Aber zur gleichen Zeit könnte man fast sagen, dass es eine Beleidigung ist. Denn Er steht natürlich nicht auf derselben Stufe. Deshalb kann der Himmel wiederum nicht schweigen. Wieder öffnet sich der Himmel und eine Stimme kam aus der Wolke, welche sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Und jetzt hören wir noch zwei Worte mehr als in Matthäus 3: „Ihn höret.“

Liebe Freunde, das ist eine Revolution. Bis jetzt hätte man zu einem Israelit sagen müssen, wenn er gefehlt hat, wenn er auf Irrwegen war: „Höret auf Mose“, denn Mose ist das Gesetz. Man würde jemand zurückgeführt haben zu dem Gesetz oder man würde gesagt haben: „Höre auf Elia“, denn er ist es, der das Volk zu dem Gesetz zurückgeführt hat. Das ist der Schall, der durch das AT geht: „Höret Mose“, so wie es selbstverständlich im Judentum noch immer der Fall ist. Nun kommt Petrus und sagt: „Lass uns drei Hütten machen, für Mose, Elia und jetzt auch für diese neue Person eine.“ Für diese große Person, diesen großen Propheten, den Gott gesandt hat. Er ist nicht einfach ein Prophet. Wenn Er auch von der Größe eines Mose wäre oder der Größe eines Elia, Er ist nicht einfach ein Dritter, Er ist einmalig, denn Er ist „mein geliebter Sohn“.

In Hebräer 3 wird gesagt, dass Mose ein Knecht Gottes war, und von dem Herrn Jesus wird das allerdings auch gesagt, aber von dem Herrn wird noch mehr gesagt, was von Mose nicht gesagt werden konnte: Er ist „mein geliebter Sohn“. Wo hat die Schrift das je von Elia gesagt, dass er ein geliebter Sohn Gottes war? Sogar Mose und Elia haben beide versagt. Moses durfte dadurch nicht in das verheißene Land hineingehen. Elia durfte seinen Dienst nicht vollenden, weil er an Gott gezweifelt hatte. Sie waren Menschen, wenn auch die größten Männer aus dem AT, aber sie sind und bleiben Menschen, von Natur sündig so wie wir. Aber hier ist einer, von dem Gott sagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Alles in Ihm, was Er bis jetzt gesprochen hat, was Er getan hat, was Er gedacht hat, das alles war mir ein vollkommenes Wohlgefallen. Deshalb heißt es nun: „Höret ihn.“ Deshalb wird jeder, der in der heutigen Zeit lebt, sich darüber im Klaren sein müssen, Mose und Elia zu hören oder den Herrn Jesus. Das heißt nicht, dass da Widersprüche bestehen, aber dass der Herr Jesus weit über Mose und Elia hinausgeht. Es ist das himmlische Zeugnis Gottes, das uns dieses versichert.

So haben wir dieses dreifache Zeugnis der Liebe Gottes zu dem Herrn Jesus, so dass wir – und das ist mir sehr wichtig, das klarzumachen – den König in diesem Buch zuerst kennenlernen als den geliebten Sohn seines Vaters. Königtum ist ja nur ein Amt, und das Amt an sich sagt über die Person, über seine Herrlichkeit an sich nichts aus. Endliche Herrlichkeit und persönliche Herrlichkeit muss man auseinanderhalten. Wenn also der Herr Jesus, der Messias, der König ist, dann ist es überaus wichtig – auch in diesem Evangelium –, dass wir wissen, wer die Person ist, die diese Ämter trägt. Und das ist der geliebte Sohn des Vaters. So haben wir ihn kennengelernt. Das ist das Reich, in welches wir versetzt worden sind, das Reich des Sohnes, der Liebe des Vaters.

Mt 1,1.6: Buch des Geschlechts Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Abraham zeugte Isaak. … David aber zeugte Salomon, von der, die Urias Frau gewesen war.

Doch jetzt kommt etwas Überraschendes, liebe Freunde. Denn wenn wir uns jetzt an Matthäus 1 wenden, dann sehen wir, dass der Evangelist sich beeifert, um uns das möglichst rasch klarzumachen. Sei es auch in Bildersprache. Das macht es etwas schwieriger, dadurch fällt es weniger auf. Aber wie fängt dieses Evangelium an? Mit diesem Wort: „Buch des Geschlechts Jesus Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“, und dann heißt es sofort: „Abraham zeugte Isaak“, und dann in Vers 6 auch: „David zeugte Salomo.“ Wenn ich jetzt fragen würde: „Wer war der Sohn Abrahams?“, dann kann man fragen: „Was meinen Sie, Vers 1 oder Vers 2?“ Vers 1 sagt, Jesus Christus ist der Sohn Abrahams, Vers 2 sagt, Isaak ist der Sohn Abrahams (Mt 1,1.2). Da kann man schon staunen, dass auch schon manche liebe Christen daran zweifeln, ob es nun wirklich die Absicht der Schrift ist, dass Isaak ein Bild des Herrn Jesus sei. Manche haben wirklich Angst vor den Bildern der Schrift. Nun, wenn wir schon die ersten beiden Verse des NT lesen, ist ja sofort klar: Jesus Christus ist der Sohn Abrahams, und sofort sagt uns die Schrift: „Abraham zeugte Isaak.“ Isaak ist also, wenn ich so sagen darf, Modell für den Sohn im NT. Der Herr Jesus ist Sohn Abrahams und Sohn Davids und darüber hinaus, so wie Gott es selbst bezeugt hat, Sohn Gottes. Warum lege ich so viel Wert darauf? Lass mich eine Gegenfrage stellen: Von welchem Sohn im AT lesen wir, dass er der Geliebte seines Vaters ist?

