Der Brief an die Hebräer (1)
Kapitel 1

William Kelly

© SoundWords, online seit: 09.01.2006, aktualisiert: 29.04.2023

Anmerkung der Redaktion:
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Leitverse: Hebräer 1

Die Eröffnungsworte sind des großen Themas würdig. In Christus allein ist die Vollkommenheit von allem, dessen sich Israel rühmte. Jede andere Person und jedes andere Amt, jeden anderen Wandel oder Gegenstand geehrt in Gottes lebendigen Sprüchen, hatte es vor allem in der Vorbereitung und für die Vorbereitung des Weges für Ihn. Er ist das eine umfassende Ziel des Heiligen Geistes, offen oder verstanden, positiv oder negativ durch Gegensatz, durch die ganze Schrift hindurch.

Hier wird das, was verhältnismäßig unklar war zu alter Zeit, ins Licht gerückt; denn Christus ist das wahre Licht. Es ist Er, der, einmal schwach wahrgenommen, jetzt voll offenbart dasteht und so das erleuchtet, was einmal dunkel zu sein schien und was ohne Ihn in der Tat noch dunkel ist und dunkel sein muss. Dies ist die ganze Schrift zu einem Ganzen zusammengefügt. Es gibt das AT; es gibt auch das, was das NT genannt wird, selbst wenn der Geist es vermeidet, es so zu kennzeichnen. Zusammen stellen sie die Bibel dar, deren Einheit auf Christus weist, der einst verheißen war, jetzt gekommen und, nachdem Er sein Werk auf Erden vollendet hatte, erhöht ist zur rechten Hand Gottes im Himmel. Vor allem ist es Gott, der in dem Sohn offenbart wurde.

Deshalb wird es klarwerden, wenn dies einmal herausgestellt ist, warum dieser Brief nicht das Geheimnis Christi offenbart; denn das würde die Einführung von Dingen mit sich bringen, die Israel absolut unbekannt waren, ja die ihm noch gar nicht von Gott offenbart waren. Die Offenbarung des Geheimnisses setzt die Verwerfung des Volkes Gottes voraus, um den Weg zu bahnen für ein gänzlich neues und verschiedenes Ziel, wo ein Jude als solcher nicht mehr war als ein Heide; und die Gemeinde Gottes wird zur alles in Anspruch nehmenden Szene des Wirkens des Heiligen Geistes bei der gegenwärtigen Ausschließung Israels. Die Gemeinde verlangt also in ihrem vollsten Charakter eine Pause in Gottes Handeln mit seinem alten Volk, nicht bloß wegen der Abgötterei, die zu den Zeiten der Nationen führte, sondern wegen der Verwerfung und des Kreuzes des Messias, seines eingeborenen Sohnes, was zu dem neuen und himmlischen Ziel Gottes in der Gemeinde, Christi Leib, führte.

Hier ist es vielmehr die Ständigkeit des göttlichen Zeugnisses, das in Christus gipfelt, der in seinem Blut und Tod die unveränderliche Grundlage für ewigen Segen gelegt hat und für seinen Charakter den herrlichsten Ausdruck gibt in seinem eigenen Sitzen als Mensch auf dem Thron der Majestät in den Himmeln. Aus diesem Grund wird vom ersten bis zum letzten Kapitel in diesem Brief an die Hebräer das Gesetz, die Psalmen und die Propheten vollständiger zitiert als irgendwo sonst im NT. So werden auch die rituellen Dienste, die Gefäße und die heiligen Bezirke in direkten Bezug gebracht in einer ausgearbeiteten Art; und die Personen, die der Heilige Geist vom Anfang an gebrauchen konnte, werden auch entweder einzeln dargestellt oder mit mehreren anderen zusammen gebracht (Heb 11), bis wir zu Christus gelenkt werden, der Krone und der Fülle von allem. Die Einzelheiten, die wir jetzt näher betrachten werden, werden damit übereinstimmen, wie wir sehen werden.

Vers 1

Heb 1,1: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne.

Die Worte, die diesen großartigen Anfang zusammensetzen, sind höchst prägnant und bedeuten auch eine unleugbare Wahrheit. Sie zeigen kurz, aber bestimmt, den Charakter der Berichte des AT an. Es lag nicht in ihrer Natur, vollständig oder endgültig zu sein. Sie waren im wesentlichen Stückwerk. Ohne Zweifel wirkten die Propheten zu verschiedenen Zeiten, und die Art, in der Gott handelte, war verschieden: Aber beide von diesen Sätzen in der AV [engl. Bibelübersetzung] zeigen nicht die Kraft von Polumerw/j kai. polutro,pwj. Die gewöhnliche Übersetzung ist der Fassung von Genf 1539 entnommen. Wyclif, der in diesem Fall der Vulgata nicht treu war, hatte die ersten Worte ganz fallengelassen, obwohl er richtig angab: „auf vielerlei Weise“. Tyndale und Cranmer verbinden „verschieden und auf vielerlei Weise“, wie es die Rhemische Fassung tut, nur in umgekehrter Ordnung. „Zur vergangenen Zeit“ oder „ehemals“, pa,laiist der einzige Ausdruck der Zeit. Es war derselbe Gott und derselbe Christus, doch ist es das Ziel, eine ungeheure Änderung seines Handelns zu beweisen: Gott spricht im Sohn, nachdem Er zu den Vätern in den Propheten gesprochen hatte; auch ist Christus nicht länger verbunden mit der Erde, sondern in himmlischer Herrlichkeit. Dann sprach Er „vielfältig“. Sein Wort war nur fragmentarisch, aber vollkommen in seinem Ziel, doch keinesfalls jene Fülle, die es zeigen sollte nach seinem Plan, wenn der richtige Moment kam. Da eine große Anzahl von Personen bei diesem Werk gebraucht wurde, so gab es „vielerlei Arten“ oder Wege der Offenbarung, wie zum Beispiel das offene Reden mit Mose oder Visionen und Träume gewöhnlich. „Ich habe zu den Propheten geredet, ja, ich habe Gesichte gemehrt und durch die Propheten in Gleichnissen geredet. Und Jahwe führte Israel durch einen Propheten aus Ägypten herauf, und durch einen Propheten wurde es behütet“ (Hos 12,11.14).

Wie mächtig ist der Fortschritt jetzt! Wenn Gott auch hier nicht offenbar wird in der Erhabenheit und Intimität des Vaters, so „hat Er doch am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne“. Der Apostel distanziert sich selbst keineswegs von dem auserwählten Volk, obwohl er im ganzen Brief sich müht zu zeigen, dass einzig das Israel Gottes, der wirklich gläubige Überrest mit Recht diesen Namen trägt. Aber wenn er zu denen schreibt, denen es so schwerfiel, das zu schätzen, was absolut neu war und über die Schöpfung hinausging, legt er volles Gewicht auf alle früheren Offenbarungen, wenn sie auch noch so bruchstückhaft und unzureichend waren im Verhältnis zu dem, was jetzt gekommen war; er zeigt nicht nur die Ehre Gottes auf, die auf die Väter gelegt worden ist, sondern stellt sich selbst auf dieselbe Stufe mit ihren Söhnen als unter „uns“, zu denen sein Wort jetzt gekommen ist in einer Vollständigkeit, wie es nie vorher war.

„In diesen letzten Jahren“ (wie Tyndale begann, gefolgt von allen protestantischen englischen Übersetzungen) ist eine zu unbestimmte Fassung und kann leicht vermischt werden mit den verschiedenen Ausdrücken von 2. Petrus 3 und Judas 18 oder sogar mit den völlig anderen Sätzen in 1. Timotheus 4 und 2. Timotheus 3. Noch unzulässiger ist der Rhemische Text, der der Vulgata folgt. Wyclif kommt dem Kern näher: „am letzten in diesen Tagen“, wenn das auch noch nicht ganz richtig ist. „Am Ende dieser Tage“ ist der buchstäbliche und wahre Sinn, der Ausgang dieser Tage der Zeit unter dem Gesetz, wenn der Messias kommt.

