Der zweite Brief an die Thessalonicher (1)
Kapitel 1

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 09.04.2014, aktualisiert: 10.07.2022

Leitverse:  2. Thessalonicher 1

Einführung

Die beiden Briefe an die Gemeinde in Thessalonich wurden geschrieben, um falsche Lehren zu korrigieren, die sich in die Gemeinde eingeschlichen hatten. Es ging dabei um die Hoffnung der Gläubigen: die Wiederkunft des Herrn.

Die Schrift stellt diese große Wahrheit unter einem zweifachen Aspekt dar: Zum einen geht es um das Kommen des Herrn für seine Heiligen, um sie aus dieser Welt zu sich zu holen, damit sie mit Ihm in der Herrlichkeit seien; zum anderen geht es um sein Erscheinen mit seinen Heiligen, um sie mit sich in die Welt zu bringen, damit sie dort mit Ihm regieren. Der erste Thessalonicherbrief behandelt das Kommen des Herrn, um seine Heiligen aus der Welt zu nehmen, und korrigiert den Irrtum bezüglich der entschlafenen Heiligen. Der zweite Brief spricht vom Kommen des Herrn mit seinen Heiligen und korrigiert falsche Lehren, die hinsichtlich der noch lebenden Heiligen verbreitet wurde.

Die Gemeinde in Thessalonich wusste genau, dass das Kommen des Herrn mit seinen Heiligen den Tag des Menschen beenden und den Tag des Herrn einläuten würde. Der Apostel hatte schon in seinem ersten Brief über den „Tag des Herrn“ als über eine ihnen gut bekannte Wahrheit geschrieben (1Thes 5,2). Im zweiten Brief nimmt er dieses wichtige Thema dann wieder auf (2Thes 2,2).

Diese Gläubigen wussten sehr wohl, dass die Propheten diesen Tag als den „großen und furchtbaren Tag des HERRN“ beschrieben hatten (Mal 3,23), als „einen Tag des Grimmes, einen Tag der Drangsal, einen Tag der Verwüstung und der Dunkelheit, einen Tag des Gewölks und des Wolkendunkels“ (Zeph 1,15). Mag die Königsherrschaft Christi auch noch so herrlich und segensreich sein – der Tag des Herrn, der in das Königreich mündet, wird jedoch durch mächtige Weltgerichte eingeleitet.

Die Gläubigen in Thessalonich gingen durch Verfolgungen und Drangsal. Es hat den Anschein, als ob der Feind die Gelegenheit wahrnahm, dadurch den schrecklichen Gedanken in ihnen hochkommen zu lassen, dass der Tag des Herrn schon da sei und dass die Gläubigen die Schrecken dieses Tages durchstehen müssten, bevor der Herr sie zu sich holte. Der Apostel schreibt diesen Brief, um diesen Irrtum zu berichtigen. Das gilt nicht nur für die Gemeinde in Thessalonich, sondern für alle Kinder Gottes, die immer noch glauben, dass die Gemeinde vor der Wiederkunft des Herrn für die Seinen durch die große Trübsalszeit gehen müsse. Wie immer, wenn Gottes Geist Irrtümer berichtigt, offenbart Er auch ernste und wertvolle Wahrheiten, die der Ermahnung, Tröstung und Erbauung der Gläubigen dienen.

Der Inhalt des Briefes kann wie folgt zusammengefasst werden:

  1. Der Apostel tröstet Gläubige inmitten der Verfolgung und stärkt sie durch Unterweisung in der Wahrheit, damit sie nicht einer falschen Lehre verfallen (2Thes 1).
  2. Nachdem er sie die Wahrheit gelehrt hat, stellt er die Irrtümer bloß und sagt den Abfall der Christenheit und das Offenbarwerden des Menschen der Sünde voraus (2Thes 2,1-12).
  3. Er tröstet die Gläubigen, indem er sie an alles erinnert, was sie jetzt schon [in Christus] haben, sowie an ihr zukünftiges Teil, im Gegensatz zur [allgemeinen (Namens-)]Christenheit, die dem Untergang geweiht ist (2Thes 2,13-17).
  4. Als Letztes erteilt er uns Anweisungen für den praktischen Wandel im Einklang mit der Wiederkunft Christi (2Thes 3).