Die meisten von uns wissen wahrscheinlich, dass das erste Mal, dass in der Schrift über Liebe gesprochen wird, es sich um die Liebe zwischen Abraham und Isaak handelte. In 1. Mose 22,2 heißt es: „Nimm doch deinen Sohn, deinen Einzigen, den du lieb hast, den Isaak.“ Man hätte erwarten können, dass schon in Kapitel 2, bei der Erschaffung Evas von Liebe gesprochen wurde. Denn sicher war auch Liebe zwischen Adam und Eva vorhanden, aber der Heilige Geist reserviert dieses Wort für die Liebe zwischen dem Vater Abraham und seinem Sohn Isaak. Denn das ist sozusagen die älteste Liebe, es ist die ewige Liebe, die göttliche Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn. Warum können wir sagen, dass Gott Liebe ist? Was heißt das? Dass Gott ewig schon Liebe war, als es noch keine Geschöpfe gab, an welchen Gott seine Liebe erweisen konnte? Ganz einfach, weil Gott gar keine Geschöpfe braucht, um ihnen seine Liebe zu erweisen. Er hat Geschöpfe erschaffen und beweist ihnen seine Liebe, aber Er brauchte sie nicht. Denn Gott ist Liebe, und das hat seine volle Bedeutung, weil Gott eine Dreieinheit ist. Diese Liebe hat von Ewigkeit her zwischen den drei göttlichen Personen bestanden. Zwischen dem Vater und dem Sohn, und wir lesen in Römer 15,30 auch über die Liebe des Heiligen Geistes. Aber ganz besonders denken wir dann an den Vater und den Sohn.

Die erste Liebe in der Schrift ist die Liebe zwischen Abraham und seinem einzigen Sohn. „Einzig“ heißt eigentlich dasselbe wie „eingeboren“ in dem Wort „seinen eingeborenen Sohn“. Können wir die Parallelität sehen? Isaak ist der geliebte Sohn seines Vaters. Der erste Vers im Matthäusevangelium sagt uns, dass der Herr Jesus Christus der Sohn Abrahams ist. Was heißt das? Der geliebte Sohn seines Vaters. Er ist der Gegenstand seiner Liebe. Aber nicht nur das, Abraham hat gerade diesen eingeborenen Sohn (wie er auch in Hebräer 11 genannt wird) geopfert. Ja, wirklich geopfert! Er hat ihn nicht nur opfern wollen – buchstäblich müsste man das sagen –, aber Hebräer 11 sagt, er hat seinen eingeborenen Sohn geopfert. In seinem Herzen hatte er ihn schon preisgegeben. Und Gott hat es als Opfer angenommen.

Die Liebe des Vaters zu seinem Sohn war kein Hindernis, seinen Sohn zu opfern. So wie Gott gerade den geliebten Sohn als Opfer für uns dahingegeben hat. So sehen wir in 1. Mose 22, sofort nach diesem Opfertod, dass da alle Geschlechter des Erdbodens sichtbar werden, die alle in dem Samen Abrahams, in seinem geliebten Sohn gesegnet werden. Aufgrund des Opfers Isaaks, das heißt, des wahren Isaaks, des Christus. Wenn die Schrift sagt, „dass in Abraham alle Geschlechter der Erde gesegnet werden“, wird das in 1. Mose 22 wiederholt und auf die Grundlage seines Opfers gestellt. Der Epheserbrief sagt uns genau, was die Bedeutung dieser Dinge ist. Ist es nicht bemerkenswert, dass, wenn es darum geht in Epheser 1, dass wir gesegnet worden sind mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern, uns dann einige Verse später gesagt wird, dass wir angenehm gemacht worden sind nicht einfach in Christus, sondern in dem Geliebten (Eph 1,6)? Gott hat von Ihm gesagt, dass dieser geliebte Sohn Ihm wohlgefällig ist, und da heißt es in Epheser 1, dass wir Ihm angenehm gemacht worden sind, in dem Geliebten. Und da sagt Epheser 3, mit demselben Wort, könnte man fast sagen: Alle Geschlechter, oder alle Familien, auf dieser Erde werden nach diesem einem Vater genannt und durch den Herrn Jesus gesegnet. Man könnte sagen, durch den wahren Isaak. Durch sein Opfer werden alle Nationen zu Gott geführt. Das heißt, alle solche, die aus den Nationen an diesen Herrn Jesus geglaubt haben, die zu Ihm gekommen sind, um bei Ihm und durch Ihn und in Ihm, in dem Geliebten alle geistliche Segnungen zu finden für ewig.