Gott, der zu den Vätern sprach in vergangenen Tagen, sprach zu uns am Ende dieser Tage im Sohn. Das Auslassen des Artikels hat nichts zu tun mit der Präposition, die vorher steht, und auch nichts mit der betonten Stellung, wie viele Gelehrte gesagt haben. Dass dies absichtlich geschah, ist augenscheinlich; denn evn toi/j profh,taij würde naturgemäß evn tw/| ui`w/| verlangen. Aber der Ausdruck ist ohne Artikel und stellt deshalb nicht die Person oder einen Gegenstand vor unsere Augen, sondern stellt das Wesen in den Vordergrund. Die Propheten waren, wie Mose, nur Diener; Er, in dem Gott am Ende dieser Tage sprach, war Sohn. Vergleiche Hebräer 5,8 etc. Dies war die Eigenart, dies war die Verbindung zu Ihm selbst, von dem Einen, in dem Er jetzt redete. Unsere Sprache verträgt nicht so gut das Fehlen des Artikels; aber es ist üblich im Griechischen; und es ist zugleich die kräftigste und genaueste Form, das Wesen auszudrücken, was genau das ist, was hier gewünscht wurde. Nicht mehr in den Propheten, auch nicht in der Gestalt eines Engels wie oft, sondern als Sohn sprach Gott jetzt.

Dies fügt einen neuen Grund hinzu, warum der Name eines Mannes, wie gesegnet und in welcher Stellung er auch sei, unpassend sein würde; und wir haben schon Gründe aufgezeigt, warum der Autor in göttlich gegebener Weisheit und Gnade es vorzog, seinen Namen im Einzelnen nicht erscheinen zu lassen, obwohl der Charakter der Wahrheit und die Schlussbemerkungen keinen Zweifel lassen sollten, wer es war, ohne einen äußeren Beleg, inspiriert oder nicht. Dies wird sehr bestätigt durch das nächste Kapitel (Heb 2,3.4), wo unser Herr selbst eingeführt wird, der Prophet, der kommen sollte und auch kam, wenn Er auch Sohn war. Die Apostel selbst, die Zwölf, waren nur seine Zuhörer, indem Gott auch mitbezeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen. Wie wäre die Einführung seines eigenen Apostelamtes fehl am Platz gewesen! Der Sohn Gottes, der Christus hatte sich herabgelassen, der Apostel unseres Bekenntnisses zu sein (Heb 3,1).

Sollte hierbei irgendetwas gerechterweise die wärmste Liebe und Verehrung für das AT verletzen? Vielmehr unterstützt es das AT und macht sogar erforderlich, dass es seine eigene Wahrheit versiegelte. Denn Gesetz und Propheten bezeugen übereinstimmend, dass Einer kommen würde, sogar ein Prophet wie Mose, aber größer, wie er selbst bezeugt; dieser würde in Gottes Namen reden, aber so, dass, wer auch immer nicht hören würde, die Strafe von Gott tragen müsse. Dann sollte von Gottes Seite her ein neuer Bund gemacht werden, nicht entsprechend dem ersten, als sie aus Ägypten geführt wurden – ein Bund, den sie nicht weniger brachen, wie sie ihn andererseits vergötterten –; sondern ein neuer Bund, gekennzeichnet durch Gottes Gnade und Kraft, wie der vorige Bund gekennzeichnet war durch die Verantwortung und das völlige Versagen des Menschen.

Dieser Brief beweist, dass der Segenspendende gekommen ist, wenn auch noch nicht der ganze Segen, und er beginnt in angemessener Art mit Gottes Reden im Sohn. Sein Schweigen nach Maleachi machte dies umso eindrucksvoller, seit jener letzte Bote Jahwes den alttestamentlichen Kanon versiegelte. Dann wird der Zwischenraum von 400 Jahren, die nicht ohne markante und verschiedene warnende Zeichen waren, durch einen Propheten abgeschlossen, der mehr war als ein Prophet: Johannes der Täufer, der darauf verzichtete, mehr zu sein als eine „Stimme“, der aber verkündigte, dass Einer in ihrer Mitte stand, den sie nicht kannten und dem er nicht die Riemen seiner Sandalen zu lösen würdig war: das Lamm Gottes, Er, der mit dem Heiligen Geist tauft. „Dies ist der Sohn Gottes.“

Mit derselben Wahrheit fangen wir hier an. Dass Gott redete, war keine neue Sache; denn Er hatte vielfältig und auf vielerlei Weise geredet. Jetzt gab es keine Grenze; denn es geschah in dem eingeborenen Sohn, voller Gnade und Wahrheit. Es war deshalb nicht eine bloße Zusammenballung von Offenbarungen von Gott, göttlich, aber bruchstückhaft und passend für die Mittel und Umstände; es war Gott, der sich selbst offenbarte. Sein Sohn war der Einzige, der für seinen Plan geeignet war. Am Anfang des Briefes ist es Gott, der so spricht, als Er auf Erden war; zum Ende zu ist es Er, der aus dem Himmel spricht (Heb 12,25), überall ist es der offenbarte Gott und nicht bloß Mitteilungen von Ihm. Dies verleiht deshalb die außerordentliche Kraft und Eindrücklichkeit und Autorität in der letzten Instanz für jeden Gegenstand, der behandelt wird, besonders hinsichtlich der Änderung, die bekannt gemacht werden soll, wie es das Hauptziel des Briefes ist. „Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendig auch eine Änderung des Gesetzes statt“ (Heb 7,12).

Die unermessliche Erhabenheit Christi und infolgedessen auch die Überlegenheit des Christentums kommt in dieser Hinsicht am Ausgangspunkt zum Ausdruck; und das umso überraschender, als kein Christ die göttliche Inspiration von all den alten Sprüchen in Frage stellt. Doch fühlt jeder wahre Christ den anderen und überragenderen Charakter, nicht nur der Worte Christi in den Evangelien, sondern auch der apostolischen Schriften und im NT als Ganzes. Christus spricht wirklich in diesem allem; Gott offenbart sich selbst in Ihm als Sohn, und zwar mit einer Innigkeit, die Ihm allein eigen ist, und in all ihrer Vollkommenheit. Und wir sehen, dass diese Überlegenheit durch den ganzen Brief geht. Er ist über allen Menschen und Engeln; Er ist Gott und Jahwe, der sich gesetzt hat, wo kein Geschöpf sein konnte, wenn Er auch Mensch war. Er ist der wahre Führer der Errettung, nicht Josua. Er ist weit über Mose der Apostel des jüdischen Bekenntnisses, weit über Aaron der levitische Hohepriester, und Er tut viel mehr, als nur das wunderbare Bild von Melchisedek auch auszufüllen. Und das ist kein Wunder; denn Mose und Aaron waren nur Diener in jenem Haus, von dem Er der Erbauer war, wie Er in der Tat der Schöpfer aller Dinge ist. Sie wurden alle durch Ihn ins Sein gerufen, und ohne Ihn existierte kein einziges Ding des geschaffenen Universums.

Auch sehen wir Jesus nicht nur über alle Personen und Ämter erhaben; sondern Er allein verleiht jeder Einrichtung, die Gott in Israel einsetzte, einen volleren und göttlicheren Sinn. Wir können den Bund nehmen in Hebräer 8 und das Heiligtum, die Opfer und Schlachtopfer in Hebräer 9 und 10. Überall ist seine unbestreitbare Überlegenheit nicht weniger deutlich, so dass wenigstens das Christentum es in sich schließt und den Weg dafür bereitet, dass sie vergehen als die Schatten und Zeichen jener Substanz, die jetzt bleibt in ihrer ganzen Kostbarkeit für Gott, in ihrer ganzen Wirksamkeit für den Gläubigen.

Wenn wir auf den Glauben schauen, auf den in jeder Weise das NT den größten Nachdruck legt, so mögen andere zur alten Zeit seine schön widergespiegelten Farben zeigen und tun es auch; aber von einer so großen Wolke von Zeugen weg müssen wir standhaft auf Jesus schauen, wenn wir den Anfänger und Vollender des Glaubens sehen möchten. Er ist das volle und reine Licht von allem. Deshalb sind wir sogar jetzt schon im Geist gekommen zu solch einer Versammlung der Herrlichkeit (Heb 12,18-24), die nicht nur die irdische und Furcht einjagende Versammlung am Sinai in den Schatten stellt, sondern auch im Gegensatz zu ihr steht, von wo her die nationale Absonderung Israels als Volk Gottes auf der Grundlage des Gesetzes datiert. Es ist unser Teil, ein Königreich zu empfangen, das nicht erschüttert werden kann, und Gnade zu haben, durch welche wir Gott wohlgefällig dienen mögen mit Frömmigkeit und Furcht. Andere vergehen, wenn man auch ihrer gedenken und sie nachahmen soll in ihrem Glauben; aber eine andere gesegnete Überlegenheit ist, dass Jesus Christus, der jetzt verherrlichte Gott und Mensch, derselbe ist gestern und heute und in Ewigkeit. Und Er bestimmt unseren Platz bei Ihm vor Gott und Menschen: innerhalb des Vorhangs durch sein Blut, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend. Was Gott gefügt hat, soll der Unglaube und die Selbstsucht des Menschen nicht trennen. Die Kraft hiervon war ungeheuer für die jüdischen Christen; erfüllen wir dies jetzt in unserer Seele und in unserem Leben?