1. Trost in Verfolgung

Die Gemeinde in Thessalonich war verwirrt und beunruhigt durch übelgesinnte Personen, die lehrten – während der Verfolgung, die sie zu durchstehen hatten –, dass der Tag des Herrn schon gekommen sei. Bevor der Apostel die falsche Lehre bloßstellt, dankt er jedoch nach der Begrüßung (2Thes 1,1.2) für den geistlichen Zustand dieser Gläubigen (2Thes 1,3.4). Er tröstet sie durch die Darstellung der Wahrheit über den Tag des Herrn (2Thes 1,5-10) und versichert sie seiner Gebete für sie (2Thes 1,11.12).

Einleitung (2Thes 1,1.2)

Verse 1.2

2Thes 1,1.2: 1 Paulus und Silvanus und Timotheus der Versammlung der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: 2 Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Der Apostel grüßt die Gemeinde in Thessalonich mit der Feststellung, dass sie „in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ sind. Er anerkennt, dass sie im Genuss der vollen Wahrheit des Christentums stehen, einer Wahrheit, die Gott als unseren Vater und Jesus Christus als unseren Herrn offenbart. So kann der Apostel der Gemeinde in Korinth schreiben: „So ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind, und wir für ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir für ihn“ (1Kor 8,6). Er erbittet für diese Gläubigen Gnade, damit sie in der Verfolgung standhaft zu seien, und Frieden, der die Herzen in der Drangsal bewahrt.

Dank für die Gläubigen (2Thes 1,3.4)

Verse 3.4

2Thes 1,3.4: 3 Wir sind schuldig, Brüder, Gott allezeit für euch zu danken, wie es angemessen ist, weil euer Glaube überaus wächst und die Liebe jedes Einzelnen von euch allen zueinander überströmend ist, 4 so dass wir selbst uns euer rühmen in den Versammlungen Gottes wegen eures Ausharrens und Glaubens in allen euren Verfolgungen und den Drangsalen, die ihr erduldet; …

Der geistliche Zustand dieser Gemeinde war so, dass der Apostel Gott für sie danken konnte. Da mag es Unwissenheit geben, die Belehrung braucht, Irrtum, der korrigiert werden muss, und sogar Einzelne, die unordentlich wandeln; doch wie immer hebt der Apostel das hervor, was Gott ist in seinen Kindern, bevor er sich um ihre Unwissenheit und ihr Versagen kümmert.

Es ist bemerkenswert, dass der Apostel für die Frucht dankt, die Gott in den Heiligen gewirkt hat: für ihren „Glauben“ und ihre „Liebe“. In diesem Abschnitt dankt er Gott nicht für die Erkenntnis der Wahrheit, die sie schon erlangt haben mochten, oder für ihren Eifer im Forschen im Wort, sondern er dankt für die Auswirkungen der Wahrheit, die er in ihrem Leben feststellt. Auch in dem Brief an die Gläubigen in Ephesus dankt er selbst auch nicht dafür, dass sie die höchsten Wahrheiten verbunden mit dem Ratschluss Gottes verstanden haben, sondern er dankt Gott für den reichen Einfluss dieser Wahrheit in ihrem Leben, der deutlich wird durch ihren „Glauben an den Herrn Jesus“ und ihre „Liebe zu allen Heiligen“ (Eph 1,15.16; s.a. Kol 1,3.4).

Die Gemeinde in Thessalonich zeichnete sich nicht nur durch Glauben an den Herrn Jesus aus, sondern durch einen mächtig wachsenden Glauben; nicht nur durch gegenseitige Liebe, sondern auch durch überströmende Liebe. Unter ihnen befanden sich nicht nur einzelne besonders geistlich Gesinnte, sondern der Apostel sagt, dass „die Liebe jedes Einzelnen von euch allen zueinander überströmend ist“.

Diese thessalonischen Gläubigen gaben ein sehr gutes Zeugnis davon ab, wie eine Gemeinde nach den Gedanken Gottes sein sollte: eine Gruppe von Menschen, für die Christus der alleinige Gegenstand ihres Glaubens ist und in der die Liebe Gottes vorherrscht. In einer solchen Gruppe dürfte kein Platz mehr sein für die Bagatellen des Fleisches mit seinem Hang zur Selbstverherrlichung, seiner Eifersucht und Bosheit. Dort wäre das gegenseitige Vertrauen reichlich vorhanden; niemand würde über den anderen schlecht reden, sondern jeder würde das Gute der anderen suchen.

In diesen einleitenden Versen sagt der Apostel nichts über ihre Hoffnung so wie im ersten Brief. Wahrscheinlich war ihre Hoffnung durch den falschen Bericht, dass der Tag des Herrn schon da sei, etwas gedämpft worden. Dieser zweite Brief sollte die Hoffnung wieder anfachen. Somit konnte er später den korrigierenden Teil abschließen mit der Erinnerung an den „ewigen Trost und die gute Hoffnung“, die uns „durch die Gnade“ gegeben ist (2Thes 2,16).