Aber da heißt es auch, in Matthäus 1,1, dass Er der Sohn Davids ist. Und im Rückblick wird das sogar als Erstes erwähnt. Wer ist der Sohn Davids? Hatte David nicht viele Söhne? Sicher zehn! Und auch Abraham hatte viele Söhne, und doch ist Isaak der eingeborene Sohn. So hatte David viele Söhne, aber wenn wir Psalm 89 richtig lesen, war doch Salomo ein Eingeborener oder der Erstgeborene. Der einmalige Sohn ist er jedenfalls. Der Sohn Davids ist Salomo – siehe Vers 6: „David zeugte Salomo.“ Salomo ist das zweite große Beispiel eines geliebten Sohnes im Alten Testament. In 2. Samuel 12 lesen wir davon, und es ist hier eigentlich noch merkwürdiger, weil das Bild sozusagen schon in die Wirklichkeit hinübergeht. Denn die Schrift sagt uns nicht so sehr, dass Salomo der Geliebte Davids war – obwohl er das zweifelsohne war –, sondern er wird als der Geliebte Jahwes bezeichnet.

Von wie vielen Menschen hatte Gott im AT gesagt, dass sie seine Geliebten waren oder, besser gesagt, in der Einzahl, ein Geliebter Gottes? Aber wir wissen es von Salomo. In 2. Samuel 12,24 heißt es: „Und David tröstete Bathseba seine Frau, und ging zu ihr ein und lag bei ihr. Und sie gebar einen Sohn, und er gab ihm den Namen Salomo. Und Jahwe liebte ihn, und er sandte durch Nathan, den Propheten, und gab ihm den Namen Jedidjah, um Jahwes Willen.“ Da sehen wir, dass Gott, als Vater, auf seinen Rechten besteht. Was meine ich damit?

Nun, wir lesen in 2. Samuel 7,14, bei der Ankündigung der Geburt Salomos, dass Gott zu David von Salomo sagt: „Ich will ihm [Salomo] Vater sein und er soll mir Sohn sein.“ Das ist eine wunderbare Verheißung, die in Hebräer 1 angeführt wird und dort unmittelbar auf den Herrn Jesus angewandt wird. Und in dem Augenblick, als Salomo geboren war, besteht Gott auf seinem Recht. Dieser Sohn ist sein Sohn. Man könnte fragen: Wer war denn der Sohn Gottes im Alten Testament? Salomo! Natürlich bei ihm war es noch nicht die volle Wirklichkeit, aber wie schön ist es in der Bildersprache der Schrift! Und wie besteht Gott auf seinen Rechten? Indem der Vater seinem Sohn den Namen gibt. David ist der natürliche Vater und gibt ihm den Namen Salomo. Aber Gott sagt: „Ich bin ihm auch ein Vater.“ Und Er sendet den Propheten Nathan, und „Nathan lässt ihn heißen Jedidjah“, das heißt der „Geliebte Jahwes“. Salomo ist der Geliebte Jahwes. Aber Christus, der Sohn Davids, der wahre Sohn Davids, der wahre Salomo, der wahre Fürst des Friedens, ist denn auch Jedidjah, der Geliebte Gottes. Zur Ergänzung erwähne ich nur ein Wort aus Nehemia 13,26: „Seinesgleichen ist unter den vielen Nationen kein König gewesen. Das ist Salomo, und er war geliebt von seinem Gott. Und Gott setzte ihn zum König über ganz Israel.“ Das ist unser Salomo, das ist der Herr Jesus, der Fürst des Friedens, was sein Name ja auch bedeutet.

Gott setzte Ihn als König über sein Volk. In Matthäus erscheint der König. Wer ist Er? Der Sohn Davids, der Jedidjah, der geliebte Sohn Gottes. Er ist der Sohn Abrahams, Er ist der Isaak, sein Lachen, seine Wonne, seine Freude. Gott sagt von Ihm: Er ist mein „Lachen“, was ja der Name Isaak bedeutet. Gott sagt von Ihm: Ich habe meine Freude, mein Wohlgefallen an Ihm gefunden. Er ist mein Isaak, mein Salomo, und dieser Geliebte wird dann von Gott zum König über sein Volk gemacht. Aber dann müssen wir auch daran denken, was der Charakter Salomos war. Ich habe von Isaak und Salomo gesagt, dass sie zusammen zwei wichtige Seiten der Wahrheit aufzeigen.