Es ist überall die Stimme Christi, um, wenn auf Erden, das Ohr des Überrestes zu gewinnen und sie sich zu verbinden, verbinden mit Gott in dem Sohn; und, wenn im Himmel, um von allen die irdischen Elemente zu entfernen, die aus dem Judentum her da waren und die für die Ungläubigen das größte Übel geworden waren, indem sie zu einem Rivalen wurden durch die List Satans und zum größten Nutzen, indem sie seinen Namen brachten, der alles und in allen ist, die glauben. Und hier ist eine neue Überlegenheit, die wir noch im Einzelnen betrachten werden, dass das, was Er uns gibt, in jedem Fall als „ewig“ erklärt wird im Gegensatz zu den zeitlichen guten Dingen Israels. Er ist der Urheber des „ewigen Heils“ (Heb 5,9). Er hat eine „ewige Erlösung“ erfunden, und wir empfangen die Verheißung des „ewigen Erbes“ (Heb 9), so wie Er durch „den ewigen Geist“ sich selbst ohne einen Flecken Gott geopfert hat und der Bund infolgedessen „ewig“ ist (Heb 13).

Die persönliche Herrlichkeit Christi, des Sohnes Gottes, und seines Werkes, das so tief ist wie seine Würde, ist für alle von großer Bedeutung, wenn wir sehen, wie Er Gott offenbart und seiner Gnade über alles menschliche Denken hinaus Wirkung verschafft. Dies würde, wenn es irgendetwas vermöchte, die Juden aus dem Judentum lösen, wenn sie willig wären, in der Erkenntnis Gottes zu wachsen. Und dies ist, wie wir finden werden, der praktische Kern unseres Briefes von Anfang bis Ende; auch war keiner so geeignet für das Werk wie Saulus von Tarsus und auch keine Zeit war so passend als die, bevor Jerusalem hinweggefegt wurde und der Tempel mit seinem Priestertum und seinen Opfern öffentlich zu Ende ging, wie er bereits schon tot war.

Die besondere Form des Ausdruckes dann „im Sohne“, die schwierig ohne Bedeutungsverlust wiederzugeben ist oder eine Umschreibung ist, um den Sinn angemessen in unserer Sprache anzudeuten, ist einfach da, um das Verhältnis zu kennzeichnen, nicht wer, sondern was, wie in Matthäus 4,6; 9,29; 27,40.43.54; Lukas 4,3; Johannes 1,1 (letzter Ausdruck qeo.j); Johannes 5,27; 8,54; 10,33,36; 19,7 wie auch in Hebräer 3,6; 5,8 und 7,8.28. Wo die Person als Gegenstand vor uns ist, wird der Artikel unveränderlich eingesetzt, wie im Zusammenhang dieses Textes und der ganzen Schrift gesehen werden kann. „In der Person des Sohnes oder seines Sohnes“ oder „in Ihm, der Sohn ist“ würde deshalb evn tw/| ui`w erfordern. Ein untergeordneter Sinn, wo der Artikel fehlt, ist in keinem Fall die Wahrheit, sowohl im Sinne von Freunden als auch Feinden. Wo das Wesen ausgesagt wird, fehlt der Artikel, wie hier. Nur im Englischen müssen wir sagen „ein“ oder „der“, was insofern den Ausdruck abschwächt im Hinblick auf das, was beabsichtigt ist: bei „ein“ ist es möglich, andere miteinzubeziehen, was keinesfalls beabsichtigt ist, sondern gerade das Gegenteil; „der“ stellt Christus objektiv dar, wo der Aussage nach jenes Wesen intimer Verbindung mit Gott gemeint ist, was Ihm allein als ewiger Name und ewiges Recht zusteht. Nur einige, wie die Engel, haben diese in untergeordneter Weise durch die Schöpfung; andere wiederum, wie die Gläubigen, haben sie durch souveräne Gnade im Glauben an Christus und ewiges Leben im Sohne.

Als Nächstes kommt sein Erbe: „Den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat“ – Zeugnisse für die Herrlichkeit Christi von überragender Bedeutung, auf die wir zurückkommen werden, nachdem wir den ganzen Absatz zitiert haben.

Verse 2-4

Heb 1,2-4: Welcher, der Abglanz seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens seiend und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend, nachdem er durch sich selbst die Reinigung der Sünden bewirkt, sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe, indem er umso viel besser geworden ist als die Engel, als er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen ererbt hat.

Wie in Römer 9 den Heidenchristen so beweist der Apostel hier den Judenchristen, dass das Christentum den Messias in einer Größe offenbart, die weit die Vorstellungen der Ersteren und die Tradition der Letzteren übersteigt. Er ist Sohn wie niemand sonst. Er ist Erbe des Universums; und das ist kein Wunder. Denn so wie Er die Welten erschuf, so trägt Er auch alle Dinge durch das Wort seiner Macht. Ja, der wirkliche Mensch, den sie durch die Hand gesetzloser Menschen kreuzigten und der gekreuzigt wurde in Schwachheit! In dem Augenblick, wo Er sein Haupt neigte und verschied, trug Er die ganze Schöpfung. Es wäre absurd, so etwas zu denken oder zu sagen, wenn Er bloß Mensch gewesen wäre; aber Er war Gott; und die Lösung der Verbindung zwischen dem äußeren und dem inneren Menschen berührte in keiner Weise seine Allmacht.

Jesus ist auch nicht der messianische Erbe der Nationen wie in Psalm 2. Alle Dinge in den Himmeln und alle Dinge auf Erden sollen in Christus zusammengefasst werden oder in Ihm unter ein Haupt zusammengebracht werden: Das ist Gottes Wohlgefallen, das Er sich vorgesetzt hat in sich selbst (Eph 1,9.10). Deshalb ist Er erhöht zu dem höchsten Sitz, das Pfand für alles, was folgen soll; denn jetzt sehen wir noch nicht alle Dinge Ihm unterworfen, aber wir schauen Ihn selbst gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre. Und wir wissen von einer anderen Stelle her, warum Er das ungeheure und glorreiche Erbe noch nicht antritt. Er wartet darauf, dass all die Miterben herausgerufen werden, die Er zur gleichen Zeit mit dem Erbe beschenken will, wenn Er es selbst einnimmt; wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi. Das sind die wunderbaren Ratschlüsse Gottes durch seinen Sohn und zu seiner Herrlichkeit, sowohl für eine Weile vor der Welt als auch später in Ewigkeit.

Er, der der festgesetzte Erbe des Universums ist und der auch voll dazu berechtigt ist, da Er der Schöpfer der Welten ist, wird noch mehr in Hebräer 1,3 offenbart: als der Abglanz der Herrlichkeit Gottes und als der Abdruck seines Wesens oder Seins und als der, der alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt. Er ist im höchsten Sinn (wie es eigentlich kein anderer sein kann) eine göttliche Person, nicht weniger als der Vater und der Heilige Geist. Aber Er ist besonders der, der die Gottheit offenbart in Kraft und Hilfe sowie auch in Güte und Gnade, sogar für die Verlorenen. Vergleiche 2. Korinther 4,4 und Kolosser 1,15. Und dieses ragt am meisten heraus in den folgenden Worten: „Nachdem er die Reinigung der Sünden bewirkt, hat er sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe“; hierbei können wir beobachten, dass selbst, wenn wir „durch sich selbst“ auslassen wie die ältesten Schriften und guten Fassungen etc., das Partizip doch in sich selbst die bemerkenswerte Kraft trägt, dass Er es selbst getan hat; Er nahm seinen Sitz in der Höhe ein bei der Vollendung seines Werkes für die Reinigung der Sünden. Dafür war Er gekommen, da es der Wille Gottes war, und Er geht jetzt in den Himmel, um jenen Platz der Herrlichkeit einzunehmen, als Er selbst das Werk vollbracht hatte, durch das Gläubige gesegnet werden sollten.

Es wird bemerkt worden sein, dass von Christus hier gesagt wird, dass Er der Abglanz der Herrlichkeit Gottes sei. In unserem Brief ist es nicht der Vater (wie bei Johannes), sondern Gott. Beides ist richtig, und jedes hat seine eigene Bedeutung. Und es ist kaum nötig, zu sagen, dass „Person“, was die AV [engl. Bibelübersetzung] von der Genfer Ausgabe übernommen hat, ein Fehler ist. Es ist „Wesen“ oder Wesentliches, wie bei Wyclif, Tyndale, Cranmer und der Rhemischen Fassung von der Vulgata her. Die Lehre ist natürlich die von einer Grundlage und drei Personen, wie es allgemein bekannt ist: Beide Wahrheiten werden deutlich gemacht in Jesaja 6, verglichen mit Johannes 12 und Apostelgeschichte 28, wie auch in der Tat mit vielen anderen Schriften.

