Psalm 107

Hamilton Smith

© SoundWords, online seit: 25.03.2014, aktualisiert: 29.01.2018

Das Volk Israel wird als wieder in seinem Land versammelt betrachtet und dazu aufgerufen, die Güte des HERRN zu preisen, wie sie sich insbesondere durch Gottes Wege mit dem Volk und auch durch seine Wege mit der Menschheit im Allgemeinen (Ps 107,8.15.21.31) zeigt.

Verse 1-3

Ps 107,1-3: 1 Preist den HERRN, denn er ist gut, denn seine Güte währt ewig! 2 So sollen die Erlösten des HERRN sagen, die er aus der Hand des Bedrängers erlöst hat 3 und die er gesammelt hat aus den Ländern, von Osten und von Westen, von Norden und vom Meer.

Das Thema des Psalms ist die Güte des Herrn und seine ewig währende Gnade. Israel, das erlöst wurde aus der Macht des Feindes und aus jeder der vier Himmelsrichtungen wieder versammelt wurde, wird dazu aufgerufen, diese Güte zu preisen.

Der Hauptteil des Psalms beschreibt die verschiedenen Begebenheiten in der Geschichte Israels und der gesamten Menschheit, in denen sich die Güte des Herrn an seinen Wegen mit den Menschen gezeigt hat.

Verse 4-9

Ps 107,4-9: 4 Sie irrten umher in der Wüste, auf ödem Weg, sie fanden keine Wohnstadt. 5 Hungrig waren sie und durstig, es verschmachtete in ihnen ihre Seele. 6 Da schrien sie zu dem HERRN in ihrer Bedrängnis, und aus ihren Drangsalen errettete er sie. 7 Und er leitete sie auf rechtem Weg, dass sie zu einer Wohnstadt gelangten. 8 Mögen sie den HERRN preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern! 9 Denn er hat die dürstende Seele gesättigt und die hungernde Seele mit Gutem erfüllt.

Zuerst wird der Mensch als Wanderer betrachtet, der in einer wüstenartigen Welt einen Ruheplatz sucht. All seine Bemühungen führen nur zu einer durstigen Seele: „Hungrig waren sie und durstig, es verschmachtet in ihnen ihre Seele.“ Die Wege des Herrn lassen uns die Erfahrung machen, dass es in dieser unruhigen Welt nichts gibt, was die Seele sättigen kann. In der Tiefe ihrer Not schreien die Menschen zu dem Herrn, um zu entdecken, dass Er sie „auf rechtem Weg“ leiten kann. Das bringt sie zu Gottes Ruhe – „zu einem bewohnten Ort“. So entdecken wir die Güte des Herrn, der die dürstende Seele sättigt und die hungernde Seele mit Gutem erfüllt.

Verse 10-16

Ps 107,10-16: 10 Die Bewohner der Finsternis und des Todesschattens, gefesselt in Elend und Eisen: 11 Weil sie widerspenstig gewesen waren gegen die Worte Gottes und verachtet hatten den Rat des Höchsten, 12 so beugte er ihr Herz durch Mühsal; sie strauchelten, und kein Helfer war da. 13 Da schrien sie zu dem HERRN in ihrer Bedrängnis, und aus ihren Drangsalen rettete er sie. 14 Er führte sie heraus aus der Finsternis und dem Todesschatten und zerriss ihre Fesseln. 15 Mögen sie den HERRN preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern! 16 Denn er hat zerbrochen die ehernen Türen, und die eisernen Riegel zerschlagen.

Zweitens werden die Menschen in ihrer Gesetzlosigkeit betrachtet, in ihrer Widerspenstigkeit gegen die Worte Gottes und ihrer Verachtung seines Rates. Wie oben beschrieben, war die Seele der Menschen hungrig und durstig; hier wird beschrieben, wie durch den Widerstand gegen Gott der Geist der Menschen in die Finsternis gerät, unter das Todesurteil und unter die Knechtschaft durch den Feind. Das Herz wird gebeugt und niedergeschmettert, und es ist kein Helfer da. Dann schreien die Menschen in ihrer Not zu dem Herrn, um festzustellen, dass Er sie in seiner Güte aus der Bedrängnis errettet, so dass sie Ihn dafür preisen können, dass Er ihnen die Freiheit gebracht hat.

Verse 17-22

Ps 107,17-22: 17 Die Toren leiden wegen des Weges ihrer Übertretung und wegen ihrer Ungerechtigkeiten. 18 Ihre Seele verabscheut jede Speise, und sie kommen bis an die Pforten des Todes. 19 Dann schreien sie zu dem HERRN in ihrer Bedrängnis, und aus ihren Drangsalen rettet er sie. 20 Er sendet sein Wort und heilt sie, und er befreit sie aus ihren Gruben. 21 Mögen sie den HERRN preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern 22 und Opfer des Lobes opfern und mit Jubel erzählen seine Taten!