Isaak zeigt uns, auf welcher Grundlage wir den Segen empfangen. Durch sein Opfer werden alle Geschlechter, alle Familien des Erdbodens gesegnet. Alle, die da glauben aus irgendwelcher Nation, dürfen kommen und aufgrund seines Opfers gesegnet werden. Darum wird in 1. Mose 22 nach dem Opfer sofort von der Geburt Rebekkas gesprochen. Das einzige Mal, dass in der Schrift von der Geburt einer Frau gesprochen wird. Es ist die Geburt Rebekkas – und sie wiederum ist ein Bild von der Versammlung Gottes, der Gemeinde oder der Kirche Gottes, die durch das Opfer des Herrn Jesus in Erscheinung tritt, dort in diesem Kapitel.

Nun zu Salomo, was wird uns in Salomo gezeigt? Auch er zieht alle Nationen an! Im Psalm 72 sehen wir, dass alle Nationen kommen, um sich vor Salomo niederzubeugen. Auch wieder ein herrlicher Hinweis auf den Herrn Jesus, wo alle aus den Nationen kommen, um auf der Grundlage des Opfers Isaaks für ewig gesegnet zu werden.

Aber dann kommen sie als Anbeter, um sich vor dem großen Salomo nieder zu beugen. Salomo ist auch der Tempelbauer. Er hat einen Ort bereitet, wo jeder, der will, ob nah oder fern, so wie er in seinem Gebet bei der Einweihung klarmacht (1Kön 8), wo jeder von nah und fern kommen kann, um sich nicht nur vor dem König Salomo, sondern vor dem Gott Israels niederzubeugen.

  • Isaak führt uns ein in den Segen, so dass jeder, der kommt, auf dieser Grundlage des Opfers des Herrn Jesus mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern gesegnet sein kann.
  • Salomo führt uns einen Schritt weiter. Er bringt alle aus den Nationen, die glauben, herbei, um sie zur Anbetern zu machen. Und diese zwei Seiten sind für uns ganz wichtig.

Sind wir schon zu dem wahren Isaak gekommen, um auf der Grundlage seines Opfers, seines Werkes auf Golgatha alle Segnungen zu empfangen? Vergebung von Sünden, ewiges Leben und alles, was mit Ihm in Verbindung steht und unser Teil geworden ist?

Aber dann zweitens: Sind wir auch gekommen als solche, die jetzt als Anbeter sich auch vor Gott niederbeugen dürfen und vor dem Herrn Jesus, weil sie diese göttlichen Personen kennengelernt haben, weil sie den Vater kennen als den geliebten Vater des Sohnes und weil sie den Sohn haben kennenlernen dürfen als den geliebten Sohn seines Vaters?

Lasst uns erst mal daran denken, welch ein Vorrecht das überhaupt ist, dass wir zu solchen Dingen geführt worden sind. Wissen Sie, es ist so merkwürdig, dass das, was ich gerade von Isaak und Salomo gesagt habe, im Neuen Testament nicht nur auf den Herrn Jesus angewandt wird, sondern auch auf uns. Wenn es um diese Dinge geht, werden wir sofort mit hineinbezogen. Denken wir an Isaak, Isaak ist ein Bild des Herrn Jesus, aber in Galater 4 wird auch gesagt: „Ihr seid Kinder der Verheißung so wie Isaak.“ Da ist Isaak auch ein Bild der Gläubigen, der als Kind der Verheißung die Segnungen aus der Hand Gottes annehmen darf, so wie Isaak.

Und wenn ich den Vers über Salomo angeführt habe aus 2. Samuel 7 – „Ich werde ihm zum Vater, und er wird mir zum Sohn sein“ –, dann wird das in 2. Korinther 6 am Ende auf uns angewandt. Da wird der Vers ganz frei angeführt und es heißt: „Ich werde ihnen zum Vater und sie werden mir zu Söhnen und Töchtern sein.“ Das muss derselbe Vers sein, aber frei angeführt und auf uns angewandt. Das ist das Wunderbare, wenn es um die Liebe Gottes, um die Liebe des Vaters zu seinem Sohn geht, dann ist diese Liebe so weit, so breit, dass Menschen in den Bereich dieser Liebe eingeführt werden können. Und das ist, was wir hier haben. Wir sind geliebt! Und nicht nur das, wir lernen hier in diesem Evangelium, dass wir Ihn lieben dürfen.

  1. Also, der erste große Gedanke in diesem Evangelium, wenn es um die göttliche Liebe geht, ist, dass wir sehen müssen, dass der König der Geliebte des Vaters ist.
  2. Der zweite große Gedanke ist, dass der König unser Geliebter ist.

Ist das nicht der Sinn von Kolosser 1,13? „Wir sind in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt worden.“ Aber der springende Punkt ist, dass dieser Sohn seiner Liebe auch der Gegenstand unserer Liebe geworden ist. Und dass wir uns deshalb so leicht und freudig Ihm unterwerfen in seinem Reich, seine Autorität, seine Gewalt, die Er über unser Leben hat, anerkennen, weil Er auch der Sohn unserer Liebe geworden ist. Der Gegenstand unserer Liebe, weil wir Ihn lieben und weil wir seine Liebe uns gegenüber auf Golgatha haben anschauen dürfen und deshalb Ihn wiederlieben und uns gerne Ihm unterwerfen. „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1Joh 4,19).