Christi Erhalten des Universums stellt in eindrucksvoller Form seine göttliche Herrlichkeit dar. „Alle Dinge bestehen zusammen durch ihn“, wie der Apostel in Kolosser 1 sagt. Sie waren durch Ihn und für Ihn geschaffen und bestehen zusammen durch Ihn. Dies wird umso bemerkenswerter, weil Er zur Erfüllung der tiefsten Pläne geruhte, wirklicher Mensch zu werden. Dies tat jedoch seinem Gottsein keinen Abbruch; denn die Inkarnation bedeutet nicht, dass die Göttlichkeit von dem Menschsein versenkt wurde, sondern beide gingen eine ewige Verbindung ein, wobei jede Natur in ihrer eigenen Vollkommenheit blieb und nicht verwandelt wurde, sondern die eine Person Christi gemeinsam zusammensetzte. Wie Er deshalb alles ins Leben rief, so trägt Er das ganze Universum und hat es immer so getragen.

Da ist ein anderes und noch tieferes Element seiner Herrlichkeit, nämlich dass Er in seiner eigenen Person die Reinigung von Sünden bewirkte. Um zu schaffen, bedurfte es nur seines Wortes, um zu tragen, seines Willens [Anm. d. Red.: „der alle Dinge trägt durch das Wort seiner Macht“]. Aber das war nicht so bei der Erlösung. In diesem Fall wäre Befehle völlig unzureichend gewesen. Die Reinigung von Sünden konnte nicht geschehen ohne Blutvergießen, ohne Opfertod, worauf das AT die Menschen von Anfang an vorbereitete. Die irdischen Opfer konnten weder Gottes Herrlichkeit befriedigen noch konnten sie das Gewissen des Menschen reinigen, wie uns im vollen Maße weiter hinten gelehrt wird. Aber sie waren gewichtige Zeugnisse von den Tagen Adams an, obwohl sie erst durch göttliche Inspiration unter Mose eingearbeitet wurden in ein System von sehr eindringlichen und lehrreichen Bildern. Christus war wirklich „ein Opfer von edlem Namen und ein kräftigeres Blut als sie“.

Christus allein gibt dem Opfer die volle Bedeutung und die wahre Würde, wie hier kurz gezeigt wird und wie es verbunden ist mit der Herrlichkeit deiner Person. Sünde ist Auflehnung gegen Gott; sie ist Gesetzlosigkeit. Gott ist deshalb der Eine, der unveränderlich betroffen wird, ob es auch um ein menschliches Übel geht oder nicht. „Gegen dich, gegen dich allein, habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen“: Und doch war der, der so schrie, der Blutschuld schuldig geworden und des hässlichsten Ehebruchs. Da es so intim um Gottes Majestät und um sein Wesen geht, ist es Er, der es auf sich nahm, alles in seinem Sohn zu regeln. Aber hier konnte nichts Geringeres nützen als sein Tod, ja der Tod am Kreuz, wo Gott selbst die Sünden auf das Haupt des makellosen Opfers legte (Jes 53), damit sie so getragen und hinweggetragen würden. Anders konnte es keine Vergebung der Sünden geben bei Gott. Es muss die Reinigung der Sünden geben; und „das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt von aller Sünde“, von jeder Sünde.

Es ist kein Wunder, dass dieses tiefste Werk Gottes hier behandelt wird als ein Teil der göttlichen Herrlichkeit Christi. Er muss Mensch sein zugunsten der Menschen; Er muss Gott sein, um von Gott benutzt werden zu können; Er ist beides in einer Person; und so wie die Rechtfertigung so vollkommen war, so ist das Ergebnis unfehlbar für alle, die glauben. Einmal dadurch gereinigt, haben die Gläubigen kein Gewissen mehr von Sünden; und Er, der ein Opfer für Sünden dargebracht hatte, „setzte dich zur Rechten der Majestät in der Höhe“, Er setzte dich auf immerdar, wie Hebräer 10,12 uns sagt, nicht nur für ewig, sondern ohne Unterbrechung in der Wirksamkeit seines Opfers. Wie konnte es anders sein, wenn Gott im Sohn jenes Werk übernahm? Und wie dies im späteren Teil des Briefes ganz durchdacht und angewandt wird, so wird hier doch schon die ganze große Wahrheit klar am Anfang festgestellt: eine Wahrheit, die „schwer zu verstehen“ ist, besonders von einem Juden, der ja gewöhnt war an die Routine und Wiederholung des Opfers sowie auch aller anderen levitischen Handlungen. Aber der Heilige Geist Gottes hält diese Wahrheit nicht zurück, sondern gibt ihr einen vorrangigen Platz in der Einführung.

Es war kaum nötig, zu sagen, dass Christus „durch sich selbst“ die Reinigung der Sünden bewirkte. Denn Er allein litt für die Sünde; Er allein wurde für uns geopfert. Des Vaters Wille wurde erfüllt, indem Er Ihn für diesen Zweck dahingab; und der Heilige Geist gibt Zeugnis davon zur vollständigen Wirksamkeit, wie Er früher Bilder und Voraussagen und Verheißungen darlegte. Aber es war Christi Aufgabe allein, zu leiden für die Sünde; und dies tat Er bis zum Äußersten. „Um unserer Übertretungen willen war Er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen: die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm; und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe; wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg, und Jahwe hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit. … Doch Jahwe gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen, Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird … Er hat seine Seele ausgeschüttet in den Tod und ist den Übertretern beigezählt worden; er aber hat die Sünde vieler getragen und hat für die Übertreter Fürbitte getan“ (Jes 53).

Und das ist die Grundlage von dem, was der Apostel anderswo die „Gerechtigkeit Gottes“ nennt, jene Gerechtigkeit, die nicht von Menschen kommt, die das Gesetz suchte, aber im sündigen Menschen nicht fand, sondern die Gerechtigkeit Gottes, der mit Hilfe der Versöhnung Christi alle, die glauben, völlig segnen kann und sich frei für sie verwenden kann und alle Menschen, so wie sie sind, aufsuchen kann. Die Reinigung der Sünden, bewirkt durch eine göttliche Person, ist nicht begrenzt und kann nicht versagen; aber sie kann notwendigerweise bei niemand wirksam werden, der das Evangelium hört, wenn er nicht glaubt: Gott würde der Schmach für seinen Sohn zustimmen, wenn Er aus dem Unglauben des Menschen Licht machen würde. Außerdem hat das Wort, das im Glauben aufgenommen wird, eine moralisch reinigende Kraft, wie alle Gläubigen geboren werden aus Wasser und Geist. Aber hier ist es das Werk, nicht im Menschen, sondern kraftvoll vor Gott, das den Apostel beschäftigt; und das ist die Reinigung der Sünden durch Christus, bevor Er sich gesetzt hat zur rechten Hand Gottes.

Welch eine Bestätigung ist dieser sein Sitz für die Vollendung und Vollkommenheit des Werkes, das Er auf sich nahm! Als Jahwe unsere Sünden auf Christus legte, wurde Er für uns zur Sünde gemacht und wurde behandelt, so wie die Sünde es verdiente in der Hand Gottes. Denn was wusste der Mensch, ja sogar die Heiligen damals von jener unendlichen Aufgabe? Gott selbst kennzeichnete sie durch eine Finsternis, für die nichts in der Natur Rechenschaft geben kann, und Christus bekannte es in jenem Schrei, der für niemand gelten konnte als für Ihn: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das war das, was das Tragen der Sünde begleiten musste: absolute Verlassenheit von Gott. Wenn Er auch sein Gott war, wurde Christus doch zur Sünde gemacht; und es war keine Verstellung, sondern Wirklichkeit, wenn irgendetwas jemals wirklich war; kein Hinweghuschen über die kleinsten Sünden, kein Auslassen der größten Sünden. Christus trug das Gericht für die Sünde, die einzige gerechte Möglichkeit für die Reinigung der Sünden. Und das Werk wurde getan und vollendet in solcher Vollkommenheit, dass der einzige angemessene Sitz für Ihn, der alles getragen hatte, zur Rechten der Majestät in der Höhe war. Davids Thron wird später eingenommen werden, wenn der Segen für die Erde über Israel dämmert. Und wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle Engel mit ihm, dann wird Er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor Ihm werden versammelt werden alle Nationen. Aber hier ist ein unvergleichlich erhabenerer Sitz, und er ist wirklich für niemand geeignet und möglich außer für eine göttliche Person; doch wird er auch vorgestellt als der Platz, der für Ihn angemessen ist, der gerade die Reinigung der Sünden bewirkt hatte. Hierin litt und arbeitete Er; dort setzte Er sich nieder, nachdem das Werk vollbracht war und so angenommen war. Um wie viel herrlicher war es für den erniedrigten Messias? Um wie viel gesegneter in seiner Frucht für den Gläubigen? Ein Opfer an Gott, Er gab sich selbst hin für uns.