Eine Gemeinde, in der der Glaube zunahm und die Liebe überströmte, konnte weder damals noch kann heute den Angriffen Satans entgehen. Daher erfahren wir, dass sie Verfolgungen und Drangsal zu erleiden hatte. Trotzdem erlaubte Gott diese Prüfungen, um ihren Glauben zu testen, denn die Bewährung des Glaubens „bewirkt Ausharren“ (Jak 1,3). Bei den Gläubigen in Thessalonich hatten die Bemühungen Satans nur zu einer Vermehrung ihres Glaubens an Christus, ihrer Liebe zueinander und ihres Ausharrens in Widrigkeiten geführt. Solche Eigenschaften veranlassten den Apostel, Gott ihretwegen zu danken und sie anderen Gemeinden zum Vorbild hinzustellen.

Alle Bemühungen des Feindes zielen darauf, den Glauben an Christus zu schwächen, die Liebe untereinander zu zerstören und Schwierigkeiten als ein Übel anzusehen, anstatt sie geduldig zu ertragen. Inmitten der besonderen Schwierigkeiten der Endzeit werden wir in unserem Land vielleicht nicht verfolgt werden, aber wir werden leiden müssen. In einer Zeit der Verwirrung und der Zersplitterung unter dem Volk Gottes kommen die Leiden weniger durch Widerstand von außen als vielmehr durch das Fleisch, das sich in verschiedener Weise innerhalb des Kreises seines Volkes zeigt. Solche Versuchungen erlaubt Gott, um Ausdauer zu bewirken. Leider gehen wir oft vorbei an der Lektion, die Gott uns lehren möchte, wenn wir die Prüfung ablehnen und Böses mit Bösem und Scheltwort mit Scheltwort vergelten [1Pet 3,9]. In diesem Fall könnte die Prüfung andauern oder wenn Gott die Prüfung wegnimmt, verpassen wir den Segen, den Er für uns vorgesehen hatte, und wir werden andere Prüfungen durchzustehen haben. Das Beste für uns ist, jede Prüfung von Gott anzunehmen und sie vor Ihn zu bringen. Wenn wir Ihm alles übergeben haben, lernen wir „Ausdauer“, die jetzt schon großen Gewinn für unsere Seelen und eine reiche Belohnung in der zukünftigen Herrlichkeit einbringt.

Das Königreich Gottes und der Tag des Herrn (2Thes 1,5-10)

Die Erwähnung von Verfolgungen und Drangsalen, die diese Gläubigen durchstanden, führt den Apostel ganz natürlich dazu, vom Reich Gottes und dem Tag des Herrn, der dieses Reich einläutet, zu schreiben. Dadurch bereitet er diese Heiligen vor, die falsche Lehre, von der das zweite Kapitel handelt und die sie beunruhigte, aufzudecken und abzulehnen.

Vers 5

2Thes 1,5: … ein offenbares Zeichen des gerechten Gerichts Gottes, dass ihr für würdig erachtet werdet des Reiches Gottes, um dessentwillen ihr auch leidet – …

Wir erfahren zuerst, dass im kommenden Königreich das gerechte Gericht Gottes dadurch offenbart wird, dass Er Verfolgungen und Leiden im Leben seiner Kinder zulässt. Die feinen Charaktereigenschaften, die diese Gläubigen inmitten von Verfolgung und Drangsal zur Schau trugen, bewiesen, dass sie würdig waren, einen Platz in der kommenden Herrlichkeit des Königreichs zu erlangen. Es war [nämlich] durch das Befolgen der Grundsätze des Reiches, dass sie leiden mussten, und Gott erlaubte das Leid in Anbetracht der Belohnung und der Herrlichkeiten des Königreichs.