Das ist der große Gedanke in Psalm 45 und in dem Hohenlied. Ich nenne nur zwei Beispiele daraus für solche, die mit dem Gedanken nicht so vertraut sind. Im Psalm 45 haben wir das Lied des Geliebten, so wie es dort heißt, oder es heißt in der Überschrift zuerst: ein Lied der Lieblichkeiten, oder nach der Bemerkung: ein Lied von dem Geliebten oder über den Geliebten oder ein Lied des Geliebten. Er, der geliebte König, ist der Gegenstand dieses Psalms. „Es wallt mein Herz von gutem Worte, ich sage meine Gedichte dem Könige. Meine Zunge sei der Griffel eines fertigen Schreibers. Du bist schöner als die Menschensöhne.“ Dieser Psalm weiß etwas davon, was ich betont habe, dass Er der Sohn Gottes ist, ja Gott selbst. Es wird so gesagt in Vers 6: „Dein Thron, o Gott …“ Und in Vers 7: „Darum hat Gott, dein Gott dich gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen.“ Hier haben wir den gesalbten Knecht, den gesalbten Messias, der aber selbst Gott ist.

Aber hier in diesem Psalm ist Er der Gegenstand der Liebe seines Volkes. Und deshalb ist dieser König auch Bräutigam. Neben ihm steht seine Braut. So heißt es hier weiter, in Vers 9 in der Mitte: „Die Königin steht zu deiner Rechten in Gold von Ophir“, und in Vers 11: „Der König wird deine Schönheit begehren, denn er ist dein Herr, so huldige ihm.“ Das ist das Matthäusevangelium!

Dort kommt der Herr Jesus, in Matthäus 9, zu seinem Volk. Ich weise jetzt auf Matthäus 9 hin, denn dort sagt der Herr Jesus, dass Er der Bräutigam ist, der König, der Messias von Israel, so wie Er sich seinem Volk darstellt. Er sagt von sich selbst, wenn man Ihm Vorwürfe macht, dass seine Jünger nicht fasten: „Sollen denn die Hochzeitskinder fasten, wenn der Bräutigam bei ihnen ist?“ Es ist noch nicht die Zeit des Fastens da. Der Bräutigam ist zu seinem Volke gekommen. Und jeder wusste damals, was gemeint war, denn man kannte Psalm 45, man kannte das Hohelied. Man wusste, was wir im Hohelied, zum Beispiel in Kapitel 1, sehen, wo es die Braut selbst ist, die Braut, die es sagt zu ihrem König oder von ihrem König in Vers 12: „Während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft.“ Haben wir das nicht gelesen in Matthäus 26, wo eine Frau kommt, die Ihn wirklich liebte und Ihn deshalb auch verstand, die wusste um seine Leiden, durch die Er gehen musste? Sie wusste um sein Begräbnis, sie wusste um alles, was Er erdulden musste. Wodurch? Durch die Liebe! Und sie kommt, während der König an seinem Tisch isst, mit ihrer Narde. Das ist die Liebe!

Der König ist zuerst der Gegenstand der Liebe Gottes. Der König wird dann auch der Gegenstand unserer Liebe. Und wenn wir dann daran denken, was ich gesagt habe, dass Salomo die Nationen zu sich zieht, wie er einen Tempel baut, wo Menschen zusammenkommen dürfen, um dort sich vor Gott niederzubeugen, dann ist es mir so wichtig und wertvoll geworden, dass wir in diesem Evangelium uns selbst so sehen dürfen als Anbeter, als solche, die zu Gott kommen dürfen, zu dem Herrn Jesus kommen dürfen, weil sie Ihn kennengelernt haben, weil sie Ihn liebgewonnen haben und Ihn dann anbeten dürfen. Für Anbetung braucht man Erkenntnis. Ich meine nicht theoretische, theologische Erkenntnis, sondern Liebeserkenntnis. Um Ihn anzubeten, muss man Ihn als den Geliebten kennen. Und um Ihn kennen zu können, braucht man Offenbarung. Gott sehnt sich danach, wenn ich mich so ausdrücken darf, seinen geliebten Sohn offenen Herzen zu offenbaren, solchen, die ihre Herzen Ihm öffnen, um den geliebten Sohn in ihre Herzen zu schließen.

Mt 11,25: Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen offenbart. Ja Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir übergeben von meinem Vater. Und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater. Noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und wem irgend der Sohn offenbaren will.