Drittens können die Menschen wegen ihrer Torheit und ihrer Übertretungen körperlich leiden müssen, bis sie dem Tode nahe sind. Dann schreien sie in ihrer Qual zu dem Herrn, der sein heilendes Wort schickt, um sie vor dem Tod zu retten, damit sie den Herrn für seine Güte preisen und seine Wunder verkünden können (s. Lk 8,38.39).

Verse 23-32

Ps 107,23-32: 23 Die sich auf Schiffen aufs Meer hinabbegeben, auf großen Wassern Handel treiben, 24 diese sehen die Taten des HERRN und seine Wunderwerke in der Tiefe: 25 Er spricht und bestellt einen Sturmwind, der hoch erhebt seine Wellen. 26 Sie fahren hinauf zum Himmel, sinken hinab in die Tiefen; es zerschmilzt in der Not ihre Seele. 27 Sie taumeln und schwanken wie ein Betrunkener, und zunichtewird all ihre Weisheit. 28 Dann schreien sie zu dem HERRN in ihrer Bedrängnis, und er führt sie heraus aus ihren Drangsalen. 29 Er verwandelt den Sturm in Stille, und es legen sich die Wellen. 30 Und sie freuen sich, dass sie sich beruhigen, und er führt sie in den ersehnten Hafen. 31 Mögen sie den HERRN preisen wegen seiner Güte und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern 32 und ihn erheben in der Versammlung des Volkes, und in der Sitzung der Ältesten ihn loben!

Viertens werden die Menschen durch die Lebensumstände geprüft. Während die Menschen mit den Geschäften dieser Welt zu tun haben, begegnen sie den Stürmen des Lebens und werden mit Schwierigkeiten konfrontiert, zuweilen bis sie mit ihrer Weisheit am Ende sind. Dann schreien sie zu dem Herrn und stellen fest, dass Er den Sturm stillen und sie in den ersehnten Hafen führen kann, damit sie den Herrn für seine Güte preisen und Ihn in der Versammlung seines Volkes erheben können.

So dürfen wir den Weg sehen, den Gott mit seinem Volk genommen hat, so dass es, indem es seine eigene Schwäche begreift, die Güte des HERRN entdecken kann. So geht Gott mit der Seele, dem Geist, dem Körper und den Lebensumständen der Menschen um, damit sie ihre Hilfe in der Güte und ewig währenden Gnade des HERRN finden und erkennen.

Verse 33-42

Ps 107,33-42: 33 Er macht Ströme zur Wüste und Wasserquellen zu dürrem Land, 34 fruchtbares Land zur Salzsteppe, wegen der Bosheit derer, die darin wohnen. 35 Er macht zum Wasserteich die Wüste und dürres Land zu Wasserquellen; 36 und er lässt Hungrige dort wohnen, und sie gründen eine Wohnstadt. 37 Und sie besäen Felder und pflanzen Weinberge, die Frucht bringen als Ertrag; 38 und er segnet sie, und sie mehren sich sehr, und ihr Vieh lässt er nicht wenig sein. 39 Und sie vermindern sich und werden gebeugt durch Bedrückung, Unglück und Jammer. 40 Er schüttet Verachtung auf Fürsten und lässt sie umherirren in pfadloser Öde; 41 und er hebt den Armen empor aus dem Elend und macht seine Familien den Herden gleich. 42 Die Aufrichtigen sehen es und freuen sich, und alle Ungerechtigkeit wird ihren Mund verschließen.

Darüber hinaus gibt es noch die allgemeinen Wege Gottes, auf denen Er die Welt führt. Einerseits lässt Gott vielleicht den Wohlstand eines Landes veröden und verwüsten aufgrund der Bosheit derer, die es bewohnen (Ps 107,33.34); andererseits aber kann Er in seiner Fürsorge für die Hungrigen Wachstum und Gedeihen schenken (Ps 107,35-38). Doch der Mensch ändert sich nicht: Wenn die Hungrigen gesättigt werden und an weltlichem Besitz zunehmen, fangen sie ihrerseits an, andere Menschen zu unterdrücken und zu quälen; und daher werden sie auf Gottes Wegen wieder gebeugt und dezimiert (Ps 107,39).

Gott nimmt die Sache der Unterdrückten auf; Er schüttet Verachtung auf Edelleute und hebt die Armen „empor aus dem Elend“.

So zeichnen sich die Wege Gottes mit den Menschen durch Heiligkeit aus, die der Bosheit nicht gleichgültig gegenübersteht; durch Barmherzigkeit, die die Hungrigen versorgt; durch Gerechtigkeit, die mit der Unterdrückung abrechnet; und durch Mitleid, das sich der Sache der Armen annimmt. Wer kann diesen Wegen Gottes widersprechen? „Die Aufrichtigen sehen es und freuen sich, und alle Ungerechtigkeit muss ihren Mund schließen.“

Vers 43

Ps 107,43: Wer weise ist, der wird dies beachten, und verstehen werden sie die Gütigkeiten des HERRN.

So sind die Wege Gottes in seiner Güte und Gnade. Die Weisen, die diese Dinge beachten, werden die Güte und die Liebe des Herrn verstehen.

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Übersetzung: S. Bauer


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