Vers 6

2Thes 1,6: … wenn es denn bei Gott gerecht ist, denen, die euch bedrängen, mit Drangsal zu vergelten, …

Zweitens wird am Tag des Herrn die Gerechtigkeit Gottes auch offenbart werden, weil Er dann die straft, die sein Volk in diese Bedrängnisse gebracht haben. Diese Tatsache ist von allergrößter Bedeutung. Sie beweist nämlich, dass wir bis zu einem späteren Tag warten müssen, um die endgültige Lösung für die Regierung Gottes zu erleben. Die Gerechtigkeit Gottes – ob es um die Belohnung derer geht, die Gutes tun, oder um das Gericht derer, die Böses tun – offenbart sich nicht vollkommen in diesem Leben, wie die Freunde Hiobs fälschlich behaupteten. Jetzt müssen die Kinder Gottes oft leiden, während es den Bösen gut geht. Gleichwohl wird in der zukünftigen Welt alles geregelt werden. Dann wird vor Menschen und Engeln bezeugt, dass Gott die Leiden seiner Kinder während all der Jahrhunderte nicht gleichgültig waren. Gewalt und Verderben ihrer Feinde ließen Ihn nicht unberührt. Jede Form von Verfolgung und Bedrängnis – sei es durch das heidnische Rom oder das Rom der Päpste, sei es von innerhalb oder von außerhalb der bekennenden Kirche – wird schließlich ans Licht kommen und gerichtet werden. In Anbetracht dieses Tages braucht Gottes leidendes Volk sich nicht über die Feinde zu empören; es braucht nicht danach zu trachten, sich selbst zu rächen oder zu verteidigen. Es muss nur auf Gottes Zeitpunkt warten, wenn Er in vollkommener Gerechtigkeit mit allem handeln wird.

Vers 7

2Thes 1,7: … und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns zu geben bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, …

Drittens wird der zukünftige Tag der Drangsal für die Welt eine Zeit der „Ruhe“ für die jetzt in der Gnadenzeit leidenden Gläubigen sein. Deshalb kann der Apostel den geprüften Heiligen sagen, dass es „bei Gott gerecht ist, … euch … [an jenem Tag] Ruhe mit uns zu geben“. Jemand hat gesagt: „Jetzt sind es die Heiligen, die leiden, dann wird es die Welt sein. Jetzt leiden die Heiligen von der Welt, dann wird die Welt vom Herrn gestraft werden“ [W. Trotter in Plain Papers on Prophetic Subjects].

Viertens erfahren wir, dass der Tag des Herrn die „Ruhe“ für die Heiligen sowie die Leidenszeit für die Welt einleiten wird – „bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht“. Bei seinem ersten Kommen in Erniedrigung und Gnade verkündeten die Engel die gute Botschaft und eine Menge des himmlischen Heeres lobte Gott und verkündete die Herrlichkeit Gottes und Segen für die Menschen. Bei seinem zweiten Kommen wird Er sich in Macht offenbaren, und auch dann werden seine mächtigen Engel bei Ihm sein, dieses Mal aber, um das Gericht zu vollstrecken über die Welt, die seine Gnade verworfen hat.

Verse 8.9

2Thes 1,8.9: … 8 in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus [Christus] nicht gehorchen; 9 die Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, …

Fünftens wird uns gesagt, dass am Tag des Herrn die göttliche Vergeltung all jene treffen wird, die Gott nicht kennen. Die Völker besitzen das Zeugnis der Schöpfung. Dadurch können Gottes ewige Kraft und seine Göttlichkeit wahrgenommen werden (vgl. Röm 1,19.20; Ps 19,1-6). Sie haben [aber] das Zeugnis der Schöpfung abgelehnt, sind in Götzenkult verfallen und haben sich mit allen erdenklichen Begierden verdorben. All das Böse wird nicht ungestraft bleiben; Gott wird sich am Tag des Herrn damit befassen. Die Nationen kennen Gott nicht, weil sie die ihnen gebotene Gelegenheit, Gott zu kennen, verworfen haben.

Sechstens gibt es auch solche, die das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus gehört haben – ein viel stärkeres Zeugnis als das der Schöpfung, denn im Evangelium ist die Liebe Gottes offenbart. Mit solchen Menschen verfährt Gott gemäß des Lichtes und der Vorrechte, die sie hatten. Aber ob nun die Menschen das Zeugnis der Schöpfung oder das des Evangeliums verwerfen, es zieht „ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke“ nach sich. Sie sahen keine Herrlichkeit in der Erniedrigung des Herrn in Gnade, die sie zur Errettung gebracht hätte; daher werden sie auch von der Herrlichkeit des Tages seiner Macht nichts erfahren.

Vers 10

2Thes 1,10: … wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden.

Siebtens wird der Tag des Herrn vor allem der Tag der Herrlichkeit und Erhöhung Christi sein; wenn Er verherrlicht und bewundert wird in denen, die glauben.