In Matthäus 11 und 16 lesen wir etwas über diese Offenbarung. Und es ist schön, das miteinander kurz zu vergleichen. In Matthäus 11 preist der Herr Jesus in Vers 25 Gott den Vater, dass Er diese Dinge vor Weisen und Verständigen verborgen hatte und hatte es Unmündigen offenbart. Gott hatte Dinge in seinem Herzen, die Er Menschen offenbaren wollte. Aber nicht den Naseweisen, den Eigensinnigen, solchen, die durch ihre angebliche Weisheit ihre Herzen vor Gott verschlossen hatten. Es war für solche, die sich von Johannes hatten taufen lassen, solche Geringen in ihren eigenen Augen, die Kleinen, die Bußfertigen, die Armseligen, die Armen an Geist, die Demütigen – also die unmündigen Kinder. Solchen hat der Vater das, was Er in seinem Herzen hatte bezüglich seines Sohnes, offenbart.

Er sucht auch heute Abend, ob es solche offene Herzen gibt, Herzen, die freudig aufnehmen wollen, was der Vater über seinen Sohn zu sagen hat. Aber auch der Herr Jesus ist bereit, unseren Herzen Dinge zu offenbaren bezüglich des Vaters. Das haben wir in Vers 27 gelesen: „Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und wem irgend der Sohn ihn offenbaren wird“ (Mt 11,27). Ist das nicht wunderbar? Zwei göttliche Personen, der Vater und der Sohn, sind beide bereit, nicht nur bereit, sie sehnen sich danach, uns Dinge zu offenbaren. Der Vater hat Dinge in seinem Herzen bezüglich seines Sohnes, die Er uns, wenn wir nur unmündig von uns selbst sein wollen, offenbaren möchte. Und der Sohn möchte seinen Vater unseren Herzen offenbaren. Warum? Damit wir unsere Erkenntnis vermehren? Ja, in gewisser Hinsicht, solange wir nicht nur an Verstandeserkenntnis, Vernunfterkenntnis denken, sondern an eine Erkenntnis, die sich tief in unsere Herzen versenkt. Und das ist der springende Punkt, um uns zu Anbetern zu machen.

Mt 16,15: Jesus spricht zu ihnen: Ihr aber, wer aber saget ihr das ich sei? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: glückselig bist du Simon, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir, das du bist Petrus und auf diesem Felsen will ich meine Versammlung bauen und des … die Pforten werden sie nicht überwältigen.

Wenden wir uns jetzt nach Kapitel 16, dann wird das noch sehr viel klarer. Denn da haben wir solch einen Menschen, bei dem das geschehen war, bei dem diese Offenbarung vonseiten der göttlichen Personen angekommen war, wenn ich mich so ausdrücken darf. Wenn da der Herr Jesus diese Frage gestellt hat: „Ihr aber, wer saget ihr dass ich bin?“ Da sagt Simon: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Das ist gewaltig! Sicher, er sagt: Du bist der Christus, das heißt, Du bist der Messias, der König Israels. Das ist schon eindrucksvoll. Unter den vielen Israeliten, die Ihn verworfen hatten, war da wenigstens einer, der das eingesehen hatte: Dieser ist der König Israels. Aber das ist nicht das Einzige. Dass der Herr Jesus der Messias, der König von Israel sei, das ist zwar richtig, aber nicht vollständig. Der König, der Messias, der Christus ist aber auch der Sohn des lebendigen Gottes.

Petrus hatte gesehen, wer sich hinter diesem Amt des Königs versteckte, wer die Person war, die König und Messias Israels geworden war bzw. gewesen war von Anfang an: nämlich der Sohn des lebendigen Gottes. Und da sagt der Herr Jesus auch sofort: „Petrus, das hast du nicht von dir selbst.“ – „Glückselig bist du Simon, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater der in den Himmeln ist.“ Und dann das Merkwürdige: Sofort danach spricht der Herr Jesus über den Bau seiner Versammlung, seiner Kirche oder seiner Gemeinde. Ich spreche hier nicht über eine bestimmte Glaubensgesellschaft. Ich spreche über all solche, die an den Herrn Jesus geglaubt haben und zusammen seine Kirche bilden.

Aber warum spricht der Herr Jesus direkt im Zusammenhang mit dem Vorhergehenden über seine Versammlung, über den Bau seiner Versammlung? Ich möchte es jetzt mal so sagen: Hier haben wir den Sohn Davids, hier haben wir den wahren Salomo, der den Bau seines Tempels anfängt. Die Versammlung ist ja der Tempel des lebendigen Gottes. Wenn Er der Sohn des lebendigen Gottes ist, so ist die Versammlung der Tempel, „das Haus des lebendigen Gottes“, so sagt es uns 1. Timotheus 3,15, oder auch der „Tempel Gottes, in welchem der Heilige Geist wohnt“ in 1. Korinther 3,16 und anderen Stellen.

Er ist der Erbauer seines Hauses, des Hauses Gottes, so wie auch Hebräer 3 sagt. Aber wozu dient diese Versammlung? Zu vielen Zwecken. Aber hier in diesem Abschnitt, da haben wir das Haus Gottes. Das sind wir, wir sind das Haus Gottes. Wir sind mit Ihm verbunden, mit dem Sohn des lebendigen Gottes, da haben wir denselben Gedanken. Und zu welchem Zweck? Der Hebräerbrief im Ganzen macht es uns klar, damit diese Söhne Priester seien, Anbeter seien, zu Gott kommend mit ihren Opfern des Lobes, Schlachtopfer des Lobes, so wie es in Hebräer 13 heißt. Wir haben das Vorrecht, in das Heiligtum hineinzugehen.