Hier ist ein anderes Wort hinzugefügt, dessen Bedeutung für den jüdischen Verstand nicht weniger klar war. Sie dachten viel an die Herrlichkeit der Engel. Das Gesetz fassten sie auf als von Engelsdienst verordnet (Apg 7,50; Gal 3,19). Sie waren deshalb gewöhnt, mit Furcht und Staunen jene gehorsamen Boten der Macht Gottes zu betrachten, wovon es keinen stärkeren Beweis geben kann als die Versuchung des Johannes in Offenbarung 19 und 22. Deshalb das Gewicht des weiteren Zeugnisses für die Herrlichkeit Christi hier: „indem er umso viel besser geworden ist als die Engel, als er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen ererbt hat“ (Heb 1,4).

Christus macht den Grund des Ratschlusses Gottes deutlich, der besagt, die von den Menschen zu erheben, die bestimmt sind für einen unvergleichlich höheren Platz als den der Engel. Wenn der Sohn Gottes Mensch wurde, war dies sofort verständlich, schicklich und notwendig. Und die Erlösung in Christus und unsere daraus folgende Nähe der Verbindung, in die die Gnade den Gläubigen bringt, macht unsere Vereinigung mit Ihm klar und unsere Erhöhung über die Engel. Denn sie werden nicht gerufen, sondern gehalten. Da sie nicht in moralisches Verderben gesunken sind, haben sie keine Erfahrung mit der Gnade, die rettet und mit Christus vereint. Deshalb wird von Engeln nie gesagt, dass sie herrschen. Sie dienen, anstatt auf Thronen zu sitzen. Wir sollen mit Ihm herrschen, und doch werden wir dann dienen, wie wir auch jetzt dienen, und noch viel besser durch die Gnade, weil wir, befreit von dem letzten Bewusstsein von Schuld und Bösem, das Ziel seiner unaufhörlichen und unendlichen Liebe sind und seine Herrlichkeit so sicher teilen werden, wie wir jetzt auf seiner Gnade ruhen. Engel kennen beide Extreme nicht, wie wir es tun; aber alles, dessen wir uns rühmen, besteht durch Ihn, der so viel besser geworden ist als die Engel, als Er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen ererbt hat. Es ist der Messias, von dem wir hören.

Als Nächstes kommt eine Reihe von Zitaten aus dem AT, die sich auf die Sohnschaft Christi bezieht, die gerade dargelegt worden ist. Diese Fülle von Zitaten der alten Weissagungen ist nirgendwo so reich wie hier, wenn sich auch anders in den Schriften des Apostels und besonders im Brief an die Römer Zitate finden. Auch könnten wir es sonst nicht verstehen, wenn er nicht an Gläubige aus dem auserwählten Volk schrieb und ängstlich darauf bedacht war in seiner liebevollen Rücksicht auf sie, alles mehr auf Gottes Wort fußen zu lassen, das ihnen schon bekannt war, als auf seine eigenen neuen prophetischen Mitteilungen.

Verse 5-9

Heb 1,5-9: Denn zu welchem der Engel hat er je gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt? Und wiederum: Ich will ihm zum Vater, und er soll mir zum Sohne sein? Wenn er aber den Erstgeborenen wiederum in den Erdkreis einführt, spricht er: Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten. Und in Bezug auf die Engel zwar spricht er: Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme; in Bezug auf den Sohn aber: Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl über deine Genossen.“

Als Juden waren sie daran gewöhnt, viel an Engel zu denken, die sich oft zeigten in kritischen Situationen bei ihren Vätern und die einen sehr bestimmten Anteil hatten bei der Einführung des Gesetzes und bei der Verkündigung und Durchführung von Befreiungen nachher, wie jedermann sehen kann, der aufmerksam das Gesetz und die Propheten liest. Dies diente dazu, eine nicht geringe Verehrung in den Gemütern der Gerechten hervorzurufen und auch Aberglauben bei solchen, die die Grundlage der Schrift verließen. Christus allein weckt die Wahrheit in uns und erhält sie. Und hier wie auch im ganzen Brief haben wir ein klares Beispiel vor uns. Nicht nur war das Leben das Licht der Menschen und nicht der Engel, sondern der Sohn Gottes, der wirklich Mensch wurde, wie Er schon oft vorher in menschlicher Verkleidung eingegriffen hatte, gab den Beweis dafür, dass das Wohlgefallen Gottes auf den Menschen liegt, und Er bereitete den Weg für die Offenbarung der herrlichen Ratschlüsse, die Er immer gehabt hatte für solche, die glauben, am Tage Christi, wenn sogar die Engel in untergeordneter Stellung sein sollen, wie in der ganzen Ewigkeit. Und dies konnte ganz gewiss nicht sein ohne Erlösung, wie Erlösung im vollen Sinne nicht ohne Fleischwerdung sein konnte, wie in Kapitel 1 angenommen und offen dargelegt in Kapitel 2, wie wir sehen werden. Wie der Sohn unbestreitbar über den Propheten steht, so wird von Ihm jetzt bewiesen, dass Er genau so über den Engeln steht; und Er ist der Grund für all unseren Segen.

Die erste Schriftstelle, die zitiert wird, ist aus Psalm 2,7: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Niemals war ein solches Wort an einen Engel gerichtet. Es bezieht sich nur auf Christus. Aber wie? Der Apostel Johannes liebt es, sich über seine ewige Sohnschaft zu verbreiten. Wiederum wird Er anderswo in den Briefen des Paulus oft gezeigt als Sohn Gottes in Auferstehung (Röm 1,4; 8,29; Kol 1,18) wie natürlich auch, wenn Er vom Himmel wiederkehrt (1Thes 1,10). Als was wird Er hier betrachtet? Als Sohn Gottes, der in die Zeit geboren ist: So sehen wir Ihn in Lukas 1,32 und noch deutlicher in Vers 35. Das Annehmen des Fleisches erniedrigte in keiner Weise seine Sohnschaft. Als ewiger Sohn Gottes war Er noch und nicht weniger Sohn Gottes, als Er von der Jungfrau geboren wurde, wie Er es auch in der Auferstehung und auf immerdar in Herrlichkeit ist; Er allein, in der Kraft göttlichen Rechtes, das von Gott anerkannt ist und für Jesus allein galt, vergrößerte durch das Wort Jahwes Name über alles.

Es ist umso wichtiger, dass dies klar und unumstößlich gesehen wird, weil sogar der gelehrte Bischof Pearson in seinem berühmten Werk über den Glauben über und über den mystischen Gesichtspunkt dieses Verses unterstützt, der zitiert wird in Apostelgeschichte 13,32.33, als wenn der Apostel das so bestimmt entschieden hätte. Aber dies ist gänzlich ein Versehen. Im Gegenteil und über allen Zweifel erhaben, unterscheidet der Apostel in Apostelgeschichte 13,34 die Auferstehung des Herrn (bezeugt durch Jes 55,3 und Ps 16,10) von seiner Sohnschaft in den Tagen seines Fleisches wie in Psalm 2,7. Das „Auferwecken“ (nicht „Wiederauferwecken“ wie in der Authorized Version) in Vers 32 und 33 bezieht sich auf den Messias auf Erden; wovon in Vers 34 das Wiederauferwecken Gottes aus den Toten unterschieden ist.

Es ist deshalb nicht nötig oder sogar gar nicht möglich, von der einfachen, aber doch großartigen Wahrheit abzuweichen, wie der Psalmist und so auch der Apostel in seiner Predigt in Antiochien von Pisidien und auch hier in dem Brief an die Judenchristen von dem spricht, was Jahwe von seinem Sohn gesagt hat, als Er als ein Mensch geboren wurde. Es ist deshalb seine Geburt in der Zeit: „Heute habe ich dich gezeugt.“ Aber es ist von größter Bedeutung für die Wahrheit und für seine persönliche Würde, sich zu erinnern, dass seine Sohnschaft, als Er Mensch wurde und auch in der Auferstehung, gegründet ist auf seine ewige Beziehung als Sohn, das große Thema des Apostels Johannes, ohne welche die beiden anderen nicht da gewesen sein könnten. Hier haben zu viele Christen versagt.