Gebet für die Gläubigen (2Thes 1,11.12)

Verse 11.12

2Thes 1,11.12: 11 Weshalb wir auch allezeit für euch beten, damit unser Gott euch für würdig erachte der Berufung und alles Wohlgefallen seiner Gütigkeit und das Werk des Glaubens in Kraft erfülle, 12 damit der Name unseres Herrn Jesus [Christus] verherrlicht werde in euch, und ihr in ihm, nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.

Der Apostel beschließt den einleitenden Abschnitt des Briefes mit einem Wort der Ermunterung, indem er ihnen sagt, was er für sie betet. Nach der Beschreibung der Ruhe und der Herrlichkeit des kommenden Königreichs, zu dem wir in Verbindung mit Christus berufen sind, betet er dafür, dass die Heiligen sich ihrer hohen Berufung würdig verhalten. Könnten wir doch mehr die Realität und die Größe dieser Berufung – dass wir an der Herrlichkeit Christi teilhaben werden – begreifen! Dann würden wir eine klarere Trennung von dieser Welt und ihrer vergänglichen Schönheiten vollziehen.

Ferner betet der Apostel dafür, dass Gott in uns „alles Wohlgefallen seiner Gütigkeit“ erfülle. Wir sind nicht auf der Erde, um unser Fleisch zu erfreuen, sondern wir haben das große Vorrecht, zur Freude Gottes auf der Erde zu sein. Der Herr, dessen Handlungen immer vollkommen waren, konnte sagen: „Ich tue allezeit das ihm Wohlgefällige“ (Joh 8,29). Leider tun wir nur zu oft Dinge, die uns selbst gefallen! In Anbetracht des Vorbilds des Herrn und des Gebets des Apostels, sollten wir uns selbst herausfordern und uns fragen: „Sind unsere Gedanken, Worte und Handlungen Gott wohlgefällig, zu seiner Freude, und stimmen sie mit seiner Gütigkeit überein?“ Lasst uns daran denken, dass das Gott Wohlgefällige nur gut sein kann und immer zu unserem Besten dient.

Außerdem möchte der Apostel, dass „das Werk des Glaubens“ – das, was Gott uns zu tun aufgetragen hat – durch die Kraft, die Er darreicht, ausgeführt werde. Diese Kraft wird benötigt, um das Werk des Glaubens fortzuführen. Wir würden gern Kraft haben, um mit unseren Feinden und allen, die uns entgegenstehen und uns verletzen, fertig zu werden. Das ist jedoch des Herrn Werk. Er wird bei seinem Erscheinen durch die „Herrlichkeit seiner Stärke“ (2Thes 1,9) mit ihnen abrechnen.

Das Gebet des Apostels schließt mit dem Wunsch, dass der Name unseres Herr Jesus Christus jetzt schon in den Heiligen verherrlicht werde. Christus wird am Tag seiner Herrlichkeit in seinen Heiligen verherrlicht werden, doch es gefällt Gott, dass der Name Christi auch zu der Zeit seiner Verwerfung in den Heiligen verherrlicht wird. Das Fleisch möchte sich selbst verherrlichen. Wenn wir Widerstand erleben und verletzt werden, verteidigen wir uns gern. Aber unsere Aufgabe und unser Vorrecht ist es, nur danach zu trachten, dass Christus verherrlicht wird. Seine Herrlichkeit fordert, dass wir so handeln, wie Er handelte: „… der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1Pet 2,23). Dafür benötigen wir allerdings viel Gnade; daher schließt der Apostel sein Gebet mit dem Wunsch, dass wir Christus verherrlichen „nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus“. Wir benötigen Kraft, um das Werk des Herrn zu tun, und Gnade, um Christus zu verherrlichen.

So wird uns in diesem ersten Teil des Briefes ein wunderschönes Bild der moralischen Charakterzüge gemalt, die Gott in den Gemeinden seiner Kinder sehen möchte. Er möchte, dass alle seine Kinder sich durch einen ständig wachsenden Glauben auszeichnen, durch überströmende Liebe zueinander, durch Ausharren in Drangsalen, durch einen Wandel würdig ihrer Berufung, durch Trachten nach dem Wohlgefallen Gottes, durch Ausharren im Werk des Glaubens und – vor allen Dingen – durch eine [geistliche] Verfassung, die den Herrn Jesus Christus verherrlicht. Wir wissen, dass wir einer solchen Beschreibung weit hinterherhinken, aber so haben wir wenigstens das vollkommene Modell vor unserem inneren Auge.

Nächster Teil


Aus The Second Epistle to the Thessalonians. An Expository Outline

Übersetzung: Christel Schmidt


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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