Ich glaube, das ist die Verbindung hier. Wenn Petrus zu dem Herrn Jesus kommt und sagt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, ist das nicht ein orthodoxes Glaubensbekenntnis. Es ist nicht einfach eine Formel, die hier wiederholt wird. Es ist nicht eine theologisch verantwortbare Aussage. Es ist ein Wort der Liebe. Es ist ein Wort der Bewunderung, der Hingabe, des Lobes, es ist ein Wort der Anbetung.

Wenn ein Mensch über die Offenbarung des Vaters über den Sohn solche Auswirkungen im Herzen hat und kommt und sagt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, dann das tut kein Mensch, ohne dass er gleichsam vor Ihm niederfällt. Und da sagt der Herr Jesus: „Aus solchen Menschen, aus solchen Anbetern möchte Ich meine Versammlung bauen. Petrus, du bist Petrus, das ist dein Name, das heißt Stein, du bist gutes Baumaterial für meinen Bau, meinen Tempel. Ein guter Stein für meinen Tempel, aber auch ein guter Bewohner meines Tempels. Du bist auch ein guter Priester für meinen Tempel. Denn Menschen, die so kommen, mit ihren Herzen voll von meiner Person, die kann Ich in meiner Versammlung gebrauchen. Das ist gutes Material für diesen Bau, den Ich in meinem Herzen habe. Ich möchte meine Versammlung bauen auf der Grundlage von Mir selbst.“

Der Sohn des lebendigen Gottes ist die Grundlage. Aber Petrus und viele andere sind gute Baumaterialien für diesen Tempel, um Anbeter zu werden. Ach, wenn wir das alles hier sehen in diesem Evangelium, was kann man anderes als anbeten? Wenn man Ihn wirklich sieht als den Sohn der Liebe seines Vaters, wenn man etwas spürt von der Begeisterung, mit welcher der Vater über seinen Sohn redet, wenn man etwas spürt von dieser Ver- und Bewunderung und wenn man dann selbst Ihn liebgewinnt, wenn man dann selbst Ihn in sein Herz schließt, wenn der König auch dein Bräutigam wird, wenn du weißt; Ich darf auch zu dieser Braut gehören, zu diesem Bräutigam, wie der Herr Jesus über sich selbst spricht, in Matthäus 9 und auch später, wo Er über das Hochzeitsmahl in Kapitel 22, über Ihn als Bräutigam in Kapitel 25 – der Gedanke kommt immer wieder –, wenn man weiß, dass man zu dieser Braut gehören darf, wenn man weiß, auch in dieser Liebesbeziehung zu Ihm zu stehen, dann wird man Anbeter.

Und wir haben in diesem Evangelium zum Schluss ein herrliches Beispiel in der Person dieser Maria in Kapitel 26,12. Vielleicht darf ich vorher noch sagen, dass wir die Gläubigen in diesem Evangelium eigentlich auf zwei Weisen dargestellt finden. Zuerst sind wir gemeinsam die Braut des Königs. Zuerst war Israel das, aber wir treten an die Stelle Israels in der heutigen Haushaltung. Wir sind als Braut mit Ihm verbunden.

Aber wir werden auch individuell in diesem Evangelium angesehen. Auch das ist wichtig. Es ist wichtig zu wissen, dass man zu dieser großen Versammlung, zu der Braut gehört, dass man Brautgemeinde ist. Aber es ist auch wichtig, dass jeder Gläubige zu Ihm seine persönliche Beziehung hat. Und dann spricht dieses Evangelium über Jünger des Königs, über Knechte des Königs und, vielleicht ist das das Schönste, über Brüder des Königs. In Kapitel 12 am Ende, fragte der Herr Jesus, als man Ihm sagt: „Deine Brüder stehen draußen und möchten mit dir sprechen“, „Wer sind meine Brüder?“ Und Er schaute sich um und sagt: „Alle, die den Willen meines Vaters tun, sind meine Brüder.“ Wir sind die Brüder des Königs, zuerst der Überrest aus Israel, der gläubige Überrest, aber dann dehnt sich der Gedanke aus auf all die Seinen. Er ist der Sohn des lebendigen Gottes, haben wir gesehen. Aber Er sagt zu uns: „Ihr seid meine Brüder.“ Ich habe es angeführt aus 2. Korinther 16, wo es auch uns gesagt wird, dass Gott uns zum Vater ist und wir ihm Söhne und Töchter sind. Natürlich bleibt der Herr Jesus einmalig. Er ist der Sohn des lebendigen Gottes, das kann man von keinem von uns sagen. Und doch, wenn das in Kapitel 16 von Ihm gesagt wird: „Er ist der Sohn des lebendigen Gottes“, dann stellt Er sich in seiner Demut in Kapitel 17 auf dieselbe Ebene wie Petrus, wo es darum ging, das Petrus die Tempelsteuer bezahlen musste. Dort sagte der Herr Jesus: „Von wem verlangen die Könige der Welt, der Erde Steuer, von den Fremden oder von den Söhnen?“ Und wo Petrus sagt: „Von den Fremden“, da sagt der Herr Jesus: „Dann sind also die Söhne frei.“ Du und ich, Petrus. Du und ich, für sie beide. Aber durch dieses eine Wort in Demut gesprochen, sagt der Herr Jesus: „Wir beide, Petrus, wir sind Söhne.“ Er ist der Einmalige. Wir würden Ihn nie unseren Bruder nennen, so wie das in manchen Kreisen üblich ist. Er ist Gott, Er ist der Sohn des lebendigen Gottes. Aber Er in seiner Demut nennt uns Mitsöhne, seine Brüder, in Matthäus 25 und in Kapitel 28: „Geht hin und saget meinen Brüdern“ – so hat Er uns in seiner Demut erhoben zu dieser Ebene. Und wir befinden uns in dieser innigen Beziehung zu Ihm.