Das nächste Zitat scheint aus 1. Chronika 17,13 (2Sam 7, wo dieselben Worte auftauchen, ist mehr historisch) entnommen zu sein: „Ich will ihm zum Vater, und Er soll mir zum Sohn sein.“ Dies ist die Erklärung der vollkommenen und gegenseitigen Liebe, die zwischen dem Vater und seinem Sohn herrschte, jetzt als lebendiger Mensch; nicht was eine vollendete Tatsache wurde wie in Psalm 2,7, und was bleiben sollte, wenn Er von einer Frau geboren wurde, „Sohn Davids, Sohn Abrahams“ (Mt 1,1).

Was den zweiten Text angeht, hat es wenig Erörterungen gegeben zwischen orthodoxen Leuten. Nicht so bei dem dritten, der in unserem Brief identisch ist mit dem Vatikanischen (nicht dem Alexandrinischen) Septuaginta-Text von 5. Mose 32,43 und im Wesentlichen auch mit Psalm 97,7. Aber man hat scharf darauf gedrängt, dass bei den einleitenden Worten das „wiederum“ pa,lin zu eivsaga,gh| gehört und eine neue und zweite Einführung des Messias anzeigt, anstatt wie in der AV [engl. Bibelübers.] und vielen anderen Fassungen das Anzeichen für ein neues Zitat zu sein. Nicht wenige alte, mittelalterliche und moderne Kommentatoren haben das so aufgefasst, wenn sie auch große Unterschiede haben hinsichtlich der angeführten zweiten Einführung. Aber die Pesch. Syr. fand keine solche Schwierigkeit wie die Vulgata; auch nicht Erasmus, Luther, Calvin, Beza, Bengel, Wolf und die meisten der modernen Kommentatoren und Bleek. Es wird angenommen, dass pa,lin nicht da stehen würde, wo es im Griechischen ist, wenn es ein neues Zitat einführte; aber der gute Gelehrte, der so spricht, gesteht zu, dass im Fall der Interpretation die Fassung der AV bei weitem vorzuziehen ist. Ist dies wirklich normal? Dass eine falsche Fassung einen besseren Sinn gibt als die richtige? Dass die richtige grammatisch nicht zu rechtfertigen ist?

Die Tatsache ist, dass die Zusammenstellung im NT die einzige ist, soweit ich sehen kann, und dass es nichts dergleichen in der Septuaginta gibt. Nun gibt es bei den anderen Beispielen des NT keinen Fall, der ganz genau so ist wie dieser hier vor uns, nicht nur kein o[tan de., sondern auch nichts Ähnliches. Ich lasse nicht zu (bis ein wirklicher Fall besteht, der dem entgegensteht, was von einem berühmten und kompetenten Mann, Canon Humphry, bekannt wird als ein sich ergebender Sinn, der wohl vorzuziehen ist), dass wir getrieben werden, dem Griechischen eine Elastizität abzusprechen, deren unsere Sprache vollkommen fähig ist. Engländer werden bestimmt nicht gehemmt durch solch eine Ordnung wie „Wiederum, wenn er einführt“. Welchen Beweis gibt es, dass das noch weit biegsamere Griechisch mehr eingeschränkt ist? Nicht selten sind einzelne Beispiele für eine Zusammenstellung oder Konstruktion im NT und in anderen Schriften. 

Wenn wir sagen können: „Und wenn Er wiederum einführt etc.“, weiß ich nicht, warum nicht der Schreiber mit der gleichen Freiheit eine entsprechende Ordnung genommen haben sollte, auch wenn es kein anderes Beispiel dafür gibt und keinen anderen Wunsch nach solch einer Vielfalt. Was ist denn der grammatische Grundsatz oder der Gebrauch, von dem man annimmt, dass er hier verdreht ist? „Wenn es in diesem Brief mit einem Verbum verbunden ist, hat es immer den Sinn von ,zum zweiten Mal‘ (z.B. Heb 4,7; 5,12; 6,1.6).“ Ist es nicht unglücklich, dass das Allererste anders ist? Es ist dort mehr mit einem Verb verbunden als in dem Vers, der zur Debatte steht. Es bedeutet: „Wiederum bestimmt Er“, und nicht: „Er bestimmt zum zweiten Mal“. Es besteht kein Zweifel, dass es in Vers 16, wie in Hebräer 6,1.6 iterum (= wiederum) bedeutet, nicht rursus (= wieder), besonders wenn es gebraucht wird als eine Art Parenthese wie in Kapitel 1 und anderswo oft. In der Tat verleugnet das allererste Auftauchen im NT diese imaginäre Regel der Grammatik.

Unser Herr sagte in Matthäus 5,33 Pa,lin hvkou,sate, dessen unmissverständlicher und überall anerkannter Sinn ist „Wiederum habt ihr gehört“ und nicht „Ihr habt zum zweiten Mal gehört“. Zu sagen: „verbunden mit einem Verbum“, drängt zu der Frage: Ist es wirklich so? Wir können sicher sein, dass es so nicht sein kann.

Die Tatsache ist, dass es das Ziel des Apostels zu sein scheint, nicht die Zeit zu bestimmen, wenn Gott den Erstgeborenen in die Welt einführt, sondern die allumfassende Huldigung aller Engel Gottes, um die Herrlichkeit des Sohnes zu beweisen (wann auch immer es gewesen sein mag, Vergangenheit oder vielleicht Zukunft). Und ganz gewiss ist Lukas 2,13.14 ein wunderbares Zeugnis dafür. Auch besteht nicht der geringste Grund für eine Beschränkung des „Erstgeborenen“ auf die Auferstehung. Wie jeder Leser sehen kann, stellt Kolosser 1,15 den Herrn Jesus als Erstgeborenen aller Schöpfung heraus, ganz getrennt von seiner folgenden und noch herrlicheren Stellung als „Erstgeborener aus den Toten“ in Kolosser 1,18 (s. Off 1,5). „Erstgeborener“ ist als solches also mehr passend für Ihn einfach als Fleischgewordener; dieses sagt, so weit wie es geht, aus gegen ein Zusammenfügen von pa,lin mit dem Verbum als „zum zweiten Mal“. Zur gleichen Zeit ist es frei erlaubt, dass die Erfüllung von 5. Mose 32 oder von Psalm 97 als Ganzes das zweite Kommen des Herrn erwartet.

Hiernach haben wir Worte, die aus zwei Psalmen zitiert sind: Psalm 104,4 hinsichtlich der Engel, hinter die kein Jude ein Fragezeichen setzen würde – und in der Tat können solche Boten und Diener nur Engel sein, was auch immer Calvin anderes erörtern mag –; Psalm 95,6.7 hinsichtlich des Herrn Jesus. Ich habe kein Recht, die wirklichen Ziele und wirklichen Aussagen im Hebräerbrief zu erklären. Aber es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der Brief an die Hebräer aus der Septuaginta zitiert wie in der Vat. außer in der Form der letzten Worte; und dort lässt die wahre Ordnung keine Frage zu. So ist die Bedeutung des ersteren Psalms über gerechten Streit erhaben. Die herrlichen Wesen des Himmels, seine natürlichen Bewohner, sind geschaffen, um Gottes Willen in der Vorsehung zu tun und zu handeln in Wind oder Feuerflamme. Aber anstatt Christus zu diesem oder jenem zu machen, sagt Er: „Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches.“

Hier nehme man zur Kenntnis, dass es nicht mehr als in 5. Mose 32 (oder Psalm 97) um die Zeit der Erfüllung geht; denn es ist sehr sicher, dass das gerichtliche Königreich, das in Psalm 45 beschrieben ist, noch zukünftig ist, da es noch keine richtige Erfüllung bis jetzt gehabt hat. Aber um nichts weniger ist das Erkennen der Herrlichkeit des Messias sogar jetzt für das Ziel des Briefes äußerst nützlich. Denn Gott anerkennt den Messias als nichts Geringeres als Er selbst; wenn Er aber Gott ist, kann es nicht nur eine bloße Frage der Zeit sein, welche herrliche Offenbarung auch immer noch kommen mag. Auch die Vergangenheit ist nicht vergessen und kann nie von Gott vergessen werden. „Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst.“ So war Jesus als Mensch hier unten; denn in der Tat ist Er beides in einer Person, Er ist nicht mehr wahrer Gott als Mensch und nicht mehr Mensch als Gott (vgl. Phil 2).

„Darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl über deine Genossen.“ Wie herrlich ist es, die Weite der Gnade und Wahrheit zu sehen. Nach diesem erhabenen Anerkennen des Messias als Gott durch Gott kommt die vollste Anerkennung der anderen [Anm. d. Red.: seiner Genossen]. Er selbst schämt sich nicht mehr, uns als seine Genossen anzuerkennen, als Gott sich schämt, Ihn als Gott anzuerkennen. Er, der heiligt, und die, die geheiligt werden, sind alle von einem. Und doch ist Er nicht weniger Gott als der Vater, der dafür sorgen wird, dass alle Menschen den Sohn genauso wie Ihn selbst ehren werden. Was haben ungläubige Träume vom Fortschritt gleichzusetzen der einfachen und sicheren christlichen Wahrheit?

Das Zitat aus Psalm 45 war sehr bestimmt und überzeugend. Kein Jude damals oder heute konnte bezweifeln, dass der ganze Psalm sich auf den Messias bezieht, der sein Königreich auf Erden einführt und erhält in Verbindung mit dem gottesfürchtigen jüdischen Überrest. Christus wird als König gesehen und nicht als Haupt der Gemeinde (obwohl gottesfürchtige Juden jetzt zu seinen Genossen ernannt werden, bevor Er in seiner königlichen Herrlichkeit erscheint). Aber das einzige Ziel, warum dies zitiert wird, ist, zu beweisen, dass Gott den Messias als Gott anerkennt. Es sind nicht nur die Menschen allein oder die Engel, nicht Juden oder Heiden. Es ist „Gott“, der göttliche Name, nicht einer besonderen irdischen Verwandtschaft, sondern von wesentlicher Natur im Gegensatz zu der Schöpfung. Welch eine Antwort auf Verachtung und Verwerfung!

Es könnte für unmöglich gehalten werden, irgendeine Beifügung darüber hinausgehend für die Ehre Christi zu finden; aber das ist nicht so: Das nächste Zeugnis geht noch weiter. Hier ist ein anderes und höheres Zeugnis für den Sohn aus dem vierten Buch der Psalmen (Ps 102,25-27):

Verse 10-12

Heb 1,10-12: Und du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände; sie werden untergehen; du aber bleibest; und sie alle werden veralten und wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirst du sie zusammenwickeln, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht vergehen.

Das „Und“ verbindet einfach dieses neue Zitat mit dem Vorigen, was zu dem Sohn gesagt worden war. Aber der göttliche Name ändert sich. Es ist der Name, den jeder Jude anerkennt als unmittelbar und erhaben. „Gott“ mag untergeordnet gebraucht werden unter besonderen Umständen von denen, die seine Autorität als Könige oder Richter vertreten. Vergleiche 2. Mose 21; 22; Psalm 82. Aber Jahwe, in der Septuaginta mit „Herr“ übersetzt, wie es hier gebraucht wird, wird niemals angewandt in anderer Weise als für Gott im höchsten Sinne, und dies im besonderen Charakter oder Bundescharakter in Verbindung mit Israel als der Ewige und Unveränderliche.

Die Kraft dieser Anwendung der Abschlussworte in dem Psalm ist ungeheuer. Es ist Jahwes Antwort auf das Gebet des angefochtenen, des gedemütigten, ausgestoßenen und leidenden Messias, und zwar besonders auf seine Bitte in Vers 24 (Ps 82,24). Keine Sprache kann Ihn völliger als Menschen zeigen, wie Er überwältigt ist und seine Klage vor Jahwe ausschüttet und doch der Heilige eine Gottes ist, der so geboren und unterstützt worden ist unter unvergleichlichen Versuchungen in unerschütterlicher Abhängigkeit und Gehorsam. In den Versen 1-11 öffnet der Messias seine Not, sein Herz ist zerschlagen wie Glas, seine Feinde verhöhnen Ihn; Er selbst ist emporgehoben und hingeworfen wegen Jahwes Zorn und seines Grimms – gewiss nicht gegen Ihn, sondern zum Wohle Israels –, so dass seine Tage waren wie ein Schatten (Ps 82,1-11). Dann stellt Er von Vers 12 an Jahwes Bleiben und Treue gegenüber seinem Bund als Gegensatz dagegen, die Sicherheit Zions, was auch immer ihre Trübsal ist, sogar in der festgesetzten Zeit, um es zu begnadigen, mit den sicheren und segensvollen Ergebnissen, nicht nur für die zukünftige Generation, sondern für die Völker und Königreiche und Nationen an jenem Tag, wo sie Jahwe fürchten und Ihm dienen werden. Als Letztes breitet Er vor Jahwe in den Versen 23 und 24 seine eigene gebeugte Kraft aus und seine verkürzten Tage, und Er bittet, nicht hinweggenommen zu werden in der Hälfte seiner Tage, während Er anerkennt, dass Jahwes Jahre von Geschlecht zu Geschlecht sind. Darauf folgt die herrliche Antwort des leeren und leidenden Sohnes: „Du hast vormals die Erde gegründet … Sie werden untergehen, du aber bleibst …“

Es ist Jahwe von oben, der so Jahwe unten antwortet inmitten seiner völligen Unterwerfung unter Schmerz und Erniedrigung, „gekreuzigt in Schwachheit“. Jahwe wird sich erheben und Zion aufbauen; und wenn Er es tut, wird Er in seiner Herrlichkeit erscheinen; aber Zion wird nicht ohne seinen erniedrigten und geschlagenen Messias sein, unter welche Schwachheit auch immer Er sich beugte zur Herrlichkeit Gottes und der Befreiung seines Volkes; denn der Sohn ist genau so wirklich Jahwe wie der Vater: „Höre, Israel: Jahwe, unser Gott, ist ein einiger Gott.“ Dies ist der Sinn von Psalm 102, gedeutet von einem, der nicht weniger inspiriert war wie der, der den Psalm schrieb. Ohne Hebräer 1 hätten wir es nicht herausfinden können; mit dieser Stelle sehen wir sofort, dass keine andere Interpretation dem Psalm einen angemessenen Sinn gibt. Aber welch ein Beweis für die erhabene Gottheit Christi und das gegründet darauf, dass Er den unaussprechlichen Namen dessen besitzt, der ihn zugestandenermaßen trägt! Die göttliche Herrlichkeit Christi ist die Antwort auf alle Erscheinungen und jedes Dilemma.

Wenn angeführt werden sollte, dass das Wort „Herr“ ku,rie in der Septuaginta kein Gegenstück im Hebräischen hat, ist die Antwort, dass die Wahrheit, die gemeint wird, in keiner Weise abhängt von der Einsetzung jenes Wortes, sondern von den Attributen der Schöpfer- und Gerichtsherrlichkeit sowie auch der göttlichen Unveränderlichkeit, während Er alle Schöpfung verändert, die dem Messias durch Jahwe zugewiesen worden ist. Er war Mensch und wurde bedrängt bis zum Äußersten, wie es sein musste, wenn Er den Auftrag der Gnade erfüllen wollte, für den Er kam – auf gerechte Weise Gott zu rechtfertigen angesichts der Sünde und das Volk, auf dem der Zorn und Grimm lag, zu befreien; und dies tat Er, indem Er Schwachheit litt, nicht in Kraft, aber Er wird anerkannt in jenem Leiden als der, der immer derselbe ist, der Ewige; nicht nur als der, der ein ewiges Königreich hat, sondern auch als der Eine, der da ist und der da war und der da kommt, der Alte der Zeiten und doch der Sohn des Menschen, wie Johannes in Offenbarung 1 bezeugt. Wir können auch Daniel 7,13.22 zum Vergleich heranziehen, wo der Sohn des Menschen, der zu dem Alten an Tagen kam, Er selbst ist, der so identifiziert ist mit dem Alten der Tage. So sorgfältig ist die Schrift, dass sie, wenn sie sein Menschsein darstellt, sein Gottsein erwähnt.

Der Gegensatz der vergänglichen Schöpfung mit der bleibenden Dauer Christi (in Wirklichkeit Jahwe) verdient es, betrachtet zu werden. Denn die angenommene Dauerhaftigkeit der Welt ist ein Grundprinzip des Unglaubens, und das niemals mehr als in der Verehrung des Materialismus bei modernen Philosophen, das Wiederaufleben alten Heidentums. Die Schrift dagegen besteht auf der Gewissheit eines Gottes des Gerichtes, nicht weniger physisch wie moralisch. Alles hängt von seinem souveränen und heiligen Willen ab. Es ist nicht nur so, dass die Wissenschaft gezwungen ist, göttliches Eingreifen zu bekennen in den Vorgängen, dass die Erde viele Male und durch viele Zeiträume geschaffen und zerstört wurde (ich sage nicht: vernichtet, denn das ist falsch) zwischen ihrem ursprünglichen Ins-Leben-gerufen-Werden und der Zeit, dass sie zur Wohnung des Menschen gemacht wurde. Aber seit Adams Kinder auf ihr lebten, hat ein moralisches und physisches Gericht Zeugnis getragen, wenn auch Spötter es nicht sehen wollen, dass Gott nicht gleichgültig ist gegenüber der Bosheit, die durch die Fesseln der Schöpfung bricht; denn die Welt, die damals war, wurde mit Wasser überflutet und ging unter, wie es sicherlich ein noch deutlicheres Verderben geben wird, das zurückgehalten wird für den Tag des Gerichtes und der Zerstörung der Gottlosen. Jetzt ist alles Gericht dem Sohn übertragen. Er hat es ausgeführt, wie Er es ausführen wird.