Es sind zwei Arten der Liebe:

  1. Es ist die Liebe zwischen Mann und Frau, die Liebe zwischen Bräutigam und Braut, die wir hier sehen.
  2. Und es ist die Liebe zwischen Brüdern. „Er schämt sich nicht“, sagt Hebräer 2, „uns Brüder zu nennen“, Er der Sohn des lebendigen Gottes.

Mt 26,6.12: Als aber Jesus in Bethanien war, im Hause Simons des Aussätzigen, kam eine Frau zu ihm, die ein … Fläschchen mit sehr kostbarer Salbe hatte und goss es aus auf sein Haupt, als er zu Tische lag. … Indem sie diese Salbe über mein Leib geschüttet hat, hat sie es zu meinem Begräbnis getan.

Aber nun kommt hier in Matthäus 26 zum Schluss diese Frau. Da kommt diese Frau. Es sind nicht viele im Matthäusevangelium, die so kommen; die Versammlung ist groß, aber jeder Einzelne muss in sich selbst geübt werden, um ein Anbeter zu werden.

Petrus ist einer, in Kapitel 16; Maria ist eine, in Kapitel 26. Sie wird nicht mit Namen genannt. Das geschieht erst in Johannes 12. Das wäre auch nicht möglich, denn es heißt in Vers 13: „Wo irgend dieses Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, wird auch von dem geredet werden, was diese getan hat, zu ihrem Gedächtnis“, aber ihr Name wird nicht genannt. Denn es geht nicht um ihren Namen, es geht nicht um ihre Identität. Wer sie ist, wissen wir erst aus Johannes 12. Es geht um ihren Charakter. „Zu ihrem Gedächtnis“ heißt, dass es doch viele solche anonymen Personen geben möchte, die so aus Liebe zu dem leidenden und gestorbenen und begrabenen und auferstandenen Herrn, aus Liebe zu Ihm, kommen, um Ihn anzubeten.

Maria hat das sinnbildlich durch diesen Narde zum Ausdruck gebracht. Mit ihrer kostbaren Salbe kommt sie. Sie verwirklicht es. „Wenn mein König an seinem Tische isst, dann gibt meine Narde ihren Duft.“ Maria ist das große Beispiel solcher, die den Herrn Jesus haben kennenlernen dürfen, Ihn kennen, nicht nur als den erhabenen König und Messias, sondern als Den, der für uns in den Tod ging, der für uns gestorben ist wegen unserer Sünden und der begraben wurde. So wie Vers 12 es uns sagt: „Sie hat es zu meinem Begräbnis getan.“ Und wir sollten es tun für Den, der für uns auferstanden ist, für uns verherrlicht ist zur Rechten Gottes, weil Er für uns so viel getan hat, und für das, was Er in sich selbst ist, so dass wir Ihm jetzt gerne sagen wollen, was Er für uns bedeutet.

Und der Vater sucht solche Anbeter, und der Herr Jesus sucht sich solche Anbeter. Der Vater sagt quasi: „Meine Versammlung ist die Gesellschaft solcher Menschen, die meinen Sohn, die mich selbst so kennengelernt haben, um mich so anzubeten.“

  1. Es ist ein Ding, aus der Ferne etwas von der göttlichen Liebe zu sehen zwischen dem Vater und dem Sohn. Das ist das Erste, was ich gesagt habe.
  2. Es ist ein zweites großes Ding, zu wissen, dass sich diese Liebe zu uns ausgestreckt hat, dass auch wir in diese Liebe aufgenommen worden sind.
  3. Und das Dritte ist, dass wir jetzt in Wiederliebe zu Ihm und zu Gott, unserem Vater, uns als Anbeter vor Ihm niederbeugen dürfen, jetzt und in Ewigkeit.

Vortrag aus dem Jahr 1988

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