Auch ist es nicht so, dass diese oder jene untergeordneten Teile der Schöpfung untergehen werden. Aber so wie die Erde und die Himmel die Werke der Hände des Sohnes waren (Joh 1,3), so wird alles veralten wie ein Kleid. Auch hängt es nicht ab von der Schlechtigkeit der Schöpfung, sondern von dem gerechten Willen des Schöpfers;: „Wie ein Gewand wirst du sie zusammenwickeln.“ Die Unveränderlichkeit der Himmel und von allem, was sichtbar und unsichtbar daran ist, ist nicht mehr wahr als bei der Erde und bei allem darin, von dem die Menschen versichern, dass es weiter bestehen wird, wie es war. Die Astronomen, die Geologen, die Chemiker, die Physiker, die Physiologen, um nicht noch mehr zu erwähnen, sind fähig, jede Erkenntnis des wahren Gottes in der alleinigen Beschäftigung mit seinen Werken zu ersticken und so in einen Atheismus zu sinken, der umso schuldiger ist, weil es die Ableugnung des einen wahren Lichtes ist, das Ihn offenbart hat. Aber es ist nicht mehr wahr, dass sie sterben müssen, als dass sie auferstehen müssen. Denn die Auferstehung Christi schenkt den Seinen das Pfand der Befreiung vom Gericht , ja das Pfand gegenwärtiger Rechtfertigung und das Pfand sicheren Gerichtes, das folgen wird für alle, die Ihn verachten. Christi Auferstehung beweist, dass die Folge von Ursache und Wirkung wirklich unter Gottes absoluter Kontrolle steht; wie es wahr ist für jedes wirkliche Wunder. Es wird eine große Veränderung geschehen, die Christi Kommen einleitet: eine vollständige und endgültige Veränderung als das Ergebnis, wenn das Königreich Platz macht für all die Dinge, die für die Ewigkeit neu gemacht worden sind.

Diese Reihe der Zitate schließt mit Worten ab, die aus dem Anfang von Psalm 110 entnommen sind, was wiederum eine Äußerung Jahwes gegenüber dem Messias in seiner Verwerfung ist.

Verse 13.14

Heb 1,13.14: Zu welchem der Engel aber hat er je gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße? Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen?

Psalm 110 ist umso überraschender, als er unmittelbar dem Psalm folgt, der den Sohn des Verderbens beschreibt, den Verräter des Messias. Hier wird dem Verworfenen Israels und der Menschen gesagt, dass Er seinen Platz zur rechten Hand Gottes einnehmen soll, eine Tatsache, auf die im ganzen NT angespielt wird und die überall dort zitiert wird, vielleicht mehr als irgendeine andere Behauptung des ATs, außer in Bezug auf sein Opfer oder sein Königreich. Auch brauchten wir uns nicht darüber wundern. Christi gegenwärtige Herrlichkeit wird darin dargelegt. Es bietet die Gelegenheit, „das Geheimnis Christi“ einzuführen. Es ist der Ausgangspunkt des Evangeliums in seinem himmlischen Charakter. Es erklärt das Rätsel des in der Höhe erhöhten Christus, während Er, als Er hier unten war, äußerlich verworfen war und nichts von seinen Rechten hatte. Es stößt gleichermaßen auch auf das Geheimnis der Finsternis Israels in seinem Unglauben und auf den Anspruch Satans als Gott dieser Zeit.

Kein Engel wurde jemals aufgefordert wie Er, sich auf jenen Thron zu setzen. In der Tat, obwohl die Heiligen mit Christus auf seinem Thron sitzen sollen in der Zeit seiner Offenbarung, soll kein Engel das jemals. Engel wurden erschaffen, um zu dienen, nicht um zu herrschen; sie haben niemals geherrscht und werden es niemals. Herrschaft wurde Adam gegeben, der das Bild dessen ist, der kommen sollte. Gott hatte das Reich immer im Auge von Grundlegung der Welt an. Von diesem Königreich ist Christus der bestimmte König. Aber so wie Er in seiner Gnade die verwandelten Heiligen mit Ihm herrschen lassen wird, so wird Er auch unverwandelte Heilige haben, die Er zu seiner Rechten stellt, und Spötter zu seiner Linken, wenn Er sitzt auf seinem Thron der Herrlichkeit und alle Nationen richten wird entsprechend ihrer Behandlung gegenüber seinen Boten (seinen Brüdern), die ausgesandt werden, bis Er wiederkommt.

Niemals wird die Gemeinde da sitzen, wo Christus jetzt sitzt, auch nicht irgendein Glied davon, sogar nicht ein Apostel oder Prophet. Es ist eigens für Gott, der Christus dorthin beruft: weil Christus auch Gott ist und Jahwe (nicht weniger als der, der Ihn sandte, wie wir gesehen haben); Christus sitzt dort. Während der apokalyptischen Zeit kommen nacheinander Gerichte von Gott, und zwar mit steigender Intensität auf den schuldigen Menschen, besonders im Christentum; und endlich, wenn seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind, erscheint Christus persönlich, um sie niederzutreten. Dann in Vereinigung mit seinem alten Volk sendet Jahwe den Stab seiner Kraft aus Zion, und Christus herrscht in der Mitte seiner Feinde. Aber das sind nicht länger die Juden, die einmal die Heiden zwangen, Ihn zu kreuzigen; sie bieten sich selbst freiwillig dar am Tag seiner Macht. Er wird darin den Tau seiner Jugend haben, die zukünftige Generation. „Anstelle deiner Väter werden deine Kinder sein.“ Die Menschen verderben sich selbst mehr und mehr, wie sie sich auch des Fortschrittes rühmen.

Nichtsdestoweniger wird es unter Christus wirklich den besten Wein auf Erden geben, der bis dahin aufbewahrt wird. Und dann wird sich der Segen zeigen von Jahwes Eid über den großen Melchisedek; denn obwohl Christus nach dieser Ordnung jetzt schon ist, wird sie erst dann zur Ausübung kommen. Er wird Brot und Wein herausbringen für die Sieger in ihrer ganzen Bedeutung, der den Menschen segnet bei Gott, dem Höchsten, und Gott preist vor den Menschen. Denn das wird wirklich die gute Zeit sein, und jeder und jedes Ding wird an seinem richtigen Platz sein, was Er nur vollbringen kann. Ohne Zweifel wird jener Tag mit Zorn beginnen, wie wir wissen, dass er enden wird mit dem Gericht, wenn die Zeit in die Ewigkeit verschmilzt.

Und dann ist es wiederum das Ziel des Geistes, nicht die zukünftige Herrlichkeit für die Erde zu zeigen, sondern die einzigartige Würde zu enthüllen, die Christus gebührt zur Rechten Gottes im Gegensatz zu den Engeln, die im besten Fall alle dienstbare Geister sind, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen. Darüber hinaus erheben sie sich nie. Christus konnte Davids Sohn werden und wurde es; aber Er war auch Davids Herr, wie unser Herr selbst es den Juden als Fall vorlegte und unwiderleglich, weil ihr Mund im Unglauben verschlossen war. Aber der Glaube antwortet hier sofort. Er war Gott gleicherweise wie der Vater. Wo anders dann sollte Er sitzen als zur Rechten Gottes? Sicherlich nichtsdestoweniger, weil der Mensch oder Israel Ihn nicht haben wollte. Der Erste aus Israels Königslinie (nach einer langen Reihe, die dann folgen sollte), der Vater dessen, dem das ewige Königreich gehört, wenn Er auch noch darauf wartet, erkennt seinen Sohn durch eine sehr seltsame Umkehrung der Natur an als seinen Herrn: eine unerklärliche Sache, wenn Er nicht Gott wäre, die Wurzel und der Spross Davids. Die heiligen Engel werden von dem Herrn gestützt. Es ist unser Teil, die Errettung zu kennen, sei es, so wie sie jetzt in Christus vollendet gesehen wird (wie in Eph 2 etc.), oder wie sie in uns vollendet wird bei seinem Kommen und deshalb zukünftig ist (wie hier und anderswo).

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Übersetzt aus An Exposition of the Epistle to the Hebrews with a new version, 1905

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